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Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".

Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.

Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"

Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.

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IBC 1988 in Brighton/England - Teil 2

von Rolf von Kaldenberg im Winter 1988 aus der FERNSEH- UND KINO-TECHNIK Nr. 12/1988.

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HDTV-, HD-MAC- und MUSE-Systeme

Wenn auch im Frühjahr 1988 die NAB in den USA der traditionelle Neuheitentermin war, so gab es auch auf der IBC 1988 eine Reihe von Premieren, ob es sich nun um völlig neue Systeme handelte oder um die PAL-Versionen der bereits in Las Vegas gezeigten NTSC-Produkte.
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Noch einmal zurück zu den HDTV-Systemen.

Was im Rahmen der EUREKA-Ausstellung zum ersten Mal öffentlich vorgestellt wurde, sollte eine komplette Kette sein von der Studiotechnik über die Übertragungstechnik bis hin zur Empfängertechnik.

Von wenigen Ausnahmen und auch Ausfällen abgesehen, war diese Kette lückenlos. BTS zeigte mit der KCH 1000 ein flexibles Standard-HDTV- Kamerasystem, das ohne Hardware-Änderung die Anpassung an unterschiedliche HDTV-Abtastungen erlaubt (Bild 1).

Damit ist diese Kamera ebenfalls für andere Standards des Hochzeilenfernsehens einsetzbar. Von Thomson kam eine andere Kamera, die im Gegensatz zur KCH 1000 Bilder ohne Zeilensprung anbietet.

BTS lieferte auch den neuen Kompoenten-Recorder BCH 1000.

Dieser 1"-HDTV-Recorder für den EUREKA-Standard arbeitet mit einer Komponentenaufzeichnung bei einem Bandbreitenverhältnis von 2:1:1.

Die Eingangs- und Ausgangssignale können wahlweise RGB- oder Komponentensignale sein; die interne Signalverarbeitung geschieht digital.

Ein Teil der Vorführungen während der EUREKA-Präsentaticn wurde mit dieser analogen HDTV-MAZ aufgezeichnet. Die Ergebnisse, so konnte man sich überzeugen, waren zweifellos von guter Qualität.
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Man bemühte sich, Geschlossenheit zu zeigen

Die in den Projektgruppen erarbeiteten Konzepte für die HDTV-Studiotechnik fanden ihren Niederschlag in den vorgestellten Geräten der einzelnen Mitgliedsfirmen des Projektes.

Man bemühte sich hier die Geschlossenheit zu zeigen, die dokumentieren sollte, daß nahezu alle europäischen Hersteller von Broadcast-Equipment und Consumer-Technik hinter dem evolutionären 1250/50-HDTV/HD-MAC-Standard stehen.

So waren neben der Aufzeichnungstechnik ein digitaler Dia-Abtaster von Thomson, ein Film-Abtaster von Rank-Cintel sowie von verschiedenen Herstellern Fiiterelektronik, Kreuzschienen-Systeme und ein digitaler Videomischer zu sehen.

Mit Ausnahme der bereits erwähnten Thomson-Kamera arbeiten alle gezeigten Systeme nach dem 2:1-Zeilensprung-Verfahren, also mit sequentieller Abtastung.
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Richtige große HDTV Bildröhren

Daß die Europaer auch HDTV-Bildröhren herstellen können, das bewiesen sie mit einer Röhre aus der Thomson-Entwicklung. Die Röhre, die mit einem System mit 110"-Ablenkung ausgestattet ist, hat einen 16:9-Biidschirm mit einer 36"-Bilddiagonalen.

Sie wurde von der Thomson-Tochter Videocolor in Zusammenarbeit mit Philips und den Schott-Glaswerken entwickelt.

  • Anmerkung : Bei unseren historischen Meilensteinen haben wir beide Fernsehgeräte, sowohl das Philips Gerät wie auch das Telefunen Gerät. Beide Geräte sind wirklich extrem schwer.


Diese Röhre und andere waren in den Empfängern, die für HDTV, HD-MAC-und D2-MAC-Systeme geeignet waren, zu finden. Darüber hinaus gab es für die Empfangsseite Videorecorder für HD-MAC von Philips und Grundig und HDTV-Großbildprojektoren von Eidophor für 200", 100" und 50" Diagonalen.

Philips zeigte außerdem den Prototypen eines Bildplattengeräts.
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"HD-MAC" mit großen Buchstaben auf dem Dach

Daß neben der Technik auf der Studioseite und der Empfangsseite die Übertragung einen breiten Raum im EUREKA-Projekt einnimmt, darauf wiesen große Buchstaben auf dem Dach des EUREKA-Pavillons am Strand hin.

Hier wurde nicht auf HDTV aufmerksam gemacht, sondern der Schriftzug "HD-MAC" sollte die interessierten Besucher auf den richtigen EUREKA-Weg bringen. HD-MAC war dann auch ein Schlüsselwort für die Vorführung.

Bereits im Vortrag vor den geladenen Gästen - unangemeldet kam niemand in die EUREKA-Hochburg - wurde betont, daß man bereit sei, ab 1992 Sendungen in HD-MAC zu übertragen. Daß man auf dem besten Wege ist, dieses Ziel zu erreichen, das belegten die ausgestellten HD-MAC-Coder und -Decoder, die D-MAC- und D2-MAC-Systeme, eine HD-MAC-Microwave-Verbindung, eine Satellitenstrecke und weitere analoge Systeme.

Daneben wurde eine digitale Glasfaser-Verbindung für 140 Mbit/s vorgestellt. Schließlich gab es noch einige andere Geräte-Vorschläge für das EUREKA-HDTV-Konzept zu sehen.

Alles in allem ließen die allerdings nicht optimal präsentierten Geräte einiges hoffen für die nächsten beiden Events im kommenden Jahr.

