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überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.

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FI-1951 / 2.April-Ausgabe
Rundfunkhörer und Fernseh-Finanzierung

In dem oben genannten Interview erklärte Fritz Saenger auf die Frage, ob von den
heutigen 2,- DM nicht eine grosse Mehrheit eine Entwicklung bezahle, die nur einer kleinen Minderheit zugute käme, folgendes: "Richtig ist, dass eine grosse Mehrheit der Rundfunkhörer eine neue Entwicklung zunächst mit vorfinanziert, an der sie hoffentlich einmal teilnehmen kann, wenn das Fernsehen erst einmal soweit entwickelt ist, dass sich jeder zu einem einigermassen erschwinglichen Preis einen Fernsehapparat kaufen kann. Ich finde, man sollte an den 2 Mark nicht herumdeuteln, sondern man sollte einfach das tun, was man in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten immer getan hat, dass jedermann half oder einfach helfen musste, weil der Staat ihn vielleicht dazu zwang durch seine Steuergesetzgebung, neue Entwicklungen zu fördern. Wir können heute ja keine Gebühren von denen erheben, die einmal Fernsehteilnehmer sein wollen - das will ja jeder von uns hoffentlich."

Das ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Saenger braucht übrigens garnicht so weit in die Jahrhunderte zurückgehen. Hat der Rundfunkhörer nicht ab 1930 den Kurzwellendienst vorfinanziert? Hat er nicht 1935 zum ersten Mal den Fernsehdienst vorfinanziert? Und in allerjüngster Zeit - vor einem Jahr nämlich - die UKW-Programme? Der Hörer finanziert durchaus gern vor, nur muss die Rundfunkgesellschaft auch ihre Verpflichtung empfinden, das Ihre zu tun.

Anmerkung von Gert Redlich : Dieser Auffassung können wir nicht folgen. Der Hörer hat mit seinem Rundfunkbeitrag mitnichten die Spielereien von Visionären wissentlich mitfinanziert. Er mußte die Gebühren per Gesetz entrichten und hatte keinen Einfluß auf deren Verwendung, so wie heute immer noch nicht. Vieles dieser Entwicklung wurde auch vom RPZ (Reichspost-Zentralamt) und den diversen Ministerien finanziert.


Es würde uns ausserordentlich freuen, wenn bei der Fernsehentwicklung das gleiche sehr schnelle Tempo beim technischen Ausbau eingeschlagen würde wie beim UKW-Rundfunk.

Die Sendeseite war damals Schrittmacher und hat von der misstrauischen und widerstrebenden Industrie manchen Vorwurf einstecken müssen; heute ist die Industrie für die sich ergebenden neuen Verdienstmöglichkeiten dankbar. Wir wollen hoffen, dass sich die Sendeseite nicht im Blick auf das Fernsehen beirren lässt, denn ihr Auftraggeber ist nicht die Industrie, sondern die Hörerschaft.

Weitere Anmerkung hierzu : Nach Zeitzeugenbrichten älterer Freunde und Verwandte in 2012 bis 2014 stimmt auch das nicht. Es war eine Wunschvorstellung der begeisterten Technik-Freaks der 1950er Jahre. Der normale Bürger hatte um 1950 noch ganz andere Sorgen und Wünsche. In Frankfurt am Main zum Beispiel gab es 1950 immer noch Lebensmittelkarten !!! (Bild ganz unten auf dieser Seite).

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FI-1951 / 2.April-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Neues vom Bayerischen Rundfunk

Der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks genehmigte in seiner letzten Sitzung die Einnahmenseite des Haushalts-Voranschlages für das Rechnungsjahr 1951/52, die einen Betrag von 36,6 Mi11. DM (2,6 Mill. DM mehr als 1950/51) aufweist. Davon entfallen 36 Mill. auf Hörergebühren, was 1,5 Mill. zahlenden Hörern entspricht.

Der Werbefunk zahlt monatlich 10.000 DM für die Benutzung der Sendezeit. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Dr. Alois Hundhammer, teilte mit, dass zu den ständig steigenden Hörerzahlen nicht nur die Empfangsverbesserung in vielen Teilen Bayerns und der UKW-Rundfunk, sondern besonders auch die sehr erfolgreiche Kontrolle der Rundfunk-Schwarzhörer beigetragen habe.

An Personalkosten seien gegenüber dem Vorjahr 224.000 DM eingespart worden, doch würden die Ausgaben aus der Umstellung auf UKW-Sender auch wesentliche Mehrkosten verursachen, sodass sich der Personalvoranschlag gegenüber dem Vorjahr von 7,3 auf 8,1 Mill. DM erhöhe. Er warnte eindringlich, den Rundfunk "in irgend einer Form Bonn in die Hand zu geben".

Ferner unterstrich Dr. Hundhammer die bereits früher vom Vorsitzenden des Rundfunkrates, Staatssekretär a.D. Dr. Dieter Sattler, abgegebene Erklärung, dass sich der Bayerische Rundfunk in Zukunft auch der Entwicklung des Fernsehens widmen werde. Dr. Hundhammer glaubt, dass eine Zusammenarbeit der europäischen Fernsehsender notwendig ist, "um das Fernsehen in Europa so verbreiten zu können, wie dies in den USA möglich war."

FI-1951 / 2.April-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN - Intendant des Bayerischen Rundfunk für Selbständigkeit der Stationen

Im Rahmen eines Vortrages in München trat der Intendant des bayerischen Rundfunks, Rudolf von Scholz dafür ein, daß die Selbständigkeit der Rundfunkstationen unter allen Umständen gewahrt bleibe. Die schon Ende der 20er Jahre einsetzenden Verstaatlichungstendenzen hätten die Sender entmündigt und damit zum Aufstieg der NSDAP beigetragen. Eine einheitliche Leitung des Rundfunkwesens im Bund sei nicht nur unnötig, sondern unangebracht, weil sie nicht die notwendige Rücksicht auf die Bedürfnisse der einzelnen Kulturkreise nehmen könne.

FI-1951 / 2.April-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN

Auf dem Godesberger Zeitungswissenschaftlichen Kongress haben sich die Universitäts-Vertreter der Bundesrepublik zu einer "Deutschen Gesellschaft
für Publizistik" zusammengeschlossen. Auf der Tagung, an der auch Professoren aus Holland, Belgien, der Schweiz und Schweden teilnahmen, wurde auch die Gründung einer "Internationalen Gesellschaft für Publizistik" beschlossen. Wichtigstes Ergebnis der Tagung war die volle Einigung über Inhalt und Grenzen der Wissenschaft von der Publizistik in Presse, Rundfunk, Film, Fernsehen und Rhetorik, die in der öffentlichen Meinungsbildung zusammengefasst sind.

FI-1951 / 2.April-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Kein Aprilscherz - am 1.April 102.500 Neuzugänge

Die zweite Hörerwerbung des Südwestfunks Baden-Baden, die am 15. April 1951 zu Ende gegangen ist, hatte bereits bei einer Zwischenzählung am 1.April 102.500 Neuzugänge registriert. Dieses Ergebnis hat alle Voraussagen und Kalkulationen bei weitem übertroffen. - Es ist jedoch noch nicht bekannt, ob und in welchem Ausmass der Südwestfunk die dadurch bedingte erhebliche Verbesserung seines finanziellen Status für die Vorbereitung des Fernsehens verwenden wird.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - DEUTSCHLAND
"Weichensteller für das tote Gleis".

