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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(17) Studiotechnik

Das RPZ unterhielt seit 1930 im Keller der Ausstellungshalle IV (Funkhalle) in unmittelbarer Nähe des Berliner Rundfunksenders ein mit einem Mechau-Filmabtaster ausgerüstetes Fernseh-Laboratorium, das man als erstes deutsches Fernsehstudio ansprechen kann.

1932 - Umzug des Studios in die Masurenallee

Als im Frühjahr 1932 in der Funkhalle der 16kW-UKW-Fernsehsender aufgebaut werden sollte, mußte das RPZ dieses Laboratorium räumen. Es bezog zunächst im 3. Stock des „Hauses des Rundfunks" in der Masurenallee, gegenüber dem Ausstellungsgelände, 3 Räume und stellte darin einen modernen, von der Fernseh A.G. gebauten Filmabtaster mit „Ernemann III"-Projektor für 60, 90 oder 120 Zeilen und ein Bild-Kontrollgerät auf. Der Geber war mit dem Sender durch ein konzentrisches Kabel mit Papierisolation verbunden.

1934 - Wieder neue Studioräume

Im folgenden Jahre nahm die DRP noch einen Telefunken-Filmabtaster mit AEG-Projektor als zweite Maschine in Betrieb. Anfang 1934 mußte das RPZ jedoch diese Studio-Räume an die RRG zurückgeben, weil diese damals selbst mit praktischen Programmversuchen beginnen wollte. Sie übernahm die gesamte Bildgeber-Apparatur der DRP.

1934 - Fernseh-Laboratorium in Berlin Charlottenburg

Im März 1934 hatte das RPZ im Hause der Deutschen Fernkabel-Gesellschaft in Charlottenburg, Rognitzstr. 8, ein neues „Fernseh-Laboratorium" eingerichtet, das mit dem UKW-Sender Witzleben ebenfalls durch ein konzentrisches Modulationskabel verbunden wurde. Das Laboratorium, das am 9. April 1934 den Betrieb aufnahm, verfügte über einen neuen „Ernemann VII"-Filmabtaster mit Filmtrommeln von 1.500 m (= 50 Minuten) Fassungsvermögen und über einen Personen-Abtaster der Fernseh A.G. mit einer Abtastkabine von 1,5 x 1,5m Grundfläche.

Anmerkung: Die Ernemann VII Kinomaschine, also der 35mm Filmprojektor gehörte 1934 weltweit zum Feinsten, das aus dem Haus Zeiss-Ikon in die Kinos kam. Die Ernemann VIIB wurde lange nach Kriegsende noch in der DDR in Dresden gebaut und sogar in Westdeutschland neu installiert und über Jahrzehnte eingesetzt.

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Das neue Studio mit komfortabler Aussstattung

Ferner gehörten zum Laboratorium ein Filmschneideraum, ein Versuchsraum mit Werkstatt und Lager, ein Künstlerzimmer und ein Büro. Der neben der Abtastkabine liegende Sprecherraum, in dem außer dem Ansager-Mikrophon noch ein Doppel-Plattenspieler zur Überbrückung von Bild-Sendepausen stand, war mit dem Fernseh-Kontrollraum durch ein schalldichtes Glasfenster verbunden. Durch dieses Regiefenster hatte der Sprecher die Möglichkeit, das gesendete Bild auf dem Tisch-Empfänger des Kontrollraums mitzubeobachten und dazu, falls es notwendig war, seine Erklärungen über das Mikrophon zu geben.

Der Überwachungs-Beamte im Kontrollraum (Bild 99) konnte sich mit dem Sprecherraum über eine Lichtsignalanlage verständigen. Zur Ton-Überwachung standen ihm ein Abhörlautsprecher und ein verhältnismäßig primitiver Spitzenwert-Anzeiger nach dem Audion-Prinzip zur Verfügung, wie ihn die RRG damals auch im Hörrundfunk benutzte.

Vier Drehregler am Tonmischpult gestatteten, wahlweise das Lichtton-Gerät des Filmabtasters, das Ansager-Mikrophon, das „Bühnenmikrophon" der Abtastkabine oder einen Plattenspieler auf den Tonsender zu schalten. Die Bildsignal-Amplitude konnte nur am Verstärker des Bildabtasters geregelt werden [445].

