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Hier beginnt das 1, Kapitel mit der Biografie von Erhard Milch
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Kriegsende und Kapitulation - 4. Mai 1945
Die Fliegerabteilung
Feldmarschall Erhard Milch wußte, daß seine Gefangennahme bevorstand. Er legte seine Dienst-Uniform mit allen Auszeichnungen an, die er in zwei Weltkriegen errungen hatte.
- Anmerkung : Im vollen Wissen, daß er jetzt den Siegern und deren Macht und Gewalt gegenüber steht, ist das Protzen mit diesen Auszeichnungen aus meiner Sicht bereits eine vermeidbare Provokation gewesen, denn die Auszeichnungen sind ja der Beweis, daß er diesen Siegern früher übel mitgespielt hatte. Das hätte er so nie machen dürfen. Und die Engländer wußten, wer Feldmarschall Milch war.
Seine Anwesenheit im Schloß von Sierhagen, einem kleinen Ort bei Neustadt in Norddeutschland (zwischen Grömitz und Timmendorfer Strand), war dort jedermann bekannt. Das machte nichts, denn der Krieg war fast vorbei: Montgomery stand in Lübeck, die Amerikaner waren in Weimar und die Russen in Rostock.
Am Mittag des 4. Mai 1945 erschienen zwei britische Soldaten auf dem Gut, und wenige Minuten später standen sie dem untersetzten Feldmarschall gegenüber, der gerade beim Essen war.
Sie entwaffneten ihn und fuhren mit ihm in seinem Daimler-Benz 190 davon. Ungefähr eine halbe Stunde später erreichten sie ein Dorf, in dem eine Einheit der Royal Artillery ihren Gefechtsstand errichtet hatte; man bot ihm eine Zigarette an, und ein Major fuhr ihn nach Neustadt, der nächsten größeren Stadt.
Die beiden Soldaten, die ihn gefangengenommen hatten, kehrten unterdessen nach Sierhagen zurück und durchsuchten seine Unterkunft nach Wertsachen; in ihre Taschen stopften sie zwei goldene Uhren, seinen massiv goldenen Feldmarschallstab und ein goldenes Zigarettenetui mit Widmung von Hermann Göring.
Bis vor kurzem war Milch nach Göring noch erster Mann in der Luftwaffe gewesen.
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Die Versenkung der »Cap Arkona«, »Deutschland« und »Thielbek«
Vom alten Glanz der deutschen Militärmacht war in Neustadt (an der Ostsee) nicht mehr viel zu sehen. Den britischen Truppen hatte sich in Norddeutschland manches furchtbare Bild geboten, und selten hatten sie Schlimmeres gesehen als in dieser Stadt.
Kommando-Einheiten waren am Tag zuvor nach Neustadt gekommen. Gerade hatten alliierte Jagdbomber vor der Küste drei Transportschiffe - »Cap Arkona«, »Deutschland« und »Thielbek« - versenkt, obwohl diese deutlich die weiße Flagge zeigten. Sie hatten Konzentrationslager-Insassen und Flüchtlinge, jedoch keine Truppen, nach Westen gebracht, und die Leichen Ertrunkener trieben zu Hunderten in der Bucht, als die Kommando-Truppen eintrafen.
- Anmerkung dazu : Die Menschen auf den drei Schiffen (Lagerinsassen und andere Gefangene) mußen deutsche Uniformen anziehen und sich deutlich sichtbar auf den Oberdecks aufhalten, damit sie von den englischen Piloten deutlich gesehen werden konnten. Die deutschen Besatzungsmitglieder hatten die Schiffe bereits verlassen. Das erkannten die englischen Piloten aber erst vielzu spät, nachdem sie die wehrlosen Schiffe mit den vermeintlichen deutschen Soldaten erfolgreich bombardiert hatten. Von diesen Vorgängen in den letzten Kriegstagen gibt es in englischen Kriegs-Archiven sehr genaue Schilderungen und auch Fotos, weil die Piloten damals angeklagt wurden.
weiter im Original-Text :
Deutsche wurden gezwungen, die Toten in einem Massengrab beizusetzen. Die Männer arbeiteten den ganzen Tag lang. Die Atmosphäre war äußerst gespannt, und mehr als ein frischer deutscher Leichnam fand seinen Platz in den Gräbern.
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Die Verhaftung im Ganzen
Am nächsten Tag, dem Tag der Gefangennahme Milchs, besetzten die Briten die ehemalige Unterseeboot-Schule in Neustadt, die zuletzt als Durchgangslager für Gefangene gedient hatte, und die Bilder, die sich ihnen hier boten, lösten bei den Offizieren der Kommando-Einheiten heftigste Reaktionen aus. Das mag eine Erklärung dafür sein, was nun geschehen sollte.
Panzer und gepanzerte Fahrzeuge drängten sich auf dem Marktplatz von Neustadt, als der Mercedes eintraf, der den Feldmarschall in die Gefangenschaft trug. Er wurde einer Kommando-Gruppe übergeben, die ein dunkelhäutiger Feldwebel führte.