Wir bedauern jedoch aufrichtig, dass weniger gute deutsche Sachkenner in
einer angesehenen Tageszeitung Nordrhein-Westfalens folgende Zeilen schreiben konnten: "Die weder volkswirtschaftlich noch massenpsychologisch verantwortbare technische Vorbereitung des Fernsehens, wie sie gegenwärtig durch den an Geldüberfluß erkrankten NWDR geschieht, lenkt die Entwicklung (der Rundfunkprobleme) in eine ganz falsche Richtung. Das Parlament sehe zu, dass den Fernseh-Mutwilligen der Weichenhebel aus der Hand genommen wird, bevor es zu spät ist".

Auch ein zweiter Artikel konnte keine überzeugenden Argumente für diese oberflächliche und durch Sachkenntnis nicht gerade fundierte Pressestimme anführen, die uns "weder volkswirtschaftlich noch massenspyehologisch verantwortbar" scheint. Diese Schreibmutwilligen werden die Weiche nicht mehr umstellen können, dazu ist es zu spät. Das Fernsehen ist vom toten Gleis, auf dem es nach 1945 stand, herunter. Wir wollen hoffen, dass es im gleichen Tempo Fahrt gewinnen wird, wie vor genau einem Jahr der UKW-Rundfunk.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Fernseh-Vorbereitungen in Bayern.

"Fernsehen in Bayern nicht später als in den übrigen Bundesländern."

Der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Rudolf von Scholtz , erklärte in einem Interview, dass seiner Meinung nach der UKW-Funk der Rundfunk der Zukunft sein werde. Auf der Mittelwelle seien die Verhältnisse so unzureichend, und würden es auch in Zukunft bleiben, dass eine volle Befriedigung der Hörer auf dieser Welle in Europa nicht mehr gegeben sein werde. Aus diesen Gründen werde das UKW-Netz in Bayern viel weiter ausgebaut, als dies ursprünglich bei Beginn des Kopenhagener Wellenplanes beabsichtigt war. Nur der UKW-Funk werde künftig dem Hörer eine ganz sichere Versorgung mit dem Landesprogramm geben. Der dichte Ausbau des UKW-Netzes in Bayern erfolge aber auch im Hinblick auf das Fernsehen.

"Es wird technisch möglich sein, die gleichen Stationen auch für die Bildsendung zu verwenden. Es werden nur dann eben zusätzliche Bildsendegeräte notwendig werden. Eine genaue Antwort auf die Frage, wann in Bayern mit einem Fernsehempfang zu rechnen sei, kann ich", so erklärte Herr von Scholz, "nicht geben. Jedenfalls werden wir aber in Bayern nicht später Gelegenheit zum Fernsehen haben, als in den übrigen Bundesländern."

Bayern sei in Deutschland dabei

Er verwies darauf, dass Bayern an der Arbeitsgemeinschaft der westdeutschen Rundfunksender für das Fernsehen beteiligt sei. Im diesjährigen Etat des Bayerischen Rundfunks seien grössere Summen für die Vorbereitungs-, Versuchs- und Forschungsarbeiten des Fernsehfunks ausgeworfen, die zum grössten Teil an das Nürnberger Rundfunktechnische Institut (RTI) gehen.

Dort werden für die Arbeitsgemeinschaft bestimmte Messungen durchgeführt. (Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf den Artikel "Ausbreitungsprobleme beim Fernsehen" von Dipl. Ing. Werner Schlechtweg in der Dezember-Ausgabe der "Fernseh-Informationen"

Intendant von Scholtz sprach sich für eine europäische Fernseh-Arbeitsgemeinschaft aus, "die notwendig wäre, um das Fernsehen in dem Masse ausbauen zu können, wie es in USA der Fall sei. Auch aus finanziellen Gründen wäre diese Frage zu prüfen, denn ein gutes Fernsehprogramm von zwei Stunden erfordere einen erheblichen Aufwand. Andererseits stünden aber noch technische und wohl auch politische Schwierigkeiten einem solchen Plan entgegen."

Betonung : Im Grundsätzlichen eine positive Einstellung

Diese Erklärungen des Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Herrn von Scholtz, stellen im Grundsätzlichen eine positive Einstellung zur Einführung des Fernsehens auch in Bayern dar. Die Schaffung einer europäischen Fernseh-Arbeitsgemeinschaft, vor allem zur Herbeiführung eines europäischen Programmaustausches, ist ein erstrebenswertes Ziel. Dieser europäische Programmaustausch auf einer breiteren Basis wird jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein.

Inzwischen sollten jedoch die deutschen Rundfunkanstalten die praktischen Voraussetzungen für ein deutsches Fernsehprogramm schaffen, das umso lebendiger und vielseitiger werden dürfte, wenn jeder regionale Sender die kulturellen Eigenheiten seines Bereiches für die Fernsehgestaltung aktiviert und seinen speziellen Programmbeitrag leistet. Erst wenn wir Wesentliches zu bieten haben, werden wir in einem europäischen Programmaustausch Wesentliches erhalten. Sonst würde ein europäischer "Programmaustausch" nur Überfremdungstendenzen begünstigen.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Der Aufbau des Fernsehens in West-Berlin.

Interne Versuchssendungen im Fernsehstudio des NWDR. (Von einem Berliner Mitarbeiter.)

Das im Aufbau begriffene Fernsehstudio des Berliner Nebensenders des Nordwestdeutschen Rundfunks veranstaltete probeweise eine Fernseh-Aufnahme und Fernseh-Sendung, wobei der Berliner Senator für Post- und Fernmeldewesen, Dr. Hugo Holthöfer, zugegen war. Das Programm dauerte 1 1/2 Stunden und zeigte die Kabarettisten "Stachelschweine" und ein Tanzpaar aus der Splendid-Bar. Im aktuellen zweiten Teil folgte ein Interview mit einem Vertreter der PAA-Luftfahrtgesellschaft (die übrigens auch kürzlich für eine amerikanische Fernseh-Reportage in Berlin Aufnahmen machte).

Schliesslich stellte sich Senator Dr. Holthöfer selbst vor die Kamera und erklärte, er sei über den Stand der Versuche sehr zufrieden. Die Aufnahmekameras übertrugen die Bilder direkt auf einen im gleichen Studio befindlichen Empfänger. Diese erste Sendung war der Beginn einer Reihe interner Versuchssendungen, die vor allem zur Ausbildung des technischen und künstlerischen Personals gedacht sind. Wie es heißt, arbeiten Siemens und Telefunken gegenwärtig an der Fertigstellung zweier modernster Fernsehsender, von denen der eine für Berlin bestimmt ist und noch diesen Sommer eingerichtet werden soll.

Erste Stadt Europas mit mehreren Fernseh-Sendern.

Der seit zwanzig Jahren an der Fernsehentwicklung beteiligte Dr.-Ing. Schunack äusserte sich über die augenblickliche Fernsehsituation in Berlin. Der Aufbau des Fernsehens in Westberlin sei in aller Stille geschehen. Der NWDR verfüge über eine Studiokamera aus Berliner Fertigung und erwarte einen Filmgeber von der Fernseh-GmbH. in Darmstadt. Der erste drahtlose Fernseh-Rundfunksender für die Versuche im 3m-Band beim NWDR in Hamburg sei von Siemens&Halske in Berlin gebaut worden. Da die Programmkosten sehr hoch wären, sei ein Austausch von Programmen zwischen Westdeutschland und Westberlin erwünscht. Die Deutsche Bundespost beabsichtige einen Übertragungsweg für Fernseh-Programme zwischen Westberlin - Hamburg - übriges Westdeutschland in beiden Richtungen. Die vorbereitenden Arbeiten hierzu seien im Gange. Die über diese Versuchsverbindungen ausgestrahlten Sendungen könne man jedoch nicht als öffentliche Sendungen des Fernsehrundfunks betrachten, da diese von den Rundfunkgesellschaften durchgeführt werden müssten.

