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"Das gab's nur einmal" - Der deutsche Film von 1912 bis 1945

Der Schriftsteller Curt Riess (1902-1993 †) hatte 1956 und 1958 zwei Bücher über den Deutschen Film geschrieben. Als Emigrant in den USA und dann Auslands-Korrspondent und später als Presseoffizier im besetzten Nachkriegs-Berlin kam er mit den intessantentesten Menschen zusammen, also nicht nur mit Filmleuten, auch mit Politikern. Die Biografien und Ereignisse hat er - seit 1952 in der Schweiz lebend - in mehreren Büchern - wie hier auch - in einer umschreibenden - nicht immer historisch korrekten - "Roman-Form" erzählt. Auch in diesen beiden Filmbüchern gibt es jede Menge Hintergrund- Informationen über das Entstehen der Filme, über die Regisseure und die kleinen und die großen Schauspieler, das jeweilige politische Umfeld und die politische Einflußnahme. Die einführende Seite finden Sie hier.

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EINUND ZWANZIGSTER TEIL • DIE GESICHTER VON HEUTE
(diese Ergänzung finden Sie erst in der 2. Auflage)

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ALLES HAT SICH VERÄNDERT - (Wir sind noch im Jahr 1956)

Überarbeitet von Gert Redlich im April 2021 - Der Autor Gert Redlich war gerade mal 7 Jahre alt und durfte mit Papa Redlich schon mal mit in solch ein Kino, wenn es etwas zu reparieren gab. An ganz wenige Filmszenen kann ich mich noch erinnern, vor allem an Heinz Rühmann und Lieselotte Pulver - natürlich nur in den jugendfreien Trivial-Schmökern der Nachmittagsvorstellungen. Hier hat Curt Riess als Teil 21 die 60 zu jener Zeit interessantesten Schauspieler zusammengestellt und auch bewertet. Es ist ein Blick auf über 70 Jahre zurück in die Vergangenheit.

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Nur ein Dutzend Jahre sind vergangen seit 1945 ....

Nur ein Dutzend Jahre sind vergangen - und doch ist es uns, den Freunden des Films, manchmal so, als sei das alles, das früher, vor dem Mai 1945, gewesen ist, in Wirklichkeit gar nicht geschehen. Wie hat sich alles verändert!

Da stehen sie, die neuen großen Kinopaläste, die Hochburgen des Films. Scheinwerfer strahlen sie an. Menschenschlangen warten vor den Kassen. Elegante Autos bringen die festlich gekleideten Stars zum Portal. Pressefotografen und Autogrammjäger stürzen sich auf sie. Premiere!

Woche für Woche starten neue Filme. Es wird heute überall in Deutschland gedreht, in Westberlin und in Ostberlin, in Hamburg und in München, in Göttingen und in Wiesbaden. Noch steigt die Zahl der Filme von Jahr zu Jahr. Und die Gagen steigen. Und ...

Und was bekommen wir zu sehen? Wie ist es um den deutschen Film bestellt - heute? Sein Gesicht besteht aus vielen Gesichtern. Manche kennen wir schon gut, manche sind uns neu. Manche werden unvergeßlich bleiben, manche schon morgen vergessen sein. Ein paar Dutzend Gesichter. Gestern waren es andere, morgen werden es wieder andere sein. Die 60, deren Namen heute in großen Lettern auf den Filmplakaten stehen - hier sind sie.

Curt Ries (im Jahr 1956 - als das Kino in Europa auf dem Zenit seiner Entwicklung angekommen war. - Dann kam der Niedergang - der hier beschrieben ist)

Eine weitere Anmerkung aus dem April 2021

Curt Riess hatte mehrere Bücher über den Film geschrieben und er war ein recht guter Schriftsteller. Er kann nämlich fesselnd erzählen und er kannte die Film- und die Schauspielkunst schon alleine durch seine Frau Heidemarie Hatheyer. Ich vermute, daß sie auch ihren Teil zu den Beurteilungen der nachfolgenden 60 Spitzenschauspieler - sowohl der Damen wie auch der Herren - beigetragen hatte. Auf jeden Fall müssen wir immer wieder beachten, es waren die ersten 10 Jahre nach dem katastrophalen Ende des 2.Weltkriges und der deutsche und der internationale Film hatten bis etwa 1956 seine/ihre größten Erfolge - selbst mit den übelsten Schmarren. Mehr über die ganze persönliche Entwicklung schreibt Curt Riess in seiner Biografie.

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HANS ALBERS

Geboren am 22. September 1892 in Hamburg, verheiratet mit Hansi Burg. Was er bis Kriegsende tat, ist Filmgeschichte. Sie steht in unserem Buch. Nach dem Krieg war es nur logisch, daß man ihn, der jahrzehntelang das Publikum in die Kinos gezogen hatte, als einen der Ersten wieder vor die Kamera holte. „... und über uns der Himmel", ein vom amerikanischen Filmoffizier Eric (= Erich) Pommer geförderter Heimkehrerfilm im Trümmermilieu, war sein Wiederbeginn.

Aber wie bei diesem, so zeigte es sich auch bei den folgenden Albers-Filmen („Föhn" mit der Debütantin Liselotte Pulver, „Nachts auf den Straßen" mit Hilde Knef): Als alternder Mann war der blonde Hans kein Erfolg! Also ließen ihn die Produzenten wieder jüngere Rollen spielen, mit strahlendem Sieger-Blick und Seemannssang („Jonny rettet Nebrador", „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins"). Doch er war zu alt für das „Hoppla - jetzt komm ich".

Er mußte mehrere Mißerfolge einstecken. Erst die Gerhart-Hauptmann-Verfilmung „Vor Sonnenuntergang" brachte ihm in der Rolle des Geheimrat Clausen die Wende. Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis ihn das Publikum als „alten Mann" akzeptierte.

Aus dem Draufgänger von einst ist nun einer unserer guten Charakterschauspieler geworden. Er will nur noch einige Filme drehen. Doch das Publikum wird seinen „Rücktritt" nicht erlauben.
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INGRID ANDREE

Geboren am 19. Januar 1931 in Hamburg, unverheiratet. Bei einer Aufführung an der Schauspielschule entdeckte sie Willy Maertens, Intendant des Hamburger Thalia-Theaters, und gab ihr sofort eine anspruchsvolle Rolle in Turgenjews „Ein Monat auf dem Lande". Noch während der Proben erschien ein Bild von ihr in den Tageszeitungen.

Regisseur Rolf Thiele, der für seinen Film „Primanerinnen" aus tausend Bewerberinnen eines Nachwuchswettbewerbes die Hauptdarstellerin heraussuchen sollte, sah das Photo und engagierte die sich sträubende Ingrid mit viel Überredungskunst. Der Film brachte ihr einen großen Erfolg.

Aber sie war kritisch genug, das Theater als wichtiger für ihre künstlerische Entwicklung zu erkennen. Als Colettes „Gigi", Perdita in Shakespeares „Wintermärchen", Abigail in Millers „Hexenjagd" wurde sie gefeierter Star des Hamburger Publikums. Der Film holte sie immer wieder, in weniger guten („O du lieber Fridolin") und guten Rollen („Roman einer Siebzehnjährigen", „Ihr Leibregiment", „Verlobung am Wolfgangsee", „Die liebe Familie").

Eine große Karriere ist ihr sicher. Das beweist ihre Zouzou Kuckuck in der Thomas-Mann-Verfilmung „Felix Krull". Denn sie ist eine Schauspielerin voll ernsthaftem Können - und sie ist ein seltener Typ. Sie ist lieblich, ohne süßlich zu sein, gefühlvoll und modern zu gleicher Zeit.
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EWALD BALSER

Geboren am 5. Oktober 1898 in Elberfeld (Wuppertal), verheiratet. Er stammt aus einer Goldschmiedfamilie und ging als „verlorener Sohn" zur Bühne. Als der Film sich für ihn zu interessieren begann, war er bereits Ende der Dreißig und am Wiener Burgtheater einer der ersten Schauspieler.

Aber bis Kriegsende, ja, auch nachher konnte er sich beim Film nicht durchsetzen („Befreite Hände", „Das Fräulein von Barnhelm", „Rembrandt", der Beethoven-Film („Eroica"). Es lag daran, daß er nicht die richtigen Rollen für sich fand.

Seine große Chance kam mit dem Film „Sauerbruch". Ursprünglich sollte O. E. Hasse spielen, weil er dem berühmten Chirurgen ähnlich sah. Aber Regisseur Rolf Hansen lehnte Hasse für diese Rolle als „zu negativ" ab und verlangte Baiser, der gar nicht dem Typ Sauerbruchs entsprach. Auf der Kinoleinwand wirkte dann die Ähnlichkeit verblüffend - ein Beweis für die Fähigkeit eines großen Schauspielers, sich zu verwandeln.

Dieser Film, der auch ein großer Auslandserfolg wurde, verhalf Baiser endlich zu filmischer Berühmtheit. Viele Rollen wurden dem neuen Star angeboten. Er wählte den General in „Kinder, Mütter und ein General", den Oberst Redl in „Spionage", den Erzherzog Franz Ferdinand in „Um Thron und Liebe". Aber in diesen Filmen blieb er blaß. Der große Filmerfolg des Burgthealerstars wiederholte sich nicht.
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EVA BARTOK

Geboren als Eva Ivanova Szöke am 18. Juni 1929 in Budapest, geschieden von dem ungarischen Offizier Geza Kovacs, dem Filmproduzenten Alexander Paal, dem englischen Schriftsteller William Wordsworth und von Curd Jürgens. Sie war schon als Mädchen ungewöhnlich hübsch und grazil und gewann mit 13 Jahren einen Schönheitswettbewerb für Kinder.

Vom Budapester Theater wurde sie für den internationalen Film „A tale of five cities" geholt, ging nach London, nach Rom und mit Burt Lancaster für den Film „Der rote Korsar" nach Hollywood. Dann drehte sie in Deutschland vier Filme mit Curd Jürgens: „Der letzte Walzer", „Meines Vaters Pferde", „Rummelplatz der Liebe", „Orientexpreß".

Sie befreundete sich mit Jürgens, zerstritt sich mit ihm, versöhnte sich mit ihm, heiratete ihn, trennte sich von ihm. Die Skandale um Eva Bartok füllten die Zeitungen, und lange Jahre war ihre Klatschpublicity bedeutender als ihre darstellerischen Leistungen.

Erst zwei Filme kurz nacheinander überzeugten, daß sie auch eine Schauspielerin ist: In „Dunja", dem Remake des berühmten „Postmeister", behauptete sie sich gegen die Erinnerung an die große Leistung der Hilde Krahl. In „Ohne Dich wird es Nacht" war sie eindrucksvoll die Frau eines Morphinisten. Die Scheidung von Jürgens beendete vorerst ihre deutsche Karriere. Sie ging nach Hollywood.
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CLAUS BIEDERSTAEDT

Geboren am 28. Juni 1928 in Stargard in Pommern, verheiratet mit Ingrid Peter. Eigentlich wollte er Arzt werden, aber seine Zuneigung zur Musik siegte zunächst. Im Chor der Hamburger Musikakademie sang er unter Eugen Jochum Bachs Matthäus-Passion. Je mehr er aber mit dem Theater in Berührung kam, desto deutlicher spürte er, daß dort seine wirkliche Berufung lag.

Josef Offenbach und Will Quadflieg wurden seine Lehrer, und nach Anfängerrollen am Hamburger Schauspielhaus ging er ans Staatstheater Wiesbaden. In vier Jahren spielte er dort achtzig größere und große Rollen, bis ihn Regisseur Rolf Hansen in der Komödie „Wolken sind überall" sah und in einer Episode des Films „Das letzte Rezept" einsetzte. In „Die große Versuchung" hatte er gleich zwei Rollen, den jungen Famulus und den Negersoldaten. Dafür erhielt er 1953 den Bundesfilmpreis für Nachwuchsdarsteller.

Film auf Film drehte er seitdem. „Feuerwerk", „EineLiebesgeschichte", „Kinder, Mütter und ein General" (eine ernste, sehr schöne Aufgabe), „Der Himmel ist nie ausverkauft", „Drei Männer im Schnee", „Urlaub auf Ehrenwort", „Schwarzwaldmelodie" - zielstrebig hat Biederstaedt seine Karriere gefördert. Heute zählt er zu den beliebtesten Nachwuchsstars. Aber sein junger Ruhm ist mehr durch Quantität als durch Qualität seiner Rollen erworben. Die Bewährung steht noch aus.
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WILLY BIRGEL

Geboren am 19. September 1891 in Köln, geschieden von Carola Cajetan, verheiratet mit Charlotte Michael, eine Tochter Christiane, über seine erstaunliche Karriere von den späten dreißiger Jahren bis zum Ende des Krieges wurde bereits berichtet. Bei Kriegsende war Birgel in einer schwierigen Situation: er wurde sofort auf die Verbotsliste der Alliierten gesetzt. Warum, war auch später nicht genau herauszufinden.

