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aus der FUNK-TECHNIK Nr. 02/1949 (2. Jan. Heft)
Das Editorial

Nr. 02/1949 - 4. JAHRGANG

UKW- Ausweg aus Deutschlands Wellennot ?

von DR. ING. K. DEUTSCH

Vor einem halben Jahr wurden in Kopenhagen die Rundfunkwellen neu verteilt. Die wenigen Deutschland zugeteilten Frequenzen liegen zum großen Teil oberhalb 1500 kHz. Die meisten Rundfunkempfänger sind auf diese Wellen nicht mehr abzustimmen. Es entsteht daher das dringende Problem für die deutsche Empfänger bauende Industrie, sich nach Ausweichmöglichkeiten umzusehen. Da für die neuen Wellen wahrscheinlich sowieso irgendwelche Vorsatzgeräte geschaffen werden müssen, können diese ebensogut für UKW ausgelegt sein.

Auf dem Mittel- und Langwellengebiet herrscht nun schon seit vielen Jahren ein Chaos, das wohl jeden Rundfunkhörer, der auch einmal etwas anderes als den Ortssender hören will, zur Verzweiflung gebracht hat. -

Eine Neuordnung war unumgänglich

Eine Neuordnung war unumgänglich, und so haben wir wohl alle die Nachricht von einer Konferenz zur Neuverteilung der Rundfunkwellen, die im Sommer vorigen Jahres in Kopenhagen stattfand, mit Genugtuung aufgenommen. Als ihre Ergebnisse bekannt wurden, mußten wir jedoch feststellen, daß damit die Schwierigkeiten, die bisher schon hinsichtlich einer ausreichenden Rundfunkversorgung des deutschen Gebiete bestanden, nicht vermindert, sondern eher vergrößert wurden.

Wir müssen uns zwar damit abfinden, daß uns mit Inkrafttreten des Plans keine Langwelle, sondern nur noch wenige, recht kurze Mittelwellen zur Verfügung stehen. Doch wird sich der überlegende Techniker sogleich die Frage vorlegen, ob es nicht Mittel gibt, die trotz der gebotenen Einschränkung eine ausreichende Versorgung aller Hörer in bezug auf Empfangsfeldstärke und Programmauswahl ermöglichen.

Die bisher üblichen Gleichwellen kommen für die Zukunft nicht in Frage, da einmal, wie schon gesagt, die Zahl der verfügbaren Wellen zu gering ist, zum anderen aber auch die Störfreiheit, insbesondere wegen der bei Mittelwellen unvermeidlichen Verwirrungsgebiete, nicht ausreichen. Eine wirksame Lösung wird nur eine Sendeanlage bringen, bei der eine Fernstrahlung weitgehendst ausgeschaltet ist, so daß neben den Einzelwellen ein Gleichwellenbetrieb mehrerer, räumlich ausreichend entfernter Stationen ohne gegenseitige Beeinflussung möglich ist. Mit wenigen Wellen läßt sich so ein zufriedenstellender Dienst erzielen und das geschilderte Dilemma beseitigen.

Es gibt 2 Wege zum Ziel

Zu diesem Ziel können zwei Wege führen. Einer von ihnen, der jetzt schon teilweise gegangen wird, bedeutet leider einen Verzicht auf die drahtlose Versorgung und bringt somit einen gewissen Verlust der Freizügigkeit des Hörers: der hochfrequente Drahtfunk, der viele der gestellten Wünsche erfüllt.

Im Vergleich zu den Aufwendungen eines großen drahtlosen Gleichwellennetzes sind seine Einrichtungen gering im Umfang, aber er besitzt eben einen Nachteil: er ist gebunden an das Fernsprechnetz. Daher eignet er sich bei genauer Betrachtung der Wirtschaftlichkeit nur für Gebiete mit großer Fernsprechdichte.

In allen anderen Gegenden werden die technischen und kostenmäßigen Anforderungen sehr hoch. Für die Planung der Versorgung eines großen Gebiets mit Unterhaltungsrundfunk wird daher ein Netz von UKW-Sendern die besseren Erfolgsaussichten besitzen. Die ultrakurze Welle vereinigt fast durchweg alle geforderten Eigenschaften, um ein nationales Rundfunknetz mit einer Vielfalt von Programmen so aufzubauen, daß das Rundfunkhören für jeden wieder ein Genuß wird.

Drahtfunk über Telefonleitungen ?