Milch wurde unter Bewachung gestellt und in ein Restaurant gebracht, das jetzt als Befehlsstand diente. Der Feldwebel setzte Milch davon in Kenntnis, daß sein Kommandeur es schätze, wenn man vor ihm strammstehe. Milch, der vor sechs Monaten einen schweren Autounfall erlitten hatte und seither Invalide war, antwortete: »Dann lassen Sie sich von mir nicht davon abhalten, Haltung anzunehmen, wenn Sie wollen.«
Der Offizier, der einen Augenblick später hereinmarschierte, war ungefähr 1,75 Meter groß. Er trug die gleiche Kommando-Uniform wie seine Männer, war aber an seinen Rangabzeichen als General kenntlich. Er blieb vor Milch stehen, die Hände in die Hüften gestemmt. Seine Haltung erinnerte Milch unwillkürlich an Graf Ciano, den toten italienischen Außenminister.
Der Kontrast zwischen dem Engländer und dem Feldmarschall in voller Uniform mit Goldlitze und dem Marschallstab hätte nicht stärker sein können. Der General rief seinen Männern einen Scherz zu, dann blickte er Milch an und fauchte, daß alle deutschen Generale Verbrecher seien - sie alle trügen die Schuld an den Konzentrationslager-Greueln.
Milch wies darauf hin, daß er der deutschen Luftwaffe angehöre. Sein Blick richtete sich auf das grüne Barett des Offiziers und auf sein Schulterabzeichen: »Commandos«. Plötzlich riß ihm der Brite den Marschallstab aus der Hand, und bevor Milch sich verteidigen konnte, begann er ihn wie von Sinnen auf den Hinterkopf zu schlagen.
Milch taumelte und stürzte zu Boden. Er rief: »Herr General! Ich bin Offizier - Feldmarschall!« Aber der Hagel von Schlägen hörte nicht auf; aus einer Wunde an der Schädelbasis blutend, begann Milch das Bewußtsein zu verlieren. Durch den Nebel vor seinen Augen sah er, wie die anderen Soldaten ihre Waffen auf ihn richteten. Der Stab zersplitterte und brach entzwei.
Der Brigadegeneral ergriff eine leere Sektflasche, die auf dem Tisch stand, und hob sie hoch, um damit weiterzuschlagen. Der Schlag traf Milchs Unterarm mit solcher Gewalt, daß ein Arzt noch mehrere Tage danach einen schweren Bluterguß feststellte. Dann war der Überfall zu Ende. Das Gesicht dieses Offiziers vergaß Milch nicht. »Leider«, schrieb er, »habe ich nie seinen Namen feststellen können.«
- Anmerkung : Diese obige Story ist nirgendwo verifiziert. Und die englische Armee führte genauestens Protokoll, auch über zu tadelnde Auswüchse ihrer Offiziere. Es gab da ein Schiff mit Gefangenen und Verbrechern und jüdischen Emigranten auf dem Weg nach Australien. Dort sind die Verbrechen der englischen Begleit-Soldaten aufs genaueste zu Protokoll gegangen.
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In der Unterseebootschule - tote und todkranke Lagerinsassen
Seine Einführung in das Gefangenenleben war jedoch noch nicht abgeschlossen. Mit einem Jeep brachte man ihn in die Unterseebootschule. Dort packten ihn vier Mann an Händen und Füßen und trugen ihn, mit dem Gesicht nach unten, in das Depot.
Mit vorgehaltener Waffe zwang man ihn dann, das Inferno zu betrachten, während britische Offiziere den Gefangenen zuriefen: »Das ist euer Feldmarschall - dem verdankt ihr alles!«
Milch kannte den Anblick vieler entsetzlicher Szenen nach Luftangriffen auf Berlin und andere Städte, aber hier drehte sich ihm dennoch der Magen um. »Es war ein schauerlicher Anblick - tote und todkranke Lagerinsassen, bekleidet mit Marineuniformen, lagen im Freien umher und in den Exerzierhallen.«
Wie er selbst schrieb, war jetzt er an der Reihe, sich als Deutscher zu schämen. Ein paar britische Unteroffiziere wechselten einander darin ab, ihn von hinten zu treten und zu mißhandeln. Der dolmetschende Feldwebel schrie Milch an: »Soll ich denen meine Waffe geben?« Unbewegt erwiderte Milch: »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich weiß jetzt, wem ich in die Hände gefallen bin.«
In einer der Hallen schleuderte ein Offizier Milchs Mütze den Gefangenen hin. »Geh und hol deine dreckige Mütze«, befahl er. Milch rührte sich nicht. Kurz darauf hob ein schon etwas älterer Feldwebel der britischen Armee die Mütze auf, bürstete mit seinem Ärmel den Schmutz ab, gab sie ihm wieder und flüsterte, nur für ihn selbst hörbar: »I beg your pardon, Sir.«
Milch dankte ihm. Noch an diesem Tag übergab man ihn einem schottischen Regiment in Lübeck. Dort bekam er gutes Essen und einige Zigarren.
