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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(09) Die Fernseh-Sendertechnik

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  • „Der deutschen Reichspostverwaltung gebührt das Verdienst, als erste Behörde versuchsweise regelmäßige drahtlose Fernsehsendungen mit den besten verfügbaren Mitteln eingeleitet zu haben." [318].

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1929 - Rundfunksender Berlin-Witzleben sendet Bilder

Am 8. März 1929 wurde der damalige Rundfunksender Berlin-Witzleben (1,7kW; Welle 475,4m - 641kHz) in der Zeit von 23.10 bis 0.30 Uhr zum ersten Male mit Fernseh-Bildpunktsignalen moduliert 11).

11) Vorversuche mit drahtloser Fernseh-Bildübertragung waren seit Anfang 1929 mit dem Kurzwellensender D 4 ADD des Mihälyschen Laboratoriums durchgeführt worden.

1929 - Täglich Filmbilder nach dem Telehor-System von Mihäly

In den folgenden Monaten führte die DRP regelmäßig in der Zeit von 13 bis 14 Uhr und häufig auch noch von 9 bis, 10 Uhr Fernseh-Übertragungsversuche mit 3 verschiedenen Bildabtastern durch. „Seit 14 Tagen haben wohl viele Funkfreunde", schrieb F. W. Winkel über diese Sendungen in der Kölnischen Zeitung, „während der Programmpause des Berliner Senders ein eigenartiges, surrendes Geräusch gehört, mit dem sie nichts anzufangen wußten.

Die Reichspost sendet täglich Filmbilder mit außerordentlich günstigem Erfolg nach dem Telehor-System von Mihäly. Die langwierigen Laboratoriums versuche sind jetzt ... für die Durchführung im Rundfunkbetrieb reif geworden; die letzte Etappe ist erreicht. Die beweglichen Bilder sind an den verschiedensten Stellen der Stadt empfangen worden, und durchweg sind sie einwandfrei, klar und unverzerrt zum Vorschein gekommen. Damit steht Deutschland an erster Stelle auf dem Gebiet des Fernsehens [319]." Diese Versuchssendungen dauerten bis zum 13. Juli 1929.

1929 - August - 6. Große Deutschen Funkausstellung

Auf der 6. Großen Deutschen Funkausstellung hatte das RPZ am 5. August 1929 einen im RPZ-Laboratorium gebauten, noch recht primitiven, Langwellensender (166,3kHz) (Bild 56) aufgestellt, der von einem Mechau-Filmabtaster moduliert wurde und den ausstellenden Firmen der Fernsehindustrie eine bildmodulierte Trägerwelle zur Vorführung drahtlosen Fernseh-Empfangs bot.

1929 - September - Bilder vom Filmabtaster

Vom 23. September 1929 an wurde der Sender Berlin-Witzleben vom RPZ aus wieder in der Zeit von 9 bis 10 Uhr (unregelmäßig), von 13 bis 13.30 Uhr (regelmäßig) und gelegentlich nachts nach Programmschluß mit Fernseh-Signalen moduliert. Die Sendungen sollten der Industrie und den Bastlern Gelegenheit zu Empfangsbeobachtungen geben [320]. Um weitere Erfahrungen mit der vorläufigen Fernseh-Norm zu gewinnen, setzte die DRP vom 17. Mai 1930 an auch den Deutschlandsender II (Welle 1635m ~ 183,5kHz) mit 35kW Antennenleistung für die Fernseh-Rundfunk-Versuche ein. Der Sender wurde von einem kombinierten Personen- und Filmabtaster der Fernseh A.G. moduliert.

1929 - Fernsehen in 1.000 km Entfernung

Die Fernsehsendungen, die zu Anfang nur donnerstags von 01.45 bis 02.45 Uhr ausgestrahlt wurden, konnten auf eine Entfernung von rund 1.000km empfangen werden. F. und B. Parry (England) berichteten darüber: „... Wir empfingen Ihre Station ohne Unterbrechung in der Nacht vom 5. auf 6. April in der Zeit von 0.30 bis 3.45 Uhr MEZ., und zwar bedeutend besser, als die Londoner Fernsehsendung derselben Nacht.

Die besondere Lichtstärke der Bilder und ihr Detailreichtum dürfte wohl auf die bei Ihnen in Berlin übliche Methode der Fernkino-Übertragung zurückzuführen sein ." [321]. Auch aus Wien, Prag und Zagreb liefen ähnliche Empfangsmitteilungen ein.

1930 - August - 7. Große Deutschen Funkausstellung

Während der 7. Großen Deutschen Funkausstellung im Herbst 1930 stellte die DRP den Firmen der Fernseh-Industrie einen im RPZ gebauten Kurzwellen-Bildsender (Bild 57) mit Gitterspannungsmodulation zur Verfügung, der auf der Frequenz 2,5MHz ~ 120m arbeitete. Er enthielt eine Steuerstufe und eine mit zwei RS18 bestückte Leistungsstufe und lieferte eine Oberstrichleistung von 500W. Als Antenne diente ein Lecher-System, das an den Anodenkreis der Endstufe direkt angekoppelt war. Der Sender wurde von dem in der "Funkhalle IV" neu errichteten Fernseh-Sendelaboratorium des RPZ über eine 50m lange Kabelleitung mit Bildsignalen moduliert.

