Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".

Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.

Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"

Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.

.

Berichterstattung IBC '92 - (Amsterdam) Teil 1

aus FERNSEH- UND KINO-TECHNIK - Nr. 9/1992 von R. Bücken
.

Nicht nur Tulpen aus Amsterdam

Amsterdam, that little, lively, lovely big town, hat es geschafft: Die erste IBC ist gut gelaufen. Die 19.854 Besucher waren nach den Erfahrungen aus Brighton auch gnädig gestimmt - es konnte nur noch besser werden.

Auf dem Messegelände war denn wirklich alles unter einem Dach, auch wenn die Wege zwischen den Hallen manchmal recht weit waren. Keine Straße mit brausendem Verkehr, die in Galoppsprüngen überwunden werden mußte.

Organisatorisch gab es - von einigen Anlaufproblemen einmal abgesehen - keine größeren Probleme. Ausstellungsfläche war reichlich vorhanden und das Bemühen, es möglichst allen recht zu machen, ebenfalls.

Die noch zu lösenden Probleme dürften bis 1994 abgearbeitet sein. Da fehlte - ausgerechnet - in der Hollandhalle die Klimaanlage. Doch beim 1994er Termin dürften die Temperaturen innen nicht mehr über 20°C klettern.

Auch ist ein weiterer Hallenneubau neben der Hollandhalle geplant, die Ausstellung könnte dadurch noch übersichtlicher gegliedert werden.
.

Rückblick

Vom 3. bis 7. Juli 1992 hatten mehr als 300 Aussteller im "RAI Exhibition and Congress Centre" in Amsterdam auf über 17.000m2 Ausstellungsfläche ihre Produkte und Dienstieistungsangebote ausgebreitet.

Kaum einer der namhaften Hersteller oder Anbieter im Broadcastbereich hat sich seinen Messeauftritt nehmen lassen. Nicht unproblematisch indes die Nähe zur photokina und ihrer Professional Media.

In zwei Jahren fällt die nicht mehr ins Gewicht - es geht alles fließend ineinander über: Ist am 20. September 1994 die IBC nach fünftägiger Dauer geschlossen, geht es - so die Termine zumindest bei Redaktionsschluß dieser FKT-Ausgabe - am nächsten Tag in Köln erst richtig los.

Die 250km zwischen Hollands heimlicher Hauptstadt und der "Jeckenmetropole" am Rhein sind schnell zurückgelegt. Nur die Aussteller werden sich schwertun - in 16 Stunden lassen sich größere Exponate wohl kaum abbauen, transportieren und wieder aufbauen. Da muß man sich schon was anderes überlegen - oder Verzicht üben. Auf wen oder was auch immer.

Eine Messe wird schrumpfen .....

Vermutlich wird die "Professional Media" Aderlaß melden, schon jetzt sind einige Aussteller nicht mehr dabei: Arri, BTS, Rank und Sony beispielsweise. Wer mehr für den institutionellen Markt arbeitet, dürfte es sich womöglich nicht so einfach machen: Köln ist noch immer der Messeplatz für die professionelle AV-Technik.

Insgesamt ist wieder Bewegung in die Messeszene gekommen. Die Idee freilich, jedes Jahr eine IBC zu machen, dürfte nur auf dem Papier Wellen schlagen - Montreux hat eben auch was zu bieten.

Einmal im Flachland und dann wieder ins Gebirge - mit diesen auch landschaftlich reizvollen Gegensätzen sollten sich Broadcast-Aussteller und Besucher zufrieden geben können.

In Amsterdam gab es viel von dem zu sehen, das wenige Monate vorher bereits auf der NAB in Las Vegas zu besichtigen war.

Nur drehte sich jetzt alles um und in 625/50 - und nicht 525/60. Von daher lassen sich gewisse Doppelungen in der Berichterstattung nicht vermeiden.

Digitale Komponenten in den Startlöchern

Die künftige Fernsehtechnik wird von einem Schlagwort geprägt: digitale Komponententechnik. Ob auf 1/2"- oder 19mm-Basis ist dabei ebenso bald eine Sache der Weltanschauung wie die Frage, ob mit Datenreduktion gearbeitet werden soll oder nicht.

Ampex hat sich für 19mm und Bitratenreduktion entschieden. Über DCT (Digital Component Technology) wurde bereits ausführlich berichtet, jetzt bleiben nur einige Ergänzungen, die auf der IBC bekannt wurden. Ganz wichtig: DCT wird umschaltbar zwischen 625/50 und 525/60, eine Normwandlung indes findet nicht statt.

