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Der Mechau Projektor Modell II wird ein Erfolg

Mechaus überzeugender Optimismus, die immer weniger werdenden Reklamationen und besonders das wesentlich verbesserte Modell 3,  lassen gute Verkaufschancen erkennen. Es stellt sich aber sogleich auch die Frage, wo denn die relativ großen Maschinen in größeren Serien gefertigt werden können.  Die Fertigungsräumlichkeiten in Wetzlar sind vorwiegend auf die Herstellung von Mikroskopen, Mikroskopzubehör und Optiken ausgerichtet und voll ausgelastet.  Durch die allgemein guten Verkaufserfolge für Leitz-Produkte ist der Bedarf für mehr Platz eigentlich immer gegenwärtig.  Es wird deshalb beschlossen, für die Herstellung des Mechau-Projektors, wie er nun allgemein genannt wird, außerhalb von Wetzlar nach Räumlichkeiten zu suchen.

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Umzug nach Rastatt

Emil Mechau 1924

Schließlich fällt die Entscheidung, entsprechende Räumlichkeiten für die Produktion in größerem Umfang in Rastatt, Baden-Württemberg, am Rand des Schwarzwaldes gelegen, zu kaufen.  Dort bietet die Stadt leer stehende Militärgebäude zum Verkauf an und macht die Entscheidung für Leitz leichter, indem ihm auch noch fünfzig Werkswohnungen zugesichert werden.  Ernst Leitz erteilt Emil Mechau, als den alleinigen Geschäftsführer, für die Leitung dieses neuen Zweigwerks eine Vollmacht, die nicht nur ungewöhnlich in ihrer Großzügigkeit ist, sondern auch volles Vertrauen in seinen erfolgreichen Mitinhaber erkennen lässt.
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Inmitten der anlaufenden Groß-Produktion des Modells 3 ziehen nun die ersten Familien von Leitz-Mitarbeitern von Wetzlar und Umgebung nach Rastatt um; Mechau folgt dann als letzter im Januar 1922 mit seiner Frau.  Am 19. April, Mechaus vierzigstem Geburtstag, wird die Ernst Leitz Kinowerk GmbH gegründet.  Mechau bringt seine Patente ein und Ernst Leitz II finanziert das Unternehmen; die Gewinnquoten sind 1/3 für Mechau und 2/3 für Leitz.
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Die Kinoprojektions Firma

1921 - Mechau bekommt Prokura

In Rastatt werden die restlichen 21 Kinoprojektoren fertig gestellt und gleich wieder eine neue Serie aufgelegt. Eine arbeitsreiche und fertigungstechnisch schwere Zeit beginnt. Es soll eine sehr präzise und komplizierte Fabrikation mit vorwiegend neuen Mitarbeitern aufgezogen werden und das in einer Stadt ohne Industriearbeiterstamm!

Von Wetzlar siedeln zwar etwa 20 Facharbeiter über, aber das ist nicht ausreichend, um rationell zu fertigen und die Kosten niedrig zu halten. Die immer bedrohlicher ansteigende Inflation macht die Lage auch nicht einfacher.

Mechau muss als alleiniger Geschäftsführer nun seine Zeit weise zwischen Entwicklung, Fertigung, Marketing und Geschäftsführung aufteilen. Außerdem setzt scharfer Konkurrenzkampf ein, in dem selbst die kleinsten Ausführungsmängel von der Presse kritisiert und in der Fachliteratur publiziert werden. Obwohl das Modell 3 nur für etwa maximal dreißig Bildwechsel vorgesehen ist, wird es jedoch in manchen Kinos, z.B. in Hamburg, mit fünfzig fahren, was dann zu Beanstandungen führt.

Die Fabrikationsqualität ist zwar inzwischen auf einen befriedigenden Grad gebracht worden, trotzdem versagen aber immer noch etwa 15% der Maschinen wegen der zu hohen Vorführgeschwindigkeit. Mechau erkennt den Mangel und hat eine Lösung ihn abzustellen, kann aber aus finanziellen Beschränkungen vorerst keine Abhilfe schaffen.
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Emil Mechau mit seinem letzten Modell.

Der Mechau-Projektor heißt in England
"The Arcadia"

Ende 1923 wird in London die Vertretung der Ernst Leitz Kinowerke Rastatt eröffnet; sie befindet sich im Arcadia House, 27 Soho Square. London W 1. Da es wenig angebracht erscheint, die in Deutschland übliche Produktbezeichnung zu verwenden, entscheidet man sich, den Mechau-Projektor in England The Arcadia Projector zu nennen.