Bei EUREKA gabe es A-Teilnehmer und B-Teilnehmer

Wenn dann in Montreux und in Berlin auf der IFA die A-Teilnehmer Bosch, Philips und Thomson zusammen mit den B-Teilnehmern erneut die Ergebnisse der Entwicklung aus den 30 Projektgruppen präsentieren, spätestens dann weiß man das, was sich jetzt schon auf der IBC andeutete, nämlich daß Europa den Anschluß an die japanische Entwicklung gefunden hat, zumindest wenn es um das hochauflösende Fernsehen geht.

Nocheinmal die Japaner und ihre HDTV Show

Aber die Japaner und die Gruppe um die Japaner, die bereits seit Jahren ihren 1125/60-Standard professionell vermarkten, warteten diesmal mit einer großen Show auf.

Die in zwei großen Sälen im Sportscentre der Universität Sussex untergebrachte Ausstellung erhob den Anspruch - wie in einer Pressemitteilung zu lesen war - die größte Ausstellung von 1125/60-HDTV-Equipment zu sein, die jemals unter einem Dach stattfand.

Und das war sie dann auch wohl. Knapp 30 Hersteller zeigten in dieser eindrucksvollen Ausstellung eine große Vielfalt an HDTV-Geräten von der Kamera über die MUSE-Übertragungssysteme bis hin zur Wiedergabeseite.

Vertreten waren die Firmen: Angenieux, Canon, Chyron, Cox Associates, Dynair Electronics, Fujinon, General Electric, Gretag Eidophor, Grass Valley Group, Hitachi, Ikegami, JVC, Magni Systems, Matsushita, NAC, NEC, Nikon, Pro-Bel, Quantel, Rank Cintel, Sanyo, Shell and Wilcox, Sony, Symbolics, Tektronix, Toshiba und Ultimate.

Neben den Japanern und den Amerikanern waren eben auch noch europäische Broadcast-Hersteller vertreten, die hinter dem 1125/60-Banner der Japaner hermarschierten. Die europäische Front pro EUREKA-HDTV und contra Japaner dürfte derzeit noch nicht geschlossen sein: oder aber man setzt zunächst erstmal auf beide Systeme, um auf zukünftige Entscheidungen flexibler reagieren zu können.

Der große Star war die Firma SONY

Wie dem auch sei, der große Star dieser eigenen HDTV-Ausstellung war ohne Zweifel Sony mit einer Vielzahl von ausgestellten Systemen. Sony hatte nicht ganz ohne Grund auch die Federführung bei der Präsentation der 1125/ 60-Herstellergruppe übernommen.

Nach wie vor aber bezeichnet Sony die eigenen HDTV-Geräte als HDVS-Geräte (High Definition Video System). Das verwirrt viele, oder will man dieses System zunächst nur als Produktionsstandard verstanden wissen, wo es doch mit MUSE (Multiple Sub-Nyquist Sampling Encoding) einen eigenen Übertragungsstandard für das 1125/60-HDTV gibt. Wer weiß?

Ansonsten zeigte sich die Gruppe um Sony sehr selbstsicher, wenngleich die Amerikaner wohl einen eigenen Übertragungsweg gehen werden.

Die FCC zumindest hat ein zum NTSC kompatibles System gefordert. Aber 1125/60 als Studiostandard wird wohl auch in den USA bleiben. Und gerade in der Studiotechnik hatten die Aussteller einiges zu bieten.

Sony HDTV-Kamera der zweiten Generation

Sony hätte mit seinen Geräten eine eigene HDTV-Ausstellung bestreiten können, so umfangreich war das Angebot. Angefangen mit der bereits zweiten Generation der HDTV-Kamera HDC-300; dem kompakten Videomischer HDS-1000T für den Einsatz bei Produktionen im Studio und bei Außenaufnahmen; dem Video-Player HDL-2000 mit voller 20MHz-Bandbreite für das Y-Signal
und 6 MHz für das Chrominanzsignal; einem HDVS/NTSC-Down-Converter; einen HDTV-Projektor, über HDTV-Monitore bis hin zur HDTV-Digital-MAZ-Maschine HDD-100.

Zur Abrundung steuerte Sony einen HDVS-Ü-Wagen als Ein-Kamera-Wagen bei, der mit Sony-Systemen und den Geräten anderer Hersteller ausgestattet war.

Sanyo, Toshiba, Ikegami, NEC, Grass Valley und Tektronix

Andere Hersteller hatten ein weniger umfangreiches aber trotzdem interessantes Programm anzubieten.

Sanyo zeigte ein Bildplattengerät, das im Gegensatz zum Sony-Gerät mit dem MUSE-Signal arbeitet. MUSE-Decoder und -Coder von Toshiba, HDTV-Kameras von Ikegami (EC-1125) und Monitore von NEC waren ebenso zu finden, wie ein für HDTV modifizierter Videomischer von Grass Valley und ein HD-Waveform-Monitor von Tektronix (Bild 2).

Der 1730HD, geeignet für alle HDTV-Standards, ist zur Zeit das einzige HDTV-Pegel- Oszilloskop auf dem Markt. Ein HDTV-35mm-Laser-Film-Recorder des japanischen Herstellers NAC, mit dem HDTV-Video-Aufzeichnungen auf 35mm-Film überspielt werden können, und ein Filmabtaster der auch in dieser Runde vertretenen Firma Rank Cintel rundeten das Bild dieser gelungenen HDTV-Ausstellung der 1125/60-Gruppe ab.
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Eureka muß weiterhin mit den Japanern rechnen

Trotz der Anstrengungen der EUREKA-Gruppe wird auch weiterhin mit den Japanern zu rechnen sein. Zu groß ist derzeit der technische Vorsprung dieser Gruppe und zu groß ist die Akzeptanz für diesen Standard. Ob es in Zukunft einen HDTV-Produktionsstandard oder zwei geben wird, das wird man frühestens 1990 wissen. Der Kampf der beiden HDTV-Welten geht weiter. Warten wir es ab.