DCT ist nicht für ENG- oder EFP-Produktionen gedacht, sondern für Studioproduktion und Nachbearbeitung auf qualitativ höchster Ebene. Für ENG- und EFP-Anwendungen reichen nach Auffassung von Ampex die bisherigen Verfahren, so vor allem die analoge Komponententechnik mit Betacam SP - als Aufnahmemedien voll aus. Trotzdem hält Ampex an einer Option für Digital-Betacam fest - solche Geräte können ebenfalls in den Vertrieb übernommen werden, doch ist darüber noch nicht entschieden.
.

Die lange Spielzeit bei DCT

DCT ist mehr als nur eine Alternative zur D1-Aufzeichnungstechnik. Faßt die große D1-Kassette Bandmaterial für maximal 94 Minuten Spielzeit, so bietet DCT mit 187 Minuten (bei 625/50) deutlich mehr, bei 525/60 sind es gar 208 Minuten.

Die lange Spielzeit wird jedoch nur möglich durch eine "sanfte" Daten-Kompressionstechnik (8bit-Technik} von etwa 2:1; bis 20 Generationen sollen möglich werden. Die Datenreduktion wird nach jedem MAZ-Durchgang rückgängig gemacht, wobei das Signal transparent bleiben soll.

Ampex stellte DCT jetzt als komplettes System vor.

Es besteht zunächst aus dem Recorder DCT 7000d für 19mm-Kassetten, wobei ein neues Aufzeichnungsformat gewählt wurde. Der Recorder basiert prinzipiell auf dem bewährten D2-Laufwerk uund nutzt DST, was für "Digital Storage Technology" steht und aus der kommerziellen Datenwelt kommt. Genügend "Headroom" für künftige 16:9-Aufnahmen ist vorhanden, jedoch nicht für HDTV-Signale. Ein eingebautes 3,5"-Lautwerk macht Software-Implementierungen einfach.

Durch über 100 bei Ampex entwickelte ASICs (Application specific integrated circuits) konnten Gewicht, Größe und Leistungsaufnahme des Recorders in Grenzen gehalten werden.

Und dennoch: 50 kg, 40cm x 20cm x 70cm und 550 Watt machen deutlich, daß ein Einsatz im portablen Bereich nicht möglich ist. Die Bandgeschwindigkeit entspricht wohl weitgehend der von D2-Maschinen, auch das Soundschema. Trotzdem gibt es keine Abwärtkompatibilität zu D2.

Die neue Maschine gilt als die schnellste digitale Komponenten maschine, die Beschleunigung bis 60facher Bandgeschwindigkeit auf 7,9m/s dauert weniger als eine Sekunde. Ein 30-Sekunden-Spot ist in 11/2 Sekunden zurückgespult, eine 30-Minuten-Kassette in 30 Sekunden. Das alles verlangt einen sehr präzisen Bandlauf und Bänder mit hoher Festigkeit. 13um sind die Bänder dick.

Vier digitale Tonkanäle sind Standard.

Weitere Features sind: Animation Modus, Wiedergabe von -1 bis +3 facher Bandgeschwindigkeit, Vollbild-Speicherung sowie eine Schnitt-Optimierungs-Technik. Serienmäßig sind digitale parallele Ein- und Ausgänge, serielle sind ebenso optional wie analoge.

Bei kurzen Signalwegen hat die parallele Verteilung sicherlich Vorteile, längere Strecken lassen sich nur seriell überbrücken. DCT arbeitet auf der Basis von CCIR-601, bei der Abtastfrequenz bleibt es bei 13,5 MHz.

DCT-Kassetten gibt es in drei Größen. Äußerlich ähneln sie zwar denen für D2, doch sie sind weder vom Gehäuse noch vom Bandmaterial her kompatibel. Als zweiter Band-Lieferant ist derzeit 3M im Gespräch.

Das Herz des Systems ist der Mischer DCT 700s

Der Mischer DCT 700s gilt als Herz des Systems, die gesamte Systemkontrolle erfolgt über das Schnittsteuergerät DCT 100e.