In einen Werbeprospekt wird besonders darauf hingewiesen, dass bei einem Test ein zwanzig Fuß langer Filmstreifen ununterbrochen 24 Stunden lang durch den Projektor lief ohne auch nur einen Kratzer oder Perforationsverschleiß zu verursachen. Um den Test anschaulich zu bekräftigen wird erwähnt, jedes Bild wurde dabei 4300mal über das Projektionsfenster gezogen!
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Das Kinowerk Rastatt

Das Kinowerk Rastatt bietet nicht nur den Mechau Projektor an; die Verkaufspalette schließt ganze Theatereinrichtungen, mit verschiedenen Variationen von Optiken, automatischen Saal Verdunklern, Bühnen- Vorhangaufzügen, einschließlich Installation beim Kunden ein.

Die Angebote sind auf das modernste durch Prospekte und mit übersichtlichen Preislisten versehen, die ein klares Bild des gesamten Programms darstellen. Sie werden in allen Sprachen der potentiellen Kunden nach England, Frankreich, Griechenland, Russland, Skandinavien, Amerika usw. versandt, wo sie auch zu erfolgreichen Verkaufsabschlüssen führen. Kunden berichten in ihren Briefen und in Publikationen in der Fachpresse über den pausenlosen Einsatz der Maschinen und bekunden ihre Zufriedenheit mit der Bildqualität und der problemlosen Wartung ihrer Mechau Projektoren.

Montage des Lampenhauses
Einzelteile Fertigungsabteilung
Blechgehäuse Fertigung

Nitrofilm darf nie brennen

Eine Brandprobe mit dem Mechau-Projektor

Neben dem Reißen bildet die Brandgefahr von Filmen die größte Sorge der Kinotheaterbesitzer. Hier in Europa wie auch später anlässlich seines Besuchs der USA, wird Emil Mechau immer sofort auf dieses Dilemma angesprochen. Bei der Entwicklung seines Projektors war er sich dessen voll bewusst, und er tat alles technisch mögliche, diesem Umstand Rechnung zu tragen. Dass er gegenüber allen anderen Projektoren, die z. Zt. in Benutzung sind, auch in dieser Hinsicht seiner Zeit weit voraus ist, beschreibt der Beitrag in der Sektion Kinotechnische Rundschau im Reichsfilmblatt Nr. 21 von 1924:

Der Mechau-Projektor

Der Mechau-Projektor, bekanntlich der einzige Projektionsapparat mit optischem Ausgleich, der sich bisher im Theaterbetriebe bewährt hat, wurde im Beisein zahlreicher Theaterfachleute sowie von Vertretern der Feuerwehr, Feuerpolizei und der Theaterabteilung des Berliner Polizeipräsidiums einer Besichtigung und einer Brandprobe unterzogen.

Diese Untersuchung bot insofern etwas Neues, als der geprüfte Vorführungsapparat eine, gegenüber allen bisher verwendeten Apparaten dieser Art, völlig abweichende Konstruktion aufweist. Der Film läuft von einer horizontal angeordneten Trommel durch den Vorwickler in einen etwa 20cm langen gebogenen Filmkanal, in dessen Mitte sich das Filmfenster befindet und von dort über den Nachwickler auf die unterhalb des Filmkanals angeordnete Aufwickeltrommel.

Er wird hierbei nicht wie sonst ruckweise durch die mit dem Malteserkreuz in Verbindung stehende  Transportrolle oder durch einen Greifer gefördert, sondern er läuft in gleichmäßigem Fluß am Bildfenster vorbei, so daß er niemals zum Stillstand kommt. Das von einer vom unteren Teil des Apparates befindlichen Spiegellampe erzeugte Lichtbüschel wird mit Hilfe eines zweiten entsprechend arbeitenden Schwenkspiegels festgehalten und auf die Projektionsfläche geworfen.