Dort, wo Quellgebiete starker Hochfrequenzstörungen liegen, also in den Kernen großer Siedlungen, wird man sich der drahtgebundenen Versorgung (Drahtfunk) bedienen, während über die Randgebiete dieser Orte und die ländlichen Gemeinden ein dichtes Netz kleiner UKW-Sender zu breiten wäre.

Da jede Station nur geringe Strahlungsleistung zu haben braucht, wird sie sich verhältnismäßig billig aufbauen lassen, wobei für die Aufstellung leicht ein geeigneter Ort zu finden sein wird. Im UKW-Bereich sind im Weltnachrichtenvertrag von Atlantic City ausreichende Bänder für Rundfunkzwecke vorgesehen, so daß Wellenschwierigkeiten nicht auftreten dürften.

Das Fernsehen sendet auch auf UKW

Wenn man bedenkt, daß auch das Fernsehen in Deutschland allmählich wieder
beginnt, zu neuem Leben zu erwachen, so mag es nicht ausgeschlossen scheinen, daß der UKW-Hörfunk ein Bahnbereiter für dessen spätere Breitenentwicklung sein kann.

Leicht wird der Einwand kommen: was nun mit den Millionen Rundfunkgeräten, die zur Zeit in Betrieb sind? Sollen sie alle wertlos werden? Darauf gibt es viele entkräftende Antworten, von denen nur einige angeführt sein mögen. Der Mittelwellenplan sieht Wellen für uns vor, die unter 200m (1.500kHz) liegen, also in einem Bereich, auf den viele der vorhandenen Empfänger schon nicht mehr abgestimmt werden können. So harrt also jetzt bereits ein schwieriges wirtschaftliches Problem seiner Lösung. Ebenso wie hierbei ein Weg gefunden werden muß, wird es vielleicht mit nicht mehr Mühe der Industrie möglich sein, Zusatzeinrichtungen für UKW-Empfang mit normalen Geräten zu schaffen.

Man sollte „raumgerechtes" Hören einführen - die frühe Idee von UKW mit Stereo

Wäre es weiterhin nicht denkbar, einen UKW Ton-Empfänger später durch einen Bildteil zu ergänzen, um ein billiges Fernsehgerät für den ersten Wiederanfang zu schaffen? Man sieht, hier warten brennende Probleme auf ihre Lösung! Hat sich nicht so mancher schon mit der Frage abgequält, weshalb uns ein „raumgerechtes" Hören (Anmerkung: später nannte man es Stereo) noch immer vorenthalten ist?

Wieviel interessanter könnte manches Hörspiel sein, wie klangschöner so etliche Konzerte mit großer Besetzung, wenn der Ton so wie im Konzertsaal räumlich die Ohren erreichte lind uns nicht, fast auf einen Punkt zusammengedrängt, aus einem Lautsprecher entgegentönt. Ausreichende Möglichkeiten, hier Verbesserungen zu erzielen, sind wohl bekannt, doch sie erfordern u. a. mindestens zwei getrennte Übertragungskanäle.

In dem jetzigen Wellenschema könnten sie überhaupt nicht mehr untergebracht werden. Da bietet nun, ebenso wie der Drahtfunk, der UKW-Betrieb günstige Möglichkeiten! Sollte man dann nicht fragen: Vom Fernsehen in Deutschland hört man schon recht viel, weshalb noch nichts von dem näherliegenden einfacheren Problem, dem UKW-Unterhaltungsrundfunk ?

Eigentlich ist die Industrie gefordert

Es wäre für die Industrie eine dankenswerte Aufgabe, sich mit den Fragen der Herstellung preiswerter UKW-Empfangseinrichtungen zu befassen. Weiterhin sollten sich die zuständigen Stellen mit der Planung von Versuchssendernetzen beschäftigen, wobei bedacht werden muß, daß dem Hörer nicht nur das Programm seiner örtlichen Sendegesellschaft, sondern auch ein bis zwei andere Sendefolgen geboten werden. Dazu scheint es zweckmäßig, das Netz nicht allein von den einzelnen Sendegesellschaften, sondern unter Beteiligung einer umfassenden Institution, wie z. B. der Deutschen Post, erstellen zu lassen.

Es gilt also noch viel technisches Neuland bei der Anwendung bekannter technischer Vorgänge zu erforschen.

Der Anstoß ist gegeben, wer macht den Anfang?


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