Den Bemühungen Erich Pommers war es zu verdanken, daß Birgel bald wieder filmen durfte („Zwischen gestern und morgen"). Aber er, der bisher immer vom Erfolg verwöhnt wurde, kam nur zu Filmen, die ihm keine Möglichkeit gaben, seine Stärke zu zeigen, oder das
Publikum nicht interessierten („Der Kaplan von San Lorenzo", „Sterne über Co-lombo", „Konsul Strotthoff").

Es dauerte viele Jahre, bis er wieder gute Rollen spielte. Und dann war er eigentlich zu alt. Aber sein Alter, das Birgel - ein weißer Rabe der Filmwelt - übrigens zugibt, zeigt sich nicht. Er wirkt noch ungemein jugendlich-elastisch, er ist noch immer faszinierend in seinen Bewegungen, in seiner großen Überlegenheit.

Er hat immer noch den männlichen Charme und die Noblesse, die vor ihm wohl keiner außer dem großen Albert Bassermann besaß. Birgel ist - heute wie damals - der „Herr" im Film. „Rosen für Bettina" und „Ein Herz kehrt heim" beweisen es.
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KARLHEINZ BÖHM

Geboren am 16. März 1927 in Darmstadt, verheiratet mit Li Zonewa, eine Tochter Sissi. Sein Vater ist der Dirigent Dr. Karl Böhm, und Karlheinz wuchs in der Atmosphäre gepflegten Künstlertums auf. So lernte ihn Regissuer Karl Hartl kennen und engagierte ihn als Regieassistenten für „Der Engel mit der Posaune".

Da Karlheinz auffallend hübsch war und auch begabt schien, riet man ihm, Schauspielunterricht zu nehmen. Er tat es und hing sein Philosophie-Studium an den Nagel. Erstmalig trat er im Burgtheater in „Junger Herr von 40 Jahren" auf - als Partner von O. W. Fischer! Nach drei Lehrlingsjahren am Theater in der Josefstadt holten ihn Regisseur Hartl für seinen Film „Haus des Lebens" und gleich darauf Regisseur Arthur Maria Rabenalt für „Alraune" als Liebhaber von Hildegard Knef.

Das war" Böhms Chance für eine glänzende Filmkarriere. Beim Theater wäre er vermutlich nie ein großer Star geworden. Der Film aber hatte Mangel an gutaussehenden jungen Männern. Seine vornehme Zurückhaltung begeisterte die Frauen. „Und ewig bleibt die Liebe", „Die heilige Lüge", „Ich war ein häßliches Mädchen", „Sdiwedenmädel" und vor allem die „Sissi"-Filme mit Romy Schneider ließen ihn zu einem der Spitzenstars werden. Er hat viel Charme und sieht sehr gut, vielleicht zu gut, zu glatt aus. In „Kitty und die große Welt" und „Nina" zeigte er schauspielerische Weiterentwicklung.
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CORNELL BORCHERS

Geboren als Gerlind Bruch am 16. März 1925 in Heydekrug bei Memel, geschieden von dem amerikanischen Filmagenten Bruce Cunningham, verheiratet mit dem deutschen Filmproduzenten Dr. Toni Schelkopf, ein Sohn Christian. Nach dem Kriege beschloß die Medizinstudentin Gerlind, Schauspielerin zu werden.

Sie nahm Unterricht, lernte den Regissuer Arthur Maria Rabenalt kennen, der sie sogleich als Cornell Borchers für „Anonyme Briefe" und „Martina" engagierte. Beide Filme waren Erfolge. Die Borchers war durchgesetzt, kaum daß sie begonnen hatte. Ihr dritter Film, der in Berlin gedrehte Amerikaner „Die viergeteilte Stadt", brachte ihr in der Rolle eines schönen, bösen Nazi-Mädchens einen Sieben-Jahres-Vertrag für Hollywood ein.

Voller Illusionen flog sie nach Amerika, voller Enttäuschungen - ohne Film - kehrte sie zurück. Als sie auch in Deutschland nur einen Film („Schule für Eheglück") drehen konnte, bot sich plötzlich eine neue internationale Chance: im englischen Film „The Divided Heart" holte sie sich der Preis der britischen Filmakademie als beste ausländische Schauspielerin.

Darauf rief sie wieder Hollywood. Diesesmal mit allen Chancen. Zwei Filme, „Nur du allein" und „Istanbul", machten sie in Amerika populär. Da Deutschland nur den Löns-Film „Rot ist die Liebe" für sie hatte, wird Cornell Borchers ihre Karriere in Hollywood suchen.
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DIETER BORSCHE

Geboren am 25. Oktober 1909 in Hannover, verheiratet mit Frau Uschi, drei Söhne Kai, Peter, Michael. Bis Kriegsende war er ein brauchbarer Provinzschauspieler mit gelegentlichen kleinen Rollen in belanglosen Filmen. Nach schweren Nachkriegsjahren kam der sensationelle Wendepunkt in seinem Leben: Harald Braun wählte ihn, gegen viele Konkurrenten, als Kaplan für seine „Nachtwache".

Als dieser Film in den Kinos erschien, wurde Borsche gleichsam über Nacht der populärste Filmschauspieler Deutschlands. Das hatte nicht nur mit seinem Können zu tun, sondern mit seiner edlen Persönlichkeit.

Edel - das Wort klingt dumm, aber ein anderes würde Borsches Typ nicht so treffen. Seine edle, hochanständige Art erfüllte (1949!) das Bedürfnis der Menschen nach Höherem, Besserem, Tieferem.

Zwei Filme mit Maria Schell, „Es kommt ein Tag" und „Dr. Holl", und vor allem sein scheuer, liebenswerter Erbprinz im Thomas-Mann-Film „Königliche Hoheit" festigten seinen Ruhm. Seine Ausflüge in groteske oder heitere Filme („Fanfaren der Liebe" - in Frauenkleidern - und neuerdings „Wenn wir alle Engel wären") schockierten seine Bewunderer.

Seine Versuche, im Ausland Filmruhm zu ernten, mißlangen. Sein Beliebtheitskurs bröckelte ab. Mit „Die Barrings" und mit „Königin Luise" vermochte er, einen Teil der verlorenen Publikumsgunst zurückzuholen.
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HORST BUCHHOLZ

Geboren am 4. Dezember 1933 in Berlin, unverheiratet. 1945 schlug er sich aus einem Kinderlager in der Tschechoslowakei in die Heimatstadt durch. Seine Erlebnisse auf dieser Flucht und in den Hungerjahren danach formten den Jungen zu einem genau beobachtenden, kritischen Menschen.

Da sein Vater, ein Schuhmachermeister, noch in Gefangenschaft war, mußte Horst mit für den Haushalt sorgen. Er arbeitete als Statist auf verschiedenen Berliner Theatern und landete schließlich nach Schauspielunterricht an den Bühnen von Boleslaw Barlog.

Seine erste Filmchance war eigentlich keine. Er spielte die Hauptrolle in Diviviers großem Mißerfolg „Marianne". Obwohl der Film durchfiel, wurde man auf den Darsteller mit dem markanten Gesicht aufmerksam. Helmut Käutner holte ihn als russischen Soldaten Mischa für seinen Zonengrenzen-Film „Himmel ohne Sterne".

Mit dieser fast stummen Rolle wurde er berühmt. Als aufrührerischer Arbeiter in „Regine", als Bandenchef in „Die Halbstarken", als wahnsinniger Dänenkönig in „Herrscher ohne Krone" und als junger Taugenichts in „Robinson soll nicht sterben" spielte er sich in einem Jahr in die Spitze der Stars.

Ein besessener Schauspieler, genial begabt, gilt er schon heute als große internationale Hoffnung. Kein Wunder, daß man ihm den schwierigen Filmpart des „Felix Krull" gab.
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PAUL DAHLKE

Geboren am 12. April 1904 in Streitz/Pommern, in zweiter Ehe verheiratet mit Elfe Gerhart, ein Sohn. Bei Kriegsende war er einer der ersten Bühnendarsteller und einer der ersten Charakterschauspieler des deutschen Films. Natürlich riefen ihn Theater und Film sofort wieder, als die Besatzungsmächte Lizenzen verteilten.

Auf dem Theater war Dahlke ein bezwingender General Harras in „Des Teufels General". Aber dann versackte er im Unterhaltungstheater, spielte nur noch Komödien und Lustspiele. Die gleiche Entwicklung vollzog sich beim Film.

Dahlke hat seit Kriegsende keinen Film gemacht, der etwa neben „Romanze in Moll", seiner Bravourleistung, zu nennen wäre. Er wirkte zwar in zahllosen Filmen mit, aber es schien und scheint ihm gleichgültig zu sein, was er zu spielen hat (z. B. sein Professor im Film über künstliche Befruchtung „Frucht ohne Liebe"). Dabei ist er noch in der übelsten „Schnulze", im albernsten Lustpiel ein begnadeter Schauspieler.

Alles, was er macht, ist erstklassig - aber er macht es in zweit- und drittklassigen Filmen. Gelegentlich spielte er auch in Komödien von einigem Niveau („Vergiß die Liebe nicht", „Drei Männer im Schnee", „Der erste Frühlingstag"). Alles in allem aber ist es bedauerlich, daß ein so großer Künstler gar nicht seinem Talent entsprechend beschäftigt wird. Kein Ruhmesblatt in der Geschichte des Films!
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GERMAINE DAMAR

Geboren als Germaine Haeck am 31. August 1930 in Rümelingen bei Luxemburg, unverheiratet. Ihre Filmlaufbahn begann mit der große Portion Glück, die sonst nur in Märchen zu finden ist. „Trio Valine" hieß die Tanzgruppe, in der sie mit Schwester und Schwager durch Europa, Nordafrika und dem Nahen Orient tingelte. Es gab keine Aussicht, daß sie einmal über das „Show-Business" in Varietes hinauswachsen würde.

In Athen hatte sie die schicksalhafte Begegnung: Zarah Leander gastierte dort und sah die zierliche Tänzerin. Kategorisch erklärte sie: „Sie haben ein Filmgesicht! Ich bringe Sie zum Film." Germaine Damar glaubte nicht daran. Aber aus Paris holte man sie
zu Probeaufnahmen nach Hamburg, und während eines Engagements in Stockholm besuchte sie Regisseur Geza von Cziffra.

„Tanzende Sterne" wurde ihr erster Film, der ihr sofort einen langfristigen Vertrag mit der Herzog-Film einbrachte. Mit dem Ehrgeiz der Artistin erarbeitete sie sich das schauspielerische Rüstzeug, um in ihren Filmen nicht nur tänzerisch bestehen zu können („Südliche Nächte", „Schlagerparade", „Wunschkonzert", „Die Drei von der Tankstelle", dem Remake, in dem sie ihre große Vorgängerin Lilian Harvey nicht erreichte). Wenn ihr Fleiß anhält und ihr Können wächst (siehe „Der schräge Otto"), könnte der Film in ihr endlich Ersatz für Marika Rökk finden.
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IVAN DESNY

Geboren als Ivan Desnitzky am 28. Dezember 1922 in Peking/China. Er ist der internationale Bestandteil des deutschen Films. Der Vater war Russe, die Mutter Schwedin. Ivan wuchs in allen möglichen Ländern auf, wechselte siebzehnmal die Schule und lernte fünf Sprachen, Chinesisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch und dazu Schwedisch und Deutsch mit Akzent.

Sein Schauspielerleben begann er an der Pariser Schule von Rene Simon, spielte an Pariser Theatern, filmte 1949 in London unter David Leans Regie in „Madelaine Smith" statt James Mason, kam nach Deutschland und drehte unter dem hochbegabten Regisseur Victor Vicas „Weg ohne Umkehr".

Er spiele einen Russen. Er spielt immer Ausländer, ob er in Frankreich filmt, in Italien oder in Deutschland. Das internationale Flair, das ihn umgibt, prädestiniert ihn für solche Rollen. Es ist das Geheimnis seines Erfolges. Er muß keine Anstrengungen machen, um von der Leinwand „herunter zu kommen", wie es in der Sprache der Filmindustrie heißt.

Er ist einfach da, und allein sein Da-Sein fasziniert. Die deutschen Ateliers sind seine Hauptarbeitsstätte geworden („Lola Montez", „Mädchen ohne Grenzen", „Dunja", „Rosen für Bettina", „Anastasia"). Was Desny hat, kann kein Schauspieler erlernen. Er wird immer die interessante Atmosphäre der unbekannten Welt in seine Filme bringen.
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ANNEMARIE DÜRINGER

Geboren am 26. November 1925 in Muri bei Bern, unverheiratet. Sie stammt aus einer Industriellenfamilie und sollte für das väterliche Unternehmen ausgebildet werden. Aber die Handelsschule mit Stenographie und Schreibmaschine, mit Kontokorrent und Bilanzwesen schmeckte ihr nicht.

