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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(26) Fernsehen auf Ausstellungen

Auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung, die vom 31. August bis zum 9. September 1928 in Berlin stattfand, wurden der Öffentlichkeit zum ersten Male Fernseh-Apparate vorgeführt, die „einen hoffnungsvollen Eindruck von den Bedingungen und Möglichkeiten der praktischen Lösung des Fernsehens wenigstens auf kurze Entfernungen ermöglichten" [525].

1928 - Die Fernschau nach System v. Mihäly

Vor der in „abgetöntem Blau und Gelb" gehaltenen Wand des Reichspoststandes in der "Neuen Autohalle" stand unter dem Schild:

Fernschau
System v. Mihäly
Telehor A.G.

auf einem mit Stoff verkleideten Podest der einfache mechanische Bildschreiber unter einem behelfsmäßigen Dunkelzelt (Bild 132).

1928 - Telefunken zeigt das Fernseh-System von A. Karolus

Zur selben Zeit zeigte die Telefunken-GmbH. auf ihrem Ausstellungsstand in der Neuen Autohalle (Bild 133) der Öffentlichkeit zum ersten Male das Fernseh-System von A. Karolus, Leipzig, mit dem die Firma „das 25. Jahr ihrer Arbeit auf dem Gebiete der drahtlosen Technik" eröffnete [526].

Der Telefunken-Stand war so angelegt, „daß das Publikum an dem durch eine Glaswand abgeschlossenen Sender des Fernkinos und des Gleichlaufkinos vorbeigeführt wurde und danach den Fernseher im Betrieb beobachten konnte. Daran schloß sich dann in einem verdunkelten Gang ein Einblick in den Empfangsraum mit dem Spiegelrad - Projektor" [175].

  • „Die Riesenschlangen von Menschen, die sich vor diesen unscheinbaren Empfängern aufstellten, bewiesen das Interesse, das diesen neuen Apparaten, besonders denen auf dem Stand der Reichspost, entgegengebracht wurde. Gerade auf diesem Stand wurde etwas gezeigt, das schon das große Publikum die zukünftige Entwicklung ahnen ließ. Die Bilder bewegten sich nämlich, zwar nicht im Sinne der Kinematographie, aber es wurde mit diesen Vorführungen doch bewiesen, daß das im Empfänger sichtbare Bild augenblicklich die Bewegungen wiedergab, die mit dem Original im Sender ausgeführt wurden" [171].

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Mihäly und das Personal der DRP machten gekonntes Markting

Mihäly und das Personal der DRP verstanden es, ihre Fernseh-Vorführungen publikumswirksamer zu gestalten als die Telefunken-Ingenieure, die den Karolus-Fernseher nur zu bestimmten Stunden vorführten. Hinzu kam, daß die Telefunken GmbH. auf ihrem Stand neben dem „Fernkino" das bereits erwähnte „Gleichlauf-Kino" vorführte, zwei an sich grundverschiedene Einrichtungen, deren Unterschiede jedoch nur dem technisch vorgebildeten Ausstellungsbesucher klar wurden [528].

1929 - Das RPZ zeigt 4 Fernsehsysteme im Vergleich

Während der folgenden 6. Großen Deutschen Funkausstellung im August 1929 führte das RPZ im Rahmen einer Sonderschau der DRP die Fernseh-Systeme Telefunken-Karolus, v. Mihäly, Fernseh A.G. und eine eigene Apparatur im Betrieb vor. „Um die verhältnismäßig lichtschwachen Fernsehbilder deutlicher hervortreten zu lassen, herrschte in der Fernseh-Abteilung ein rötliches Dämmerlicht, das durch eine geeignete Deckenbespannung erzielt wurde. Die Fernsehsender und verschiedene Synchronisierungseinrichtungen waren in den Wandkojen aufgestellt", während das Publikum die Fernsehbilder in drei Pavillons, die in der Mitte des Raumes nebeneinander standen, betrachten und zum ersten Male unmittelbar miteinander vergleichen konnte [177].

