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Aufnahmegeräte

Ausgehend von den letzten vor dem Kriege gebauten Aufnahmegeräten wurden verschiedene neue und wesentlich verbesserte Fernsehkameras entwickelt, bei deren Bau das Streben nach immer weitergehender Verkleinerung aller Abmessungen richtunggebend war. Durch gedrängten Aufbau und Verkleinerung aller einzelnen Bauelemente wurde es schließlich möglich, die Fernsehkamera mit den Verstärkern, Impulsgebern, Kippgeräten und zahlreichen Hilfseinrichtungen zu einer baulichen Einheit zusammenzufassen und mit dem drahtlosen Sender und den Stromquellen in ver-hältnismäßig kleinen Fahrzeugen unterzubringen. Bei der Entwicklung dieser Kameras mußten einige neue Gesichtspunkte berücksichtigt werden.

 

Während beim bisherigen Senderbetrieb nur gut geschultes Personal die Kamera bediente, sollte diese nunmehr auch ohne Bedienung einwandfrei arbeiten. Dies erforderte den Einbau von Hilfseinrichtungen, welche ein befriedigendes Arbeiten auch bei schwierigen Betriebsbedingungen (Spannungsschwankungen, Schwankungen der Beleuchtungsstärke) gewährleisten sowie eine selbsttätige Einstellung der Kamera auf günstige Aufnahme- und Übertragungsbedingungen bewirken. Zum Ausgleich der bei Außenaufnahmen häufig auftretenden großen Lichtschwankungen wurden versuchsweise Blenden eingebaut, die sich automatisch, z. B. in Abhängigkeit vom Photokathodenstrom einstellen. Wichtige Betriebsspannungen werden mittels Glimmlampen stabilisiert, der Heizstrom der Bildzerlegerröhre durch einen Eisenwasserstoffwiderstand, der Gleichstrom für die Elektronenlinse der Bild-zerlegerröhre durch eine besondere Röhrenschaltung konstant gehalten. Durch eine sogenannte Schwarz-steuerung mit nachfolgender automatischer Verstär-kungsregelung wird unabhängig vom Helligkeitsumfang der übertragenen Objekte stets der ganze für die Bildübertragung zur Verfügung stehende Modulationsbereich durchgesteuert.

 

Während bisher in den einzelnen Bauteilen der Fernsehgeräte die für den speziellen Verwendungszweck am besten geeigneten Röhren verwendet wurden, sollte aus Gründen der leichteren Ersatzteilhaltung die Zahl der Röhrentypen weitgehend eingeschränkt werden. Es gelang schließlich, Verstärker, Regelautomatik, Kipp-geräte, Impulserzeugung , einschließlich Muttergenerator bei insgesamt 29 Röhren mit nur 2 Röhrentypen (RV 12 P 2000 und RL 12 T 1) zu bestücken. Die Aufnahmeoptik (1:2,8; f = 35 mm) und die Bildspeicherröhre, deren Empfindlichkeit Fernsehaufnahmen bis herab zu 50Lux Beleuchtungsstärke zuläßt, sind in der Längsachse angeordnet. Die einzelnen Bauteile der Kamera, wie z. B. Verstärker, Kippgeräte und dergleichen sind auf einzelnen Teilchassis montiert, welche die Bildspeicherröhre in der Kamera umgeben (Abb. 1 und 2). Diese Teilchassis sind elektrisch durch Steckverbindungen miteinander verbunden, so daß sie nach Lösen einiger Befestigungsschrauben leicht ausgewechselt werden können.

Das zu übertragende Bild wird auf der Photokathode der Bildspeicherröhre abgebildet und hiervon auf der Speicherelektrode ein im Verhältnis 1:5 vergrößertes elektronenoptisches Abbild erzeugt, das durch den im Sporn" der Röhre erzeugten Kathodenstrahl abge-tastet wird. Die am Ausgang der Bildspeicherröhre (Abb. 3) abgenommenen Signale werden dem hoch-ohmigen Eingangswiderstand (1MQ) eines RC-gekop-pelten Verstärkers zugeführt, so daß in dem für .Klingerscheinungen (Mikrophonie) der ersten Röhre kritischen Frequenzbereich die Eingangsspannung ver-hältnismäßig hoch ist und Klingerscheinungen, welche die Bildübertragung stark stören, mit Sicherheit ver-mieden werden. Der durch den hohen Eingangswider-stand sich ergebende Abfall der Eingangsspannung im Bereich der hohen Frequenzen wird durch zweimalige Gegenkopplung im Verstärker wieder ausgeglichen und ein praktisch gleichmäßiger Amplitudengang der Ver-stärkung bis etwa 3,0 MHz erzielt.

 

Die Synchronisier-zeichen für Zeile und Bild werden durch Bremsgitter-modulation einer Verstärkerstufe zu den Bildsignalen hinzugefügt.