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- Anmerkung : Die Amerikaner hatten durch ihren Geheimdienst erste Vorahnungen, was in den befreiten Konzentrationslagern zu erwarten war. Die Engländer wollten das alles nicht glauben und waren dann beim ersten Eintreffen absolut geschockt, was sich ihnen da an grausigen Bildern bot. Die Lagerinsassen mußen deutsche Uniformen anziehen und sich auf den drei Schiffen auf den Oberdecks aufhalten, damit sie von den Piloten deutlich gesehen werden konnten. Das wußten die Engländer aber erst, nachdem sie an Land voran kamen und diese Greuel sahen. Da kam ihnen der zweitoberste Feldmarschall gerade recht, um ihren aufgestauten Zorn loszuwerden.
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Es gab Ende 1948 ein Nachspiel
Der Unterschied zwischen diesen Männern und den Kommandotruppen war gewaltig. Was auch der Grund für das schändliche Verhalten der Green Berets gewesen sein mochte, es hatte ein bemerkenswertes Nachspiel.
Ende des Jahres 1948 erschien ein R.A.F.-Oberstleutnant im Nürnberger Gefängnis und sagte, er sei auf persönliche Veranlassung König Georgs VI. entsandt worden, um sich für das Verhalten britischer Soldaten an jenem Maitag des Jahres 1945 zu entschuldigen.
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Jetzt zu Erhard Milch - geboren in Wilhelmshaven 30. 03. 1892
Erhard Milch wurde an einem Nachmittag des Jahres 1892 in Wilhelmshaven geboren. Im städtischen Archiv befindet sich die am nächsten Tag ausgefertigte Geburtsurkunde: »Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, der Kaiserliche Marine-Apotheker Anton Georg Hugo Milch, wohnhaft zu Wilhelmshaven, Peterstraße 4, evangelischer Religion, und zeigte an, daß von der Clara Auguste Wilhelmine Milch, geborenen Vetter, seiner Ehefrau evangelischer Religion, wohnhaft bei ihm, am 30. März des Jahres 1892, nachmittags um 3.45 Uhr ein Kind männlichen Geschlechts geboren worden sei, welches die Vornamen noch nicht erhalten habe.«
Clara Milch war der Mittelpunkt der Familie, und ihre vier Kinder beteten sie an. Sie teilten ihre Vorliebe für Tennis und Schwimmen, für Pferde und Reitsport. Zu Kaisers Geburtstag führte sie ihre Kinder in die Konditorei und bestellte zur Feier dieses Tages Windbeutel mit Schlagsahne und eine Tasse Schokolade.
Fast in jedem Sommer kam der Großonkel Carl Bräuer aus Berlin zu Besuch. Er brachte den Kindern Geschenke mit und kaufte ihnen ein Vanille-Eis an den Eiskarren, die Italiener damals durch die Straßen von Wilhelmshaven schoben. So wuchsen die Kinder heran, erfüllt von gleich großer Bewunderung für den Kaiser und ihren Onkel Carl.
Als er fünfzig Jahre später vor Gericht um sein Leben kämpfte, sagte Milch: »Sowohl als Offizier wie auch schon in meinem Elternhaus war die Treue zu Kaiser und Vaterland die einzige politische Belehrung, die ich erhalten habe.«
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Umzug nach Berlin
Als Erhard Milch sechs Jahre alt war, trat er in die Grundschule des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Wilhelmshaven ein. Im Sommer 1905 schied Vater Anton Milch aus der Marine aus und erwarb eine Apotheke in Gelsenkirchen, wohin er mit seiner Familie umzog. Die Einnahmen waren gering, und seine Pension reichte für den Lebensunterhalt nicht aus.
Als Frau Milch von ihrem Onkel ein Haus in der Königsallee in Berlin geerbt hatte, ging Frau Milch mit den Kindern nach Berlin, und vom Gymnasium der Ruhrgebietsstadt wurde Erhard Milch an das traditionsreiche Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin versetzt, an dem er Anfang 1910 (mit 18 Jahren) das Reifezeugnis erwarb.
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Geprägt von den Gesprächen mit seiner Großmutter
Das Leben in Berlin unterschied sich sehr von den bescheidenen ersten Jahren in Wilhelmshaven. Milchs späterer Nationalismus rührte zu einem großen Teil gewiß aus den Gesprächen her, die er in der Kindheit mit seiner Großmutter führte.
In allen Einzelheiten konnte sie ihm von der Berliner Revolution anno 1848 erzählen, die sie als kleines Mädchen erlebt hatte. Ihr Vater hatte als Soldat selbst mitgeholfen, den Aufstand niederzuwerfen.
Sie war bedingungslos kaisertreu, und mit dem Sturz der Monarchie nach dem großen Krieg verlor sie die Lust am Leben. Zu ihrem Enkel sagte sie: »Ich mag nun nicht mehr leben, jetzt, da es keinen König von Preußen mehr gibt.« Bald darauf beschloß sie ihr Leben in Würde und Anmut.