1930 - Bilder über 32km von Nauen nach Geltow

Ende 1930 führte Telefunken zwischen Nauen und Geltow über 32km Entfernung Fernsehbild-Übertragungen auf Kurzwelle (4286kHz) mit einer vertikalen Dipol-Sendeantenne bei 0,25kW Antennenleistung durch und zeigte, daß sich mit dieser Welle 48zeilige Bilder mit 20 Bildern/s einwandfrei übermitteln ließen. Der erzielte Gewinn an Schärfe der Wiedergabe erschien damals „recht beachtenswert".

„Einzelköpfe, die von der lebenden Person oder vom Diapositiv aus abgetastet wurden", konnten „auf der Empfangsstelle wiedererkannt sowie einfache Filmszenen gut verfolgt werden" [322]. Allerdings störten - sofern auf der Empfangsseite nicht stark bündelnde Antennen mit nierenförmiger Charakteristik benutzt wurden - sowohl Schwunderscheinungen als auch Echos, die oft bis zu 6 ineinander geschriebene Bilder verursachten.

1931 Januar - Bilder mit 48 Zeilen bei 25 Bildwechseln/s

Vom 30. Januar 1931 ab setzte das RPZ diese Fernseh-Sendeversuche von Döberitz aus mit einem 7stufigen, kristallgesteuerten 5kW-Sender AFK auf 2.100kHz fort [323]. Es wurden Filmbilder mit der neuen RPZ-Norm von 48 Zeilen bei 25 Bildwechseln/s übertragen. Im Mai 1931 nahm die DRP in Döberitz noch einen zweiten Kurzwellen-Sender mit 2,5kW Leistung auf 3.260kHz für Tonübertragungen in Betrieb, so daß vom 15. Juni 1931 an für die Versuchssendungen des RPZ auch Tonfilm-Darbietungen übertragen werden konnten.

Die Sendungen fanden im allgemeinen regelmäßig von 09.30 bis 11.30 Uhr statt. Wenn diese Versuche auch teilweise befriedigende Fernseh-Bilder lieferten, so zeigten sie doch, daß die Kurzwelle infolge des auf der Empfangsseite zur Ausschaltung von Mehrwege-Effekten erforderlichen Aufwandes für einen Fernseh-Rundfunk nicht geeignet war. Hinzu kam, daß es mit zunehmender Feinheit des Fernsehrasters und der damit verbundenen Breite des Video-Frequenzbandes bei Kurzwellen nicht mehr möglich war, das im Hör-Rundfunk bewährte Verhältnis Modulationsfrequenz : Trägerfrequenz von etwa 1:100 beizubehalten [324].

Rückblick nach 1925

Schon 1925 hatte F. Aigner aus Überlegungen hinsichtlich der erforderlichen Kreisdämpfung und Bandbreite die Notwendigkeit abgeleitet, für die Übertragung hochwertiger Fernsehbilder ultrakurze Wellen zu benutzen [325].

Ende 1925 gelang es A. Esau und Mitarbeitern, den ersten stabilen 100Watt-Sender von rund 100MHz herzustellen und damit 1925/26 bei Tonmodulation eine Reichweite von 40km zu erzielen [326].

Den Einsatz gebündelter optischer und „quasioptischer" Wellen für die Verteilung von Fernsehprogrammen in Großstädten diskutierte F. Schröter bereits in dem Telefunken-Patent Nr. 459660 vom 9.1.1926 [327].

In einem für die Welt-Ingenieurkonferenz in Tokio verfaßten Bericht (Dok. 409) vom 26.3.1929 empfahl F. Schröter den Einsatz ultrakurzer Wellen von 3 bis 8m zur Versorgung des Weichbildes der Großstädte, d. h. eines Gebiets von etwa 200 bis 1000 km2, sowohl mit lokalen Hörrundfunk-Programmen als auch mit „Rundfunk-Fernsehen und -Fernkinematographie".
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Er erwähnte darin auch bereits die 20 Jahre später verwirklichte Möglichkeit, „tote Zonen" des Mittelwellen-Rundfunks durch Ultrakurzwellen zu „aktivieren", und behandelte damals schon das Problem der „Fortleitung sehr rasch verlaufender elektrischer Vorgänge" über sog. „Strahllinien": „Die Posten sind durch scharfe Strahlenbündel miteinander verbunden, und jeder Empfänger steuert den mit ihm rückwirkungsfrei gekoppelten Sender, der die Signale verstärkt zum nächsten Posten überträgt.

Auf diese Weise wäre es möglich, Signalmodulationen höchster Frequenz "selbst auf weite Abstände unverzerrt zu übermitteln. Für Fernseh-Rundfunk innerhalb größerer Gebiete ... kann die Durchführung des Relaisbetriebes mit ultrakurzen Trägerwellen neue, ausbaufähige Grundlagen schaffen . Die Anlagekosten dürften viel geringer sein als für gleichwertige elektrische Drahtverbindungen."

1928/1929 - Reichweitemessungen mit Ultrakurzwellen

Mit Unterstützung der DRP führte A. Esau 1928 in Jena und 1929 in Chemnitz systematische Reichweitemessungen mit Ultrakurzwellen von 3 bis 4m durch, um deren Eignung für Rundfunkzwecke in bebauten Stadtgebieten experimentell zu untersuchen. Dabei ergab sich, daß Wellen von etwa 7m Länge Gebäudemauern besonders gut zu durchdringen vermochten.
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Um die Reichweite hochgelegener Sender zu ermitteln, führte die C. Lorenz A.G. zusammen mit A. Esau, dem RPZ und der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt Ausbreitungsmessungen mit 3m Wellen durch. Mit einem tonmodulierten Sender von 3,2m Wellenlänge wurden auch auf dem Brocken (Harz) in 1.142 m Höhe ü.M. Ausbreitungsversuche unternommen. Die erzielten Reichweiten von 100 bis 115km bestätigten die Theorie, daß die Ultrakurzwellen sich nach den Gesetzen der geometrischen Optik ausbreiten [328].
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1925 - März - Weitere versuche mit 3,4m Wellenlänge