29. Mai 1935 - Einweihung des Fernsehsenders

Am 29. Mai 1935 weihte E. Hadamowsky im Rahmen eines Festaktes der Reichsrundfunkkammer im Großen Sendesaal des Rundfunkhauses in der Masurenallee den sogenannten „Fernsehsender Paul Nipkow" ein, d. h. einen Telefunken-Filmabtaster mit Mechau-Projektor. Der Programmbetrieb der RRG lief allerdings vorerst noch weiter über den seiner Zeit von der DRP beschafften älteren Filmgeber.

Anmerkung: Der Name „Fernsehsender Paul Nipkow" war der von der nationalsozialistischen Propaganda kreierte und propagierte "Deutsche Ursprung" des Fernsehens an sich. Über die Nipkow Story finden Sie Hintergrund- Informationen auf der Nipkow Seite.

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Am 19. August 1935 brannte fast die ganze Funkausstellung ab.

Durch den Brand der Funkhalle IV am 19. August 1935 wurde das vom „Haus des Rundfunks" kommende Modulationskabel unbrauchbar. Damit hörte die technische Betätigung der RRG auf dem Fernseh-Gebiet - unabhängig von den inzwischen getroffenen organisatorischen Maßnahmen - im wesentlichen auf, und die gesamte Studiotechnik - mit Ausnahme der aktuellen Filmreportage-Technik - ging auf das Laboratorium des RPZ in der Rognitzstraße über, dessen Modulationskabel zum Sender während des Brandes unbeschädigt geblieben war.

1935 - Immer wieder Rivalitäten der Behörden untereinander

Die Reichspost stellte der auch weiterhin unter dem Namen „Fernsehsender Paul Nipkow" arbeitenden Fernseh-Programmabteilung der RRG von August 1935 an ihre Studio-Räume zur ausschließlichen Inszenierung des Fernseh-Programms zur Verfügung, ein Zustand, wie er ähnlich seit der Industrie-Ausstellung 1951 in Berlin wiederum zwischen der Bundespost und dem Nordwestdeutschen Rundfunk besteht.

1936 - Das Studio bekommt auch einen Mechau Abtaster

Da mit dem im Studio vorhandenen Lochscheiben-Personenabtaster nur Brustbilder von höchstens zwei Personen übertragen werden konnten, die überdies noch an die enge Abtastzelle gebunden waren, stellte die DRP im Sommer 1936 als dritten Bildgeber den damals von E.Mechau (Telefunken) entwickelten, vielseitig verwendbaren Linsenkranzabtaster (vgl. Bild 34) auf.

Er gestattete Gesamtaufnahmen von 5 bis 6 Personen, die sich auf einer Dunkelbühne von etwa 10m2 frei bewegen konnten. Außerdem ermöglichte der Linsenkranz-Geber die pausenlose Übertragung von Filmbildern und Diapositiven, die dank der phasenstarren Kopplung der drei Abtastvorgänge zum ersten Male über ein Mischpult in die Personenaufnahme eingeblendet werden konnten.

1936 - Freilicht-Schaubühne zur Funkausstellung

Während der Funkausstellung 1936 hatte die RRG auf dem Ausstellungsgelände eine primitive Freilicht-Schaubühne des „Fernsehsenders Paul Nipkow" von etwa 75m2 errichtet, von der die Darbietungen vom neuen Zwischenfilm-Wagen des RPZ aufgenommen und über den Sender Witzleben ausgestrahlt wurden.

Daneben setzte die DRP zur Aufnahme der Freilicht-Bühnenszenen erstmalig für diesen Zweck eine im RPZ hergestellte Ikonoscope oder „Bildfänger"-Kamera ein, wobei zur Unterstützung des Tageslichts noch Spiegelaufheller von etwa 35kW Leistungsaufnahme benutzt werden mußten.

1936 - Telefunken baut eigenes kleines Studio 4 x 12qm

Zur selben Zeit hatte die Telefunken G.m.b.H. „mit Genehmigung der Deutschen Reichspost" ein kleines Studio von etwa 4 x 12qm aufgebaut, „um einmal klar und überzeugend zu zeigen, wie weit die Entwicklung auf dem Fernsehgebiet wirklich gediehen ist". Es waren 3 Bildspeicherrohr-Abtaster (korrekt Ladungsspeicher) für 375-Zeilen Bilder nach dem Zeilensprungverfahren eingesetzt, und zwar eine Kamera für die Übertragung von der Innenbühne, eine für Freilicht-Übertragungen und ein Mechau-Filmgeber.

