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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(06) Die Bildschreiber ab 1929

Zum Aufbau des Fernsehbildes aus den wechselnden Helligkeitswerten eines von den ankommenden Bildsignalen modulierten Lichtstroms dienten 1929 ausschließlich rotierende mechanische Lochblenden oder Spiegelflächen, die von Hand, durch ein Federwerk oder einen Elektromotor angetrieben wurden.

1929 - Bildschreiber mit Kerrzelle und Kohlebogenlampe

Als Lichtrelais benutzte A. Karolus (Telefunken) die Kerrzelle in Verbindung mit einer Kohlebogenlampe. Die Kerrzelle erschien damals als ideales Lichtsteuerorgan, weil sie intensive Lichtströme mit minimalen Wirkleistungen (0,035W) zu steuern gestattete. Über ein Spiegelrad konnte Karolus 1929 bereits Bilder von 60 x 60cm projizieren, wobei sich allerdings nach einem zeitgenössischen Bericht gegenüber dem kleinen Glimmlampenbild ein „vergröbertes Raster bei etwas unzureichender Flächenhelligkeit" ergab [177].

Die als steuerbare Lichtquelle meistens benutzte Flächenglimmlampe, die mit wesentlich geringerer Betriebsspannung arbeitete als die Kerrzelle (100 bis 500V gegenüber 700 bis 5.000V) nahm etwa 1 mA/cm2 Strom auf. Sie wurde entweder galvanisch, induktiv oder kapazitiv an den Ausgangskreis der Endverstärkerröhre (RE604) angekoppelt und erhielt über einen Spannungsteiler eine einstellbare Zünd-Vorspannung.

Um die Schwingneigung der Bildstrom-Verstärker zu unterbinden, gab man den Zwischentransformatoren oft Sekundärwicklungen aus Widerstandsdraht [238]. Die Leuchtdichte der Bildschreiber mit Flächenglimmlampe betrug etwa 0,04 HK/cm2, die äquivalente Helligkeit des Fernseh-Bildes rund 1,5 Lux [239] 6).
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6) Die Beleuchtungsstärke im Lichtspieltheater beträgt 40 bis 120 Lux, die Grenze des Dunkelsehen's liegt bei etwa 0,25 Lux.
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Funkausstellung 1929 - 4 verschiedene Fernseh-Systeme

Auf der Fernseh-Sonderschau im Rahmen der 6. Großen Deutschen Funkausstellung 1929 zeigte die DRP vier verschiedene Fernseh-Systeme (Bild 42 und 43):

System Bildpunkte/Bild Bilder/s Bildgröße in cm2
       
RPZ 1200 12,5 3,6 x 4,8
Mihäly (Telehor A.G.) 1600 7) 12,5 4x4
Baird (Fernseh A.G.) 2250 7) 12 .... 15 2x2
Karolus (Telefunken) 2300 7) 18 .... 20 10 x 10 8)

7) Geräte mit einem von der damaligen Fernseh-Norm abweichenden Raster gestatteten keinen drahtlosen Empfang des Ausstellungssenders, sondern arbeiteten im Kurzschluß mit eigenen Bildabtastern.

8) Die Bildgröße ließ sich durch Lupenbetrachtung etwa verdoppeln.
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1929 - Dr. W. Friedel lobt im „Kinematograph"

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  • „Es war eine angenehme Überraschung, daß neben den bekannten Apparaten der Telefunken Gesellschaft, der Telehor AG. und der Television Limited (Baird) auch Apparate der Reichspost selbst ausgestellt waren. Zwar war es vor einiger Zeit schon bekannt geworden, daß sich die Reichspost selbst mit den vorliegenden Problemen intensiv experimentell beschäftige, aber es war doch überraschend, daß sie in so kurzer Zeit schon recht leistungsfähige neue Typen entwickeln konnte", schrieb damals Dr. W. Friedel im „Kinematograph" [240].

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1929 - Filmübertragungen auf der Karolus-Maschine

Das RPZ hatte sich vor allem bemüht, die Helligkeit der Fernsehbilder zu steigern und die Lichtfarbe zu verbessern. Zu diesem Zweck entwickelte G. Leithäuser eine mit Argon und Quecksilberdampf gefüllte, mäanderförmig gebogene Glimmröhre mit großem Elektrodenabstand, deren stark eingeschnürte „positive Säule" die Intensität des sonst üblichen Kathodenlichtes bei weitem übertraf. Das von den Windungen ausgehende Licht mußte von einer Mattscheibe gestreut werden, so daß die Lampenstruktur unsichtbar blieb.