Mit diesen im Rahmen der großen Berliner Funkausstellungen veranstalteten traditionellen Fernseh-Sonderschauen (Bild 134), an denen sich alle führenden Firmen der deutschen Fernseh-Industrie (Bild 135) beteiligten, gab die DRP der Öffentlichkeit alljährlich einen visuellen Rechenschaftsbericht über den Stand des deutschen Fernsehens. Man hat es ihr gelegentlich verargt, daß sie es auf diesen - aus ihren Mitteln errichteten - Fernseh-Ausstellungen ablehnte, vereinzelte - ohne Rücksicht auf den technischen Aufwand geschaffene - Spitzenleistungen zu zeigen.

Wenn man jedoch berücksichtigt, daß die Reichspost als oberste deutsche Fernmeldebehörde mit ihren Ausstellungen das Ziel verfolgte, der Allgemeinheit den Stand eines praktisch in großem Rahmen zu verwirklichenden Fernsehens vorzuführen, so muß man - vom Gesichtspunkt einer einheitlichen technischen Gesamt-Entwicklung aus betrachtet - solche Beschränkungen nur billigen, so bitter sie vielleicht damals von einzelnen Fachleuten empfunden werden mochten.

Da die auf den alljährlichen "Großen Berliner Funkausstellungen" gezeigten technischen Fernseh-Einrichtungen und Bühnen-Darbietungen bereits in den vorhergehenden Kapiteln behandelt worden sind, brauchen hier nur noch jene Fernseh-Vorführungen erwähnt zu werden, die die DRP auf den verschiedensten auswärtigen Ausstellungen veranstaltete, um damit planmäßig für einen allgemeinen deutschen Fernseh-Rundfunk zu werben.

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1932 - Erste Demonstration des Fernsehens außerhalb Berlins

Die erste Demonstration des Fernsehens außerhalb Berlins fand Ende 1932 auf einer vom Reichsverband Deutscher Funkhändler, Landesgruppe Saargebiet e. V., veranstalteten Funkausstellung in Saarbrücken 28) statt.

28) Das Saargebiet war damals durch den Versailler Friedensvertrag einer Regierungskommission des Völkerbundes unterstellt.

Das RPZ sandte zu dieser Ausstellung 1 1/2 Waggons mit Geräten, die zunächst die Grenze nicht passieren durften. Als diese Schwierigkeit mit Hilfe des Verbandes überwunden war, wurden von subalterner Seite die Fernseh-Vorführungen in Saarbrücken verboten - mit der Begründung, das Fernsehen sei geeignet, Straßenbilder zu Spionagezwecken zu übertragen. Erst als es dem Verband gelang, die Behörden davon zu überzeugen, daß Bilder aus den Straßen Berlins gezeigt würden, gab man die Fernseh-Vorführungen frei. Ein mechanischer Tonfilmabtaster übertrug im Kurzschluß 90zeilige Bilder auf eine Reihe von Nipkow-Scheiben- und Spiegelschrauben-Empfängern (Bild 136), die vom Netz synchronisiert wurden.

„Die mit dem Spiegelschraubenfernsehempfänger vorgeführten Bilder von verschiedenen Filmen hatten die mit den heutigen Mitteln erreichbare Bildgüte. ... Ein zeitweise auftretendes starkes Pendeln des Empfangsbildes macht sich etwas störend bemerkbar. Diese Störung liegt lediglich daran, daß das Lichtnetz in Saarbrücken dauernd starke Schwankungen hervorruft. [529].

Diese erste außerhalb Berlins durchgeführte Fernseh-Schau zeigte, daß die ausschließliche Übertragung von Filmen ihre Wirkung auf das Publikum verfehlte. Die DRP veranstaltete deshalb erst wieder Fernseh-Vorführungen auf auswärtigen Ausstellungen, nachdem die für die Olympischen Spiele beschafften 180zeiligen Kameras für unmittelbare Fernseh-Aufnahmen infolge der Einführung der 441-Zeilen-Norm für den Studio-Betrieb entbehrlich geworden waren.

1937 - Ein Fernseh-Ausstellungstrupp von 7 Mann

Anfang 1937 wurde vom RPZ ein besonderer Fernseh-Ausstellungstrupp von 7 Mann aufgestellt, der zusammen mit dem Personal der örtlichen Oberpostdirektionen (OPDn) die Fernseh-Ausstellungen in der Provinz vorbereitete und durchführte.

