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aus der FUNK-TECHNIK Nr. 02/1948 (2. Jan. Heft)
Das Editorial

Nr. 02/1948 - 3. JAHRGANG

Ersatzröhren - Das Berliner Verkaufsbüro von TELEfUNKEN antwortet

Da heute der Lieferung von Ersatzröhren eine besondere Bedeutung zukommt, so verstehen wir wohl, daß an uns die Frage gerichtet wird, nach welchem Verkaufssystem unser Berliner Verkaufsbüro arbeitet und an welche Abnehmer Lieferungen von Ersatzröhren erfolgen.

Eine Darstellung des angewandten Verteilungsschlüssels bzw. der grundsätzlichen Verkaufsform möchten wir in der Weise geben, daß wir die hauptsächlichsten der an uns gerichteten Fragen wiederholen und diese ebenso, wie es in der Firmenkorrespondenz geschieht, beantworten.

Frage 1: Welche Firmen werden von Ihnen beliefert ?

Da laut Auflage der Militärregierung für die Erstbestückung der gerätebauenden Fabriken ein hoher Prozentsatz der hergestellten Röhren verwendet wird, ist die Zahl der uns zur Verfügung stehenden Röhren vorläufig noch begrenzt und reicht in ihrer Höhe bei weitem nicht aus, um den bestehenden Bedarf zu decken. Deshalb ist es unmöglich, alle auf dem Radiogebiet tätigen Firmen (deren Zahl wir in Berlin-Brandenburg auf etwa 12-13.000 schätzen) zu beliefern.

Wir haben es unter diesen Umständen als zweckmäßiger erachtet, einem Teil dieser Firmen bzw. Reparaturwerkstätten ein (regelmäßig zur Verfügung stehendes) bestimmtes Kontingent zu sichern, als eine nicht mehr kontrollierbare und im Mißverhältnis zu der verfügbaren Röhrenmenge stehende Zahl von Abnehmern wiederholt und zwangsläufig durch Nichtbelieferung enttäuschen zu müssen.

Wir bemühen uns sicherzustellen, daß die gesamte Röhrenmenge auf die einzelnen Bezirke Berlins und die einzelnen Kreise unseres provinziellen Arbeitsgebietes entsprechend der Bevölkerungsdichte verteilt wird, und wir bedienen uns zu dieser Verteilung, soweit möglich, der vorhandenen Fachgeschäfte mit Reparaturwerkstatt.

Frage 2: Haben Fachgeschäfte den Liefervorzug gegenüber vielseitigereren Unternehmungen, z. B. Warenhäusern, E-Werken, technischen Werkstätten ?

Wir bevorzugen nach Möglichkeit Fachgeschäfte, die sich ausschließlich auf dem Rundfunkgebiet betätigen. Unternehmungen mit weitergehenden Arbeitsgebieten müssen in Anbetracht der Mangellage vorübergehend aus Loyalitätsgründen etwas zurücktreten, da eine Nichtbelieferung solcher Unternehmungen auf dem Radiogebiet für diese nicht unmittelbar existenzgefährdend ist. Ausnahmen von dieser grundsätzlichen, allerdings nur zeitbedingten Einstellung sind durch örtliche Gegebenheiten natürlich möglich.

Frage 3: Ist die Weitergabe von Ersatzröhren an bestimmte Vorschriften gebunden ?

Ersatzröhren sollen zur Zeit ausschließlich für reparaturbedürftige Empfänger Verwendung finden. Wir nahmen von uns aus bisher keinen Einfluß darauf, ob die Weitergabe der Ersatzröhren im Zuge einer direkt ausgeführten Reparatur oder durch Verkauf an den betreffenden Interessenten erfolgt, jedoch ist für Berlin nunmehr in absehbarer Zeit eine Verfügung zu erwarten, welche die Abgabe der Röhren an die Bevölkerung mit dem zur Reparatur gegebenen Empfänger koppelt. Unser Bestreben bleibt darüber hinaus, durch eine weitgehende Auswahl der belieferten Firmen nach Möglichkeit sicherzustellen, daß die Röhren diesem Zweck entsprechend eingesetzt werden.

Frage 4: Erhalten „alte Kunden" einen Liefervorzug gegenüber neugegründeten Geschäften ?

Diese Frage beantwortet sich zum Teil aus dem Vorhergesagten, nämlich daraus, daß wir bestrebt sind, die größtmögliche Sicherheit in Bezug auf die Weiterleitung der Ersatzröhren an den Konsumenten zu gewährleisten. Dies erscheint uns bei Fachleuten, mit denen wir in jahrelangem persönlichen Kontakt stehen, zunächst eher gegeben als bei Neugründungen, deren Geschäftsumfang wir nicht genügend kennen und deren Betätigung noch nicht abschließend beurteilt werden kann. Grundsätzlich gibt es keine Bevorzugung „alter Geschäfte". Bei der Beurteilung von Neugründungen wird von uns u. a. berücksichtigt, daß viele solcher Geschäfte in anderen Gebieten Deutschlands bereits bestanden haben und daß es sich oftmals um ausgezeichnete Techniker handelt, die früher in gebundenen Stellungen tätig waren.

Ein seit kurzem wieder bestellender Außendienst dient übrigens in erster Linie dem Zweck der Auswahl, so daß wir in der Lage sind, durch eigene Anschauung und Erfahrung zu entscheiden, auch Härtefälle zu bereinigen, die im Anfang nicht immer vermeidbar waren. In Berlin besteht übrigens gerade auf diesem Gebiet eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem betreffenden Hauptamt des Magistrats.