  • „Die auf der großen Karolus-Maschine gezeigten Filmübertragungen standen qualitativ am höchsten. Die Bilder waren sehr detailreich und klar, aber - sie waren zu lichtschwach ... Die mit dem großen Apparat Mihälys gezeigten Filme waren zwar lichtstärker, hatten aber einen unmöglich groben Raster, zeigten viel weniger Detailreichtum als der Punktzahl 1.800 entsprochen hätte und flimmerten zu stark ... Qualitativ etwas besser waren die Bilder des großen RPZ-Apparats, trotzdem dieser nur mit der normierten Punktzahl 1.200 arbeitete. Die grünlich-blaue Farbtönung der verwendeten Glimmlampe war zwar wohltuend für das Auge des Betrachters, verwischte aber die Helligkeitsunterschiede des Bildes allzusehr. Leider waren auch die Filme, die der RPZ-Sender ... durchgab, nicht günstig für die Übertragung" [241].

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1929 - Prospekte von Fernseh-Industriefirmen

Im Prospekt einer Fernseh-Industriefirma aus dem Jahre 1929 hieß es etwas optimistisch:

  • „Unser Gerät ,Fernseh 30' dient zum Empfang von bewegten Szenen - aktuellen Ereignissen, Bildern, Kinofilmen - auch unter gleichzeitiger Kupplung der üblichen Rundfunk-Tonwiedergabe. Der Apparat kommt serienmäßig zu dem Zeitpunkt auf den Markt, zu dem die Reichspost mit regelmäßigen Fernsehübertragungen beginnt, was voraussichtlich noch in diesem Jahre der Fall sein wird. Das Modell „Fernseh 30" kann an jeden Rundfunkempfänger mit ausreichender Lautsprecherröhre angeschlossen werden. Der Preis wird demjenigen, der heute handelsüblichen Rundfunk-Fernempfänger entsprechen."

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1929 - Kaufen konnte man es nicht.

Die Geräte wurden glücklicherweise noch nicht an das Publikum verkauft. Nur Bastler konnten Einzelteile erwerben, z. B. Nipkow-Scheiben zum Preise von 12.- bis 27.- RM, Spezialglimmlampen für 18.- bis 27,50 RM u. a.m. Im Jahre 1930 brachte die Süddeutsche Telefon-Apparate-, Kabel- und Drahtwerke-AG. (TEKADE) bereits einen vollständigen Baukasten (Bild 44) für Fernseh-Bildschreiber zum Preise von 195,50 RM auf den Markt.

1930 - Immer noch heißt es "Bildschreiber"

Bildschreiber mit Doppelspiral-Lochscheiben und umsteckbaren Flächenglimmlampen zum phasenrichtigen Empfang von Fernseh-Rundfunksendungen nach der deutschen und der englischen Norm erschienen erstmalig 1930.

Im selben Jahre wurden auch kleine Projektions-Bildschreiber für eine Bildgröße von 6 x 9 bis 15 x 20cm vorgeführt, die mit einer modulierbaren Glühkathoden-Punktglimmlampe und einem Spiegelrad oder - zur Verbesserung des Wirkungsgrades der gewöhnlichen Lochscheibe - mit einer Linsenradscheibe als Bildfeldzerleger ausgerüstet waren, wie sie im Prinzip schon Nipkow 1884 vorgeschlagen hatte, als er die Leuchtdichte in den Löchern seiner Scheibe durch mitrotierende Sammellinsen erhöhen wollte [242].

1930 - Das Raster war noch zu "grob"

Der Bildraster der damaligen Projektionsbilder wurde jedoch als „zu grob" empfunden, da „viele Einzelheiten verloren gingen". Dagegen soll ein mit 42 Zeilen bei 16 2/3 Bildwechseln/s arbeitender Bildschreiber mit Glimmlampe für subjektive Betrachtung „ein sehr klares und lichtstarkes Bild" von 5x5cm2 geliefert haben, das durch eine Lupe in zweifacher linearer Vergrößerung betrachtet werden konnte [185].

1930 - Professor A. Korn irrt sich . . .