1937 - Promotion mit der schweren Farnsworth- Kamera

Während der Ausstellung: „Schaffendes Volk" in Düsseldorf vom Mai bis Oktober 1937 setzte die DRP zum ersten Male eine auf einem lenkbaren Wagen montierte schwere Farnsworth-Kamera älterer Bauart ein, die über vier auf dem Ausstellungsgelände verteilte Anschlußstellen mit dem zum Post-Pavillon führenden Fernsehkabel verbunden werden konnte und Bilder aus dem Ausstellungspublikum schoß.

Mit derselben Kamera wurden auch die Innenaufnahmen von einer kleinen Bühne hergestellt, auf der anfangs ein Ansager und einige Künstler der RRG, später eigene Kräfte der OPD Düsseldorf und Personen aus dem Publikum auftraten und Volkssender-Darbietungen veranstalteten. Film- und Schallplatten-Übertragungen ergänzten das Ausstellungs-Fernsehprogramm, - das vom Publikum auf fünf in einer Fernseh-Straße aufgestellten Empfängern vom Typ FE IV verfolgt werden konnte. Den Fernseh-Sprechdienst zeigte man - nicht sehr überzeugend - einseitig mit der bei den Olympischen Spielen verwendeten leichten Farnsworth-Kamera und einem Empfänger.

1937 - Einsatz des roten Zwischenfilmwagens in Frankfurt

Auf einer gleichzeitig in Frankfurt (Oder) stattfindenden Ausstellung „Arbeiter, Bauern und Soldaten" setzte die DRP den älteren (roten) Zwischenfilmwagen und die leichte Farnsworth-Kamera ein. Das Programm bestritt vorwiegend eine Dame der OPD, die sich auf einem im Ausstellungszelt behelfsmäßig errichteten Podest mit Personen aus dem Publikum unterhielt.

Zwischendurch wurden immer wieder die vom Wagen aufgenommenen Filmaufnahmen von der Eröffnungsfeier der Ausstellung, von artistischen Darbietungen u. a. m. übertragen und dem Publikum in der Fernsehstraße auf drei Empfängern vorgeführt.

1937 - Ausstellungen in Passau und Saarbrücken

Im Oktober 1937 folgte eine Ausstellung in der Nibelungenhalle in Passau, in der die DRP eine Farnsworth-Kamera und einen Mechau-Filmabtaster aufstellte. Dank dem zum ersten Male von A. Bronnen (RRG) mit Künstlern der RRG gestalteten zweistündigen Kabarett-Programm bildeten die mehrmals täglich stattfindenden Fernseh-Vorführungen einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung.

Die in Frankfurt (Oder) freigewordene Apparatur setzte die DRP Ende 1937 in Saarbrücken ein, die in Passau gezeigten Fernseh-Einrichtungen gingen nach Frankfurt (Main), wo wiederum A. Bronnen ein aus Einzeldarbietungen zusammengestelltes Programm inszenierte.

Da die für diese ambulanten Sendungen benutzten beiden 5kW-Spiegelaufheller für größere Bühnendarbietungen nicht ausreichten, baute man im Winter 1937/38 im RPZ eine aus 14 Kästen mit je zwei Glühlampen von 500W bestehende tragbare Allgemeinbeleuchtungs-Anlage. Sie konnte erstmals in Berlin während des Presseballs 1938 bei einer von der DRP zusammen mit Telefunken im Marmorsaal veranstalteten Fernseh-Bühnenschau erprobt werden.

Bei derselben Veranstaltung hatten die Ballbesucher auch Gelegenheit, über eine Fernseh-Sprechanlage der DRP miteinander oder mit Teilnehmern aus Nürnberg und München zu sprechen.