Auch wenn das zentrale Thema HDTV die Ausstellung beherrschte, darüber hinaus gab es doch einige technische Highlights. Zwar fielen sie nach dem klassischen Neuheitentermin NAB spärlich aus. Vorgestellt werden sie in einem dritten Bericht von der IBC.

Rolf von Kaldenberg
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IBC 1988 in Brighton/England - Teil 3

von Rolf von Kaldenberg im Winter 1988 aus der FERNSEH- UND KINO-TECHNIK Nr. 01/1989.

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Nachdem wir in den Heften 11 (Teil 1) und 12/1988 (Teil II) bereits über die spektakuläreren Ereignisse auf der "International Broadcasting Convention" 1988 in Brighton berichtet haben, insbesondere EDTV und HDTV, stellt dieser Bericht (FERNSEH- UND KINO-TECHNIK Nr. 1/1989) nun die wichtigsten Neuerscheinungen im Bereich der digitalen Aufzeichnung, bei den Kameras und den bekannten Analog-Aufzeichnungsgeräten vor.

Einige kleine Ausschnitte aus dem Bereich der Videomischer, der Meßtechnik usw. runden den Neuheiten-Bericht und damit die Gesamt-Berichterstattung über die IBC 1988 ab.

Digitale und analoge Videosysteme, Component- und Composite-Technik

Die "digitale Sensation" sollte nach dem Willen eines Marktführers im Broadcast-Geschäft in Brighton stattfinden.

Schon war man versucht, von einer digitalen Revolution zu sprechen. Es war aber eher eine Evolution, denn in der Tat war das wachsende Angebot an Digitalsystemen auf den Ständen der Firmen nicht zu übersehen.

Die Digitalisierung schreitet voran, und das auch in den Bereichen, die bisher der besseren Bildqualität wegen eher der analogen Technik vorbehalten blieben.
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Der Wettlauf beginnt - evtl. mit einem D3 System ?

Der Wettlauf der verschiedenen digitalen Aufzeichnungssysteme - etabliert die Formate D1 und D2, schon sprach man von einem neuen D3-Format -, die Vielzahl der vorgestellten Effektsysteme; die ungezählten Graphik-Systeme, die den Besucher mit immer mehr Möglichkeiten nahezu "erschlugen" und das auch schon bei akzeptablen Preisen; die digitalen Produktionsstudios, wie vollständig digital sie auch immer waren: All das zeigte deutlich, daß das digitale Zeitalter in der Studiotechnik nicht erst begonnen hat, sondern daß wir uns bereits mitten darin befinden.

Wurde noch vor zwei Jahren auf der IBC 1986 ein Sonderflug von Brighton nach Frankreich für interessierte Fachjournalisten veranstaltet, um ein volldigitales Studio vorzustellen, so sollte man in diesem Jahr nach den Vorankündigungen der Aussteller diese Studios und Produktionseinheiten in digitaler Technik auf der IBC vorfinden. Und man fand sie ja dann auch, die digitalen Studioeinrichtungen.

Hatte man es früher nur mit Analog-Composite-(BAS)-Signalen zu tun, so werden heute für die verschiedenen digitalen Anwendungen die Digital-Component- und Digital-Composite-Signale verwendet und - analog ist noch lange nicht tot - das Analog-Component-Signal.

Entsprechende D/A- und A/D-Wandler und Processing-Systeme, die von der Industrie in großer Vielfalt angeboten werden, sind die Brücken zwischen den verschiedenen Signalen und Formaten.
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Ob bei soviel "Wandelei" nicht mitunter die Bildqualität auf der Strecke bleibt?

Die Hersteller sehen es natürlich anders; aber es läßt sich nicht leugnen, es sind beachtliche Fortschritte gemacht worden.

Die Exponate auf der IBC ließen kaum einen Wunsch offen. Daß die verschiedenen digitalen Aufzeichnungskonzepte D1 und D2 auch auf der IBC zu einem weiteren beherrschenden Thema werden würden, das hatte sich schon auf der NAB im Frühjahr 1988 abgezeichnet.

Und es war mehr als ein Trend, als alle vom D2-Format als dem digitalen Standard der Stunde sprachen. Ampex hatte bereits im Vorjahr den D2-Format- Automatik- Kassettenrecorder ACR-225 vorgestellt.
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1. Digital-Recorder

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D2-Format- Digital-Studiorecorder von Ampex und Sony

Auf der NAB 1988 und nun auch in Brighton folgte mit dem VPR-300 von Ampex ein D2-Format- Digital-Studiorecorder, der zu einem der Highlights wurde (Bild 1).

Auch Sony stellte mit der DVR-10 eine Maschine für dieses digitale Format vor. Das von Ampex entwickelte D2-Composite-Digital-Format konnte bereits eine weltweite Anerkennung finden, die in der Anzahl der schon jetzt georderten D2-Maschinen zum Ausdruck kam.

Zwar steht mit dem konkurrierenden D1-Format ein Aufzeichnungsstandard zur Verfügung, der mit Farbsignal-Komponenten arbeitet und daher auch unabhängig von den verschiedenen Fernsehnormen ist.

Die Nachteile der revolutionären Technik des Dl-Verfahrens sind allerdings die relativ hohen Anschaffungs- und Betriebskosten. Außerdem sind D1-Systeme nicht kompatibel mit einem bereits vorhandenen analogen Composite-Umfeld; es müssen also digitale Inseln geschaffen werden. Volldigitale Studios sind derzeit noch sehr selten zu finden.