Trotzdem erklärte A. Korn, damals Professor an der Technischen Hochschule Berlin und anerkannter Experte für Bildübertragungstechnik, noch 1930:
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  • „Die Ansicht, daß man sich vorläufig mit primitiven Fernsehbildern, wie sie mit dem Frequenzmaximum von 20.000 Zeichen pro Sekunde erreicht werden können, wird begnügen müssen, ist heute, wenn man von einigen Optimisten absieht, deren Phantasien in eine unbestimmte Zukunft verschoben werden müssen, ganz allgemein, und die Idee, schon mit solchen primitiven Fernsehbildern etwas für das Publikum Interessantes zu schaffen, ist die Triebfeder für alle jetzt bis zu einem gewissen primitiven Qualitätsgrade ausgeführten Fernsehkonstruktionen der jüngsten Zeit gewesen ... Zusammenfassend kann man sagen, daß für eine baldige Verwendung nur das Fernsehen ziemlich grober Bilder im Rundfunk aktuell ist, und daß ein Fernsehen guter, wirklich praktischen Zwecken genügender Bilder einer unbestimmten Zukunft vorbehalten bleibt" [243].

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19329/1930 - Die Braunsche Röhre kommt

Die Nachteile mechanischer Bildschreiber - begrenzte Zeilenzahl, geringe Helligkeit oder Bildschärfe, hohe Antriebs- und Synchronisierleistung - hatten schon 1927/1928 in Deutschland F. Schröter, A. Karolus, A. Schleede und W. Zeitlin [244], [245] veranlaßt, die Eignung der Braunschen Röhre für Fernseh-Zwecke systematisch zu untersuchen.

1929 sagte F. Schröter voraus: „Sicher kann jedenfalls die Helligkeit, die die heutigen Fernseher mittels punktförmiger Glimmlampe oder Kerrzelle liefern, auch mit der Braunschen Röhre verwirklicht werden . So wird es später ein Fernsehen auf rein elektrischer Grundlage, ohne Motore, Scheiben, Spiegelräder oder dergleichen geben 9) [246].

9) Etwa zur gleichen Zeit hatte V. A. Zworykin bei der RCA die Braunsche Röhre unter dem Namen „Kineskop" bei der drahtlosen Übertragung von Filmbildszenen als Bildschreiber mit sinusförmiger Ablenkung benutzt, während er als Bildabtaster noch ein Schwingspiegelsystem benutzte [135].

1930 - Ardenne bringt den Beweis

Den Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung erbrachte M. v. Ardenne im Januar 1930, indem er bei einem Vortrag in der Technischen Hochschule Berlin zeigte,

  • „daß die Braunsche Röhre hinsichtlich Punktschärfe und Punkthelligkeit zur Herstellung eines präzisen, lichtstarken Rasters laboratoriumsmäßig durchgebildet war".


Es hat heute den Anschein, als ob F. Schröter damals hinsichtlich der Verwendung der Braunschen Röhre als Bildschreiber bei Telefunken auf eine gewisse Skepsis stieß und daß er sich deshalb bewußt des experimentell und propagandistisch geschickten M. v. Ardenne bediente, um den Gedanken voranzutreiben.

  • „Die ersten gleichmäßig ausgeleuchteten und mit gleichmäßiger Schärfe geschriebenen bewegten Bilder, deren Qualität die der auf mechanischem Wege damals erzielten bewegten Bilder nahekam oder übertraf", erreichte M. v. Ardenne in der Zeit vom November 1930 bis April 1931. Das erste Fluoreszenschirmbild mit Halbtönen konnte Ardenne im Dezember 1930 vorführen. Er benutzte dabei zur Modulation des Strahlstroms und damit zur Helligkeitssteuerung des Fluoreszenzflecks wohl als erster in Deutschland den bis dahin nur zur Vorkonzentration verwendeten Wehnelt-Zylinder, dessen Gleichspannung er die Bildsignal-Wechselspannungen überlagerte (Raumladesteuerung) [247], [248].

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1930 - Geringe Lebensdauer der Braunschen Röhren

Die damaligen Röhren arbeiteten durchweg noch mit einem Gasdruck (Argon) von 10 hoch-3 bis 10 hoch-2mm Quecksilbersäule. Durch die vom Kathodenstrahl verursachte Ionisierung des Gases bildete sich in der Strahlbahn eine positive Raumladung und damit ein Feld aus, das zur Selbstkonzentration der von der Strahlachse divergierenden Elektronen führte. Ein Nachteil dieser Braunschen Röhren mit Gaskonzentration war ihre geringe Lebensdauer, die vor allem durch das Ionenbombardement der Kathode verursacht wurde, und ihre Trägheit.