1937 - Ständige wissenschaftliche Sonderschau „Fernsehen" in München

Unabhängig von diesen betriebsmäßigen Fernseh-Ausstellungen der DRP hatte das Deutsche Museum in München bereits im Mai 1937 zusammen mit der RPF und der Fernseh-Industrie eine ständige wissenschaftliche Sonderschau „Fernsehen" (Bild 137) eingerichtet: Der Besucher konnte sich an Hand aufgebauter Versuche ein Bild von der Wirkungsweise der wichtigsten Bauelemente und Verfahren des Fernsehens machen. Im historischen Teil waren Fernseh-Apparaturen von der ersten Dieckmännschen Anordnung mit Braunscher Röhre (1906) bis zur Telefunken-Olympia-Kamera ausgestellt und konnten z. T. im Betrieb vorgeführt werden.

1937 - Auf der Pariser Weltausstellung einen 130qm Messestand

Auf der Pariser Weltausstellung 1937, die unter dem Leitwort: „Arts et Techniques dans la Vie Moderne" stand, gab die DRP auf ihrem 130m2 großen Stand im Deutschen Haus „den Besuchern aus aller Welt einen umfassenden Überblick über den Hochstand der Deutschen Fernsehtechnik".

„Die in Deutschland ausgeübten beiden Arten des Fernsehens - der Fernsehsprechdienst und der Fernsehrundfunk - wurden in ihrem technischen Aufbau und in der praktischen Anwendung gezeigt. Diese Fernsehvorführungen lockten einen ungewöhnlich starken Strom von Besuchern an ... Insbesondere wiesen die Fernsehsprechzellen (Bild 138) mit zwei Telefunken- Linsenkranzabtastern für 180zeilige Bilder eine kaum noch zu überbietende Besucherzahl (oft mehr als 50 Besucher in der Stunde) auf, weil das „Fernsehsprechen wegen der Ergänzung der Sprache durch das Bild der Sprechenden beim Beobachter den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck von dem Wesen und der Bedeutung des Fernsehens hinterläßt" [508], [509].
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Als Beispiel für den Fernseh-Rundfunk in Deutschland zeigte die DRP in Paris auf zwei Heimempfängern (Bild 139) Tonfilm- und Freilichtszenen, die abwechselnd von einem Telefunken-Mechau-Filmgeber mit Iconoscope-Röhre und einer auf dem Dachgarten des Deutschen Hauses stehenden Iconoscope-Kamera mit 375 Zeilen bei 2 x 25 Bildwechseln im Zeilensprung geliefert wurden [530].
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Lob und Ehre in Paris

Die Telefunken GmbH. erhielt für die Konstruktion des Filmabtasters auf elektronischer Grundlage und für die Entwicklung des Linsenkranz-Abtasters je einen Großen Preis in den Klassen 15b und 1 (Radio-Communication, Radiophonie, Television und Decouvertes).

Dem „Deutschen Reich" wurde in Anerkennung des außerordentlichen Erfolges der Fernseh-Ausstellung vom Internationalen Preisgericht ein Großer Preis in der Klasse 16b (Manifestations radiophoniques) zugesprochen [531].

1938 - 441 Zeilen zur Ausstellung „Schlüssel zur Welt" in Bremen

Im Jahre 1938 führte die DRP die Werbe-Fernsehvorführungen auf auswärtigen Ausstellungen mit 441-Zeilen-Bildern fort. Die inzwischen auf die neue Norm umgebaute Apparatur des alten Zwischenfilmwagens, eine Iconoscope-Kamera und ein Filmabtaster der Fernseh AG. wurden im Mai auf der Ausstellung „Schlüssel zur Welt" in Bremen eingesetzt. Zum ersten Male ging dabei zwei- bis dreimal täglich ein zusammenhängendes, wieder von A. Bronnen inszeniertes Fernsehspiel „1.000 Tonnen Freude aus Bremen" über die Fernseh-Bühne.

Das Ausstellungs-Publikum konnte die Sendungen nicht nur - wie bisher - auf den Empfängern der Fernsehstraße, sondern auch in einer einwandfreien Großprojektions - Vorführung der Fernseh AG. auf einer Bildwand von 2 x 3m Größe verfolgen. Auf der Bremer Ausstellung zeigte die DRP außerdem - erstmalig seit Paris - zwei vollständige Fernseh-Sprechzellen im Kurzschluß-Betrieb.