Im März 1929 führte Telefunken mit W. Schäffer von der Reichs-Rundfunkgesellschaft Empfangsversuche an einem im Voxhaus stehenden Sender für 3,4m Wellenlänge durch. Für weitere systematische Reichweitemessungen errichtete Telefunken 1929 auf dem Dach des AEG-Forschungsinstituts einen mit dem Berliner Rundfunkprogramm modulierten 60 Watt Sender für 3,2 bis 11,6m Wellenlänge. Als Strahler diente ein 50m über dem Erdboden aufgestellter Dipol.

1930 setzte A. Esau gemeinsam mit dem RPZ und der C. Lorenz A.G. die Ausbreitungsversuche mit einem auf dem Turm des RPZ-Gebäudes stehenden fremdgesteuerten 1kW-Sender für 7m Wellenlänge fort. Die Sendeantenne stand 30m über dem Erdboden. Mit einfachen Geradeausempfängern wurden Reichweiten von 7 bis 10km erzielt.

1929 - die Ergebnisse der Untersuchungen

Entscheidend für die Wahl ultrakurzer Wellen für einen Fernseh-Rundfunk waren:

  • a) das Fehlen von Schwunderscheinungen und von Laufzeit- bzw. Echoeffekten,
  • b) die prozentual geringe Bandbreite der Modulation, die den Durchlaß von 100 kHz noch bei verhältnismäßig scharfer Resonanz der abgestimmten Kreise gestattet,
  • c) der relativ niedrige Störpegel." [329].

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1930 - Quarzgesteuerten UKW-Fernseh-Sender für 50MHz

1930 baute W. Zeletzki (Telefunken) einen quarzgesteuerten UKW-Fernseh-Sender für 50MHz mit 1,5 bis 2kW Oberstrichleistung (Endstufe: 2 Röhren RS207 in Gegentakt-Schaltung), der im August 1930 - zunächst mit Tonmodulation - Vertretern der DRP vorgeführt wurde und Ende 1930 zum ersten Male mit dem breiten Frequenzband der Fernsehsignale moduliert werden konnte [330].

1931 - Amplitudenmodulierte UKW-Sender

1931 führte H. Hubmann (RPZ) mit zwei amplitudenmodulierten UKW-Sendern von 0,3 kW Trägerleistung auf den Wellen 6,76 und 7,50m Sendeversuche durch, welche die Telefunken-Ergebnisse bestätigten und zeigten, daß auch in Städten mit ausgedehntem Weichbild ein UKW-Lautsprecherempfang mit einfachen Geräten möglich war [331].

Ähnliche Reichweitenversuche mit einem tonmodulierten UKW-Sender auf Welle 8,9m unternahmen im selben Jahre G. Leithäuser und K. Sohnemann vom Heinrich-Hertz-Institut [332]. Trotzdem findet sich im damaligen Schrifttum noch die Ansicht, daß hinsichtlich eines UKW-Fernseh-Rundfunks „die praktische Durchführung des theoretisch Möglichen wohl noch lange Zeit auf sich warten lassen" werde [333].

1932 - UKW-Fernseh-Sender mit 60zeiligem Bild bei 25 Bildwechseln/s

Anfang 1932 setzte das RPZ den selbstentwickelten 0,3kW UKW-Fernseh-Sender auf Welle 6,74m für Versuchssendungen mit 60zeiligem Bild bei 25 Bildwechseln/s ein [334]. Die Sendungen fanden „nach Bedarf" statt. (Die Fernseh-Sendungen von 30- und 48zeiligen Bildern über den Berliner, Königswusterhausener und Döberitzer Sender wurden auf Veranlassung von A. Kruckow zunächst beibehalten.)

1932 - 16 kW UKW-Sender zur Großen Rundfunkausstellung

Kurz vor der Eröffnung der Großen Deutschen Rundfunkausstellung 1932 stellte die DRP in der "Funkhalle IV" den stärksten bis dahin gebauten UKW-Sender (Bild 58) auf. Er war von W. Buschbeck (Telefunken) entwickelt worden, und die Firma hatte ihn wegen der laboratoriumsmäßigen Ausführung der DRP vorerst leihweise überlassen. In einer Quarzstufe wurde die Ausgangsfrequenz von 5,35MHz erzeugt. Nach wiederholter Verdopplung und Verstärkung schwang die vorletzte Stufe mit 42,8MHz und vermochte eine Steuerleistung von 1,5kW an die aus 2 wassergekühlten „Spezial"-Endröhren bestehende 7. Stufe abzugeben. Die Oberstrichleistung des mit einem Frequenzband von etwa 125kHz Breite (entsprechend einem 90-zeiligen Bild) modulierten Senders wurde an einer künstlichen Antenne mit 16 (!) kW gemessen. Die Anodenspannung für den UKW-Sender lieferte ein beim Rundfunk-Sender Langenberg ausgebauter Boas-Umformer mit zwei 6kV-Generatoren und einem 65kVA-Drehstrommotor, der im Kellergeschoß der Ausstellungshalle stand (Bild 59).

