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Sind die Kunden mit dem Mechau Projektor zufrieden?

Auf eine Meinungsumfrage bei Lichtspieltheatern, die seit Jahren mit ihren Mechau Projektoren tagaus, tagein Filme vorführen, erhält die AEG Kinofabrik eine sehr positive Resonanz. Besonders jedoch sticht der nachfolgende Brief hervor, den Emil Mechau persönlich von der Schauburg Münster in Westfalen erhält.

Münster i. W., den 13. Oktober 1931
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  • Sehr geehrter Herr Mechau!
    Im Anschluss an unser heutiges Telegramm erlauben wir uns, Ihnen nochmals unsere Anerkennung und Freude darüber auszudrücken, dass der erste von Ihnen nach langjähriger Konstruktion fertig gestellte und im Stillen erprobte Projektor, der bei uns erstmalig in der ganzen Welt öffentlich in Betrieb genommen wurde, auch heute nach 10 Jahren noch ebenso zur vollsten Zufriedenheit arbeitet, wie am 13. Oktober 1921. Wir haben in diesen 10 Jahren nichts anderes getan, als den Apparat gut sauber gehalten und gut gepflegt. Es ist kaum zu glauben, dass eine Maschine, die 10 Jahre lang Tag für Tag ununterbrochen 8 1/2 und mehr Stunden im Betrieb gewesen ist, ohne jegliche Reparatur noch einwandfrei arbeitet. Bei der Umstellung auf Tonfilm hat sich Ihr Projektor als ganz besonders geeignet herausgestellt in Bezug auf gleichmäßigen Lauf und vieler sonstiger Vorteile. Wir haben in Fachkreisen stets den Mechau-Projektor verteidigt und werden dieses auch weiterhin bei jeder Gelegenheit tun.
    Sie aber, sehr geehrter Herr Mechau, können stolz auf Ihre Erfindung sein. Sie haben damit ein Lebenswerk vollbracht, das unseres Erachtens nicht mehr aus der Filmbranche zu verdrängen ist.

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Das wenige Tage später in der Münsteraner Presse ausführlich beschriebene Jubiläum des zehnjährigen Bestehens der Schauburg Münster ist ebenfalls voll des Lobes für den Mechau Projektor, dem es einen großen Teil des Artikels widmet. Hier ein Auszug:
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  • Ein Ereignis von größter Bedeutung für die Filmindustrie, nicht nur Deutschlands, sondern der ganzen Welt, war die erste Aufstellung und praktische Inbetriebnahme der zu dieser Zeit noch unbekannten Mechau Maschine mit optischem Ausgleich.
  • In dem Bestreben, seinem Publikum beste Filme, auch in bester Wiedergabe zu bieten, fand Christian Winter [der Besitzer der Schauburg] als erster den Mut, diese Maschine für sein neues Theater zu kaufen. Der Wunschtraum aller Kinotechniker, eine Kinomaschine ohne Malteserkreuz und ohne Blende für stetigen Filmdurchlauf zu schaffen, den Emil Mechau nach jahrzehntelanger Arbeit als einziger Erfinder verwirklicht hat — hier konnte er am 13.10.1921 seine erste praktische Anwendung in einem Großtheater erleben. Die gute Bildwiedergabe bei der Eröffnungsvorstellung mit dem Henny-Porten-Film Rose Bernd löste sowohl beim Publikum als auch bei den anwesenden Prominenten des Films und der Technik größte Bewunderung aus. Mit Stolz kann sich heute Christian Winter dieses Ehrentages erinnern.
  • Sein Vertrauen auf die Erfindung Emil Mechaus ist nicht enttäuscht worden. Die erste Maschine mit optischem Ausgleich ist heute noch in seinem Theater in Betrieb und arbeitet den eigenen Angaben Christian Winters zufolge nach 10 Jahren noch ebenso zur vollsten Zufriedenheit wie am 13.10.1921. Nach Ausstattung mit dem Original Mechau Tongerät der Klangfilm GmbH erfüllt der Mechau Projektor auch alle Erwartungen auf klangreicher und naturgetreuer Tonwiedergabe.

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Es erfüllt Emil Mechau mit großer Genugtuung, so positive Kommentare über seine Kinomaschine zu erhalten. Besonders die Aufstellung seiner ersten Maschine in einem so prominenten Neubau, wie der Schauburg, war damals ein Höhepunkt in seiner frühen Karriere. Der Projektor mit optischem Ausgleich ist in der Tat sein Lebenswerk, das er mit unbeirrter Zielstrebigkeit zu einer für den Stand der Technik unbestrittenen Vervollkommnung entwickelt hat.

Mechaus geniale Lösung des optischen Ausgleichs und die unter seiner persönlichen Mitwirkung bei Leitz hergestellten mechanischen und optischen Bauteile von bis dahin nicht gekannter Präzision, haben einen Kinoprojektor entstehen lassen, der in manchen Theatern noch nach über zwanzig Jahren zuverlässig seinen Dienst tagein und tagaus tut. Selbst 1960 erfüllt der Mechau Projektor immer noch eine wichtige Aufgabe in der Fernsehtechnik, da er durch seine Projektion eines ununterbrochenen und intensitätskonstanten Bildes noch immer unübertroffen konkurrenzlos ist.
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Mechaus Eigenarten

Nach dem Umzug eines Teils seines Stammpersonals vom Leitz-Werk in Rastatt nach Berlin überwacht Emil Mechau die Fabrikation seines Projektors durch die AEG-Kinofabrik, um kurz danach neue Bildwerfer zu entwickeln.

Bestand bei der Kinofabrik bisher zwischen dem bisherigen Leiter des Konstruktionsbüros, dem Oberingenieur Max Flinker und seinem ansässigen Mitarbeiterhäufchen ein geradezu patriarchalisches Verhältnis, so weht nach dem Erscheinen des neuen Chefkonstrukteurs aus Rastatt bald ein anderer Wind.

Mechau, jahrelang erprobt und bewährt in harter, für Soll und Haben vollverantwortlicher Tätigkeit, fordert von seiner Belegschaft überdurchschnittliches Können und den bereitwilligen Einsatz der besten Kräfte jedes Einzelnen. Die bedenkenlose Zustimmung seiner Mitarbeiter zu einem seiner Vorschläge bringt ihn sofort in Harnisch, weil er dahinter eine aus Bequemlichkeit unterlassene kritische Einstellung vermutet.

Im Gegensatz zu der menschlichen Neigung, Widerspruch als unangenehm zu empfinden, will er begründete Gegenargumente hören. Einen jungen Nachwuchsmann, der ihm einmal unbewusst diesen Gefallen tut und aus Überzeugung hartnäckig widerspricht, lässt er schließlich kopfschüttelnd stehen - und versetzt ihn eine Stunde später kommentarlos auf einen verantwortungsvolleren Platz.

In Bestätigung seines widersprüchlichen Habitus löst eine ihm vorgetragene Meinung automatisch die Behauptung des Gegenteils aus. Diese Widerspruchslust ist aber nicht eine Marotte Mechaus, sondern ein bewusst herbeigeführter Zwang, die konstruktiven Möglichkeiten im Kreuzfeuer der gegenseitigen Kritik oder, wie er es nennt, ‚Boxerei’, gründlich zu läutern.

Seinem Oppositionsgeist Rechnung tragend, kommt es jedoch manchmal dazu, dass ihm vorsätzlich abwegige Lösungen vorgeschlagen werden, die er dann prompt in die ursprünglich beabsichtigte Ausführung abwandelt.
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Vom Ehrgeiz getrieben

Besonders turbulent geht es an den Tagen zu, wenn Mechau - wieder mal von einer Idee seiner Nachtruhe beraubt - am Morgen mit schon halb ausgezogenem Mantel ins Konstruktionsbüro hereinstürmt. Dann werden die beteiligten Kollegen von Mechaus Ideen-Galopp mitgerissen, über Stock und Stein geschleift.