Im Ostsektor wurde auch angefangen

Der RIAS habe die Planung für die Einrichtung eines Fernsehstudios mit Sender begonnen. Da im Ostsektor dasselbe vorbereitet werde, würde Berlin die erste Stadt Europas sein, in der mehrere Fernsehsendungen ausgestrahlt werden können. - Die Einrichtungen für den Berliner Fernsehbetrieb könnten in weitem Masse von der Berliner Industrie geliefert werden. Von Bedeutung sei, daß der gesamte Weg von der Fernsehaufnahme bis zum Empfänger von Berliner Firmen bearbeitet werde. Auch auf dem Empfängergebiet seien in Berlin mehrere Firmen tätig, die in enger Verbindung miteinander stünden und von denen jede eigene Modelle entwickele. Allerdings werde bis zur Einführung eines regelmässigen Fernseh-Programm-Betriebes noch einige Zeit vergehen. -H.D.W.-

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - WIR SAHEN UND HÖRTEN
Neues Rundfunkgesetz

Der Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Presse, Film und Funk Dr. Rudolf Vogel teilte uns mit, dass durch das kommende, gegenwärtig noch im Stadium der Vorberatung befindliche Rundfunkgesetz auch das sich jetzt in Deutschland entwickelnde Fernsehen eine gesetzliche Regelung erfahren werde.

Gegenwärtig sei man sich jedoch noch in keiner Weise über Form und Inhalt einer solchen Fernseh-Gesetzgebung im Klaren. - Die gesetzgebenden Körperschaften sollten, sobald sie sich mit diesem schwierigen und bedeutungsvollen Problem befassen, nach unserer Auffassung, auch ein Gremium von wirklichen Fernseh-Sachverständigen zu Rate ziehen.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - WIR SAHEN UND HÖRTEN
Dortmunder Westfalen-Halle bekommt Kamera Plattformen

Die neu erbaute Dortmunder Westfalen-Halle erhält zurzeit einen modernen Fernseh-Regieraum und zwei fahrstuhlartige Plattformen in der Kuppel, von denen die Fernsehkameras dicht herunter auf den Boxring oder auf die Radrennbahn "schiessen" können. Die Dortmunder Westfalen-Halle wird damit zur Geburtsstätte der grossen Sportübertragungen für das Fernsehen in Westdeutschland. Die Unternehmer dieses Stadions, die sich mit Fernseh-Ingenieuren in Verbindung setzten, um mit ihnen bereits beim Bau der grossen Sporthalle die technischen Voraussetzungen für Fernsehübertragungen von Sportereignissen zu schaffen, haben damit eine Weitsicht bewiesen, von der wir hoffen, dass sie auch in anderen, ähnlichen Fällen zur Nachahmung anregt.

FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - WIR SAHEN UND HÖRTEN
Der Hessische Rundfunk möchte Übertragungswagen

Der Hessische Rundfunk hat sich nunmehr entschlossen, die Beträge für die Errichtung eines Fernsehsenders auf dem Feldberg in seinen Etat einzubauen. Er soll nach Fertigstellung der Relaisanschlusstrecke Hamburg - Köln/Langenberg -Frankfurt in Betrieb genommen werden. Der Hessische Rundfunk beabsichtigt auch die Anschaffung eines Übertragungswagens, von Kameras, und die Einrichtung eines Studios, sodass regionale Programme übertragen und geeignete Fernsehprogramm-Beiträge über die umschaltbare Relaisstrecke auch nach Hamburg geleitet werden können.

Auf diese Weise würde Frankfurt einen entsprechenden Einfluss auf die Programmgestaltung des westdeutschen Fernsehfunks erhalten.

FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND - Die Vorbereitungen für die Einführung des Fernsehens in Bayern.

Ein zaghafter Anfang, aber immerhin ein Beginn - München, Anfang Juni 1951

Nachdem im Haushaltsjahr 1950/51 die seitens der technischen Direktion beantragten Mittel für die Vorbereitungen zur Einführung des Fernsehens beim Bayerischen Rundfunk vom "alten" Rundfunkrat gestrichen worden waren - wodurch Bayern in den Ruf der Rückständigkeit auf dem Fernsehgebiet gelangte, mussten auch die vorgesehenen Planungsarbeiten im vergangenen Haushaltsjahr unterbleiben. Der Antrag auf Zuweisung dieser Mittel wurde nun im Haushaltsjahr 1951/52 wiederholt. Der "neue" Rundfunkrat hat jetzt bei der Verabschiedung des Etats für 1951 für diese Planungsarbeiten den Betrag von 300.000 DM bewilligt. Im Hinblick darauf, dass auf den ordentlichen Haushalt des Bayerischen Rundfunks in Einnahmen und Ausgaben fast 36,5 Millionen DM und auf den ausserordentlichen Etat 7,5 Mill.DM entfallen, eine winzige Summe!

0,7% des bayerischen Etats - ein Schildbürgerstreich ?

Bei einem Gesamtetat von 44 Mill.DM werden vorerst also knapp 0,7% des Etats in München für die Vorbereitung des Fernsehens bereitgestellt. Diese Mittel sollen dazu dienen, um nebst der Durchführung der Planungsarbeiten eine erste Studio-Ausrüstung für den Fernseh-Versuchsbetrieb, wie Bildkameras, Filmabtaster, Synchrongenerator, Misch- und Kontrollgeräte sowie die Einrichtung kleiner Studioräume in Auftrag zu geben. Offenbar ist vorerst die Einrichtung eines "Blindstudios" beabsichtigt. Dazu müssen wir heute schon erklären, dass der bewilligte Betrag von 300.000 DM für diesen Zweck nicht ausreichend ist. Ganz abgesehen davon, dass für die erwähnte erste Studio-Ausrüstung noch einige wesentliche technische Bestandteile in der Zusammenstellung des Bayerischen Rundfunks fehlen, kostet nach den heutigen Marktpreisen eine halbwegs komplette technische Einrichtung eines Blindstudios rd. 360.000 DM. Dabei sind Aufwendungen für das technische Personal noch nicht einbegriffen. Auch von der Einrichtung allzu kleiner Studioräume sollte, nach den Erfahrungen, die man beim NWDR gemacht hat, schon am Anfang abgesehen werden.

Nur nicht von den Nordeutschten lernen

Das kleine Studio des NWDF hat immer wieder zu grossen Unzuträglichkeiten, Pannen, starker Nervosität und geradezu zu einem Raubbau an der Arbeitskraft der Mitwirkenden geführt. Welcher Aufwand für die eigentlichen "Planungsarbeiten" erforderlich ist, wird sich erst übersehen lassen, wenn zu erkennen ist, was in diesem Zusammenhang unter "Planungsarbeit" verstanden wird.

Noch wird alles etwas "vor sich her" geschoben

Anfang des Jahres 1952 soll im Vorgriff auf die Mittel des nächsten Haushaltsjahres der erforderliche Bildsender mit kombiniertem Tonsender in Auftrag gegeben werden, sodass frühestens in der zweiten Hälfte 1952 mit einem Fernsehbetrieb in kleinerem Rahmen in München begonnen werden könnte.