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Admiral Ludwig von Schröder, der »Löwe von Flandern«
Der andere Einfluß, der den jungen Milch formte, ging von einem Berliner Nachbarn aus, dem legendären Admiral Ludwig von Schröder, dem »Löwen von Flandern«, der im großen Krieg das Marinekorps befehligte. Sein Sohn Joachim war etwas älter als Erhard Milch.
Rückschauend betrachtete Milch ihn als einzigen engen Freund. Da seine Eltern sich früh getrennt hatten, sah Erhard den Admiral fast als Vater an, ein starkes Verhältnis, das in den zwanziger Jahren zur Reife gelangen sollte.
1910 - freiwillige Meldung zum 1. Fußartillerie-Regiment
Erhard Milch meldete sich vier Tage nach seinem Abitur im Februar 1910 freiwillig zum 1. Fußartillerie-Regiment in der Festung Königsberg. Im Jahre 1913 wurde er zu einem Fortbildungskurs an die Artillerieschule Jüterbog versetzt, in der er sich zum ersten Mal zur Fliegerei meldete; aber nach der Rückkehr zu seinem Regiment wurde das Gesuch von seinem Kommandeur abgelehnt, der ihn mit folgenden Worten tadelte: »Sie hätten mich fragen müssen! Meine Offiziere sind mir zu schade für derlei Narrenpossen !« Dennoch konnte der junge Leutnant im Juli 1914 seinen ersten kurzen Flug zurücklegen.
In den letzten Friedenstagen vor dem Ersten Weltkrieg befand sich Milch auf dem Schießplatz Thorn beim Übungsschießen mit seinem schweren Artillerie-Regiment.
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Der Beginn seines Tagebuches am Tage der Mobilmachung
Am Tage der Mobilmachung begann er ein Tagebuch zu führen. Die
Bände, die seine Eindrücke und Erlebnisse aus diesen Kriegsjahren widerspiegeln, sind unversehrt erhalten. Gegen 9 Uhr eines Abends kam der sächsische Kasino-Unteroffizier angelaufen und keuchte: »Herr Leutnant, die Preußen sind alarmiert!«
Milch erhielt Befehl, sich als Adjutant des IL Reserve-Bataillons seines Regiments nach Königsberg in Marsch zu setzen und die Mobilmachung durchzuführen. Wenige Tage später marschierten die aktiven Batterien und das I. Reserve-Bataillon zum Einsatz. Milchs Bataillon blieb zur Verteidigung der Festung zurück.
Milch schrieb: »Es waren dies für mich mit die traurigsten Augenblicke meines Lebens; ich sah die anderen sich auszeichnen und ich blieb, ohne ins Feuer zu kommen, bis Kriegsschluß in der Heimat, von allen verlacht und über die Achsel angesehen!« Wiederholt, aber vergeblich reichte er Gesuche um Versetzung zu einer kämpfenden Einheit ein.
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Und dann im August 1914 geht es doch in den Krieg
Ende August 1914 zog Milch zum ersten Mal in den Krieg. Sein Bataillon marschierte bei Anbruch der Nacht durch das Sackheimer Tor im Osten der Festung Königsberg (»es war kein romantischer Auszug, wie man sich oft erträumt hatte und wie er in illustrierten Zeitungen abgebildet war«).
Am Fluß Deime in der Gegend von Tapiau gingen sie in Stellung. Am dritten Tag begann ein russischer Angriff auf ihre Linien, und Milchs Bataillon trat ins Feuer. »Zuerst duckte man sich, aber bald ließ man solche Faxen. Es hatte wahrhaftig keinen Zweck. Man war ruhig genug, sich das zu sagen.«
Milch wußte, wie man sich Autorität verschafft, aber er wußte auch, wann man sich gegen Autoritätsmißbrauch zu wehren hatte.
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Übermittlung der Schußfehler bis in den Schützengraben
Mitten im russischen Artilleriefeuer erhielt Milch die erste Dienstpost, seit sein Bataillon aus der Garnison ausgerückt war - einen Eilbrief der Generalinspektion der Fußartillerie aus Berlin.
Der Umschlag enthielt die Schußlisten seiner Batterie von der letzten Thorner Übung. Ihnen wurden zwei Schußfehler nachgewiesen, die sie verbessern und in neuer Reinschrift in doppelter Ausfertigung zurückzureichen hätten.
Milch schickte die alten Listen sofort zurück mit dem Vermerk: »Unseres Wissens ist am 1. August der Krieg ausgebrochen, was wir gehorsamst nach Berlin weitermelden.« »Sie kommen nun nie im Leben in die Generalinspektion«, meinte Milchs Kommandeur, als Milch ihm am Abend beichtete.