Die beiden einander zugeordneten Schwenkspiegel sind Teile eines rotierenden Spiegelkranzes, dessen Bewegung so eingerichtet ist, daß jedem in das Fenster eintretenden Bild ein korrespondierendes Spiegelpaar zugeordnet wird.
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Die Mechau Bogenlampe

Wie man aus dieser kurzen Darstellung der Arbeitsweise des Mechau-Projektors entnehmen kann, werden die Strahlen der Spiegellampe (Bild) durch eine beträchtliche Reihe von optischen Mitteln hindurchgeführt, bevor sie zum Film gelangen. Die Temperatur des auf das Bildfenster auftretenden Strahlenbüschels wird daher bereits durch Absorbtion nicht unwesentlich erniedrigt.

Dazu kommt, daß der in ständiger Bewegung befindliche Film nicht in dem Maße Wärme aufzuspeichern vermag, wie der während eines kurzen Zeitraumes im Bildfenster stillstehende Film der üblichen Projektionsapparate. Trotzdem hat es das Kinowerk Ernst Leitz, Rastatt i. B., welches den Mechau Projektor baut, für angezeigt gehalten, noch eine besondere Brandschutzvorrichtung an den Apparat anzubringen, die in einem empfindlichen Relais besteht, welches beim Reißen oder Entflammen des Films sofort eine Feuerschutzklappe in den Strahlengang fallen läßt und Lampe und Antriebsmotor stillegt.

Bei der im Vorführraum des Vereins für Lichtbildtheaterbesitzer Groß-Berlin und Provinz Brandenburg e. V. stattfindenden Vorführung arbeitete die Feuerschutzvorrichtung nach Wunsch, so daß man annehmen darf, daß irgendwelche bemerkenswerte Brandgefahr mit der Verwendung der Mechau Projektoren nicht verknüpft ist.

Auf Vorschlag eines der Anwesenden wurde jedoch einmal der Versuch gemacht, wie sich der Apparat bei ausgeschalteter Brandschutzvorrichtung verhält, und zwar wurde der Film so lange gedreht, bis er bei einer Vorführung mit etwa ein bis zwei Bildern in der Sekunde sich im Bildfenster entzündete.

Das Drehen wurde darauf mit nur wenig erhöhter Geschwindigkeit fortgesetzt, so daß die ausgebrannte Stelle sehr bald am Ende des Führungskanals erschien und sich mit völlig erhaltener Perforation durch den Nachwickler hindurch in die Aufwickeltrommel bewegte. Dieser Versuch, der mehrere Male wiederholt wurde und stets das gleiche Ergebnis zeigte, beweist, daß der Mechau-Projektor auch ohne besondere Brandschutzvorrichtung ein ganz ungewöhnlich feuersicherer Apparat ist. Anschließend an diese Prüfung wurde ein Film vorgeführt, um die ungewöhnliche Elastizität des Vorführungsapparates gegen Geschwindigkeitswechsel und das völlig flimmerfreie Arbeiten, auch bei ganz niedriger Bildzahl zu dokumentieren.

Es wurde hierbei mit Geschwindigkeiten von zwei bis zu dreißig Bildern in der Sekunde gearbeitet, und man erblickte stets ein ruhiges, flimmerfreies, einwandfrei stehendes Bild auf der Projektionswand. Für den Fall, daß Filme zur Vorführung gelangen, deren Maße infolge starker Schrumpfung nicht mehr ganz den Normalien entsprechen, ist eine besondere Einstellvorrichtung vorgesehen, die es ermöglicht, den Winkel der Schwenkspiegel so zu regeln, daß auch diese Filme in völlig einwandfreier Weise vorgeführt werden können.

Die anwesenden Fachleute gewannen die Überzeugung, daß der neue Apparat einen bemerkenswerten Fortschritt auf dem Gebiet der Projektionstechnik darstellt. Es ist zu erwarten, daß sich der Mechau Projektor in Berlin und Umgebung in ähnlicher Weise einbürgern wird, wie er bereits im Westen Deutschlands in zahlreichen Filmtheatern seinen Einzug gehalten hat.