Das Composite-Digital-D2-Format ist wirklich eine Ampex Entwicklung

Mit dem Composite-Digital-D2-Format gelang es nun Ampex, eine "Brücke zu schlagen" von der Analog- zur Digitaltechnik. Mit dem D2-Standard wurde den Anwendern eine preisgünstige und doch technisch hervorragende Möglichkeit geboten, neben ihren vorhandenen analogen Composite-(FBAS-) Ausrüstungen auch digitale Stand-Alone-Systeme einzusetzen.

Im Gegensatz zum D1-Format werden beim D2-Format nicht die Farbsignal-Komponenten, sondern das komplette FBAS-Signal digitalisiert.

Die Abtastfrequenz ist hier viermal höher als die Hilfsträgerfrecuenz. Dadurch kann dieses Format auch in einer Composite-Systemanordnung digitale Qualität und Kompatibilität mit der vorhandenen Studioausrüstung sicherstellen.

Ein weiterer Vorteil des Verfahrens besteht darin, daß mehrfache Übergänge (über notwendge Wandler) von der Composite- zur Component-Technik vermieden werden, die sonst zwangsläufig zu teilweise erheblichen QuahtätsVerlusten des Signals führen würden.

Die kostengünstige Integration und die niedrigen Betriebskosten (geringer Bandverbrauch) sind weitere positive Merkmale dieses Formats. Dadurch, daß D2-Recorder problemlos gegen C- oder B-Format- Maschinen ausgetauscht werden können, sind sie praktisch "einschubkompatibel".

D2 wird C- und B-Format- Recorder ablösen

D2 wird für die meisten Produktionen und Nachbearbeitungen der Standard sein und wird die C- und B-Format- Recorder als Composite-Standard ablösen. D2 heißt der Schlüssel in das digitale Zeitalter, ein Schlüssel, der eine schrittweise Digitalisierung des Studiokonzeptes erleichtert.

Ampex hatte den größten Messe-Stand

Trotz des immer knapper werdenden Ausstellungsraums hatten die "Großen" der Broadcast-Branche ihre bereits angestammten Ausstellungsbereiche mit einem repräsentativen Querschnitt durch ihre Produktpalette bestückt.

Der größte Stand war auch dieses Mal wieder der Stand der Firma Ampex. Hier zog der bereits erwähnte D2-Format-Studio-Recorder VPR-300 wie ein Magnet die interessierten Fachbesucher an.

Der Recorder, der zum ersten Mal in Europa vorgestellt wurde, gehört zu einer neuen Serie von D2-Maschmen, die für den Einsatz bei Produktionen hoher Qualität, für die Nachbearbeitung und für den Einsatz bei Sendungen geeignet sind.
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20 einwandfreie Kopien mit dem VPR-300 Recorder


Mit dem VPR-300 sind mindestens 20 Kopien in einwandfreier Qualität möglich. Darüber hinaus hat der Recorder neben dem digitalen Videosignal noch vier digitale Audio-Kanäle und ist zusätzlich mit einem Diagnosesystem ausgestattet.

Eine einfache Bedienung ist durch die Verwendung von Kassetten gewährleistet. Zu den wichtigsten Eigenschaften gehören: ein großes Status-Display für die umfassende Betriebsinformation, ein 20ms-Playback-Lock-Up, das genaue Anfahren und Weiterschalten der einzelnen Halbbilder, kontinuierlich veränderbare Wiedergabegeschwindigkeiten von -1fach bis + 3fach normal, sichtbare Farbbilder beim Suchlauf bis zur 6Ofachen Wiedergabegeschwindigkeit und automatische und manuelle Assemble-, Insert- und Animate-Editier-Möglichkeiten.
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D2 Kassetten mit 32, 94 und 208 Minuten

Drei Kassettengrößen mit Spielzeiten von 32, 94 und 208 Minuten können verwendet werden. Der VPR-305-Recorder, eine Low-Cost-Version des VPR-300, verfügt nicht über die AST-Möglichkeit (Automatic Scan Tracking). Allerdings kann der VPR-305 vollständig nachgerüstet werden.

Die Recorder sind vom Preis her vergleichbar mit den High-End C-Format-Recordem und sind, so Ampex, mit mindestens ebenso guten Betriebsmöglichkeiten ausgerüstet wie die besten heute verfügbaren C-Format-Maschinen.

Mit dem ACR-225-Kassettensystem stellte Ampex ein weiteres D2-Format-System für den Multi-Operations- und Multi-Tasking-Betrieb vor. Mit diesem System können gleichzeitig die Funktionen Wiedergabe, Aufnahme und Listen-Management ausgeführt werden.

Ein vollständiges Listen-Management, verbunden mit einer 12.000 On-Line-Spot-Kapazität, ermöglicht einen schnellen und genauen Betrieb. Der ACR-225 kann mit vier Laufwerken Spots in einer 7-Sekunden-Folge hintereinander abspielen (10s bei drei Laufwerken).

Mit dem Zeus Port, einer neuen Interface-Option für das Zeus-Prozessor-System, stellte Ampex eine Möglichkeit vor, bei der das Videosignal der Ampex-C-Format-Recorder direkt als Composite-Digital-Videosignal den D2-Format-Digital-Recordern zugeführt wird.

Dadurch werden zusätzliche D/A- und A/D-Wandlungen vermieden, und das C-Format-Signal bleibt unverändert. In einem analogen Composite-Umfeld kann damit eine kostengünstige Verbindung zwischen den beiden Formaten C und D2 vorgenommen werden. Der Zeus-Prozessor und die Zeus Port-I/F-Option sind nur für Ampex-C-Format-Recorder lieferbar.
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SONY ist auch hier bei D2 ein großer "Player"

Auch Sony stellte neben den bereits bekannten D1-Recordern zum ersten Mal in Europa ihren D2-Format-Recorder DVR-10 vor.