Zur „diffusen Beleuchtung" diente zum ersten Male ein „Himmel" aus Quecksilberdampf-Hochdrucklampen und Nitralampen. Das Vorderlicht lieferten 3 Spiegelaufheller zu je 2kW. Effektlicht wurde noch nicht verwendet. Der Anschlußwert der Beleuchtungsanlage betrug 19kW [446]. Niemand dachte wahrscheinlich damals daran, daß diese aufs Geratewohl geschaffene Beleuchtungsart mehr als 2 1/2 Jahrzehnte lang als Prototyp einer Fernseh-Studiobeleuchtung schlechthin gelten würde [447].

1937 - Funkausstellung mit 50qm großer Bühne

Im folgenden Jahr führte die RPF während der Funkausstellung auf einer von der DRP und der RRG gemeinsam betriebenen, etwa 50qm großen Studio-Bühne (Bild 100) Fernsehaufnahmen mit fahrbaren Speicherrohr-Kameras bei sogenanntem „kalten Licht" durch, d. h. bei einer Beleuchtung mit wassergekühlten Quecksilberdampf-Hochdrucklampen. Das damals in der Tagespresse viel beachtete Verfahren konnte sich jedoch wegen der Unbeweglichkeit der Scheinwerfer mit ihren Schläuchen für Wasserzu- und -abfluß für die Studio-Praxis nicht durchsetzen.

1937 - Neues 300qm Studio im Deutschlandhaus

Die von Anfang an nur für einen vorläufigen Versuchsbetrieb vorgesehenen Studio-Räume des RPZ in der Rognitzstraße entsprachen bereits 1936 nicht mehr den Anforderungen. „Im Zuge der weiteren Ausgestaltung und Bereicherung des Fernseh-Programms mußten größere Räume für die besonderen Erfordernisse des Fernsehens geschaffen werden". Die DRP mietete deshalb Ende 1936 in dem in der Nähe des „Hauses des Rundfunks" und des Funkturms gelegenen Deutschlandhaus am Reichskanzlerplatz in Charlottenburg „in optischer und akustischer Hinsicht geeignete Räume für den Fernseh-Rundfunk".

Als Haupt-Studio wählte man einen ursprünglich als Cafe gedachten Raum von etwa 300m2 mit nahezu kreisförmigem Grundriß, weil die damaligen Fernseh-Experten der Reichspost der - auch heute noch gelegentlich vertretenen - Meinung waren: „Das Ideal eines Fernsehstudios ist das „Rund-Studio".

Rundherum an einer Rundwand oder einem Rundhorizont können die Dekorationen gebaut werden und über ihre Anordnung brauchen Bühnenbildner, Regisseur und Kameramänner sich nicht mehr den Kopf zerbrechen. Die Kameras stehen in der Mitte und können mit Schwenkungen mühelos alle verschiedenen Dekorationen wechselnd aufnehmen - eine „verkehrte Drehbühne", bei der sich der Beschauer, die Kamera, dreht und die Dekoration am Platze bleibt - und außerdem fällt das lästige Hinterherziehen und -schleppen der empfindlichen Kabel fort oder wird wenigstens vermindert, sind doch die Fernseh-Kameras, anders als die Film-Kameras, kabelverbunden" [448], [449].

1937 - Immer noch senden mit 180 Zeilen

Der Ausbau der neuen Aufnahmeräume im Deutschlandhaus begann im September 1937. Noch während der Bauarbeiten verlegte die DRP den Linsenkranz-Personenabtaster von der Rognitzstraße in einen der bereits fertiggestellten Nebenräume des Deutschlandhauses, der behelfsmäßig als Studio für die 180-Zeilen-Sendungen des damals noch laufenden UKW-Fernseh-Rundfunksenders Witzleben diente.

1937 - Lichtpunktabtaster für 5m breite Bühne

Der Lichtpunkt des Abtasters fiel durch eine schalldichte Doppelglasscheibe auf die Dunkelbühne, die etwa 5 x 8m maß, allerdings in ihrem hinteren Teil nicht mehr ausgeleuchtet wurde. Der Boden des Bühnenraums war zum Abtaster hin schräg nach unten geneigt, so daß sich die Darsteller auf das Aufnahmegerät zu bewegen konnten, ohne daß ihr Kopf aus dem Bildfeld geriet. Vor dem Auftritt mußten sich die Künstler einige Zeit in einem Dunkelgewöhnungsraum aufhalten, der von der Bühne durch eine Lichtschleuse getrennt war. Neben dem Abtasterraum - von diesem durch eine zwar lichtdichte, aber schalldurchlässige Wand getrennt - lag ein kleiner Orchesterraum.