Heimlich nahm sie Schauspielunterricht. Nach dem „Geständnis" durfte sie am Wiener Max-Reinhardt-Seminar zu Ende studieren. Das Wiener Burgtheater holte sie sofort, und sie spielte alles, von den Klassikern bis zu den Modernen. Der Film entdeckte sie relativ spät („Der Feldherrnhügel", dann „Du bist die Welt für mich" mit Rudolf Schock, „Gefangene der Liebe", „Ewiger Walzer").

Das hat damit zu tun, daß Annemarie Düringer ungefähr das Gegenteil von dem ist, das man sich unter einem Filmstar vorstellt. Im Grunde wirkt die schöne Schweizerin heute immer noch wie eine Schülerin der Handelsschule. Aber welche Wandlungsfähigkeit!

Wie kann dieses herbe, verschlossene Gesicht aufblühen! Wie leicht verwandelt sich diese moderne Stenotypistin in eine Julia, in ein Kätchen, in ein Klärchen! Was Annemarie Düringer bisher im Film zeigen konnte, ist ein knapper Bruchteil ihres Könnens. Außer in „Der 20. Juli" bot sie ihre stärkste Leistung neben Albers in der Gerhart-Hauptmann-Verfilmung „Vor Sonnenuntergang". Aber das ist bestimmt erst der Anfang.
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O. W. FISCHER

Geboren als Otto Wilhelm Fischer am 1. April 1915 in Klosterneuburg bei Wien, verheiratet mit Anna Usell. Schon mit 23 Jahren stand er auf den Brettern des Wiener Burgtheaters und bekam seine erste, winzig kleine Filmrolle in Willi Forsts „Burgtheater" (Die zweite im Hans-Moser-Film „Anton der Letzte").

Er wurde ein erfolgreicher Schauspieler, und er filmte gelegentlich, vor Kriegsende und nach Kriegsende. Alle Produzenten waren sich darüber einig, daß er besonders gut aussah. Aber das Publikum lehnte ihn ab.

Warum? Das ist eines der vielen Mysterien des Films. Erst 1951 in „Heidelberger Romanze" und vor allem in „Das letzte Rezept" schob er sich plötzlich in den Vordergrund. Er wurde im Film, was er auf der Bühne längst war: ein Spitzenstar, wenn nicht der Spitzenstar. Seine Filme mit Maria Schell („Solange du da bist", „Tagebuch einer Verliebten") und mit Ruth Leuwerik („Ein Herz spielt falsch", „Ludwig II.") gehören zu den interessantesten der deutschen Nachkriegsproduktion.

Ehrgeiz verführte ihn, den „absoluten Fischer-Film" schaffen zu wollen: in „Hanussen" und in „Ich suche dich" war er Hauptdarsteller, Regisseur, schrieb auch am Drehbuch mit und - enttäuschte die Kritiker. „Mein Vater der Schauspieler" und „Herrscher ohne Krone" besserten sein Renommee wieder auf, bevor Hollywood ihn für „My Man Godfrey" holte.
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WALTER GILLER

Geboren am 23. August 1927 in Recklinghausen, verheiratet mit Nadja Tiller. Er wollte natürlich nicht Schauspieler werden, sondern Kinderarzt. Er schriftstellerte dann ein bißchen, war im Krieg, wurde gefangen, beschloß Regisseur zu werden und die Schauspielerei zu erlernen. Denn man hat es leichter als Regisseur, wenn man selbst spielen kann.

Er begann auf der Beleuchterbrücke der Hamburger Kammerspiele, wurde Regieassistent, Statist, spielte als erste Rolle einen Neger in „Wir sind noch einmal davongekommen" von Thornton Wilder, als zweite einen stummen Chinesen. Niemand glaubte, daß er es als Schauspieler je weit bringen würde - vermutlich weil er der geborene Schauspieler ist.

Er verstellt sich nicht, er verwandelt sich nicht, er ist immer die Rolle, die er gerade zu spielen hat. Seit 1949 filmte er, in vielen schlechten und einigen guten Filmen. Erschütternd als junger Student in „Primanerinnen", hinreißend komisch als Student in „Charleys Tante", erregend als haltloser Deserteur in „Spion für Deutschland".

Beim Publikum ist er sehr beliebt, bei den Filmfirmen deshalb gefragt. Er filmt viel, zu viel. Wenn er genug Selbstkritik aufbringt, kann aus ihm einmal ein großer Charakterkomiker werden. Er ist einer der wenigen guten Komiker, die der deutsche Film besitzt. Walter Giller könnte der Nachfolger Heinz Rühmanns werden ...
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O. E. HASSE

Geboren als Otto Eduard Hasse am 11. Juli 1903 in Obersitzko/Posen, unverheiratet. Sein Jura-Studium hängte er an den Nagel und besuchte das Berliner Reinhardt-Seminar. Mitte, Ende der dreißiger Jahre war er bereits ein Bühnenstar, vor allem auf dem Gebiet der geistvollen Komödie.

Nach dem Kriege wurde er zweifellos der wichtigste Schauspieler in Berlin. Obwohl er von einem Bühnenerfolg zum andern eilte, zeigte der Film außer kleinen Aufgaben („Berliner Ballade") keinerlei Interesse für ihn. Auch ein kurzes Hollywood-Gastspiel, nach den US-Filmen „Die viergeteilte Stadt" und „Entscheidung vor Morgengrauen", half ihm nicht weiter.

Erst Regisseur Alfred Weidenmann erkannte Hasses Möglichkeiten und ließ ihn den „Canaris" spielen. Dieser Film wurde ein deutscher Welterfolg ohne Beispiel. Hasse war plötzlich ein Star, einer von den ganz großen mit den ganz großen Gagen.

Seine nächsten Rollen standen „Canaris" nicht nach: der kämpferische Chefreporter in „Alibi", der bezaubernde Außenminister in „Kitty und die große Welt", der skrupellose Rechtsanwalt in „Die Letzten werden die Ersten sein" und seine französischen Filme.

Hasses Erfolge sind keine Zufallserfolge. Sie sind die Erfolge des heute wohl besten Charakterdarstellers im deutschen Film, der mit den ganz Großen seines Fachs, etwa mit Spencer Tracy, zu vergleichen ist.
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HEIDEMARIE HATHEYER

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Geboren am 8. April 1919 in Villach/ Kärnten, verheiratet in zweiter Ehe mit Curt Riess (sie war also 17 Jahre jünger als Curt Riess), zwei Töchter (eine debütierte als Regine Feldhütter in „Glücksritter".) Der Beginn von Heidemarie Hatheyers Karriere steht in diesem Buch.

Nach dem Kriege gab es Schwierigkeiten, weil sie in dem Film „Ich klage an" die Hauptrolle gespielt hatte. Nach endlosen Verhandlungen mit amerikanischen Behörden wurde sie für das Münchner Staatstheater freigegeben, dessen Intendant damals Paul Verhoeven war.

Beim Film hatte sie zunächst Pech. Ihr erster Nachkriegsfilm „Wohin die Züge fahren", ein Heimkehrerstoff, fiel durch, weil er zu spät auf den Markt kam. Der zweite, „Begegnung mit Werther" mit Horst Caspar, wurde als verfilmtes Theater abgelehnt. Erst „Dr. Holl", in dem sie mit der gerade aufkommenden Maria Schell und mit Dieter Borsche spielte, bestätigte sie auch im Film wieder als große Schauspielerin.

Sie hatte keinerlei Schwierigkeiten im Übergang, da ihre Karriere - im Gegensatz zu denen vieler Kolleginnen - niemals auf ihre Jugend, sondern allein auf ihr schauspielerisches Vermögen aufgebaut war. Doch spielte sie in den letzten Jahren vorwiegend Theater und filmte nur. wenn die Drehbücher nicht allzu niveautief waren. Darum sah man sie in Filmen, die zu den erfolgreichsten zählen: „Das letzte Rezept", „Sauerbruch", „Die Ratten".
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JOHANNES HEESTERS

Geboren am 5. Dezember 1902 in Amersfoort, Holland, verheiratet, zwei Töchter, die Pianistin Louise und die Schauspielerin Nicole, über seine Karriere in den dreißiger Jahren wurde bereits berichtet.

Sein Erfolg war seine Fähigkeit, gute Laune zu verbreiten in einer Zeit, in der gute Laune mit Recht eine Seltenheit geworden war. Nach dem Krieg blieb „Jopie" der überragende Operettentenor - auf der Bühne, im Film („Wiener Melodien", „Die Czardasfürstin", „Die geschiedene Frau", „Opernball").

Dabei ist er ja nun nicht mehr der Jüngste und für die Rollen, die er spielt, eigentlich schon etwas zu alt. Aber das schadete bisher nichts und wird wohl auch in den nächsten Jahren nichts schaden, da Heesters echten Charme besitzt und auch noch heute wie ein großer Junge wirkt.

Allerdings ist sein Glanz schon ein bißchen verblichen, so daß er auch manchen Reinfall einstecken muß („Gestatten, mein Name ist Cox"). Aber inzwischen hat er mehrmals bewiesen, daß er nicht unbedingt singen muß.

Als Charakterdarsteller war er ganz ausgezeichnet in dem in Hollywood gedrehten Film „Die Jungfrau auf dem Dach" (mit Johanna Matz und Hardy Krüger) und als Partner von Liselotte Pulver in „Heute heiratet mein Mann". Hier liegt ohne Zweifel seine Zukunft. Heesters gehört zu den Schauspielern, die sich ungezwungen und natürlich bewegen.
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MARTIN HELD

Geboren am 1. November 1908 in Berlin, verheiratet mit Frau Lilo, ein Sohn Thomas. Er war Lehrpraktikant bei Siemens, ehe ihn die Theaterleidenschaft packte, über ostpreußische Wanderbühnen, Elbing, Bremerhaven, Darmstadt und Frankfurt kam er 1951 zu Barlog an das Berliner Schiller-Theater.

Dort wurde er zum Liebling des Publikums und der Kritiker - ein überaus moderner, harter Schauspieler, der in allen Sätteln gerecht ist. Er kann Liebhaber und Intriganten, Philosophen und Clowns spielen.

Seltsamerweise kümmerte sich der Film lange Zeit nicht um ihn, bis ihn Alfred Weidenmann für „Canaris" als Heydrich verpflichtete. Innerhalb von Wochen wurde Martin Held zu einem internationalen Begriff. Aber er blieb vor allem dem Theater treu (berühmt sein „Ornifle") und stand nur gelegentlich vor der Kamera. Dann aber in profilierten Rollen: als eifersüchtiger Gelehrter in „Alibi", als jüdischer Theaterdirektor in „Friderike von Barring", als mißgünstiger Schwiegersohn in „Vor Sonnenuntergang", als eitler Bürgermeister in „Der Hauptmann von Köpenick".

Der Film „Spion für Deutschland" brachte ihm endlich die erwartete Hauptrolle: als ein Spion mit tausend Gesichtern. Held hat auch - ohne Masken - tausend Gesichter. Diese ans Geniale grenzende Verwandlungsfähigkeit hat man seit den großen Tagen von Werner Krauss noch nicht wieder erlebt.
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CLAUS HOLM

Geboren am 14. August 1918 in Bodium, verheiratet mit Frau Dagmar. Er wollte eigentlich Bergmann werden, arbeitete als Lehrhauer unter Tage und bereitete sich in der Bergakademie auf das Steiger-Examen vor. Da erlebte er bei Saladin Schmitt einige Klassikeraufführungen und sattelte um.

Ein Stipendium führte ihn zur Nachwuchsabteilung der Ufa nach Babelsberg. Kleine Randrollen („Das Bad auf der Tenne"), sonst tat sich nichts. Nach dem Kriege verschlug es ihn nach Salzwedel, wo er als Intendant (!) die Altmärkische Landesbühne aufzog.

Kollegen vermittelten ihn zur sowjetzonalen Staatsfirma Defa. Er war ja groß, blond, blauäugig. So etwas konnte man gebrauchen. In zahlreichen Filmen spielte er tatkräftige Männer oder verschlagene Bösewichter. Besonders beliebt waren seine Porträts von SA- und SS-Männern.

Als er sich weigerte, im Propaganda-Film „Thälmann" mitzuwirken, bekam er Schwierigkeiten. Er setzte sich nach Westberlin ab und kam nach sauren Wochen zu ersten Theater- und Film- Engagements. Als „Heideschulmeister Uwe Karsten" und als „Pfarrer von Kirchfeld" sammelte er die Sympathien vor allem des weiblichen Publikums.

Aus dem Genre der farbigen Heimatfilme und rührseligen Volksstücke ist er bisher nicht herausgekommen, schauspielerische Aufgaben wurden ihm daher kaum gestellt. Aber er hat seinen festen Platz im deutschen Film.
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ADRIAN HOVEN

Geboren als Wilhelm Arpad Hofkirchner am 18. Mai 1922 in Wien, verheiratet in zweiter Ehe mit Frau Sylvia, zwei Söhne Michael und Oliver. Er sollte Pfarrer werden und verbrachte darum die Schuljahre in einem Kloster in Tirol. Er entschloß sich jedoch, Maschinenbau zu studieren, wurde Werkflugschüler bei Messerschmitt, stürzte über Nordafrika ab und wurde schwer verwundet.