1931 - Grenze der Nipkow Scheibe bei 750mm Durchmesser

Die im Jahre 1931 immer noch vorherrschenden mechanischen Bildschreiber arbeiteten - mit einer Ausnahme (16 2/3 Bilder/s) - mit einer Bildfrequenz von 25/s bei 48; 80; 84; 90 und 100 Zeilen. Da der Durchmesser der Spirallochscheibe quadratisch mit der Zeilenzahl wuchs und schon bei 48 Zeilen die Nipkow-Scheibe mit einer einfachen Lochspirale bei einer Lochweite von 0,7mm einen Durchmesser von 750mm und eine Antriebsleistung von 0,25kW erforderte, benutzte man als Bildschreiber entweder ein Spiegelrad, das bei 48 Zeilen nur einen Durchmesser von 20cm hatte, oder z. T. waagerecht liegende Nipkow-Scheiben mit zwei- oder dreifachen Lochspiralen und rotierenden Blendenscheiben.

1931 - Das RPZ geht zum Linsenrad-Bildschreiber über

Das RPZ löste 1931 das Problem der mechanischen Wiedergabe heller Bilder von hoher Zeilenzahl durch einen Linsenrad-Bildschreiber für 100 Zeilen, bei dem das von einer Kerrzelle trägheitslos modulierte Licht einer Bogenlampe durch spiralförmig auf einer Scheibe angeordnete Objektive auf eine Mattscheibe von 13 x 15cm projiziert wurde.

1931 - Die Spiegelschraube der Telehor AG

Einen erheblichen Fortschritt in fabrikatorischer und optischer Beziehung gegenüber diesen mechanischen Bildfeldzerlegern brachte die 1930 beschriebene, 1931 zum ersten Male vorgeführte Spiegelschraube (Bild 45) der Telehor AG., deren Erfindung gewöhnlich F. v. Okolicsänyi zugeschrieben wird [249], die jedoch offenbar von H. Hatzinger (Telefonbau und Normalzeit Lehner u. Co.) stammt, dem am 26. März 1930 das DRP 659226 auf einen „Strahlenstreuer mit umlaufenden spiegelnden oder brechenden Flächen" erteilt wurde,

  • „dadurch gekennzeichnet, daß streifenförmige, nebeneinanderliegende spiegelnde Flächen ihre geringste Ausdehnung in Richtung der Umlaufachse aufweisen, während sie in ihrer Längsausdehnung um diese gleiche Achse sämtlich gegeneinander derart verdreht sind, daß sie, in Richtung der Umlaufachse gesehen, gleichmäßig über den Bereich von 360° verteilt sind und ... daß die spiegelnden ... Flächen wendeltreppen-förmig verdreht angeordnet sind ... ."

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1931 - Spiegelschraube und Weillersches Spiegelrad

Diese spiegelnden Flächen erhielt man durch Polieren der Vorderkanten dünner Lamellen aus rostfreiem Stahl von 1 bis 1,5mm Stärke. Die Wirkungsweise der rotierenden Spiegelschraube entsprach der des Weillerschen Spiegelrades, der optische Wirkungsgrad war geringer, weil immer der gesamte Querschnitt der Schraube ausgeleuchtet werden mußte, während beim Spiegelrad stets nur eine Spiegelfläche das Licht wirksam reflektierte.

Dafür ließ sich die Spiegelschraube ohne großen Aufwand an Präzision für Bilder bis zu 150 Zeilen verwenden. Sie erforderte wenig Raum und brauchte eine Antriebsleistung von nur 25W [249]. Der Betrachtungswinkel der Spiegelschraube betrug in der Waagerechten 120°, in der Senkrechten 40°, so daß mehrere Personen das Bild gleichzeitig betrachten konnten [250].

1931 - Die neu entwickelte Natriumdampflampe

Neben der Flächen- und der Punktlicht-Glimmlampe tauchte 1931 als neue modulierbare Lichtquelle für mechanische Bildschreiber die von der Fernseh AG. zusammen mit der Studiengesellschaft für elektrische Beleuchtung entwickelte Natriumdampflampe auf, die bei 50 bis 100mA mittlerem Ruhestrom und 50W Leistungsaufnahme eine Leuchtdichte von etwa 4 bis 6 Hk/cm2 entsprechend einer äquivalenten Beleuchtungsstärke der Fernseh-Bilder von 10 Lux lieferte.

Die „hellen, wie gestochen wirkenden Bilder (9 x 12cm2) mit 10.800 Bildpunkten gaben der gesamten Ferntechnik einen neuen Auftrieb" [187], obwohl die Lampe eine Steuerleistung von etwa 10W erforderte und nur in Verbindung mit einer ziemlich umständlichen, auf etwa 180° C einzuregulierenden Heizvorrichtung betrieben werden konnte [251].

1931 - Bildschreib-Röhre mit 100 Zeilen lebt nur 3 Std.