Gleichzeitig damit sollen schon jetzt im Rahmen des Rundfunktechnischen Instituts in Nürnberg Fragen der allgemeinen Fernsehordnung, der Kanalaufteilung geklärt, der Entwurf eines europäischen Netzplanes hergestellt und das Studium der Ausbreitungsbedingungen betrieben werden. (Da diese Aufgaben dem RTI in Nürnberg von der westdeutschen Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten gestellt worden sind, ist wohl anzunehmen, dass die dafür erforderlichen Mittel dem RTI von der Gesamtheit der westdeutschen Rundfunkanstalten zur Verfügung gestellt werden.)

Es wird angenommen, dass bis zum Ende des Jahres 1952 auch die Verbindungsleitungen zur Übernahme von Fernsehprogrammen aus den Bereichen anderer westdeutscher Rundfunkanstalten fertiggestellt sind, sodass dann auch eine grössere Programmauswahl und damit eine grössere Wirtschaftlichkeit hinsichtlich der Programmkosten für den Bayerischen Rundfunk gegeben ist.

Bayern wird eben etwas hinterherhinken

Während Nord- und Westdeutschland sowie Berlin bereits im Frühjahr 1952 ein reguläres Fernsehprogramm senden und empfangen können, wird Bayern nach dem gegenwärtigen Stand und Tempo der Vorbereitungen aller Voraussicht nach über einen Fernseh-Versuchsbetrieb im Jahr 1952 kaum hinausgelangen, da die erforderliche Vorbereitungszeit für einen gut funktionierenden Fernsehbetrieb leicht unterschätzt wird. Daß Bayern hier so erheblich nachhinkt, ist in erster Linie die Schuld des "alten" Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks, der im vergangenen Jahr noch die Bedeutung des Fernsehens und die Unaufhaltsamkeit seiner Entwicklung völlig verkannte, und der sich wohl auch kaum die Mühe gemacht hat, sich mit den an den Rundfunk herangetragenen Fernsehproblemen zu befassen.

Wir hoffen nun, dass die gegenwärtig mit der Vorbereitung des Fernsehens befassten Stellen des Bayerischen Rundfunks die unausweichliche Aufgabe tatkräftig in Angriff nehmen, und dass der "neue" Rundfunkrat ein zunehmendes Verständnis für die Erfordernisse der Fernsehentwicklung aufbringt.

FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND
"Geheimnisvolles** Fernsehen am Niederrhein.

Die Fernseh-Empfangsversuche der Philips-Werke. - "Husarenstreich" eines anderen Unternehmens der deutschen Rundfunkindustrie.

Findigkeit ersparte eigenen Versuchssender. - Krefeld, Anfang Juni

In der Mai-Ausgabe der "Fernseh-Informationen" berichteten wir bereits über interessante Fernseh-Experimente bei Philips. Da über die seit einiger Zeit durchgeführten Versuche der Philips-Werke, die Fernsehsendungen von Eindhoven im Krefelder Gebiet zu empfangen, noch strenges Stillschweigen seitens der Philips-Werke geübt wird, sind wir auf private Informationen aus Krefeld angewiesen. Diese Informationen sind immerhin so interessant, und in gewisser Beziehung auch amüsant, dass wir sie unseren Lesern nicht vorenthalten wollen, zumal sie aufzeigen, wie unter günstig gelagerten Verhältnissen findige Leute der Rundfunkindustrie, unter Einsparung eines kostspieligen Fernseh-Versuchssenders, sich die Versuchsarbeiten der Konkurrenz zunutze zu machen verstehen.

Die Ingenieure von Philips "wohnen" im Hotel

Seit den ersten Empfangsversuchen der Philips-Werke im Hotel "Haus Schucht" in Krefeld, dessen Personal sich schriftlich zu absolutem Stillschweigen verpflichten musste, ist es in Krefeld um Pernsehempfangsversuche nicht mehr still geworden.

Zunächst wiederholten die Philips-Ingenieure ihre anfänglich unbefriedigenden Tests mit weitaus besserem Erfolg. Der ursprüngliche Plan, sich mit dem Empfangsgerät neben dem Philips-Werkneubau in Linn auf dem Turm der alten Wasserburg einzunisten, wurde allerdings abgeschrieben, warscheinlich deshalb, um Empfangsbedingungen zu haben, wie sie einer künftigen Praxis entsprechen.

Ein Versuchslabor in einem halb verfallenen Mühlenturm

Unter solchen realistischen Bedingungen versuchte auch eine bekannte deutsche Firma der Rundfunkindustrie Fernsehversuche durchzuführen, und zwar zunächst in Düsseldorf. Es erwies sich jedoch sehr bald, dass bei der grossen Entfernung Eindhoven-Düsseldorf im Häusermeer der Landeshauptstadt nicht mit befriedigenden Ergebnissen zu rechnen war. So begab sich denn die Firma auf die Suche und entdeckte unweit der holländischen Grenze einen alten, halb verfallenen Mühlenturm, in den sie sich ganz unauffällig ein Versuchslabor einrichtete. Seit über l0 Wochen werden nun in der alten Hinsbecker Mühle Empfangsversuche unternommen, wobei das abendliche Fernsehprogramm des Senders Eindhoven als Versuchsobjekt diente.

Nach dem Vernehmen von Augenzeugen der meist zweimal wöchentlich stattfindenden Versuche sind die Sendungen gut zu empfangen und ergeben störungsfreie, unverzerrte Bilder. Angesichts der Tatsache, dass die Mühle auf einem kleinen Hügel steht und die Entfernung vom Sender zum Empfänger nur rund 50 Kilometer beträgt, ist ein einwandfreier Empfang nach dem heutigen Stand der Technik auch durchaus möglich.

Fortführung unter weniger guten Bedingungen

Es ist anzunehmen, dass die Versuche demnächst unter schwierigeren Bedingungen fortgesetzt werden. Dabei wird man wahrscheinlich sowohl die Aufnahmeentfernung vergrössern, als auch die Antennenverhältnisse verschlechtern.

Auch mit einer Fortsetzung der Krefelder Versuche der Philips-Werke ist sicher zu rechnen. Es wird nun auch die Frage der Erbauung einer Relaisstation für eine vorläufige Programmversorgung des niederrheinischen Gebietes zwischen Aachen und Kleve aktuell. Theoretisch wäre eine Ausbreitung des Fernsehempfangs in diesem Gebiet auch ohne deutsche Fernsehsender möglich, da nach dem Ergebnis der Empfangsversuche der holländische Sender Eindhoven schon jetzt fast auf dem gesamten linken Rheinufer unterhalb Neuss zu empfangen ist.

FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Start des Fernsehens voraussichtlich im Mai 1952

Die Bundespost wird ihre gegenwärtig im Bau befindlichen Fernsehübertragungswege in Nord- und Westdeutschland sowie nach Berlin im Laufe dieses Jahres soweit gefördert haben, dass im Frühjahr des nächsten Jahres die Fernsehlinien Hamburg - Köln - Frankfurt am Main und nach Berlin eröffnet werden können. Bis zu diesem Zeitpunkt werden auch die vom NWDR in Auftrag gegebenen neuen Sender fertiggestellt und montiert sein. Im kommenden Frühjahr wird die Fernsehindustrie der Bundesrepublik eine vergrösserte Serienproduktion von Fernsehempfängern aufnehmen und an den Markt bringen. Im Frühjahr 1952 wird auch der NWDR seine Versuchssendungen im wesentlichen beendet haben und ein allgemeines Fernsehprogramm ausstrahlen.