Glauben sie, aus der Vielzahl seiner hervorsprudelnden Einfälle wirklich einmal eine Idee blitzartig erfasst zu haben, so ist Mechau schon längst drei Hürden weiter. Bei konzentriertem ‚Knobeln’ reißen seine impulsiven Gedankensprünge seinen Körper gleichsam zur äußeren Beteiligung mit, und seine markante Nase zeugt mit zunehmender Schwärze von ihrer Bedeutung als Angelpunkt beim Skizzieren.

Bei der Entwicklung seines Projektors in Rastatt hatte sich Mechau keine Kompromisse für unausgereifte Lösungen gestatten können, und so ist er auch später gestrebt, seine Arbeiten mit größtmöglicher Reife auszuführen. Da ihm bei seinen Konstruktionen — bekanntlich geht jede Entwicklung den Weg vom Komplizierten zum Einfachen — immer wieder neue, noch günstigere Ausführungen notwendig erscheinen, verstrickt er sich gelegentlich in einem zeitraubenden Netz von Änderungen.

Wenn er von einer vorteilhafteren Lösungsart überzeugt ist, macht es ihm gar nichts aus, beispielsweise die Arbeit mehrerer Wochen mit einem Handstrich vom Reißbrett zu fegen. Er würde es sich nie verzeihen, wenn ihm ein Dritter nachweisen würde, er sei auf halbem Weg stehen geblieben.

Nach 500 Projektoren kommt das "AUS"

Emil Mechau findet in der Treptower Kinofabrik der AEG eine neue Wirkungsstätte, wo er sich nicht nur mit der Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Projektionsmaschinen befasst, sondern sich auch auf dem Gebiet von Tonabnehmer-Optiken hervorragend beteiligt.

Trotzdem ist er jedoch von Anbeginn mit den neuen Verhältnissen unzufrieden, da er keine seinem Erfinderdrang gemäße, zukunftsträchtige Arbeit erhalten kann. Die ständigen Spannungen mit inkompetenten Vorgesetzten und Quertreibern machen ihm das Leben schwer.

Sein Mechau Projektor ist zwar immer noch unübertroffen in seiner Bildwiedergabequalität und Betriebszuverlässigkeit, aber die Kinoleitung hat längst ihr Augenmerk auf andere Konzepte und billigere Fertigungsmethoden gerichtet. Immerhin sind die Zeit und damit die technische Entwicklung nicht stehen geblieben, schließlich ist der Mechau Projektor 25 Jahre alt und die Fertigung der komplizierten und technisch aufwendigen Bauteile sehr lohnintensiv und teuer geworden.

Die Kinobesitzer und Operateure sind zwar des Lobes voll, wie zufrieden sie noch nach jahrelangem täglichen Einsatz mit dem Mechau Projektor sind, aber davon kann die AEG Kinofabrik nicht bestehen, es müssen neue Produkte gefertigt und verkauft werden, "damit der Schornstein immer raucht" und auch die Aktionäre bei guter Stimmung bleiben. 1932 stellt die AEG die Fabrikation des Mechau Projektors ein, nachdem dort insgesamt 500 Stück gefertigt worden sind.

Anmerkung :

Bei allem Lob über die geniale Konstruktion, der Mechau Projektor ist zu lichtschwach für größere Filmpaläste. In den vielen Linsen geht zu viel Licht verloren. In Berlin und anderen Großstädten gibt es inzwischen Lichtspielhäuser mit 2000 Sitzplätzen und über 80m Projektionsentfernung. Dafür hat Ernemann seine Ernemann 5, 6 und 7 und später dann die berühmte 7b entwickelt. Die 7b kann bei diesen Riesen-Entfernungen mit einer 2000 Watt Lichtbogenlampe deutlich hellere Bilder projizieren als der Mechau-Projektor.

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Wieder ein zweiter Schicksalsschlag

Für Mechau sind das schwere Belastungen. Das Schicksal lässt ihn nicht nur den uns bekannten beruflichen Höhenweg gehen, sondern fügt ihm nun auch noch herbes, persönliches Leid zu. Nachdem sie erst im Oktober ihr 25-jähriges Ehejubiläum begingen, erliegt am 25. Dezember 1932 seine Lebensgefährtin ihrem 14 Jahre lang erduldeten unheilbaren Leiden im St. Gertruden Krankenhaus in Berlin Süd-Ende. Mechau lässt seine Frau im Wetzlarer Waldfriedhof neben ihrer Tochter Liselotte begraben. Damit ist ihm nun nichts mehr von seiner Familie geblieben.

Diese Schicksalsschläge lassen ihn verbittern. Und er wird noch verschlossener als er ohnehin schon ist. Es ist eine schwere Belastung, was ihn nun um so mehr veranlasst, sich in seine Arbeit zu stürzen, die von nun an sein Leben voll und ganz ausfüllt. Viele Enttäuschungen mit menschlichen Schwächen, gerade die letzten Jahre haben Mechaus Sinne derartig geschärft, dass er hinter jeder Gefälligkeitsgeste eine Anbiederungsabsicht vermutet, gegen die er sich oft spontan sperrt.

So verhärtet Mechau auch manchmal nach außen hin erscheint, so empfindsam ist jedoch sein Gemüt. Zu seinem Geburtstag im April auf dem Weg ins Geschäft gepflückte Wiesenblumen, heimlich auf seinen Schreibtisch gestellt, lassen seine Augen vor Rührung feucht werden. Ein gekaufter Blumenstrauß dagegen, hätte seine heftige Opposition herausgefordert.
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1933 - Klangfilm will einen Triumphator-M bauen

Als Ablösung des Mechau Projektors erhält die Treptower Kinofabrik der AEG von der Klangfilm den Auftrag, den neuen kombinierten Bild- und Tonprojektor Triumphator-M zu entwickeln. In einer Besprechungsnotiz vom 21.7.1933 heißt es,
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  • Da der ursprünglich gedachte Zweck, den “Triumphator-M“ als Ersatz-Projektor für früher gelieferte alte Triumphator-Maschinen zu verwenden, wegen des hohen Preises heute nicht mehr in Frage kommt, ist es jetzt erforderlich, die Maschine als eine allen Ansprüchen genügende Neuschöpfung der AEG herauszubringen, die den jetzigen, durch die wirtschaftliche Lage reduzierten Ansprüche weit vorauseilt. Eine Einführung der Maschine ist zurzeit nur denkbar, wenn sich die Neuheiten in ihrer Form und Konstruktion zur Rechtfertigung des erhöhten Preises auswirken.

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Als wesentliche Neuerungen sind ein neuer Antrieb durch einen Synchronmotor, die Beseitigung des vorhandenen 2-Motoren Antriebes und Anwendung eines Schaltgetriebes, was das Vorführtempo von 24 Bildern bis zu 42 Bildern ermöglicht und die Entwicklung eines neuen Untergestells vorgesehen, um so in Form und Verwendbarkeit etwas grundsätzlich Neues zu schaffen.  
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Doch Mechau ist sauer und kündigt 1933 bei der AEG

Die Beschlüsse werden von dem zuständigen Direktor, einem Oberingenieur und einem gewissen Herrn Dressler getroffen. Emil Mechau, der nicht hinzugezogen wird, aber für einen maßgeblichen Teil der Entwicklung dieses Projektors verantwortlich zeichnet (das M hinter Triumphator bezieht sich auf Mechau), erfährt davon lediglich durch eine allgemeine an das Konstruktionsbüro verteilte Kopie dieser Entscheidungen.

Diese unglaubliche Brüskierung veranlasst ihn, am 26.7.1933 bei der Oberleitung der AEG spontan seine Kündigung einzureichen mit den Worten:
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  • Die Verhältnisse in der Kinoabteilung nehmen seit einiger Zeit eine Entwicklung, der ich nicht mehr länger zusehen kann. Ich kündige deshalb hiermit meine Stellung zum nächsten gesetzlichen Termin.