In einem besonderen Regieraum konnte der Regisseur der RRG Bild und Ton regeln, bevor sie über den Sender ausgestrahlt wurden. Dieses Studio, das von vornherein nur als Zwischenlösung gedacht war, übernahm am 13. Dezember 1937 den Programmbetrieb [451].

1938 - Ein richtiges Fersehstudio mit 20m Durchmesser

Der Ausbau des Deutschlandhauses war im März 1938 beendet. An den Wänden des runden, 5m hohen Haupt-Aufnahmeraums 1, der einen Durchmesser von etwa 20m besaß, hatte man eine mittlere Bühne von 6 x 4,5m und vier kleinere Spielflächen (Bild 101) von 3 x 2,5m errichtet. Gegenüber der Hauptbühne lag der Raum für das Orchester.

Ein Studio mit mehreren Bildfängern (Iconoscope-Kameras) und Mikrophonen

„Im Zentrum des durch die Bühnen und das Orchester gebildeten Kreises" sollten die Bildfänger (Iconoscope-Kameras) und die Mikrophone stehen. Die Spielflächen wurden im Anfang - nach dem Vorbilde der bis dahin auf Ausstellungen mit Rücksicht auf das Publikum errichteten Fernsehbühnen - gegenüber dem Mittelraum erhöht ausgeführt, so daß die Fernseh-Kamera - ähnlich wie die Spielfilmkamera um die Jahrhundertwende - die Szene nur von vorn erfassen konnte.

Rings um das Hauptstudio lief in einer Höhe von etwa 2,50m ein 1,20m breiter Beleuchter-Umgang (Bild 102). Über der großen Spielfläche war eine Decken-Beleuchtungsanlage von 27 Glühlampen zu je 2kW und 45 Quecksilberdampf-Mischlichtlampen zu je 0,45W angebracht, „einerseits, um die lästige Wärmeentwicklung zu verringern, und andererseits doch die richtige Helligkeitswiedergabe der Farben zu gewährleisten" [351].

Jede der Nebenbühnen wurde von 18 Glühlampen zu 2kW und 24 Quecksilberdampflampen zu 0,45kW beleuchtet. Diese Lampen für die Allgemeinbeleuchtung besaßen teils Einzelreflektoren, teils waren sie zu mehreren in Lichtwannen untergebracht. Die ganze Beleuchtungsanlage war an starren, von der Decke herabhängenden Gestellen befestigt. Sie wurde ergänzt durch 14 bewegliche Glühlampen-Spiegelaufheller von je 5kW auf Stativen. Die Gesamtaufnahme der Studiobeleuchtung betrug im Erstausbau etwa 350kW [450], später 600 kW.

Das Studio II mit 10m x 10m

Neben dem runden Haupt-Aufnahmeraum 1 befand sich das Studio II mit rechteckigem Grundriß von etwa 10 x 10m Grundfläche. Die bis zum Jahre 1938 verwendete Dunkelbühne, für den 180-Zeilen-Linsenkranzabtaster, der einen Teil dieses Studios II bildete, wurde nach Einführung des 441-Zeilen-Betriebes als Probenraum mitbenutzt. Ein 1941 eingerichtetes kleineres Studio III in Zimmergröße diente für Ansagen, Interviews und aktuelle Zeitdienstsendungen.

Die Türen des Studios hatte man zufällig so groß bemessen, daß man für die Fernseh-Vorschau auf ein Automobilrennen einmal einen ganzen Rennwagen hineinbringen konnte oder - anläßlich einer Zirkus-Reportage jenen Elefanten, der seither für die Dimensionierung von Fernsehstudios maßgebend, geworden zu sein scheint.

Auch für die Darsteller und Künstler war gesorgt

Den Rest des Erdgeschosses nahmen Garderoben-und Schminkräume für die Darsteller, Aufenthaltsräume für den künstlerischen und den technischen Leiter, ein Regie- und Besprechungszimmer, Büros, Lager- und Nebenräume ein.

