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Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 23/1948 (1. Dez. Heft)
Das Editorial

Nr. 23/1948 - 3. JAHRGANG

Hier einer der wichtigsten Berichte über das Fernsehen aus dem Jahr 1948 von Karl Tetzner

Obwohl an öffentliches Fernsehen bei uns in Deutschkland noch lange nicht zu denken war, haben sich die Experten (vom Hamburger NWDR und der Darmstädter Fernseh GmbH) schon intensiv damit befaßt. Karl Tetzner berichtet :

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Die internationale Fernsehtagung in Zürich - 1.Tag

Es war ein erlesenes Gremium, das sich in der ersten Septemberhälfte in Zürich versammelte, über zweihundert der führenden Fernsehwissenschaftler, Ingenieure sowie Repräsentanten der großen Sendegesellschaften und der Postverwaltungen tagten im Hörsaal 22c der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich und lieferten einen lückenlosen Querschnitt durch die Fernsehtechnik der Welt.

Die Fachvorträge begannen mit einem Referat von T. H. Bridgewater, A. M.I.E.E., dem Chefingenieur vom Television Outside Broadcast der BBC London, über die Erfahrungen seiner Gesellschaft bei Außenübertragungen. Er beschrieb die neue C.P.S.-Aufnahmekamera, deren Empfindlichkeit 50 mal größer als die Emitron- und 10 mal größer als diejenige der Super-Emitronkamera ist.
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Dämmerungsaufnahmen möglich

Die Empfindlichkeit des menschlichen Auges ist nahezu erreicht, so daß selbst Dämmerungsaufnahmen möglich geworden sind. Die BBC hat neue, transportable Aufnahmegeräte entwickelt, die anläßlich der Olympischen Spiele in London eingesetzt wurden, darunter einen fahrbaren Regieraum, dessen Einrichtung Abb. 1 zeigt. Es können die Bilder von drei Außenkameras gemischt werden, das abgehende Bild wird überwacht, und das vorn Sender ausgestrahlte Bild wird zur Kontrolle ebenfalls aufgenommen.

Der zweite Tag

Der zweite Tag war der Aufnahmetechnik gewidmet. Leider konnte der bekannteste französische Fernsehfachmann, R. Barthelemy, nicht persönlich erscheinen. Sein Vortrag wurde verlesen, er befaßte sich mit den großen Schwierigkeiten infolge der Uneinheitlichkeit der Übertragungsnormen *).
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  • *) Frankreich 445 bzw. 819 Zeilen, England 405 Zeilen, Holland 567 Zeilen, USA 525 Zeilen und schließlich Deutschland neuerdings 625 Zeilen.

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Der französische Fernsehfachmann R. Barthelemy

Die Hindernisse für einen heute bereits technisch möglichen Programmaustausch sind daher sehr groß, und Barthelemy behandelte die Möglichkeiten der Konstruktion von Bild- und Zeilenfrequenzwandler (Anmerkung: später hießen die geräte Normenwandler). In diesem Zusammenhang war der Vorschlag seines Landsmannes Y. L. Delbord (Präsident des obersten technischen Fernsehkomitees in Paris) sehr interessant.

Er erläuterte eine Methode des Programmaustausches von Land zu Land, bei der mittels Spezialfilmaufnahmekamera das (stark nachleuchtende) Leuchtschirmbild eines guten und hellen Fernsehempfängers gefilmt wird und der so gewonnene Film in bekannter Weise vom Fernsehsender eines anderen Landes mit der dort üblichen Übertragungsnorm übertragen wird. Er führte einen Probefilm mit dem neuen französischen 819-Zeilen-Bild vor, der von recht beachtlicher Qualität hinsichtlich Deutlichkeit und Bildschärfe war. Allerdings sind einige Ausgleichvorrichtungen erforderlich, da Fernseh- und Filmbild verschiedene Wechselfrequenz haben.

Dr. V. K. Zworykin (RCA New York)

Leider konnte auch Dr. V. K. Zworykin (RCA New York), Amerikas Fernsehfachmann Nr. 1, nicht persönlich erscheinen; sein Vortrag wurde vom Londoner Repräsentanten der RCA, C. G. Mayer, verlesen. Zworykin verteidigte das amerikanische Bild mit 525 Zeilen, das den Ansprüchen des Publikums vollauf genügt, und andererseits durch seine verhältnismäßig geringe Bandbreite die spätere Einführung des Farbfernsehens begünstigen wird.