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Er hatte es aufgeschrieben - das mit der Frustration

Emil Mechaus persönliche Notizen vom 27.7.33 lassen eindeutig seine Frustrierung erkennen. Sein Antagonist scheint Herr Dressler zu sein, der auch der Verfasser der Besprechungsnotiz vom 21.7.33 ist.

Auszüge aus Mechaus handgeschriebenen Notizen als Gedanken für seine Gegendarstellung:
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  • Die Klärung grundsätzlicher Fragen dauert mir zu lange. Es hat den Anschein, als ob überhaupt niemand zurzeit ein Interesse daran hat. Seit 10 Wochen warte ich auf die von Herrn Otto zugesagte grundlegende Besprechung in der, wie ich hoffte, eine Notgemeinschaft zustande zu bekommen. Anstatt dessen wird die Kino-Abteilung nach wie vor als Anhängsel behandelt und Herrn Dr[essler] die alleinige Initiative überlassen.

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Direktion:    Otto überlastet, Schmidt unerfahren in Branche.
                Also Dressler. Wie, was will er?
Vertrieb:    K.V. Klangfilm   Arch Büros.
        Marktforschung oder Handgelenkpolitik
Kalkulation:    Die heutigen Unkostensätze untragbar. Otto will, ausgehend vom erzielbaren Verkaufspreis den von Fall zu Fall anwendbaren Unkosten-Satz ermitteln und dann entscheiden, ob der Aufwand an techn. und geldlichen Mitteln sich lohnt, den errechneten Unkostenbetrag abzudecken. Gut, aber bei Kleinkino nicht danach verfahren, sondern 320% festgesetzt. Tot.

Große Theatermaschine nach Dressler so teuer, da schwer verkäuflich. Also Gestell usw. durch Neuigkeiten reizvoller gestalten. Preis aber dann so hoch, dass unverkäuflich. Nach Dressler belanglos, weil doch nur Idioten diese Maschine kaufen.

Kleine Theatermaschine wegen 320% preislich unmöglich. Große und kl. Theatermaschine nicht amtlich als Zeichnung für Dr. anzusehen. [?]

Wozu noch Kinofabrik? Aufgabenkreis zu klein. (Vergl. Mechaus Lehr v. 19.2.33 an Dr. L. v. 28.7.33 an Lehr v 3.9.34

Persönliche Gründe.
Kampf aller gegen Alle. Jeder versucht sich in den Vordergrund zu stellen und in anderen den Schuldigen. Dressler ist der Meinung, er und ein ihm unterstellter Konstrukteur genügen und konnte nicht verstehen, warum Mech., der nie eine  Maschine baute, auf diese geschaltet wurde.  Kreuzmaschine kein Problem mehr. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre techn. richtig, aber preislich wohl bis bei 320%.
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Was wird Dressler bei Otto alles erzählt haben?
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Erfolg Akten Notiz 21.7.33. Nicht eine Idee in dieser Akt. Notiz stammt von Dressler. Im Rücken egoistische Nutzanwendung. Stellungskampf. Außenwelt d[urch] Brille Dressler. Europa M Projekt von Dressler geschnitten.
Dressler nach Bedarf verbindlich oder unverbindlich - nach eigenen Angaben neuer Konstruktion weiß er morgen nicht mehr, was er heute gesagt hat.
Fl [Obering. Max Flinker] beschwert sich über schlechte Behandlung. Konstruktion möchte selbständiger arbeiten. Fl ist ihr Mann. Mechau unbequem. Im Kampf mit den Problemen fallen mehr Späne als im ruhigen Fahrwasser am Schreibtisch. Bis 26.7.33 Fl als Vorgesetzter ostentativ bevorzugt.


Seit Kündigung Umschwung!?
Kaufm. Beamte    2100.--
Techn. Beamte        3800.--
Hilfsarbeiter          600.--   6500.--        
Juni 1933
Prod. Löhne        5000.--   5000.--
Zinsen abschreiben usw., Kapital 10 000.-- zu 6%,
1/10 vom Ganzen      5000.--
Löhne             5000.--
Unkosten 6500+5000  11500.-- =23

Mechau schreibt an Direktor Otto

Schließlich schreibt Mechau am 28.7.1933 an Direktor Otto,
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  1. Der Beschluss zum Bau einer kompletten Tonfilmmaschine ist laut Aktennotiz vom 21.7.1933 am 20.7.1933 ohne meine Anwesenheit gefasst worden. Abgesehen davon, dass ich bei Anwesenheit Gelegenheit gehabt hätte, den Irrtum von Kino/V im Punkt 2 sofort richtig zu stellen, wäre auch der Eindruck vermieden worden, als wollte sich Herr Dressler den anderen beteiligten Herren gegenüber mit fremden Federn schmücken, denn alle Vorschläge stammen restlos aus den schon vor zwei Jahren zurückliegenden Überlegungen von Kaf/Kst.- [Kino-Konstruktionsbüro Mechau].
  2. Ich sehe in der Übergehung meiner Person die letzte Brüskierung seitens des Herrn Dressler, die Sie leider nicht rechtzeitig verhindert haben. Unter Berücksichtigung meiner grundsätzlichen und sonstigen Bedenken bezüglich des Fortbestandes der Kinofabrik auf der heutigen Grundlage, hat dieser Vorgang genügt, um mir den letzten Mut zur Weiterarbeit zu nehmen.
  3. Ich bitte davon Kenntnis zu nehmen, dass ich als Folge hiervon am 26.7.33 meine Kündigung der Fabriken Oberleitung, von der ich eingestellt wurde, eingereicht habe.

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Einige Tage später findet dann eine Besprechung statt, an der Direktor Otto und die Herren Simon, Dressler und Mechau teilnehmen. Emil Mechau notiert mit dickem Rotstift auf seiner Kopie des obigen Briefes an Direktor Otto: Resultat = 0
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Brief an Dr. Ernst Leitz II in Wetzlar

Offenbar ist dann aber kurze Zeit später doch noch etwas Positives dabei herausgekommen, denn in einem Brief an seinen früheren Chef und Freund, Dr. Ernst Leitz II in Wetzlar berichtet er,
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  • Aus der letzten Verhandlung mit maßgebenden Herren der AEG ergab sich, dass man ernsthaft bestrebt ist, die Kinofabrik wieder aufzubauen. In dieser Absicht hat man meine Vorschläge fast restlos angenommen und darüber hinaus das Entwicklungsprogramm der Kinofabrik noch erweitert. Da begründete Aussicht besteht, Ihnen weiterhin Aufträge zuzuweisen, hielt ich es für meine Pflicht, meine Kündigung zurückzuziehen. Ich habe aber keinen Zweifel darüber gelassen, dass die besprochenen Maßnahmen auch wirklich durchgeführt werden müssen, wenn meine zukünftige Mitarbeit von Dauer sein soll.

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Die sich immer mehr ausbreitende und verschlimmernde Weltwirtschaftskrise ändert jedoch alles. In einem bisher nicht gekannten Ausmaß werden die Firmen gezwungen, ihre Arbeiter und Angestellten zu entlassen. Die AEG-Kinofabrik ist keine Ausnahme. Ein zu dieser Zeit außerdem von Mechau entwickelter Schmalfilm-Projektor mit optischem Kippspiegelausgleich wird damit auch ein Opfer und alle Pläne für eine Fertigung werden auf Eis gelegt. Allein die Belegschaft seines Konstruktionsbüros wird dadurch von 30 auf vier Konstrukteure reduziert.