Es folgten Fernseh-Vorführungen auf Ausstellungen in Hannover, Braunschweig, Hof, Mannheim, Breslau und Wien, bei denen die DRP immer mindestens eine Speicherrohr-Kamera und einen Filmabtaster einsetzte. Das Programm, das zumeist aus Einzeldarbietungen, Ballettszenen, Variete-Nummern und dergl. bestand, wurde gewöhnlich von J. Menz-Junkers (RRG) gestaltet [532].

1939 - Fernseh-Lehrschau im Reichspostmuseum Berlin

Im Januar eröffnete die DRP im Reichspostmuseum Berlin eine besondere Fernseh-Lehrschau, in der die Besucher die wichtigsten physikalischen und technischen Grundlagen des Fernsehens durch eigene Versuche über die unterschiedliche Trägheit des menschlichen Auges und der Photozelle, die Zerlegung eines Bildes in Zeilen mit einer Spirallochscheibe, den Einfluß der Zeilenzahl auf die Wiedergabe von Einzelheiten im Bilde, den Ablenkvorgang des Kathodenstrahls in der Braunschen Röhre u. v. a. kennenlernen konnten [533].

1939 - RPM zeigt das deutsche Fernsehen im außereuropäischen Ausland

„Der Weltpostkongreß, der im April 1939 in Buenos Aires abgehalten werden sollte, gab Veranlassung, die schon länger bestehende Absicht des Reichspostministeriums zu verwirklichen, nämlich das deutsche Fernsehen im außereuropäischen Auslande zu zeigen" [534]; denn die Reichspost erblickte im Fernseh-Rundfunk und Fernseh-Sprechen als „den neuesten Errungenschaften der Nachrichtentechnik nicht allein einen Vorteil für das eigene Volk, sondern auch die Förderung des Verständnisses der Völker zueinander" [535].

Deshalb rüstete sie im Verein mit der deutschen Fernseh-Industrie eine Fernseh-Expedition aus, die am 21. Februar 1939 unter der Leitung von H. Pressler (RPF) mit der „Cap Arcona" nach Argentinien reiste. Sie setzte sich zusammen aus zwei Technikern und vier Mechanikern der RPF, zwei Ingenieuren und drei Mechanikern der Fernseh AG. und der Telefunken GmbH, sowie einem Dolmetscher. An Apparaturen, Ersatzteilen, Werkzeugen und Material führte die Gruppe etwa 100m3 Gepäck in Lifts mit.

1939 - Deutschen Fernsehschau in Buenos Aires

Am 20. März begann im „Salon de Bellas Artes" zu Buenos Aires der Aufbau der deutschen Fernsehschau (Bild 140), die den Kern einer internationalen Fernmelde-Ausstellung bildete. An Apparaturen führte Deutschland eine Iconoscope-Kamera-Anlage für Bühnen- und Filmübertragung mit 375 Zeilen und eine Fernseh-Sprechanlage mit Kathodenstrahl-Personenabtastern vor.

Die Ausstellung, die unter dem Protektorat des Argentinischen Generalpostdirektors Dr. Escobar stand, wurde am 14. April 1939 eröffnet. Die Vorführungen begannen „vor einer breiten Öffentlichkeit" mit einer „fernsehmäßigen Freilichtübertragung, bei der vor dem Ausstellungsgelände ein Kinderchor, begleitet vom Städtischen Orchester, die argentinische Nationalhymne sang . Danach wurde ein Film über die Eröffnung des Weltpostkongresses übertragen, der von einer argentinischen Filmgesellschaft s. Z. gedreht worden war. Zum Schluß der Vorführungen des Fernsehrundfunks fand eine Bühnenübertragung statt, bei der namhafte Künstler mitwirkten".

„Um den Besuchern dieser Vorführungen einen zusammenfassenden Einblick in das Wesen der Fernsehbildübertragung zu geben", wurde ferner „die Bildzerlegung und der Bildaufbau in einer besonderen Fernseh-Lehrschau veranschaulicht". „Die Güte der Bilder löste allgemeinen Beifall aus" [535]. Der Andrang des Publikums war so stark, „daß der Einlaß polizeilich geregelt und manchmal gesperrt werden mußte". Die Vorführungen erstreckten sich über sechs Wochen.