Damit lassen sich bis zu sechs Bandmaschinen gleichzeitig für einen Schnittablauf steuern. Für digitale Effekte wurde das "Effects System" DCT 500a entwickelt; die besondere Systemarchitektur und die interne 4:2:2:4-Signalverarbeitung garantieren gute Bildqualität. Für die Integration des DCT-Systems in alle Studiolandschaften sind zwei weitere Schlüsselkomponenten erforderlich, nämlich das "Analog Component Interface" DCT 700i für die Signalumsetzung am Ein- und Ausgang des digitalen Systems und der Verteil-Verstärker DCT 710i, mit dem ein Signal mehreren Recordern zugeführt werden kann.

Preislich ist das System in der Höhe bisheriger analoger und digitaler Composite-Techniken mittlerer und höherer Qualität angesiedelt, die Auslieferung beginnt jetzt.

Die Bandmaschine ist in der Basisversion ab etwa 140.000 DM zu haben, der Mischer soll - je nach Ausbaustufe - zwischen 130.000 und 150.000 DM kosten.
.

Digital-Betacam - ebenfalls mit Bitratenreduktion

Die digitale Komponententechnik steht auch bei Sony auf der Tagesordnung. Das Ziel ist klar - von der Bildgeneration bis zur Signalverteilung alles digital. Das garantiert vor allem eine gleichbleibende Bild- und Tonqualität.

Digitale D1-Komponentenrecorder nach dem Standard CCIR-601 sind seit sechs Jahren im Einsatz, sie arbeiten ohne jegliche Bitratenreduktion. Was fehlt, ist die "digital component origination", die Erzeugung digitaler Bilder bereits in der Kamera oder zumindest kurz danach.

Die ersten digitalen Kameras mit etwa 90% digitaler Signalverarbeitung gibt es bereits, auch bei Sony wird daran gearbeitet. Digitale Recorder für das Komponentensignal auf 1/2"-Basis sind nun ebenfalls in der Entwicklung. Und damit wird es dann möglich werden, eines Tages auch digitale Camcorder anzubieten. Man sollte es sich aber nicht zu leicht vorstellen - technisch machbar ist längst noch nicht alles. Auch hier brauchen Spitzenleistungen Zeit.
.

Hohe Aufzeichnungsqualität bei ökonomischen Anforderungen

Es sind auch nicht einzelne Entwicklungen, die zum Ziel führen können, sondern die Gesamtheit technologischer Errungenschaften muß betrachtet werden. Entsprechendes Bandmaterial, verbesserte Mechanik und - nicht zuletzt - modernste Signalverarbeitung durch den Einsatz von ASICs (Application Specific Integrated Circuits).

In Verbindung mit der Datenreduktion ist es - zumindest nach Auffassung der Sony-Entwickler - möglich, Aufzeichnungsgeräte zu konzipieren, die zuverlässig, qualitativ hochwertig, also Aufzeichnungen ohne jegliche Störanteile ermöglichen und preisgünstig sind.

Mit einer "milden" Datenreduktion von etwa 2:1 innerhalb eines jeden Halbbildes will Sony das Kernproblem lösen - Verbindung von hoher Aufzeichnungsqualität und ökonomischen Anforderungen.

Die Zukunft liegt in der Datenreduktion

Durch die Art der Datenreduktion sollen nur redundante Anteile, jedoch keine notwendigen und nicht mehr regenerierbaren Informationsinhalte reduziert werden.

Die Multigenerationsfähigkeit muß absolut gewährleistet sein. In Sony's Forschungslabors wurden selbst über 100 Generationen bitratenreduzierter Aufnahmen überprüft - ohne sichtbare Verschlechterungen, wie es hieß.

Die Bitratenreduktion wird durch "Diskrete Cosinus Transformation" (DCT) erreicht: Jedes Halbbild wird in Blöcke eingeteilt, mit DCT analysiert und gewichtet. Ein 10-bit-Signal nach CCIR-601 steht dann zur Verfügung, die Kompatibilität mit der heute üblichen Datenrate von 270 Mbiüs und künftigen Breitbild-Diensten, also für 16:9-Aufnahmen, wird gewährleistet.

Aufwendige Fehlerkorrekturschaltungen wurden entwickelt, ebenfalls neue Methoden der Fehlerverdeckung und Bildrekonstruktion beim Shuttle-Betrieb. Der Stand dieser Entwicklung wurde in zahlreichen internen Veranstaltungen sowohl bei Sony als auch bei BTS demonstriert und
jeweils offen diskutiert.

