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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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20 Jahre Deutsche Kinotechnische Gesellschaft

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aus KINOTECHNIK 1940 - 22. Jahrgang Heft 5 / Mai Berlin 1940 - Zeitschrift für die Technik im Film - Die Mitgliederversammlung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft am 30. April 1940 war dem 20jährigen Bestehen dieser Gesellschaft gewidmet.
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Einleitung :

Wie Dr. Rolle in seinem nachstehend veröffentlichten Vortrage ausführte, entstand die DKG aus Anregungen, die von der damaligen Schriftleitung und den Mitarbeitern dieser Zeitschrift "Kinotechnik" ausgingen.

Entsprechend diesem Ursprung ist die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Kinotechnischen Gesellchaft und dieser Zeitschrift immer eine sehr enge gewesen. Wir wünschen der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft zum Nutzen der deutschen Filmindustrie auch weiterhin eine gute Entwicklung.
Die Schriftleitung.
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Der Vortrag von Dr. Rolle

Aus den Anfängen der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft
Vortrag von Dr. Jon. Rolle am 30. April 1940

Bevor ich einiges über die Anfänge, über die Jugendzeit unserer DKG erzähle, halte ich es für notwendig, mit einigen Strichen ein Bild des Deutschland von 1920 und den wie man damals sagte, „Filmbranche" jener Zeit zu skizzieren.

Der Kapp-Putsch vom März 1920 war einigermaßen überstanden. Ich entsinne mich noch sehr gut, wie mir auf der Fahrt zum Anhalter Bahnhof, von dem ich mich zur Leipziger Messe begeben wollte, die Geschütze entgegenrasselten, wie Kolonnen in straffem Tritt und mit wehenden schwarz-weiß-roten und Marinefahnen die damalige Königgrätzer Straße entlang marschierten.

Vor dem Bahnhof konzertierte schon am frühen Morgen eine Militärkapelle. Dunkle Gerüchte von einem Militärputsch schwirrten durch die Luft, neue Zeitungen gab es nicht. Erst in Halle, wohin unser Zug statt nach Bitterfeld geleitet worden war, erschienen die ersten Extrablätter.

Als wir endlich auf Umwegen Leipzig erreicht hatten, begannen dort sehr bald die Kämpfe zwischen der Kommune und den Regierungstruppen des General v. Maerker, und eines Tages geriet ich mit Herrn Guido Seeber mitten in eine Schießerei hinein, bei der wir von einer Straßenecke zur anderen flüchten mußten.

Verkehrsstreik, Generalstreik, Streik der Gas-, Strom- und Wasserversorgung, das waren die Mittel, mit denen die Arbeiterschaft ihrer Regierung zu Hilfe kam.

Kinostreik, Filmstreik, Tarifkämpfe usw.

Diese furchtbaren Erschütterungen, die den ganzen Volkskörper bis in seine Grundfesten erbeben ließen, pflanzten sich mit elementarer Wucht auf das lockere Gebäude der deutschen Filmindustrie fort.

Kinostreik, Filmstreik, Tarifkämpfe, Streik der Statisten, Kommunalisierung des Kinos, Monopolisierung des Films, das waren die Tatsachen, Gerüchte und Schlagworte, unter deren Wirkung die schon an sich übernervöse und zerfahrene Führung der kapitalmäßig an dritter Stelle stehenden Filmindustrie in einen wahren Fieberzustand geriet.

Wenn ich hier von einer „Führung" der Filmindustrie sprach, so muß ich dieses Wort, mit dem unsere Zeit einen ganz bestimmten scharf umrissenen Begriff verbindet, sogleich richtigstellen:

Neben ein paar aufrechten Männern, wie Direktor Grau von der Ufa, Klitzsch von der Deulig, Messter und einiger weiteren Ausnahmen, hielt damals ein zusammengelaufenes Volk, das vornehmlich aus der Konfektion stammte und sich aus Juden, Ostjuden und Judengenossen zusammensetzte, die Leitung der Filmbranche in ihren nicht immer ganz sauberen Händen.

  • Anmerkung : Das ideologische Draufhauen auf die Juden aller Kategorien in Deutschland war damals opportun mußte in fast jedem Vortrag irgendwo einmal eingeflochen werden, sonst bekam der Vortragende "Probleme".

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? merkantilen Gesichtspunkte ?

Vom Standpunkt des Technikers aus gesehen lagen die Dinge am schlimmsten bei der Produktion, die fast ausschließlich nach merkantilen Gesichtspunkten geleitet wurde. Verdienen und nochmals verdienen, und zwar um jeden Preis und auf kurze Sicht.

Da war für technische Fragen natürlich keine Zeit und kein Verständnis vorhanden; das bißchen Interesse für andere Dinge, das Inflation und Politik noch übrigließen, wurde den Schauspielern zugewandt, besonders wenn sie weiblichen Geschlechtes und jung und schön waren.

Die Renner der Sensations-Industrie

Der Film war der Zeit entsprechend ganz auf Sensation und Nervenpeitsche eingestellt und tobte sich vornehmlich auf den Gebieten der Kriminalistik und der Erotik oder der kriminalistischen Erotik aus.

Filme wie
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  • Dämon Blut,
  • Liebe. Haß und Geld,
  • Der Schieberkönig,
  • Die Braut des Entmündigten,
  • Wie Satan starb,
  • Prostitution,
  • Ritualmord,
  • Die von der Liebe leben

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waren an der Tagesordnung und fanden großen Zulauf.

Filmproduktion versa Theaterwesen

Die Technik wurde als Aschenbrödel und lästige Beigabe angesehen, sie war im wesentlichen Sache der Beleuchter und der meist von Fall zu Fall engagierten Aufnahmeoperateure, die für ihre Apparatur selbst zu sorgen und einzustehen hatten.

Ein klein wenig besser lagen die Dinge im (Film-) Theaterwesen. Der ordnungsmäßige Betrieb eines Kinos steht und fällt ja schließlich mit der Betriebssicherheit des Vorführungsapparates.

Aber auch hier war vieles im argen. Vor allem ließen die Ausleuchtung der Bildfläche, die Schärfe der Projektion und das Stehen der Bilder viel zu wünschen übrig.