Das Kriegsende überraschte ihn in Berlin. Aus dem Chaos gab es keinen Weg zu seinem erwählten Beruf. Er rettete sich in die Statisterie. Viktor de Kowa gab ihm die ersten Rollen, Helmut Weiss holte den frischen Naturburschen vor die Kamera. Seitdem gab es keine Filmpause für Adrian Hoven. Seinen Erfolg, der unbestreitbar ist, verdankt er vor allen Dingen der Tatsache, daß er der Typ von heute ist.

Er hat nicht die Romantik von Filmliebhabern früherer Zeiten. Er ist sachlich, nüchtern, einfach. Neben reinen Unterhaltungsfilmen („Wer bist du, den ich liebe?", „Alle kann ich nicht heiraten", „Meine Schwester und ich", „Mädchenjahre einer Königin", „Heimatland", „Opernball", „Bonsoir Paris") sah man ihn in drei Filmen als Charakterschauspieler: als junger Bergsteiger in „Föhn", als entlassener Angestellter in „Die Stadt ist voller Geheimnisse" und als Abwehroffizier in „Canaris". Dreimal bewies er eindringlich, daß er mehr kann als gut aussehen. Aber der Erfolg wird ihn nicht aus dem Klischee lassen.
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PAUL HUBSCHMID

Geboren am 20. Juli 1918 in Aarau in der Schweiz, verheiratet mit Ursula von Teubern, ein Sohn Peter. Er war ein überaus attraktiver Jüngling, der in Wien auf das Max-Reinhardt-Seminar ging und dann am Theater in der Josefstadt in zahllosen klassischen und modernen Rollen zu sehen war.

Seinen ersten Filmpart fand er trotzdem in der Schweiz, in dem damals sehr populären „Füsilier Wipf". Dann kamen kleine Rollen in Filmen der Wessely („Ilona"), der Krahl („Meine Freundin Josefine") und von Emil Jannings („Altes Herz wird wieder jung"). Nach dem Krieg holte ihn der deutsche Film aus der Schweiz zurück.

Kein Wunder: Er ist ein sehr rarer Typ, ein Mann, der noch den Charme
eines Jungen hat, der mit der schlaksigen Eleganz der Amerikaner seine Anzüge trägt - und dazu noch einer, der ein wirklicher Schauspieler ist. Allerdings bekam er nur ungewöhnlich schlechte Filme und folgte darum einem Angebot nach Hollywood.

Unter dem Namen Paul Christian war er Star in einigen belanglosen Filmen und kehrte reumütig zurück. In jüngster Zeit hatte er durchschlagende Erfolge als Partner von Liselotte Pulver („Heute heiratet mein Mann", „Zürcher Verlobung"), von Heidemarie Hatheyer („Glücksritter") und von Marianne Koch („Salzburger Geschichten"). Er hat das Können, bei den richtigen Rollen der deutsche oder sogar der europäische Gary Cooper zu werden.
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ULLA JACOBSSON

Geboren am 23. Mai 1929 in Mölndal/Schweden, geschieden von dem schwedischen Regisseur Josef Kornfeld, verheiratet mit dem holländischen Maler Frank Lodeizen, zwei Kinder. Sie saß als brave Stenotypistin im Büro, ehe sie ihren Backfischtraum wahrmachte und Schauspielunterricht nahm.

Sie bestand ihre Prüfung mit Auszeichnung, begann im Göteburger Stadttheater und bekam bald größere Rollen. 1949 entdeckte sie Regisseur Arne Mattson für die Hauptrolle in „Sie tanzte nur einen Sommer". Wenn es auch die berühmte Nacktbadeszene war, die diesem Film zu seinem Riesenerfolg in allen Ländern verhalf, so wurde doch Ulla Jacobsson mit dieser einen großen Leistung ein Weltstar.

Nach drei weiteren schwedischen Filmen bekam sie Engagements in Frankreich und Deutschland. Während sie in Paris „Schuld und Sühne" drehte, hatte man in Berlin nur lächerliche Stoffe parat, die dieser hochbegabten Schwedin keine Entfaltungsmöglichkeiten boten („Und ewig bleibt die Liebe", „Die heilige Lüge", „Der Pfarrer von Kirchfeld").

Ulla Jacobsson kennt genau den Wert ihrer künstlerischen Persönlichkeit und lehnte weitere seichte Filmrollen ab. Zu Rolf Hansens Film „Die Letzten werden die Ersten sein" (Partner: O. E. Hasse, Maximilian Schell) sagte sie dann begeistert ja. Ihr mädchenhafter Typ und ihr ausdrucksstarkes Können lassen noch große Filme von ihr erwarten.
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BIBI JOHNS

Geboren als Gun Birgit Johnson am 21. Januar 1930 in Arboga/Schweden, unverheiratet. Am Anfang ihrer schnellen Karriere stand der Wunsch ihres Vaters, eines biederen Fuhrunternehmers, daß sie das Modehandwerk lernen solle. Aber ein Theaterdirektor hörte sie zufällig singen und engagierte sie vom Fleck weg für eine Tournee eines jugendlichen Jazzensembles.

Die ersten Erfolge hatten ihren Ehrgeiz geweckt. Sie nahm fleißig Gesangsunterricht und verdiente sich das Geld dafür als Schallplattenverkäuferin. Dann ging es Schlag auf Schlag: Mit ihren frechen Chansons versetzte sie die Stockholmer in einen Begeisterungstaumel.

1951 startete sie - ohne jedes Angebot - zu ihrem ersten „Ausflug" nach Amerika. Die blonde Schwedin wurde zur begeistert gefeierten Jazzsängerin in den Fan-Clubs von New York und Philadelphia. Television- und Schallplattenverträge häuften sich - aber da kam das Heimweh.

In Schweden drehte sie den ersten Film, „Mädchen mit Melodie", aber Deutschland wurde ihr neues Zuhause. Ein Schlager machte sie berühmt: „Bella Bimba", sieben Filme machten sie beliebt: „An jedem Finger zehn", „Ball im Savoy", „Wie werde ich Filmstar?", „Ich und meine Schwiegersöhne", „Tausend Melodien", „Die Rosel vom Schwarzwald" und „Musikparade". Sie ist frisch, unkompliziert und bestimmt ein Gewinn für den deutschen Film.
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CURD JÜRGENS

Geboren am 13. Dezember 1915 in München, geschieden von Lulu Basler, Judith Holzmeister und Eva Bartok. Er begann als Reporter, aber der ungewöhnlich gutaussehende junge Mann hatte ein starkes schauspielerisches Talent.

Hauptsächlich wegen seines Aussehens bekam er zahlreiche Filmrollen („Königswalzer", „Wen die Götter lieben"), in denen er jedoch kaum auffiel. Auch nach dem Kriege, als er bereits zu den besten Bühnendarstellern gehörte, wußte der Film nicht viel mit ihm anzufangen („Küssen ist keine Sund", „Pikanterie", „Alles für Papa"). Man setzte ihn meist in unsympathischeren Rollen ein, und das Publikum nahm kaum Notiz von ihm.

Erst relativ spät kam dann der überraschende Erfolg, als Helmut Käutner ihm die begehrte Rolle des General Harras in „Des Teufels General" gab. Seitdem ist er im Expreßtempo ein internationaler Star geworden (Filme in Deutschland: „Teufel in Seide", „Die Ratten", „Ohne Dich wird es Nacht", in Italien: „London ruft Nordpol", in Jugoslawien: „Kurier des Zaren", in Frankreich: „Die Helden sind müde", „Und Gott erschuf die Frau", „Auge um Auge").

Curd Jürgens sieht interessant aus, ist souverän, gescheit, witzig, wie geschaffen für die Rollen, für die Deutschland keinen großen Schauspieler mehr hat, seit Hans Albers ein alter Mann ist. Aber Jürgens filmt - wegen der Gagen - lieber im Ausland als in Deutschland.
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HILDEGARD KNEF

Geboren am 28. Dezember 1925 in Ulm, geschieden von Kurt Hirsch. Aufgewachsen in Berlin als typische Berlinerin, wie es echter selten eine gegeben hat. In den letzten Monaten des Krieges hatte sie bei Helmut Käutner „Unter den Brücken" (eine kleine Rolle) gedreht.

Nach dem Kriege spielte sie Theater. Boleslaw Barlog, der von den Amerikanern eingesetzte Intendant des Steglitzer Schloßpark-Theaters, hielt sehr viel von ihr. Wolfgang Staudte entdeckte sie für seinen ersten Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns".

Sie hatte einen enormen Erfolg, ebenso in anderen Nachkriegsfilmen: „Zwischen gestern und morgen", „Film ohne Titel". Mit ihrem Mann ging sie nach Hollywood, bekam einen Filmvertrag, aber jahrelang keine Arbeit.

Willi Forst holte die fast „Vergessene" nach Deutschland zurück. Ihre „Sünderin" wurde vor allem durch die Angriffe von kirchlicher Seite ein überwältigender Erfolg. Seither hat die Knef viele Filme in Deutschland gedreht, einige auch in Frankreich, England und in den USA, aber sie legte nicht immer großen Wert auf gute Drehbücher.

Das Resultat: eine starke Verminderung ihrer Popularität. Das ist ungerecht, denn sie ist und bleibt eines der großen Talente und einer der wenigen Filmstars, die sich auch international durchgesetzt haben. Ihr Theatertriumph am Broadway mit „Seidenstrümpfe" bewies es. Die Knef wird groß wiederkommen.
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MARIANNE KOCH

Geboren am 19. August 1931 in München, verheiratet mit Dr. Herbert Freund. Sie studierte nach dem Abitur Medizin, für das sie ein Stipendium erhalten hatte. Das Geld langte freilich nicht hin und her. Weil sie nahe am Filmgelände wohnte, versuchte sie im Kopierwerk der Bavaria anzukommen.

Da sie ungewöhnlich attraktiv ist, wurde man aufmerksam auf sie. Sie ist viel mehr als hübsch und hat das, was man in der Filmindustrie eine „saubere Ausstrahlung" nennt - kurz: sie wirkt wie ein unverdorbenes junges Mädchen.

Viktor Tourjansky gab ihr eine kleine Rolle in dem Albers-Film „Vom Teufel gejagt" Sie bekam andere Rollen, kleine, größere, große. Eines Tages entschied sie sich, hängte das Studium („vorübergehend", wie sie heute noch sagt) an den Nagel und wurde ein Star, ein sehr sympathischer aber.

Neben O. W. Fischer spielte sie eine entscheidende Rolle in „Ludwig II." und neben Curd Jürgens die weibliche Hauptrolle in „Des Teufels General". 1955 holte sie sich den Bundesfilmpreis. 1956 spielte sie nur noch Hauptrollen („Zwei blaue Augen", „Die Ehe des Dr. med. Danwitz", „Salzburger Geschichten", „Stern von Afrika").

Sie schloß einen Hollywood-Vertrag für jährlich zwei Filme ab („Wem die Sterne leuchten", „Der letzte Akkord"). Aber sie ist - im guten Sinn - zu typisch deutsch, um in Amerika so erfolgreich zu sein wie hier.
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VIKTOR DE KOWA

Geboren als Viktor Kowarzik am 8. März 1904 in Hochkirch bei Görlitz, verheiratet mit der Japanerin Michiko Tanaka. Seine elegante Karriere vor 1945 wurde bereits dargestellt.

Nach dem Kriege spielte er vor allem Theater. Im Film konnte er nicht mehr den Anschluß an frühere Erfolge finden. Das, was eigentlich sein großer Erfolg hätte sein müssen - seine Eleganz, seine Sicherheit -, war plötzlich unerwünscht. Er wirkte zumindest in den ersten Jahren nach dem Krieg auf das Publikum irgendwie unecht.

Aber Viktor de Kowa konnte warten. Es bestand ja gar kein Zweifel, daß der Film ihn früher oder später brauchte. Denn gerade sein Typ ist in Deutschland außerordentlich selten. Paradoxerweise kam Viktor de Kowas zweiter Filmdurchbruch in der Rolle eines Bösewichts, eines Gestapobeamten in „Des Teufels General".

So hatte ihn das große Publikum noch nie gesehen. Seitdem ist de Kowa in der Filmbranche wieder sehr gefragt. Sein blinder Rechtsanwalt in „Vor Gott und den Menschen", der todkranke Kapellmeister in „Musik im Blut", der seltsame Abbe in „Das Mädchen aus Flandern", der eitle Meisterpianist in „Nichts als Ärger mit der Liebe" (nach Bahrs „Konzert") - das waren Rollen, die de Kowas Vielseitigkeit als Charakterspieler kennzeichnen. Da er Liebhaber und Bösewicht sein kann, wird er noch zahllose erfolgreiche Filmrollen spielen.
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HILDE KRAHL

Geboren am 10. Januar 1917 in Brod an der Save, verheiratet mit Regisseur Wolfgang Liebeneiner, eine Tochter Johanna. Wir berichteten bereits über ihren schnellen Aufstieg im Film und auf der Bühne. Als der Krieg zu Ende war, gehörte sie zu den vier oder fünf prominentesten Filmstars in Deutschland.