Im Jahre 1931 trat der elektronische Bildschreiber zum ersten Male in Wettbewerb mit den mechanischen. Die von M. v. Ardenne (Radio AG. D. S. Loewe) entwickelte Bildschreib-Röhre lieferte ein Bild von 100 Zeilen bei 20 Bildwechseln/s. „Erstaunlich gering" war der Leistungsbedarf der Braunschen Röhre gegenüber dem der mechanischen Bildschreiber. Die Anodenleistung betrug nur 0,3 W, die Lichtsteuerleistung 0,01 W, die Synchronisierleistung 0,1 W.
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„Versuche zur Erforschung der Verwendbarkeit der Braunschen Röhre als Fernsehempfänger wurden vom Reichspostzentralamt im Jahre 1931 aufgenommen", und zwar mit einer von der Western Electric Comp, beschafften Oszillographenröhre, auf der ein grober Raster mit sinusförmiger Strahlablenkung geschrieben wurde. Anschließend erwarb das RPZ eine bereits für Fernseh-Zwecke geschaffene Röhre vom Laboratorium v. Ardenne zum Preise von 210.- RM. Ihre Lebensdauer betrug drei Stunden.
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1931 - Entwicklung zuverlässiger Kippschwingschaltungen

Die Versuche der DRP „erstreckten sich zunächst auf die Entwicklung zuverlässiger Kippschwingschaltungen für die Bewegung des Kathodenstrahls [252], [253], [254], [255] und auf eine Helligkeitssteuerung, welche die Strahlablenkung nicht beeinflußt .... Dem Bildstrom werden ... noch verstärkte Stromimpulse zwischen den Zeilen aufgedrückt, durch welche die Kippgeräte am Empfänger ausgelöst werden. Es konnten bereits Fernsehbilder vorgeführt werden, die bei 60 Zeilen angenähert von der gleichen Güte waren wie solche, die mit mechanischen Bildpunktverteilern erhalten werden" [256].

1931 - E. Hudec und E. Perchermeier zeigen . . .

1931 zeigten E. Hudec und E. Perchermeier als „Fernsehanordnung des Reichspostzentralamtes" eine Braunsche Röhre für 60 Zeilen bei 25 Bildwechseln/s, deren Strahl durch erzwungene Kippschwingungen über den Raster geführt wurde. Zur Erhöhung der Flimmerfreiheit besaß der Fluoreszenzschirm eine Nachleuchtdauer von etwa 1/20 Sekunde. Die Röhre (Bild 46) „verzeichnete das Bild ein wenig infolge ungenauer Anordnung der Elektroden", doch wurde s. Z. die Betriebssicherheit und Anspruchslosigkeit der RPZ-Röhre besonders hervorgehoben. „Die bei den Vorführungen gezeigten Bilder wirkten zwar bei weicher Durchsteuerung etwas schwach, jedoch wurden alle hohen und tiefen Frequenzen wiedergegeben".

1931 - Verbesserte Natriumdampflampe

Um die betrieblichen Nachteile der temperaturabhängigen Natriumdampflampen zu vermeiden, entwickelte das Heinrich-Hertz-Institut 1932 speziell für Spiegelschrauben-Bildschreiber eine aus der früheren Mäanderleuchte des RPZ hervorgegangene Quecksilber-Argon-Kapillarleuchte, die allerdings noch einen eigenen, durch die Bildsignale modulierbaren Hochfrequenzgenerator für etwa 10MHz erforderte. Sie lieferte bei einem Leuchtrohr-Durchmesser von 4 mm bis zu 150 HK [257].

1932 - Ganz erhebliche Fortschritte bei Bildschreibern

Neben Geräten mit Spiegelschraube, Spiegelrad und Mehrfach-Spirallochscheibe für 90zeilige Bilder von 9 x 12 bis 13,5 x 15cm zeigten 1932 die Radio AG. D. S. Loewe, die Telefunken GmbH, und das RPZ elektronische Bildschreiber, die gegenüber dem Vorjahre „ganz erhebliche Fortschritte" aufwiesen. Zum ersten Male konzentrierte man den Kathodenstrahl durch eine Elektronenoptik.

Die Bildgröße auf dem Fluoreszenschirm der Braunschen Röhre betrug 9 x 12 bis 15 x 20cm. Die Geräte arbeiteten mit Vollnetzbetrieb, obwohl die Raster-Erzeugung dadurch anfänglich erschwert wurde. Ausdrücklich betonte man damals, daß sich in der ganzen Anlage „auch nicht ein einziger Akku und auch keine Anoden- oder Gitterbatterie" befänden. „Die Bilder zeichneten sich durch große Helligkeit und Bildschärfe aus" [258].