Es folgten die Tage der Befreiung Tilsits und der Verfolgung der Russen bis Tauroggen. Damals verstand Milch nicht, daß sie nicht weiter vorstießen; später schrieb er: »Bald merkte auch ich, daß damit Rußland nur einen kleinen Aderlaß erlitten hatte und die großen Massen dieses Riesenreiches erst noch kommen sollten. Zum Glück wußte unsere Führung, Hindenburg und Ludendorff, dies von vornherein: sie verstanden die Bedeutung vom Raum!«
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Noch 1914 - Ostpreußen vom Feind befreit
Nachdem Ostpreußen vom Feind befreit war, wurden Milchs und andere Bataillone vor die russische Festung Ossowiecz verlegt. Als er Befehl zum Marsch nach Ossowiecz erhielt, entdeckte er, daß für die drei Bataillone und ihre 2.000 Pferde kein Proviant bereitgestellt worden war.
Er rief daher einfach das Armee-Oberkommando an und verlangte den Chef des Stabes; er trug die Lage vor und gab auf Verlangen seine morgigen Marschstraßen und Marschzeiten an. Der Offizier, mit dem er sprach, war ungewöhnlich liebenswürdig. Milch schrieb später: »Der Fernsprecher, der die Verbindung hergestellt hatte, sagte mir dann zu meiner größten Überraschung, daß ich mit General Ludendorff persönlich gesprochen hätte.«
Die Proviantkolonnen waren pünktlich am folgenden Tag zur Stelle. Milch vergaß diese Lektion über die Wichtigkeit des unmittelbaren Kontakts zwischen dem Oberbefehlshaber und seinen Truppen nie wieder.
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Februar 1915 - hier den Major Franz kennengelernt
Im Oktober 1914 kam die deutsche Offensive zum Stillstand und verwandelte sich in einen langsamen, schwer erkämpften Rückzug nach Ostpreußen und in die Angerapp-Stellung, in der sie überwinterten.
In den ersten Februartagen des Jahres 1915 wurde Milchs Bataillon nach Norden zur 3. Reservedivision verlegt. Milch ritt jeden Abend zum Befehlsempfang bei der Division und lernte so den Generalstabsoffizier, einen Major Franz, schnell kennen.
Jeder Befehl war kurz und klar, immer war alles bedacht, auch die Leistungsfähigkeit von Mann und Pferd, und über allem stand immer gleichbleibende Ruhe, Selbstbeherrschung und freundliches Verständnis.
Mitte Februar gab Hindenburg den Angriffsbefehl zur Winterschlacht, um einem russischen Angriff aus dem Osten zuvorzukommen. Es kam den Deutschen weniger auf Geländegewinn als auf Zerschlagen der feindlichen Angriffslinien an. So stürmten zwei Bataillone Pommerscher Grenadiere über die vereiste Angerapp und nahmen ohne Artillerievorbereitung das durch drei Schützengräben zäh verteidigte Weedern, eines der wundervollen ostpreußischen Privatgestüte.
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Die Russen kannten das schon 1915 mit der "verbrannten Erde"
Später marschierten sie immer weiter nach Osten in Richtung auf die russische Grenze. Quartiere gab es nicht, die Russen hatten alles niedergebrannt. Es war kalt, und es wehte ein eisiger Wind. Die Straßen hatten sich in eine spiegelnde Eisfläche verwandelt, Geschütze und Fahrzeuge rutschten von einer Straßenseite auf die andere, manches zerbrach und blieb liegen.
Dennoch ging die Verfolgung des III. Sibirischen Korps weiter. Am Abend erhielten sie Befehl, das Dorf Raczki bei Morgengrauen zu nehmen, falls es bis dahin nicht vom Russen geräumt sein sollte.
Es war keine bedeutende Schlacht. Aber auf Milch sollte sie einen unauslöschlichen Eindruck machen. »Bei Morgengrauen traten wir hinter dem Vorkommando den Marsch an. Rechts und links lagen Massen unserer Infanteristen. Ich glaubte erst, sie seien vor Erschöpfung eingeschlafen. Als es aber etwas heller wurde, sah ich, daß sie alle tot waren.
Wir kamen in der Nähe der am Vortag niedergekämpften Batterie vorbei und bogen dann in einen eingeschnittenen Weg dicht vor Raczki ein. Das Bild hier an diesem Wege war noch erschütternder: zu Hunderten lagen dort die Sibirer mit eingeschlagenen Schädeln, der ganze Weg bedeckt, über den die Truppe hinweg mußte.«
Und wenige Tage später schrieb Milch in sein Tagebuch: »Den Weg bis zur Stadt werde ich nicht vergessen, er war mit Leichen von uns und den Russen besät. Die meisten hatten eklige Verwundungen, Kolbenhiebe und Bajonettstiche. Nie hatte ich bis dahin mich so nach dem Frieden gesehnt, wie in diesem Augenblick. Bis auf den Marktplatz von Raczki lagen die Toten, und die dreckige Bevölkerung stand herum, Hände in den Taschen, gleichgültig, ohne Mitgefühl für den Graus ringsherum. All die armen toten Kerle, auch der Feind, tun einem leid; was konnte der einzelne dafür? Um so größer war der Haß gegen die Schuldigen an diesem Krieg.«
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Erhard Milch war vom Fliegen fasziniert
Schon als Schüler hatte ihn das Fliegen fasziniert. Selbstvergessen hatte er die ersten Schauflüge Orville Wrights auf dem Tempelhofer Feld in Berlin miterlebt. Später hatte er an den Johannisthaler Flugtagen teilgenommen und den Atem angehalten, wenn sich die Apparate aus Draht und Segeltuch mühsam und wankend in die Luft erhoben.
