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Anmerkung:
Grundig machte Ernst mit dem Fernsehen

Bei Grundig bestimmte alles der Chef. Das hatte Vor- und Nachteile. Die Mitarbeiter waren gehalten, dem Chef zuzuarbeiten und er alleine entschied dann, ob das ein Renner werden könnte.
Beim Fernsehen hatte der Max ein goldenes Händchen, er hatte die Visionen, die anderen fehlten: Fernsehen würde so oder so ein Massenmedium werden. Und darum steckte er auch viel Geld in die frühe Fernsehforschung.

Die Fürther Nachrichten schreiben am Freitag, 28. Sept. 1951

Das von Millionen Rundfunkhörern schon lange erwartete „Startzeichen":

Festliche „Uraufführung" des Fernsehens in Fürth

Film-Übertragungen der „Grundig"- Radiowerke als technische Attraktion der „Leistungs- und Gewerbeschau" - Anerbieten an den „Bayerischen Rundfunk": Grundig ist bereit, seinen Sender der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Anmerkung: Es war 1951 überhaupt nicht trivial, einfach mal so einen richtigen ausreichend starken Fernsehsender auf die Beine zustellen. Es gab zu wenige Informationen darüber und es kostete eine Menge Geld. Und jetzt im Sep. 1951 lief sogar schon ein erster Filmabtaster. Vorher gab es nur statische Bilder.

FÜRTH, 28. Sept. (wr)

Das Fernsehen erlebte gestern in Fürth seine süddeutsche „Uraufführung": als Auftakt der heute auf dem Gelände der Gartenschau beginnenden „Leistungs- und Gewerbeschau" führten die „Grundig" - Radiowerke die erste drahtlose Fernsehsendung eines Films in Süddeutschland durch. Damit - und das verdient festgehalten zu werden - hob nicht der Rundfunk, sondern ein Werk der Nürnberg-Fürther Industrie das Fernsehen in Bayern aus der Taufe.

Auf dem Leuchtschirm des Empfängers sah man Ausschnitte aus dem bekannten „Grock"-Film. Wenn man bedenkt, daß es sich hier um einen oftmals abgespielten Film handelt, nicht aber um für Fernsehzwecke hergestellte Spezialaufnahmen, dann ist das Ergebnis - Schärfe und Klarheit des Bildes - einfach verblüffend.

Die „Grundig"-Ingenieure, die in Hamburg das Gerät monatelang ausprobierten, erklärten voll berechtigten Stolzes auf ihre Leistung, daß die dort empfangenen Bilder - bei denen es sich um die Wiedergabe von echten ! Fernsehsendungen handelte - „noch viel, viel besser" sind als das, was man unter den gegebenen Voraussetzungen in Fürth zeigen kann. So anspruchsvoll sind heute schon die Techniker, während der Laie buchstäblich Mund und Augen aufreißt vor dem, was ihm schon mit dem „alten Spielfilm" in Fürth an Fernsehen geboten wird.

Eine Chance für den Bayerischen Rundfunk

Direktor Siewek erklärte, daß die Grundigwerke gern ihren Sender zur Verfügung stellen würden, um dem Fernsehen in Bayern echten Auftrieb zu geben, denn wenigstens im Umkreis von 10 km - etwa bis an die Grenzen von Nürnberg - wäre damit ein Empfang sichergestellt. Die Nürnberg-Fürther Bevölkerung könnte nur wünschen, daß aus diesem Anerbieten Ernst wird. Natürlich müßte der „Bayerische Rundfunk", der eine unbegreifliche „Zurückhaltung" übt, auch tatkräftig einspringen und - neben dem Aufbau eines eigenen Sendenetzes - mit „Grundig" zusammenarbeiten, besonders was das Programm und dessen Kosten angeht. Hier hätte der „Bayerische Rundfunk" aber eine Möglichkeit, sich auf einem Gebiet in etwa zu rehabilitieren. Die Nürnberg-Fürther Industrie bietet die Hand - aber ob der „Bayerische Rundfunk" einschlägt?

Natürlich wird das Fernsehen zunächst noch ein teures Vergnügen sein, denn ein Empfänger kostet 1600 DM. Immerhin: man könnte öffentliche Fernsehstuben einrichten, wie es früher einmal in Berlin war usw. Aber worauf es in erster Linie ankommt: daß es erst einmal wirklich los geht! Wenn einmal die Empfänger in Serien gebaut werden, sinken auch die Preise.

Ehard und Seidel heute in Fürth

Wenn heute die „Leistungs- und Gewerbeschau" in Fürth in Anwesenheit des bayerischen Ministerpräsidenten Ehard und des Wirtschaftsministers Dr. Seidel eröffnet wird, dann beginnt auch der offizielle Betrieb des „Grundig"-Fernsehsenders: während der ganzen Dauer der Ausstellung - bis zum 10. Oktober - wird er täglich einen Film auf den Empfänger in der Ausstellungshalle übertragen. Diese Sendungen sollen aber nicht allein die technische Attraktion der Schau und ihren - zweifellos zugkräftigsten - Anziehungspunkt bilden. Sie leiten vielmehr in Süddeutschland eine Entwicklung ein, bei der uns Berlin und Hamburg mit ihren Fernsehsendern und festen Fernsehprogrammen bereits ein gutes Stück vorausgeschritten sind.

Wie es vor sich geht

Der Laie kann sich auf der Gartenschau in Fürth über die Fernsehtechnik recht gut informieren, denn er sieht praktisch alles aus nächster Nähe: die Sendeanlage auf dem Verwaltungshaus der „Grundig"-Werke und die Empfangsanlage samt Antenne auf dem Ausstellungsgelände.

Was sich zwischen diesen beiden Polen abspielt, ist - ganz grob erklärt - etwa folgendes: auf der Senderseite wird ein Bild von dem Abtastgerät Punkt für Punkt auf einer Zeile abgetastet. 625 solcher Zeilen untereinander ergeben ein Bild. Das Abtasten geschieht mit solcher Geschwindigkeit, daß sämtliche 625 Zeilen in 1/25 Sekunde erfaßt sind, also in einer Sekunde vier Bilder gesendet werden, die für das menschliche Auge eine fortlaufende Bewegung darstellen. Auf der Empfängerseite spielt sich dann das Ganze umgekehrt ab.

In 1 1/2 jähriger Arbeit hat „Grundig" seine Fernsehempfänger mit Hilfe des eigenen Versuchssenders entwickelt. Zuerst sandte man ein „stehendes Bild" (wir berichteten seinerzeit ausführlich darüber), bis die Qualität des empfangenen Bildes so einwandfrei war, daß man zum beweglichen Bild übergehen konnte.
Im übrigen wird dem Radio, wie noch einmal ausdrücklich betont sei, vom Fernsehen keine Konkurrenz gemächt: beide haben ihre speziellen Gebiete. Nur dann könnten die Fernsehempfänger im Preis etwa den Spitzen-Radiogeräten angeglichen werden, wenn mit dem Ausbau des Sendenetzes auch die Produktion auf volle Touren käme.

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