Daneben war eine greuliche Mißhandlung der Filmstreifen an der Tagesordnung, und dem Kinotechniker von heute dürften die Haare zu Berge stehen, wenn er einen Vorführer von damals beim Umrollen beobachten könnte.
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Ein Blick auf die Rohfilmerzeugung

Die Rohfilmerzeugung war entsprechend dem hohen Stand der deutschen chemischen Industrie auf der Höhe. Die Leistungen der Agfa, der Hauptproduzentin auf diesem Gebiet, sind zu bekannt, als daß ich sie hier zu rühmen brauchte.

Auch Lignose und Goerz-Film lieferten nach Überwindung einiger Kinderkrankheiten gut und zuverlässig. Nur genügte die Gesamterzeugung der inländischen Rohfilmindustrie damals nicht entfernt, um den Bedarf zu decken, die Kontingentierung machte viel böses Blut, und überall ertönte laut der Schrei nach Öffnung der Grenzen.

Die "Kopieranstalten" .....

Die eigentliche Filmfabrikation, d. h. das Kopieren, die Entwicklung der Negative und Positive, das Trocknen und das damals allgemein übliche Färben, Tonung und Virage, sowie das Schneiden und Kleben der Filme ging, abgesehen von einem oder zwei Großbetrieben, noch in einer sehr primitiven Weise mit unsäglich viel Handarbeit vor sich, und man zeigte hier wenig Neigung für Reformen.

Die Filmpresse

Die Filmpresse schließlich, die in einer Reihe von Wochen- und Halbwochenschriften in großer Aufmachung und mit einer unerhörten Papierverschwendung; 5-8 Seiten stark mit Inseraten durchsetzter Text und 90-100 Seiten ganzseitiger, z. T. höchst farbenprächtiger Anzeigen in Kunstdruck - arbeitete, beschäftigte sich fast nur mit den organisatorischen, innerpolitischen, wirtschaftlichen Fragen des Films, mit Filmstatistik, Filmkritik und Filmklatsch.

Wenn sich gelegentlich einmal ein kurzer Aufsatz technischer Art in diese Umwelt verirrte, so war er auch meist danach. Seriöse Technik wurde meist peinlich gemieden.

Alles in allem, das Gesamtbild, das die Filmindustrie und was dazu gehörte einem maschinentechnisch, physikalisch und chemisch gebildeten Filmtechniker bot, war wenig erfreulich.

Und am schlimmsten war, daß in der damaligen Zeit der beginnenden Inflation, die nur von heute auf morgen lebte und bei der vorwiegend merkantilistischen, d. h. atechnischen Einstellung der Filmbranche und ihrer sogenannten Führer die Hoffung auf Besserung gleich Null war.

Eine neue Zeitschrift musste her

In diesen trüben Zeiten stand in Dr. Konrad Wolter ein Mann auf, der zusammen mit Guido Seeber den Mut besaß, für die Technik des Films eine eigene Zeitschrift zu gründen.

Und diese beiden tapferen Rufer im Streit fanden durch Vermittlung von Willi Böcker den nicht minder mutigen Verlag Hackebeil, der bereit war, das Risiko zu tragen, und sie fanden, o Wunder, auch einen Leserkreis, der sich von Tag zu Tag erweiterte: Die „Kinotechnik" war zur Tat geworden.

  • „Wir wollen ein Organ schaffen, dessen Jahrgänge die wertvollste Sammlung von Arbeiten über die Technik des Kinos darstellen. Dienen und nutzen wollen wir der Gesamtheit all derer, die mitarbeiten wollen an der Vervollkommnung des Kinos, dem Wissenschaftler wie dem Praktiker. Denn aus der Summe der Arbeit aller erwächst die Stärke der Gesamtheit, der Industrie."


So lasen wir in dem Leitartikel der Nr. 1 des Jahrganges 1 der neuen Zeitschrift im September 1919. Und was dort versprochen wurde, das hat die „Kinotechnik" gehalten.

Die Leitsätze der Redaktion

„Was wir wollen" stand über diesem ersten Leitaufsatz; „Was wir brauchen" wurde in Nr. 2 der Kinotechnik zur Schaffung eines „Kinotechnikums" aufgerufen; „Was wir fordern" galt der Leitartikel der Nr. 3 einer „Lehrstätte für Aufnahmetechniker; „Was wir vorschlagen" wurde in Nr. 4 ein „Nationaler Filmschutz-Ehrenbund der Vorführer" gegen die filmmörderischen Kollegen angeregt; „Was wir wünschen" beschäftigte sich mit Maßnahmen zur Verbesserung der Vorführungsapparate; „Was wir übersehen" gipfelte in der Feststellung, daß der deutsche Film künstlerisch anregend aber technisch schwach sei; „Was wir ausstellen" und „Was wir sahen" gaben Vorschau und Bericht über die Leipziger Kinomesse 1920.
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Aus der Feder Dr. Wolters oder Guido Seebers

All diese Leitaufsätze, die meist der Feder Dr. Wolters oder Guido Seebers entstammten, waren flott geschrieben, spritzig, anregend, vielfach programmatisch, aber sonderbarerweise fehlte in ihnen ein Gedanke, der uns heute vor allen anderen nahezuliegen scheint, nämlich der Vorschlag zur Schaffung einer Vereinigung, einer Gemeinschaft aller deutschen Techniker der Kinomatographie ...

Wir brauchen einen Verein aller Filmschaffenden

Es war kurz nach unserer durch den Verkehrsstreik aufs äußerste erschwerten Rückkehr von der Leipziger Kinomesse 1920, da saß ich mit Guido Seeber, mit dem zusammen ich damals die technische Leitung des Filmbetriebes Neubabelsberg der Deutschen Bioskop innehatte, draußen in unserem kleinen Büro.

Wir hatten uns wieder einmal über die ganze Misere der Technik des Films unterhalten und sannen auf Abhilfe. Da schoß mir ein Gedanke durch den Kopf: Wie wäre es, wenn wir es mit einer Zusammenfassung aller deutschen Kinotechniker im engeren und weiteren Sinne versuchen würden: Aufnahmetechniker, Beleuchtungsfachmänner, Vorführer, Photographen, Chemiker, Apparatebauer, Optiker, Elektriker, Architekten, aber auch Regisseure, Produktions- und Theaterleiter sowie Vertreter der Baupolizei, der Feuerwehr und der Filmpresse.

