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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(14) Kabel-Übertragungstechnik

Im Jahre 1931 unternahm das RPZ den Versuch, die Bildsignalströme 48zeiliger Fernsehbilder unmittelbar über eine Freileitung von Döberitz nach Lehrte zu übertragen. Zur Verstärkung dienten Widerstandsverstärker, die durch Breitbandübertrager 1:1 an die erdsymmetrische Doppelleitung angekoppelt waren.

1932 - Bereits „befriedigende" Ergebnisse über 70km

Die Übertragungsergebnisse waren bei einer Leitungslänge von 70km nach dem damaligen Stand der Technik „befriedigend" „Durch die Arbeit des Reichspostzentralamts" wurde bald darauf auch „die zunächst ganz unmöglich erscheinende Frage eines Fernsehkabels bereits im Jahre 1932 in Angriff genommen und schließlich gemeinsam mit einigen Kabelfirmen gelöst" [405].

1934 - Übertragung von 180zeiliger Bilder trägerfrequent

Anfang 1934 diskutierten F. Kirschstein und J. Laub im Anschluß an ihre 1933 durchgeführten Telephonie-Versuche mit Trägerwellen zwischen 5.000 und 40m Wellenlänge [406] an Hand von Dämpfungsmessungen (im Bezirk der Oberpostdirektion Breslau) die Möglichkeit, die Bildströme 180zeiliger Bilder trägerfrequent über Frei- und Kabelleitungen zu übertragen.

Sie fanden für 0,8mm Teilnehmer-Anschlußkabeladern eine Verstärkerfeldlänge von 4, für ein konzentrisches Hochfrequenz-Spezialkabel (0,3 N/km) eine solche von etwa 30km [407].

Das erste Fernseh-Breitband-Kabel von 11,5 km Länge

Im Anschluß an diese Messungen ließ die DRP, um Erfahrungen mit der Kabelübertragung von Bildsignalströmen über große Entfernungen zu gewinnen, am 15. September 1934 zwischen dem RPZ-Gebäude in Berlin-Tempelhof und dem Fernseh-Laboratorium in Charlottenburg (Rognitzstraße 8) das erste Fernseh-Breitband-kabel auslegen. Es war ein von der Siemens & Halske A.G. hergestelltes symmetrisches Breitbandkabel von 11,5 km Länge. Man wählte damals aus Sicherheitsgründen die symmetrische Form, weil diese gegen etwaige Außenstörungen unempfindlicher erschien als das erdunsymmetrische koaxiale Kabel.

Die beiden 4mm starken Kupferadern waren durch je zwei Kordeln und zwei Bänder aus dem damals neu entwickelten Werkstoff Styroflex isoliert, der bei hohen Frequenzen einen Verlustwinkel von nur 2 • 10 hoch4 gegenüber Papier mit 150 • 10 hoch4 aufwies.

1935 - Fernsehen und 200 Telefongespräche über ein Kabel

Über die beiden Adern war noch ein gemeinsamer Rückleiter aus 0,2mm starken Kupferbändern gelegt, so daß das Kabel wahlweise auch unsymmetrisch gegen Erde betrieben werden konnte. Die kilometrische Dämpfung bei 4 MHz betrug 0,4N. Die Versuche, die das RPZ vom Juni 1935 an mit diesem ersten betriebsfähigen Fernsehkabel anstellte, ...

  • „waren so ermutigend, daß die Deutsche Reichspost an die Verlegung langer Kabel für Fernsehen herangehen konnte. Die Fernsehimpulse werden bei einer Kabelübertragung einer Trägerfrequenz von etwa 1 Million Hz aufmoduliert und über das Kabel geführt. Übertragen wir also ein Frequenzband von 500.000 Hz, so haben wir den Bereich von 0 bis 500.000 Hz auf dem Fernsehkabel noch frei für Fernsprechübertragungen und Telegraphie. Wir können beispielsweise auf solch einem Kabel neben dem Fernsehen noch etwa 200 Ferngespräche übertragen",


berichtete damals F. Banneitz [408].

1935 - Erstes Weitverkehrs - Breitbandkabel zwischen Berlin und Leipzig

Im Frühjahr 1935 legte die Deutsche Fernkabel-Gesellschaft im Auftrage der DRP das wiederum erste Weitverkehrs - Breitbandkabel zwischen Berlin und Leipzig aus. Man hatte sich endgültig für den koaxialen Typ entschlossen, weil dabei die Dämpfungsverhältnisse günstiger lagen als bei einem symmetrischen Kabel von gleichem Außendurchmesser, und weil man sich den Weg offenlassen wollte für eine Vergrößerung der Bildpunktzahl und damit für eine Erweiterung des Frequenzbandes.