Großer Erfolg der Deutschen in Südamerika

„Gestützt auf den Erfolg der ersten Fernsehschau in Buenos Aires" beschloß die DRP, ihre Fernseh-Sonderschau noch in anderen Ländern Südamerikas vorzuführen, in dem Bestreben, allen Bewohnern dieses Erdteils einen weitgehenden Überblick über die Leistungen der deutschen Fernsehtechnik in Forschung und Anwendung zu übermitteln".

Um die Ausstellungen an der Westküste planmäßig beschicken zu können, mußte da die Fernsehschau in Buenos Aires bis Ende Mai verlängert wurde - eine zweite Gruppe mit entsprechenden Apparaturen für 441-Zeilen-Bilder von Deutschland aus unmittelbar nach Rio de Janeiro aufbrechen, wo der DRP eine 800qm große Ausstellungshalle zur Verfügung gestellt worden war.

Der „starke Andrang des Publikums" und das „lebhafte Interesse", das die Deutsche Fernsehausstellung fand, war z. T. auch darauf zurückzuführen, „daß das brasilianische Propagandaamt das Programm für die Fernsehbühne stellte und hierfür die beliebtesten und bekanntesten Künstler auswählte." Deshalb mußte auch hier wieder der Einlaß der Besuchermassen polizeilich geregelt werden.

Weiter von von Buenos Aires nach Santiago de Chile und nach Peru

Inzwischen war die erste Gruppe von Buenos Aires nach Santiago de Chile gefahren und hatte dort die Fernsehschau in der Technischen Hochschule aufgebaut. Das vom 5. Juni an durchgeführte Programm wurde von einer örtlichen Radio-Gesellschaft, einem Studentenorchester und dem Chor der deutschen Kolonie bestritten. Zum ersten Male erhob die DRP für den Besuch der Schau Eintrittsgeld, von dem die eine Hälfte - 16.000 Pesos - den von einem Erdbeben betroffenen Gebieten, der Rest einem chilenischen Fonds für Studienreisen nach Deutschland überwiesen wurde. Auch in Santiago mußte der starke Zustrom zur Fernseh-Schau von Studenten geregelt werden.

Im August reiste die Expedition weiter nach Peru, wo sie die Apparaturen in der größten Schule Limas aufbaute. Obwohl inzwischen der zweite Weltkrieg "ausgebrochen" war, verlief die Ausstellung „trotz anfänglicher Bedenken" unter dem Protektorat des peruanischen Innenministers „zur vollsten Zufriedenheit", und der Besuch war „wieder erfreulich stark". Der Erlöß floß einem peruanischen Mütterhilfswerk zu. Diese letzte Ausstellung war am 11. Oktober 1939 beendet.

Rückkehr nach Deutschland auf Umwegen

Der in Brasilien arbeitenden Gruppe war es inzwischen gelungen, noch vor Ausbruch des Krieges nach Deutschland zurückzukehren. Die Mitglieder der ersten Fernseh-Expedition dagegen mußten vorerst in Lima bleiben, wo sich mannigfache neue Arbeiten ergaben:

Ein Teil des Personals wirkte ehrenamtlich in der deutschen Gesandtschaft in Lima mit, dem Rest fiel die Aufgabe zu, „in systematischen Beobachtungen und Messungen der europäischen und amerikanischen Kurzwellensender die Empfangsverhältnisse auf kurzen Wellen zu ermitteln". Vom Januar 1941 an konnten die Teilnehmer der Fernseh-Expedition in kleinen Gruppen über Japan und Rußland nach Deutschland zurückkehren [534].

Die aus Rio de Janeiro zurückgekehrte Expeditionsgruppe veranstaltete unter W. Brecht von September bis Mitte Dezember 1940 eine Fernseh-Sonderschau (Bild 141) in Sofia, auf der wiederum unmittelbare Bühnenaufnahmen mit der Iconoscope-Kamera, Filmsendungen und Fernseh-Sprechen im Kurzschlußbetrieb gezeigt wurden.

Die letzte politisch-propagandistische Fernseh-Ausstellung, Radio si Televiziune, führte M. Zielinski vom 12. bis zum 24. September 1942 mit einem Filmabtaster und fünf Empfängern in Bukarest durch.


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