Vom ersten Augenblick an hatte er von dem Tag geträumt, an dem er selbst fliegen würde. Am Mittag des 1. Juli 1915 wurde ihm ein Telegramm übergeben: »Auf Befehl des Generals der Fußartillerie im Großen Hauptquartier wird kommandiert Lt. Milch, II. Res. Fußartillerie zur Ausbildung als Flugzeugbeobachter. Sofortige Meldung bei Flieger-Ersatzabteilung in Döberitz. - Stellv. Gen. d. Fußartillerie bei A.O.K. 8.«
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Die Ausbildung als Beobachter in Döberitz bei Berlin
Am nächsten Nachmittag um zwei war er in Döberitz bei Berlin. Seine Ausbildung als Beobachter dauerte nur einige Wochen, dann ging es mit der neu aufgestellten Artillerie-Flieger-Abteilung 204, die sein älterer Regimentskamerad Gustav Nordt führte, nach dem Westen. Ihr erster Flugplatz lag zwischen Metz und Verdun.
Sie flogen eine unbewaffnete Albatros-B-Maschine mit einer Höchstgeschwindigkeit von ungefähr 130 km/h und einer Höhenleistung von 2.000m. Ihre Haupttätigkeit bestand in Artillerieerkundung mit Kamera und Auge und Einschießen der eigenen Artillerie auf verdeckte Ziele.
Milch und seine Kameraden - Männer, die später in der Lufthansa berühmt werden sollten, wie Gustav Nordt, Paul Moosmayer, oder in der Luftwaffe, wie Robert von Greim - waren alle flugbegeistert, und keiner der Unfälle, wie sie bei einer improvisierten Luftwaffe üblich sind, konnte diese Begeisterung dämpfen. Ihre hölzernen Flugzeuge gingen zu Bruch, gerieten in Brand oder fielen bei Regen auseinander.
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März 1916 - Dann ging es ab nach Verdun
Milchs Abteilung wurde nach Verdun verlegt, als sich die deutsche Offensive gerade entwickelte. Als alle anderen Flugzeuge wegen des stürmischen Wetters am Boden bleiben mußten, meldete sich Milch freiwillig zu einem Aufklärungsflug.
Er kehrte mit Ergebnissen zurück, die eine entscheidende Rolle in der Eroberung von Fresnes Anfang März 1916 durch die Deutschen spielten. Diese Tat trug Milch, der inzwischen zum Oberleutnant befördert worden war, sein Eisernes Kreuz I. Klasse ein.
Als die Sommeroffensive der Alliierten an der Somme begann, stellte das deutsche Oberkommando seinen Sturm auf Verdun, der sich längst festgerannt hatte, nicht ein, schickte aber am 13. Juli Verstärkungen an die Somme.
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Die Briten flogen Einsitzer - mit Erfolg
Dort lernte Milch zum ersten Mal die feindliche Luftüberlegenheit kennen. Schon bei seinem ersten Flug über die Schlachtfelder stürzten sich vier britische Einsitzer auf seine Einheit; und dann sah Milch, daß diese vier nicht allein waren. Zum ersten Mal zischten die Phosphorgeschosse durch die verspannten Tragdecks hindurch. Er eröffnete das Feuer mit seinem MG, und mit Mühe schüttelte seine Einheit die Angreifer ab.
Alle Maschinen brachten mehr als 20 Treffer mit - ein unheilkündender Anfang. Milch und seine Einheit mußten jetzt drei Einsätze am Tag fliegen, während sie bei Verdun nie mehr als einmal gestartet waren. Schon am Abend des dritten Tages lagen alle vier Maschinen abgeschossen im Gelände. Die britische Luftüberlegenheit wurde an diesem Frontabschnitt auf zwanzig zu eins geschätzt.
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Hauptmann Boelcke rettete die Situation
Die Ankunft des Hauptmanns Boelcke rettete die Situation. Bald waren er und seine Männer mehr auf der alliierten Seite der Front als auf der deutschen zu finden. Milch, der Boelcke in dieser Zeit viele Male begegnete - sie teilten denselben Flugplatz -, war fasziniert von ihm. Boelcke war sehr bescheiden, aber er hatte unvergeßliche Augen - wie Hermann Göring.