Dabei hatte sie selten mehr als einen Film pro Jahr gedreht. Nach dem Krieg spielte sie Theater in Hamburg, und ab 1948 war auch der Film wieder da. Zunächst mit Mißerfolg auf Mißerfolg: „Liebe 47" fiel durch, weil die Zuschauer keine Trümmerfilme mehr mochten. „Meine Nichte Susanne", ebenfalls von Liebeneiner inszeniert, war geradezu eine Katastrophe.

Erst „Das Herz der Welt", die Lebensgeschichte der Bertha von Suttner, brachte der Krahl eine dankbare Rolle und den gewohnten Erfolg, „Hochstaplerin der Liebe", „Die Mücke", „Kinder, Mütter und ein General", „Eine Frau genügt nicht?" - kein großer Film war in den letzten Jahren für Hilde Krahl da.

Erst in „Mein Vater, der Schauspieler" konnte sie wieder zeigen, welch darstellerische Kraft in ihr steckt. Aber ob Erfolg oder nicht: es gibt keinen Zweifel, daß die Krahl noch immer und noch auf Jahre hinaus zu den allerersten Schauspielerinnen Europas gehört, eine Charakterdarstellerin von großem Können und starker künstlerischer Disziplin - und von einem fraulichen Reiz, wie er im Film nur selten zu finden ist.
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HARDY KRÜGER

Geboren am 12. April 1928 in Berlin, verheiratet mit der Schauspielerin Renate Densow, eine Tochter Christiane. 1943 inszenierte der junge Alfred Weidenmann für die Ufa den Film „Junge Adler", wozu er keine Schauspieler, sondern Jungens von der Straße weg engagierte.

Hardy Krüger fand er auf dem Schulhof eines Gymnasiums. Ufa-Produktionschef Wolfgang Liebeneiner wollte den begabten 15jährigen gleich dabehalten. Aber Film interessierte Hardy damals nicht. Erst nach dem Krieg wurde er Schauspieler, einer der erfolgreichsten jungen, die wir in Deutschland haben.

Beim Film kam er sofort gut an. Er war ja ein besonderer Typ, der etwas herbe, schnoddrige, aber liebenswerte Junge. Film auf Film drehte er („Das Fräulein und der Vagabund", „Mein Freund der Dieb", „Alle kann ich nicht heiraten", „Ich heiße Niki", „Ich und Du", „Der Himmel ist nie ausverkauft").

Aber seine Ansprüche sich selbst gegenüber stiegen. In ernsten Rollen: in „So lange Du da bist", „Der letzte Sommer" und besonders in „Alibi" überraschte er mit einer hervorragenden, eindringlichen Gestaltung. Als ihm die Filmfirmen wieder sogenannte „Schnulzen" anboten, streikte er.

Er wollte keine Riesengagen, er wollte anständige Rollen. Doch als er fürchten mußte, vergessen zu werden, drehte er „Liane". Dann holte ihn England für die ernste Hauptrolle in „Einer kam durch".
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GERTRUD KÜCKELMANN

Geboren am 3. Januar 1929 in München, unverheiratet. Der Vater war Arzt, und auch die Tochter hatte einiges Interesse für die Medizin. Mehr allerdings für das Tanzen. Sie wurde von den Eltern in eine Ballettschule geschickt, in der sie 1941 vom Ballettmeister Mlakar entdeckt und als Elevin ins Staatsopernballett geholt wurde. Nach langen Jahren Tanz spürte „Kücki", daß ihre Begabung nach mehr verlangte.

Sie ging zu Friedrich Domin und bat ihn, ihr Schauspielunterricht zu geben. Das geschah, die Münchner Kammerspiele engagierten sie, und Gertrud Kückelmann wurde eine der Hauptkräfte des Ensembles - sieben Jahre hindurch bis heute.

Auch dem Film fiel sie auf. „Hans im Glück" war ihr Kameradebüt, ein Märchenfilm. „Rausch einer Nacht", „Weibertausch", „Der Kaplan von San Lorenzo", „Die Stärkere", „Der Engel mit dem Flammenschwert", „Die goldene Pest" und der Mozart-Film „Reich mir die Hand, mein Leben" waren ihre bekanntesten Rollen.

Die Kückelmann sieht nicht wie ein Filmstar aus. Sie wirkt eckig, spröde, herb. Aber wenn sie auftaut, ist sie von unbeschreiblichem Liebreiz, der an die junge Elisabeth Bergner erinnert. Was aus ihr wird, ist unabsehbar. Sie hat in den letzten Jahren das Theater dem Film vorgezogen - und die „Großen" des Films haben sich an ihr gerächt, indem sie sie wenig beschäftigten. Aber das Talent der Kückelmann wird sich durchsetzen.
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RUTH LEUWERIK

Geboren als Ruth Leeuwerik am 23. April 1923 in Essen, geschieden von dem Schauspieler Herbert Fleischmann. Auf Wunsch der Eltern sollte sie einen gutbürgerlichen Beruf ergreifen. Sie wurde Sekretärin. Aber ihre Leidenschaft für Greta Garbo führte sie zum Protest gegen ihr Büroleben. Sie nahm Schauspielunterricht und debütierte am Stadttheater Münster.

Nach dem Krieg wurde sie am Hamburger Schauspielhaus (neben Werner Krauss) der Liebling des anspruchsvollen Publikums. Ihr erster Film „Dreizehn unter einem Hut" gilt als ein totaler Mißerfolg, und es dauerte lange, bis ein anderer Produzent einen neuen Versuch mit ihr wagte.

„Die Leuwerik ist nicht zu fotografieren!" behaupteten die Kameramänner - wie sie es vor Jahrzehnten von Marlene Dietrich und Hans Albers gesagt hatten. Aber sie irrten sich.

Von Film zu Film wurde die Leuwerik bekannter, beliebter: „Vater braucht eine Frau", „Ein Herz spielt falsch", „Geliebtes Leben", „Königliche Hoheit", „Ludwig II.", „Rosen im Herbst".

Dazwischen waren ein paar Filme („Bildnis einer Unbekannten", „Geliebte Feindin"), die die Grenzen ihres Könnens sichtbar machten. Aber „Die Trapp-Familie" und „Königin Luise", zwei von Wolfgang Liebeneiner sehr auf populäre Wirkung inszenierte Filme, bestätigten Ruth Leuwerik als eine große „Volksschauspielerin". Sie ist in der Wirkung mit Henny Porten zu vergleichen.
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WINNIE MARKUS

Geboren am 16. Mai 1921 in Prag, geschieden von dem Hotelier Zellermayer, ein Sohn Alexander. In den letzten Monaten des Krieges war sie gerade zum Star aufgerückt. Nach Kriegsende mußte sie zunächst lange Wochen im Krankenhaus liegen, sie hatte einen russischen Steckschuß im Knie.

Ihre Berliner Theaterjahre waren dann erfreulich und erfolgreich. Auch der Film meldete sich. Helmut Käutner holte sie zu seinem ersten Nachkriegsfilm „In jenen Tagen", Harald Braun zu seinem ersten Film „Zwischen gestern und morgen" und Arthur Brauner zu seinem ersten großen CCC-Film „Morituri".

Das waren repräsentative Filme. Die Markus zeigte, daß sie alle diese Rollen, die viel von ihr verlangten, spielen konnte. Seltsamerweise riß dann der Erfolgsfaden ab. Sie bekam nur noch läppische Filme, und da diese wenig Erfolg hatten, sank sie im Kurs. In der Filmindustrie raunte man bereits, daß sie „erledigt" sei.

Aber Winnie Markus - unzweifelhaft die schönste Frau im deutschen Film - kam wieder nach vorn. Mit dem Wiener Film „Kaiserwalzer" begann ihr Comeback. „Kaisermanöver", „Du mein stilles Tal", „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe" ließen sie wieder unter die zwölf beliebtesten Stars aufsteigen.

„Teufel in Seide", „Preis der Nationen" und „Made in Germany" verrieten ihre Ausdruckskraft. Für die Zukunft des klassisch schönen Stars ist nichts zu befürchten.
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JOHANNA MATZ

Geboren am 15. Oktober 1932 in Wien, verheiratet mit dem Schauspieler Karl Hakkenberg, ein Sohn Daniel Stefan. Sie war noch ein kleines Schulmädel, als der Krieg zu Ende ging, und erhielt jahrelang Ballettunterricht. Aber als ihr das nicht ausreichend für ihren künstlerischen Betätigungsdrang schien, besuchte sie zusätzlich eine Schauspielschule.

Früh kam sie an das Wiener Burgtheater und spielte dort bald große Rollen. So hatte die junge Anfängerin mit ihrer überragenden Begabung das ungeschriebene Gesetz des ehrwürdigen Instituts durchbrochen, daß selbst jugendliche Rollen von erfahrenen Schauspielerinnen (nicht unter 40) darzustellen seien.

Hannerls erste Filme waren nichts wert. Sensationell wurde ihr Erfolg im Film „Die Försterchristl", den sie 1951 drehte. Nun erschien sie kurz nacheinander in vielen heiteren Filmen als das „liebe Hannerl". Aber Johanna Matz wollte zeigen, daß sie eine ernst zu nehmende Schauspielerin ist.

Gegen den Widerstand der Wiener Filmindustrie setzte sie sich auch in tragischen Rollen nachdrücklich durch, besonders in „Der große Zapfenstreich", „Ingrid" und dem sozialkritischen Film „Regine". Sie gleicht der jungen Paula Wessely, äußerlich und auch schauspielerisch. Es gibt keinen Zweifel, daß sie eine bedeutende, ernsthafte Gestalterin ist und daß sie lange Zeit unter den Spitzenstars des deutschen Films sein wird.
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ELISABETH MÜLLER

Geboren am 18. Juli 1926 in Basel, geschieden von dem amerikanischen Konzertsänger Austin Miskell. Sie entstammt dem soliden Schweizer Bürgermilieu, der Vater ist Professor der Zahnheilkunde, die Mutter Pianistin. Die Eltern unterstützten ihre künstlerischen Pläne, und nach gründlicher Ausbildung begann sie am Zürcher Schauspielhaus.

Heinz Hilpert holte sie sich nach Konstanz und nahm sie mit ans Deutsche Theater in Göttingen. Nachdem sie in der Schweiz bereits den Film „Seelenarzt Dr. Laduner" gedreht hatte, wurde sie von der "Göttinger Filmaufbau" (eine Filmfirma von Hans Abich und Rolf Thiele - 1949 bis 1961) für „Tag vor der Hochzeit" neu entdeckt. „Mosel-tahrt aus Liebeskummer", „Morgengrauen", „Das Bekenntnis der Ina Kahr" und „Rosen für Bettina" machten sie bekannt, aber nicht berühmt.

Sie hatte so hart an sich gearbeitet, daß sie mit einem Nervenzusammenbruch in ein Sanatorium mußte. Dort erreichte sie das sensationelle Angebot, statt Maria Schell an der Seite Robert Taylors in dem amerikanischen Film „Die Macht und ihr Preis" zu spielen.

Nach der Premiere dieses Films wurde sie in Amerika enthusiastisch als „neue Garbo" gefeiert und erhielt einen Sieben-Jahres-Vertrag bei der MGM. Während sie in Deutschland weiterhin belanglose Unterhaltungsfilme („Geliebte Corinna") bekommt, bemüht sich die MGM, attraktive Stoffe zu finden, die zu ihr passen. Sie hat Chancen für eine Hollywood-Karriere.
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LILLI PALMER

Geboren als Lilli Peiser am 24. Mai 1914 in Posen, geschieden von dem englischen Filmschauspieler Rex Harrison, ein Sohn Carey. Ilka Grüning und Lucie Höflich waren die Lehrerinnen der ungewöhnlich schönen Lilli, als sie sich in Berlin zur Schauspielerin ausbilden ließ.

Nach einem Operetten-Engagement in Darmstadt emigrierte sie 1933, als Hitler zur Macht gekommen war, nach Paris und später nach London. Als Chanson-Sängerin und Operetten-Soubrette, später als Partnerin von Rex Harrison in vielen Bühnenstücken, machte sie Karriere.

Mit Peter Lorre spielte sie 1936 in Alfred Hitchcocks „Geheimagent" ihre erste Filmrolle. Internationalen Filmruhm aber bescherte ihr erst der bezaubernde Film „Das Himmelbett". 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück, um im Film „Feuerwerk" die Zirkusreiterin Iduna zu spielen. Es war ein riesiger Erfolg für sie.

