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typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

1954 - 25 Jahre FERNSEH GMBH - Die Anfänge

Wie groß das Wagnis tatsächlich war, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen, geht daraus hervor, daß bei allen sich mit dem Fernsehen beschäftigenden Stellen auf kleine Anfangserfolge bald ernste Rückschläge folgten. Diese rückten erst die Größte der Aufgabe in das richtige Licht und zwangen zu einer Abkehr von tastenden Versuchen und zur systematischen Bearbeitung der Teilprobleme.

Gleichzeitig bahnte sich eine Entwicklung an, bei der diese Arbeiten mehr und mehr aus der Hand von Einzelerfindern in die von Gruppen und kleineren oder größeren Firmen übergingen, da die Kosten der notwendigen Forschungsarbeiten bald jedes für Einzelpersonen tragbare Maß überschritten.

In Deutschland hatte zunächst Telefunken begonnen, sich für das Fernsehen zu interessieren. Und in der Erkenntnis, daß es sich beim Fernsehen um ein neuartiges und bedeutendes Nachrichtenmittel handelte, begann die Deutsche Reichspost - auch angeregt durch Arbeiten und Vorführung von J. L. Baird in England -, sich mit Forschungsarbeiten und Versuchssendungen zu beschäftigen.

Bei den deutschen Firmen Bosch, Loewe und Zeiss-Ikon entstand der Gedanke, unter Mitarbeit der englischen Firma Baird eine Gesellschaft zu gründen, die gleichfalls Fernsehentwicklungen betreiben sollte. So wurde die FERNSEH AG am 11. Juni 1929 gegründet und am 3. Juli 1929 mit einem Stammkapital von 100.000,- Reichsmark handelsgerichtlich eingetragen.

Anmerkung der Redaktion: 100.000,- Reichsmark entspräche heutzutage (im Jahr 2010) mehreren 100 Millionen Euro !!

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1929 - Im Goerz-Werkes der Zeiss-Ikon AG in Berlin-Zehlendorf

Die junge Firma ging in zwei kleinen Räumen im oberen Stockwerk des Goerz-Werkes der Zeiss-Ikon AG in Berlin-Zehlendorf an ihre fernsehtechnische Arbeit. Die ganze Belegschaft zählte damals nur drei Mitarbeiter. Aber, unterstützt durch die Erfahrungen des Reichspostzentralamtes, kam man verhältnis- mäßig schnell zu den ersten Anfangserfolgen. Und bald hatte man sich in die stets neu auftretenden Probleme so weit festgebissen, daß man nicht mehr locker ließ und dem Neuland Fernsehtechnik in zäher Arbeit Schritt für Schritt abgewann.

Erhöhung der Zeilenzahl, Vergrößerung der Frequenzbandbreite, Übergang zu kürzeren Senderwellenlängen, neuartige gesteuerte Lichtquellen - das sind die wesentlichen Meilensteine der folgenden Jahre.

Schon bald zeigte sich, daß Fernsehentwicklung nur durch Team-Arbeit gelöst werden kann und nur in einer Gruppe von Begeisterten, die durch Rückschläge nicht zu erschüttern ist; denn die Fernsehtechnik ist nicht nur vielseitig, weil sie praktisch das ganze Gebiet der Physik umfaßt, sondern auch schwierig, weil häufig Probleme auftreten, deren Lösung ein scheinbares „Unmöglich" entgegen steht.

Aber aus dem Zwang heraus, es zu schaffen, und in der einzigartigen kameradschaftlichen Verbundenheit wurde dann doch immer wieder eine brauchbare Lösung gefunden. Die so von der Fernsehtechnik erkämpften Fortschritte haben auch auf viele andere Gebiete der Nachrichtentechnik, wie die UKW-Technik, Impulstechnik, Breitbandtechnik u. a. befruchtend gewirkt.

Nach manchen Fehlschlägen und Umwegen gelang schließlich mit der Einführung des rein elektronischen Fernsehens - der Verwendung elektronischer Bildfängerröhren auf der Sendeseite und der Braunschen Röhre auf der Empfangsseite - der Durchbruch zu einer praktischen Fernsehtechnik, die sich fast geradlinig bis heute fortgesetzt hat.

Die damaligen technischen Entwicklungsstufen können im einzelnen hier nicht aufgeführt werden. Anläßlich des zehn- jährigen Firmenjubiläums wurde in der damals veröffentlichten Zeitschrift „Hausmitteilungen aus Forschung und Betrieb der FERNSEH GMBH" von ihren Herausgebern, Dr. G. Schubert und dem Verfasser, ein Bericht über „Zehn Jahre Fernsehtechnik" gebracht, in dem die Geräteentwicklung vom 30zeiligen Versuchsempfänger bis zum 441zeiligen Großprojektions- empfänger und zur Supericonoscope- Kamera dargelegt ist. Hieraus ist die vielseitige Entwicklungsarbeit jener Jahre deutlich erkennbar.