Ebenso wie bei der Ampex-Maschine können drei Kassettengrößen mit 32, 94 und 208 Minuten Laufzeit verwendet werden. Die Köpfe werden für den Zeitlupenbetrieb nachgeführt.

Auch bei dieser Maschine ist die Wiedergabe-Geschwindigkeit von -1fach bis +3fach veränderbar, und sichtbare Bilder sind bis zur 60fachen Geschwindigkeit im Shuttle-Betrieb möglich.

Noch gibt es für D2-Maschinen erst zwei Lieferanten. Ob nach dem großen Zuspruch für das D2-Format auch andere Hersteller, vielleicht auch europäische, diesen digitalen Weg gehen werden, wagt noch niemand zu prognostizieren.

Wird BTS der dritte Hersteller für D2 Maschinen ?

Vermutlich könnte die nächste große Broadcast-Messe in Montreux im Frühsommer nächsten Jahres (1989) die Antwort auf diese Frage geben. Vielleicht ist es BTS, das Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und Philips, das neben den HDTV-Aktivitäten in Brighton auch ein komplettes digital arbeitendes 4:2:2-Produktionsstudio zeigte.

Der neue D1 Recorder von BTS heißt DCR 100

Der digitale D1-Videokassetten-Recorder DCR-100 stand dabei im Mittelpunkt. Mit der Serie 7 zeigte BTS eine Gruppe von Geräten, unter anderem die Coder und Decoder CD-7 und DC-7, die eine Einbindung herkömmlicher analoger Studiogeräte in digitale Studios ermöglichen.

Der D1-Recorder, eine digitale 4:2:2-MAZ, sichert durch vielfältige Maßnahmen zur Fehlerkorrektur eine Bildqualität, die die vom Standard geforderten 20 Kopier- Generationen weit übertrifft. Durch die Schaffung eines einheitlichen Spurbildes trotz unterschiedlicher Scanner-Figurationen, dem Einsatz von vier Audio-Kanälen und aller D1 genormten Kassetten, die eine Kompatibilität der verschiedenen Hersteller sicherstellen, wird ein Austausch von internationalen Programmen erleichtert.

Die DCR-100 hat einen modularen Aufbau, durch den diese Maschinen vom Anwender den Bedürfnissen entsprechend schrittweise erweitert und modifiziert werden können.

Zur Basisausstattung gehören die Video-Wiedergabe und -Aufzeichnung und die Wiedergabe des analogen Audio-Kanals. Ergänzt werden kann diese MAZ durch eine Video-Aufnahme- und -Wiedergabe-Elektronik und durch vier digitale Tonkanäle sowie mit einen digitalen Komponenten-Coder.
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Thomson

Daß auch Thomson - dieser Hersteller hatte vor zwei Jahren das erste digitale Studio vorgestellt - mit einem neuen 4:2:2-System vertreten war, überraschte keinen, der bei der letzten IBC an dem vorher erwähnten Sonderflug von Brighton nach Frankreich teilgenommen hatte.

Mit den Digital-Component-Bildmischern TTV 5850 und TTV 5655 sowie anderen digitalen Systemen wurde man dem Anspruch gerecht, zu den Protagonisten des 4:2:2-Standards zu gehören.

Die Grass Valley Group

Für die bereits erwähnte "digitale Sensation" wollte die Grass Valley Group zusammen mit der Londoner Produktionsgesellschaft Soho 601 und freiberuflichen Künstlern in einer Digital-Production-Suite im Grand Hotel sorgen.

In einer bunten und interessanten Show, zusammengestellt aus Live-Aufnahmen und vorproduzierten Aufzeichnungen, wurden Geräte im Einsatz gezeigt, die digitale Fernsehsignale verarbeiten.

Dabei wurden modernste technische Entwicklungen auf dem Gebiet des professionellen Fernsehens vorgestellt.

Grass Valley hatte zusammen mit der Tochterfirma Dubner einen voll betriebsfähigen Arbeitsplatz zur Bearbeitung und Nachbearbeitung digitaler Videosignale entwickelt. Star dieses digitalen Studios war der digitale Videomischer Kadenza DPP-1, der, so GVG, "das erste Realzeit-Mehrschicht- Kompositionssystem der Welt ist, das im Bereich digitaler Kornponentensysteme erhältlich ist" (Bild 2).

Die Digital-Effekt-Technologie des Kadenza entspricht der des Kaleidoscope-Systems. Neben dem Kadenza bestand der digitale Nachbearbeitungsplatz im wesentlichen aus dem Edit-Controller VPE-151, der Graphics Factory von Dubner, sowie aus digitalen Kreuzschienen, Verteilerverstärkern, Codern, Decodern, dem AMX-170-Tonmnischpult und D1-MAZen anderer Hersteller.

Es fand zwar keine digitale Sensation statt, aber das, was dort an Technik und Produktionen bei GVG gezeigt wurde, konnte schon beeindrucken und begeistern. Was wäre heute ein Produktionsstudio ohne die Möglichkeiten der digitalen Technik?
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Weltpremiere des Zeichengenerators Alex von AMPEX

Eine weitere Überraschung bot Ampex mit dem Einstieg in den Zeichengenerator-Markt. Auf der IBC fand die Weltpremiere des Zeichengenerators Alex statt (Bild 3). Dieses System ist sowohl für den On-Air-Betrieb einsetzbar als auch für die Nachbearbeitung. Zeichen und Symbole stehen in 256 Konfigurationen zur Verfügung.