Die Palmer wurde für Deutschland das, was veinst Zarah Leander war: eine Frau der großen Welt. Der Leander voraus hat sie eine auffallend schöne Figur und die Ambition, eine erste Schauspielerin zu sein. Die Filme, die sie seit 1956 in Deutschland gedreht hat („Teufel in Seide", für den sie den Bundesfilmpreis 1956 als beste Hauptdarstellerin bekam, „Anastasia", „Zwischen Zeit und Ewigkeit", „Wie ein Sturmwind") bewiesen, daß sie nicht nur eine große Schauspielerin sein will, sondern durchaus ist. Ein Star mit Zukunft.
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GÜNTHER PHILIPP

Geboren als Günther Plachetta am 8. Juni 1918 in Wien, geschieden. Der Vater war Dozent an der Tierärztlichen Hochschule, hängte plötzlich seinen Beruf an den Nagel und wurde Jazzmusiker. Drei Jahre lang errang er das „Goldene Band" für die beste österreichische Jazzkapelle. Dann fing er an, Kirchenmusik zu komponieren.

Die Mutter war mehrfache österreichische Schwimmeisterin und fanatische Gründerin von Damenschwimmvereinen. Diese Familiengeschichte pflegt der Filmkomiker und Drehbuchautor Günther Philipp zur Begründung der „erblichen Belastung" zu erzählen. Er selbst studierte Medizin und machte seinen Dr. med. gleichzeitig mit seiner Abschlußprüfung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien.

Vier Jahre war er Nervenarzt an der Universitätsklinik und schrieb nebenbei für Kabaretts und Revuen. Schließlich trat er selbst auf. Ungemein erfolgreich. Zwischendurch wurde er noch Europameister im Brustschwimmen, aber dann packte der Film den Nervenarzt völlig.

Sein erster Film war unter Siegfried Breuers Regie „Schuß durchs Fenster", dann eilte er von einem Atelier ins andere (bekannteste Filme: „Der Kongreß tanzt", „Kohlhiesels Töchter", „Der fröhliche Wanderer", „Jede Nacht in einem anderen Bett"). Philipps Komik bleibt Geschmacksfrage. Seine Filme sind durchweg gar nicht komisch, sondern albern und deshalb ein Riesengeschäft.
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RUDOLF PRACK

Geboren am 2. August 1905 in Wien, verheiratet mit Frau Maresi, zwei Töchter, Adelheid und Melanie, ein Sohn Michael. Seine Filmkarriere ist überaus seltsam. Er war ein biederer Bankbeamter mit Familie, als er, 32 Jahre alt, für eine kleine Rolle des Films „Prinzessin Sissy" durch Zufall verpflichtet wurde.

35 Mark bekam er dafür. Aber das Filmmilieu ließ ihn nicht wieder los. Er nahm seine Ersparnisse und wurde Schauspielschüler. Weil er so hübsch aussah, gab ihm Regisseur Ucicky im Dorsch-Film „Mutterliebe" eine Rolle. Sofort fiel er den jungen Mädchen auf, und dieser Erfolg ist ihm bis heute treu geblieben.

Er ist noch immer das Idol der schwärmerischen Backfische, der Liebhaber mit dem gewinnenden Lächeln, voller Wiener Charme, von dem so oft die Rede und der doch so selten ist. Wenn es nach Prack ginge, wäre er, der 48 erfolgreiche Filme hinter sich hat (darunter: „Die große Nummer", „Der Geigenbauer von Mittenwald", „Die goldene Stadt", „Fregola", „Heimliches Rendezvous", „Kaiserwalzer" und „Schwarzwald-mädel", „Dany, bitte schreiben Sie", „Der Kongreß tanzt"), längst ins Charakterfach gewechselt.

Aber die Filmindustrie hat ihn - für 90.000 DM pro Film - als „ewigen Liebhaber" abgestempelt.

  • Anmerkung : Wir sind hier immer noch in 1957 und da waren 95.000 DM West ein Vermögen, für einen Osterreicher soweiso.


Tatsächlich war auch sein Versuch einer ernsten Rolle in „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe" kein Erfolg. Wird er Publikumsliebling bleiben ?
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LISELOTTE PULVER

Geboren am 11. Oktober 1929 in Bern, unverheiratet. Sie begann am Stadttheater Bern und am Zürcher Schauspielhaus in klassischen Rollen. Gleich ihre erste Filmrolle war eine Hauptrolle: als Partnerin von Hans Albers und Adrian Hoven in „Föhn". Der Film war kein besonderer Erfolg, aber die Pulver fand enormen Beifall. Sie gefiel dem Publikum.

Das kam vor allem dadurch, daß sie ein junges Mädchen von bemerkenswerter Frische und Lustigkeit ist. Als sie für den Film „Dr. Holl" kontraktbrüchig wurde (ihre Rolle spielte dann Maria Schell), schien es, als sei sie „erledigt". Aber die junge Schweizerin fand schnell zurück vor die Kamera.

Liselotte Pulver erschien in einer Reihe von Lustspielen („Klettermaxe", „Fritz und Friderike", „Ich und Du"), aber der große Erfolg blieb aus. In „Der letzte Sommer" und „Hanussen" frappierte sie die Fachwelt mit dramatischen Leistungen. Erst der Regisseur Kurt Hoffmann aber entwickelte ihr wahres, hervorragendes Können in seinen Filmen „Ich denke oft an Piroschka" und „Heute heiratet mein Mann", zwei bezaubernden Komödien, die in ihrer Vollendung zu Klassikern des deutschen Films wurden.

Liselotte Pulver stieg daraufhin im Starometer, der Beliebtheitsliste der deutschen Filmstars, auf den 7. Platz und erhielt Filmangebote aus Frankreich („Arsene Lupin"). Mit „Zürcher Verlobung" bewies sie sich als ein großer Star.
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CARL RADDATZ

Geboren am 13. März 1912 in Mannheim, geschieden von Hannelore Schroth, in zweiter Ehe verheiratet, über seine Karriere bis Kriegsende berichteten wir schon. Alfred Weidenmanns Bergwerksfilm „Die Schenke zur ewigen Liebe" blieb unvollendet, aber Raddatz überstand die „letzten Tage" gut.

Als wieder Filme gemacht wurden, war er der gefragteste männliche Darsteller. Staudte bot ihm an, die Hauptrolle in „Die Mörder sind unter uns" zu spielen. Raddatz lehnte ab, weil er „als Deutscher" keinen Film machen wollte, der - wie er glaubte - die deutsche Kollektivschuld propagiere.

Er spielte dann bei Käutner in der letzten und entscheidenden Episode des Films „In jenen Tagen". In den folgenden Jahren geriet er völlig unverdient in den Hintergrund, zumal er neben mittleren Erfolgen („Gabriela", „Taxi-Kitty") mit zwei Filmen, „Gift im Zoo" und „Oase", ausgesprochen Pech hatte. „Geliebtes Leben" und „Rosen im Herbst" schafften ihm wieder Erfolgslorbeer, und in „Preis der Nationen" und als Ernst Abbe in „Made in Germany" konnte er zwei Aufgaben finden, die seinem Typ in glücklicher Vollendung entsprachen.

Der Film kann auf eine so profilierte Persönlichkeit wie Raddatz nicht verzichten. Er hat ihn stets geholt und wird ihn immer holen, wenn es aufrechte, männliche Charaktere darzustellen gibt. Raddatz ist prädestiniert für solche Rollen.
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HEINZ RÜHMANN

Geboren am 7. März 1902 in Essen, in zweiter Ehe verheiratet mit Hertha Feiler, ein Sohn Peter, über den meteorhaften Aufstieg des jungen Komikers ist in unserem Buch ausführlich nachzulesen. Je schlimmer die Zeiten, je aussichtsloser der Krieg, desto größer die Triumphe Rühmanns: die Menschen wollten wenigstens noch ein paar Minuten lachen. Nach dem Krieg brach Rühmanns Filmkarriere ab.

Unbegreiflicherweise war er in Klamaukfilmen herausgebracht worden, die damals kein Mensch sehen wollte. Heinz Rühmann wurde von der Branche „abgemeldet". Doch er gab nicht auf. In „Zwischenlandung in Paris" nach dem Roman von Curt Riess ließ er in der Nebenrolle eines subalternen Beamten aufmerken, in „Wenn der Vater mit dem Sohne" war er ein erschütternder Clown, und als „Charleys Tante" sorgte er monatelang für ausverkaufte Kinos.

Was keiner geglaubt hatte: gleich nach diesem turbulenten Klamaukfilm spielte er unter Käutners Regie den „Hauptmann von Köpenick" und machte diese Paraderolle des Theaters zu einem Triumph großer Filmkunst.

Der unvergleichliche Kassenerfolg des Films bedeutete auch den Höhepunkt in Rühmanns Karriere. Er wurde Star Nr. 1 im Starometer, der Beliebtheitsliste der Stars. Er ist der wahre Nachfolger der großen Komiker Pallenberg und Adalbert, die so komisch waren, weil sie so menschlich waren.
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BARBARA RÜTTING

Geboren am 21. November 1927 in Wietstock bei Berlin, verheiratet mit Heinrich Graf Einsiedel. Eigentlich wollte sie Ärztin werden, mußte aber aus Geldmangel noch vor dem Abitur die Schule verlassen. Als Handelskorrespondentin schlug sie sich in Dänemark, Schweden und den Niederlanden durch.

1951 kam sie nach Berlin zurück und versuchte, die Filmleute für sich zu interessieren. Keiner wollte etwas von ihr wissen. So ein Typ sei nicht gefragt, hieß es. Ein recht minderwertiger Ost-West-Problem-Film „Postlagernd Turteltaube" bot ihr dann doch die Chance.

Ihre zweite Rolle, als russische Dolmetscherin in „Die Spur führt nach Berlin", brachte ihr - zur Verwunderung der Fachwelt - den Bundesfilmpreis 1953 für die beste Nachwuchsdarstellerin ein.

Aber ihren wirklichen Start verdankt sie Helmut Käutner, der sie als Partisanin in seinem Anti-Kriegsfilm „Die letzte Brücke" herausstellte. Seitdem sah man sie in vielen Filmen („Canaris", „Spionage", „Mädchen ohne Grenzen", „In Hamburg sind die Nächte lang", „Rot ist die Liebe", „Glücksritter"), und immer wirkte sie unsentimental, elementar und geheimnisvoll.

In Rollen, die ihrem Wesen entsprechen, ist sie vollendet. Sie könnte eine Karriere machen wie Sybille Schmitz, wenn auch unter viel günstigeren Aspekten. Denn als die Schmitz groß wurde, da war im deutschen Film Dämonie keinesfalls gefragt.
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MARGIT SAAD

Geboren am 30. Mai 1930 in München, verheiratet mit dem Bühnenbildner Jean-Pierre Ponnelle. Schon als junges Mädchen sah sie so reizend aus, daß es kein Wunder gewesen wäre, wenn ihr Weg schnurgerade von der Schulbank ins Filmatelier geführt hätte. Aber davon war keine Rede.

Sie machte ihr Abitur, arbeitete in einer Keramik-Werkstätte und sollte schließlich auf Wunsch des Vaters, eines libanesischen Dozenten, Biologie an der Universität Kairo studieren. Plötzlich wußte Margit Saad, daß sie nur Schauspielerin werden wollte.

Nach der Falckenberg-Schule brillierte sie im Düsseldorfer Kabarett Kom(m)ödchen mit frechen Chansons und wurde - natürlich - vom Film entdeckt („Eva erbt das Paradies", „Südliche Nächte", „Zigeunerbaron").

Denn sie ist von einer ganz besonderen exotischen Schönheit, die alle Kameramänner begeistert. Die Filmindustrie stellte bisher vor allem das schöne Mädchen heraus. Margit Saad aber ist ehrgeizig. Sie suchte nach Rollen, die ihr auch schauspielerisches Können abverlangten („Beichtgeheimnis", „Made in Germany"), und überzeugte, daß sie mehr ist als eine Augenweide für das Publikum.

Sie hat es natürlich schwer mit ihrer Forderung nach ernsthaften Aufgaben, weil kein Filmmann in dem schönen Star auch eine um künstlerische Entwicklung bemühte Schauspielerin sehen will. Aber die großen Rollen werden kommen.
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MARIA SCHELL

Geboren am 5. Januar 1926 in Wien, verlobt mit dem Regisseur Horst Hädiler. Die erstaunlichste und begründetste aller großen Nachkriegs-Filmkarrieren. Schauspielerin - wie die Mutter - wollte die Schell immer werden, obwohl der Vater, ein Schweizer Dramatiker, auf Besuch der Handelsschule drang. Ohne jede Ausbildung bekam sie in dem Schweizer Film »Der Steinbruch" eine Rolle.

Ihr Erfolg war so, daß sie jetzt die Schauspielschule besuchen durfte. In Wien holte sie Karl Hartl für eine kleine Rolle im Wessely-Film „Der Engel mit der Posaune". Jeder, der sie sah, wußte: die wird das Rennen machen! Sie machte es in Rekordzeit. Alexander Korda gab ihr einen langfristigen Vertrag für den englischen Film.