Moduliert wurde die Gitterspannung der 6. Stufe von einem dreistufigen Modulationsverstärker mit 6 parallel geschalteten Röhren RS24 über einen Scheinwiderstand, der von 25 bis 300.000 Hz einen annähernd gleichbleibenden Betrag besaß. Die nieerfrequenzte Modulationsspannung kam von dem im „Haus des Rundfunks" stehenden Filmabtaster über ein 750m langes konzentrisches Kabel mit Papierisolation. Die Hochfrequenzleistung des Senders wurde über ein 200m langes Hochfrequenz-Schalenkabel der auf der Spitze des Funkturms stehenden vertikalen lamda/4-Antenne mit einem strahlenförmigen Kupferkranz als Gegengewicht zugeführt. Dadurch erzielte man zwar ein optimales Strahlungsfeld, das jedoch durch einen Energieleitungs-Verlust von mindestens 40% der Senderleistung erkauft werden mußte [335].

1932 - tagsüber 90zeiliges Bild, abends Ton

Der Sender wurde für die Versuche des RPZ anfangs auf Mittelstrich tagsüber mit 90zeiligem Bild, abends meist mit Ton moduliert. Die Frage, ob zur Verstärkung der Bildsignal-Ströme die unmittelbare Niederfrequenzverstärkung oder die Benutzung einer Zwischenträgerfrequenz vorzuziehen sei, wurde Ende 1933 zugunsten der von Telefunken bevorzugten trägerfrequenzten Methode entschieden: Auf der Bildabtastseite wurde eine Trägerschwingung von anfangs 300kHz (für das 90zeilige Bild) als Photozellen-Saugspannung in einer von A. Karolus angegebenen Brückenschaltung eingeführt. Nachdem die Trägerfrequenz ihren Zweck, einen verzerrungsfreien Transport der Bildströme durch den Bild-Verstärker und das Kabel zwischen Bildabtaster und Sender sicherzustellen, erfüllt hatte, wurde sie vor dem Modulator des Senders wieder ausgesiebt [195].

„Damit für die Weiterentwicklungsarbeiten keine Zeit verloren" ging, wurden „bis zur Durchführung der neuen Normen für den vorhandenen Ultrakurzwellensender die Bildempfangsversuche mit 90zeiligen Bildern fortgesetzt und weitere Erfahrungen über die Ausbreitung der Ultrakurzwellen gesammelt." Zur Beschleunigung der Entwicklungsarbeiten ließ die DRP Ende 1933 den UKW-Sender Witzleben für Bildempfangs-Versuche vom 90- auf das 180zeilige Bild (ohne Ton) umstellen. Gleichzeitig unternahm die Post Versuche mit einer telegraphiemäßigen Übertragung der Gleichlauf-Impulse zusammen mit dem Bildinhalt nach dem bereits erwähnten, von O. Schriever angegebenen Verfahren, das im wesentlichen mit einer von S. Loewe vorgeschlagenen Synchronisiermethode übereinstimmte [336].

1934 - 20kW UKW-Bildsender am Fuße des Funkturms

Im Frühjahr 1934 errichtete Telefunken im Auftrage der DRP in der Funkhalle IV am Fuße des Funkturms einen zweiten 7stufigen UKW-Bildsender für 20kW 12) Oberstrichleistung.

12) Die für diesen und die später errichteten Fernseh-Bildsender im Schrifttum angegebenen Leistungen waren offenbar auf die maximale Nutzleistung der Endröhren im Kurzwellenband bezogen. Mit der Erweiterung des übertragenen Frequenzbandes nahm die wirksame Leistung erheblich ab. Nach Messungen der RPF aus dem Jahre 1939 betrug die tatsächlich ausgestrahlte Hochfrequenzleistung der Bildsender je nach der Zeilenzahl (Bandbreite) und den auf dem Energiekabel auftretenden Verlusten nur 1/3 bis 1/4 der angegebenen Nennleistung [340].

Dieser neue Sender strahlte vom 18. April 1934 an das eben genormte 180-Zeilen-Bild auf Welle 6,77m aus, während der ältere, auf Mittelstrich umgestellte Sender den zum Bilde gehörigen Ton auf Welle 7,06m übertrug.

1934 - Das Programm kam über Breitbandkabel

Beide Sender wurden vom Fernseh-Laboratorium des RPZ in der Rognitzstraße über ein im Februar 1934 ausgelegtes Sonderkabel mit einem papierisolierten Sternvierer als Kern und einem darüber gelegten konzentrischen Schirm aus Kupferbändern für symmetrischen oder unsymmetrischen Betrieb moduliert [337]. Als Hilfsträger zur Übertragung der Bildsignalspannungen über das Modulationskabel benutzte man im Hinblick auf die Bandbreite des Bildverstärkers von etwa 500kHz eine Frequenz von 1,3MHz. Die Synchronisierzeichen wurden wiederum zusammen mit dem Bildinhalt nach dem Schrieverschen Verfahren als Einkanal-Modulation übertragen [338]. Der Tonsender arbeitete nach Art der damaligen Rundfunksender mit Gitterspannungsmodulation [339].