Die Dämpfung des neuen koaxialen Kabels (Bild 83) war so bemessen, daß für die Durchgabe von Fernsehbildern des kommerziellen Verkehrs, bei denen ein Frequenzband von 0,5 MHz übertragen werden mußte, der halbe Verstärkerabstand nötig war, der für normale, niederfrequent betriebene Fernsprechverbindungen üblich ist. Wollte man die Güte der Bilder steigern oder das Kabel noch stärker ausnutzen, so konnte man den Verstärkerabstand noch einmal halbieren und erhielt dadurch eine obere Nutzfrequenz von 4 MHz. Bei dieser Planung war es möglich, jeden zweiten oder vierten Verstärker in vorhandenen Fernsprech-Verstärkerämtern unterzubringen 17) [410].
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17) m England plante man 1935 ebenfalls die Auslegung eines koaxialen Fernsehkabels zwischen London und Birmingham [409].
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Für die Fernseh-Sprechverbindung alle 35km ein Verstärker

Die Fernseh-Sprechverbindung war als reine Vierdrahtleitung aufgebaut, d. h., es war für jede Sprechrichtung ein besonderes koaxiales Kabel von 5mm Kern- und 18mm Rückleiter-Durchmesser vorgesehen. Die Dämpfung für 1 MHz betrug etwa 0,16 N/km, für 4 MHz rund 0,32 N/km.

Im Endausbau sollte das Kabel im Frequenzbereich von 90 bis 690 kHz 200 trägerfrequente Fernsprechkanäle bieten, während das Frequenzband von etwa 0,8 bis 4 MHz Fernsehübertragungen vorbehalten war. Für die Frequenzen unter 1 MHz wurde ein Verstärkerabstand von 35km, für die höheren ein solcher von 17,5km festgefegt. Elektrische Weichen in den Verstärkerämtern gestatteten eine getrennte Verstärkung der beiden Frequenzbänder.

Außerdem waren bei den Kabelstrecken Berlin-Hamburg und Berlin-Braunlage an den Hauptverstärkerämtern bereits Weichen vorgesehen, über welche die benachbarten unbemannten Verstärkerämter bei Ausfall der Netzstromversorgung durch den Koaxial-Kern mit Wechselstrom von 50Hz (550V) zur Speisung der Verstärker-Netzanschlußgeräte und von 6.000 Hz für Fernsteuer- und Signalisierungs-zwecke versorgt werden konnten.
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1. März 1936 - Eröffnung der Fernseh- Sprech- Verbindung Berlin-Leipzig

Da zur Eröffnung der Fernseh-Sprech- Verbindung Berlin-Leipzig (Bild 84) am 1. März 1936 die endgültigen Verstärkereinrichtungen noch nicht fertiggestellt waren, wurde über diese Strecke zunächst nur ein Fernsehband von 0,8 bis 1,3 MHz mit hierfür besonders entwickelten Verstärkern übertragen. Alle Verstärkerabschnitte waren durch Netzwerke auf die gleiche elektrische Länge gebracht. Die Dämpfung jedes Abschnitts konnte auf einen konstanten, frequenzunabhängigen Wert ausgeglichen werden. Die Entzerrungsungenauigkeit jedes Feldes war kleiner als 0,1 N.

Die „Fernseh-Zwischen-Verstärker 35" enthielten jeweils 3 Röhren RS 209 und als Endstufe eine RENS 1374d in Kaskadenschaltung. Die Verstärkung zwischen 0,5 und 1,5 MHz betrug ca. 7,5 N bei einem Gesamtklirrfaktor von 2,5%. Jeder Verstärker gab - ebenso wie die Abtasteinrichtung - an den jeweils folgenden Kabelabschnitt eine Leistung von 10mW ab. Auch die Ortsleitungen in Berlin und Leipzig wurden mit Verstärkern ausgerüstet - 18) [411].