Die Kamera enthält als Taktgeber einen besonders fre-quenzstabilen Muttergenerator, von dessen Schwin-gungen sämtliche zur Steuerung der Kippgeräte und zum Betrieb der Bildspeicherröhre und zur Synchroni-sierung benötigten Impulse durch Frequenzteilung ab-geleitet werden. Die Zeileftablenkung erfolgt durch ein Transformatorkippgerät [1], welches als Kippröhre und , als Linearisierungsdiode je eine Röhre (RL 12 T 1) enthält. Der Sägezahnstrom für die Bildablenkspulen wird von einer Röhre (RV 12 P 2000) geliefert, welche mittels RC-Rückkopplung zum Schwingen gebracht ist. Neben dem Spulensystem zur Ablenkung des Abtast-strahls befindet sich ein kleines durch Gleichstrom er-regtes Hilfsjoch, welches den durch die Schrägstellung des Spornes verursachten Trapezfehler ausgleicht. Das beim Abtastvorgang entstehende Störsignal wird durch Impulse kompensiert, die von den Kippgeräten abgeleitet und den verstärkten Bildsignalen hinzu-gefügt werden.

 

Die Stromversorgung dieser Aufnahmegeräte erfolgt über einen Transformator mit Wechselstrom von 500 Hz, den ein batteriegespeister rotierender Um-former liefert.

 

Diese Kameras wurden in mehreren einander ähn-lichen Typen serienweise gebaut. Durch sorgfältige Planung der Fertigung, Zerlegung der Schaltung in einzelne Baugruppenteile und Entwicklung besonderer Prüfverfahren gelang es, diese Serienfertigung erfolg-reich durchzuführen, obwohl ein großer Prozentsatz der Hilfskräfte nur notdürftig angelernt oder berufsfremd war.

Außer den vorstehend beschriebenen Baumustern wur-den noch andere Aufnahmegeräte gebaut, z. B. eine Kamera, die an Stelle des optischen Sucherbildes eine kleine Kathodenstrahlröhre von 6 cm Durchmesser ent-hält, auf deren Schirm das von der Kamera aufge-nommene Bild unmittelbar sichtbar ist. Auf Grund der Überlegung, daß bei Bildspeicherröhren der dielektrische Verschiebungsstrom der Speicher-elektrode gleich den Schwankungen des vom Raster zur Anode fließenden Sekundärelektronenstromes ist, wurden versuchsweise Röhren gebaut (Abb. 4), bei denen dieser Elektronenstrom in einem Sekundärelek-tronenverstärker vervielfacht wird. Die zugehörige Kamera ist ähnlich den vorstehend beschriebenen Baumustern, jedoch der veränderten Röhrenform durch entsprechende Ausnehmungen im Chassis angepaßt. Zu Versuchszwecken wurde schließlich noch eine weitere Kamera entwickelt, welche besonders klein und leicht transportabel sein sollte, wobei die An-forderungen an die Bildqualität bewußt etwas herab-gesetzt wurden. Die Kamera hat einen Durchmesser von nur etwa 20 cm und eine Länge von etwa 35 cm.

 

Es wird darin eine Bildspeicherröhre mit Durchsicht-kathode verwendet, deren äußere Bauform einer üb-lichen Kathodenstrahlröhre ähnlich ist, die jedoch statt des Leuchtschirms eine durchsichtige, lichtempfindliche Speicherelektrode enthält (Abb. 5).

 

Zur drahtlosen Übertragung (Zweiseitenband, Bandbreite ± 2 MHz) der von der Kamera gelieferten Signale wurde bis herab zu 3,5 m Wellenlänge ein kleiner Sender mit fremderregten Gegentaktpentoden (RS 381) bei Bremsgitter- und auch Steuergittermodulation ver-wendet. Im Dezimeterwellengebiet (etwa 70 cm) wurden selbsterregte Trioden in kombinierter Diodenlast-und Gitterspannungsmodulation benutzt. Die Trioden (TU 50) und Dioden (DU 10) waren von der Fernseh G. m. b. H. für diesen Zweck entwickelt und gebaut worden.

 

Die Übertragung der Fernsehsignale erfolgte mit verschiedenen Wellenlängen und unter verschiedenen Einsatzbedingungen. Sehr gute Ergebnisse wurden mit Sendern von 20 W ohne Antennenreflektor erzielt. Bei einer Wellenlänge von 10 m wurden zwischen kleinen Schiffen mit einer Antennenhöhe von nur etwa 3,50 m über dem Wasser etwa 40 km überbrückt, ohne daß auch bei stärkerem Seegang Reflexionen bemerkbar waren. Eine Wellenlänge von 3,50 m ergab zwischen Fahrzeugen in schwach hügeligem Gelände gute Über-tragung bis auf 7 km, während über See die von einer nur wenige Meter hohen Sendeantenne ausgestrahlten Sendungen bei einer Empfängerhöhe von 4000 m bis auf 300 km übertragen wurden.

 

Die bei Ultrakurzwellen auftretenden Reflexionserscheinungen, welche insbesondere die Fernsehübertragung zwischen Flugzeugen beeinträchtigen, wurden durch Richtstrahlantennen vermieden, und es gelang, mit 70 cm Wellenlänge bei nur 10 W Strahlungsleistung unter Verwendung von Yagi-Antennen mit drei Wellenleitern und einem Reflektor zwischen Flugzeugen in größerer Höhe Entfernungen von 150 km zu überbrücken.

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