1934 - UKW Bildreichweite ca. 50 - 60 km

Beide UKW-Sender speisten über 2 Hochfrequenz-Schalenkabel die auf der Spitze des 138m hohen Funkturms errichteten lambda/4 Dipol-Antennen mit ringförmigen Gegengewichten. Die Antennenleistung des Bildsenders betrug rd. 4kW [341]. Die Sendeanlage mit einer Reichweite von 50 bis 60km war im Februar 1934 „technisch so weit durchgebildet, daß sie der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft für Programmsendungen an einigen Tagen in der Woche zur Verfügung gestellt werden konnte" [342].
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Feldstärke-Messungen an diesen Sendern, die von W. Scholz (RPZ) 1934 in Groß-Berlin und Umgebung sowie auf dem Brocken ausgeführt wurden, lieferten damals bereits die Grundlage für die Planung einer Versorgung ganz Deutschlands mit Fernseh-Rundfunk (Bild 60). Danach waren „für eine Mindestempfangsfeldstarke von 1mV/m mindestens 21 Hauptsender mit Antennenleistungen von 2 bis 20kW und Antennenhohen von 150 bis 2.500m ü.M. auf Wellen zwischen 7,5 und 5,7m erforderlich [343].
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1935 - Fahrbarer Sender in 12 Daimler-Benz Diesellastkraftwagen

Um weitere Unterlagen zu gewinnen für das Projekt, ganz Deutschland mit Fernsehen zu versorgen, und um außerdem die Wirkung eines Senders großer Leistung auf einem Berggipfel zu erproben, ließ die DRP noch im selben Jahre von den Firmen Telefunken, AEG und Daimler-Benz einen fahrbaren 10kW-Fernsehsender für 180zeilige Bilder bauen [344]. Ton- und Bildsender, Verstärker, Stromversorgung, Siebmittel, zwei 125kW-Dieselgeneratoren, eine Werkstatt und ein Filmabtaster waren in 12 Daimler-Benz Diesellastkraftwagen LO3500 von je 95PS und 4,6t Tragfähigkeit untergebracht (Bild 61). Dazu kamen noch ein Landkraftwagen, ein Personenwagen und 2 Tankanhänger. Der Preis der Fahrzeuge allein belief sich auf etwa 250.000 RM.

Dazu kamen rund 1,1 Millionen RM für die technische Einrichtung. Der Zug besaß eine Marschtiefe von etwa 1km und erreichte eine Geschwindigkeit von 65 bis 70km/h.

1935 - Messungen in Hamburg und auf dem Brocken im Harz

Dieser erste fahrbare Fernsehsender, der ein Bedienungspersonal von 14 Kraftfahrern und 15 Technikern erforderte, wurde bereits 3 Tage nach der Lieferung, am 17.Juni 1935, anläßlich der Jahrestagung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hamburg auf dem Heiligengeistfeld eingesetzt. Die lambda/2 Dipol-Antennen für den Bild- und den Tonsender waren auf behelfsmäßigen, vom Telegraphenbauamt errichteten Holzmasten von etwa 20m Höhe angebracht [345]. Am 17. Juli fuhr der fahrbare Sender I der DRP auf den 1.142 m hohen Brocken und strahlte von da etwa 3 Monate lang ein Bild- und Tonprogramm für Meßzwecke aus. Bild 62 zeigt das Ergebnis der Feldstärkemessungen [346].

19. August 1935 - Die Katastrophe in Berlin während der 12. Großen Deutschen Funkausstellung

In den Abendstunden des 19. August 1935 - während der 12. Großen Deutschen Funkausstellung - brach in der seiner Zeit aus hochfrequenztechnischen Gründen ganz in Holz ausgeführten Funkhalle IV ein Großfeuer aus. Wie dieser Brand entstehen konnte, ist nie geklärt worden. Man vermutete, daß bei Instandsetzungs- und Abgleicharbeiten - wie sie immer erforderlich wurden, sobald die Hallen für das Ausstellungspublikum geschlossen waren - sich auf einem Firmen-Stand eine Nitrozellulose-Filmspule entzündet und durch explosionsartiges Abbrennen die Dekoration der Halle in Brand gesetzt habe.

Durch dieses Großfeuer wurden auch die beiden UKW-Sender der DRP für Ton und Bild, die seit Februar 1935 zunächst an einigen Abenden der Woche, von April an täglich ein mehrstündiges Fernsehprogramm ausgestrahlt hatten, vollständig zerstört (Bild 63).

1935 - Ein neuer kleiner Sender in 30 Stunden

Bereits 30 Stunden später konnte jedoch die DRP mit einem von Telefunken hergestellten 20W Hilfssender den Bild-Sendebetrieb auf der 12. Deutschen Funkausstellung wieder aufnehmen. Nach der Funkausstellung fand der 20W Ersatzbildsender seinen Platz in einer auf dem Dach des Fernamts in der Winterfeldstraße behelfsmäßig errichteten Holzbaracke.

Er versorgte von da aus, nachdem die Leistung auf 100W erhöht worden war, die benachbarten Fernsehstellen und die wenigen privaten Fernseh- Rundfunkteilnehmer in einem Umkreis von etwa 2km mit 180-zeiligem Bild. Die Empfänger mußten so lange über Leitungen mit Tonmodulation versorgt werden, bis das RPZ - etwa im Oktober 1935 - einen in den eigenen Werkstätten hergestellten UKW-Tonsender von 80W Telephonieleistung auf dem Fernamt aufstellte. Beide Sender übertrugen bis Ende Dezember 1935 das tägliche Fernseh-Programm der RRG.

1935 - Dezember - 2 14kW Sender für den Funkturm

Um für den Fernseh-Rundfunk möglichst schnell wieder zwei Ersatz-UKW-Sender hoher Leistung aufstellen zu können, ließ die DRP von Telefunken zwei ursprünglich für den Einbau in einen fahrbaren Fernseh-Sender bestellte Anlagen von je etwa 14 kW Oberstrichleistung für 180 Zeilen bei 25 vollen Bildwechseln/s (Bild 64) in dem kleinen Steinbau am Fuße des Funkturms aufstellen, der heute noch den modernen Berliner Fernsehsender der Siemens & Halske A.G. für das 625 Zeilen Bild beherbergt. Die neuen Sender nahmen - als „Weihnachtsgeschenk des Reichspostministers" - den Betrieb am 23. Dezember 1935 auf. Offiziell wurden sie von der RRG mit einem Eröffnungsprogramm am 15. Januar 1936 eingeweiht.