So wurde bei Vorführungen sowohl auf die Multigenerationsfähigkeit als auch auf die Möglichkeiten der Nachbearbeitung durch Effekt- und Mischsysteme geachtet. Selbst bei besonders kritischem Material scheint Sony's BRR-Technik kaum zu versagen - schlimmstenfalls ist eine ganz geringfügige Verschlechterung zu erahnen.

Selbst in der Verknüpfung verschiedener BRR-Systeme schneidet das von Sony entwickelte überaus gut ab - wenn Störungen sichtbar werden, resultieren sie aus den - meist stärker wirkenden - anderen Systemen.
.

Bitratenreduktion - nein danke !

Trotzdem ist verständlich, daß viele Broadcaster zunächst sagten: "Bitratenreduktion - nein danke !". Die transparente Aufzeichnung, also ohne irgendeine Datenreduktion, scheint das Non-plus-ultra zu sein, hat aber, wie bei Sony und BTS deutlich wurde, ebenfalls Nachteile.

Zum einen, so ein Sony-Entwickler, müßte die Bandgeschwindigkeit um den Faktor zwei erhöht werden. Unter diesem Gesichtspunkt bedeutet das auch größere Kassetten - oder kürzere Spielzeiten. Höhere Bandgeschwindigkeit wiederum verlangt längere Shuttle-Zeiten, Schnittlisten sind nicht so schnell abgearbeitet.

Andererseits könnte auch die Spurbreite verringert werden, was jedoch höhere Anforderungen an die Spurnachführung bedingt. Auch müssen die mechanischen Komponenten der Bandführung dann noch viel exakter arbeiten, wodurch das Gesamtsystem empfindlicher, aufwendiger in der Fertigung und bei Servicefällen wird.

Höhere Datenraten lassen sich auch aufzeichnen, indem der Scanner mit doppelter Umdrehungszahl läuft oder mit der doppelten Anzahl von Videoköpfen ausgerüstet ist.

Hier sehen die Sony-Entwickler einmal Probleme beim Kopf-Bandkontakt (vor allem bei Köpfen mit automatischer Spurnachführung) und zum anderen höheren Verschleiß und damit größere Kosten. Sind auf dem Scanner mehr Köpfe angeordnet, erhöhen sich nicht nur die Zahl der Übertrager, sondern auch die Kosten bei Anschaffung und Instandhaltung.
.

Nur Vorteile bei der Bitratenreduktion ???

Dagegen sehen die Sony-Leute nur Vorteile im bitratenreduzierten Aufzeichnungsverfahren, nämlich

  • - größere Aufzeichnungszeit,
  • - kleinere Kassette,
  • - geringere Bandkosten,
  • - schnellere Shuttle-Zeiten,
  • - schnelleren Schnittablauf,
  • - besseren Kassettenaustausch,
  • - größere mechanischen Toleranzen,
  • - stabilere Technik,
  • - geringere Wartungskosten,
  • - weniger rotierende Köpfe,
  • - weniger Übertrager,
  • - geringere Kosten für Köpfe und Trommel.

.

Diffizile Investitionsentscheidungen stehen an

Sowohl die Anschaffungskosten der Geräte als auch die zu erwartenden Betriebskosten spielen bei Investitionsentscheidungen eine immer größere Rolle. Außerdem ist die künftige Nutzung von Archivmaterial von großer Bedeutung.

Muß alles überspielt werden oder können auch bereits vorhandene Maschinen weiter genutzt werden? Bei Sony haben diese Überlegungen dazu geführt, daß es in der Produktgruppe "Digital Betacam" einige Maschinen geben wird, die rückwärtskompatibel sein werden, so daß sich dort zusätzlich sowohl Betacam als auch Betacam SP-Aufnahmen abspielen lassen.

Die normalen Betacams und Betacams SP sind derzeit Standard in nahezu allen Fernsehanstalten der ganzen Welt, insgesamt dürften etwa 150.000 im Einsatz sein.

Anmerkung : Multiplizieren Sie diese 150.000 Recorder mal mit dem Durchschnittswert aus der Preisliste.

Vorhandene Aufnahmen müssen nicht überspielt werden, wenn einige kompatible digitale Betacams vorhanden sind. Auch der bereits existierende Gerätepark, vor allem die Betacam SP-Camcorder, können bis zur Ausmusterung weiter genutzt werden, die Umstellung kann schleichend erfolgen. Analoge und digitale Aufnahmen lassen sich in entsprechenden Multi-Kassetten-Systemen wiedergeben, und das ohne sichtbare Qualitätsunterschiede.