Das neue Ampex-System bietet mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Manipulation von Zeichen und Symbolen weit mehr als nur die üblichen "Rolls" und "Crawls". Zusätzlich zu den Standard-Schrifttypen des Systems können weitere aus einer Auswahl von über 1500 Schrifttypen optional das System erweitern. Ein interner Farbgenerator erzeugt mehr als 16 Millionen Farben.

Das System, das in den Ausführungen mit einem oder zwei Kanälen verfügbar ist, besteht aus einem Keyboard mit Maus, einem 3,5"-Floppy-Disk-Laufwerk und einem Gestelleinschub mit Signal-System und einem internen 40-Megabyte- Festplatten-Laufwerk. Em Monitor und ein "Data Tablet" mit Griffel stehen als Option zur Verfügung.

Aber noch eine Überraschung hatte Ampex zu bieten. Eigentlich sollte der neue analoge Komponentenmischer AVC Vista erst auf der SMPTE-Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Um die Bedeutung des europäischen Marktes für Ampex zu unterstreichen, hatte man den Neuheitentermin auf die IBC vorverlegt. Das System wurde speziell als Ergänzung zu den Ampex-Betacam-SP- Produkten entwickelt, die in einem analogen Komponenten-Umfeld eingesetzt werden.

Ins Auge fällt beim AVC Vista, den es mit 10 oder 18 Eingängen gibt, ein völlig neues graphisches Display. Dadurch ist die Bedienung aller komplexen Funktionen vom übersichtlich gestalteten Kontrollpult aus möglich, ohne daß das Gerät die Größe und Komplexität der konventionellen Mischer erreicht.

Die Leistungsfähigkeit dieses Mischers ist mit der anderer Mischer mit 2- oder 3-Misch-/Effekt-Ebenen vergleichbar. Über ein entsprechend lieferbares Interface ist es möglich, daß jedes ADO (Digitales Effekt-System) von Ampex vom Kontrollpult des Mischers aus bedient werden kann.
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2. Kameras

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Röhrenkameras sind immer noch im Angebot

Auch wenn bei den Kamera-Herstellern die CCD-Chip-Kamera bereits zum Standardprogramm gehört, so ganz können die Halbleiter-Kameras die Röhrenkameras noch nicht verdrängen.

Es werden weiterhin neue und verbesserte Röhrenkameras angeboten, besonders für die Studioaufnahme, wie zum Beispiel die SK-970D von Hitachi mit APD-Röhre (Avalanche Photodiode), die von der japanischen Fernsehanstalt NHK entwickelt wurde.
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Die APD-Röhre (Avalanche Photodiode) von Hitachi

Diese neue Röhre hat, so Hitachi, eine 10mal höhere Lichtempfindhchkeit als eine konventionelle Saticon-Röhre.
Aber auch für den ENG-Bereich werden allen Unkenrufen zum Trotz immer noch Röhrenkameras eingesetzt, allerdings in immer kleinerem Rahmen.

Hitachi stellte das mit der Z-31 SX unter Beweis, einer Kamera mit drei 2/3"-Saticon-Röhren und einem horizontalen Auflösungsvermögen von 850 Zeilen (hier muß es wieder "Linien" heißen !!!).
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Weitere Neuvorstellungen von JVC und BTS

Die Plumbicon-Kamera KY-80E, die als Camcorder betrieben werden kann, wird vom Hersteller JVC sogar als die Top-Produktionskamera des Programms bezeichnet.

Das Angebot an CCD-Kameras war allerdings sehr groß. BTS stellte die Kamera LDK 900 auf der IBC als erste Frame-Transfer-CCD-Produktionskamera der Welt vor (Bild 4).

Eingesetzt werden die gleichen CCDs wie in der erfolgreichen tragbaren Kamera LDK 90. Mit einem Gewicht von nur 18kg für den Kamerakopf ist diese Kamera angenehm leicht.

Durch das neue Triax-(Kabel-)System und die breitbandigen RGB-Signale an der Basisstation ist sie leistungsfähig und wirtschaftlich.

Die LDK 900 kann sowohl als selbständige Einheit mit direkt anschließbarem tragbarem Recorder als auch über Triax-Kamerakabel (bis zu 2000 m) mit Basisstation und Betriebsbediengerät eingesetzt werden. Für die Aufnahme schneller Bewegungsabläufe ist eine variable Steuerung der Belichtungszeit vorgesehen.
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Ikegami

Ikegami präsentierte mit der HL-99A eine 3-Chip-FIT-Kamera, die in die Fußstapfen der HL-95-Unicam-Kameia treten soll. Mit nur 3,1 kg Gewicht gehört dieses System zu den leichtesten ENG-Kameras.

Hitachi

Von Hitachi wurden mit der SK-F1 und der SK-F3 zwei neue CCD-Kameras mit FIT-Chips vorgestellt, die Anfang bzw. Mitte 1989 lieferbar sein werden. Die SK-F1 ist eine Kamera, die mit angeflanschtem Recorderteil als Camcorder im ENG-Betrieb arbeiten kann. Sie ist kompatibel zu der SK 971, einer ebenfalls gezeigten Studiokamera.

Die große Studiokamera SK 700 mit 2/3"-FIT-Chips und einer Auflösung von 460.000 Pixel und mehr als 700 Zeilen (nicht Zeilen sondern Linien !!) runden das umfangreiche Kameraprogramm von Hitachi ab.

Eine nächste Generation von CCD-Kameras kündigte sich bereits an.

Fast versteckt und von vielen noch nicht wahrgenommen stellte Panasonic einen ersten Prototypen einer digitalen Kamera vor, zunächst noch mit einem analogen Ausgangssignal; es sollen aber auch digitale Ausgänge für D1 und D2 in der Planung sein. Ein weiterer Weg in die Digitalisierung.
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3. Betacam

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Die Betacam- und Betacam-SP-Front schließt sich.