Im Keller war die Klimaanlage für eine stündlich siebenmalige Lufterneuerung, ferner ein Abstellraum für Dekorationen und eine Malerwerkstatt untergebracht. Im Obergeschoß befand sich der zentrale Bild- und Ton-Regieraum, der durch ein schalldichtes, dreifaches Glasfenster Sichtverbindung zu allen Spielflächen des Hauptstudios besaß. Daneben lagen zu beiden Seiten die Räume für Kamera-Verstärker und -Kontrollgestelle, für Film- und Diapositivabtaster, für Bild- und Ton- Ausgangskontrolle sowie für die Zentral-Taktgeberanlage, außerdem eine Werkstatt und ein Aufenthaltsraum für das technische Personal.

1937 - Erste Geräte für die 441 Zeilen Norm

Im Oktober 1937 hatte die DRP die ersten Geräte für das 441-Zeilen-Bild, einen mechanischen Filmabtaster der Fernseh A.G., zwei Speicherrohr-Kameras und einen Mechau-Filmabtaster mit Speicherrohr von Telefunken (Bild 103) ins Deutschlandhaus eingebaut. Auch die weiter unten behandelte zentrale Taktgeber- und Trägerfrequenz-Anlage stammte von Telefunken. Im März 1938 waren diese Geräte betriebsbereit.

1938 - Ab jetzt tägliche Revue Sendung

„Der eigentliche Bühnensendebetrieb wurde während der Funk-Ausstellung 1938 mit der täglichen Übertragung einer Revue eingeleitet." An die in der Ausstellungshalle II errichtete, etwa 250m2 große Bühne mit festen Oberlicht- und beweglichen Vorderlicht-Aggregaten schlossen sich hufeisenförmig die Räume für Regie, Verstärkung, Modulation und Überwachung an.

Damals gab es sogar schon ein Äquivalent zur späteren Vinten Pumpe

Für Fahraufnahmen wurde eine Iconoscope-Kamera auf einen luftbereiften Wagen gesetzt. „Ein regelmäßiger Bühnenbetrieb" vom Deutschlandhaus „wurde am 1. November desselben Jahres aufgenommen", nachdem zwei Kameras der Fernseh AG. eingebaut waren. Die bis dahin parallellaufenden Sendungen mit 180 Zeilen wurden zu jener Zeit eingestellt.

Sehr viel Technik für die damalige Zeit

Als die Reichspost-Fernseh-Gesellschaft Mitte 1939 den Studio-Betrieb übernahm, waren außer den genannten Bildgebern 4 Iconoscope-Kameras (vgl. Bild 41), 1 mechanischer Zwillings-Filmabtaster, 1 Sondenröhren-Filmabtaster (Bild 104) und ein ebensolcher Diapositiv-Abtaster der Fernseh A.G. vorhanden.

Dazu kamen im Studio II zwei vollständige Kameras mit Taktgeber, Verstärker und Kontrollgestellen, die von Telefunken auf Rechnung der DRP für einen der 5 Übertragungswagen gebaut worden waren, mit denen die DRP die Fernseh-Übertragung der XII. Olympischen Spiele in Helsinki 1940 durchführen wollte. Sie wurden jedoch selten benutzt. An ihre Stelle trat 1940 eine fünfte Kamera (Bild 105) der Fernseh A.G.

1940 - Zum ersten Male : ein „Schnellberichterstattungsgerät"

Später wurden die beiden ältesten Telefunken-Kameras durch zwei weitere Telefunken-Reportage- Kamerazüge - allerdings ohne eigenen Taktgeber - ersetzt. Im Laufe des Jahres 1940 nahm die RFG noch einen Kathodenstrahl-Filmabtaster („Grünlicht-Abtaster") von Telefunken (Bild 106) und zwei Sondenrohr-Filmabtaster der Fernseh A.G. in Betrieb, davon einen für die Übertragung der mit dem „Schnellberichterstattungsgerät" der Firma aufgenommenen Halbformat Filme.

Den alten mechanischen Filmabtaster übernahm die RRG zur Prüfung der für die Programmsendungen bestimmten Filme, weil er mit dem Taktgeber des Studios nicht zusammenarbeiten konnte.