Details dieser beiden Telefunken Sender

In elektrischer Hinsicht waren die neuen Sender ebenso aufgebaut wie die beim Ausstellungsbrand zerstörten. Auch die Anordnung der einzelnen Stufen in schrankartigen Kästen mit pultförmigem Vorbau für die Betriebsinstrumente hatte Telefunken beibehalten. Die Gehäuse waren jedoch nicht mehr aus Winkeleisen und Blechen zusammengesetzt, sondern aus Leichtmetall gegossen. Der Bildsender wurde in der vorletzten und in der Endstufe mit je zwei wassergekühlten Senderöhren RS 257 im Gegentakt betrieben.

Diese Röhre war speziell für Kurzwellensender entwickelt worden und vermochte bei 7m Wellenlänge eine maximale Nutzleistung von etwa 7kW abzugeben. Moduliert wurde wieder die Gitterspannung der vorletzten Stufe des Bildsenders über einen im Anodenkreis des Modulators liegenden Ohmschen Widerstand.

1935 - Umau eines 100W Senders auf 375 Zeilen

Nachdem diese neuen stationären Sender das Fernseh-Programm der RRG übernommen hatten, baute F. Stumpf (RPZ) den nunmehr überzähligen 100W Bildsender auf dem Fernamt für 375 Zeilen um und modulierte ihn mit einem 375 Zeilen Filmabtaster der Fernseh A.G., der in einem Nebengebäude des RPZ stand. Die Sendungen wurden nur wenige Monate lang für Versuchs- und Industrie-Zwecke ausgestrahlt.

1935 Oktober - Vom Brocken auf den Feldberg im Taunus

Inzwischen war - am 13. Oktober 1935 - der Tonsender des Fernseh-Senderzuges I vom Brocken auf den Großen Feldberg im Taunus (880m ü. M.) gefahren [347]. Von da strahlte er etwa 4 1/2 Monate lang einen 800Hz Ton für Feldstärkemessungen aus, die u. a. auf dem Großen Inselsberg in Thüringen und auf der Zugspitze durchgeführt wurden - mit dem Ziel, die theoretisch ermittelten Grundlagen für eine zukünftige Fernseh-Versorgung Deutschlands nachzuprüfen [348].

Am 12. Mai 1936 verlegte das RPZ auch den Bildsender des ersten Senderzuges vom Brocken zum Feldberg. Vom 8. Juni 1936 an sendete die DRP 3 Wochen lang täglich ein Filmprogramm [349]. Auf Grund dieser Versuchssendungen rechnete die DRP für die im Oktober 1936 geplanten stationären Sender auf dem Brocken und dem Feldberg mit einer Reichweite von 80 bis 100 km [350].

1937 - weitere planmäßige Reichweitenversuche

Im Jahre 1937 hatte das RPZ die planmäßigen Reichweitenversuche mit bild- und tonmodulierten Ultrakurzwellen fortgesetzt:

Am 24. Mai 1937 fuhr der vollständige Senderzug I von Berlin nach Essen, wo die Fernseh-Ausbreitungsbedingungen im Industriegebiet empirisch ermittelt werden sollten. Von einem erhöht liegenden Ausflugslokal „Heimliche Liebe" strahlten die Sender bis Mitte August ein Filmprogramm aus.

1937/1939 - Fernsehen in Deutschland wird ausgebaut

1939 (???) beschloß die DRP den Bau weiterer Fernseh-Sender in Nürnberg, München, Hamburg und im Ruhrgebiet, für die z. T. bereits die Räume gemietet wurden.

1937 - Fester Fernsehsender auf dem Brocken

Im Juni 1937 fand das Richtfest für den Fernseh-Senderturm auf dem Brocken statt, mit dessen Bau man 1936 begonnen hatte [350]. Die Hochbauarbeiten waren im September 1937 beendet (Bild 65).

Im März des folgenden Jahres konnten die Hochspannungs- und Kühlanlage, im August die Maschinenanlage und im November 1938 die beiden UKW-Sender von Telefunken eingebaut werden, von denen der Bildsender nach Angabe der Lieferfirma eine Oberstrich-Leistung von 20kW besitzen sollte. Vom April bis Juni 1939 führte der Fernsehsender Brocken mit behelfsmäßigen Antennen einen Probebetrieb durch. Ausgestrahlt wurde ein von einem eigenen Filmabtaster geliefertes Versuchsprogramm. Das Berliner Programm konnte der Sender noch nicht übernehmen, weil die Fernseh-Kabelstrecke vom Brocken zum Abzweigpunkt Braunlage des Breitbandkabels (504) Berlin-Frankfurt/M. noch nicht fertiggestellt war. Die Hochbauarbeiten für den Fernseh-Senderturm auf dem Großen Feldberg im Taunus (Bild 66) begannen im März 1937. Sie zogen sich bis Anfang 1940 hin. Bild- und Tonsender wurden zwar noch eingebaut, konnten aber nicht mehr in Betrieb genommen werden.