Der allgemeine Start des Fernsehens in Nord- und Westdeutschland sowie in Berlin wird voraussichtlich im Mai 1952 erfolgen. Süd- und Südwestdeutschland werden infolge der "zaghaften" Fernsehpolitik der dafür zuständigen Instanzen erst erheblich später an das deutsche Fernsehnetz angeschlossen werden können.

FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Über die Unabhängigkeit von Rundfunk und Fernsehen.

Fernseh-Entwicklung im Spiegel der Rundfunk-Industrie. - Von Dr. Hensel, Leiter der Pressestelle der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Rundfunkwirtschaft.

Auf Anregung der bayerischen Rundfunkwirtschaft und unter Förderung des bayerischen Wirtschaftsministeriums veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Rundfunkwirtschaft in München eine Pressekonferenz, in der Dr.Hensel und Direktor Albert Stiegler (2.Vorsitzender des Verbandes der bayerischen Elektroindustrie) zu den gegenwärtig besonders interessierenden Problemen der Rundfunkwirtschaft und der Fernseh-Entwicklung Stellung nahmen. Nachstehend bringen wir einen Auszug aus den Ausführungen Dr.Hensel1s, soweit sie die Fernsehprobleme berühren :

Erfahrung aus Amerika

Wir haben bei der Einführung des Fernsehens in den Vereinigten Staaten beobachten können, daß allein durch die Tatsache, daß Fernsehgeräte greifbar und anwendbar wurden, der Verkauf von Rundfunkgeräten über einen längeren Zeitraum hinweg etwa auf die Hälfte der gewohnten Höhe absank. Erst nachdem das Fernsehgerät in grösseren Mengen im Publikum zur praktischen Anwendung kam, erkannte man, daß das Fernsehgerät keinesfalls eine Fortentwicklung des Rundfunkgerätes ist, das dieses ersetzt und verdrängt, sondern daß es eine technische Neuerung ist, deren praktische Anwendung zusätzliche, neue, den üblichen Rundfunkempfang nicht beeinflussende Zwecke erfüllt.

Der Fernsehempfänger wird uns eines Tages, wenn die sehr komplizierte Technik der Fernseh-Sendungen gelöst sein wird, das lebende Bild ins Heim bringen, dessen Erleben uns bis dahin nur ausserhalb des Hauses möglich gewesen ist.

Wenig Radio- Fernseh- Kombinationen

Der Fernsehempfänger wird in der Regel nicht mit einem Rundfunkteil kombiniert sein, weil dieses eine unerwünschte weitere Erhöhung des ohnehin zwangsläufig sehr hohen Preises des Fernsehgerätes, das etwa den 3-4fachen Materialaufwand eines Rundfunkgerätes hat, mit sich bringen würde. Auch werden sicherlich die ersten 100.000 Käufer eines Fernsehgerätes bereits im Besitz eines prächtigen Rundfunkempfängers sein.

Eine Philosophische Betrachtung der Nutzung

Aber auch unabhängig davon würde die Kombinierung des auf Ultrakurzwelle arbeitenden Fernsehempfängers mit einem Lang-, Mittel- und Kurzwellenteil für Rundfunkempfang in der Handhabung störend wirken, weil ein gleichzeitiger Genuss beider Eigenschaften ohnehin unmöglich wäre. Während der eine Teil der Familie vielleicht der erregenden Darstellung eines Dramas oder Märchenspiels am Fernsehgerät folgen würde, wird der andere Teil dem Rundfunkempfang mit seinen weltweiten Möglichkeiten lauschen wollen, gleichgültig ob es der sachliche Nachrichtenhörer, der begeisterte Äthersportler oder der andächtige musikalische Kunstfreund ist. Und auch in letzter Stunde des Tages wird so mancher gewohnheitsgemäss seinen Rundfunkempfänger aus dem Wohnzimmer auf den Nachttisch stellen, um den manchmal schwierigen Übergang vom pulsierenden Wachsein zum krafterneuernden Schlaf zu erleichtern.

Das Fernsehen ersetzt nicht den Rundfunk

Man könnte noch viele weitere Gründe dafür anführen, daß der Rundfunkempfang unersetzbar und "ewig" bleiben wird, ohne die Möglichkeiten der Freude, die uns das Fernsehgerät in seinen verhältnismässig kurzen Sendezeiten nach Eintreten der Dunkelheit bieten wird, zu verleugnen. Die genannten Gründe genügen, um die Unabhängigkeit von Rundfunk und Fernsehen verständlich zu machen. Diese Unabhängigkeit, die sich in den Ländern, in denen das Fernsehen sich bereits durchgesetzt hat, in der Praxis sehr bald gezeigt hat.

Wir erwähnen diese Zusammenhänge deswegen, weil wir verhindern wollen, daß sich auch bei uns in Deutschland falsche Vorstellungen breit machen, weil diese falschen Vorstellungen wirtschaftliche Auswirkungen haben und Erschütterungen herbeiführen können, die volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Es gilt also eine rechtzeitige Aufklärung des breiten Publikums durchzuführen, mit der sowohl jedem Einzelnen, an diesem Thema interessierten, als auch zahlreichen in diesem Geschäftszweig Beschäftigten gedient ist. Es ist sinnlos, mit dem Kauf von Rundfunkgeräten zurückzuhalten, weil man glaubt, das Fernsehen ersetze den Rundfunk.

Anmerkung der "Fernseh-Informationen":

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  • Die gegenwärtige Absatzflaute in der Rundfunkgeräte-Industrie, die über das saisonübliche Ausmass hinausgeht, veranlasst begreiflicherweise die Rundfunkindustrie, nach den Ursachen zu forschen. Nach einer im Augenblick besonders beliebten Theorie sollen die Erwartungen breiterer Käuferschichten hinsichtlich des kommenden Fernsehens wesentlich zur Zurückhaltung beim Kauf neuer Rundfunkgeräte beitragen. Die Rundfunkindustrie startet nun eine Kampagne zur Aufklärung des Publikums, in der hervorgehoben wird, daß der übliche Rundfunkempfang seinen "Ewigkeitswert", unabhängig vom kommenden Fernsehen behalten und, daß das Fernsehen den Rundfunk nicht verdrängen werde, daß ein Fernsehgerät auf lange Sicht ein Rundfunkgerät nicht ersetzen könne, daß das Fernsehen bei uns ja erst noch im Versuchsstadium sei, und daß auch der Fernsehempfang erheblich kostspieliger sein werde, als der Rundfunkempfang. Um dieses Aufklärungsziel zu verwirklichen, werden nun Pressekonferenzen veranstaltet, Broschüren gedruckt und, wie wir hören, auch zwei Aufklärungsfilme "Rundfunk und Fernsehen" gedreht. Es wird hier der Versuch einer psychologischen Marktlenkung sichtbar, deren Erfolg abzuwarten bleibt.