1940 - Eine frühe Bildregie für 12 Bildgeber und 4 Quellen

Der zentrale, 7,5 X 4 m große Regie-Raum des Deutschlandhauses (Bild 107) enthielt 5 Bild-Kontrollgestelle, von denen das mittlere mit besonders großer Bildschreibröhre das über den Sender gehende Bild zeigte, während rechts und links davon die Kontrollbilder der „in Vorbereitung" liegenden Bildabtaster erschienen. Auf einem Umschaltefeld konnten die Ausgänge von 12 Bildgebern mit Hochfrequenzkabeln wahlweise auf diese 4 Kontrollgeräte geschaltet werden.

1940 - Ein Tonmischpult mit 14 Eingängen

Auf einem ähnlichen Umschaltefeld für Tonfrequenz konnte man die 4 Eingangsregler des mit einem Lichtzeiger-Aus-steurungsmesser ausgestatteten Tonmischpultes auf 8 verschiedene Mikrophone, 3 Plattenspieler, 2 Magnetophone, ferner auf die Lichttonabnehmer der verschiedenen Filmabtaster und auf einen Pausenzeichengeber stöpseln.

Das vor dem Bild-Kontrollgestell stehende Bildmischpult gestattete die von den verschiedenen Abtastern trägerfrequent gelieferten Bildsignalspannungen durch Ver- oder Entriegeln der Gitter von 4 Mischverstärkerröhren pausenlos auf den Eingang des zum Sender führenden Breitbandkabels zu überblenden.

Der künstlerische Spielleiter der RRG gab während der Proben seine Weisungen über eine akustische, während des Spiels über eine optische Kommando-Anlage an das Studio; der Bildmischer leitete die Kameraleute über Mikrophon und Kopfhörer.

1940 - Damals schon das Herz des Studios - der Taktgeber

Der für die Überblendung erforderliche synchrone und konphase Lauf sämtlicher Bildfeldzerleger-Organe wurde durch die bereits erwähnte, im Juli 1938 ins Studio eingebaute zentrale Taktgeberanlage von Telefunken gewährleistet, die später derart erweitert wurde, daß praktisch immer zwei Taktgeber in Betrieb waren, so daß bei einer Störung des einen nur auf den anderen, bereits vorgeheizten, umgeschaltet zu werden brauchte.

Über die Erzeugung des Ausgangssignales

Bild 108 zeigt schematisch die Erzeugung des Einkanalgemisches: Die von den Kameras gelieferten niederfrequenten Bildsignale gelangten über Breitbandkabel zu den zugehörigen Verstärker-, Speise-und Kontrollgestellen, wo sie mit den Austastsignalen, der Störsignalkompensation und gegebenenfalls noch mit einer der mittleren Bildhelligkeit entsprechenden Gleichstromkomponente eine Hilfsträgerfrequenz modulierten, die ebenfalls zentral erzeugt wurde. Diese Trägerfrequenz mußte so hoch gewählt werden, daß sie bei optischer Wiedergabe nicht mehr wahrnehmbar war. Sie wurde für den deutschen Fernsehrundfunk 1938 mit 8,4 MHz genormt.

Das von den einzelnen Kamera-Verstärkern gelieferte trägerfrequente Bildsignal-Austastzeichen-Gemisch gelangte über das Überblendungs-Mischpult und einen Demodulator niederfrequent zum Einkanal-Modulator, wo es zusammen mit den hier eingetasteten Gleichlaufzeichen wiederum einen Hilfsträger von 8,4 MHz modulierte. Von da gelangte das fertige Einkanalgemisch dann über ein besonderes Breitband-Modulationskabel zum UKW-Bildsender im Amerika-Haus [452] [453]. Bei Sendungen, an denen der mechanische Filmabtaster beteiligt war, mußte dieser den zentralen Taktgeber des Studios synchronisieren. Mit dem eigenen Taktgeber des Abtasters konnte jedoch auch ein zweiter Synchronisierweg geschaffen werden, so daß es möglich war, vom Deutschlandhaus z w e i getrennte Programme zu senden, beispielsweise eines über den UKW-Sender, ein zweites über Kabel.

Umsetzung des Bildsignales auf die Senderbandbreite

Für die Übertragung auf das Berliner Fernseh-Drahtfunknetz und die Fernkabelstrecke Berlin- Hamburg mußte das Einkanalgemisch mit Rücksicht auf die obere Grenzfrequenz der bereits ausgelegten Breitband-Orts- und Fernkabel auf einen Träger von 4,2 MHz transponiert werden. Dazu dienten Umsetzergestelle, in denen der modulierte Träger des Deutschlandhauses von 8,4 MHz durch Mischung mit einer zu ihm phasenstarr erzeugten Hilfsfrequenz von 12,6 MHz auf das für die Kabelübertragung geeignete Band von 4,2 bis 2 MHz transponiert wurde, das dann über ein konzentrisches Breitbandkabel 5/18mm von 1,1km Länge zu mehreren Breitband-Verteilverstärkern in der Schaltstelle Rognitzstraße gelangte.