1933 - Nur noch Braunsche Röhre als Bildschreiber

Im Jahre 1933 hatte sich die Braunsche Röhre als Bildschreiber fast allgemein durchgesetzt, und zwar sowohl für die drahtlos empfangenen 90-Zeilen-Bilder wie für die von verschiedenen mechanischen Bildgebern gelieferten 180zeiligen Bilder im Kurzschluß - Betrieb. Der mechanischen Bildschreiber werde man sich - meinte O. Schriever im Juni 1933 - nur noch „für Vergleichszwecke im Laboratorium sowie zur Eigenkontrolle der Sender stets gerne bedienen".

1933 - Erste Hoch-Vakuum Bildschreibröhre der FESE

Im selben Jahr 1933 führte die Fernseh AG. die erste Hoch-Vakuum- Bildschreibröhre mit magnetischer Fokussierung und statischer Ablenkung ein. „Damit wurde das bis dahin große Sorge verursachende Helligkeits- Steuerungsproblem und ebenso auch die Lebensdauerfrage der Kathode zufriedenstellend gelöst" [259].

Die Bildgröße lag 1933 zwischen 10 x 12 und 15 x 18cm, die Anodenspannung betrug etwa 2.000V, die maximale Steuerspannung am Wehneltzylinder 20 bis 30V. „Bei ausreichender Schärfe hatten die Bilder eine große Helligkeit; vor allem wurden auch Einzelheiten gut erkennbar wiedergegeben" [260].

1933 - R. Thun zeigt ruhendes 45-Zeilen Bild

Abweichend von der üblichen Helligkeitssteuerung zeigte R. Thun 1933 zum ersten Male ein ruhendes 45-Zeilen Bild nach dem bereits 1911 von B. Rosing angegebenen Geschwindigkeits-Modulations- oder Linien-Steuerungsverfahren, bei dem ein Fluoreszenzfleck konstanter Helligkeit das Bildfeld mit gesteuerter Geschwindigkeit überfuhr [261], [263]. Das Verfahren wurde jedoch in Deutschland praktisch nicht verwendet [262].

1933 - Ausklang der mechanischen Bildfeldzerleger

Neben den elektronischen Bildschreibern konnten sich 1933 nur noch die mechanischen Bildfeldzerleger mit reflektierenden Flächen behaupten, vor allem in Form der Hohlspiegelschraube [264] mit Natriumleuchte, die ein „recht helles" 90zeiliges Bild von 10 x 13,5cm lieferte, oder mit einer vom Heinrich Hertz-Institut entwickelten, ohne Hochfrequenz-Anregung arbeitenden Kapillarleuchte für 1.000V Betriebsspannung und 120mA Ruhestrom.

1933 - TEKADE Fernsehempfängers SS 15/90 für 864.- RM

Die von der Firma TEKADE herausgebrachten Spiegelschraubengeräte mit Flächenglimmlampe für ein 90zeiliges Bild von 13,5 x 15 bis 27 x 30cm „wurden bereits fabrikationsmäßig hergestellt und verkauft; der Werksausgangspreis des Fernsehempfängers SS 15/90 betrug z.B. 864,- RM" [265].

Als Lichtmodulator für Spiegelschrauben hatte die TEKADE 1933 an Stelle der Kerrzelle ein Zinkblende-Kristall-Lichtrelais mit feldproportionaler Kennlinie entwickelt, das sich jedoch trotz seiner Einfachheit nicht durchsetzte [266].

1933 - Neuartiger mechanischer Bildschreiber mit rotierendem Planspiegel

D.v. Mihäly zeigte 1933 einen neuartigen mechanischen Bildschreiber mit festem Spiegelkranz und rotierendem Planspiegel (Bild 47), bei dem als steuerbare Lichtquelle eine Punktlicht-Glimmlampe diente. Die Größe des projizierten 90-Zeilenbildes betrug 18 x 24 cm.

1934 - Nur noch TEKADE baut Auslaufmodelle

Im Jahre 1934 stellte nur noch die Firma TEKADE mechanische Bildschreiber her. Sie suchte die Schwierigkeiten, die bei Spiegelschrauben mit wachsender Zeilenzahl auftraten, durch den Bau der Doppel-Spiegelschraube und der Hohl- oder Kugelspiegelschraube zu umgehen.