Welche Fülle von Möglichkeiten, durch Versammlungen, Vorträge, Vorführungen, Besichtigungen, Diskussionen, Aussprachen, Berichte und Entschließungen das gegenseitige Verstehen und unsere gemeinsame Sache zu fördern.

Berauschen an dem Ersinnen immer neuer Möglichkeiten

Was wußte bisher der Rohfilmtechniker von den geheimsten Wünschen und Ideen der Spielleiter und Operateure, wie wenig war doch im Grunde der Optiker, der die Aufnahme- und Projektionsoptik schuf, über die Forderungen des Vorführungs- und Aufnahmebetriebes im Bilde, wie verständnislos stand vielfach der Apparatebauer und Konstrukteur den Erfordernissen der Aufnahme, der Vorführung und des Kopierwesens gegenüber.

Hier mußte unbedingt Wandel geschaffen werden. Vielleicht gab es später einmal, wenn die Mittel reichlicher fließen würden, die Möglichkeit, eine Lehr- und Forschungsanstalt zu gründen, um damit der inzwischen verbesserten und verfeinerten Technik gewissermaßen den letzten Schliff zu geben und für die Heranbildung des Nachwuchses zu sorgen.

Wir berauschten uns förmlich an dem Ersinnen immer neuer Möglichkeiten, was besonders mir, der ich früher als Privatassistent und Abteilungsleiter des Prof. Dr. Max Delbrück für den Verein Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei und hernach an dem Institut des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie tätig gewesen war, nicht weiter schwerfiel.

Wußte ich doch von dort her sehr genau, in wie vollendeter Weise man eine Industrie durch Zusammenfassung zwecks Forschung und technischem Meinungsaustausch zu fördern vermag.

Wie bekommen wir das hin ?

Aber dieser Rausch machte bald wieder nüchternen Erwägungen Platz, als ich überlegte, wie wir denn nun eigentlich das soeben konzipierte geistige Kind an das Licht der Jupiterlampen bringen sollten.

Das Verfahren, durch einen Aufruf in der Fachpresse und durch Anschreiben an die in Frage kommenden Persönlichkeiten und Firmen die zu gründende Vereinigung zunächst gewissermaßen kleckerweise auf dem Papier zusammenzubringen, erschien meinem zum mindesten damals sehr aktivistischen Wesen zu blutlos.

Ich hatte während der Revolution im Kampf gegen den Bolschewismus eine ganze Reihe von Versammlungen geleitet und wußte, daß der persönliche Kontakt und der zündende Funke des gesprochenen Wortes durch nichts zu ersetzen ist.

So entschloß ich mich denn kurzerhand zu dem unmittelbaren persönlichen Vorgehen. Der Name der Neugründung, für die ich nach dem Muster der Deutschen Schiffbautechnischen Gesellschaft die stolze Bezeichnung „Deutsche Kinotechnische Gesellschaft" gewählt hatte, erschien mir noch nicht werbekräftig genug.
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Die „Deutsche Kinotechnische Gesellschaft"

Um der Sache daher noch etwas mehr Gewicht zu geben, suchte ich einige klangvolle Namen, deren Träger aber keineswegs nur Aushängeschild für die neue Gesellschaft, sondern zugleich wertvolle Mitarbeiter werden sollten.

Aus dem eigentlichen Fachgebiet wählte ich den damaligen Direktor des Ateliers und der Kopieranstalt der Union in Tempelhof, Herrn Kurt Waschneck, als technischen Wissenschaftler den Geheimen Regierungsrat Dr. Forch vom RPA (Anmerkung : Reichs-Patent-Amt), bekannt durch sein Buch „Der Kinematograph und das sich bewegende Bild", und als chemischen Wissenschaftler den Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Miethe, der sich durch sein System der Farbenphotographie Weltruf erworben hatte.

Ich machte den drei Herren Besuch, setzte ihnen meine Gedanken auseinander, und als ich Verständnis und Beifall fand, lud ich sie zu einer Vorbesprechung auf den 20. April nach dem bekannten Restaurant Heidelberger, wohin ich noch eine Reihe weiterer Herren, darunter neben Dr. Wolter, Seeber und Willi Böcker auch beide Herren Lieberenz, Dr. Fritz Köhler, Kurt Schimpf und Brasch, den einen Direktor der Jupiter-Kunstlicht-Gesellschaft gebeten hatte.
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Es "wird schon" werden

An diesem Tage war natürlich wieder einmal Streik, und zwar Kellnerstreik. Ich erfuhr dies erst im letzten Augenblick, und da ich die Mehrzahl der Geladenen nicht mehr telephonisch umbestellen konnte, so befestigte ich an beiden Eingängen des "Heidelberger" große weiße Zettel, in denen ich die Verlegung der Besprechung nach dem Theatiner, Stromstraße Ecke Alt-Moabit bekanntgab.

Zum Ankleben dieser Zettel verwendete ich mangels eines anderen Klebmittels einige ungebrauchte Briefmarken, was mir seitens einiger Passanten die Bemerkung eintrug, die DKG müsse doch wohl eine sehr kapitalkräftige Gesellschaft sein.

Ich rief „Werden, werden!", nahm dies aber als gutes Omen und begab mich sehr vergnügt nach dem Theatiner, in welchem sich dann so allmählich auch die übrigen Herren einfanden.

Herr Geheimrat Miethe als Ältester leitete die Besprechung, ich entwickelte kurz die Grundgedanken der geplanten Gesellschaft, die von allen Anwesenden gebilligt und z. T. in sehr interessanten Ausführungen weiter entwickelt wurden.

Der Name DKG wurde allseitig für gut befunden.

Ein Satzungsentwurf lag noch nicht vor, jedoch einigte man sich bereits unverbindlich über die Ausgestaltung und die Besetzung des Vorstandes, bei der auch der Senior der Deutschen Kinotechnik, Herr Oskar Messter, berücksichtigt werden sollte.