1937 - 441-Zeilennorm zur Eröffnung der Großen Deutschen Rundfunk-Ausstellung

Da im Sommer 1937 die neue 441-Zeilennorm erst wenige Tage vor der Eröffnung der Großen Deutschen Rundfunk-Ausstellung verkündet worden war, mußte die DRP zur behelfsmäßigen Versorgung der ausgestellten drahtlosen Empfänger mit dem neuen Bild einen in den Werkstätten der RPF von W. Slawyk und Mitarbeitern gebauten Bildsender von etwa 1kW Oberstrichleistung mit 2 in Gegentakt arbeitenden Röhren RS 207 in der Endstufe und einem von F. Stumpf und H. Krätzer (RPZ) entwickelten Modulator für 441 Zeilen Bild einsetzen. Der Sender stand in einer Holzhütte auf dem Ausstellungsgelände. Der Ton wurde den in der Fernseh-Sonderschau der DRP vereinigten Aussteller-Ständen über besondere Modulationsleitungen zugeführt.

1937 - Sendungen mit 180 Zeilen bis Jahresende

Nach der Funkausstellung 1937 übertrugen die UKW-Sender in Witzleben das RRG-Programm wieder mit 180 Zeilen. Der freigewordene 1kW Bildsender der RPF diente im Winter 1937/38 zur betriebsmäßigen Erprobung der von der RPF und der Fernseh-Industrie gemeinsam ausgearbeiteten Normung der Gleichlauf zeichen für den deutschen Fernseh-Rundfunk, vor allem hinsichtlich der Störungs-Anfälligkeit dieses Synchronisierverfahrens.

Ende 1937 waren die von der DRP bei Telefunken für Berlin bestellten UKW-Sender für die neue 441 Zeilen-Norm fertiggestellt. Die Bildqualität genügte jedoch den Anforderungen der Lieferfirma noch nicht, so daß auch während der 15. Großen Deutschen Rundfunkausstellung 1938 der von der RPF gebaute Versuchs-Bildsender noch das drahtlose 441-Zeilen-Bild ausstrahlen mußte.

Der zugehörige Ton wurde vom Tonsender eines fahrbaren Senders II, der im Hofe des Amerikahauses aufgefahren war, übertragen. Die Telefonie-Leistung dieses Senders wurde mit Rücksicht auf die geringe Leistung des Bildsenders auf 250W herabgesetzt.

1938 - 7kW Sender für München

Als vierten stationären Sender hatte die DRP Anfang 1938 bei der C. Lorenz A.G. einen 7kW Bild- und einen Tonsender bestellt, die in München aufgestellt werden sollten. Die Sender wurden zwar im Mai 1939 in Berlin abgenommen, sie konnten jedoch noch nicht eingebaut werden, weil die dafür vorgesehenen Räume im Glockenturm an der Theresienwiese nicht fertiggestellt waren. Der für München bestimmte Tonsender mußte Anfang des Krieges im Berliner Amerika-Haus eingebaut werden an Stelle des Telefunken-Tonsenders, der ebenso wie der Lorenz-Bildsender für militärische Zwecke verwendet wurde.

1938 - Fernsehen in Berlin auf UKW mit 441 Zeilen

Im Spätherbst 1938 konnten die beiden im Turm des Amerika-Hauses untergebrachten neuen Telefunken-Fernsehsender für das 441 Zeilen-Bild auf Welle 6,67m (45MHz) für Ton und auf Welle 6,28m (47,8MHz) für Bild den Betrieb übernehmen.

Der Bildsender war in 8 Stufen aufgebaut. Die erste, quarzgesteuerte Stufe lieferte die Grundfrequenz von 5,975 MHz, die in der 2., 3. und 5. Stufe auf die Betriebsfrequenz von 47,8 MHz verdoppelt wurde. Die übrigen Stufen wirkten als Verstärker. Die 7. und 8. Stufe waren mit je zwei in Gegentakt arbeitenden wassergekühlten Röhren RS 257 bestückt. Der Sender war für eine Nennleistung von 14kW bei einer Bandbreite von ±2,5 MHz gebaut, erreichte jedoch praktisch nur etwa 10kW. Die Leistung wurde später durch Einbau von Endstufenröhren der Type RS 557 mit thorierten Wolfram-Kathoden auf etwa 40kW erhöht.

1938 - Programm aus dem Fernseh-Studio im benachbarten Deutschlandhaus

Das vom Fernseh-Studio im benachbarten Deutschlandhaus über ein konzentrisches Kabel dem Sender zugeführte Einkanalgemisch wurde von 5mW am Eingang des Kabel-Endverstärkers in 6 Gegentaktstufen auf 2 x 150W bei einem Frequenzband von 8,4 ±3MHz (Zweiseitenband- Übertragung) verstärkt. Nach Demodulation des Hilfsträgers wurde im anschließenden Gleichstrom-Verstärker durch Amplituden-Selektion das reine Bildsignal und das Gleichlaufzeichen-Gemisch ausgesiebt. Jedes dieser Signale mußte für sich verstärkt und dann im Modulator wieder zum Einkanalgemisch zusammengefaßt werden. Moduliert wurde die Gitterspannung der letzten Senderstufe über einen Widerstand, der im Anodenkreis der aus 24 parallelgeschalteten Röhren RS 330A bestehenden Modulator-Endstufe lag. Als Breitband-Antenne für den Bildsender diente ein dicker, unten kegelförmig zugespitzter Zylinder von "1/4 lambda" Länge auf einer horizontalen Grundplatte als Gegengewicht.

„Zur Aufhebung des mit der Seitenbandfrequenz zunehmenden Blindwiderstandsanteils und zur besseren Anpassung an das Antennenkabel" war die Antenne mit Kompensationsgliedern versehen, die z. T. unter dem Gegengewicht, z. T. in der Speiseleitung lagen [351].