Ein Vortrag über den Mechau Projektor von Dr. Büttener in Frankfurt

In der Ausgabe 11/12 der Zeitschrift Kinotechnik wird ausführlich über einen Vortrag von Dr. Büttener in Frankfurt a. M. berichtet, den er über den Mechau-Projektor vor Mitgliedern der Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hält.
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  • In dieser Veranstaltung, die  einmalig in ihrer Art war, wurde zum ersten Mal versucht, den gebildeten Laien den Vorgang der Filmprojektion mit optischem Ausgleich verständlich zu machen. Daß hierfür bei den zahlreichen Mitgliedern, die die weiten Räume des Schumanntheaters füllten, ein reges Interesse vorhanden war, bewies die Aufmerksamkeit und die Ausdauer, mit der sie den Ausführungen des Vortragenden, der den kinotechnischen Teil der Veranstaltung übernommen hatte, folgte. Dr. Büttner gab, unterstützt durch Lichtbilder, eine Übersicht über den derzeitigen Stand der Kinoprojektion mit Malteserkreuzapparaten und erklärte dann die Funktion des Mechau-Projektors, bei dem bekanntlich die Bewegung des Films durch ein sinnreich konstruiertes Spiegelwerk [Bild] ausgeglichen wird. Dem weitaus größten Teil der Zuhörer war alles das Neuland.

    Vielen von ihnen hat, wie man später aus dem Publikum hörte, der Vortrag erst ein richtiges Verständnis geweckt für die manchmal nicht immer vollkommenen Bildwirkungen in den Lichtspielhäusern. Es muß als ein Verdienst der Senckenbergischen Gesellschaft angesehen werden, daß sie durch die Vermittlung der Kenntnis dieser optischen Vorgänge bei ihren Mitgliedern Verstehen geweckt hat für die Schwierigkeiten und Abhängigkeiten, mit denen der jetzt schon zu einer bedingten Kunstform gewordenen Film bei seiner Aufwärtsentwicklung zu kämpfen hat. Vor allem aber ist es eine anerkennungswerte Tat der Gesellschaft, durch diesen Vortrag eine Erfindung der Öffentlichkeit vorgestellt zu haben, die geeignet ist, den günstigen Einfluß auf die Entwicklung der Kinoprojektion auszuüben. Denn die Ausführungen galten hauptsächlich dem Mechau-Projektor, Modell 3, dessen Vorzüge Dr. Büttner in prägnanter Form zu schildern verstand.

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Mechau in einer seltenen Pose: Entspannt und (scheinbar) sorgenfrei, 1925

So kann sich denn der Konstrukteur des Mechau 3, Herr Emil Mechau in Rastatt, der bei der Veranstaltung persönlich zugegen war, diesen Vortrag als Erfolg auf dem keineswegs leichten Weg des Durchsetzens seines Apparates buchen. Bemerkenswert ist noch, daß im Einvernehmen mit der Branddirektion des Frankfurter Polizeipräsidium, das in diesen Dingen bekanntlich als besonders streng gilt, nach eingehenden Brandversuchen mit dem Mechau-Projektor, die ein außerordentlich günstiges Ergebnis in bezug auf die Feuersicherheit zeitigten, gestattet hat, daß der Projektor zu dem Vortrag im Schumanntheater frei ohne Kabine aufgestellt werden durfte.
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1925 - Reise in die USA


Im November 1925 fährt Mechau für mehrere Monate nach USA. Die Maschinen, die er mitnimmt, müssen umgebaut, d.h. den  dortigen Marktverhältnissen und Sicherheitsbestimmungen angepasst werden. Zwei Maschinen werden in New York, eine vom Capitol Theatre (Bild unten, Mechau im Hintergrund) und die Zweite vom Rockefeller Institute und eine weitere von der Universität of Chicago gekauft.
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Am 16. Mai 1926 wird ausführlich in der angesehenen Fachzeitschrift "The Film Daily" über die Installation des Mechau Projektors im Capitol und sein Funktionsprinzip berichtet. Mechau erkennt, wie wichtig es ist, in den angesehenen Lichtspieltheatern eine gute Einführung zu erreichen, um im amerikanischen Markt Fuß zu fassen.

In einem weiteren Bericht, am 16. Mai 1926, unter dem Titel "Periscope Idea, Mechau Projector, Non-Intermittent Principle, Shows Flawless Work In Six Months Operation", wird in "The Film Daily" wieder die erfolgreiche und fehlerfreie Dauerbenutzung des Projektors lobend hervorgehoben. Trotzdem ist Mechau nicht zufrieden. Er ist ein rastloser Perfektionist, wenn es um Qualität geht. Da er immer noch einige Schwächen kennt, die zu Reklamationen führen könnten, plant er, sie nach seiner Rückkehr nach Rastatt rigoros abzustellen.