Für die gründende Versammlung, die im Hörsaal des Photochemischen Instituts der Technischen Hochschule zu Charlottenburg stattfinden sollte, wurde der 30. April 1920 festgesetzt, und ich erhielt den Auftrag, das Wesen und die Aufgaben der Gesellschaft zu erläutern und den Antrag auf Gründung der DKG zu stellen.

So versammelten sich denn heute vor 20 Jahren in den ernsten Räumen des Photochemischen Instituts etwa 30 Herren. Außer den Teilnehmern der vorbereitenden Besprechung waren erschienen die Herren Obering. Flinker (AEG). Direktor Prof. Dr. Goldberg (Ica, Dresden). Dir. Dr. Lohöfer (Agfa, Wolfen), Dir. Dr. Merte (Zeiß, Jena), Dir. Oskar Messter, Dr. Rehländer (Schering AG.), Dir. Dr. Tappen (Rohfilmfabrik Goerz, Zehlendorf), Paul Tesch und a. m.

Wie aus dieser Aufstellung hervorgeht, hat die an der Kinotechntk beteiligte Großindustrie der Neugründung von Anbeginn an ein starkes Interesse entgegengebracht und dieses durch Entsendung ihrer führenden Persönlichkeiten bekundet.

Beifall für die programmatischen Erklärungen

Die Anwesenden nahmen die programmatischen Erklärungen über die Aufgaben und Ziele der neuen Gesellschaft mit lebhaftem Beifall entgegen. Ich formulierte diese Aufgaben und die Wege zu ihrer Lösung damals in ähnlicher Form, wie sie später in die Satzung überging:

„Die DKG ist der Zusammenschluß von Fachmännern und Vertretern der Wissenschaft, die berufsmäßig auf dem Gebiet der Kinematographie und verwandter Techniken und Wissenschaften tätig sind, zum Zweck der Förderung der Kinotechnik.

Mittel zur Erreichung dieser Aufgaben sind:

  • 1. Sitzungen, in denen Fachvorträge gehalten und besprochen werden,
  • 2. Anregung und Unterstützung praktischer, wissenschaftlicher und technischer Versuchsarbeiten auf dem Gebiete der Kinematographie,
  • 3. Förderung und Sammlung kinotechnischer Literatur."


In einer kurzen Besprechung gaben mehrere Teilnehmer ihrem Einverständnis und ihrer Freude über die Neugründung Ausdruck.

Nachdem sodann alle Anwesenden für sich oder ihre Firma die Bereitschaft zum Beitritt ausgesprochen hatten, wurde die
Deutsche Kinotechnische Gesellschaft
für gegründet erklärt.

Der erste Vorstand

Die Wahl des ersten Vorstandes zeitigte folgendes Ergebnis:

  1. Vorsitzender: Oskar Messter,
  2. Stellv. Vorsitzender: Guido Seeber,
  3. Geschäftsführender Vorsitzender: Dr. Rolle,
  4. Schriftführer: Dr. Konrad Wolter,
  5. Stellv. Schriftführer: Geheimrat Dr. Forch»
  6. Kassenwart: Willi Böcker,
  7. Stellv. Kassenwart: Prof. Otto Mente,
  8. Beisitzer: Geh. Rat Prof. Dr. Miethe, Prof. Dr. Goldberg,


Die Gewählten nahmen an und wurden beauftragt, einer später einzuberufenden Generalversammlung den Entwurf der Satzungen zu unterbreiten. Zum Organ der DKG wurde die „Kinotechnik" bestimmt.
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Erste ordentliche Generalversammlung am 9, Juni 1920

Die erste ordentliche Generalversammlung fand am 9, Juni 1920 statt. Im geschäftlichen Teil wurde der Satzungsentwurf des Vorstandes mit einigen unwesentlichen Änderungen einstimmig genehmigt, gleichzeitig wurde beschlossen, das Gründungsjahr als volles Geschäftsjahr zu betrachten, ein Beschluß, der dem Schatzmeister Willi Böcker sehr angenehm war.

Im zweiten, dem technisch-wissenschaftlichen Teil wurde auf Anregung des Normenausschusses der deutschen Industrie über Normung des Filmbandes, der Perforation, der Zahntrommeln, der Zahnform und der Rollenkerne gesprochen und ein Normenausschuß gewählt, der unter Leitung seines Obmannes, unseres Herrn Direktor Flinker, vor nunmehr fast 20 Jahren seine oft nicht ganz einfache, bestimmt aber außerordentlich segensreiche Tätigkeit begann und sie unter dem Genannten gemeinsam mit unserem Vorsitzer Herrn Dr. Rahts noch heute zum Wohl unserer Industrie weiterführt.

Damit ist eigentlich alles Wesentliche über die Anfänge der DKG gesagt. Die Gesellschaft hatte ihre Satzungen, ihren Vorstand und ihre Mitglieder. Das Schiff war klar zur großen Fahrt, die Kurse waren abgesteckt, und nun ging es mit Volldampf voraus.
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In der 1. Sitzung gings los

Gleich eine der ersten ordentlichen Sitzungen brachte einen überaus interessanten Vortrag des Dir. Dr. Gehlhoff der Abteilung Scheinwerferbau der Firma C.P. Goerz. Er sprach über neue „Projektionslampen mit erhöhter Helligkeit" und führte die mit der verkupferten Beck-Kohle versehenen Lampen vor, die bei gleichem Stromverbrauch erhöhte Lichtausbeute geben oder es gestatten, bei gleicher Lichtmenge den Stromverbrauch zu senken.

In der 4. ordentlichen Sitzung sprach Herr Oberingenieur Frieß über maschinelle Entwicklung des Filmbandes. Und wenn auch die damals erläuterten Apparaturen noch keine endgültige Lösung darstellten, so war doch damit eine Frage angeschnitten, die später für unsere Industrie große Bedeutung gewinnen sollte.

Ein anderes Thema von grundlegender Art behandelte Herr Geheimrat Prof. Dr. Miethe in der 5. ordentlichen Sitzung, in der er zu den Aussichten der Kinematographie in natürlichen Farben Stellung nahm.

Die 6. Sitzung brachte eine interessante Führung durch die in der Huttenstraße belegene Kopieranstalt der Deutschen Lichtbild-Gesellschaft einen höchst anregenden Vortrag des jetzigen Oberbranddirektors der Stadt Berlin, damaligen Brandmeisters Wagner über die Auswertung der bei Filmbränden gemachten Erfahrungen für die Einrichtung von Filmbetrieben und Filmlagern.