1938 - Fernsehreichweite ca. 35 km

Infolge der verhältnismäßig geringen Höhe der Sendeantenne über dem Erdboden besaß der Bildsender nur eine Reichweite von etwa 35km. Er war deshalb auch nur als Übergangslösung gedacht und sollte - nach der für Weihnachten 1939 vorgesehenen Freigabe des Fernseh-Rundfunkempfangs - durch einen Sender höherer Leistung ersetzt werden, dessen Antenne wieder auf der Spitze des Funkturms stehen sollte. Daneben wurde allerdings auch noch der etwas phantastisch anmutende Plan erörtert, an der Ost-West-Achse ein massives, turmartiges Fernseh-Gebäude von etwa 135 m Höhe mit Studio-Räumen für Publikum, Fernseh-Kinos usw. zur Aufnahme der Fernseh-Sender zu errichten.

Zur Verbesserung der Fernseh-Versorgung des Berliner Ostens betrieb die DRP 1938/39 den vorher für die Erprobung der Gleichlauf-Norm benutzten 1kW Bild-Sender zusammen mit einem neuen, ebenfalls in den Werkstätten der RPF gebauten Tonsender vorübergehend auf dem Dach des Karstadt-Gebäudes in Berlin-Neukölln.

Rückblick in 1936 - Reichweitenmessungen

Anfang März 1936 hatte Telefunken an die DRP den bereits erwähnten zweiten fahrbaren Fernseh-Sender geliefert, der im wesentlichen dem ersten entsprach. Dieser Sender wurde im Mai und Juni 1936 in Stolzenhagen und Misdroy (Pommern) zur Durchführung von UKW Reichweite-Messungen über See eingesetzt, wobei man brauchbare Empfangsergebnisse bis zu etwa 160km Entfernung erzielte.

Anschließend hieran führten das RPZ und das Reichsamt für Wetterdienst mit den beiden für diesen Zweck tonmodulierten Sendern des Zuges II in Thüringen (Inselsberg und Loibe) umfangreiche Feldstärkenregistrierungen durch, um „das Wesen der Ultrakurzwellen-Feldstärkeschwankungen und ihren Zusammenhang mit troposphärischen Vorgängen" zu ergründen [352].

Im Jahre 1938 wurde mit dem fahrbaren Sender II im Auftrage des Reichs-Luftfahrtministeriums ein von P. v. Handel entwickeltes Navigationsverfahren „Erika" mit Zählung der Nulldurchgänge eines feststehenden, hyperbelförmigen Interferenzfeldes erprobt, wobei beide UKW-Sender wieder tonmoduliert auf Gleichwelle betrieben wurden.

1938/39 stellte die DRP der Luftwaffe einen fahrbaren UKW-Sender zur Erprobung eines von H. Plendl ausgearbeiteten Leitstrahl-Ortungsverfahrens „Y" mit rhythmischer Umtastung zweier Funkstrahlen zur Verfügung.

1939 - Ein Schnellbildverfahren fürs Militär

Im April/Mai 1939 konnte die DRP Vertretern des Reichsluftfahrtministeriums und der Industrie ein 1937 im Laboratorium der RPF entwickeltes Schnellbildverfahren unter Benutzung des auf dem Inselsberg gehenden fahrbaren UKW-Bild-Senders praktisch vorführen.

Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurden die fahrbaren Sender I und II, zu denen im Januar 1937 noch ein dritter für 441-Zeilen-Bild hinzugekommen war, auf etwa 30MHz umgestellt und wegen ihrer Luft-Reichweite von mehr als 500km in Nord-, West-, und Süddeutschland, Holland, Nordfrankreich und Sizilien teils für ein Leitstrahl-Navigationsverfahren „Knickebein" mit Hörempfang, teils - unter dem Tarnnamen „Brummer" - für den Boden-Bord-Funksprechverkehr, teils - als Verfahren „Geige" - zur Störung gegnerischer Luft-Navigationsverfahren eingesetzt.

Dem gleichen Zweck dienten die im Herbst 1940 ausgebauten stationären Sender Brocken, Feldberg und der inzwischen umgebaute ehemalige Sender Witzleben, der an die Erprobungsstelle Rechlin abgegeben wurde.

1939-1943 - Das Militär bestimmt . . . . .

Der Berliner Fernseh-Sender im Amerika-Haus mußte zwar zu Anfang des Krieges seine Sendungen vorübergehend einstellen, weil seine Frequenz für ein Leitstrahlverfahren der Luftwaffe gebraucht wurde. Nach kurzer Zeit konnte jedoch der Sendebetrieb in Berlin zunächst über Drahtfunk, später - nach Umstellung der Ultrakurzwellensender auf eine Ausweichfrequenz von 50,01/52,8 MHz - auch drahtlos wieder aufgenommen werden.

Der Sender übertrug dann ununterbrochen das Berliner Fernseh- Rundfunk- Programm der RRG, bis er am 23. November 1943 durch Brandbomben zerstört wurde.

1945 - Was von dieser Technik übrig blieb . . .

Von den übrigen 12 zu Anfang des Krieges vorhandenen UKW-Sendern großer Leistung der Reichspost gingen 11 teils im Verlaufe der kriegerischen Ereignisse verloren, teils wurden sie vom eigenen Personal zerstört. Nur ein fahrbarer Bildsenderzug von 4 Wagen, der beim Zusammenbruch in Holstein gestanden hatte, entging der Vernichtung. Er mußte 1946 auf Befehl der Radio Section (CCG) für Versuche nach England übergeführt werden.

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