Ein solches Gerät mit Glimmlampe für die Wiedergabe der drahtlos übertragenen 180-Zeilenbilder zeigte allerdings nur noch eine „sehr bescheidene Lichtausbeute", der freilich der „einfache Aufbau der Apparatur" gegenüberstand, da die Glimmlampe unmittelbar vom Ausgangskreis der Endstufe des UKW-Empfängers aus gesteuert wurde. Bei Verwendung einer Spiegelschraube in Verbindung mit einer 80W-Glühlampe und einer Kerrzelle als Lichtmodulator konnten dagegen „erstmalig schwarz-weiße Bilder gezeigt" werden, „deren Helligkeit außerordentlich groß war und der Helligkeit der Braunschen Röhre nicht nachstand. Durch die eng aneinanderschließenden Spiegellamellen und die fehlerfreie Justierung wird eine sehr gute Geometrie erreicht; das störende Zeilenraster verschwindet schon bei kleinen Zeilenzahlen" [267].

1934/1935 - Nur noch Braunsche Hochvakuum-Röhre als Bildschreiber

Das RPZ und die übrigen Firmen der Fernseh-Industrie benutzten von 1934 an nur noch die Braunsche Hochvakuum-Röhre als Bildschreiber, und zwar anfangs mit statischer Fokussierung und statischer Ablenkung. Die Bildgröße lag zwischen 15 x 17 und 24 x 30cm. „Bei einer ausreichenden Punktschärfe waren auch die Halbtöne im Bild gut ausgesteuert. Ohne die Bildgüte aller übrigen Röhrenbilder zu mindern, kann gesagt werden, daß die Bilder der Fernseh AG. einen vorzüglichen Eindruck machten und sehr befriedigten", hieß es in einem neutralen zeitgenössischen Bericht.

Wenn auch die Schärfe der mit der Braunschen Röhre geschriebenen Bilder 1935 allgemein befriedigte, so trat „mit der Steigerung der Helligkeit der Empfangsbilder immer deutlicher ein Mangel hervor, der gerade bei Vorführungen von längerer Dauer besonders lästig empfunden wird: Das Flimmern der Bilder in den hellen Teilen" [268].

Als Abhilfe gegen dieses Flimmern oder besser „Flackern" hatte bereits P. Nipkow in seiner am 6. Januar 1884 eingereichten Patentanmeldung [242] vorgeschlagen: „Den Mechanismus, durch den die Scheiben bewegt werden, richtet man so ein, daß bei jeder zweiten Umdrehung die Achse um 0,5 mm seitlich von der normalen Lage ruht; man erhält so schönere Bilder."

Wenn auch diese Zeilenverschiebung ursprünglich wohl nur zur Verlagerung der störenden Rasterlinien gedacht war, so bildete sie doch die Grundlage für zahlreiche spätere Vorschläge, die Bildgüte dadurch zu verbessern, daß man das Bild nicht in räumlich aufeinanderfolgenden, sondern in Gruppen nicht zusammenhängender Teile abtastete [269], [270].

1935 - Das Zeilensprungverfahren

Bereits 1927 hatte F. Schröter zur Vermeidung der Verstümmelung von Bildtelegrammen durch Schwunderscheinungen ein Zeilensprungverfahren vorgeschlagen, „dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Bildzeilen, die zeitlich unmittelbar nacheinander zerlegt bzw. zusammengesetzt werden, räumlich nicht unmittelbar nebeneinanderliegend [271]. 1930 dehnte er die Methode in Verbindung mit der Braunschen Röhre auch auf die Wiedergabe von Fernsehbildern aus [272], [273]. Praktische Versuche mit diesen verschiedenen Anordnungen zur Verminderung des Flimmerns von Fernsehbildern hatten allerdings so lange keinen Erfolg, wie man noch mit niedrigen Zeilen- und Bildwechselzahlen arbeitete [274].

1935 - Endlich große Helligkeit und Steigerung der Bildgüte

Erst 1935 brachte das Zeilensprungverfahren in Verbindung mit dem damals genormten 18O-Zeilenbild großer Helligkeit eine erhebliche Steigerung der Bildgüte: Jeder Raster wurde dabei zweimal nacheinander übertragen, wobei man den Fluoreszenzfleck das erste Mal über die ungeradzahligen, das zweite Mal über die geradzahligen Zeilen führte. Bei einer Rasterfrequenz von 25Hz schrieb man das Bild also 50mal in der Sekunde mit halber Zeilenzahl, ohne daß dabei eine unerwünschte Verbreiterung des zu übertragenden Bildpunkt-Frequenzbandes auftrat [275].

1935 - Von der elektrostatischen zur magnetischen Ablenkung

Trotz der Vorteile der elektrostatischen Ablenkung und Fokussierung ging man bei der Braunschen Bildschreibröhre 1935 wegen der durch die statischen Felder verursachten Inhomogenitäten in der Geschwindigkeitsverteilung der Elektronen wieder zur magnetischen Fokussierung über und behielt nur noch die den Aufbau der Röhre vereinfachende statische Ablenkung bei.

