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Will Tremper kannte nicht nur Axel Springer und Henry Nannen und Curt Ries und die ganzen (weiblichen) Filmsternchen, er kannte viele sehr bekannte Namen aus der Film-Branche.

Für unse Artikel und Bücher hier im Fernsehmuseum ist besonders interessant, daß Tremper alle unsere anderen wichtigen Film- und Fernseh- Zeitzeugen kannte. Er hatte über Jahre in Berlin für Curt Riess recherchiert und später in Hamburg für Springer und Nannen geschrieben, also für den "stern", den Spiegel, die Bildzeitung und andere Blätter und Magazine. Er kannte die damals bei uns bekannten Namen alle persönlich und kannte somit auch die lustigen und die weniger lustigen bzw. intimen Geschichten der Prominenten und Sternchen sowie der Macher im Hintergrund.
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Ein Vorgang vom Feb. 1994 läßt mich aufhorchen

Im Spiegel (Bereich Kultur) steht im Artikel über den Sohn Tim Tremper (der Artikel ist aus dem Jahr 2000) dieser Satz :

"Will Tremper hängte seine Filmkarriere Ende der sechziger Jahre an den Nagel. Frustriert vom neuen Förderungswesen kehrte er in seinen alten Beruf als Journalist zurück. Unverblümt wetterte der streitbare Schreiber gegen die Filmbranche. Als er Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" (Artikel vom 28. Februar 1994 Wochenendbeilage „Geistige Welt“) verriss, warfen ihm Kritiker (das waren Kollegen aus "Die Welt") sogar "antisemitische Tendenzen" vor."
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Ich habe das etwas genauer recherchiert.

Die Redakteure von "Die Welt" haben sich damals ganz schön blamiert - eigentllich haben sie durch ideologische Dummheit geglänzt. Sie hätten nur die 1993er Biografie von Will Tremper - also seine eigene Biographie - zu lesen brauchen oder nur mal durchblättern müssen, um festzustellen, daß er mitnichten ein Antisemit war oder gar ein Anhänger des 3. Reiches.
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Und daß damals der verantwortliche Leiter des Ressorts (Rainer Zitelmanns) - der den Verriß Will Trempers abgezeichnet hatte - gehen mußte, ist für die damalige Mannschaft genauso peinlich wie die makabre Geschichte im Nov. 2021 um die Professorin in England, die nur darauf hingewiesen hatte, daß die Natur nur zwei Geschlechter kennt und nicht drei, wie die Genderverblendeten uns weismachen oder wahrmachen wollen.
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Jetzt ohne Curt Riess ... - „Die Halbstarken“ (1956)

Seit Jugendjahren bestrebt, zum Film zu kommen, gelangte Will Tremper 1955 in Kontakt mit der „Inter West Film“ von Wenzel Lüdecke (1917–1989). Sein erstes realisiertes Drehbuch, „Die Halbstarken“ (1956), war einer der wenigen Spielfilme der Adenauer-Ära, die sich mit der bundesdeutschen Realität auseinandersetzten und den heraufziehenden Generationenkonflikt thematisierten.

Das von dem Regiedebütanten Georg Tressler (1917–2007) inszenierte Werk begründete den Starruhm von Horst Buchholz (1933–2003) und der Neuentdeckung Karin Baal (1940).
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„Endstation Liebe“ (1957/58)

Einen noch schärferen Blick auf den Alltag von Arbeitern und Kleinbürgern zeigte das Nachfolgeprojekt „Endstation Liebe“ (1957/58) des Teams Lüdecke/Tressler/Buchholz und Will Tremper, das bereits den für letzteren typischen schnoddrigen Humor, lebensnahe Dialoge und genau beobachtete Details enthält.

Nach dem eher konventionellen Drama „Nasser Asphalt“ (1958), in dem Will Tremper seine Erfahrungen mit Curt Riess verarbeitete, ermöglichte ihm ein Fan seiner im „Stern“ unter dem Pseudonym „Petronius“ veröffentlichten Serie „Deutschland, deine Sternchen“ die Produktion des ersten eigenen Films „Flucht nach Berlin“ (1960/1961).

Dieser zählt zu den wenigen westlichen Spielfilmen jener Zeit, die sich mit der deutschen Teilung befassen – ein weiterer zu demselben Thema, „Verspätung in Marienborn“, wurde 1962/63 von Rolf Hädrich (1931–2000) realisiert. Dabei griff Will Tremper die Impulse der internationalen Jungfilmerbewegung jener Jahre – wie sie sich etwa in Gestalt der "Nouvelle Vague" in Frankreich oder des "Free Cinema" in Großbritannien manifestierte – auf: Er behandelte ein aktuelles Thema, drehte spontan, ohne richtiges Drehbuch, ohne Atelier, mit niedrigem Budget und Freunden sowie Laien vor wie hinter der Kamera.
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„Playgirl“ (1965/66) mit Eva Renzi

Seine Position als wichtiger Nachwuchsfilmemacher festigte Will Tremper mit „Die endlose Nacht“ (1962/63) sowie „Playgirl“ (1965/66) mit Eva Renzi (1944– 2005) und Paul Hubschmid (1917–2002), die in ähnlicher Weise entstanden.