Als die Schlacht an der Somme im Spätherbst ohne Entscheidung endete, wurde Milch wieder versetzt; dieses Mal nach Groß-Auz im Kurland, wo eine große Schule für Artillerie-Flugzeugbeobachter im Aufbau war.
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Im Winter 1916/17 - die Führung hatte die Flugzeuge entdeckt
Als er ankam, stand jedoch alles nur auf dem Papier - ein großes Übungsfeld von etwa 10km2, einige Geschützbatterien und 4.000 Mann in Flieger- und Werftkompanien. Im Laufe des Winters 1916/17 nahm diese gewaltige Anlage Gestalt an.
Milch war der Adjutant des Kommandeurs Eduard Zimmermann, der ihm völlig freie Hand ließ. Als er im nächsten Frühjahr Groß-Auz verließ, waren über 100 Flugzeuge im Betrieb, und mehr als 100 Beobachter wurden gleichzeitig ausgebildet.
Im Winter hatten sie bei einem überraschenden russischen Großangriff mit schnell aufgestellten Fliegerabteilungen der in Bedrängnis geratenen Front geholfen. »Das war damals vielleicht meine schönste Aufgabe«, schrieb Milch in seinen Erinnerungen.
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Juni 1917 - Aufstieg zum Abteilungsführer
Mitte Juni 1917 wurde Milch als stellvertretender Abteilungsführer zur Flieger-Abteilung 5 kommandiert, einer Einheit, die zur 6. Armee gehörte und bei Lille stationiert war.
Mit ihren modernen Fernaufklärern - Rumpier C-IV und C-VII mit dem sehr fortschrittlichen 240 PS-Maybach-Motor - konnten die Flugzeuge Höhen von mehr als 7.000 m erreichen und tief nach Frankreich hinein vorstoßen, bis nach Amiens, Etaples und Abbeville.
Die Maschinen wurden kaum behelligt, als sie die alliierten Vorbereitungen für die Flandern-Offensive fotographierten. Als Milchs Vorgesetzter abkommandiert wurde, war der Oberleutnant Milch bis Ende Juli Führer der Abteilung.
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Die Alliierten Panzer warenmit einer 7,5cm FLAK erledigt worden-
Die Schlacht von Flandern verebbte. Zu einer Zeit hatte der hervorragende Kommandeur der Flieger der 4. Armee Hauptmann Wilberg über mehr als 70 Verbände verfügt, darunter das berühmte, von Manfred Freiherr von Richthofen geführte Jagdgeschwader 11.
Milchs Verband wurde nach Cambrai verlegt, als die Alliierten mit ihrem ersten Panzer-Angriff begonnen hatten. Milch fuhr auf das Schlachtfeld, als alles vorüber war. Die meisten Panzer waren durch ein auf Lastkraftwagen montiertes 7,5cm-Flakgeschütz erledigt worden.
Als er 1935 in einer Position war, die es ihm ermöglichte, selbst an den Entscheidungen über die zukünftige Verteidigung Deutschlands mitzuwirken, führte er das Panzerschießen als wichtige Aufgabe bei der Flak ein12.
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April 1918 - Es geht aufwärts mit Oberleutnant Milch
Am 1. April 1918 wurde Oberleutnant Milch als Anwärter für die Generalstabsausbildung genannt. Einige Monate zuvor hatte sein Kommandeur Zimmermann in einer Beurteilung geschrieben: »Oberleutnant Milch ist ein frischer, energischer, gewissenhafter Offizier, der mit ernster Pflichtauffassung starkes Zielbewußtsein verbindet. Während des Krieges hat er artilleristisch und fliegerisch Hervorragendes geleistet und gezeigt, daß er jeder Aufgabe gewachsen ist. Zum Adjutanten eines Kommandeurs der Flieger oder eines Gruppenführers der Flieger oder zum Offizier z. b. V. einer Fliegerabteilung hervorragend geeignet13.«
Als Vorbereitung auf den Generalstab wurde Milch zuerst zur Infanterie und dann zur Artillerie befohlen, den Komplementärwaffen der Fliegertruppe.
Er wählte das ostpreußische Infanterieregiment 41, das einen kleinen Abschnitt der Front bei Arras hielt, eine gegend, in der nur noch Kirchen und Fabriken als kleine Steinpyramiden in dem bäum- und graslosen Brachland der Front übriggeblieben waren.
Der Gegner war wegen der erwarteten deutschen Frühjahrsoffensive sehr nervös, glaubte an dieser Front an neue Vorstöße und schoß die ganze Nacht mit Artillerie, Granatwerfern und Maschinengewehren Sperrfeuer.
Der Dienst war so geregelt, daß immer ein Bataillon des Regiments in vorderster Stellung lag, ein anderes stand als Eingreifbataillon etwa 300 bis 400m dahinter, das dritte Bataillon befand sich in der sogenannten Ruhestellung 3.000 m hinter der Front.
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Der Frühling 1918 wurde zum Sommer.