Bildzerleger mit Lochscheibe 180 Zeilen

Mechaus AEG Fernseh-Bildzerleger mit Lochscheibe für 180 Zeilen

Obwohl diese Entscheidung für ihn fast wie eine Katastrophe erscheint, entsteht daraus jedoch gleich danach eine neue Gelegenheit, sein Talent auf einem anderen Gebiet einzusetzen.

Emil Mechau wird um Rat und Mitwirkung bei einem neuen Entwicklungsprojekt gebeten und löst in kurzer Zeit das schwierige Problem der Justierung der Nipkowschen Lochscheiben. Unter seiner maßgebenden Mitwirkung wird dadurch in unglaublich kurzer Zeit der neue AEG Fernseh Bildzerleger mit Lochscheibe für 180 Zeilen gerade noch zur Berliner Funkausstellung im August 1934  fertig gestellt.

Telefunken braucht den Linsenkranz-Fernsehabtaster

Mechau (Pfeil) - Ein Ausflug aufs Land mit Kollegen gibt wieder Kraft für neue Projekte.

Der Linsenkranz Fernsehabtaster sollte Mechaus nächstes Projekt  werden. Wie es dazu kam, folgt hier:

Sein selbstloser Einsatz und die Art und Weise in der Mechau dieses Problem zu einem befriedigendem Abschluss bringt, veranlasst Professor Schröter, für Mechau ein Sonderlabor einzurichten mit der Aufgabe, den lichttechnischen Wirkungsgrad der Lochscheiben weiter zu verbessern. Obwohl Mechau immer noch bei der AEG angestellt ist, arbeitet er nun schon intensiv an diesem neuen Projekt, diesmal jedoch für die AEG Tochtergesellschaft Telefunken, die federführend neue Fernseh-Entwicklungen betreibt.

Dieser Tatbestand geht aus der Korrespondenz vom 22. Oktober 1934 hervor, in der Mechau dringend um eine Unterredung bittet, die Professor Dr. Rukop, der Leiter der Fernsehabteilung von Telefunken wohl mit der Bemerkung verschoben hatte, die Sache hätte doch noch Zeit.  
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  • Ich fühle mich verpflichtet Sie darauf aufmerksam zu machen,

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drängt Mechau in seinem ultimativen Antwortbrief,
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  • daß dies nicht der Fall ist und zwar
  •          a) aus einem sachlichen und
  •          b) aus einem persönlichen Grund.

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Er fährt fort,
 

  • a) Meine Vorarbeiten für den Linsenkranz Fernsehabtaster sind soweit fortgeschritten, dass ein Konstrukteur und ein Zeichner sofort beginnen können und auch müssen, wenn die Arbeiten bis zur nächsten Funkausstellung [1935] fertig gestellt sein sollen. Es sollte nicht wieder so vorkommen, dass zu Anfang des Funkjahres viel Zeit versäumt wird und dann gegen Ende nicht alles so durchgeführt werden kann, wie es notwendig wäre.
  • b) Meine Arbeiten werden hinfällig, wenn meine Anstellungsfrage [bei Telefunken] nicht positiv geregelt werden kann, denn so sehr mich auch Fernsehprobleme interessieren, so bin ich doch nicht imstande, weiterhin in einem gänzlich ungenügenden Rahmen ersprießliche Arbeit zu leisten.

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1935 - Mechau wechselt zur Fernsehabteilung von Telefunken

Emil Mechau verlässt daraufhin die AEG Kinofabrik und wird am 1. Januar 1935 von der Fernsehabteilung der Telefunken Gesellschaft für Drahtlose Telegraphie mbH übernommen. Von Professor Schröter wird er damit betraut, die Laboratorien in allen Fragen zu beraten, insbesondere aber die mechanischen Abtastgeräte für hohe Zeilenzahlen unter Einsatz der besten Mittel weiter zu entwickeln. Mechau geht sofort an die Arbeit und setzt seine Idee in die Wirklichkeit um: der Linsenkranz-Fernsehabtaster wird in beispielgebender Art und Folgerichtigkeit in die Tat umgesetzt. Diese komplexe Maschine baut Emil Mechau in der unglaublich kurzen Zeit eines knappen Jahres und das mit nur wenigen Mitarbeitern. Das erste betriebsfertige Muster wird bereits zur Funkausstellung in Berlin 1935 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Immer noch mit der Nipkow Scheibe

Die Entstehung des Linsenkranz-Fernsehabtasters fällt in einen Entwicklungsabschnitt, der durch sprunghafte Steigerung der Zeilenzahl des Fernsehbildes gekennzeichnet ist.

In allen Industrieländern wetteifern seit vielen Jahren Wissenschaftler, Ingenieure und Tüftler, die von Paul Nipkow im Jahre 1883 kreierte geniale Idee einer Bildzerlegung mittels einer rotierenden Scheibe zu verbessern, um dadurch das Fernsehen zu einer Qualität zu bringen, die eine industrielle Herstellung und weite öffentliche Verbreitung ermöglichen soll.

Nipkows "Erfindung" bestand darin, Bilder für ihre elektrische Fernübertragung mit einer kleine spiralförmig angeordnete Öffnungen tragenden Scheibe in einzelne aufeinander folgende Bildpunkte zu zerlegen. Bei Drehung dieser Scheibe bewegt sich jedes Loch, ähnlich dem wandernden Blick des lesenden menschlichen Auges, über eine gedachte Bildzeile.

Die erste Bohrung führt ein Lichtbüschel einer starken Lichtquelle über die erste Bildzeile. Das nächste Loch sitzt etwas tiefer und führt ein anderes Lichtbüschel über die zweite Zeile und so weiter. Da zu jeder Zeile ein Loch zugeordnet ist, werden auf diese Weise nacheinander alle Stellen des Bildes mit Lichtstrahlen abgelesen und dabei auf ihre Schwärzungskontraste untersucht.

Die Umwandlung dieser abgetasteten Helligkeitsschwankungen in elektrische Spannungsschwankungen übernimmt das elektrische Auge, die Fotozelle. Sie besitzt die Eigenschaft, bei starkem Lichtauffall viel und bei schwachem Lichtauffall entsprechend weniger Strom abgeben zu können. Obwohl dieses Prinzip der Bildzerlegung in elektrische Impulse damals Nipkow patentiert wurde, konnte es doch erst nach langer Zeit seine erste Nutzanwendung finden und erst Jahrzehnte später unter dem Begriff der Nipkow-Scheibe allgemein bekannt werden.

Nipkow war nicht nur mit seiner grundlegenden Idee einer Bildzerlegung für Fernsehzwecke seiner Zeit weit voraus,

  • (Anmerkung : Das stimmt so nicht mehr. Es waren viele andere mit ähnlichen Ideen 6 bis 10 Jahre vor Nipkow bei den Patentämtern)


sondern er ging mit seinem Patent Nr. 30105 noch einen Schritt weiter:

  • Bringt man vor jeder Öffnung der Scheibe eine Linse an, welche die aus S kommenden Strahlen auf die betreffende Öffnung konzentriert, so erhält man hellere Bilder.


Es dauert ein halbes Jahrhundert, bis Emil Mechau endlich mit seinem Linsenkranz- Abtaster diesen Vorschlag verwirklicht.

Wichtige Voraussetzungen werden hierfür jedoch erst geschaffen, als die Entwicklung der Verstärkertechnik nach dem 1. Weltkrieg einsetzt. Trotz des großen Aufschwungs der drahtlosen Übertragungsmittel sind für die anspruchsvollen Fernseh-Fotozellen die Bilder immer noch nicht hell genug.
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Eigentlich war das mechanische Fernsehen bereits am Ende

Viele Versuche über die Jahre, die winzigen Löcher der Nipkow-Scheibe durch Licht sammelnde Mittel zu ersetzen, bleiben jedoch ohne den erwünschten Erfolg.