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  • Wir unterstreichen die Richtigkeit dieser "Aufklärungsthesen" im wesentlichen, sind jedoch der Ansicht, daß die augenblickliche, so besonders in den Vordergrund gestellte Theorie, daß breitere Käuferschichten vom Kauf eines neuen Rundfunkgerätes im Hinblick auf das kommende Fernsehen Abstand nehmen, übertriebene Bedeutung beigelegt wird, und daß sie am Kern der Dinge vorbeigeht. Die Konjunkturflaute in der Rundfunkgeräte-Industrie hat tiefere Ursachen, die wir in der Mai-Ausgabe der "Fernseh-Informationen" bereits gestreift haben. Es besteht die Gefahr, daß mit einem aus allzu bequemer Konjunkturbetrachtung aufkommenden Schlagwort: "Fernsehen drosselt Rundfunkgeräteabsatz" leicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und damit einer nicht zu unterschätzenden Konjunkturreserve, wie sie die Fernsehgeräteherstellung für die Rundfunkindustrie bedeuten dürfte, empfindlich geschadet werden kann. Die diesbezüglichen Stellungnahmen auf der Münchener Pressekonferenz zeigten eine erfreulich vorsichtige Formulierung. Es wäre im Interesse der Fernsehentwicklung zu wünschen, daß diese Linie auch bei den weiteren "Aufklärungsaktionent" beibehalten wird.
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FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Programmdirektor des NWDR in den USA

Der Programmdirektor des NWDR, Dr. Werner Pleister ist zu einem längeren Aufenthalt nach den USA abgereist, um als einer der deutschen Vertreter an einer Tagung der Caux-Bewegung in den USA teilzunehmen. Er wird auch Gelegenheit nehmen, eine Reihe von Fernsehstationen in USA zu besichtigen. Vom NWDR befindet sich auch der technische Direktor, Dr. Werner Nestel, in den USA. Das Mitglied des Verwaltungsrates Dr. Rudolf Küstermeier ist von einer mehrmonatigen Studienreise aus Amerika zurückgekehrt und arbeitet zur Zeit einen grösseren Bericht über den Stand des Fernsehens aus.

Der Vorsitzende des deutschen Fernsehausschusses, Intendant Beckmann, Frankfurt, wird sich Ende Juni nach USA begeben. Intendant Rudolf von Scholz, vom Bayerischen Rundfunk, der ebenfalls an der Tagung der Caux-Bewegung teilnimmt, befindet sich gegenwärtig bereits in den Vereinigten Staaten.

FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Der kommende grosse Fernseh-Wettbewerb in Berlin

Echte Fernseh-Begeisterung liefert ein Beispiel ...... - unserem Mitarbeiter Wgf.-Berlin, Mitte Juni 1951

Im Bundfunkhaus des NWDR Berlin ist im Erdgeschoss ein schöner, getäfelter Saal, der meist für musikalische Sendungen benutzt wird. Dreimal in der Woche wird er neuerdings "zweckentfremdet" gebraucht: für Fernsehversuche nämlich. Dann wird eine Kamera - die einzige über die verfügt werden kann - hereingerollt, fünf grosse Seheinwerfer folgen, zwei Empfänger und eine Reihe von Requisiten, die entweder aus den einzelnen Büros entliehen oder aus Privatwohnungen mitgebracht werden.

In Berlin gibt es sogar einen Mikrofongalgen

Aus einer Ecke wird ein Mikrofongalgen herangefahren (noch nicht einmal der NWDF - Hamburg hat ein solches Instrument!); Stuhlreihen werden vor die Empfänger gestellt, die Empfänger selbst mit einer kleinen spanischen Wand umgeben. Gegen 15 Uhr leuchten die Scheinwerfer und Lichtbrücken an der Decke auf, und der Raum, der immerhin 125qm gross ist (also um 50qm mehr als das Studio des NWDF-Hamburg) füllt sich mit Menschen.

In einer Ecke setzen sich die Ingenieure vor ihre Apparate, bis zu 100 Zuschauer finden sich ein - der Senderaum ist Fernsehstudio, Fernsehstube und Regiezentrale gleichzeitig. Es fehlt nur der Sender, der die kleine Programmfolge ausstrahlt; er wird kommen. Bis dahin wird im Kurzschlussverfahren gearbeitet, und das genügt zunächst, um Erfahrungen aller Art zu sammeln.

Intensive Vorbereitung - noch ohne Sender

Was hier von einer kleinen, begeisterten Gruppe von Rundfunkleuten in Berlin geleistet wird, kann allen und überall als Beispiel dienen. Oberingenieur Blaesser und seine Mitarbeiter erproben die technischen Apparaturen. Unter Heinz Riecks Führung (er ist Leiter der aktuellen Abteilung des NWDR Berlin und hat früher schon als Fernsehberichter gearbeitet) bereiten die "Berichter" Murero - gleichfalls ein alter Fernsehmitarbeiter -, Brockmann und Piecho ihre Reportagen vor.

Fünf verschiedenfarbige Hintergrundstücke und ein Flügel stehen zur Verfügung. Das Spiel kann beginnen. Es dient allein dazu, die nötige Praxis und Sicherheit zu gewinnen, wenn es einmal heisst, morgen soll gesendet werden. Und dies Morgen kann sehr bald kommen.

Es scheint unvergleichlich primitiv

Natürlich erscheint auf den ersten Blick, zumal wenn man von anderen Sendungen verwöhnt ist, alles primitiv. In keinem Augenblick entsteht jedoch der Eindruck, dass diese Versuche verspielt sind.

Man merkt z.B. sofort, dass die Beleuchtung offenbar sorgsam erprobt worden ist; wir haben kaum eine Szene gesehen, die unzureichend ausgeleuchtet war. Wenn sich, da Sendung und Empfang im gleichen Raum stattfinden, die Tonwiedergabe nicht einwandfrei kontrollieren lässt, so kann doch beobachtet werden, dass der Mikrofongalgen sehr überlegt geführt wird. Am schwersten hat es zweifellos der Kameramann. Er sieht den Bildausschnitt nicht durch einen in der Kamera angebrachten Sucher, sondern in einem auf der Kamera angebrachten Rahmen. Die Kamera ist zwar ortsfest, wird jedoch in den Schwenkungen recht beweglich gehandhabt; ausserdem trägt sie noch eine Einrichtung, um Diapositive zu senden.

Was ist bisher gesendet worden?

Bemerkenswert ist die Sicherheit der Mitwirkenden. Die gewandte, sympathische und sehr persönlich sprechende Magda Wengiel ist eine gute Ansagerin, für die nicht leicht eine Konkurrentin zu finden sein wird.

Ihre einführenden Worte haben nichts Eingelerntes an sich, sie bewegt sich natürlich und locker und ist von einer schönen Selbstverständlichkeit. Das gilt ebenso für die drei genannten Berichter, die in ihren Gesprächen und Fragen keine unechte Note haben, nichts "spielen", einfallsreich und ausserordentlich geschickt sind. Sie finden sofort einen Kontakt zu ihrem Partner vor der Kamera und vor dem Empfänger, sind witzig und haben ein ausgesprochenes Gefühl für die aktuelle Note (und das heisst in Berlin meist: für das Politische).

Heinz Rieck leitet sie sorgsam und mit leichter Hand; es findet ein ständiger Austausch von Anregungen und Vorschlägen statt, und - das ist wichtig - ein schnelles Anpassen an jede Situation.

bereits Interviews mit Prominenten geübt

Zum Beispiel ein Interview mit dem Senator Holthöfer, Demonstrationen von Flugzeugmodellen, Florettfechten und Boxen, Erläuterungen zur Wetterkarte, eine Schau von Erzeugnissen der Porzellanmanufaktur, eine kleine Modenschau, Demonstrationen von Segelflugzeugmodellen, ein neues Gerät für Schwerhörige, die Kabarettisten "Die Stachelschweine" usw.

Unter den jüngsten Gästen waren auch Mitglieder des Bundestagsausschusses für Presse, Rundfunk und Film, die von den Versuchssendungen durchaus beeindruckt waren.

Immer noch kein Etat vorhanden

Dreimal in der Woche wird dieser Senderaum auf- und wieder abgebaut; das Studio steht nur von 15 bis 18 Uhr zur Verfügung. Ein Etat für die Versuche ist nicht vorhanden, alles muss kostenlos beschafft werden, alle müssen ohne Honorar mitwirken.