Digital-Betacam-Geräte haben eine ähnliche Bandgeschwindigkeit wie die analogen Maschinen. Kompatible Digital-Betacams brauchen nur vier Videoköpfe mehr als analoge, sind daher - nach Sony - einfacher und billiger als "Voll-Bit"-Geräte.

Der Übergang dürfte nach Auffassung des Broadcast-Marktführers ähnlich verlaufen wie von Betacam nach Betacam SP vorhe.

Schon jetzt sind zahlreiche Produkte in der Pipeline, die ein komplettes Digital-Betacam-Programm ergeben, angefangen bei Camcordern bis hin zu Multikassetten-Abspielgeräten.
.

SONY - Keine übereilte Hektik bei der Markteinführung

Bei digitalen Camcordern will Sony keine übereilte Hektik an den Tag legen. Die analogen Geräte hätten sich überall bestens bewährt, die Überspielung in die digitale Ebene ist problemlos. Dennoch werden Camcorder entwickelt, nicht zuletzt wegen der vier digitalen Audiokanäle mit 20bit-Technik und der Abtastfrequenz von 48 kHz.

Beim Arbeitsgeräusch macht sich die Bitratenreduktion ebenfalls bemerkbar - die Kopftrommel kann mit "normaler" Geschwindigkeit drehen, singende Geräusche, wie sie bei bereits verfügbaren digitalen Maschinen auftreten, sollen vermieden werden.

Auch sei der Leistungsbedarf bei BRR-Camcordern geringer als bei Voll-Bit-Geräten, wurde während der IBC bekannt. Die große Bewährung steht noch aus - 1994 wird Sony mit der neuen Technik bei der Winter-Olympiade sich ähnlich ins Zeug werfen müssen wie Panasonic es bei der Sommer-Olympiade mit über 1.200 D3-Geräten, nämlich AJ-D350 und AJ-D310, tat.

Mindestens 75 digitale Betacam-VTRs werden für die Olympischen Winterspiele in Lillehammer (Norwegen) vom 12. bis 27. Februar 1994 im Einsatz sein. Neben den sportlichen Wettkämpfen entwickeln sich die Olympiaden immer mehr zu technischen Wettkämpfen.
.

High-End-Broadcast-Technik vor Ort im Einsatz

Vielleicht sollte man das auch mal mit einer technischen Ausstellung und einem Kongreß verbinden - High-End-Broadcast-Technik vor Ort im Einsatz. Das ist sicherlich spannender zu erleben als im klimatisierten Ausstellungs- und Kongreßsaal.

Nur werden sich die - ach so sportlichen - Organisations-Komitees mit dieser Idee überhaupt nicht anfreunden können. Sie wollen nur eines - möglichst günstig die jeweils aktuelle Super-Technik nutzen. Und es wird nicht lange dauern, da müssen die Gerätehersteller dafür auch noch zahlen. Und die Abnehmer, nämlich die jeweiligen Rundfunkorganisationen
selbstverständlich ebenfalls.

Hier sollte vor Fehlentwicklungen gewarnt werden.
.

Reduktionsfreie digitale Komponentenaufzeichnung

So war die IBC recht spannend - die Zukunft der Aufzeichnungstechnik stand überall auf dem Prüfstand, obwohl nur ein System, nämlich DCT, vorgeführt werden konnte.

Die beiden anderen Kandidaten wurden in Hinterstübchen präsentiert, Photoapparate durften auch bei Panasonic nicht aktiviert werden. Doch die Geheimniskrämer leiden offenbar an Verfolgungswahn: Was nämlich zu sehen war, war - außer einem Recorder mit einem angeschlossenen zweiten Kasten - im Prinzip nichts auffälliges.

Von außen kann schließlich keiner das Innere eines ASICs, noch dazu versteckt auf einer Platine, erkennen. Warum die Unternehmen nicht zugeben wollen, daß auf dem langen Weg zu einem Produkt auch Zwischenstufen in Form von Prototypen nötig sind, ist nicht herauszubekommen. Nein, Japaner haben noch immer Angst vorm Photographieren.

Vielleicht ist das ja historisch bedingt ......
.

Aus M mit RCA wurde MII und jetzt D3

Panasonic hat vor Jahren in Zusammenarbeit mit NHK ein 1/2"-Digital-Composite-System entwickelt, inzwischen als D3 standardisiert. Das komplette FBAS-Fernsehsignal wird mit 17,73 MHz, also der vierfachen Frequenz des Farbhilfsträgers von 4,43 MHz, abgetastet.