18) Zur gleichen Zeit waren auch in USA Versuche mit konzentrischen Breitband-Kabeln verschiedener Systeme für Frequenzen bis 4 MHz bei 8 km Verstärkerabstand gemacht worden. [412]. Die Genehmigung für die Auslegung eines 152 km langen Fernsehkabels zwischen New York und Philadelphia wurde der AT&T (American Telephone und Telegraph Co.) am 24. 7. 1935 von der Federal Communications Commission nur unter der Bedingung erteilt, daß das Kabel während der Versuchszeit allen Stellen zugänglich sein müsse, die an Fernsehübertragungen interessiert seien [413]. Durch den gegen diese Klausel erhobenen Einspruch verzögerte sich die Auslegung des Kabels bis Ende 1936.
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1936 - Schleifenversuch mit Bildübertragung über 395km

Nach einem Schleifenversuch mit Bildübertragung über 395km am 12. Februar konnte die Breitbandstrecke Berlin-Leipzig am 1. März 1936 für den ersten ständigen Fernseh-Sprechdienst eingesetzt werden, wobei das untere Seitenband des Trägers von 1,3 MHz übertragen wurde.

1937 - Zum ersten Male 5 Trägerfrequenz-Fernsprechkanäle

Am 15. Mai 1937 übergab die DRP die ersten 5 Trägerfrequenz-Fernsprechkanäle des neuen Breitbandkabels zwischen 540 und 570kHz dem öffentlichen Verkehr. (Für den Endausbau war ein Trägerfrequenz-Fernsprechsystem von 20 Gruppen zu je 10 Kanälen von 3kHz Breite im Bereich von 90 bis 690kHz vorgesehen.)

1937 - 30 Ferngesprächs-Kanäle zwischen Berlin und Leipzig

Ende 1937 standen zwischen Berlin und Leipzig 30 Trägerfrequenz- Fernsprechwege im Bereich von 510 bis 600kHz zur Verfügung. Da die von den Fernseh-Impulsen in den Zwischenverstärkern erzeugten Differenzfrequenzen das Frequenzband von 0 bis 500kHz mit einem Störspektrum belegten, anderseits die von den Vielbandgesprächen verursachten Summenfrequenzen das Frequenzband von 1.020 bis 1.200kHz überdeckten, so mußte man die beiden Betriebsarten durch den Spannungspegel voneinander trennen: Für Bildweiß wurde eine Spannung von 0N, für die Vielbandkanäle eine solche von -2,5N, bezogen auf den Ausgang des Zwischenverstärkers, gewählt und durch Amplitudenbegrenzer eingehalten.

1937 - Breitbandkabel jetzt bis Nürnberg

Im September 1937 konnte das erste Breitbandkabel (501) über Leipzig hinaus bis Nürnberg verlängert werden (502). Gleichzeitig begann die Auslegung des Fernsehkabels (503) zwischen Berlin und Hamburg.

Verwendet wurden stets 3 verschiedene Koaxial Kabeltypen, und zwar die Ausführungsform der Siemens & Halske A.G. und der Felten & Guilleaume A.G. (Isolation durch Styroflex-Wendel, Rückleiter aus Kupferbändern) sowie die Bauart der AEG (Isolation durch Frequenta-Scheiben im Abstand von 6cm, Außenleiter aus gelenkartig miteinander verbundenen Kupferschalen). Da alle drei Firmen einen Innenleiter von 5mm und einen koaxialen Rückleiter von 18mm Durchmesser verwendeten und die Isolation praktisch verlustfrei war, ergaben sich bei den 3 Kabeltypen angenähert gleiche Dämpfungswerte, so daß auf der Strecke Kabellängen der drei verschiedenen Fabrikate in regelmäßiger Reihenfolge miteinander abwechseln konnten [414] [415].

Kalkulation der immensen Breitbandkabel Kosten in RM

Die Kosten für 1km Breitbandkabel 5/18 in beiden Richtungen ergeben sich angenähert aus der nachfolgenden, für 1938 aufgestellten Tabelle:

Kabellänge in km 250 500 1000 1500
         
Kabelpreis einschl. der Kosten für Auslegen und Montage 32.000 32.000 32.000 32.000
Zwischenverstärker (alle 17,5 km) einschl. aller Neben- und Betriebskosten 10.000 11.000 11.100 11.200
Endamtseinrichtungen einschl. aller Neben- und Betriebskosten 20.000 12.000 6.000 4.100
         
Summe 62.000 55.000 49.100 47.300
        [416] [417]

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Anmerkung:

Ein (bzw. "der") Einheitsfernseher sollte theoretisch 650 RM kosten. Ein hochwertiger Fernseher kostete aber bereits zwischen 2.500 und 3.500 RM und das war wirklich viel Geld. Der in Berlin lebende Opa des Autors Gert Redlich verdiente als Schneidermeister etwa 80 RM (zwischen 50 und 100) im Monat, wovon mindestens 25 RM als Miete zu bezahlen waren. Der Onkel des Autors, der Schwager meines Berliner Opas, Hermann Raffelsieper verdiente als aussergewöhnlicher Glasbläser bei Loewe an die 300 RM im Monat und das war bereits sehr großzügig bzw. ein richtiges Ingenieursgehalt.