Und sie tun es! Es ist dabei gleichgültig, dass zwischen den einzelnen Programmnummern kleine Pausen von einer halben Minute eintreten, dass mit einer einzigen Kamera keine fesselnden Überblendungen vorgenommen werden können und dass vorläufig mit dieser einfachen Ausrüstung an kleine Spielszenen noch nicht zu denken ist.

Jetzt ist Handlungsbedarf angesagt

Der NWDR muss hier die notwendigen Mittel freimachen, es darf unseres Erachtens kein Pfennig in den Kulturfonds fliessen, ehe nicht die Voraussetzungen für die Fernseharbeit in Berlin geschaffen worden sind.

In den Kulturfonds dürfen statutengemäss nur Überschüsse geleitet werden; wo sind Überschüsse, wenn für Berlin kein Etat vorhanden ist? Die Hansestadt Hamburg hat - dankenswert und als einziges Land in der britischen Zone - gerade jetzt über die vom NWDR empfangenen Gelder abgerechnet, sie hat 380.000 DM empfangen. Das ist genau, aber auch ganz genau die Summe, die für den Fernsehbetrieb in Berlin gebraucht würde, damit er auf der Industrieausstellung im Oktober einigermassen gerüstet gegen englische, französische und amerikanische Fernsehdemonstrationen antreten und sich bewähren kann. Hier ist eine Anregung für die Finanzierung: Die NWDR-Bürgsohaft für den Film "Liebe 47" läuft im Oktober ab und braucht nicht ausbezahlt zu werden. Sie beträgt 500.000 DM. Wenn der NWDR schon für Filme, also wahrlich rundfunkfremde Zwecke Bürgschaften übernehmen kann, dann besteht erst recht ein Anlass, diese Summe für Fernsehzwecke auszuwerfen!

Fernseharbeit mit grösster Konkurrenz

Berlin ist eine Stadt, in der schon bald jede Fernseharbeit unter grösster Konkurrenz vorgenommen werden wird. Es ist bekannt, dass im Sowjetsektor grosse Summen investiert sind und noch werden. Es verlautet, dass auch RIAS eventuell erhebliche Mittel für Fernsehen im neuen Etatsjahr, das am l.Juli beginnt, bereitstellen will.

Wir glauben, dass in der praktischen Arbeit der NWDR-Berlin (übrigens auf der Sendeseite auch die Berliner Post) am weitesten fortgeschritten ist. Es hiesse, die Zeichen der Entwicklung verkennen und es wäre unseres Erachtens nicht zu vertreten, wenn Berlin, das eine Fernsehtradition zu bewahren hat, nicht die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt würden.

Die bisherige Arbeit hat jede Anerkennung verdient, ebenso die Mitwirkenden; sie packten zu, um gerüstet zu sein, wenn es von ihnen gefordert wird.

FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - DEUTSCHLAND
London bringt erste Fernsehreportage aus Westdeutschland

Am 22. Juni brachte der Fernsehdienst der BBC eine Sendung mit dem Titel "Inside Western Germany" (Reportage aus Westdeutschland). Diese Sendung ist das Ergebnis einer Rundreise, die der Londoner Fernsehregisseur W. Parquharson Small im Auftrag der BBC in Begleitung eines Fernsehfilm-photographen unternommen hat. Als Ausgangspunkt für seine über 6.000km lange Reise wählte Small Düsseldorf und besuchte von dort aus ganz Westdeutschland.

Seine Aufnahmen zeigen u.a. die Grossindustrie des Ruhrgebiets, den Bergbau, die Stahlindustrie und den Binnenschiffahrtsverkehr, sowie das Leben der westfälischen Bauern und die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Industriegebiet in der Nähe von Frankfurt am Main.

Ausserdem besuchte Small Nordbayern sowie ein Kirchenfest in einem bayerischen Dorf. Anschliessend folgte ein Besuch in einem der beiden Aufnahmelager für politische Flüchtlinge aus dem Osten, der eines der wichtigsten Probleme im Gebiet der deutschen Bundesrepublik veranschaulicht.

Abgesehen von einer eingehenden Übersicht über das tägliche Leben der Bevölkerung in Haus und Hof, auf den Märkten, in den Geschäften und Fabriken, brachte die Sendung auch Interviews mit führenden Persönlichkeiten des politischen Lebens, Bundeskanzler Dr. Adenauer, Dr.Schumacher, Carlo Schmidt und dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Westfalen Karl Arnold.

FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Untergruppe "Fernsehen" der Arbeitsgemeinschaft

Auf der letzten, am 9. und 10. Juni in Frankfurt veranstalteten Beiratssitzung der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkindustrie wurde, wie wir erfahren, der Beschluss gefasst, unter der Leitung von Herrn Dr. Werner Vox in der Fa. Siemens & Halske A.G., Karlsruhe, eine Untergruppe "Fernsehen" der Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Sie hat die Aufgabe erhalten, bis zur nächsten Beiratssitzung im August einen Vorschlag für die Gestaltung des Fernseh-Service in Deutschland auszuarbeiten, der dann möglichst vom Beirat verabschiedet werden soll. Die notwendigen Vorarbeiten wurden vom Leiter der Untergruppe "Fernsehen" bereits in Angriff genommen. Mit den einzelnen Fernsehgeräte bauenden Firmen ist die Verbindung herbeigeführt. Bei den einschlägigen Industriefirmen wurden Referenten speziell für den Fernseh-Service ernannt, die in Zusammenarbeit mit der Leitung der Untergruppe Fernsehen den Vorschlag für die nächste Beiratssitzung ausarbeiten werden.

"Zentrales Fernsehlaboratorium" in Dortmund

Die "Großhandelsgilde Rundfunk und Fernsehen" für die Bundesrepublik will in Dortmund ein "zentrales Fernsehlaboratorium" einrichten. Wie verlautet, soll das neue Labor einen Kundendienst für alle der Gilde angeschlossenen Rundfunkhändler vorbereiten. Es soll mit allen für die Instandsetzung von Fernsehempfängern erforderlichen Geräten und Werkzeugen ausgestattet sein. Die Großhandelsgilde hofft, auf diese Weise zu einer Senkung des Fernsehgeräte-Endpreises beitragen zu können, da die Hersteller die Instandsetzungskosten evtl. einkalkulieren würden.

Systematisch betriebene Ermittlung von Schwarzhörern bringt Geld

Der Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart billigte einen Rechenschaftsbericht des Intendanten Dr. Fritz Eberhard für das Geschäftsjahr 1950 und nahm einen von Generaldirektor Möller erläuterten Bericht entgegen. Danach hat sich die Hörerzahl im Gebühreneinzugsgebiet des Süddeutschen Rundfunks während des letzten Jahres, namentlich durch die systematisch betriebene Ermittlung von Schwarzhörern, von 629.944 auf rd. 750.000 (um 16,5% erhöht. Bis zum l.Juni 1951 stieg die Zahl der Hörer auf 782.000. Bei Ausgaben in Höhe von rd. 15 Mill. DM und Einnahmen von über 17 Mill. DM wurde im letzten Jahr ein Überschuss von rd. 2,3 Mill.DM erzielt. Hierzu wurde erklärt, dass der Überschuss "lediglich rechnerischen Charakter trage".

