Dipl.-Ing. Hans R. Groll, Geschäftsleiter Technik der Bosch-Fernseh schreibt im Dez. 1975 :
Die Einführung der Magnetaufzeichnung für Videosignale vor nahezu 20 Jahren war für Hersteller wie Anwender ein Meilenstein in der TV-Technologie. Die Geräte, die seit dieser Zeit nach dem 2"-4-Kopf-System entwickelt wurden, haben heute einen außergewöhnlichen Stand an technischer Perfektion, Betriebssicherheit und Bildqualität erreicht.
Doch in den Laboratorien der Geräte-Hersteller und in den Studios der Fernsehanstalten ist die Zeit nicht stehen geblieben. Erweiterte technologische Erkenntnisse und zusätzliche Forderungen der Programmgestalter beeinflußten auch die zukünftige Technik der Videobandaufzeichnung. Bei ihrer Suche nach einem neuen Aufzeichnungsformat wählten die einzelnen Hersteller verschiedene Wege.
So wurde versucht, durch Halbieren der Vorschubgeschwindigkeit unter Beibehaltung der 2"-4-Kopf-Technik zu geringerem Bandverbrauch und damit letztlich auch zu geringeren Betriebskosten und kleineren Aufzeichnungsanlagen zu kommen. Doch der Abstand der dabei gefundenen Lösungen zum vorhandenen 2"-4-Kopf-System wäre so gering gewesen, daß sich ein Verlassen der Norm keineswegs gelohnt hätte.
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Ein 2"-2-Kopf-System ???
Ebenso wurde versucht, durch ein 2"-2-Kopf-System Bandverbrauch und Betriebskosten gegenüber früheren Maschinen zu reduzieren und die technologisch inzwischen erreichten Fortschritte zur Verbesserung der Aufzeichnungsqualität zu nutzen. Auch dieses Verfahren aber ließ die Anlagen groß und aufwendig und führte nicht zu kleinen, portablen Anlagen hoher Qualität.
Nach diesen wenig erfolgreichen Versuchen zur Einführung eines neuen Magnetaufzeichnungsformates war für Bosch-Fernseh die Aufgabenstellung schlüssig: Verlangt war eine einfache betriebssichere Maschine hoher Qualität bezüglich Bild- und Ton-Wiedergabe, die eine tragbare Version einschließt und auch unter Grenzbedingungen kompatibel ist.
Selbstverständlich waren die E.B.U.-Empfehlungen zu erfüllen, möglichst zu übertreffen. Ausgehend von diesen Überlegungen und den Erfahrungen mit 2"-4-Kopf-Anlagen entwickelte Bosch-Fernseh nach dem 2-Kopf-Helical-Scan-Prinzip die Produktfamilie der BCN 20, 40 und 50.
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Es dauerte etwa 1 jahr bis Montreux 1975
Die BCN, erstmals vorgestellt 1975 in Montreux, entspricht allen Kriterien der Wirtschaftlichkeit, der Universalität und der Qualität. Ihr Baukastensystem erlaubt die problemlose Integration selbst in kleinste Studioräume, ihre Flexibilität die Anpassung an alle programmtechnischen Erfordernisse.
Über die technischen Details dieser Maschine wurde bereits in der vorausgegangenen Ausgabe von Fernseh-Aktuell berichtet, unser Prospektmaterial, die Technischen Blätter geben weitere, detaillierte Auskunft über Funktion, Qualität und Einsatzmöglichkeiten dieser neuen kompakten Anlage. Darum soll an dieser Stelle darauf nicht weiter eingegangen werden.
Die Einführung eines neuen Gerätes erfordert aber ebenso die Definition seines Stellenwertes in den Fernsehstudios von heute und morgen. Technische Effizienz ist ein entscheidendes Kriterium, doch jede Entwicklung muß auch geprüft werden an der Möglichkeit ihrer Integration in vorhandene Studiokomplexe.
Die BCN-Anlagen werden vornehmlich in neuen Studiokomplexen ihre Einsatzgebiet finden, um die Verwirklichung neuer Programm-Schwerpunkte — zum Beispiel im Bereich der aktuellen Berichterstattung — zu ermöglichen. Sie wird ebenso in den Studios jener Länder eingesetzt werden, die sich heute auf den Start in das TV-Zeitalter vorbereiten.
Und sie wird schließlich aufgrund ihrer Kompaktheit überall dort gewählt werden, wo die technischen Möglichkeiten der mobilen Fernsehproduktion — sei es im Ü-Wagen oder im Container-Studio — voll zur Geltung kommen sollen. Damit stellt sich die Einführung des 2-Kopf-Helical-Scan-Prinzips in den Alltag der Fernsehanstalten nicht als Revolution dar. Sie ist vielmehr eine wertvolle und notwendige Erweiterung der Möglichkeiten für den einzelnen Anwender.
Da jedoch die Qualität der neuen Anlagen inzwischen in allen Punkten den 2"-4-Kopf-Maschinen ebenbürtig oder sogar überlegen ist, wird bereits der größere Schritt in die Zukunft diskutiert: Einsatz dieser ökonomischen Maschine auch in der Produktion, also in einem Bereich, der bisher ausschließlich dem 2"-Format vorbehalten ist.