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1936 - noch waren es Kupferleitungen mit Kupferbändern

Jedes Breitbandkabel enthielt neben dem konzentrischen Kern noch einen von den jeweiligen Betriebserfordernissen abhängigen „Beipack". So besaß beispielsweise das erste Breitbandkabel 501/502 zwei Rundfunk-Adernpaare von 1,4mm Durchmesser mit Metallfolienschirm, ferner 10 mittelschwer bespulte DM-Viererseile von 1,4mm Durchmesser, die anfangs als Zwei- und Vierdrahtleitung benutzt wurden. Später entspulte man 4 dieser DM-Vierer auf der Strecke Berlin-Leipzig und richtete auf diesen U-Leitungen einen 12 Band-Betrieb ein.

1936 traten beim Kabel 503 erstmalig an Stelle des bis dahin benutzten Rückleiters aus gewundenen Kupferbändern ein solcher aus durchgehenden, gesickten Halbrohren (Bild 85) oder - bei der A.E.G. - aus einem schalenförmig gepreßten Rohr, der bei noch ausreichender Biegsamkeit einen ununterbrochenen Stromweg bot.

Das Kabel 503 erhielt als Beipack in der einen Richtung 4 Rundfunk-Paare 1,4, ferner 8 mittelschwer bespulte DM-Vierer 1,4, in der anderen Richtung 18 leicht bespulte Vierer 0,9 mm.

1938 - Berlin- Nürnberg - München war fertig

Am 12. Juli 1938 wurde das inzwischen bis München weitergeführte Fernseh-Kabel (502) Berlin- Nürnberg mit 21 Verstärkerfeldern in Betrieb genommen.

Im selben Jahr begannen die Planungsarbeiten für ein Breitbandkabel Berlin-Frankfurt (Main) (504) mit Abzweigen zu den im Bau befindlichen Fernseh-Sendern auf dem Brocken und auf dem Großen Feldberg im Taunus. Auf diesem und auf dem bereits teilweise ausgelegten Kabel Berlin-Hamburg war für den Vielfach- Trägerfrequenz- Fernsprechbetrieb wieder das Frequenzband von 90 bis 690 kHz vorgesehen.

Ferner sollte auch hier „in dem Frequenzband unterhalb 2 MHz ein 180-Zeilen-Bild des Fernsehsprechdienstes, darüber ein 441zeiliges Rundfunk-Fernsehbild mit einer Frequenzbandbreite von 2 MHz übertragen werden", und zwar in beiden Fällen nach dem Einseitenbandverfahren. Die bereits vorhandenen Fernsehkabel sollten später auf diese endgültige Betriebsweise umgestellt werden [418].

1939 - Die Verstärkertechnik war noch nicht reif

Da jedoch die zur Trennung von Fernseh-Sprechband und Fernseh-Rundfunkband erforderlichen Weichen erhebliche Phasenverzerrungen verursachten, entschloß man sich 1939, „auf die gleichzeitige Übertragung eines 500kHz-Bandes für das Fernsehsprechen zu verzichten und die Trennung von Fernsehsprechen und Fernsehrundfunk zeitlich vorzunehmen, d. h. das Breitbandkabelnetz an bestimmten Tagesstunden dem Fernsehsprechdienst und zu gewissen Stunden dem Fernsehrundfunk zur Verfügung zu stellen".

Planung und Aufbau der Verstärker wurden dadurch wesentlich vereinfacht, unnötige Frequenzweichen fielen weg, und es konnte der ganze Bereich von 1,5 bis 4,2 MHz für die Fernseh-Übertragung bereitgestellt werden [367].