Ermöglicht wurde Will Trempers Vorreiterrolle des „neuen“ Kinos und des Autorenfilms in einer Zeit, als es kaum Filmförderung gab, durch unkonventionelle Finanzierungsmethoden: Will Tremper arbeitete weiterhin als gutbezahlter prominenter Journalist insbesondere für Illustrierte, kündigte allerdings aus Werbegründen auch mehr Projekte an, als er letztlich realisieren konnte.

1963 führte er unter dem Pseudonym „Quentin Philips“ bei dem Edgar-Wallace-Krimi „Zimmer 13“ Regie. Von dem Film „Sperrbezirk“ (1966), den er für den Produzenten und Drehbuchautor Ernst Neubach (1900–1968) inszenierte, distanzierte er sich, da die von diesem veränderte Endfassung nicht mehr seinen Vorstellungen entsprach.
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„Erfahrungen in einer verrotteten Industrie“, 1967

Will Trempers Filme zielten stets auf ein breites Publikum, seine Herangehensweise an Themen war weniger intellektuell als die von seiner Praxis als Illustriertenautor geprägte.

Nachdem 1966/1967 viele Nachwuchsregisseure ihre ersten Werke vorlegten, eine starke Politisierung der Gesellschaft einsetzte und das bürokratische Filmförderungssystem in Gang kam, entfremdete sich Will Tremper rasch von der Szene.

1966 noch ausgewiesener Branchenkenner mit der „Zeit“-Serie „Erfahrungen in einer verrotteten Industrie“, 1967 Kolumnist der Zeitschrift „Film“, fand Will Tremper in (kommerziellen) Filmkreisen immer weniger Beachtung.

Dazu trug seine Arbeit für den nun zunehmend angefeindeten Axel-Springer-Verlag bei: Seit 1963 auch Autor von „Bild“, wurde Will Tremper 1968 Textchef der neu erscheinenden Zeitschrift „Jasmin“. Nach dem Mißerfolg seines letzten, in engl. Sprache gedrehten Films „Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?“ (1969/70), zog er sich auf seine Tätigkeit als Journalist, u. a. für „Welt am Sonntag“, und Buchautor zurück.
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DER SPIEGEL schreibt in Ausgabe 43/1966 - Amok gegen Papa

Zuerst kommt ein Zitat von Samel Goldwyn (von MGM)

"Man muß nicht unbedingt ein Verrückter sein, um Filme produzieren zu können - aber es hilft sehr, wenn man es ist."
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Bezogen auf die 5 Artikel in der Zeit und die Klage dagegen :

Was jeder deutsche Kinogänger wissen will, darf Will Tremper und "Die Zeit" nicht mehr schreiben, nämlich die Behauptung - , "bei der deutschen Filmindustrie handele es sich um eine verrottete Industrie".

  • Anmerkung : Ich hätte es eher "korrupt" und "machtmißbräuchlich" genannt


Fünf deutsche Filmproduzenten und ihr Verband erwirkten jetzt beim Landgericht Hamburg vier Einstweilige Verfügungen. Mit der juristischen Breitseite wehrten sich die Produzenten gegen das journalistische Störfeuer, das der Illustriertenschreiber und Filmemacher Will Tremper, 38, seit Juli in der »Zeit« auf sie (oder über sie) abgegeben hatte.
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Schlagzeile : "Erfahrungen in einer verrotteten Industrie"

Ständiger Untertitel der losen Folge "rüder" Tremper-Tiraden: "Erfahrungen in einer verrotteten Industrie". Kommentar der "Deutschen Film-Korrespondenz" in München: "»Amoklauf gegen die ganze Branche".
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  • Anmerkung : Wenn ich den Vergleich eines Einblicks in die damalige Filmindustrie herstelle mit einem Einblick in die EDV- und Software-Industrie nach 1990 und den Krieg um Milliarden, so ist das in etwa gleichzustellen. Insbesondere Microsoft und seine Wettbewerber haben sich durch unendliche Prozesse bekannt gemacht. Und dabei kamen natürlich auch intime Geheimnisse an Licht der Welt, die nie hätten rauskommen sollen.

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Der damals vom Gericht festgesetzte Streitwert entspricht etwa den Produktionskosten eines Tremper-Films: 400.000 Mark. Die Antragsteller produzieren meist teurer - sie sind, bis auf einen, Promotoren von Papas Kino:
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  1.  Artur Brauner ("Die Nibelungen");
  2.  Horst Wendlandt ("Winnetou");
  3.  Franz Seitz ("Der junge Törless" und "Die fromme Helene");
  4.  Luggi Waldleitner ("Das Mädchen Rosemarie");
  5.  Hanns Eckelkamp ("Das Schweigen");
  6.  der "Verband Deutscher Film- und Fernsehproduzenten", vertreten durch Dr. Alexander Grüter.