Es sind da zwei herausragende Probleme, deren Lösung bisher nicht gelang. Die erste Schwierigkeit, Linsen auf die Nipkow-Scheibe anzubringen, liegt auf mechanischem Gebiet. Bei dem notwendig schnellen Umlauf der Scheibe wachsen die auf die Linsen wirkenden Fliehkräfte so enorm, dass durch den dabei auftretenden seitlichen Schub eine sichere und vor allen Dingen unveränderliche Befestigung nicht mehr möglich ist. Die zweite Schwierigkeit liegt auf optischem Gebiet. Die Abbildungsfehler sind bei einfachen Linsen zu groß, wodurch eine für diese Zeit (1934) hohe Zeilenzahl erforderliche Bildpunktgüte nicht erreicht werden kann.

Gerade dieser Umstand, dass wohl nach dem derzeitigen Stand der Technik und auch allgemeiner Überzeugung eine greifbare Lösung kaum gefunden werden kann, ist für Emil Mechau wieder einmal die Herausforderung, trotzdem einen Ausweg zu finden. Die Forderung nach zunehmender Zeilenzahl erfordert naturgemäß mehr Licht für die Fotozellen. So unvermeidbar die Erhöhung der Zeilenzahl für die Erzielung schärferer Wiedergabe ist, so unlösbar erscheint dabei das Lichtstärkeproblem der allein betriebsreifen optisch-mechanischen Bildfeldzerleger, bei denen der vom einzelnen Bildelement gelieferte Lichtstrom mit wachsender Feinheit der Auflösung beschleunigt werden muss.

Im Bemühen um das Wettmachen dieses Verlustes durch Heranziehung von Lichtquellen höchster Leuchtdichte ist man bei der Bogenlampe praktisch an die Grenze des Machbaren gelangt. Der einzige noch denkbare Ausweg besteht darin, die auf das Bildelement fallende Lichtmenge durch eine besonders vollkommene Optik auf Höchstwerte zu bringen.
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Man brauchte neue Ideen

Mechaus Erfahrungen im Umgang mit Mikroskopen bei den Firmen Zeiss und Leitz bringt ihm die Eingebung, besonders lichtstarke und präzis korrigierte Mikroskopobjektive mit sehr kurzer Brennweite einzusetzen, die mit hinreichender Genauigkeit des Abtastpunktes erheblich mehr Licht auf die Fotozellen werfen würden.

Er entschließt sich, diese Mikro Objektive in die Innenwand einer großen Stahltrommel einzusetzen, was auch eine sichere Befestigung ermöglicht. Die gefährlichen Fliehkräfte würden dann nur noch in der ungefährlichen Richtung der optischen Achse auftreten. Diese Idee der konstruktiven Ausführung ist dann auch seine Lösung des gestellten Problems für die richtunggebende Entwicklung seines Linsenkranz- Fernsehabtasters.

Form und Größe des Bildelements werden nicht, wie es bei Nipkow noch der Fall war, durch eine Vielzahl rotierender und naturgemäß unter sich schwankender Blenden von Zeile zu Zeile verschieden definiert, sondern für das gesamte Zerlegerfeld durch einen einzigen, feststehenden, genau einstellbaren und jederzeit in Betrieb nachstellbaren Spalt bestimmt.

Die Auflösung bleibt daher über die ganze Bildfläche konstant. Damit ist bei einem durch die Vervollkommnung der Optik stark erhöhten lichttechnischen Wirkungsgrad zum ersten Mal eine völlig saubere und gleichmäßige Übertragung sämtlicher Zeilen gewährleistet. Weiter bestehen folgende, von Nipkow nicht angegebene, von Mechau aber planmäßig vorgesehene und verwertete Vorzüge:

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  • 1. Die Lichtpunktbahnen sind keine Kreisbögen, sondern gerade Linien (die Kreisbahn des Blendbildes in der Rotationsebene der Objektivtrommel wird durch eine Zylinderlinse in eine Gerade verwandelt).
  • 2. Das rechteckige Urbild wird nicht, wie bei Nipkow, in der normalen Wiedergabe sektorförmig verzerrt, sondern bleibt ein Rechteck.
  • 3. Die Fortschritte unter 1. und 2. ermöglichen die verzerrungsfreie Zusammenarbeit von Linsenkranz Abtaster und Braunscher Empfängerröhre.
  • 4. Die beim Umlaufen des Linsenkranzes eintretende Fliehkraftdehnung führt nicht, wie bei der Nipkow-Scheibe zu störenden Abweichungen der Zeilen von ihrer richtigen Lage, sondern lediglich zu harmlosen Änderungen des optischen Weges, die überhaupt nicht sichtbar werden. In der Ruhelage müssen die einzelnen Mikroskopobjektive natürlich ebenso justiert werden, wie auf der Lochscheibe die Blendenöffnungen.
  • 5. Der Lichtstromgewinn erhöht sich bei der Filmsendung noch dadurch, dass das den Bildträger durchsetzende Licht mittels Totalreflexion in einem Glaskeil fast quantitativ zur Fotozelle geführt wird. Mit dem gleichen Grad sind unter Anwendung verschiedener Zusatzoptiken nach Belieben Filmabtastung, Diapositivabtastung oder Personen- bzw. Bühnenabtastung möglich.

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Das ist Mechaus Idee - Der Linsenkranz

Die praktische Realisierung ist jedoch beschwerlich, denn die Ausführung bedeutet sehr viel unerprobtes Neuland für ihn, seine Konstrukteure und die Männer in der Werkstatt.
Dieses ganz neue Konzept ist wohl kaum noch mit der bisherigen Lochscheibe aus Blech vergleichbar. Wegen der großen Anzahl von speziell hierfür anzufertigenden Mikroskopobjektiven und der Stahltrommel als ihr Träger sind natürlich auch die Kosten des geplanten Linsenkranz-Fernsehabtasters ganz erheblich höher. Um diesen unvermeidbar höheren Preis zu rechtfertigen, wird die neue Fernsehsende-Maschine so ausgerüstet, dass an ihrem Umfang, gleichmäßig verteilt, vier Abtasteinrichtungen angebaut werden. Damit genügt also eine einzige Linsentrommel zum wahlweise möglichen Betrieb von Personen-, Diapositiv- und zwei Tonfilmabtastungen, wofür sonst vier Lochscheiben nötig wären.

Der Linsenkranz-Fernsehabtaster

Der ausschlaggebende Hauptvorteil des Linsenkranz-Fernsehabtasters gegenüber der bisher üblichen Lochscheibe stellt seine größere Lichtabgabe für die Fotozellen dar. Ein weiterer wesentlicher Vorteil soll jedoch gleichzeitig seine dabei wesentlich geringere Lichtaufnahme sein.

So paradox sich das auch anhören mag, verstößt es nicht etwa gegen das Gesetz der Erhaltung der Energie, sondern liegt nur begründet in dem denkbar ungünstigen Wirkungsgrad der Lochscheiben-Apparatur. Während bei der Lochscheiben-Ausführung aus dem Lichtbündel einer mit über 100 Amp. gespeisten Bogenlampe jeweils nur der Querschnittsanteil eines einzigen Bildpunktes (1/40000) durch Herausblenden gewonnen werden kann, liefert der Mechau’sche Linsenkranz auf Grund seiner sinnreichen Anordnung den gleichen Lichtstrom bei einem Bogenlampenstrom von nur 6 Amp.

Aus dem von solch niedriger Belastung erzeugten Lichtstrom greifen sich die umlaufenden, viel größeren Objektivdurchmesser ein Mehrfaches der Lichtmenge eines einzelnen Abtastpunktes heraus. Die beste Ausnutzung aller Lichtchancen bedingt aber eine möglichst unveränderliche, auf einen Höchstwert einstellbare Eingangslichtquelle.