1938 - Von Fernseh-Sprechstelle zu Fernseh-Sprechstelle über 1.500km

Die Stabilität der deutschen Fernseh-Breitbandkabelstrecken erhellt aus einem Betriebsversuch, den die DRP am 27. August 1938 anstellte: Von der Fernseh-Sprechstelle Berlin, Potsdamer Platz, wurde ein 180zeiliges Bild zunächst nach München und von da wieder zurück nach Berlin übertragen. Diese Strecke mit 42 Verstärkerfeldern zu je 35 km entsprach einem Kabel weg von rund 1.500km.

„Selbst nach der Zuschaltung des Abzweigs nach Leipzig (mit nochmals 6 Verstärkerfeldern) ergab sich noch über eine Gesamtkabelstrecke von 1.735 km eine durchaus brauchbare Übertragung der Fernsehbilder" [419] [420].

1939 - Berlin-Hamburg über 300km

Die im März 1939 fertiggestellte, 300 km lange Breitbandkabelstrecke Berlin-Hamburg (503) war alle 17,5km mit „Fernsehzwischenverstärkern 38" -(Bild 86) ausgerüstet, die je 5 in Kaskade geschaltete, mit Schirmgitterröhren des Typs E2b bestückte Verstärkerstufen enthielten; die letzte war als Gegentaktstufe ausgebildet. Dieser Verstärker 38 arbeitete teils mit Vorentzerrung, teils mit Entzerrung durch die Kopplungselemente.

1940 - Auch Berlin-Frankfurt (Main) war fertig

Auf dem Kabel 503 wurden Anfang 1940 von F. Ring zunächst behelfsmäßig 30 Vielband- verbindungen im Bereich von 1.000 bis 1.300 kHz mit handelsüblichen Rundfunkempfängern eingerichtet:

Als Sender dienten rückgekoppelte Audion-Empfänger (AF7) mit Gitterspannungsmodulation; die ursprüngliche Niederfrequenzstufe (AL4) der Geräte wurde als Modulationsvorverstärker benutzt. Für die Demodulation verwandte Ring trennscharfe Superhet-Rundfunkempfänger ohne weiteren Umbau.

Nach Fertigstellung der von der Siemens & Halske A.G. gelieferten Vielband-Endamts- einrichtungen konnte das Kabel 503 mit 60, zuletzt mit 200 Vielbandkanälen belegt werden. Die auf dieser und auf der Strecke Berlin-Frankfurt (Main) (504) eingebauten vierstufigen „Vielband-Zwischenverstärker 39 von Siemens & Halske waren ebenfalls mit kommerziellen E2b Röhren ausgerüstet.

1939 - Geplant war die Fernsehanbindung des "Führers"

1939 hatte die DRP mit den Bauarbeiten an dem 1938 geplanten Breitbandkabel München-Wien (510) begonnen. Auf diesem Kabel sollten zunächst bis Salzburg Fernseh-Verstärker zur Übertragung eines 441-Zeilen-Bildes eingebaut werden. Außerdem war von Salzburg ein besonderes Fernseh-Stichkabel über Berchtesgaden und Oberau zum Obersalzberg vorgesehen, um Hitler die Möglichkeit zu bieten, „in deutschen Gauen wie in einem Bilderbuch zu blättern" [421]. Es blieb jedoch bei diesem Vorhaben.

Oktober 1942 - 1. Europäischen Postkongresses in Wien

Anläßlich des 1. Europäischen Postkongresses in Wien im Oktober 1942 konnte auf der Strecke 510 der Vielbandverkehr aufgenommen werden. Im Hinblick auf die militärische Lage mußte die DRP 1941 die Zahl der Vielband-Kanäle auf dem Fernsehkabel Berlin-München (501/502) von 30 auf vorerst 100 erhöhen.

Da die für diese Strecke erforderlichen Vielband-Zwischenverstärker nicht rechtzeitig geliefert werden konnten, wurden die vorhandenen Fernseh- Zwischenverstärker 35 nach entsprechendem Umbau für die Verstärkung des Vielband-Bündels im Bereich von 390 bis 690 kHz mitbenutzt, wobei man wegen der o. e. nichtlinearen Nebensprech-Störungen auf die Übertragung von Fernsehbildern verzichtete [422].

1940 - Rohstoffknappheit - Umstieg von Kupfer auf Aluminium

40 von diesen Vielbandkanälen wurden in München gleich bis Wien durchgeschaltet, so daß die Gespräche ohne Demodulation weitergeleitet werden konnten.