Bekanntlich besteht dieses Verfahren in der aufeinanderfolgenden Übertragung des Bildes in seinen drei Grundfarben grün, blau, rot, so daß sich eine dreifache Bandbreite gegenüber dem Schwarz/Weiß-Verfahren ergibt. Lichtbilder zeigten den RCA-Farbfernsehempfänger mit drei kleinen Bildröhren für die drei Grundfarben; ein Linsensystem projiziert die drei einfarbigen Bilder gemeinsam auf den Bildschirm, so daß sich das bunte Bild ergibt.

Weiterhin wurden Angaben über die neue, sehr empfindliche Orthicon-Kamera gemacht, von der zwei Ausführungsformen hergestellt werden, die sich durch verschiedene spektrale Empfindlichkeit unterscheiden.

Außerdem wurde der Zweck der Abdeckung des Fluoreszenzschirmes mit extrem dünner Aluminiumfolie erläutert sowie neue Baumuster von sehr kurzen Metall/Glas-Katodenstrahlröhren mit planem Schirm vorgeführt.

Schließlich erfuhr man, daß gegenwärtig 60.000 Fernsehempfänger pro Monat die amerikanischen Fabriken verlassen, und daß die bereits arbeitenden 33 Fernsehsender etwa 40 Millionen Amerikaner erreichen.

Das Gebiet der Fernsehaufnahmeröhren

Das gesamte Gebiet der Fernsehaufnahmeröhren wurde von drei französischen Forschern grundlegend behandelt. A. Ory (Chefingenieur der Television Francaise), P. Tarbes und A. Lallemand berichteten über die neuesten Typen der Eriscope-Kamera, die für Bilder bis 1.000 Bildpunkten pro Zeile eingerichtet sind. Ihre Empfindlichkeit und besonders ihre Tiefenschärfe konnten verbessert werden. Lichtbilder machten mit kleinen Iconoscope-Bildaufnahmeröhren bekannt, die kaum größer als ein Magisches Auge sind und für militärische Zwecke entwickelt wurden.

N. Schaetti (Zürich) und Prof. Borgnis (ETH Zürich)

N. Schaetti (Zürich) berichtete über Versuche der ETH mit einer neuartigen Bildzerlegerröhre für Filmabtastung mit 729 Zeilen. Er beschrieb ihre Strichkatode, die 30mm lang und nur 3/100mm hoch ist. Der Röhre wird ein elektrostatischer Vervielfacher nachgeschaltet, dessen Verstärkungsfaktor 106 beträgt.

Prof. Borgnis (ETH Zürich) behandelte rechnerische Probleme bei der Konstruktion von Konzentrationsspulen für Aufnahme- und Wiedergaberöhren.

Prof. A. Karolus

Am Nachmittag stand der heute in Zürich lebende Prof. A. Karolus am Rednerpult. Er ist in Deutschland vor dem Krieg durch seine in Leipzig und Berlin (Telefunken) entwickelten Verfahren für die Großbildprojektion bekannt geworden. Sein Vortrag befaßte sich mit einem Verfahren für Filmabtastung mittels Katodenstrahlröhre unter Zwischenschaltung des Mechau-Projektors zum Ausgleich der Filmbewegungen. Es wurden die Probleme behandelt, die bei der Konstruktion der erforderlichen Fotozellen auftreten.

Dr. Banfi (Mailand)

Nach ihm sprach Dr. Banfi (Mailand) über das Fernsehsystem in Italien, wie es über Sender in Rom und Mailand bis 1940 nach dem System der Femseh-AG mit 441 Zeilen durchgeführt wurde.

Das Eidophor-Großprojektionsverfahren

Am dritten Tag hielt Dr. Thiemann (ETH Zürich) den ersten Hauptvortrag. Er berichtete über das „Eidophor-Großprojektionsverfahren", das von dem früh verstorbenen Prof. Fischer in Zürich entwickelt wurde.

H. Rinia aus den Laboratorien der Philips-Werke in Eindhoven

Anschließend sprach der Leiter des Naturkundlichen Laboratoriums der Philips-Werke in Eindhoven, H. Rinia, über Arbeiten mit der Schmidt-Optik. Nach seiner Auffassung ist es das einzige System, welches den Aufbau von Heimprojektionsempfängern mit tragbaren Mitteln ermöglicht. Die Korrektionslinse kann heute bereits aus durchsichtiger Preßmasse in Serienfabrikation hergestellt werden (Abb. 2).
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Dr.-Ing. Castellani

Dr.-Ing. Castellani wurde vorzeitig nach Italien zurückberufen, so daß sein Vortrag verlesen werden mußte. Er beschäftigte sich mit dem Plan eines ganz Italien umfassenden Fernsehnetzes, welches Bilder mit 1.200 Zeilen (!) für Großbildprojektion und 600 Zeilen für den Heimempfang vorsieht. Nach seiner Auffassung kann auf diese Weise bei Großprojektion die Qualität eines 35-mm-Normalfilmes, beim Heimempfang diejenige eines 16-mm-Sehmalfilmes erreicht werden.