Mechau entscheidet sich für die Heimat

In den USA findet Mechau auch geöffnete Türen für eine neue Existenz. Er lehnt jedoch ab, denn das ihm vom Senior-Chef des Hauses Leitz und seinem Sohn entgegengebrachte Vertrauen, die ihm die Vollmacht über das Leitz-Bankkonto in Rastatt und fast unumschränkte Handlungsfreiheit gaben, kann wohl kaum überboten werden. Sich dieses Vertrauensbeweises würdig zuzeigen, ist Mechau wertvoller als alle verlockenden überseeischen Angebote.

1926 - das Modell 4 kommt

hier ein Blick auf das Modell III

Mitte August 1926 kehrt er nach Rastatt zurück und baut alle Projektoren der Serie Modell 3 in Modelle 4 um. Das Spiegelwerk wird systematisch durch Zerreißproben auf schwache Stellen untersucht und, wenn erforderlich, abgeändert. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Zahnwelle unter dem Bildfenster höher gelegt und dadurch ein noch wesentlich besseres “Stehen” der Bilder erzielt.

Die Beleuchtungsoptik des Spiegelwerks wird ebenfalls verbessert, insbesondere werden alle Teile aus einem gegen Dauerbestrahlung widerstandsfähigerem Glas angefertigt, da das alte Glas nach längerem Gebrauch gelb wird.

Auch die Feuerschutzeinrichtung erfährt eine wesentliche Verbesserung im Sinne größtmöglicher Sicherheit. Neu hinzu kommt außerdem ein so genanntes Friktionsgetriebe mit dem der Antrieb der Maschine mechanisch regelbar wird.  Etwa vierzig noch im Rastatter Werk befindliche und ein noch größerer Teil der bereits verkauften Maschinen werden auf den Stand der Modelle 4 umgeändert, letztere allerdings gegen Bezahlung. Es ist eine radikale Maßnahme, die das Werk in Rastatt finanziell und kapazitätsmäßig sehr belastet.

Mechaus Entscheidung ist jedoch richtig, denn mit dem Modell 4 hören endlich auch alle berechtigten Beanstandungen, die das Prinzip des optischen Ausgleichs des Mechau Kinoprojektors hätten in Frage stellen können, auf.

Inzwischen hat sich das Zweischlager-Programm durchgesetzt, das Bildfrequenzen bis zu 50 Bilder per Sekunde erforderte. Als Beispiel für die zu überwindenden Herstellungsschwierigkeiten sei erwähnt, dass das Anlernen eines Justierers für das Spiegelwerk zwischen drei bis sechs Monate erfordert.
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Telefunken setzt den Mechau Projektor beim Fernsehen ein

Filmabtaster mit Mechau Projektor

Prof. Karolus, der schon früh bei Tele-funken an der Entwick-lung von Ge-räten für das Fernsehen arbeitet, benutzt den Mechau Projektor zusammen mit einer Vierfach-Spirallochscheibe zur Abtastung von Filmbildern mit 26 Zeilen. Als Bildschreiber benutzt er eine vierfache Nipkow-Spirale mit einer Schlitztrommel als Groblende und eine Kerrzelle als Lichtventil. Sein Gerät wurde auf der 5. Großen Deutschen Rundfunkausstellung 1928 vorgeführt.

Kein geringerer als Prof. Dr. Burmester, der Herausgeber desLehrbuchs für Kinematik und anerkannter Experte auf diesem Gebiet, veröffentlicht, zusammen mit Emil Mechau, eine 18-seitige wissenschaftliche Untersuchung der mechanischen und optischen Grundlagen des Mechau Projektors mit dem Ergebnis, dass der Mechau die zur Zeit ideale Lösung des Bildausgleichs ist.

1926 muß der Ton eingebaut werden

1926 wird es erforderlich, den Anforderungen der Weiterentwicklung der Kinematographie gerecht zu werden. Der Tonfilm macht seinen unaufhaltsamen Einzug in die Kinotheater, was Mechau zur Entwicklung einer Tonfilmzusatzapparatur zu seinem Projektor Modell 4 veranlasst. Eine Sonderausführung dieses Projektors wird für das Forschungsinstitut der (Kinofabrik) AEG angefertigt.

Ehe die Zusatzeinrichtung für den Verkauf freigegeben wird, werden damit auch Versuche bei den Kinogesellschaften Klangfilm und Tobis mit Erfolg durchgeführt. In einem Inserat in der Zeitschrift Filmtechnik vom August 1929 heißt es :

  • Nach Aussage der maßgebenden Herren dieser Gesellschaften, der Ton sei beim Abspielen mit dem Mechau-Projektor ganz besonders rein und schön. Das gleiche gilt auch für alle anderen Systeme. Es wird noch hinzugefügt, daß die Leitz-Tonabnahmeeinrichtung so konstruiert ist, daß alle Tonfilmsysteme mit dem Apparat mit keinen oder nur geringen Umänderungen nachgerüstet werden können.