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Die "Tremperschen Schnoddrigkeiten"

Die Filmfabrikanten mußten sich ganz ohne Zweifel provoziert fühlen durch Trempersche Schnoddrigkeiten wie:
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  • "Die alten Produzenten vom Schlage eines Kurt Ulrich und Atze Brauner haben abgewirtschaftet."
  • "Eckelkamp: hieß das Gerücht, kauft jeden Zimt aus der Nazizeit."
  • "Die deutschen Filmproduzenten pumpen Luft in ihre Kalkulationen."

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  • Anmerkung : Heute wissen wir, daß völlig unbestritten ab 1954 oder etwas später von den obengenannten fast nur noch Film-Müll produziert wurde. (Beispiel "Grün ist die Heide".

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Wir nennen es : Aus der Schule geplaudert ....

Tremper hatte erstmals im Jahre 1959 aus der Branche geplaudert - damals im »Stern« und unter dem Namen »Petronius«. Doch während er in der Serie »Deutschland, deine Sternchen« nur in die Schlafzimmer deutscher Filmschaffender eingedrungen war, wollte er in seiner neuen Serie auch den Geldverkehr deutscher Produzenten bloßlegen. Denn, so Tremper zum SPIEGEL: »Da wird echter Schmu gemacht.«

Für seine neue Serie brauchte der Autodidakt (Kritiker Enno Patalas: »Im derzeitigen deutschen Film ein unmöglicher Typ") nicht mehr durchs Schlüsselloch zu recherchieren: Tremper machte seit Jahren selbst mit - als Autor, Regisseur, Produzent und Verleiher deutscher Filme.

Nachdem er im Laufe der fünfziger Jahre vom deutschen Spielfilm einen eher negativen Eindruck gewonnen hatte (Tremper: »Alles Scheiße"), begann er Drehbücher zu schreiben ("Nasser Asphalt") und ab 1960 selbst zu inszenieren ("Flucht nach Berlin").
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Der »Boulevard-Orson-Welles«

Der »Boulevard-Orson-Welles« (so Kritiker Klaus Hebecker) filmte überwiegend »aus der hohlen Hand« und verpfändete gelegentlich »auch das letzte Hemd« (Tremper). Die folgenden Filme, »Die endlose Nacht« (1963) und »Playgirl« (1965), fabrizierte Tremper dann als sein eigener Produzent.

Weil kein deutscher Verleiher das »Playgirl« wollte, wurde Tremper schließlich auch Verleiher - er vermietete seinen Film selbst an die Kinos.

»Das ist genau der Boulevard-Film, den ich am Kudamm brauche«, urteilte Berlins Kinokaiser Max Knapp über Trempers »Playgirl«. Allein in Knapps »Gloria-Palast« erzielte der Film einen Kinokarten-Umsatz von 150.000 Mark. Und das war damals noch viel Geld - für ein einzelnes Kino.

  • Anmerkung : Dennoch "mochte" Tremper den Chef Knapp des GLORIA Palastes nicht.


Gestärkt durch den Erfolg als Außenseiter, startete Tremper dann zum »Amoklauf gegen die ganze Branche«. »Zeit«-Filmologe Uwe Nettelbeck hatte bei Tremper eigentlich nur »was über die Filmarbeit von Bertelsmann« in Auftrag gegeben. Doch Tremper schlug vor: »Erst mal was anderes«, und tippte seinen Erfahrungsbericht.

Daß ausgerechnet »Das deutsche Weltblatt« (so der selbstverliehene Untertitel der »Zeit") Trempers Tiraden Platz machte, empfanden die attackierten Fabrikanten als besonders schmerzlich. Dr. Grüter: »Gegen das Grüne Blatt' hätten wir nicht geklagt. Gegen die Angriffe in einem so seriösen Blatt mußten wir uns wehren.«
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Dann eben : »Erfahrungen in einer gewissen Industrie«

Wehren wollen sich freilich auch Tremper und "Die Zeit" ...... Der Verlag Gruner + Jahr hat gegen den Hamburger Gerichtsbeschluß Rechtsmittel eingelegt,

Tremper selbst sammelt neues Material. Derweil soll die Artikelfolge weiterlaufen - mit dem korrigierten Untertitel »Erfahrungen in einer gewissen Industrie«. Nettelbeck: »In der letzten Folge soll Tremper dann über seine eigene Art schreiben.«

Zu diesem Artikel könnten die beleidigten Produzenten Unterlagen liefern. Denn sie wollen nicht nur alle juristischen Möglichkeiten nutzen (Strafanzeige und Klage auf Widerruf sind bereits angedroht), sie wollen Tremper auch polemisch treffen.

Ende vergangener Woche hat der Produzenten-Verband ein Zehn-Seiten- Manuskript (oder auch Pamphlet) vollendet, Thema: Tremper. Titel: »Der schlechteste Kronzeuge der Welt.« Textprobe: »Scherben kennzeichnen Trempers Weg durch den Film.«
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Nachtrag in 2021 :

Jetzt fehlt noch die Information, was draus geworden war.
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