Süddeutscher Rundfunk braucht Darlehnsgeber

Tatsächlich sei es so, daß sich der Süddeutsche Rundfunk ernsthaft um Darlehnsgeber bemühen müsse, um die umfangreichen vordringlichen Bauvorhaben durchführen zu können. Auch Dr.Eberhard bezeichnete die Aufgaben, die dem Sender in den nächsten Jahren durch Funkhausneubau, Weiterentwicklung des UKW-Funks und Beteiligung am Fernsehen erwachsen werden, als so gross, daß zur Bewältigung dieser Aufgaben Kredite aufgenommen werden müssten. Über Planungen und Vorbereitungen des Süddeutschen Rundfunks auf dem Gebiet des Fernsehens wurden jedoch noch keine Mitteilungen gemacht.

Bayerischen Rundfunk will Fernsehen für 300.000 DM

Der Geschäftsführer des Verwaltungsrates des Bayerischen Rundfunks, Konrad Michel, erklärte zu einem Hinweis auf die dem Bayerischen Rundfunk noch fehlenden Fernsehprogrammerfahrungen :

"Mit dem grössten Teil der mit dem Fernsehen zusammenhängenden Probleme konnten wir uns noch garnicht beschäftigen. Zwar sind sich die im Rundfunk Verantwortlichen völlig klar über die Dringlichkeit der Sache, aber was nützt es, wenn die Legislative (der Rundfunkrat) der Exekutive die Hand nicht freilässt."

Herr Michel hofft trotzdem, daß noch heuer zusätzliche Mittel für das Fernsehen bereitgestellt werden. Die bisher bewilligten 300.000 DM - zum Vergleich sei gesagt, dass die Reisespesen für die Rundfunkangestellten im Jahr über 200.000 DM ausmachen - reichen, worauf wir bereits in der letzten Ausgabe der "Fernseh-Informationen" hinwiesen, nicht einmal für die erste Studioeinrichtung. Abgesehen davon, dass die Personalfrage für das Fernsehen in München sicherlich zu lösen ist, besteht, was die Studios anbetrifft, worauf der "Münchner Merkur" in einem Artikel "Bayern hat im Fernsehen vieles nachzuholen" aufmerksam macht, ohne weiteres die Möglichkeit, in Geiselgasteig ein leerstehendes Filmatelier billig zu mieten und für Fernsehversuche herzurichten.

Der Bayerische Rundfunkrat bewilligte in seiner letzten Sitzung für "Kulturhilfe" nicht weniger als 1,920 Mill. DM. Rund 600.000 DM dieser Summe hat der Werbefunk mit seinen Sendungen aufgebracht, während 1,32 Mill. DM aus dem ordentlichen Haushalt des Bayerischen Rundfunks fliessen. Den grössten Teil der "Kulturhilfe" erhalten die Münchener Bühnen (710.000 DM).

Für die Vorbereitung des Fernsehens, die zu den statutenmässigen Aufgaben der Rundfunkanstalten gehört, hatte der Rundfunkrat, wie auch in diesem Zusammenhang nochmals unterstrichen werden muss, vorerst nur ganze 300.000 DM übrig, die für die Inangriffnahme einer Versuchsarbeit auf dem Fernsehgebiet "weder vorn noch hinten" reichen. Wenn die "Exekutive" darauf hinweist, dass ihr durch die "Legislative" auf dem Fernsehgebiet die Hände gebunden sind, so scheint das ein Anzeichen dafür zu sein, dass auch der "neue" Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks mit dem Fernsehproblem nur sehr oberflächlich vertraut ist. Wie wäre es, wenn der Vorsitzende des Rundfunkrates einmal eine Sondersitzung dieses Gremiums einberufen würde, in der von erfahrenen Fernsehsachverständigen den Rundfunkräten ein deutliches Bild der Fernsehaufgaben und der Fernsehentwicklung vermittelt würde ?

Bayerischer Rundfunk will Studio von Fernseh G.m.b.H Darmstadt

Der Bayerische Rundfunk, der, wie wir bereits berichteten, vorerst 300.000 DM für "Planungsarbeiten" auf dem Gebiet des Fernsehens zur Verfügung gestellt hat und für diesen Betrag eine Fernsehstudio-Einrichtung beschaffen will, wird die benötigten Apparaturen bei der Fernseh G.m.b.H, in Darmstadt in Auftrag geben.

GRUNDIGs Industriesender startet am 28.Juni 1951

Der erste bayerische Fernsehsender ist der von den GRUNDIG-Radiowerken in Fürth errichtete Industriesender. Er dient zur Erprobung der dort hergestellten Fernsehempfänger und soll am 28.Juni 1951 der Presse erstmals im Betrieb vorgeführt werden.

Radioklub München zeigt Amateur - Fernsehempfänger

Anlässlich seines fünfjährigen Bestehens veranstaltete der Radioklub München eine kleine Ausstellung selbstgebastelter Radiogeräte. Unter den etwa 60 ausgestellten Geräten, Messapparaten und Sendern erregte ein von einem Amateur gebauter betriebsfähiger Fernsehempfänger mit 29 Röhren die Hauptaufmerksamkeit. Anschliessend hielt Ing. Heinz Richter einen Vortrag über die Entwicklung des Fernsehens. Er forderte die Bastler auf, sich mit den Fragen des Fernsehens zu beschäftigen, zumal im nächsten Jahr auch in München der Fernsehversuchsbetrieb aufgenommen werde.

Rundfunkchef aus Chile lobt NWDR

Der Rundfunkchef der führenden chilenischen Radiogesellschaft "La Cooperativa Vitalicia", Fernando T. Urzuaf der vor einigen Wochen auf seiner Europareise auch den NWDR in Hamburg besuchte und hier besonderes Interesse für die Fernsehversuchssendungen zeigte, erklärte nach seiner Rückkehr in Santiago de Chile, dass ihm die Bemühungen des NWDR, den deutschen Fernsehfunk wieder aufzubauen, sehr beeindruckt haben, und dass man in Chile die technischen Fortschritte im deutschen Fernsehen mit grosser Aufmerksamkeit verfolgen werde.

Fernseh-Werbefilm durch den NWDF gesendet

Anlässlich des Reklamekongresses in Hamburg fand im NWDF eine interessante Reportage über den Kongress selbst und den Werbefilm statt. Erstmals wurde von der Firma "Boehner-Film"-Hamburg ein Fernseh-Werbefilm durch den NWDF gesendet, dessen Übertragung bei den Werbefachleuten, die an diesem Abend im Boehner-Film-Atelier, Hamburg, Feldstrasse, Hochhaus 1 C, versammelt waren, grosses Interesse fand.

Besondere Überraschung löste die technische Güte der Übertragung aus. Die Fernsehempfangsanlage wurde von der Rundfunk-Fernseh-Gesellschaft, Hamburg 4, die bereits deutsche Fernsehempfänger liefert, zur Verfügung gestellt.

Übertragung von Bildern und schriftlichen Nachrichten beschleunigt

Auf der Bundestagung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (11.-16. Juni) in Hannover berichtete Prof. Küpfmüller, Stuttgart über die "Technik der elektrischen Nachrichtenverbindungen". Mit Kabeln besonderer Konstruktion können jetzt auf einer einzigen Leitung bis zu 960 Fernsprechstromkreise gebildet werden. Auch die Übertragung breitester Frequenzbänder für Fernsehzwecke sei sichergestellt. Die zuverlässige Übertragung von Bildern und schriftlichen Nachrichten sei jetzt mit einer Geschwindigkeit von 1 Quadratdezimeter je Minute gewährleistet. Ein wichtiger wirtschaftlicher Gesichtspunkt sei die grosse Raumersparnis neuer Geräte. (Heute nennt man das FAX senden).

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