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1929 - Ernst Leitz und Emil Mechau verkaufen an die AEG

Das Magnetophon kam erst 1935, aber das AEG-Logo stimmt hier bereits

Die zunehmende Nachfrage lässt erkennen, dass eine Großserienfertigung des Mechau-Projektors Modell 4 für Tonfilmvorführungen erforderlich ist, um die Aufträge wirtschaftlich und fristgemäß erfüllen zu können. Das Rastatter Werk erscheint jedoch dafür nicht geeignet. Außerdem ist die Firma Leitz in dieser wirtschaftlichen Krisenzeit nicht in der Lage, die Finanzierung der notwendigen Großserienfertigung aus eigenen Mitteln zu übernehmen, ohne dadurch das Hauptwerk in Wetzlar zu gefährden.

Als der Tonfilm 1928/1929 in die Filmtheater einzieht und die Ansprüche an die Tonqualität noch nicht sonderlich hoch sind, kann Mechau glaubhaft machen, dass seine Maschine wegen ihres Gleichlaufs ohne das Schwungmassen-Monopol der Klangfilm-Gesellschaft auskommt. Da die Einführung des Tonfilms zusätzlich noch die Lösung neuer elektroakustischer Probleme fordert, die völlig außerhalb des Arbeitsbereichs der Leitz-Werke liegen, werden jedoch Fühler ausgestreckt, einen kapitalkräftigeren Produzenten zu finden, an den die Fabrikation verkauft werden kann.

Ernst Leitz findet diesen kapitalkräftigen Käufer, und so verkauft Mechau seine Maschine an die AEG und reiht sich damit unter die wenigen Erfinder ein, denen die Technik auch einen materiellen Erfolg ihrer Bemühungen beschert. So kommt es, dass Mechau sich zahlreichen Anleiheversuchen ausgesetzt sieht.
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Mechau bleibt sich selbst treu

Kommt jemand mit der Bitte um eine Rücksprache unter vier Augen zu ihm, so wird es bald zur Standard-Antwort, wenn er darauf entgegnet,

 Ich pumpe nichts!

Sein Lebensstil ändert sich nicht, was ganz seinem Charakter entspricht. Er legt einen Teil seines Geldes in Wertpapieren an und kauft sich einige Jahre danach ein Grundstück in Kleinmachnow, einem idyllischen Vorort südöstlich von Berlin, wo er beabsichtigt, sich einmal ein Haus zu bauen.

März 1929 - Des Fernsehen beginnt in Berlin

Am 14. März 1929 setzt die DRP (Deutsche Reichspost) den im Fernsehlaboratorium des RPZ (Reichspostzentralamtes) in Tempelhof gebauten und betriebenen Film-Abtaster mit Mechaus Projektor für die soeben geschaffene erste deutsche Fernseh-Norm ein. Bei beiden Geräten wird das zu übertragende Filmbild auf die Ebene einer Nipkow-Scheibe projiziert. Der Mechau Projektor, der mit kontinuierlichem Filmvorschub arbeitet, besitzt einen optischen Ausgleich der Bildwanderung: 

Die in der Projektionsebene auftretende Bildverschiebung wird durch einen mit dem Filmtransport starr gekuppelten umlaufenden Kranz von periodisch schwingenden Spiegeln in gegenläufiger Bewegung aufgehoben. Die Maschine projiziert stets zwei aufeinander folgende Einzelbilder des Films genau übereinander, von denen das eine mit der Zeit an Helligkeit ab-, das folgende zunimmt.

Der Mechau Projektor liefert also bei  j e d e r  Bildfrequenz ein in seinem Rahmen  s t e h e n d e s  Bild, dessen einzelne Punkte stetig miteinander überblendet werden. Eine lichtelektrische Abtastung des Bildes erfordert infolgedessen bei diesem Ausgleichs-Projektor  k e i n e n  Synchronlauf zwischen Abtastorgan und dem Film, der zu Versuchszwecken mit jeder beliebigen Bildfrequenz laufen kann.