Sowohl Ampex als auch BTS und Thomson bieten bereits eine nahezu lückenlose Kette von entsprechenden Produkten an, die teils als Sony-OEM-Produkte, teils in Lizenz gebaut, auf den Markt gebracht werden.

In einer späteren Phase wollen die Hersteller für diese Systemfamilie eigene Entwicklungen anbieten.

Der leichte Kamerarecorder BVW-200 von Sony mit der 3-Chip-CCD-Technik und dem Betacam-Recorderteil heißt bei Ampex CVRS0O und ist mit 6,8 kg der leichteste und kompakteste, professionelle CCD-Camcorder auf dem Markt.
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Vier neue Betacam-SP-Studiorecorder

Darüber hinaus erlebten vier neue Betacam-SP-Studiorecorder und Studioplayer von Ampex ihre europäische Erstvorstellung auf der IBC; der CVR-70-Studio-Recorder, der CVR-65-Studio-Player mit AST. der CVR-60-Studio-Player und der CVR-22-Player als Low-Cost-Version.

Entwickelt wurde das Betacam-SP-Format für die Bedürfnisse der Rundfunkanstalten und Produktionshäuser, die kostengünstige und dabei qualitativ gute Bilder der ersten Generation für EB, EFP, Industrieproduktionen und andere Anwendungen benötigen.

Das Betacam-SP-Format bietet bedeutende Verbesserungen der Bild- und Tonqualität und ist zudem kompatibel mit den vorhandenen Betacam-Ausrüstungen. Die neuen Produkte können entweder mit Metallpartikel-Bändern oder mit Oxid-Bändern in Kassetten mit bis zu 90min Aufnahmedauer arbeiten. Bei der Verwendung von Metallpartikel-Bändern stehen vier Audio-Kanäle zur Verfügung.
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4. Die MII Recorder

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Die beiden japanischen Broadcast-Anbieter JVC und Panasonic formieren sich derzeit mit dem MII-Format als Antwort auf die Betacam-SP- Herausforderung, ein innerjapanischer Wettstreit um Marktanteile auch auf dem europäischen Markt.

Auch wenn sich zwischenzeitlich der ORF für das MII-System entschieden hat, ein endgültiger Durchbruch konnte damit weder in Europa noch auf dem Weltmarkt erzielt werden.

Und doch oder gerade deswegen hatten beide Aussteller ein umfangreiches Angebot an MII-Systemen auf der IBC anzubieten. Das MII-Format, das mit einem Analog-Component-Signal arbeitet und 1/2"-Metallpartikel-Bänder für die Aufzeichnung verwendet, ist die Grundlage der mittlerweile großen Angebotspalette von JVC und Panasonic.

Panasonic ging aber noch einen Schritt weiter, als man einen MII-Recorder mit Digital-Audio (PCM) vorstellte. AU-750 PCM-Studio-MAZ mit AU-PC 75-Digital-Audio-Prozessor heißt hier die Zauberformel.
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5. S-VHS

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Was MII für den Studiobereich ist, soll S-VHS für den Industriebereich werden. Auch hier gehen JVC und Panasonic gemeinsame Wege. Dieser neue, auf der von JVC entwickelten VHS-Technologie basierende Industriestandard wurde viel diskutiert und nicht nur das.

Beide Hersteller hatten ein ansehnliches Gerätesortiment aufgeboten, um die Gunst der Stunde für die Vorstellung eines verbesserten VHS zu nutzen. Recorder, Schnittrecorder, Camcorder und Systeme für die Schnittbearbeitung gehörten zur Gerätefamilie (Bild 5)

6. Weitere Produkte

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Für die Studiotechnik gab es auch bei einigen anderen Herstellern neue Geräte zu sehen, oder aber zumindest die PAL-Versionen der auf der NAB vorgestellten NTSC-Systeme.

Alle hier zu nennen, dazu würde der Platz in diesem Bericht nicht ausreichen. Einige seien erwähnt, um den Trend auf der IBC kurz aufzuzeichnen.

Abekas

Abekas stellte mit dem A84-Digital-Mixer und dem AZ2-Digital-Zeichengenerator zwei neue Digitalsysteme zum ersten Mal in Europa vor.

Abekas Cox präsentierte eine Reihe von neuen Produkten unter anderem einen Bildmischer und eine Reihe von D1-und D2-Produkten, die die Interface-Probleme zwischen beiden Formaten lösen sollen.

  • Die Firma Abekas Cox wurde jetzt in ACE umbenannt. Damit verschwand der Name des ursprünglichen Firmengründers Michael Cox aus dem offiziellen Firmentitel. In Gegenzug wurde Cox' neue Firma von bisher CAL in Cox Associates geändert.


Michael Cox, der Entwickler der sogenannten Cox-Box und einer der Pioniere im Broadcast-Geschäft, ist nicht nur wieder da - er war ja nie ganz fort, auch nicht nach dem Verkauf seiner alten Firma -, sondern er ist auch wieder unter seinem eigenen Namen tätig. Man wird auch in Zukunft wieder viel von ihm hören.
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Aston

Aston zeigte mit dem neuen digitalen Zeichengenerator Caption eine preiswerte Neuvorstellung, in der viele Features des bekannten Aston 4 in einem Ein-Kanal-System als Standardmöglichkeiten verwirklicht wurden.

Mit dem Wallet gibt es nun bei Aston einen preiswerten Standbildspeicher, der 35 Standbilder auf einer Diskette abspeichern kann und zudem noch über eine austauschbare Hard-Disk-Einheit verfügt.