Die zurzeit gebräuchlichen Bogenlampen, die immer noch um ein Beträchtliches heller sind als Glühlampen, haben jedoch den Nachteil, dass bei üblicher stumpfwinkliger Stellung die Kohlen einseitig abbrennen und dann zum Zischen oder ‚Spuken’ neigen. Um diesen besonders beim Fernsehen so empfindlich störenden unruhigen Abbrand zu verhindern, muss die den eigentlichen Leuchtkrater tragende Plus-Kohle langsam um ihre eigene Achse gedreht werden, damit rings herum die ganze Spitze gleichmäßig abbrennen kann.

Aus diesem Grund und wegen des äußerst beengten Raumes zur Unterbringung von nun drei anstatt bisher zwei auswechselbaren Lichtquellen mit verschiedenen vollautomatischen Vorschüben für Normal- und Hochintensitäts-Kohlen muss Mechau hierzu völlig neue Bogenlampen entwickeln.

Ansicht der drei Bogenlampen

Das neue Filmtriebwerk - überall auf Neuland gestoßen

Nicht genug damit, da für die Übertragung von Tonfilmstreifen im Gegensatz zur Lochscheiben-Apparatur ebenfalls keines der zahlreichen handelsüblichen Film-vorführungs-Triebwerke verwendet werden kann, muss er auch hier die Spezialausführung eines neuen kompletten Filmprojektors mit eingebautem Tongerät entwickeln. Diese Notwendigkeit wird erst fast in letzter Minute klar, wodurch der sonst übliche Bau eines Prototyps aus Zeitmangel nicht mehr möglich ist. Es müssen auch ein Spezialgetriebe und möglichst geräuschlos schnell rotierende Abdeckblenden mit großem Durchmesser für Bild- und Zeilenfolge entwickelt werden.
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Da ist jedoch noch mehr Neuland. Die vielseitigen optischen Einrichtungen für die eigentliche Bildabtastung stellen nun die größte Herausforderung an den Erfinder, seine Konstrukteure und Werkstattleute dar. Auch hierbei muss zum Teil nach völlig neuen, unerprobten Maßstäben verfahren werden. Mechau hat sich zum Ziel gesetzt, unter allen Umständen jeden irgendwie möglichen Lichtverlust an Linsen und Prismen zu vermeiden. So wird in Verbindung mit den lichtstärksten Leitz Mikro-Objektiven (Öffnung 1:0,85) ein Maximum von Lichtleistung durch die optischen Bauteile auf die Fotozellen gebracht. Ferner werden nach den gleichen Prinzipien die Lichtmenge der Steuerimpulse für Zeilen- und Bildfolge geschaffen, mit denen der Fernsehempfänger drahtlos zum Gleichlauf mit dem Sender angeregt wird.
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Es ist Emil Mechau zu verdanken, dass er mit überzeugendem Optimismus an das Projekt herangeht. Jetzt, wie nie zuvor, kommt ihm seine bisherige umfassende praktische und theoretische Erfahrung seiner langen beruflichen Karriere zugute. Seine Qualität, nicht nur Neues zu erfinden, sondern auch seine Ideen an seine Konstrukteure und Werkstattleute glaubhaft zu übertragen, sie unermüdlich durch sein Beispiel zu führen, ist ein wichtiger Teil seines Erfolges.

Kein anderes Element des komplexen Linsenkranz-Fernsehabtasters wirft jedoch so viele Fragen des Machbarem auf, wie der eigentliche Linsenkranz selbst. Dieses Kernelement seiner Idee der Bildabtastung erfordert dieses integrierte Zusammenarbeiten, um zum arbeitsfähigen Ganzen zu führen.

Hiermit soll sich beweisen, ob seine Erfindung Früchte tragen und einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des Fernsehens darstellen wird. Diese mit Linsen bestückte Trommel bereitet ihm manche schlaflose Nacht. Ihn beherrscht jetzt, wie schon früher, bei der Erfindung des optischen Ausgleichs, nichts anderes als seine Idee der Vervollkommnung der Bildabtastung. Es ist nicht ungewöhnlich für ihn, dass er mitten in der Entwicklung eines Gerätes schon neue Ideen für sein nächstes Projekt hat.

Bereits ehe der Bau seines Fernseh Bildzerlegers mit Lochscheibe für180 Zeilen bei der AEG fertig gestellt ist, reift schon diese, seine neue Idee mit dem Linsenzylinder. Jetzt endlich muss es sich zeigen, ob seine Theorie,
die bisherige Lochscheibe durch seinen Linsenkranz zu ersetzen, in die Tat umgesetzt werden kann.
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Absolute Präzision und Festigkeit

Als er sein Konzept fertig gestellt hat und nun die Genehmigung zum Bau beantragt, gibt es unter den Verantwortlichen für die Bereitstellung der Mittel einige Zweifler, die nicht leicht zu überzeugen sind, in dieses Projekt einzusteigen, bei dem so viele ungewisse und unerprobte technische ‚Spezialitäten’ zu lösen sind.

Dieser Linsenkranz, wie nun Emil Mechau das zylindrische Kernstück seiner neuen Erfindung bezeichnet, ist auch das Sorgenkind des Ganzen. Seine Berechnungen ergeben, dass hierfür ein besonders zäher Spezialstahl verwendet werden muss, denn die Ansprüche an das Material sind gewaltig.

Der Zylinder muss mit 220 Metern in der Sekunde um seine eigene Achse laufen, was eine Geschwindigkeit von fast 400 km/Stunde entspricht. Um es besser zu verstehen, vergleicht Mechau es mit der Geschwindigkeit eines Fernschnellzuges, der (1934) acht Stunden für die Strecke Berlin-München braucht.

Übertragen auf die Geschwindigkeit seines Linsenkranz-Fernsehabtasters würde der Zug dann nur etwa 90 Minuten benötigen. Der Zylinder hat 800 Löcher und enthält in drei Reihen je 90, also insgesamt 270 eingeschraubte Mikroskop-Objektive. Mechaus Wagemut spricht für seine Kämpfernatur, denn die geforderte Materialfestigkeit ist zwar für einen Probestab dieses Materials garantiert, nicht aber für den eher einem Schweizerkäse ähnelnden Linsenkranz. Die Bearbeitung mit Werkzeugmaschinen stellt höchste Ansprüche an die Werkstatt, denn trotz eines Durchmessers von fast 3/4 Meter wird höchste Präzision gefordert; Forderungen, die bisher für derartige Dimensionen noch nie gestellt worden sind. Da nichts Kommerzielles vorhanden ist, müssen speziell hierfür Vorrichtungen gebaut werden, die es ermöglichen, die Bohrungen mit größtmöglicher Präzision auszuführen.
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Es wird 0,1mm Genauigkeit gefordert

Um später ein sauberes Linienbild abtasten zu können — bei den vorliegenden Verhältnissen, d. h. wegen der Anlehnung an das Filmformat, entfallen bei 180 Zeilen auf 19 Millimeter Bildhöhe für jede Zeile etwa 0,1 Millimeter —, genügen für die Höheneinstellung der Objektive nicht mehr die üblichen Werkstatt Messinstrumente, sondern es muss das Mikroskop hierfür zu Hilfe genommen werden.

Da die gleichmäßige Verteilung der Objektive auf den Zylinderumfang von der Richtigkeit der Zeilenlänge abhängt, macht das die Anfertigung einer neu zu entwerfenden Justiereinrichtung mit Teilkreis und genauester mikrometrischer Feinverstellung notwendig. Entsprechende Bohr- und Gewindeschneideinrichtungen müssen ebenfall geschaffen werden. Da es sich hierbei um die Anfertigung nur eines Gerätes handelt, erübrigt es sich, jedem Beteiligten klarzumachen, dass die Toleranz für Zeichnungs- oder Werkstattfehler gleich null ist.