Im August 1929 wurden Filme gesendet

Wie wir sehen werden, findet der Mechau Projektor nicht nur in Kinotheatern sondern auch in Fernseh Studios und Laboratorien Verwendung.

Auf der 6. Großen Deutschen Funkausstellung hat das RPZ (Reichspostzentralamt) am 5. August 1929 einen im RPZ Laboratorium gebauten, noch recht primitiven, Langwellensender (166,3 kHz) aufgestellt, der von einem Mechau Filmabtaster moduliert wird und den ausstellenden Firmen der Fernsehindustrie eine bildmodulierte Trägerwelle zum drahtlosen Fernseh- Empfang bietet.
Im Januar 1930 verlegt das RPZ sein Fernseh-Sendelaboratorium von Tempelhof unmittelbar zum Sender Witzleben, um alle äußeren Störungen, vor allem Bildstromverzerrungen auf der langen Modulationsleitung auszuschalten. Der Mechau Filmbildgeber wird im Keller der Funkhalle IV des Berliner Rundfunksenders aufgestellt.

Das RPZ unterhält seit 1930 im Keller der Ausstellungshalle IV (Funkhalle) in unmittelbarer Nähe des Berliner Rundfunksenders ein mit einem Mechau Filmabtaster ausgerüstetes Fernseh- Laboratorium, das man als erstes deutsches Fernseh Studio ansprechen kann.

Im folgenden Jahr nimmt die Deutsche Reichs Post (DRP) noch einen Mechau Film- Abtaster (Bild) mit als zweite Maschine in Betrieb.

BBC London

Auch im Ausland findet der Mechau Projektor gute Verwendung im frühen Fernsehen, wie der nachfolgende Bericht zeitigt.

Auszüge von Crystal Palace Television Studios’ Publikation
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The Flying (spot) Mechau

Da man nicht wusste, was der Name Mechau bedeutet, wird der Projektor immer  als der Flying Spot Mechau oder als Continuous Mechau bezeichnet. Wie aus dem Text hervorgeht, hat die BBC den Mechau Projektor schon sehr früh für Tonfilm Experimente verwandt.
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Telecine apparatus at Alexandra Palace    
Mechau film scanners and Emitron cameras
On 19th August 1929, at the Baird Long Acre laboratories, the Press witnessed for the first time talking films displayed on a television screen. Known then as Tele Talkies, they were produced by a continuous Mechau Projector and scanned by a 30-hole disc.....
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Mechanical scanning arrangements were resumed for the 240-line telecine machines used initially at Alexandra Palace. The possibility of recording television programmes on film received considerable attention and by the end of 1934 this had been achieved using high-intensity cathode-ray tube and 17.5mm cine camera. Projection receivers had not yet arrived and by using the fast processing techniques already mentioned, the recorded television images could be developed, fixed, washed, dried and then projected on to a large screen all within about two minutes.
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Telecine und der Mechau
Die Entwicklungsabteilung in BBC Telecine Lime Grove hat einen Mechau Projektor derart umgebaut, dass man anstatt einer Studio Kamera einen Flying Spot Abtaster mit BBC Verstärkereinheiten verwendet.

Studio A telecine, or "A Mechau", looked into an Emitron camera and to line this up a few frames of Test Card C on 35mm film were put into the Mechau.
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Die Schattenseiten des neuen Eigentümers AEG

Vor dem Umzug nach Berlin findet Mechau Erholung in Bad Godesberg, August 1929

Mit dem Verkauf seiner Projektor Fabrikation an die AEG wird Mechau das Opfer seines eigenen Erfolgs. Nach fast genau zwanzigjähriger intensiver Arbeit muss er nun erkennen, dass er die bei Leitz über die Jahre genossene Handlungsfreiheit, sein Lebenswerk nach eigenem Ermessen zu entwickeln, zu fertigen und weltweit zu vertreiben, verlieren wird. Tag und Nacht beherrschte ihn seine Idee vom optischen Ausgleich. Nicht nur der Projektor selbst hatte seine volle Aufmerksamkeit, er entwickelte auch gleichzeitig mit den Komponenten des Gerätes die für die Herstellung erforderlichen Betriebsmittel und Spezialmaschinen. Lediglich die schwierigen Forderungen, die der Mechau Projektor an die rechnende Optik stellte, wurden von Dr. Max Berek im Leitz Hauptwerk in Wetzlar auf das Beste bewältigt.