Als dritten Punkt der Tagesordnung beantragte der Vorstand die Gründung einer Prüf- und Versuchsanstalt für Kinotechnik an der Techn. Hochschule zu Charlottenburg. Dieser Antrag wurde einstimmig zum Beschluß erhoben und der Vorstand beauftragt, unverzüglich Verhandlungen mit dem Preuß. Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung - mit dem natürlich bereits unverbindliche Vorverhandlungen gepflogen worden waren - aufzunehmen.

Im Oktober 1921 bereits konnte die Prüf- und Versuchsanstalt unter Leitung des Herrn Geheimrat Dr. Forch, der zum ord. Honorarprofessor ernannt wurde, und des Dr. Erich Lehmann ihre Pforten öffnen.
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In der 8. Sitzung

In der 8. ordentlichen Sitzung führte Herr Dr. Klughardt im Auftrag der Firma Ernemann, Dresden, die Zeitlupe vor und brachte im Verlauf seines sehr instruktiven Vortrags eine Reihe vorzüglicher Aufnahmen.

Diese bunte und immerhin schon recht gehaltvolle Reihe von Vorträgen und Vorführungen fand ihre Krönung in der Festsitzung zur Feier des einjährigen Bestehens der DKG,

In den Kammersälen war eine kleine Ausstellung kinotechnischer Neukonstruktionen, darunter der AEG-Projektor, aufgebaut. Der Festakt wurde von Herrn Geheimrat Prof. Dr. Miethe eingeleitet.

Ich selbst sprach über das Erreichte und die nächsten vor uns liegenden Aufgaben:

  • „Die Gesellschaft ist in gewissem Sinne heute etwas Fertiges, etwas, das auf eigenen Füßen zu stehen vermag, und dessen Stimme Widerhall findet in den Reihen der ernsten gediegenen Fachwelt. Eine bedeutende Zahl von kinotechntschen Neukonstruktionen dankt ihr Entstehen dem Wirken der DKG. Die Arbeiten zur Schaffung einer kinotechnischen Versuchsanstalt an der Techn. Hochschule zu Charfottenburg sind im Gange. Der Normenausschuß der Gesellschaft ist vom Normenausschuß der deutschen Industrie als verbindlich anerkannt und in seinen Untersuchungen bereits weit vorgeschritten.

    Auf der Leipziger Messe für Kino, Photographie und Optik hat sich die DKG einen maßgeblichen Einfluß gesichert. Eine internationale Kinotechnische Ausstellung in Deutschland unter Leitung der DKG ist geplant. Die in München entstehende Fachschule für Kinotechnik findet das lebhafteste Interesse der DKG, wenn auch schwerwiegende Bedenken nicht verschwiegen werden dürften.

    Gegenwärtig seien die Schaffenden letzten Endes selbst noch Lernende. Das ganze Gebiet der Kinotechnik sei noch so jung und so wenig durchforscht, daß wir selbst erst gründlich studieren und lernen müßten, ehe wir andere le..ren könnten. Vorerst liege unsere wichtigste Aufgabe darin, durch systematische Forschung den Stand des Deutschen Kinotechnischen Könnens in aufsteigender Linie zu entwickeln."

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Gezeigte Neukonstruktionen in der Ausstellung

Es würde zu weit führen, wollte ich hier auf die vielen ausgestellten Neukonstruktionen eingehen. Nur eine sei erwähnt, die von entscheidendem Einfluß auf die Entwicklung der Vorführungstechnik war: die Spiegellampe von Preiß, Mailand, u. Schüßler, München.

Diese Lampe, deren Grundgedanke übrigens erstmalig von Emil Mechau schon vor dem Weltkriege in seinem Projektor mit optischem Ausgleich angewandt wurde, zeigte bereits in der unvollkommenen Form, in der sie auf der Jahresversammlung vorgeführt wurde, gegenüber den damals üblichen Kondensorlampen eine Stromersparnis von etwa 75%. Sie erregte das Interesse der anwesenden Fachleute in so hohem Maße, daß sie eine Vorläuferin aller modernen Projektionslampen wurde, denn wir kennen heute praktisch nur noch Spiegellampen in der Vorführungstechnik.
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Nach 20 Jahren - Laudatien

Die DKG war schon am ersten Jahrestage ihres Bestehens weit über das, was man gemeinhin als Anfänge bezeichnet, hinausgewachsen. Sie war etwas Abgeschlossenes, etwas Ganzes geworden, sie war ein Faktor, den man sich aus der Technik und Wissenschaft des Films und des Kinos nicht mehr hinwegdenken konnte.

Es wäre undankbar, wenn ich heute am Tage des zwanzigjährigen Bestehens der DKG nicht derer gedenken wollte, die mir in den ersten schweren Tagen treu und unverbrüchlich zur Seite gestanden und Freud und Leid mit mir geteilt haben.

Vier von ihnen deckt heute schon der kühle Rasen:
Carl Brasch, Direktor der Jupiter-Kunstlichtgesellschaft, einen unermüdlichen stets hilfsbereiten Verfechter unserer Sache,
Prof. Otto Mente, Dozenten der Techn. Hochschule zu Charlottenburg, einen liebenswürdigen Menschen, der uns mit klugem Rat stets gern zur Seite stand,
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Adolf Miethe, einem Mann, der die ganze Wucht seiner Persönlichkeit, seine glänzenden Verbindungen und sein reiches Wissen in großzügiger Weise in den Dienst unserer Sache stellte, und
Dr. Konrad Wolter, den ersten Hauptschriftleiter der „Kinotechnik", den wort- und schriftgewaltigen Herold unserer Gesellschaft.

Den anderen, deren Verdienste allen älteren und vielen jüngeren Mitgliedern bekannt sind, möchte ich zwei Männer voranstellen, die heute beide durch Krankheit zu ihrem größten Bedauern verhindert sind, unter uns zu weilen;
Guido Seeber, den Meister der Kurbel, der nicht nur als Aufnahmetechniker praktisch Unerhörtes geleistet hat - ich erinnere nur an den Fridericus-Rex-Film -, sondern der sich durch unermüdliches Experimentieren, Forschen, Anregen unvergängliche Verdienste um die Entwicklung der Aufnahme- und Vorführungstechnik erworben hat, und Willi Böcker - hier sage ich nur ein Wort: Den Schatzmeister der DKG, der uns durch die Stürme der Inflation und auch weiterhin sicher geführt hat.