Chyron

Chyron stellt nun neben den neuen Mitgliedern der Scribe-Produktfamilie der Zeichengeneratoren, dem Superscribe und Scribejr., mit dem ACG ein völlig neues System zur Verfügung (Bild 6).

Dieser in Realzeit arbeitende Zeichengenerator kann weit mehr als nur Zeichen erzeugen und verändern; Graphikerzeugung, Textanimation und digitale Effekte sind ebenfalls Bestandteil dieses ausbaufähigen Systems.

Questech

Questech stellte nun in Brighton seinen bereits auf der Broadcast '87 präsentierten Solid-State-Video-Recorder SSVR auch in einer zweiten neuen Version für die Sportberichterstattung mit zwei selbständigen Aufnahme- und Wiedergabekanälen vor.

Dadurch entfällt das lästige Rückspulen bei den bisherigen Slow-Motion- Maschinen, wenn zum Beispiel ein Ereignis von zwei Kameras aufgenommen wird und über einen Kanal mit +-10facher Geschwindigkeit wiedergegeben werden soll, während auf dem anderen Kanal weiterhin aufgezeichnet wird. Für das erfolgreiche 3D-Digital-Video-Effects-System Charisma gab es eine Fülle von System-Ergänzungen.

Quantel

Quantel war wieder einmal mit einer kompletten Produktpalette digitaler Videosysteme vertreten. Alle gezeigten Systeme waren bereits im Frühjahr auf der NAB vorgestellt worden, so auch das digitale Audio-System Harry Sound, das als Ergänzung für das Harry-Gerät entwickelt wurde.

Die Chyron-Tochter CMX

Auf dem Chyron-Stand war neben anderen Produkten ein neues Editing-System der Chyron-Tochter CMX zu finden. Der Editor 330-S wird bei der On- und Off-Line-Schnittsteuerung in der Nachbearbeitung eingesetzt. Ampex steuerte mit dem ACE 25 ein preiswertes Editing-System für vier Recorder bei. Ein optionaler interner Audio-Mischer und/oder ein Video-Mischer können in das System integriert werden.

AEG

Die programmierbare elektronische Farbkorrekturanlage EFA-P von AEG bietet im Rahmen der Farbkorrektur von Videobildern vielfältige Bearbeitungsmöglichkeiten. Entsprechend den Erfordernissen kann der Benutzer Arbeitsabläufe zusammenfassen oder getrennt arbeiten. Der Arbeitsplatz EFA-P umfaßt den Verwaltungsrechner mit Dialogrechner und Floppy-Disk sowie das Bediengerät mit einem Prozeßrechner.

Connolly Systems zeigt DaVinci

Ebenfalls ein Farbkorrektur-System, der DaVinci, wurde von Connolly Systems mit erweiterten Möglichkeiten vorgestellt. Connolly bezeichnete das von "Utah Scientific" entwickelte Gerät nicht ganz zu Unrecht als eines der besten auf dem Markt.

Aber auch neue und kleinere Unternehmen im Broadcast-Bereich bewiesen mit den nach Brighton gebrachten Exponaten ein beachtliches Know-how.

Pinnacle

Die vor zwei Jahren gegründete kalifornische Firma Pinnacle stellte mit der Video-Work-Station eine System-Reihe vor, die je nach Ausbau den Anwendern alle Möglichkeiten wie digitale Effekte, Standbild-Speicherung, Animation, 3D- und Paint bietet. Diese Features können den einzelnen Grundsystemen für die Schnittsteuerung, Videomischung und Graphik-Bearbeitung als zusätzliche Erweiterungen problemlos hinzugefügt werden.

Eine günstige Preis/Leistungsrelation unterstreicht die Attraktivität dieser kompakten Geräte.

Magni Systems

Mit der amerikanischen Firma Magni Systems, die bereits zum zweiten Mal auf der IBC vertreten war, hat sich ein neuer Hersteller von Meßgeräten und Generatoren etabliert.

Innovationsfreudigkeit und ein gutes Gespür für Marktlücken lassen die jungen Unternehmen in kurzer Zeit erfolgreich werden. Kein Wunder allerdings, wenn man weiß, daß die Firmengründer in der Regel über einen beachtlichen technischen Background und über langjährige Erfahrungen bei führenden Herstellerfirmen verfügen, wenn sie sich in das Abenteuer einer Unternehmensgründung stürzen.
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Tektronix

Um kurz bei der Meßtechnik zu bleiben: Tektronix hatte nach einer "schöpferischen Ruhepause" gleich mehrere Neuentwicklungen vorzustellen. Das neue Video-Meßsystem 1781R ist die Multi-Funktions-Zusammenfassung eines Waveform-Monitors und eines Vektorskops (Bild 7).

Beide Systeme können sowohl einzeln als auch gleichzeitig betrieben werden. Vier Video-Eingangskanäle stehen zur Verfügung. Für eine einfache Bedienung sorgt unter anderem ein Touch-Screen-User-Interface. - Mit dem VM 700 können nicht nur die Fernseh-Übertragungs-Parameter gemessen werden, darüber hinaus kann das Meßsystem auch für viele Messungen an Videogeräten im Broadcast-Bereich und in der Fertigung eingesetzt werden.

Die Möglichkeiten schließen die vollständige Signalanalyse ein mit dem integrierten digitalen Waveform-Monitor, dem digitalen Vektorskop, mit Störspannungsmessungen, Gruppenlaufzeitmessungen, automatischer Betriebsüberwachung und einer vollautomatischen Gesamtmessung aller Einzelparameter. Damit ist der VM 700 weit mehr als ein Nachfolger des früheren Tektronix-Systems Answer.

Rolf von Kaldenberg im Januar 1989
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Das war der 3. und letzte Bericht von der IBC 1988

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