In der Geschichte der Leitz-Werke ist wohl kaum ein anderer Mitarbeiter zu finden, der ein Gerät ähnlicher Komplexität fast im Alleingang geschaffen hat. Emil Mechau war es, der seinen Projektor von der Konzeption bis zur Fertigung, einschließlich dem Vertrieb, durchlebte und betreute, der Projektor war ein wichtiger Teil seines Lebens, ja, oft war er sein Leben.

Aus den umfangreichen Erfahrungen dieser Fertigung hat sowohl die Mechanik als auch die Optik der Leitz-Werke außerordentlichen Nutzen gezogen. Der wesentlichste Teil des Mechau Projektors besteht in einer Trommel, in der absolut plan geschliffene Spiegel durch einen komplizierten Mechanismus mit größter Genauigkeit bewegt werden. Gerade die Planflächenschleiferei wird hierdurch auf das Höchste ausgebildet und beeinflusst von hier an die Genauigkeit und Präzision der gesamten Leitz’schen Optik. So ist der Bau des Mechau Projektors für die Leitz-Werke von großer Bedeutung.
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Am 10. Juni 1929 übernimmt die AEG in Berlin die weitere Fabrikation des Mechau Projektors und erwirbt gleichzeitig auch die umfangreichen Mechau’schen Patente. Mechau wechselt nun zur AEG über und beginnt damit einen neuen, von weiterem Erfindergeist gekennzeichneten Lebensabschnitt.
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Ernst Leitz lobt Mechau :

Ernst Leitz gibt Mechau das folgende Empfehlungsschreiben
mit auf den Weg:
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  • Herr Emil Mechau war in der Zeit vom 1.1.1919 bis zum 18.4.1922 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in unserer Firma beschäftigt. Sein Arbeitsgebiet erstreckte sich anfänglich auf konstruktive Arbeiten im Mikroskopbau sowie an Projektions-Apparaten. Dann begann er mit Arbeiten zur Entwicklung eines Wiedergabe-Kinematographen mit optischem Ausgleich der Bildwanderung nach seinen Ideen und Erfindungen. Der Krieg unterbrach diese Arbeiten. Er wurde während desselben zunächst mit der Einrichtung der Zünderfabrikation beschäftigt und dann bis zum Ende des Krieges mit der Konstruktion und Fabrikation von militärischen optischen Instrumenten. Nach dem Krieg nahm er die Arbeiten für den Kino-Apparat mit optischem Ausgleich wieder in Angriff, die dann von ihm bis zu dem bekannten Mechau-Projektor entwickelt wurden.

    Es gelang ihm damit, das alte Problem des optischen Ausgleichs in glänzender Weise zu lösen und damit eine Leistung zu vollbringen, die in der Optik einzig dasteht und auch nur von einem Manne gelöst werden konnte, der dank seiner natürlichen glänzenden Veranlagung für konstruktive Betätigung in gleichem Maße über ausgezeichnete theoretische und praktische Kenntnisse verfügte.

    Sein Austritt aus unserer Firma geschah, um die Führung unseres neu gegründeten Kinowerks in Rastatt zu übernehmen, zur Fabrikation des Mechau-Projektors, in welches Unternehmen er auch zugleich als Teilhaber eintrat.

    In einem zweiten Schreiben fährt Ernst Leitz dann fort,

    Herr Emil Mechau war vom 19.4.1922 bis zum 31. 8 1929 Geschäftsführer der Ernst Leitz Kinowerk G.m.b.H. in Rastatt. Es oblag ihm hierbei sowohl die technische als auch die kaufmännische Leitung des Werkes. In Sonderheit hatte er die Fabrikationsmethoden des Mechau-Projektors sowie der dazu gehörigen Spezialmaschinen und Apparate zu entwickeln.

    Sein Austritt ergab sich aus der Fusion mit der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft in Berlin, die getätigt wurde, damit die großen Mittel dieser Gesellschaft eine größere und vorteilhaftere Fabrikation des Mechau-Projektors ermöglichen und außerdem die im Mechau-Projektor liegenden Geschäftsmöglichkeiten auf dem Gebiet des Tonfilms in großzügiger Weise ausgewertet werden können.

    Wetzlar, den 10. Juni 1929
    Der Vorsitzende des Aufsichtrats der Ernst Leitz Kinowerk G.m.b.H.
                                                            gez. E. Leitz

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