Das abgegebene Bild auf 8,4- und 4,2-MHz-Träger und das drahtlos empfangene Bild wurden schließlich in der Endkontrolle des Deutschlandhauses nochmals auf 3 Bildempfängern und an Hand dreier Aussteuerungs-Oszillogramme überwacht und vor allem hinsichtlich der Einstellung der Grundhelligkeit und der Kompensation des Störsignals korrigiert.

Objektive Informationen über die damalige Qualität schwierig

Über die Bildqualität der damaligen Fernsehsendungen, die während des Krieges im Rahmen der Wehrmachtsbetreuung vorwiegend in den Berliner Lazaretten empfangen wurden, liegen keine objektiven Unterlagen vor, weil - abgesehen von Testbildern - niemals photographische Schirmbildaufnahmen gemacht wurden.

  • Anmerkung: Die Fernseh-Kameras schwenkten (nach geretteten Filmaufnahmen) durchaus mal ins Publikum mit den leicht und schwer verwundeten "Helden des Deutschen Reiches", denen man das gequälte Lächeln über das verlorene Bein oder den abgeschossenen Arm durchaus ansah. Daß solche fotografischen Aufnahmen später als geheim konfisziert wurden, wäre somit begründet.

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Man darf aber vielleicht aus Vorschlägen, die im März 1940 veröffentlicht wurden, mittelbar auf die Bildgüte zu jener Zeit schließen, als die RFG den Studiobetrieb eben übernommen hatte.

Qualitäts-Forderungen 1940

Die damals: „an Hand des empfangenen Fernsehbildes [454]" erhobenen Forderungen lauteten:

A. für die Fernseh-Kamera:

  • 1. Bequem ablesbare Einstellskalen für Blende und Entfernung,
  • 2. Meß-Sucher,
  • 3. Objektiv-Revolver,
  • 4. Nebenlichtschutz,
  • 5. Kreisel-Schwenkstative.


B. für die Studio-Beleuchtung:

  • 6. Individuelles Effektlicht von Stufenlinsen-Scheinwerfern an Stelle des frontalen Allgemeinlichtes.


C. für den Atelierbau:

  • 7. Beseitigung der erhöhten „Bühnen",
  • 8. Einführung von Kamera-Kranwagen und
  • 9. Schienenwagen an Stelle der für Fahraufnahmen gänzlich ungeeigneten Rollenstative,
  • 10. Aufhängung fliegender Beleuchterbrücken unter der Atelierdecke,
  • 11. Bau eines möglichst wenig „endgültigen" Doppelstudios in H-Form mit zentralisierter Bild- und Ton-Technik im Mitteltrakt,
  • 12. Einrichtung einer eigenen Filmkopieranstalt mit angegliedertem Synchron-Atelier.


D. für die Bildgestaltung:

  • 13. Harten Bildwechsel neben der dramaturgisch oft unzulässigen weichen Überblendung,
  • 14. Elektrische Trickblenden,
  • 15. Optische oder elektrische Verfahren zur Kombination von Vorder- und Hintergrundbildern,
  • 16. Entwicklung eines Tricktisches mit vertikal geführter Elektronenkamera und automatischer Scharfeinstellung.

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Die "starke anderweitige Beanspruchung" (wegen der Produktion kriegswichter Güter)

Die Forderungen 3, 8 und 13 konnten infolge der "starken anderweitigen Beanspruchung" der Fernseh-Industriefirmen während des Krieges erst nach 1949 verwirklicht werden.

Die Vorschläge 1, 4, 5, 6, 7, 10, 12, 13, 14 und 15 dagegen wurden, nachdem sie teilweise später von anderer Seite nochmals gemacht worden waren [455] [220] [456], von der RFG trotz aller räumlichen Behinderungen in den Jahren 1941 bis 1943 teils im Laboratorium erprobt, teils auch schon in die Praxis umgesetzt, - getreu dem über dem damaligen Studio-Eingang stehenden Wahlspruch der RFG:

„In diesem Betriebe geht grundsätzlich alles!"

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