Bei der Strecke Braunlage-Frankfurt (504) verzichtete man aus militärischen Gründen von vornherein auf die Möglichkeit einer Fernseh-Übertragung und sah nur die Vielband-Zwischenverstärker in 35km Abstand zur Übermittlung von anfangs 100 Gesprächen im Bereich von 390 bis 690 kHz vor. Als Beipack erhielt das Kabel 504 in beiden Richtungen 2 Rundfunkpaare 1,4mm, ferner 6 Sternvierer 1,2 und 6 DM-Vierer 0,9mm.

Nach der Einführung von Sparleitern wurde der konzentrische Teil dieses Kabels etwa zwischen Kassel und Frankfurt (Main) aus einem 5mm-Cupal-Kern und einem 19,5mm Aluminium-Mantel aufgebaut; an Stelle der 0,9 und 1,4mm Kupferleiter traten Aluminium Adern von 1,15 und 1,8mm Durchmesser.

19) Nach Einführung von Aluminium-Sparleitern erhöhte sich die Dämpfung um etwa 5%.
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1945 - Breitbandkabel Berlin-Hannover-Köln/Rh.

Das Breitbandkabel 509 (Berlin-Hannover-Köln/Rh.) war 1945 bis Bad Nenndorf fertiggestellt, jedoch noch nicht in Betrieb genommen. Es enthielt als Beipack 4 mittelschwer bespulte DM-Vierer, 2 sehr leicht bespulte Sternvierer 1,4mm und im letzten Verstärkerfeld nur unbespulte Sternvierer 1,2mm. Auch hier mußte ein Teil der Adern mit entsprechend stärkerem Durchmesser in Aluminium ausgeführt werden. Das Kabel 505 endlich zwischen Frankfurt (Main) und Köln (Rhein) war 1945 zwar ausgelegt, aber noch nicht durchverbunden.

Nur noch militärische Verwendung während der letzten beiden Kriegsjahre

Während der letzten beiden Kriegsjahre diente der zwischen dem Verstärkeramt Tremmen bei Berlin und dem Verstärkeramt Berlin-Stallupöner Allee gelegene Abschnitt des Fernsehkabels 503 zur Übertragung der von einem Panorama-Sichtgerät („Jagdschloß") gelieferten Luftlagebilder zu dem im Tiergarten-Bunker gelegenen Luftwaffen-Gefechtsstand der Flak-Division Berlin.

Ein zweites Panorama-Gerät war durch ein besonders ausgelegtes Fernseh-Ortskabel über das Postamt Weißensee mit dem Gefechtsbunker (L-Turm) im Tiergarten verbunden. In ähnlicher Weise wurden Teillängen der Breitbandkabel 502 und 510 im Fernsehbereich zur Übertragung der Luftlagebilder von zwei bei Grünwald und Schleißheim stehenden Panoramageräten zum Luftwaffen-Gefechtsstand München benutzt.

Bei diesem Verfahren („Landbriefträger") modulierte man einen Träger von einigen MHz einmal mit einer der Umdrehungszahl der Panorama-Antenne (6 bis 10 U/min) proportionalen Frequenz von etwa 200Hz, ferner mit der Wiederholungsfrequenz der Impulse (500Hz) und endlich mit dem zur Darstellung der Impulse von etwa 3us erforderlichen Frequenzband von 200 bis 300kHz.

Anfang 1945 - Der Krieg war so ziemlich verloren

Anfang 1945 waren sämtliche Breitbandkabelstrecken mit einer Gesamtlänge von 2.569km für 200 Vielbandkanäle ausgebaut. Das während des Krieges ausgelegte Breitbandkabel Frankfurt-Köln, das nur für Vielbandbetrieb eingerichtet war, konnte nicht mehr in Betrieb genommen werden, weil die Adern noch nicht zusammengespleißt waren.

Nach dem Zusammenbruch mußten die beiden ersten deutschen Fernseh-Breitbandkabel Berlin-Leipzig (501) und Leipzig-München (502) völlig ausgebaut und an die Sowjetische Besatzungsmacht ausgeliefert werden.

Die Kabel 503 und 504 wurden innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone demontiert. Soweit sie in der amerikanischen und britischen Besatzungszone verliefen, wurden die Reste dieser beiden Kabel 1947/48 bei Masendorf und hinter Hannoversch-Münden geschwenkt und durch einen Teil des inzwischen ausgebauten Breitbandkabels Frankfurt-Köln (505) zu einer neuen Vielbandverbindung Frankfurt - Göttingen - Hannover - Hamburg für 300 Kanäle ergänzt.
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