Wir wünschen beiden baldige Genesung!
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Es geht noch weiter mit den Laudatien

Unser wärmster Dank für treue Mitarbeit während der ersten Jahre gebührt ferner unseren Ehrenmitgliedern, den Herren Oskar Messter, Frd. Liesegang und Direktor Alexander Ernemann, Dir. Emil Mechau, Dir. Karl Geyer, Geh. Rat Prof, Dr. Forch, Oberst Kutzleb sowie den Herren Dir. Max Flinker, Dir. Prof. Dr. Joachim, Prof. Dr. Erich Stenger» Ing. Rudolph Thun und Dir. Kurt Waschneck.
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  • Sie alle haben "opferwillig" und einsatzbereit ihre Kräfte in den Dienst unserer DKG gestellt und damit schon vor zwanzig Jahren einen Grundsatz zur Tat werden lassen, der heute durch unseren Führer Adolf Hitler zu neuer Geltung und neuem Glanz gebracht worden ist: Gemeinnutz geht vor Eigennutz!

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  • Anmerkung : Auch hier wurde wieder ein solcher politischer Abstecher zum Führer eingebaut. Der Krieg dauerte jetzt bereits mehr als 6 Monate.

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20 Jahre Deutsche Kinotechnische Gesellschaft

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Noch ein Vortrag von Dr. W. Rahts am 30. April 1940

Nachdem Herr Dr. Rolle in so anschaulicher Weise geschildert hat, wie es in den ersten Tagen und Monaten in der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft zugegangen ist, möchte ich weiter schildern, was sich aus diesen Anfängen in den darauffolgenden 20 Jahren entwickelt hat:

Zunächst war die deutsche Filmindustrie noch sehr bescheiden, aber mit zunehmendem Aufbauwerk auf allen Gebieten der deutschen Wirtschaft blühte auch der deutsche Film immer mehr auf, und die verschiedenen Gebiete der deutschen Kinotechnik konnten sich auf das beste entwickeln.

Fangen wir an mit der deutschen Rohfilmindustrie

Der sehr entwickelten deutschen Filmindustrie gelang es, für die Kinoindustrie die geeigneten Rohfilme, Negativ-, Positiv- und Sonderfilme zu schaffen, so daß nicht nur die Einfuhr ausländischer Filme nahezu vollständig aufhörte, sondern, daß die deutschen Rohfilme in ständig steigendem Maße nach allen Ländern der Welt exportiert werden konnten.

Nachdem die Umstellung vom gewöhnlichen Negativfilm auf den panchromatischen Film vollzogen war, konnten die deutschen Filme erfolgreich den Konkurrenzkampf mit den besten ausländischen Produkten aufnehmen.

Die zunehmende Aufnahmetätigkeit in den Ateliers zwang in steigendem Maße dazu, die technischen Hilfsmittel zu entwickeln. Besonders die Lampen und die Beleuchtungsgeräte wurden immer größerer Vollkommenheit geschaffen, so daß die deutsche Technik den deutschen Ateliers dieselben Hilfsmittel zur Verfügung stellen konnten, wie es in anderen Ländern der Fall war.

Mit zunehmender Größe der deutschen Filmindustrie wurden an die deutschen Entwicklungsanstalten immer größere Aufgaben gestellt. Aus den primitiven Betrieben, in denen noch alles von Hand gemacht wurde, wuchsen im Laufe der Jahre die vorbildlichen großen Entwicklungsanstalten heraus, in denen der Film ausschließlich maschinell verarbeitet wird und die sehr große Mengen in vorzüglicher Qualität in absoluter Gleichmäßigkeit verarbeiten.
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Die Schaffung der notwendigen Apparate und Maschinen

Hand in Hand mit der Entwicklungsanstalt und dem Kopierbetrieb ging die Schaffung der notwendigen Apparate und Maschinen, die nicht nur für den eigenen Bedarf hergestellt wurden, sondern es entwickelten sich daraus Spezialfirmen, die mit ihren Apparaten und Maschinen ein erfolgreiches Exportgeschäft betreiben, und ausländische Kopieranstalten in größerer Zahl mit deutschen Maschinen einrichten konnten. Auch hier ein erfreulicher Erfolg der deutschen Arbeit im Exportgeschäft!

Sehr bedeutend wurde die Entwicklung der deutschen Projektorenindustrie. Alle Errungenschaften der Feinmechanik, der Optik und der Beleuchtungstechnik vereinigten sich auf diesem Spezialgebiet zur Schaffung hervorragender Projektionsapparate.

Ich glaube, daß es kaum ein einziges deutsches Kinotheater gibt, in dem eine ausländische Maschine steht; im Gegenteil, der Exportanteil in diesem Zweige ist außerordentlich groß, die deutschen Theatermaschinen haben sich im Ausland einen sehr guten Ruf erobert, so daß in zahlreichen ausländischen Theatern deutsche Maschinen stehen.

Der Tonfilm ...

Die allgemeine Ausgestaltung der Kinotheater in apparativer Hinsicht hat besonders in den letzten Jahren durch die Anforderungen, die der Tonfilm stellte, zugenommen.

Nachdem aus den unscheinbaren, schlecht gelüfteten Kintöppen der ersten Zeit die modernen Filmtheater wurden, war es selbstverständlich notwendig, auch hier die besten technischen Einrichtungen zu schaffen.

Zuletzt möchte ich noch der zahlreichen Firmen gedenken, die das vielfältige Zubehör, das in allen Zweigen der Kinotechnik gebraucht wird, liefern. Es sind teils kleinere Firmen, teils Sonderabteilungen größerer Firmen, die durch die sorgfältige Schaffung erstklassiger Instrumente, jeder auf seinem Teilgebiet Hervorragendes geleistet haben.

