Sie sind hier : Startseite →  Historie und Geschichte→  60 Jahre Fernseh-Geschichte→  Fernsehhistorie 18 (1963)

60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007

1963 - Polaroid-Kamera für Farbbilder

Was für ein Jahr. Zwischen den USA und der Sowjetunion wird eine direkte Telefonverbindung, der so genannte "heiße Draht" installiert. Edwin Land stellte seine Polaroid-Kamera für Farbbilder vor (für Schwarzweiß-Bilder gab es sie seit 1959). Ingmar Bergmann dreht seinen hoch erotischen Film "Das Schweigen", Alfred Hitchcock "Die Vögel" und Fellini seinen weltberühmten Film "81/2". Aber auch filmtechnisch hatte das Jahr viel zu bieten. Der Schmalfilm boomt.

Neue 8-mm-Filmkameras kommen auf den Markt, und in der FKT stellt man die Qualitätsanforderungen an den farbigen Schmalfilm. Die wichtigsten Anforderungen sind dabei ein großer Belichtungsspielraum, gute Grau- und Farbtöne, eine hohe Auflösung bei feinem Korn – und all das soll der neue Schmalfilm Agfacolor CT 13 S bieten, der in einem umfangreichen Artikel beschrieben wird.

 

Vorgestellt wird der neue Philips-Projektor "FP 20", ein Projektor, der als Einzelmaschine im Kino eingesetzt wird und das gesamte Filmmaterial einer Vorstellung aufnimmt. Als Lichtquelle wird eine Impulslampe verwendet. Einstellung von Bildstrich und Bildschärfe erfolgen vom Saal aus (Bild 54).

 

Am 1. Februar 1963 wurde in Berlin die deutsche Kinemathek gegründet. Veröffentlicht in der April-Ausgabe ist die Festansprache von Professor Dr. Narath.

 

In der gleichen Ausgabe findet sich die erste Erwähnung einer Metallhalogendampflampe mit 1000 W von Philips für Studioanwendungen. Allerdings sagte man damals zu den ersten auf den Markt kommenden Lampen dieses Typs "Jodlampe". Und der Autor bemerkt abschließend sehr richtig, dass solchen Lampen in der Film- und Fernsehaufnahmetechnik eine bedeutende Zukunft vorausgesagt werden kann.

Die "Arriflex 16 M", eine Magazinkamera

Mit der "Arriflex 16 M" wurde eine ausgesprochene Magazinkamera geschaffen. Für dieses neue Modell standen seinerzeit Magazine für 60 m und 120 m zur Verfügung, ein 360-m-Magazin kam später hinzu. Die Kamera war mit einem fliehkraftgeregelten Gleichstrommotor angetrieben. Ein Blimp für sie war lieferbar. Für synchrone Bild- und Tonaufnahmen wurden der Pilottongeber und die automatische Startmarkierungseinrichtung fest eingebaut (Bild 55).

 

Schon sehr bald nach Einführung der Stereo- Technik in der Schallplattenindustrie wurden Wege gesucht, diese Technik auch für den Film und den Rundfunk nutzbar zu machen. Dabei war die Notwendigkeit gegeben, eine kompatible Technik zu verwenden. Sie ist durch Intensitätsstereophonie zu realisieren. Ein Telefunken-Mitarbeiter beschreibt dafür den Aufbau eines Regietisches mit Stereound Monoreglern. Es wird auch eine Hallzumischung behandelt. Insbesondere wird auf das Problem der Aussteuerungstechnik eingegangen, und es werden die Möglichkeiten ihrer Kontrolle dargestellt. Wie aktuell das Thema doch ist – bis heute.

 

Ein sehr interessanter Beitrag aus den Kodak- Forschungslaboratorien findet sich in der August-Ausgabe der FKT 1963. Dabei wird eine Einrichtung beschrieben, bei der ein Film direkt mit Elektronen belichtet wird. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass der Film in einem Vakuum betrieben werden muss. Tatsächlich waren die Ergebnisse der experimentellen Aufzeichnungsanlage insbesondere im Bereich der Kontrastübertragungsfunktion hervorragend. Allerdings gab es bei den Nachfolgeentwicklungen, wie wir heute wissen, das Problem, den Film innerhalb des Hochvakuums zu halten. Es hat sich später gezeigt, dass ähnlichen Entwicklungen kein Erfolg beschieden war (Bild 56).

Das "Circlorama" in London

Anfang Mai wurde in London ein neues Kino eröffnet, das den Namen "Circlorama" trägt. Der Zuschauerbereich ist ringsum von einer Bildwand umgeben. Das Londoner "Circlorama"- Kino war am Piccadilly Circus. Der kreisrunde Saal hatte einen Durchmesser von 18 m und eine Höhe von 15 m, in seinem inneren Bereich fanden 500 Zuschauer Platz. Die Projektionswand umgab die Besucher ringsherum und hatte einen Kreisumfang von 45 m. Elf Projektoren projizierten ihre Bilder auf je 1/11 der kreisförmigen Bildwand (Bild 57).

 

Ja, es war damals die Zeit der vielen neuen Filmverfahren. Insbesondere Rundum-Kinos fanden großes Interesse. Deshalb entschlossen sich auch – man höre und staune – die schweizerischen Bundesbahnen einen Film zu drehen, in dem für den modernen Eisenbahnverkehr geworben wird. Eine Aufnahmeeinrichtung mit neun Kameras und die notwendigen Hilfsmittel wurden entwickelt, und es wurde mit den Dreharbeiten begonnen. Das Verfahren nannte sich "Circarama" und der im Bild 58 gezeigte Aufbau fand seinen Platz auf einer eigens entwickelten Bahndraisine, die so aufgebaut war, dass die Sicht während der Aufnahmen nach allen Seiten frei war.

Der Autofocus ist ein deutsches Patent

Verfahren und Einrichtungen zur vollautomatischen Scharfeinstellung insbesondere photographischer und Fernsehkameras fanden ihren Weg in den meisten Amateuranwendungen und später auch im professionellen Markt erst Jahrzehnte später. Umso interessanter ist der Beitrag von H. Atorf, in dem er ausführt, welche grundlegenden Patente dafür in Deutschland geschaffen worden waren und die Funktionen dieser Konstruktionen erklärt. Letztendlich haben sich heute ganz andere Techniken aufgrund der verfügbaren Bauelemente durchgesetzt. Aber viele der damals gemachten grundsätzlichen Überlegungen sind nach wie vor spannend zu lesen.

Und es war auch erst im Jahre 1963, als die heute bekannte AB-Film-Schnitt-Technik entwickelt wurde. Diese neue später sehr häufig eingesetzte Schnitt-Technik ermöglicht es, dass Klebestellen auf der endgültigen Theaterkopie nicht mehr sichtbar wurden. Szene für Szene wird aus dem Original herausgenommen und in der richtigen Reihenfolge abwechselnd an die Filmstreifen A und B angeklebt, wobei Schwarzfilm an den Stellen eingeklebt wird, an denen bei der anderen Filmrolle das Originalbild erscheint. Dabei ist zu beachten, dass die Überlappungen in den Klebestellen immer auf dem schwarzen Verbindungsfilm liegen. Das Verfahren bot auch vereinfachte Möglichkeiten für die Erstellung von Film-Überblendungen.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht, und kostenlos natürlich.