Die ersten Lizenznehmer sind ebenfalls aktiv geworden, nämiieh JVC und Ikegami. Die Sommer-Olympiade machte das System international hoffähig, alle Fernsehanstalten haben damit gearbeitet. Anschließend werden die Geräte verkauft.

D3-Camcorder, Portables und Recorder sind verfügbar - das digitale 1/2"-Composite-System hat die erste Bewährungsprobe bestanden. Kaum ist die Technik serienreif, stellen potentielle Anwender die Frage nach Geräten für digitale Komponenten.

Für Panasonic ist das ein weiterer Schritt in relativ kurzer Zeit. Vor Jahren wurde - zusammen mit RCA - das M-Format entwickelt. Daraus wurde dann später das analoge Komponentenverfahren MII, allerdings dann schon ohne Zutun von RCA.

Jetzt steht D3 auf der Tagesordnung, und schon wird nach dem Nachfolgesystem gerufen, obwohl erst gut 3.000 Geräte verkauft wurden. Und das nur knapp ein Jahr nach Systemeinführung.

Die D3-Entwicklung wird auch nicht wegen des digitalen Komponentensystems, für das es noch keine offizielle Bezeichnung - bestenfalls DX, D5 oder DX10 - gibt, aufgegeben, sondern weiter vorangetrieben.
.

Es gibt da eine "Recording-Strategy"

Jedes neue System muß dabei so angelegt sein, daß Qualitätsvorteile, geringe Kosten und Investitionsschutz zusammenpassen. So wurde eine "Recording-Strategy" entwickelt, deren Ziele so formuliert werden:

  • - Es muß eine komplett-digitale Lösung für alle Aufzeichnungsgeräte entwickelt werden;
  • - ein weiterer Formatwechsel soll künftig möglichst überflüssig sein;
  • - Kompatibilität mit künftigen Fernseh-standards ist anzustreben;
  • - Mischbetrieb von digitalen Composite-und Component-Systemen muß möglich sein;
  • - viele Anwendungsmöglichkeiten müssen kostengünstig angeboten werden.


Für Panasonic steht die transparente digitale Aufzeichnung auf der Tagesordnung, weniger wichtig scheint jedoch die Frage, ob in Composite- oder Komponententechnik.
.

Eine komplette digitale Kette ohne Fehler

Eine komplette digitale Kette ist frei von Dropout-Effekten, wie sie bei magnetischen Aufzeichnungen analoger Signale entstehen. Durch digitale Techniken werden sie eliminiert. Digitale Bildaufzeichnung schließt auch digitale Tonaufzeichnung ein - mit CD-Qualität.

Die hohe Qualität wird auch bei vielen Kopiervorgängen nicht beeinträchtigt - und ist auch durch komplexe Nachbearbeitung nicht zu beschädigen.

Viele Vorschläge für die Verbesserung der derzeitigen Fernsehsysteme liegen auf dem Tisch - auch PALplus zählt dazu.

Sowohl im Studiobereich als auch auf der Empfangsseite spielt das 16:9-Format künftig eine große Rolle - und die Anwendung der digitalen Komponententechnik. Das Aufzeichnungsformat ist jedenfalls unabhängig vom Bildseitenverhältnis, nur wird dann nicht - wie bei CCIR 601 für 4:2:2 mit 13,5 MHz abgetastet, sondern mit 18 MHz, und damit die horizontale Auflösung erhöht.

Allerdings gibt es hier noch keine Standardisierung. Dennoch wird auf Jahre noch das 4:3-Format eine wichtige Rolle spielen, auch wenn bereits digitale HDTV-Aufzeichnungen angestrebt werden.

Dabei wird es dann nicht ohne Datenreduktion gehen - schon jetzt haben die Panasonic-Forscher einen Prozessor entwickelt, der eine Kompression von 4:1 ermöglicht. Damit könnten dann selbst 1,2-Gbit/s-Signale auf dem gleichen Band gespeichert werden wie demnächst digitale Komponenten für 625/50.

Dennoch müsse - so war bei Panasonic zu hören - bei der Systemdefinition diese Technik berücksichtigt werden. Ein System, daß nur den Status quo enthalte, nütze wenig. Und dem ist auch wenig hinzuzufügen.