In ihrem Tagesablauf änderte sich nichts. Sie sahen keinen Grashalm, sie wurden immer dreckiger und magerer. Anfang Juni 1918 wurde Milchs Kompanie abgelöst. Als sie aus den Gräben abmarschierten und das Gebiet etwa 20km östlich von Arras erreichten, verwandelte sich die Landschaft.
»Es wurde grün und bald kamen Bäume - richtige, schön belaubte Bäume. Da blieben meine Ostpreußen an dem ersten wie auf Kommando stehen und starrten auf den Baum; sie waren so ergriffen, daß ihnen die Tränen in die Augen kamen ...«
Milch wurde zur Feldartillerie bei derselben Division versetzt; er erhielt die 9. Batterie. Am 19. Juli lief sein Kommando zur Erdtruppe ab, und er wurde Nachrichtenoffizier beim Stabe des Kommandeurs der Flieger 17, Hauptmann Stahr.
Erhard Milch wird Hauptmann - und zurück zu den Fliegern
Einen Monat später wurde er selbst zum Hauptmann befördert und sollte bei Stahr seine Kommandierung zur Generalstabsschule in Sedan abwarten. (Dazu kam es jedoch wegen der Frontereignisse nicht mehr.)
Nach zwei Monaten bei Hauptmann Stahr gab man Milch die Führung seiner alten Fliegerabteilung 204, abermals unter den Fittichen des Hauptmanns Wilberg in Flandern. Die Flugzeugtypen waren moderner geworden; die Abteilung war auf elf Maschinen verstärkt, zwei davon waren gepanzert (die Ganzmetallmaschine von Junkers, die Motor, Pilot und Beobachter unter Panzer schützte).
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Die ersten Ganzmetallmaschinen
Die gepanzerten Flugzeuge fanden keine allgemeine Billigung, da ihr größeres Gewicht den Start verlängerte und die Geschwindigkeit erheblich beeinträchtigte; aber Milch war von diesen Flugzeugtypen fasziniert und bald hatte er sich noch weitere fünf davon schicken lassen. Seine Einheit konnte jetzt ohne Verluste Aufklärungseinsätze in nur 50 oder 70m Höhe fliegen.
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September 1918 - ein eigenes Kommando
Als die Briten und Franzosen Ende September 1918 zu ihrem Großangriff antraten, kamen Aufklärungsfotos meist zu spät; deshalb führte Milch ein neues System der taktischen Aufklärung ein, nach dem die Piloten Befehl erhielten, bestimmte Objekte in kurzen Einsätzen einzusehen und zu untersuchen.
Seine Fähigkeit und sein Einfallsreichtum lenkten die Aufmerksamkeit seiner Kommandeure auf ihn. Am 1. Oktober übertrug Wilberg ihm das Kommando der Jagdgruppe 6, deren Kommandeur von einem Einsatz nicht zurückgekehrt war.
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Vertrauen und Optimismus trotz Hunger im Vaterland
Daß diese Zeiten für das hungernde Deutschland sehr schwer waren, wußten sie alle. Aber zumindest in Milchs Verband herrschten Vertrauen und Optimismus. Die deutsche Armee wollte für den Winter in die gut vorbereitete Antwerpen-Maas-Stellung zurückgehen; das Nachdrängen des Gegners hatte an ihrer Front nachgelassen, denn auch er hatte sehr schwere Verluste erlitten - seine Infanterie war müde, und Milch glaubte, daß die deutschen Soldaten den Tiefpunkt überwunden hätten.
»So glaubten wir, das Frühjahr im Felde in brauchbarer Form zu erleben ... Unser Optimismus erhielt noch einen Auftrieb durch eine am 4. November stattfindende Kaiserparade bei Aalst.«
Der 8. November 1918
Am 8. November 1918 war Milch in Anerkennung der fliegerischen Leistungen seines Verbandes vom Führer der 4. Armee, General Sixt von Arnim, zum Abendessen eingeladen worden.
»Es war eine große Unruhe zu bemerken«, schrieb Milch. »Der General wurde häufig abgerufen und sah todernst aus, wenn er zurückkam. Als ich mich früher als üblich abmeldete, teilte mir Wilberg mit, daß in einigen Orten in der Heimat Revolution ausgebrochen sei und bei der Armee morgen der Befehl herauskäme, Soldatenräte zu wählen ...«
11. November 1918
Am 11. November 1918, dem letzten Tag des Krieges, ließ Milch beim Hell werden die Jagdgruppe im offenen Viereck antreten und verlas den A.O.K.-Befehl über die Wahl von Soldatenräten.
Danach hielt er eine Ansprache: er befahl die Armierung aller Personen- und Lastkraftwagen mit Maschinengewehren, ließ die Kriegskasse auffüllen und beschaffte die nötigen Lebensmittel.
Sein Tagebuch verzeichnet für diesen Tag: »9 Uhr von mir Ansprache an alle vier Staffeln. 12 Uhr mittags: Waffenstillstand. Die Bedingungen sind die beste Grundlage für einen zukünftigen Krieg.«
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