L. Bedford (Entwicklungsingenieur der Marconi's Wireiess Telegraph Co., London)

Am vierten Tag verglich L. Bedford (Entwicklungsingenieur der Marconi's Wireiess Telegraph Co., London) kritisch die englischen und amerikanischen Übertragungsnormen. Anschließend ergab sich eine Debatte über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modulationsverfahren, an der sich englische, amerikanische, deutsche und holländische Wissenschaftler beteiligten. Die Diskussion endete 1:1; weder die Positiv-, noch die Negativmodulation besitzt anscheinend eindeutige Überlegenheit.

A. G. D. West, M.A., B.Sc., der Direktor der Cinema-Television Ltd., London

A. G. D. West, M.A., B.Sc., der Direktor der Cinema-Television Ltd., London, sprach über den Plan seiner Gesellschaft, bis Anfang 1949 sechs Fernsehtheater in London einzurichten. Er erläuterte die auftretenden Probleme unter Hinweis auf Helligkeitsfragen, die bei der Großprojektion entscheidend sind. Es wurde u. a. die Anordnung der Sitze behandelt, die sich von einem Kino unterscheidet, da im Fernsehtheater scharf bündelnde Rückstrahlbildschirme benutzt werden müssen. Die Säle werden daher nur halb so breit und dafür etwas länger sein müssen, zumal bei einer Bildhöhe von 4 Metern zwischen erster Stuhlreihe und dem Bild etwa 20 Meter ungenutzt liegen müssen.

E. Labin von den Federal Telecommunication La-
boratories (Nutley, N.J.)

E. Labin, der technische Direktor der Federal Telecommunication La-
boratories (Nutley, N.J.), berichtete über die letzten amerikanischen Fortschritte der Breitbandtechnik und beschrieb Verstärker, die Signale mit 750 Megahertz Bandbreite verstärken können.

Dr. Gerber, Sektionschef der Eidgen. PTT

Am letzten Tag berichtete der Sektionschef der Eidgen. PTT, Dr. Gerber, über die großen Erfahrungen der Post Verwaltung mit Mikrowellen - Richtstrahlverbindungen innerhalb der Schweiz. Er wies an Hand gut ausgewählter Lichtbilder und Kartenskizzen nach, daß die Schweiz infolge ihrer zentralen Lage ein Knotenpunkt internationaler Richtstrahlverbindungen in Europa werden kann, sobald der Fernsehprogrammaustausch innerhalb unseres Kontinents angelaufen ist.

Obering. Urtel (Aach im Hegau)

Obering. Urtel (Aach im Hegau) erläuterte als zweiter deutscher Vortragender neuere Schaltungen für Ablenkgeneratoren und schlug dem Haus vor, eine von Dr. Blümchen zuerst entwickelte spezielle Schaltung eines Dynatrongenerators nach diesem zu benennen.

P. Adorian, M. I. E. E. (London)

Aus dem folgenden Vortrag von P. Adorian, M. I. E. E. (London), erfuhr man die Konstruktionseinzelheiten von Fernsehgemeinschaftsanlagen, wie sie in London aufgebaut werden. Da es unmöglich sein wird, Bewohnern großer Häuserblocks Einzelantennen für den Fernsehempfang zuzubilligen, entwickelte die „Central Rediuffision Services Ltd." einige Typen von Vorverstärkern, die Bild- und Tonsignal gemeinsam verstärken und über biegsame, leicht zu verlegende koaxiale Kabel dem Teilnehmer zuleiten.