Jeder technische Fortschritt - vor allem auf einem so neuen Gebiet wie dem Fernsehen - muß natürlich mit nicht geringen finanziellen Opfern erkauft werden. Sie stellten für die Aktionäre der jungen FERNSEH AG, in deren Anfangsjahre zudem noch gerade Krisenzeiten der deutschen Wirtschaft fielen, eine erhebliche Belastung dar, um so mehr, als die Entwicklungskosten nicht auf andere Arbeitsgebiete abgewälzt werden konnten. So ergaben sich bei den Aktionären im Laufe der Zeit einige Bedenken, ob bei der damals noch bestehenden Ungewißheit der Verwirklichung eines praktischen Fernsehens und der langen Dauer des Versuchsstadiums die investierten Gelder je amortisiert werden würden. Die Folge war, daß in den Jahren 1933 bis 1939 alle Teilhaber bis auf die Firma ROBERT BOSCH GMBH ausschieden, die damit Alleininhaberin wurde. Gleichzeitig wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt.

Anmerkung der Redaktion: Hier wird auch wieder suggeriert, daß diese Partner-Firmen alle freiwillig aus der Gesellschaft ausgeschieden waren. Die echten Tatsachen, nämlich die NS-Repressalien ab 1933 gegen Juden und 1938 gegen Ausländer werden schlichtweg verschwiegen. Zumindest die Partner Loewe und Baird wurden 1938 faktisch rausgeworfen.


In der Zwischenzeit hatte sich die Firma erheblich vergrößert, aber erst in den Jahren 1938 - 1939 wurden auf Grund der erreichten Fortschritte, der sich bessernden Wirtschaftslage und des Interesses der Deutschen Reichspost am Fernsehen die Aussichten besser, und es zeichnete sich der Beginn eines deutschen Fernsehrundfunks ab.

Die Zahl der Mitarbeiter war auf über 350 gestiegen, von denen der größte Teil mit Forschungs- und Entwicklungsarbeiten beschäftigt war - der Anteil von 50 Akademikern möge dafür ein Anhalt sein. Die Arbeitsräume hatten sich auf das ganze obere Stockwerk des Goerz-Werkes ausgedehnt.

So schien im Jahre 1939 endlich die Zeit herangereift, in der man die Früchte einer mühevollen Arbeit ernten konnte. Die deutsche Forschungsarbeit hatte damals einen beträchtlichen Anteil an der Entwicklung des Fernsehens in der Welt und hielt fast die Spitze. Eine große Zahl von deutschen Ideen und Erfindungen wurde damals oder in späterer Zeit verwirklicht.

Der Fernsehsender Berlin strahlte täglich ein zweistündiges Programm mit technisch sehr beachtlichem Niveau aus, auch in der Programmgestaltung wurden erfreuliche Fortschritte gemacht, und die Massenfertigung des Einheits-Fernsehempfängers wurde vorbereitet.

1939 - Dann kam der Krieg (der 2. Weltkrieg) . . .

. . . und, da man bei den Wehrmachtstellen natürlich großes Interesse für das bei der FERNSEH GMBH vorhandene Team von Ingenieuren und Technikern hatte, die zwangsweise Umschaltung auf Rüstungsarbeiten. Die betrafen aber im wesentlichen das Fernsehgebiet, sodaß das Arbeitsgebiet sich nicht veränderte. Die Auftragslage und die Anforderungen an die Fertigung brachten eine Vergrößerung der Belegschaft auf rund 850 Beschäftigte.

Die sich durch Bombenangriffe verschärfende Lage in Berlin zwang 1943 zu einer Ausweichsverlagerung des größeren Teils des Betriebes nach Obertannwald im Sudetenland. Gegen Ende des Krieges wurde noch eine Teilverlagerung der Firma nach Bayern versucht, jedoch verhinderte der Zusammenbruch die Ausführung in der geplanten Form.


1944 - Nur ein kleiner Teil der Belegschaft gelangte auf zum Teil abenteuerlichen Wegen, durch die vordringende amerikanische Armee hindurchsickernd, nach Taufkirchen/Vils und fand dort für einige Jahre eine neue Heimat und eine Arbeitsstätte, die den neuen Kernpunkt für unsere heutige Firma bilden sollte.

Die Zeit nach 1945

Die Betriebe in Berlin und in Obertannwald waren mit Kriegsende der Auflösung verfallen:
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  • Das Goerz-Werk teilweise ausgebrannt, die Einrichtung beider Werke von den Russen ausgeräumt, ein Teil der zurückgebliebenen Wissenschaftler und Ingenieure nach Rußland gebracht. (Anmerkung : verschleppt mit erheblichem Druck gegen ihren Willen)
  • Die Taufkirchener Gruppe aber hielt unter schwierigen Lebensbedingungen fest zusammen, vom alten (reichsdeutschen ?) Geist beseelt, niemals etwas aufzugeben und mutig und optimistisch in die Zukunft zu sehen.