So haben alte Zweige des großen Gebietes dazu beigetragen, die deutsche Kinotechnik in den letzten 20 Jahren zu einer bedeutenden und angesehenen Industrie zu entwickeln.
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Die Tragödie des deutschen Tonfilms

Die zunehmende Ausweitung des deutschen Films wurde Ende der 1920iger Jahre jäh unterbrochen durch die Schaffung des Tonfilms.

Die Tragödie des deutschen Tonfilms ist zu bekannt, als daß ich sie nochmals zu erwähnen habe. Nur auf eines möchte ich hinweisen, nachdem der Tonfilm nun wieder zu uns kam, haben wir mit deutscher Gründlichkeit uns dieses Gebietes angenommen.

Die ersten deutschen Firmen haben sich auf dieses Gebiet geworfen und der Erfolg blieb auch nicht aus. Es konnten nicht nur in verhältnismäßig kurzer Zeit alle deutschen Aufnahmestellen und Theater mit deutschen Tonfilmapparaten ausgerüstet werden, es gelang auch in sehr kurzer Zeit, eine Qualität herzustellen, die erfolgreich im Auslande konkurrieren konnte, und wir erlebten auch hier die große Freude, daß sich in Tonfilmapparaten ein ansehnliches Exportgeschäft entwickelte.
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1933 der große Umschwung in der deutschen Filmindustrie

Dann kam das Jahr 1933 und mit ihm der große Umschwung in der deutschen Filmindustrie. Durch die straffe Erfassung des Films durch die Nationalsozialistische Regierung wurde die ganze Filmindustrie mit "neuem Geiste" belebt.

  • Anmerkung : Auch der Professor Rahts musste seine Worte sehr sorgfältig wählen, um nicht schlafende Hunde zu wecken - und die saßen immer im Publikum.


Aber nicht nur im Bereich der eigentlichen Filmindustrie kam der große Aufschwung, sondern der Film wurde auch in Gebiete getragen, die ihn vorher nicht gekannt hatten.

Die Partei nahm in der Reichspropagandaleitung Film in großem Maße den Film als Werbemittel in Anspruch. Es wurde das riesige Werk der "Reichsanstalt für Film" und "Bild in Wissenschaft und Unterricht" begonnen, das in vorher nicht gekanntem Ausmaße Schulen, Hochschulen und Berufsschulen mit Filmen und Filmapparaten versorgt.
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Und schon sind wir beim Militär

Mit dem Wiederaufbau unserer Wehrmacht kam auch dort der Film zu seinem Recht. Die drei Wehrmachtsteile richteten sich Filmstellen ein, die in immer steigendem Maße neue Aufgaben erfüllen und damit auch neue Anforderungen an die Kinotechnik stellen. Auch andere Ministerien, wie z. B. das Verkehrsministerium und das Reichspostministerium, folgten mit eigenen Filmstellen diesem Beispiel. Die kinotechnische Industrie ist ständig mit Erfolg bemüht gewesen, allen von hier gestellten Ansprüchen nachzukommen.

Der Schmalfilm - meist 16mm

Dabei wurde das Gebiet des Schmalfilms besonders entwickelt. Der Schmalfilm blieb nicht mehr ausschließlich eine Angelegenheit der Amateure, sondern sehr weite Kreise, die kulturelle Interessen verfolgten, nahmen sich des Schmalfilms an.

Dadurch entstanden eine Reihe neuer technischer Aufgaben, die in der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft behandelt wurden, wie die Schaffung von besonderen Filmen, besonderen Aufnahme- und Wiedergabeapparaten und von besonderen Verarbeitungsbedingungen in den Kopieranstalten.

Auch die wissenschaftliche Kinematographie wurde ständig in unserer Gesellschaft gefördert. Häufig wurden Zeitlupen, Zeitraffer-Apparate und -Filme gezeigt und alle diesbezüglichen Fragen eingehend diskutiert.
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Der hohe Stand der "Deutschen Kinotechnik"

So hat die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, die Deutsche Kinotechnik auf den hohen Stand zu bringen, auf dem sie sich zur Zeit befindet.

Aber wir legen auch unsere Hände nicht in den Schoß, und wir sind uns darüber klar, daß wir noch eine große Reihe von Aufgaben zu lösen haben. Es muß nicht nur unser Bestreben sein, die Qualität der deutschen Filme in technischer Beziehung ständig auf der besten Höhe zu halten, so daß wir keinem Auslande, mag es mit noch so großen Mitteln arbeiten, unterlegen sind; es gilt dazu noch eine Reihe von Zukunftsaufgaben zu lösen.

Ich denke an die Einführung des Sicherheitsfilms, an die Farbenkinematographie, an die stereoskopische Kinematographie usw., und dann möchte ich an dieser Stelle noch eine Aufgabe ganz besonders hervorheben, die grundsätzlich schon gelöst ist, deren weitere Ausgestaltung aber noch in der Zukunft liegt, das ist die Schaffung einer deutschen Atelier-Kamera.
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Wir brauchen eine deutsche Atelier-Kamera

Während, wie bisher erwähnt werden konnte, auf allen Gebieten die deutsche Industrie deutsche Apparate und Maschinen lieferte, waren in den deutschen Ateliers eigentlich ausschließlich ausländische Aufnahmekameras zu finden.

Dank der "opfervollen" Arbeit der beteiligten Firmen ist es nun gelungen, auch eine deutsche Atelier-Kamera zu schaffen.

Nachdem für eine Reihe von Sonderaufgaben bereits Spezialkameras auf dem Markt waren, ist mit Sicherheit zu erwarten, daß den ersten vorhandenen Kameras bald weitere folgen werden, damit auch auf diesem so lange Jahre vernachlässigten Gebiet die deutsche Technik ihren Einzug halten kann.

Der Einbruch der neuen Zeit brachte auch in der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft einige Um-Organisationen, die aber im Grunde genommen nicht sehr grundlegend waren; denn wir haben aus den Worten des Herrn Dr. Rolle entnommen, daß eigentlich die Organisation, so wie sie heute steht, in ihren Grundzügen schon vor 20 Jahren aufgebaut war.
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Unterordnung der DKG unter die Reichsfilmkammer

Durch die Errichtung der Reichsfilmkammer ergab es sich von selbst, daß die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft mit der Reichsfimkammer aufs engste zusammenarbeitete, und in der Person des Herrn Dr. Graßmann wurde die Verbindungsstelle geschaffen.