Frage 5: Warum gibt es für einzelne Sektoren zuweilen kurzfristige Liefersperren ?

Diese Sperren, die wir zuweilen verhängen müssen, die wir jedoch so kurzfristig wie möglich zu gestalten bemüht sind, ergeben sich aus bestimmten Anweisungen der Militärregierung über das Ausmaß der Belieferung der einzelnen Sektoren. Wir dürfen nach dem Stand der über diese Angelegenheit geführten Besprechungen in Kürze eine andere Lösung erwarten.

Frage 6: Warum vereinfachen Sie das Auslieferungsverfahren nicht durch Einschaltung von Grossisten ?

Diese Frage beantwortet sich durch das vorstehend Gesagte insoweit, als wir eine bestmögliche Verteilung der Röhren so lange selbst verantworten wollen und müssen, bis eine wesentliche Erweiterung der Produktion eine größere Ausstreuung ermöglicht. Trotzdem prüfen wir zur Zeit eine bedingte Heranziehung von Grossisten-Firmen in den entfernter gelegenen Teilen der Provinz, um den dort befindlichen Kunden eine schnellere und weniger zeitraubende Belieferung zu ermöglichen. Eine solche Lösung ist jedoch von einer zur Zeit noch nicht gegebenen Voraussetzung abhängig, die mit der Preisstellung für Rundfunkröhren in Zusammenhang steht.

Frage 7: Warum liefern Sie nicht per Post oder Bahn, gegebenenfalls durch Nachnahme ?

Wir werden zur Wiederaufnahme eines - allerdings beschränkten Versandgeschäftes zurückkehren, sobald die organisatorischen Verhältnisse hierfür gegeben sind und - vor allem - sobald die Beschaffung des fehlenden Verpackungsmaterials möglich ist. Da gerade Rundfunkröhren sehr sorgfältig verpackt werden müssen und derzeit Kartons, Wellpappe und Holzwolle zu den absoluten Mangelwaren gehören, wäre ein Versand heute noch mit zu großen Risiken für den Empfänger verbunden.

Frage 8: Warum noch keine Röhrengarantie ?

Es ist grundsätzlich unsere Absicht, eine Lebensdauer-Garantie, die sich auch im Urteil unserer Kundschaft ausgezeichnet bewährt hatte, so bald wie möglich wieder einzuführen. Neben anderen organisatorischen und fabrikatorischen Überlegungen muß unser Augenmerk in dieser Frage vornehmlich den Spannungsschwankungen in den Stromnetzen gelten. Es ist bekannt, daß die häufig vorkommende Unterspannung sich auf die Lebensdauer der Röhren noch schädlicher auswirkt als eine Überspannung.

Frage 9: Welches zukünftige Liefersystem werden Sie nach Wiedereintritt normaler Verhältnisse bevorzugen ?

Niemand kann heute mit Sicherheit beurteilen, welches Wirtschaftssystem bei Wiedereintritt normaler Produktionsverhältnisse vorherrschen wird. Hiervon ist die gestellte Frage sehr weitgehend, wenn nicht entscheidend abhängig. Unseren eigenen Wünschen und den in über zwei Jahrzehnten gewonnenen Erfahrungen entsprechend, möchten wir unsere früheren Geschäftsgepflogenheiten gern wieder aufnehmen.

Dies bedeutet, daß wir Unternehmungen, die sich nur gelegentlich und nebensächlich mit Rundfunk befassen, den örtlichen Grossisten-Firmen überlassen wollen, während wir unbedingten Wert darauf legen, den persönlichen Kontakt mit den Fachgeschäften weltergehend zu pflegen und auszubauen. Dieser Kontakt ist von beiden Seiten nicht nur aus persönlichen oder firmenmäßig gebundenen Gesichtspunkten erwünscht, sondern für ein Fabrikationsunternehmen, das den Wünschen der Abnehmer gerecht zu werden bestrebt ist, in jeder Form fruchtbar, zweckmäßig, ja notwendig.

Frage 10: Welche Aussichten bestehen für die Zukunft ?

Soweit dies die in dieser kurzen Darstellung im Vordergrund stehende Fertigung von Rundfunkröhren angeht, ist sie naturgemäß abhängig von der Ergänzung der fabrikatorischen Mittel und der steigenden Erzeugung bzw. Einfuhr von Rohmaterial. Zu der reinen Fabrikationsfrage muß berücksichtigt werden, daß das Telefunken-Röhrenwerk im Sommer 1945 vollständig demontiert wurde und daß die Wiedereinrichtung nur unter großen Schwierigkeiten und mit starken zeitlichen Verzögerungen vor sich geht.

Auf der Materialseite ist es vorwiegend das Fehlen von Heizdrahtmaterial Wolfram und Molybdän, das eine Erweiterung der Produktion verhindert. Auch die unzureichenden Zuteilungen von Strom und Gas wirken sich zeitweise im gleichen Sinne aus. Nichtsdestoweniger ist es bis jetzt gelungen, die Produktionszahl laufend zu erhöhen und das ist auch weiterhin unser ernster Vorsatz. Das Ausmaß jeder Steigerung ist naturgemäß auch von Faktoren abhängig, die nicht in unserer Hand liegen.

Nowack / Jan 1948


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