In Deutschland drehte sie neben Borsche („Es kommt ein Tag") und O. W. Fischer („Solange du da bist"). Voller Ehrgeiz verfolgte sie ihre schauspielerischen Ambitionen und spielte gegen den Rat „Sachverständiger" dramatische Rollen - mit überwältigendem Erfolg:

„Die Brücke", „Die Ratten", „Rose Bernd". Einige Mißerfolge („Liebe") spielten in ihrer Karriere keine Rolle. Ein Hollywood-Angebot schlug sie aus, mit „Gervaise" eroberte sie Frankreich, mit „Weiße Schatten" Italien. Sie wurde nicht nur die beliebteste deutsche Schauspielerin, sondern einer der am meisten gefeierten Stars Europas. Wohin ihre Karriere noch führt, ist nicht abzusehen.
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ROMY SCHNEIDER

Geboren als Rosemarie Albach-Retty am 23. September 1938 in Wien, unverheiratet. Die Tochter Magda Schneiders und des hübschen Filmliebhabers Wolf Albach-Retty wollte weder Schauspielerin noch Filmstar werden. Ihre Mutter, der es vorübergehend nicht sehr gut ging, dachte, Romy könne vielleicht als Modezeichnerin arbeiten.

Sie war schon auf der Kölner Kunstgewerbeschule angemeldet, als ein Telegramm die Mutter zu Filmverhandlungen nach München rief, für eine Rolle in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht". Regisseur Hans Deppe fragte beiläufig, ob Magda Schneider eine Tochter habe, denn im Film komme eine Tochter vor.

Er schaute sich Romy an und verpflichtete sie sofort. Die noch kindliche Anmut und Frische der 15jährigen begeisterten die erfahrenen „Filmhasen". Romy wurde „weitergereicht": in „Feuerwerk", „Mädchenjahre einer Königin", „Die Deutschmeister" und vor allem in den beiden „Sissi"-Filmen wurde sie einer der beliebtesten deutschen Stars, das Idol von Millionen Backfischen.

Regisseur Alfred Weidenmann unternahm es, Romy für seine Filmkomödie „Kitty und die große Welt" weitgehend zu entsüßen und zeigte sie als quicklebendiges modernes Girl. Die Fachwelt war begeistert, das Publikum weniger. Ohne Zweifel gehört Romy heute zu den großen Attraktionen des deutschen Films und wird es lange Jahre bleiben.
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RUDOLF SCHOCK

Geboren am 4. September 1915 in Duisburg, verheiratet mit der Tänzerin Gisela Behrends, zwei Töchter Isolde und Dagmar. Er ist kein Filmschauspieler, nicht einmal ein Schauspieler. Er ist Sänger, einer der berühmtesten in Europa. Und er sieht trotz seiner guten Stimme gut aus: groß, blond und so schlank, daß man ihm den begeisterten Sportsmann anmerkt.

Die Familie Schock in Duisburg war arm, aber sangesfroh (alle Kinder wurden Sänger), und Rudolf Schock mußte sich ein Stipendium ersingen. Schon nach ein paar Jahren setzte er sich durch, und nach dem Krieg ging es steil bergauf. Schock sang überall in Europa, vor der englischen Königsfamilie, beim Edinburger Festival und bei den Salzburger Festspielen.

Regisseur Ernst Marischka, ein gewiegter Filmmann, hörte Schock, sah ihn und wußte, daß er einen neuen Filmstar gefunden hatte. Er holte ihn für den Film „Du bist die Welt für mich", der das Schicksal Richard Taubers behandelte. Drei Filme nur drehte der berühmte Tenor seitdem, jedes Jahr einen: „König der Manege", „Der fröhliche Wanderer", und „Stimme der Sehnsucht" - aber er wurde zu einem der beliebtesten deutschen Filmstars.

Seine Anhängerschar, durch Film, Fernsehen, Rundfunk, Konzerte und Schallplatte mit Schock-Gesang vertraut, zählt Millionen. Solange er so gut aussieht, wird er ein vielbegehrter Filmstar sein.
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HANS SÖHNKER

Geboren am 11. Oktober 1905 in Kiel, verheiratet mit der Schauspielerin Charlotte Berlow. Er machte noch Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre eine rasante Karriere als jugendlicher Liebhaber im Film. Sein besonderer Kummer war es, daß er auf den Operettenfilm festgelegt wurde.

Nach dem Krieg kam er dann in dem ersten großen Erfolgsfilm heraus, als Partner von Hildegard Knef in „Film ohne Titel". Er hatte den Mut aufgebracht, in diesem Film keinen konventionellen Liebhaber zu spielen, sondern einen Mann, der eine Brille trug, schäbig angezogen war und sich lange nicht satt gegessen hatte.

Auch in den Jahren darauf hat Söhnker gehalten, was er versprach. Seine Filmrollen waren sauber und gekonnt, fern vom Klischee und mit viel persönlicher Auffassung gestaltet („Nur eine Nacht", „Der Fall Rabanser", „Die Stärkere", „Ein Leben für Do", „Vor Gott und den Menschen").

Er ist zwar nicht mehr wie nach dem ersten Nachkriegsfilm Publikumsliebling Nr. 1, aber seine Popularität ist noch immer beträchtlich. Jetzt, da er ins weiträumige Charakterfach (heiter: „Wenn wir alle Engel wären", ernst: „Geliebte Corinna") übergeht, dürften neue schöne Rollen auf ihn warten, die er ausgezeichnet meistern wird. Hans Söhnker wird seinen Platz unter den 60 Großen des deutschen Films bewahren. Im Gegensatz zum „ewigen Rivalen" Gustav Fröhlich.
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HERTA STAAL

Geboren am 29. März 1930 in Wien, unverheiratet. Eine junge, sehr begabte Dame von eigenwilliger Schönheit. Schon mit fünfzehn Jahren tanzte sie im Ballett, mit achtzehn war sie Soubrette an einer großen Wiener Operettenbühne. Sie spielte alle Rollen der klassischen Operette, bis Johannes Heesters ihr die große Chance bot: mit ihm ging sie 1951 in der Operette „Hochzeitsnacht im Paradies" auf eine lange Deutschland-Tournee.

In den Jahren danach rissen sich die Theater der leichten Muse um Herta Staal, und sie überzeugte mit ihrer Vielseitigkeit auch ihre härtesten Kritiker. Besonders gerühmt ihre Leistungen in „Kiss me, Kate" und in „Bus Stop". Es wäre ein Wunder gewesen, wenn der Film sie übersehen hätte. Denn sie kann viel - spielen, tanzen, singen - und sie sieht sehr gut aus.

Leider hat sie noch keinen Film gemacht, der ihrem Talent auch nur im geringsten entspricht. Aber da ihre bisherigen Filme, von „Tanzendes Herz" über „Meine Schwester und ich" und „Schützenliesel" bis „Die Rosel vom Schwarzwald" und „Die schöne Meisterin", viel Geld brachten, ist zu befürchten, daß es vorläufig auch so bleibt.

Schade um das große Talent, das der deutsche Film ungenutzt läßt. Aber je populärer Herta Staal wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie auch einmal bestimmen kann, was sie filmen will - und was sie nicht filmen mag.
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GEORG THOMALLA

Geboren am 14. Februar 1915 in Kattowitz, unverheiratet. Gerade als der Krieg ausbrach, holte ihn der deutsche Film zum erstenmal aus der Provinz vor die Kamera („Ihr erstes Erlebnis"). Der junge Schauspieler bekam es fertig, die Behörden von seiner „Wehruntauglichkeit" zu überzeugen. Ungestört konnte er Theater spielen und filmen.

Bei Kriegsende war er bereits einer der bekannteren jüngeren Komiker. Auch in der Nachkriegsproduktion drehte er Film auf Film. Aber lange Zeit kam er nicht richtig nach „vorn", wie es seiner Begabung entsprochen hätte. Bis er dann mit Dieter Borsche „Fanfaren der Liebe" filmte, die verrückten Abenteuer zweier arbeitsloser Musiker.

Plötzlich hieß die Devise: Kein Lustspiel ohne Thomalla! „Thommy" machte mit, obwohl er deutlich erkannte, daß die meisten Filme, die man ihm anbot, keine Lustspiele, sondern reine Klamotten waren (bis heute, bis „Ein Mann muß nicht immer schön sein" und „Tante Wanda aus Uganda"). Manchmal lehnte er eine Rolle ab, doch die Gagen reizten ihn zu sehr.

Einmal nur in zwölf Jahren konnte er zeigen, was wirklich in ihm steckt: als Helmut Käutner ihn für eine Nebenrolle in „Himmel ohne Sterne" holte, für die Rolle eines Berliner Lastwagenfahrers. Hier hatte Thomalla chaplineske Züge. Er zeigte, daß er viel mehr Charakterschauspieler als Komiker ist - wie sein unerreichbares Vorbild Chaplin.
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NADJA TILLER

Geboren am 16. März 1929 in Wien, verheiratet mit Walter Giller. Die Karriere dieser attraktiven jungen Dame ist ein Phänomen in der deutschen Filmhistorie. Trotz Schauspielunterricht begann sie als Mannequin, herrlich gewachsen, mit schmalen Hüften und langen Beinen, vollem Mund und großen dunklen Augen.

Sie wurde „Miß Austria 1949". Ihre erste Rolle in „Eroica" wurde wieder herausgeschnitten. Die Filmindustrie stempelte sie dann ab als leichtes Mädchen, als Vamp („Illusion in Moll", „Liebe und Trompetenblasen", „Sie", „Mädchen mit Zukunft"). Lange Zeit kämpfte die reizvolle junge Frau vergeblich gegen ihren „Typ".

Harald Braun in „Der letzte Sommer" und vor allem Rolf Thiele, der ihr in dem Familienfilm „Die Barrings" - mit großem Erfolg! - eine schwierige dramatische Aufgabe zutraute, lösten sie aus dem Klischee.

Die Kritiker überschlugen sich in Begeisterung, welch hervorragende Schauspielerin in der ehemaligen Schönheitskönigin entdeckt worden war. Es gibt keinen Zweifel, daß ihre Filmkarriere weiterhin steil nach oben gehen wird - wenn sie die richtigen Rollen und die richtigen Regisseure hat! Die (gegenwärtigen) Grenzen ihres Könnens wurden in „Fuhrmann Henschel" sichtbar. „Friderike von Barring" und die schöne Amerikanerin in „Spion für Deutschland" waren Aufgaben, die ihr bedeutend besser lagen.
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VICO TORRIANI

Geboren am 21. September 1920 in Genf, verheiratet mit Frau Evelyne, eine Tochter Nicole. Er wuchs als Kind einer richtigen Wintersportfamilie im Engadin auf, bewegte sich bereits früh in den exquisiten Luxushotels von St. Moritz - als Liftboy und Kellner, jodelte als Skilehrer seinen Schützlingen etwas vor und produzierte sich auf Drängen seiner Sportkameraden in einem Züricher Cafe bei der Laien-Veranstaltung „Jeder kann mitmachen".

Er wurde sofort fest engagiert. Als Tramp reiste Vico Torriani durch Westeuropa und sang - mehr zum eigenen Vergnügen. Auf einem „Bunten Abend" des Hessischen Rundfunks startete der liebenswürdige Schweizer dann groß, Das war der Beginn eines Aufstiegs, für den es kein Beispiel gibt.

Torriani, der neben Schlagern und „Schnulzen" auch überraschend schlicht Volkslieder und spritzig-frech Chansons singen kann, wurde innerhalb kurzer Zeit eine internationale Kapazität in der Unterhaltungsbranche. Nach Schlagereinlagen in den Filmen „Meine Frau macht Dummheiten" und „Der bunte Traum" brachte ihn „Straßenserenade" als Star.

„Gitarren der Liebe", „Ein Herz voll Musik", „Santa Lucia" und „Der Fremdenführer von Lissabon" sind die Titel seiner anderen Filme, die teils am schlechten Drehbuch haperten. Torriani, dem die unbekümmerte Jungenshaftigkeit gut zu Gesicht steht, wird für lange Jahre ein begehrter Filmstar sein.
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LUISE ULLRICH

Geboren am 31. Oktober 1911 in Wien, verheiratet mit dem Münchner Flughafendirektor Wulf-Dieter, Graf zu Castell-Rüdenhausen, zwei Töchter Gabriele und Michaela. In den dreißiger Jahren zählte sie zu den allerersten Kräften des deutschen Films.

Nach dem Krieg zog sie sich zunächst auf das Theater zurück. Ihr großes Come-back kam in Harald Brauns bedeutendem Erfolgsfilm „Nachtwache". Eigentlich hätte die Ullrich, wenn auch nicht mehr ganz jung, nun die zentrale Figur im deutschen Film sein müssen.