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Die Beschäftigung mit der Fernsehtechnik durfte allerdings zunächst wegen der Kontrollrats- bestimmungen nicht ausgeübt werden.

Und so wandte man sich vorübergehend anderen Arbeitsgebieten zu, insbesondere dem Meßgerätebau, trotz Material- und Geldmangel mit dem Erfolg, daß in drei Jahren die Belegschaft schon wieder auf 150 Personen angestiegen war. Die erste Arbeitsstelle, eine Turnhalle, wurde zu klein und es mußte ein großes Gasthaus dazugemietet werden. Diese Jahre des Wiederaufbaus und das enge Zusammenleben forderten viel gegenseitige Rücksichtnahme und persönlichen Einsatz von der Belegschaft, festigten aber zugleich den Zusammenhalt, was der Firma in den folgenden Jahren zugute kam.

Im Jahre 1949 fielen die Beschränkungen für die Arbeit auf dem Fernsehgebiet fort, und wir konnten uns wieder ganz dem früheren Arbeitsgebiet zuwenden. Der kleine, verkehrsabgelegene Ort Taufkirchen erschien hierfür nicht ganz geeignet, darum wurde der Betrieb nach Darmstadt verlegt, das wegen seiner zentralen Lage und der Nachbarschaft des Fernmeldetechnischen Zentralamtes der neuen Bundespost, der Technischen Hochschule und der Schwesterfirma Blaupunkt viele Vorzüge aufwies. Wir richteten uns zunächst in einer alten Kaserne in der Bessungerstraße ein und waren bald wieder in lebhafter Tätigkeit.

Das Fernsehen erfuhr damals einen kräftigen Impuls durch die Initiative des Nordwestdeutschen Rundfunks, der sich sehr um die Wiederaufnahme des deutschen Fernsehens verdient gemacht hat und die Geräte hierzu bei der FERNSEH GMBH bestellte. Aber auch mit den anderen Rundfunkgesellschaften ergab sich bald eine gute Zusammenarbeit. Im übrigen mußte bei der Wiederaufnahme der Fernsehgerätefertigung zu einem großen Teil auf das Erinnerungsvermögen der Mitarbeiter zurückgegriffen werden, da die schriftlichen Unterlagen fast restlos vernichtet waren. Gleichwohl gelang es nicht nur, die inländischen Aufträge zur Zufriedenheit zu erfüllen, sondern auch mit Exportaufträgen auf dem ausländischen Markt Fuß zufassen. Auf diesen Erfolg sind wir besonders stolz, da hiermit der Anschluß an die um mindestens fünf Jahre im Vorsprung befindliche ausländische Fernsehtechnik gewonnen wurde.

Wiederum stieg nun die Zahl der bei der FERNSEH GMBH Beschäftigten stark an. Dabei war es für uns besonders erfreulich, daß wir viele der alten Firmenangehörigen, die durch die Nachkriegsereignisse an andere Stellen verschlagen worden waren, wieder für uns zurückgewinnen konnten.

Ebenso konnten glücklicherweise die meisten der nach Rußland verbrachten Mitarbeiter in der Zwischenzeit wieder nach Deutschland zurückkehren; zum größten Teil sind sie wieder bei uns beschäftigt. Und schließlich konnten wir ein besonders herzliches Wiedersehen erleben mit unserem Dr. Schubert, der erst nach neunjähriger Zwangsarbeit in Sibirien entlassen wurde und zu uns zurückkehrte.

Das erneute Anwachsen der Belegschaft brachte einen letzten Umzug in die frei gewordenen Räume des Gebäudes der BLAUPUNKT-WERKE GMBH in der Landgraf-Philipps-Anlage. Damit haben unsere Wanderjahre ein Ende gefunden - es scheint uns aber des Erinnerns wert, daß wir in allen Zwischenstationen freundliche Aufnahme und treue Mitarbeiter gefunden haben, wie auch das Verhältnis von uns „Zugereisten" zu den Einheimischen stets harmonisch war.

Mit einer Mitarbeiterzahl von 420 hat unsere Firma jetzt (also 1954) bereits einen größeren Umfang als vor Beginn des Krieges, und wir dürfen sagen, daß sie nach außen eine anerkannte Stellung in der deutschen und europäischen Fernsehtechnik einnimmt. Die Verantwortung den Menschen und dem Werk gegenüber legt uns die Verpflichtung auf, unablässig an der Qualitätserhöhung unserer Erzeugnisse zu arbeiten, aber auch alles zu tun, um das persönliche Interesse unserer Mitarbeiter an dem gemeinsamen Ziel wachzuhalten.

Hierzu erscheint uns die Aufrechterhaltung unserer Arbeitstradition und ihre Weitergabe an die jüngere Generation sowie die Pflege des Vertrauens zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeitern die beste Gewähr für eine erfolgreiche Zukunft zu bieten.

Bis hierhin die Einleitung von Dr. Rolf Möller aus dem Jahr 1954.

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