Nur ein einziges Nachlassen der Aufmerksamkeit z. B. bei der Einstellung des Bohrers während der dreischichtigen Arbeitszeit bedeutet die Unbrauchbarkeit des Zylinders und würde damit zu großen Material- und nicht wieder einzuholenden Zeitverlusten führen. Natürlich bereitet die zweckmäßigste Form und Versteifung des Zylinders  und  seine günstigste auswechselbare und
zentrierbare Befestigung auf der Motorachse noch ganz besonderes Kopfzerbrechen.

Der erste Probelauf

Mit großer Spannung sehen alle Beteiligten dem ersten Probelauf der fertig gestellten Maschine entgegen, bei dem über Sein oder Nichtsein von Mechaus Erfindung unter Beweis gestellt werden wird. Als nach dem Auswuchten des Linsenkranzes das erste Hochlaufen auf Betriebsdrehzahl, d. h. 50 Umdrehungen pro Sekunde erfolgt, spricht keiner der Anwesenden mehr ein Wort.

Die Spannung ist allgegenwärtig (Emil Mechau in der Mitte und sein Chefkonstrukteur Werner Löffler rechts im Bild). Begreiflicherweise bereitet dieser Moment bei allen Beteiligten einiges Herzklopfen und weckt bei den ängstlichen Gemütern den heimlichen Wunsch nach einem sicheren Unterstand.

Nur wenige Anwesende sind sich darüber im Klaren, dass bei einer Verlagerung des Schwerpunktes des Linsenkranzes um nur 1/1000 seines Durchmessers Stöße von 400 Kilogramm auftreten, die dann mit dieser Kraft  3.000mal in der Minute rütteln. Die Gedanken aus vielen schlaflosen Nächten kommen in diesem Augenblick wieder in den Sinn: Werden auch die Kugellager, die rechnungsmäßig gar nicht zu erfassenden Stöße und Schwingungen aufnehmen, wird die starre Achse bei den Durchbiegungen durch die zur Verringerung der Fliehkräfte so zierlich ausgeführten Fassungen die Linsen in den Mikro-Objektiven auch halten können, werden die optischen Daten bei der zu erwarteten Zylinderdehnung auch nicht die notwendige Genauigkeit verlieren und wird die entstehende Luftreibung die Objektive nicht etwa übermäßig erwärmen?

Das Pfeifen der sausenden Objektive


Während Emil Mechau und alle am Bau der Maschine beteiligten Werkzeugmacher, Meister und Konstrukteure mit angespannten Nerven die zum Probelauf startende Maschine umstehen und um den Erfolg ihrer Arbeit bangen, dreht sich der kompakte Linsenkranz erst langsam und schwerfällig, dann schneller und eleganter und allmählich so schnell, dass Einzelheiten bei der ungeheuren Geschwindigkeit überhaupt nicht mehr wahrnehmbar sind. Nur der pfeifende Ton der sausenden Objektive steigt immer noch höher, bis er dann nach endlos scheinenden Minuten unerhörter Spannung schließlich unverändert gleich bleibt und das Erreichen der endgültigen ‚synchronen’ Drehzahl anzeigt.

Der Zeiger des Amperemeters fällt von dem hohen Anlaufwert auf die Normalstromstärke zurück und gleichzeitig fällt auch der gewichtige Stein von den erleichterten Herzen aller Anwesenden. Der von Skeptikern befürchtete zentrifugale Linsensalat bleibt aus. Ruhig und mit nachtwandlerischer Sicherheit, wie von ihrem Schöpfer vorbestimmt, machen die Mikro Objektive dank der tadellosen Werkstattarbeit ihren rasend schnellen Weg um die Runde.

Sie liefern nicht nur das gewünschte helle Fernsehbild, sondern statten es auch auf Grund ihrer Qualität mit bisher noch nie gesehener Klarheit und Plastizität aus. Voll funktionsfähig, termingerecht und einsatzbereit ist damit der neue Mechau Linsenkranz-Fernsehabtaster zur Berliner Funkausstellung 1935 fertig gestellt.

Diese einzigartige, später noch preisgekrönte Maschine bestreitet unentwegt, Tag für Tag, das Bildprogramm des Fernsehsenders Witzleben.
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1936 - Der Rundfunk wurde dem Fernsehen vorgezogen

Nach hektischer Arbeit findet Emil endlich Entspannung mit seiner späteren Frau Wally in Bad Kissingen

Offenbar erkennt die 1933 an die Macht gekommene NS-Regierung nicht das propagandistische Potential des Fernsehens, denn die Reichspost, als Auftraggeber für Rundfunk- und Fernseh Angelegenheiten, legt noch den Schwerpunkt auf den Fernsehsprechverkehr.

Bereits im März 1936 wird deshalb der Fernsehsprechverkehr zwischen Berlin und Leipzig in Betrieb genommen. In einem Beitrag zum Fernsehen erklärt der Reichspostminister Dr. Ohnesorge u. a.

  • Die Entwicklung des Fernsehens soll mit allen Mitteln gefördert werden mit dem Ziele, dieses wertvolle Nachrichtenübertragungsmittel in möglichst vollendeter Form baldigst in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.


Im Hinblick auf die 1937 in Paris stattfindende Weltausstellung fährt er dann fort,

  • dass die Erfahrungen immer wieder lehren, dass gerade diese Art des Fernsehens [des Fernsehsprechverkehrs nämlich]  den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck bei den Benutzern hinterlässt. Das ‚Fern’sprechen überwindet die Zeit. Zwei Gesprächspartner können ohne ‚Zeit’verlust, ohne zu reisen, miteinander in Gedankenaustausch treten.

    Das Fernseh Sprechen überbrückt außerdem den Raum. Da die Gesprächspartner sich sehen können, entsteht die Illusion, sie wären nahe beieinander, trotzdem in Wirklichkeit hunderte von Kilometer zwischen ihnen liegen. Obwohl inzwischen auch andere Länder (besonders die Vereinigten Staaten, England und Italien) in der Entwicklung des Fernsehens bedeutende Fortschritte gemacht haben, wird doch das Fernsehen allein in Deutschland betrieblich angewandt.

    Deshalb soll auch auf der Internationalen Ausstellung in Paris der Fernseh Sprechverkehr von der Deutschen Reichspost vorgeführt werden. Die beiden Fernsehsprechzellen sind am Ende der Halle des Deutschen Hauses aufgestellt. Es können jeweils zwei Besucher ein Fernsehgespräch miteinander führen und so das “Fernsehen” erleben, während für eine größere Anzahl von Besuchern auf Parallelempfängern die beiden Gesprächsteilnehmer von außen gleichzeitig sichtbar gemacht werden.

 


Der Fernsehsprechdienst wird auf der Ausstellung in Paris in derselben Form vorgeführt in der er in Deutschland in der Einführung begriffen ist d.h. mit 180zeiligen Bildern und 25 Bildwechseln je Sekunde. Das reicht für die Übertragung von Kopf- und Brustbildern aus. Die hierfür erforderlichen Kabel-Übertragungskanäle stehen Dank der deutschen Industrie und der Deutschen Reichspost erfolgreich unternommenen Forschungsarbeit auf der Strecke Berlin - Leipzig bereits zur Verfügung. Weitere Strecken sind schon im Bau. Es lassen sich diese Kabelübertragungskanäle gleichzeitig auch etwa 200 normale Ferngespräche und für die Übertragung des Fernsehrundfunks verwenden. Auch letzterer ist ohne Kabel nicht zu verwirklichen.

Die Bildfeldzerlegung erfolgt in beiden Fernsehsprechstellen durch [Mechaus] Linsenkranz Abtaster, die von der Firma Telefunken für den Fernsehsprechdienst der Deutschen Reichspost gebaut sind, und die zurzeit hinsichtlich Güte und Leistungsfähigkeit an der Spitze aller mechanischen Zerleger stehen.