Die Anodenspannungen wurden bis auf 5kV erhöht. Die Bildgrößen lagen zwischen 19 x 22 und 25 x 30cm. Die Fernseh AG. zeigte 1935 bereits ein bemerkenswert klares und schönes 320zeiliges Kurzschlußbild ohne Zeilensprung, das sich „durch gute Bildschärfe und Helligkeit" auszeichnete [276].

1935 - Zeilensprungverfahren mit Spiegelschraube

Der TEKADE war es gelungen, den Spiegelschrauben-Bildschreiber mit Kerrzelle in Verbindung mit einem optischen Raster aus quer zur Schraubenachse liegenden Zylinderlinsen zu einem der Braunschen Röhre immer noch gleichwertigen Aufzeichnungsgerät zu entwickeln.

Selbst das Zeilensprungverfahren wandte die Firma 1935 auf die Spiegelschraube an, indem sie die Lamellen so anordnete, daß bei einer „Drehung der Schraube um 180° zunächst nur die ungeradzeiligen, bei einer weiteren halben Drehung dann die geradzeiligen Zeilen geschrieben wurden. Erst „mit dem Schritt vom 180- zum 441-Zeilenbild waren die mechanischen Rastergeräte endgültig ausgeschaltet, auf der ... Empfangsseite kamen allein noch elektronische Bildröhren in Frage" [277].

1936/37 - Nur noch magnetische Ablenkung und Fokussierung

Im Jahre 1936/37 gab man bei den Bildschreibröhren die elektronische (elektrostatische) Ablenkung gänzlich auf und benutzte im Zusammenhang mit der Entwicklung magnetischer Kippgeräte [278] nur noch die magnetische Ablenkung und die magnetische Fokussierung.

1938 - Die Fese entwickelt kurze Bildröhren

Durch Ausbildung entzerrender, jocherzeugter Felder gelang es der Fernseh AG. 1938, den Kippwinkel des Kathodenstrahls für die Bilddiagonale auf 68° zu erhöhen und dadurch die Abmessungen der Röhre um 50% zu verringern. Die Bildschreibröhren für unmittelbare Schirmbetrachtung lieferten bei 6kV Anodenspannung und rund 200uA Strahlstrom mit Zinksulfid- oder Zinksulfid- Cadmiumschirmen nach A. Schleede etwa 2 bis 4 HK/W.

1936 - Die Projektions-Röhre kommt

Parallel zur Entwicklung der Bildschreibröhre für direkte Bildbetrachtung lief seit 1936 die der Projektions-Röhre, die durch einfaches Heranrücken des Leuchtschirms an die sonst unveränderten Röhrenelemente entstand. Die ersten Heim-Projektionsgeräte mit Braunschen Röhren arbeiteten noch mit Anodenspannungen von 4kV und Strahlstromstärken von einigen uA.

1936 - Die C. Lorenz AG. baut 65 x 80cm Spezial-Bildröhren

Die 1936 von der C. Lorenz AG. in Zusammenarbeit mit W. Rogowski entwickelte Ganzmetall-Projektionsröhre mit kalter Kathode wurde bereits mit einer Anodenspannung von 15kV und einem Strahlstrom von 10mA betrieben. Sie lieferte „außerordentlich helle Fernsehbilder", mußte allerdings wegen der bei Metallröhren auftretenden Vakuumfehler ständig an einer Diffusionspumpe liegen. Da der Schirm besonders hoch beansprucht war, enthielt die Röhre vier auf einer von außen drehbaren Trommel angeordnete Schirme. Das Fluoreszenz-Bild wurde durch einen seitlichen Objektiv-Tubus auf 65 x 80cm projiziert. Die Röhre konnte sich trotzdem in der Praxis nicht einführen, weil es gelang, abgeschmolzene Hochvoltröhren zu schaffen, die bei Heimgeräten von 1936 an ebenso wie die Röhren für unmittelbare Bildbetrachtung grundsätzlich mit den Empfangsgeräten zusammengebaut wurden.

Der Vorteil der Projektionsröhren, ein von der Kolbengröße weitgehend unabhängiges Bildformat, mußte dabei durch einen Verzicht auf Bildhelligkeit erkauft werden. Für Fernseh-Theaterzwecke führte der Bau hochbelastbarer Bildwurfröhren zur Entwicklung besonderer Großprojektions-Bildschreiber.

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