Daß Panasonic auch weiterhin die - analogen - 1/2"-UniHi-Geräte für HiVision herstellt und vertreibt, scheint von alledem vorerst unberührt zu bleiben. Den portablen Recorder wichtet selbst Panasonic als "ultra-light weight of only 23 kg".

Koexistenz von Digital Composite und Digital Component

Panasonic strebt ebenfalls die Koexistenz von "Digital Composite" und "Digital Component" an - auch wenn sich der Marktdruck aufgrund der Stückzahlen noch in Grenzen halten dürfte.

So wird es auch hier Geräte geben, die beide Aufzeichnungen und Signalarten verkraften - zu einer Investitionsbremse soll die Aussicht auf DX oder DX10 nicht werden. Es müssen beispielsweise schließlich nicht alle analogen Composite-Aufnahmen, die noch auf 1"- oder 2"-Bändern vorliegen, auf das Zukunftsformat übertragen werden: Panasonic hält hier D3 noch für vorteilhafter und ausreichend.

Die digitale Komponenten-Aufzeichnung wird bei Panasonic mit Geräten realisiert, die auf dem derzeitigen D3-System, also der Aufzeichnungstechnik, der Kassette, dem Bandmaterial und dem Bandtransport, basieren.

Auch liegen die technischen Parameter zwischen D3 und DX relativ dicht beeinander, so daß Panasonic mit entsprechenden Maschinen auch Mischbetrieb verspricht.
.

Immer wieder gabs Geheimnisse

Angaben über das künftige Spurschema waren nicht zu erhalten - nur soviel wurde bekannt: Das Aufzeichnungsschema soll in etwa dem von D3 entsprechen, also auch die Spurbreite. Änderungen werden sich vor allem bei der Bandgeschwindigkeit ergeben.

Die Aufzeichnungsdauer pro Kassette soll mindestens zwei Stunden betragen, wurde betont. Bei D3 sind es derzeit 185 Minuten, mit dünnerem Band werden gar über vier Stunden angestrebt. Die bei D3 übliche Bandgeschwindigkeit von 8,388 cm/s kann wegen der hohen Datenrate daher nicht beibehalten werden, sie muß etwa verdoppelt werden.

Die Schreibgeschwindigkeit beträgt bei D3 23,79 m/s, bei DX10 wird auch sie höher sein. Die Umdrehungsgeschwindigkeit des Scanners - Durchmesser 76mm - beträgt bei D3 100 Hz. Ob es bei der segmentierten Aufzeichnungsart - acht Spuren pro Halbbild - bleibt, ist noch nicht bekannt.

Jedenfalls müssen etwa 300 Mbit/s (10-bit-Signal, daher vermutlich auch die vorläufige Systembezeichnung DX10) aufgezeichnet werden, findet doch keinerlei Datenkompression statt.

um Vergleich: Bei D3 müssen nur 152 Mbit/s aufs Band gebracht werden. Die Geräte sollen ähnliche Features ermöglichen wie D3, so Wiedergabemöglichkeiten von -1- bis +3fach, kontinuierliche Regelung der Wiedergabegeschwindigkeit von 85 bis 115% usw.

Es wird digitale serielle Ein-und Ausgänge geben (270 Mbit/s) sowie - zumindest bei Doppelstandard-Geräten - parallel betriebene Komponenten- und Composite-Ausgänge.

Die Anordnung der Videoköpfe ist bei DX10 nicht mit D3 zu vergleichen, und die Signalverarbeitung erfolgt auch auf einem höheren Level, entsprechend größer ist der Aufwand an VLSIs.

Das neue Format ist für eine Lebensdauer von mindestens 15 Jahren entwickelt, dürfte also das letzte für 625/50 bzw. 525/60 sein. Schon jetzt hat Channel 4 für seinen neuen Studiokomplex für 1994 insgesamt 36 Studio- und zwei Multikassetten- Automaten-Systeme in D5 Technik geordert.

Es wird in den nächsten Jahren noch einmal heftige Auseinandersetzungen wegen der Formatfrage geben - die Anwender müssen sich entscheiden. Panasonic strebt mit der Entwicklung des digitalen Komponentensystems ohne Datenreduktion ein Ziel an: der beste Broadcastgeräte-Hersteller der Welt zu werden.

Ob das den derzeitigen Marktführer (Anmerkung : gemeint war SONY) juckt?

(wird fortgesetzt)

Rainer Bücken
.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.