Neben dem Fernsehsprechdienst wird die Deutsche Reichspost einen Ausschnitt aus ihrem Fernsehrundfunkbetrieb vorführen; es werden Szenen aus Tonfilmen und Freilichtaufnahmen (letztere mittels eines auf dem Dach des Deutschen Hauses aufgestellten Bildfängers) übertragen. Diese Fernsehvorführungen (375-Zeilen-Bilder mit 50 Rastern je Sekunde nach dem Zeilensprungverfahren) zeigen, welchen gewaltigen Aufschwung das Fernsehen in Deutschland in den letzten Jahren erfahren hat. Für die Fernsehübertragungen wird ein von der Firma Telefunken gebautes Spitzengerät verwendet, ein Film Abtaster, bei dem ein Kinoprojektor mit stetigem Filmvorschub und optischem Bildausgleich [Mechau Projektor Modell 4] zusammen mit einer Bildfängerröhre arbeitet.
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Die Mechau Projektoren 1935 und 1936

Am 29. Mai 1935 weiht im Rahmen eines Festakts der Reichsrundfunkkammer im Großen Sendesaal des Rundfunkhauses in der Masurenallee den so genannten Fernsehsender Paul Nipkow ein, d.h. einen Telefunken Film-Abtaster mit Mechau Projektor.
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Während der Rundfunkausstellung 1936 nimmt die Olympia-Kamera von Telefunken zum ersten Mal  Straßenszenen vor der Fernseh Halle auf.

Die Telefunken GmbH zeigt im Innern der Fernseh Halle auf einer kleinen Kunstlichtbühne Kurzschlussbilder mit 375 Zeilen nach dem Zeilensprungverfahren, die mit zwei Versuchskameras aufgenommen werden.

Zur selben Zeit benutzt die Firma nach einem Vorschlag von Prof. Schröter und R. Urtel das Speicherrohrprinzip zur Abtastung der von einem Mechau Projektor gelieferten Filmbilder.  Dabei kann man auf den Gleichlauf zwischen Filmvorschub und Abtastvorgang verzichten und die Darbietungen des Filmgebers mit denen einer Ikonoskop Kamera für Freilichtaufnahmen ohne Unterbrechung und Phasennachregulierung mischen.

Der auf Anregung von Prof. Schröter entwickelte so genannte Leuchtschirmgeber oder wegen der Farbe des Fluoreszenzschirms auch ‚Grünlicht Abtaster’ genannt und die damit abgetasteten Bilder eines Redners oder eines von einem Mechau Bildwerfer projizierten Films zeichnen sich durch orthochromatishe Reproduktion der Grauskala, große Schärfe, gute Halbtonwiedergabe, großen Kontrastumfang und das Fehlen jeglichen ‚Störsignals’ aus.

Da mit dem im Studio vorhandenen Lochscheiben Personen Abtaster nur Brustbilder von höchstens zwei Personen übertragen werden können, die überdies noch an die enge Abtastzelle gebunden sind, stellt die DRP im Sommer 1936 als dritten Bildgeber den von E. Mechau (Telefunken) entwickelten, vielseitig verwendbaren Linsenkranz Abtaster auf.

Er gestattet Gesamtaufnahmen von fünf bis sechs Personen, die sich auf einer Dunkelbühne von etwa 10m2 frei bewegen können. Außerdem ermöglicht der Linsenkranz Geber die pausenlose Übertragung von Filmbildern und Diapositiven, die dank der phasenstarren Kopplung der drei Abtastvorgänge zum ersten Mal über ein Mischpult in die Personenaufnahme eingeblendet werden können.
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Noch geht ohne Mechau fast nichts

Mechau-Bildausgleichs-Projektor mit Ikonoskop-Kamera mit Leitz Dinar f:70mm Ojektiv

Man könnte fast sagen, ohne Mechau geht es nicht. Zwei Spitzenerzeugnisse von Telefunken auf der Weltausstellung in Paris, und Beide sind Erfindungen von Emil Mechau.

Der Linsenkranz Bildzerleger soll sogar eine ganz besondere internationale Ehrung erhalten. Davon weiß natürlich noch niemand, und Emil Mechau ist auch viel zu beschäftigt, als sich darüber viel Gedanken zu machen. Für ihn ist schon wieder ein anderes, wichtiges Projekt im Werden, das termingerecht fertig gestellt werden muss.

Die Logik der Entwicklung hat es gefügt, dass die Anwendung der Erfindung des Bildausgleichs Pro-jektors, wie die AEG/-Telefunken nach der Über-nahme nun den Mechau Projektor nennt, nicht nur auf das Lichtspieltheater beschränkt bleibt. In Verbindung mit der modernen Kathodenstrahl-Bildfängerröhre wird der Mechau Projektor nun zu einem hoch qualifizierten Fernseh-Abtastgerät, das mit der zweiten Epoche machenden Erfindung Mechaus, dem Linsenkranz Bildzerleger, schon bald in ernstem Wettbewerb steht. Umso stärker freilich erscheint dadurch der Name des Schöpfers dieser beiden Neuerungen mit der Fernsehtechnik verknüpft. Ihrem Entwurf und ursprünglichem Zweck nach sind Mechaus Bildausgleichs-Projektor und sein Linsenkranz-Fernsehabtaster jedoch zwei ganz verschiedene Geräte.
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Filmabtaster mit Mechau Projektor und Iconoscope nach Schröter und Urtel im Fernsehstudio der DRP im Deutschlandhaus.

Auf der optischen Besonderheit des Mechau-Projektors, dem Überblenden der Einzelbilder, beruht auch seine Verwendung als Filmabtastgerät in Verbindung mit der speichernden Kathodenstrahl Bildfängerröhre. Es besteht dabei der Vorteil, dass zwischen der Transportgeschwindigkeit des Filmbandes und dem Abtastrhythmus des lichtelektrischen Bildschirms kein starres Verhältnis einzuhalten ist. Die problematische Gleichlaufsteuerung beider Bewegungen fällt also weg.

Darüber hinaus kann in dieser Kombination die zeitliche Akkumulierung des Fotoeffekts voll ausgenutzt und der Wattbedarf der projizierenden Lichtquelle stark verkleinert werden. Endlich ist dadurch in der Fernseh-Aufnahmezentrale die betriebliche Zusammenfassung des oder der Filmgeber mit unmittelbar übertragenden Bildfängern schaltungstechnisch vereinfacht und vereinheitlicht.
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1937 - Dauerausstellung im Deutschen Musem in München

Das Deutsche Museum in München eröffnet bereits 1937 eine ständige wissenschaftliche Sonderschau Fernsehen. Im historischen Teil sind Fernseh Apparaturen von der ersten Dieckmann’schen Anordnung mit  Braun’scher Röhre (1906) bis zur Mechau Telefunken Olympia Kamera ausgestellt und konnten auch in Betrieb vorgeführt werden.

  • In Verbindung mit der Kathodenstrahl-Bildfängerröhre wurde der Mechau Projektor zu einem hoch qualifizierten Fernsehkino-Abtastgerät, das heute schon in ernstem Wettbewerb mit dem Mechau Linsenkranz Bildzerleger steht.


 (Prof. Schröter in Telefunken Hausmitteilungen Nr. 79, 1938)
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Juli 1936 - Emil Mechau heiratet erneut

Nach fünfjährigem Alleinsein, gründet Emil Mechau am 11. Juli 1936 eine neue Familie, als er Jenny Wally Heinisch heiratet.

1937 wird ihnen ihre Tochter Anna-Maria geboren und 1938 folgt dann ihr Sohn Ernst, dessen Namensgebung sicher nicht von ungefähr kommt, sondern die hohe Achtung und Verehrung seinem früheren Chef, Mentor und Freund, Dr. Ernst Leitz gegenüber, zum Ausdruck bringt.

Anmerkung: Zur Erinnerung - Seine erste Tochter war mit 9 Jahren verstorben und seine erste Frau nach 25 Ehejahren.
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