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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Verwendungsmöglichkeiten von Altfilm aus Azetylzellulose

aus KINOTECHNIK 1940 - 22. Jahrgang Heft 3 / März Berlin 1940 - Zeitschrift für die Technik im Film - Von DipL-Kfm. Elfriede Radioff

(Ergänzung meiner in der Novembernummer 1939 und Januarnummer 1940 dieser Zeitschrift erschienenen Aufsätze über Altfilmverwertung)
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Entzündbarkeit bei Nitrozellulose oder Azetylzellulose

Je nachdem ob Zellulose mit Salpetersäure oder Essigsäure verestert wird, erhält man Nitrozellulose oder Azetylzellulose.

Die Azetylzellulose hat den Vorzug, daß sie schwer brennbar ist. Während reiner Nitrozellulose-Film bei 215°C spontan verbrennt, tritt bei Azetylzellulose-Filmen erst bei 500°C und bei einer Mischung aus 15% Nitrozellulose und 85% Azetylzellulose bei 450°C die Verbrennung ein *1).

*1) Farbenzeitung, Jahrg. 41, Nr. 45. 1936, S. 1111.

Äußerlich betrachtet unterscheidet sich der Sicherheitsfilm in keiner Weise vom Zelluloidfilm. Er besitzt auch die gleiche Emulsion und hat, wenn entwickelt, die gleiche Farblosigkeit und Durchsichtigkeit der Unterlage, auch seine Lagerbeständigkeit ist die gleiche.

Für die gesamte Filmindustrie hat der Ersatz der Zellhornunterlage durch eine schwer brennbare Unterlage große Bedeutung, worüber aus Anlaß der Reichsverordnung über den Sicherheitsfilm vom 30. Oktober 1939 und im Zusammenhang mit den vorausgegangenen Versuchen der Filmindustrie verschiedentlich geschrieben wurde.
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Was gilt als Sicherheitsfilm ?

Um als sogenannter „Sicherheitsfilm" zu gelten, muß der Film besondere Eigenschaften aufweisen: seine Entzündbarkeit darf nicht unter 300°C liegen, die Branddauer für 30cm Film bei gewöhnlicher Stärke muß mindestens 45 Sekunden betragen.

Der Nitrozellulosefilm wird immer stärker durch den Sicherheitsfilm verdrängt und somit wird die Frage der Verwertung von Altfilmmaterial aus Azetylzellulose immer dringlicher.

Was kann man daraus machen ....

Da Schichten aus Azetylzellulose ein großes elektrisches Isolationsvermögen besitzen und ihre Durchschlagsfestigkeit sehr hoch ist und weder beim Trocknen bei 100°C noch durch Feuchtigkeitsaufnahme wesentlich abnimmt, wird Azetylzellulose zu Isolierlacken in der Elektrotechnik, z. B. zum Überziehen von Metallgriffen usw. (DRP. 345520) verwendet *2).

*2) Bonwitt: Das Celluloid und seine Ersatzstoffe, 1933. S. 557.

Ferner dient Azetatlack zum Wasserdichtmachen von Papieren(Dokumentenlack) und Geweben, zum Lackieren von Bleistiften (DRP. 296206), zur Herstellung von Kunstleder, als farbiger Glühlampentauchlack und besonders als Flugzeuglack.

Neben der schweren Brennbarkeit hat der Azetatlack noch andere Vorzüge vor dem Nitrolack: Härte, Wasserfesttgkeit, Öl- und Fettbeständägkeit und auch Widerstandsfähigkeit gegen Gase.

Aus diesen Gründen dient Azetylzellulose zum Imprägnieren von Flugzeug und Ballonstoffen und ist - wenn genügend stabilisiert - widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse als Nitrozellulose und vor allen Dingen nicht feuergefährlich, was bei Ballonen und Flugzeugen sehr wesentlich ist.
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Es gibt auch Nachteile

Ein großer Nachteil der Azetylzellulose ist dagegen ihre große Hygroskopizität, wodurch Ballonhüllen bei längerem Durchfliegen feuchter Luft durch Feuchtigkeitsaufnahme deformieren und ihre straffe Bespannung verlieren.

Außer zu Lacken wird Azetylzellulose zur Herstellung schwer brennbarer zelluloidartiger Massen benutzt. Auch hier tritt sie wieder in Konkurrenz mit der Nitrozellulose, der gegenüber sie den Vorteil der schweren Brennbarkeit hat, niemals besitzt sie aber die Vorzüge der Nitrozellulose.

Ihre Beständigkeit, Festigkeit und Elastizität ist geringer und die Hygroskopizität ist ungünstiger, darum hat die Azetylzellulose zur Herstellung plastischer Massen bisher wenig Verwendung gefunden, außer in Frankreich, wo man wegen der Feuergefährlichkeit große Abneigung gegen Zelluloidartikel hat.

Verwendungsmöglichkeiten für Filmabfälle

Verwendungsmöglichkeiten für Filmabfälle aus Azetylzellulose sind also gegeben und die Rohfilmfabrikation ist bemüht das Filmmaterial in der Zusammensetzung so zu halten, daß die Abfallverwertung nicht erschwert wird (Vermeiden von Gemischen aus Nitrozellulose und Azetvlzellulose).

Einige Verwertungsbetriebe kaufen bereits Azetylzellulose zum Durchschnittspreis von 0,50 R.M. pro kg auf und verkaufen das gewaschene Material an Lackfabriken zur Herstellung vorher erwähnter Lacke.

Immer dringlicher verlangen die Filmverleiher und Produzenten, daß ihnen auch das Altfilmmatenal aus Sicherheitsfilm abgenommen werde. Es ist also Sache der Filmverwertungsbetriebe, sich allmählich auf die Verarbeitung von Sicherheitsfilm umzustellen.
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