Herr Dr. Graßmann ist nicht nur der Bearbeiter aller technischen Fragen in der Reichsfilmkammer, sondern auch der geschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft, und diesem glücklichen Umstand und der sehr großen Initiative des Herrn Dr. Graßmann haben wir die Ausweitung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft in den letzten Jahren zu verdanken.

Während nämlich früher ausschließlich Vortragsabende stattfanden, hat sich jetzt der Aufgabenkreis der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft erweitert. Neben den bisher 170 Vortragsabenden haben wir 2 Jahrestagungen abgehalten, außerdem 2 Tagungen außerhalb Berlins in München.

Ein erweiterter Aufgabenkreis

Der Aufgabenkreis, den die DKG sich von vornherein gestellt hatte, haben wir neuerdings in die drei Worte zusammengefaßt: Forschung, Lehre und Normung. Um diese Ziele zu erreichen, haben wir neben den regelmäßigen Vortragsabenden noch weitere Einrichtungen getroffen. Der Forschung dienen im besonderen die verschiedenen Ausschüsse:

  • 1. Ausschuß für Filmbearbeitung, aus dessen Arbeiten die Richtlinien für die Bildwandausleuchtung hervorgegangen sind und der sich weiterhin mit den Fragen der praktischen Sensitometrie beschäftigt.
  • 2. Ausschuß für Sicherheitsfilm, der die ersten Versuche zur Einführung des Sicherheitsfilms in den Kinotheatern betreut, und der wertvolle Vorarbeiten für die bevorstehende Einführung des Sicherheitsfilms in den deutschen Kinotheatern geleistet hat.
  • 3. Ausschuß für Schmalfilm, dem gerade in letzter Zeit durch die zunehmende Verwendung des Schmalfilms große Aufgaben gestellt waren, und der u. a. alle Fragen der Verkleinerung auf Schmalfilm und der Vergrößerung vom Schmalfilm eingehend behandelt hat,
  • 4. Ausschuß für Filmtheatertechnik, der sich besonders die Schaffung guter technischer Einrichtungen in den Theatern zum Ziel gesetzt hat.
  • 5. Ausschuß für die Geschichte der Kinematographie. Dieser wurde seinerzeit gegründet, weil über die ersten Anfänge der Kinematographie in Deutschland Unstimmigkeiten herrschten, es war notwendig, diese Frage in neutraler und objektiver Weise zu klären.
  • 6. Ausschuß für Erfahrungsaustausch zwischen Filmtechnik und Fernsehen, der seine Arbeiten in noch nicht nennenswertem Maße aufgenommen hat.

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Neu sind die Arbeitsgruppen (der "Fachgenossen")

Für die Aufgaben, die uns neu durch die Lehre gestellt sind, haben wir neben den Vortragsabenden die Arbeitsgruppen geschaffen. Hier sollen sich die beteiligten Kreise regelmäßig an einem bestimmten Tage des Monats zusammenfinden.

Teils werden Vorträge gehalten, teils wird fremde Literatur diskutiert und jeder weiß, daß er an einem solchen Abend einen Kreis von interessierten "Fachgenossen" vorfindet.

Auf diese Weise glauben wir, die Aufgabe zu erfüllen, denen, die im Beruf stehen und nicht mehr die Möglichkeit haben, sich an Schulen weiterzubilden, durch Anregungen und Diskussionen in ihrem eigensten Fachgebiet weiterzuhelfen.

Der große Zuspruch, den diese Arbeitsgruppen aufweisen, zeigt uns, daß wir mit dieser Einrichtung auf dem richtigen Wege sind. Wir haben fünf Arbeitsgruppen: für Bildtechnik, für Tontechnik, für Schmalfilm, für Aeliertechnik und für Theatertechnik.

Das Gebiet der Normung

Auf dem letzten Gebiete, dem der Normung, hat sich eigentlich seit Beginn der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft nicht viel geändert. Die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft hatte von Anfang an die Wichtigkeit der Normung erkannt. Der im Jahre 1920 sofort gegründete Normenausschuß hat seine Tätigkeit die ganze Zeit über erfolgreich weitergeführt.

Als ein besonders eindrucksvolles Zeichen dafür, daß auch international die Arbeiten des Deutschen Normenausschusses anerkannt werden, ist die Tatsache zu verzeichnen, daß Deutschland das Sekretariat des ISA-Komitees 36 für Kinematographie erhalten hat, d. h., daß für die internationale Normung der Deutsche Fachnormenausschuß für Kinotechnik federführend ist.
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Bereits 500 persönliche Mitglieder

So hat sich die Arbeit der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft gleichzeitig verbreitert und vertieft. Äußerlich haben wir den Erfolg, daß wir über 500 persönliche Mitglieder, 50 korporative und 55 auswärtige Mitglieder haben. Wir stehen in lebhaftem Gedankenaustausch mit anderen wissenschaftlichen Gesellschaften, besonders der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft und können mit großer Freude feststellen, daß wir mit den beiden Reichsanstalten, der Physikalischen und der Chemisch-Technischen Reichsanstalt, in allen wichtigen Fragen auf das beste zusammenarbeiten.

Wir begrüßen diese Zusammenarbeit ganz besonders, weil ja die Kinotechnik auf den Ergebnissen und Erkenntnissen so vieler Zweige der Naturwissenschaft und Technik aufbaut:
Chemie, Optik. Akustik. Elektrotechnik, Feinmechanik u. a., so daß es für einen einzelnen unmöglich ist, alle diese Gebiete zu beherrschen.

Daher sind wir auf die Unterstützung der besten Fachleute der verschiedenen Einzelgebiete angewiesen, und wir sind glücklich, daß uns diese Mitarbeit in so reichem Maß zuteil geworden ist.

Schlußwort :

Ich schließe meine Ausführungen, die Ihnen einen Überblick über die Arbeit der letzten 20 Jahre geben sollten, mit der Bitte, daß alle, die bisher in so selbstloser Weise an unseren Aufgaben mitgearbeitet haben, dies auch ferner tun mögen, dann wird die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft auch weiter wie bisher blühen und gedeihen.
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