Aber ein Unglück kam dazwischen, der Film des aus Amerika heimgekehrten Richard Eichberg „Die Reise nach Marrakesch" mit Luise Ullrich in der Hauptrolle. Dieser überaus kitschige Film gehört zu den entsetzlichsten Durchfällen in der deutschen Filmgeschichte. Die Ullrich wie alle anderen, die mitgewirkt hatten, waren fast automatisch erst einmal „erledigt".

Jahrelang bekam sie keine Angebote oder nur solche, die sie als unwürdig ablehnen mußte. Als die zweite große Chance mit dem Ehefilm „Vergiß die Liebe nicht" kam, nutzte die Ullrich sie mit künstlerischem Einsatz. Wieder war es ein durchschlagender Erfolg.

Seitdem hat sie Jahr für Jahr ein, zwei Filme. Aber ihre Filme kranken daran, daß sie immer ihren großen Erfolgsfilm kopieren. So zeigte sich in letzter Zeit das Publikum etwas müde, sie mehrfach als „Familienmama" zu genießen.
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CATERINA VALENTE

Geboren am 14. Januar 1931 in Paris, verheiratet mit Eric van Aro. Sie stammt aus einer waschechten Artistenfamilie, die seit Generationen in Europa umhergezogen ist, und spricht und singt perfekt in französisch, englisch, spanisch und deutsch. Durch Heirat mit Gerd Scholz wurde sie Deutsche. Das war 1953.

Bis dahin war sie weit und breit unbekannt. Erst der Tanzorchesterchef Kurt Edelhagen entdeckte die ursprüngliche Begabung der Valente und probte monatelang mit ihr. Er machte sie zu einem Radiostar erster Ordnung. Ihre Stimme ist samtweich und verschleiert, ihr Gesang präzise und modern. Ihre Platten wurden ein Weltgeschäft, sogar in den verwöhnten USA, dort brachte ihr Schlager „Malaguena" es zu einer astronomisch hohen Auflage.

Ihr Filmruhm ist neueren Datums und trotz ihrer Popularität im Rundfunk und auf dem Plattenmarkt verblüffend. Mit nur vier Filmen („Ball im Savoy", „Liebe, Tanz und 1000 Schlager", „Bonjour, Katrin", „Du bist Musik") schaffte sie es, ein Spitzenstar im Filmgeschäft zu werden.

Dabei ist Caterina Valente auf den ersten Blick gar nicht attraktiv, und es hieß, daß die Kameramänner große Schwierigkeiten hatten, sie „ansehnlich" ins Bild zu setzen. Sie arbeitet hart an sich selbst und ist sehr ehrgeizig, so daß sie noch besser werden wird. Deutschland hat in ihr endlich wieder einen Trumpf für schmissige Musikfilme.
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GRETHE WEISER

Geboren am 27. Februar 1903 in Hannover, erste Ehe geschieden, ein Sohn, in zweiter Ehe verheiratet mit dem Filmproduzenten Dr. Günther Schwerin. Für sie brachte die Filmpause nach 1945 keinen Bruch, denn sie hatte sich schon frühzeitig ins komische Charakterfach zurückgezogen, in dem sie mit ihrem vom Herzen kommenden Humor und ihrem schlagfertigen Berliner Mundwerk brillieren kann.

Natürlich holte man sie gleich zum Film zurück („Morgen ist alles besser", „Liebe 47", „Tromba", „Gabriela", „Die Dritte von rechts"). Sie spielte inzwischen in unzähligen Filmen, große und kleine Rollen, resolute Mütter („Meine Kinder und ich") und alberne Tanten („Bonsoir Paris"). Vor allem spielte sie - leider - ohne Hemmungen „Klamotten" („Vatertag", „Tante Wanda aus Uganda").

Es ist aber für Fachleute interessant und amüsant zu sehen, mit wieviel Delikatesse die Weiser auch noch den größten Quatsch auf die Leinwand bringt. Das ist jedoch keine Entschuldigung dafür, daß noch kein Produzent - nicht einmal ihr eigener Mann - sich aufgerafft hat, der Weiser wirklich schöne tragende Rollen schreiben zu lassen.

Dabei kann Grethe Weiser viel mehr, als das Publikum zu quietschendem Vergnügen bringen. Wer auf der Bühne ihre großartige Mutter Wolffen im „Biberpelz" und im Kortner-Film „Die Stadt ist voller Geheimnisse" ihre urwüchsige Reinmachefrau gesehen hat, weiß es.
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ANTJE WEISGERBER

Geboren am 17. Mai 1921 in Königsberg/ Ostpreußen, Witwe des Schauspielers Horst Caspar, eine Tochter Renate. Ihr Vater war Arzt, ihre Mutter Tänzerin. Von Anfang an besessen, Schauspielerin zu werden, ging sie in Berlin mutig in die Höhle des Löwen Gustaf Gründgens und sprach ihm vor. Er nahm sie sofort in seine Schule auf.

Seit dieser Zeit ist Antje Weisgerber der besondere Liebling von Gründgens. Wo immer auch er arbeitete, holte er sie in sein Ensemble. - Nach einem halben Jahr Unterricht trat sie bereits als Lucile in „Dantons Tod" auf. Ihre erste Filmrolle erhielt sie ebenfalls von G. G. in „Zwei Welten".

Sie machte der Filmbranche keinen Eindruck, so daß sie - nach jahrelangem Engagement in Düsseldorf - bis zu dem Nachkriegsfilm „Föhn" warten mußte, um erneut vor der Kamera zu stehen. Die Kaestner-Verfilmung „Das doppelte Lottchen" machte sie dem großen Publikum endgültig vertraut.

Es folgten: „Die Stärkere", „Rittmeister Wronski", „Oberarzt Dr. Solm", „San Salvatore" und vor kurzem „Heidemelodie". Sie gehört auch heute zu den wenigen Schauspielerinnen, die nicht nur lieblich oder gut aussehen, sondern im klassischen Sinne schön sind - und überdies noch darstellerisches Volumen haben. Man ist erstaunt, daß Antje Weisgerber nicht häufiger beschäftigt wird, denn ihr Typ ist selten: schöne elegante Frau mit Herz.
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OSKAR WERNER

Geboren am 13. November 1922 in Wien, verheiratet, eine Tochter. Er war ein schlechter Schüler, fiel durchs Abitur, wurde von Lothar Müthel ans Burgtheater geholt, der ihn in einem Rundfunk-Hörspiel als Mozart gehört hatte. Werner ist ein interessanter, ungemein begabter Schauspieler, der noch immer aussieht wie ein Knabe.

Schon früh wurde er zum Film geholt, von Karl Hartl für „Engel mit der Posaune", war dann erstaunlich gut als nichtsnutziger Neffe Beethovens in „Eroica". Dann kam die große Chance: Anatole Litvak aus Hollywood erschien in München, um den Kriegsfilm „Entscheidung vor Morgengrauen" zu drehen.

Für die Rolle des deutschen Soldaten, der aus antinazistischer Überzeugung für die Alliierten spioniert und zugrunde geht, die Zentralfigur des Films, suchte er unter Tausenden Oskar Werner heraus. Der - in Deutschland umstrittene - Film machte den jungen Burgtheater-Star weltberühmt.

Die 20th Century-Fox gab ihm einen Siebenjahresvertrag. Aber sie hatten keine Filme für ihn, und Werner war selbst für Hollywood zu schwierig. In Deutschland und Österreich bekam er seitdem manche interessante Aufgabe (den Freund des Obersten Redl in „Spionage", einen aufrührerischen Hauptmann im Hitler-Film „Der letzte Akt", Mozart in „Reich mir die Hand, mein Leben"). Er wird immer ein erstklassiger, aber nie ein populärer Schauspieler sein.
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PAULA WESSELY

Geboren am 20. Januar 1908 in Wien, verheiratet mit Attila Hörbiger, drei Töchter, darunter Christiane (filmte in „Der Major und die Stiere", „Die Wirtin zur goldenen Krone", „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe"). Paula Wessely, über deren künstlerischen Aufstieg bereits berichtet wurde, war bei Kriegsende Österreichs erste Schauspielerin und eine der ersten deutschen Filmschauspielerinnen.

Die Karriere setzte sich nicht so selbstverständlich fort, wie man erwartet hatte. Es gab Schwierigkeiten, teils wirtschaftlicher, teils privater Natur. Ihr erster Nachkriegsfilm „Der Engel mit der Posaune", in Wien gedreht, war ein großer Erfolg in Österreich, aber nicht in Deutschland.

Er teilte nämlich mit, daß die Österreicher nie etwas mit Hitler zu tun hatten.

Die Wessely spielte nicht mehr oft Theater und filmte noch viel weniger. Sie zog aus wirtschaftlichen Gründen eine eigene Produktion auf und war damit schlecht beraten („Cordula", „Maria Theresia", „Ich und meine Frau"). Offenbar hatte sie auch Hemmungen, den richtigen Übergang in das ältere Fach zu finden.

So kam es, daß mancher Wessely-Film als purer Edelkitsch aus dem Atelier auf die Zuschauer losgelassen wurde. Auf die Dauer rächte sich ihre Unsicherheit in der Rollenwahl. Die Wessely, noch immer eine große Künstlerin, büßte in den letzten Jahren - zumindest in Deutschland - einen erheblichen Teil ihrer großen Popularität ein.
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BERNHARD WICKI

Geboren am 18. Oktober 1919 in Entlebuch/Schweiz (zwischen Bern und Luzern), verheiratet mit der Schauspielerin Agnes Fink. Nach solider Schauspielausbildung und gründlichen Lehrjahren landete er nach dem Kriege am Staatstheater und an den Kammerspielen München.

Der Film interessierte sich nicht so recht für ihn, wenn er auch 1939 zur Statisterie beim „Postmeister" gehört und im Film „Der fallende Stern" eine kleine Episode qespielt hatte. Paul May setzte ihn ein in seinem belanglosen Film „Junges Herz voll Liebe". Der Wendepunkt im Leben des bedachtsamen Schweizers kam, als Helmut Käutner ihn für die männliche Hauptrolle seines Films „Die letzte Brücke" auswählte.

Er schien geschaffen, den rauhen jugoslawischen Partisan Boro darzustellen, Bernhard Wicki errang - wie Maria Schell - mit diesem Film einen ganz großen Erfolg. Angebot auf Angebot bekam er seitdem, und in vielen Filmen stand er im Atelier („Rummelplatz der Liebe", „Die Mücke", „Es geschah am 20. Juli", „Rosen im Herbst", „Flucht in die Tropennacht", „Königin Luise").

Aber was er auch spielte - an seine Leistung in „Die letzte Brücke" reichte er nicht wieder heran. Seine Chance, ein Spitzenstar zu werden, verspielte er durch sorglose Wahl seiner Filme. Er stagnierte in seiner Entwicklung, bis ihn Käutner in „Zürcher Verlobung" in einer sehr heiteren Rolle präsentierte.
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SONJA ZIEMANN

Geboren am 8. Februar 1925 in Eichwalde bei Berlin, geschieden von dem Strumpffabrikanten Rudolf Hambach, ein Sohn Pierre Rudolf Otto. Sie tanzte schon als kleines Kind, nahm Schauspielunterricht und lernte singen. 1942 drehte sie ihren ersten Film „Die Jungfern vom Bischoisberg". Weitere kleine Rollen hatte sie in „Freunde", „Geliebter Schatz", „Hundstage".

Nach 1945 begann sie in Berlin als Soubrette. Aber schon im ersten westdeutschen Film, dem schrecklichen Klamottenfilm „Sag die Wahrheit", war sie dabei. In den folgenden Jahren wurde sie schnell zur beliebtesten deutschen Filmschauspielerin. Ihre Stärke war keinesfalls die Menschendarstellung, sondern ihr bezauberndes Aussehen, ihr großer Charme, ihre Natürlichkeit, ihre Grazie.

Viele der Filme, die sie (oftmals mit Rudolf Prack) drehte, waren Millionengeschäfte („Schwarzwaldmädel", „Grün ist die Heide"). Keiner hatte darüber hinaus irgendwelche künstlerische Bedeutung. Als der Beliebtheitskurs von Sonja Ziemann zu sinken anfing, offenbarte sie überraschenderweise in einigen Filmen („Mit 17 beginnt das Leben", „Ich war ein häßliches Mädchen", „Zürcher Verlobung") ernst zu nehmende schauspielerische Begabung und Mut zur Selbstpersiflage.

Es ist möglich, daß sich hier ein neues Rollenfach öffnet, wenn - mit den Jahren - der große Liebreiz nicht mehr reicht, um beim Publikum beliebt zu sein.
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Diese Einschätzungen hatte Curt Riess in 1956 geschreben.

Zu der Zeit konnte Curt Riess noch nicht erkennen oder erahnen, daß der überwiegend langweilige Drehbuch-Schmodder - also dümmlichste Storys - so weit ausgeufert war, daß die brachiale Abwärtsfahrt der Kinos und des Films eingeleitet war.
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Schaun Sie auch mal in die Film-Themen rein, die diesen Abwärtsgang beschleunigten.

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