Die ersten Anlagen dieser Art gaben die bereits demodiulierten, verstärkten Signale auf das Kabelsystem, während die neueren Modelle lediglich die hochverstärkte Zwischenfrequenz weiterleiten. Der vierstufige Vorverstärker erlaubt einen Verstärkungsgewinn um 24db. Auf diesen Verstärker folgt der Verteiler, an den drei Kabelstränge mit je 45 Teilnehmern angeschaltet werden können. Nach Angaben des Vortragenden wurden bisher 15km Innenraumkabel verlegt, und die Nachfrage nach weiteren Anschlüssen ist derart groß, daß die Lieferung des erforderlichen Materials auf Schwierigkeiten stößt. Die letzten Baumuster der Verstärker senden dem Teilnehmer zugleich Kurz-, Mittel und Langwellen vorverstärkt in die Wohnung, so daß er auch keine Rundfunkantenne mehr benötigt.

In der Diskussion berichtete E. Lab in (USA) über ähnliche Anlagen in den Hochhäusern von New York.

Prof. Dr. Schröter (früher Telefunken/Berlin)

Leider war Prof. Dr. Schröter (früher Telefunken/Berlin) nicht aus Frankreich erschienen. Er ist gegenwärtig in den Laboratorien in Gaz (Dep. Seine et Oise) der "Companie pour la Fabrication des Compteurs et Materiel d'Usines" tätig. Sein Vortrag wurde von Prof. Karolus verlesen und beschäftigte sich mit den aktuellen Problemen dar Bildspeicherung bei Bildaufnahme- und Bildwiedergaberöhren. Berechnungen über Wirkungsgradsteigerungen usw. ließen die Wichtigkeit dieses noch nicht voll beherrschten Gebietes erkennen.

Chefingenieur Aubort (schweizer Niederl. Westinghouse Electric Co.)

Über „Stratovision" berichtete Chefingenieur Aubort von der schweizerischen Niederlassung der Westinghouse Electric Co. Es ist bekannt, daß für die Reichweite eines Fernsehsenders neben seiner Leistung vorzugsweise die Aufstellungshöhe seiner Antenne maßgebend ist. Die Errichtung hoher Masten findet schnell seine wirtschaftliche Grenze, so daß man im groben Durchschnitt mit einer sicheren Reichweite von nur 60km pro Sender rechnen kann.

Die Erfassung großer Gebiete des flachen Landes erfordert daher eine beträchtliche Anzahl Sender, zuzüglich der teuren Verbindungsmittel (Koaxialkabel mit Verstärkern oder Mikrowellen- Richtfunk- Verbindungen) von Sender zu Sender.

Die Westinghouse Electric Co. in Pittsburg verfolgt seit 1945 eine neue Richtung, die von C. E. Nobles gewiesen wurde. Die Überlegung, die zur Aufsteilung des neuen Systems führte, ist bestechend einfach: Wwill man die Sendeantenne sehr hoch anbringen, dann verlegt man Bild- und Tonsender nebst Antenne in ein Flugzeug und läßt dieses möglichst langsam über dem Gebiet kreisen, welches man mit Fernsehdarbietungen versorgen will.

Westinghouse hat bis zum Sommer 1948 folgenden Stand der Arbeiten erreicht: in Zusammenarbeit mit der bekannten Flugzeugfirma Glen L. Martin wurden besonders konstruierte, sehr langsam fliegende zweimotorige Flugzeuge mit je vier Fernsehbildsendern und fünf FM-Tonsendern ausgerüstet.

Fernsehen mit dem Flugzeug ausstrahlen

Chefingenieur Aubort erläuterte mir den geplanten Fernsehdienst seiner Gesellschaft. Hiernach werden für jedes Gebiet von etwa 900km Durchmesser vier gleichartig ausgerüstete Flugzeuge bereitgestellt. Zwei von ihnen befinden sich in der Luft, das eine sendet die Programme, das andere fliegt als Reserve in unmittelbarer Nähe und schaltet seine Geräte sofort ein, wenn das erste Flugzeug eine Störung meldet. Die beiden anderen Flugzeuge bilden die Ablösung, so daß täglich etwa 12 ... 14 Stunden Programmdienst durchgeführt werden kann.

Eine vorgelegte Kostenrechnung läßt erkennen, daß sich die Aufwendungen für den flugtechnischen Dienst einschließlich aller Personalunkosten auf etwa US$ 1.000,- pro Stunde belaufen. Will, man den erwähnten Kreis von 900km Durchmesser mit normalen Bodenstationen bestreichen, so muß man etwa 11 Fernsehsender von je 50kW errichten, deren Aufbau einschließlich der Verbindungslinien sowie technischer Betrieb so teuer wird, daß Abschreibungen, Zinsendienst, Personal- und sonstige "Un"-kosten einen Betrag von annähernd $ 13.000,- pro Stunde Sendezeit ausmachen (würden).
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