Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (2) Die Funk-Technik (West)→  Funk-Technik 1949 *→  FT 1949/13 Editorial

Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen

Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 13/1949 (1. Juli Heft)
Das Editorial

Nr. 13 /1949 - 4. JAHRGANG

Die Bewährung

KT. Die „Branche" rüstet sich zur neuen Saison. Mancher Einzelhändler ist inzwischen auf der Strecke geblieben, andere betrachten voller Sorge die Mappe mit den un­bezahlten Rechnungen und wieder andere machen sich Ge­danken über die Ladenhüter, die treu und brav die Regale zieren. Jeder hat seinen Kummer, wie er die hohen "Un­?"kosten mit den abgesunkenen Umsätzen in Übereinstimmung ringen kann.

Es war schon in den besten Zeiten des vergangenen Jahres nicht so ganz einfach, trotz guter Verkäufe und brauchbarer Verdienste, ein neues Lager aufzubauen (denn ein sehr hoher Prozentsatz der über die Währungsreform herüber geretteten Bestände an Einzelteilen und Röhren hat inzwischen seinen Wert verloren, nachdem die Produktion von Qualitätsmaterial angelaufen war und Selbstbau und Bastlergeschäft auf Null gingen).
-

Hürden und Klippen

Wer außerdem noch seinen Laden aufbaute und Kriegsschäden beseitigte, hatte manche finanzielle Klippe zu umschiffen, nicht zuletzt, wenn er aus Mangel an anderen Möglichkeiten viele „eigene" TZ-Verträge hereinnahm, von denen auf Grund der schwieriger werdenden Verhältnisse ein gewisser Prozentsatz notleidend geworden ist, während sich ein Teil der übrigen TZ-Kunden bitter beschwert - das ge­kaufte Gerät ist inzwischen um dreißig und mehr Prozent billiger geworden, die Raten sollen aber in alter Höhe weiterlaufen.
-

Sehr unterschiedliche Aussichten

Kurz und schlecht: Handel und Industrie haben schwere Zeiten hinter sich, und die Aussichten werden unterschiedlich beurteilt, genau so unterschiedlich, wie sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Wochen in Westdeutschland überhaupt entwickelt hat.

Wir vernehmen hier und da aus dem allgemeinen Klagechor einige wenige optimistische Stimmen von im besten Sinne des Wortes wendigen Einzelhändlern. Und somit wären wir beim Thema angelangt.

Die Mehrzahl dieser Optimisten sind alte Hasen, die das Auf und Ab des Radiohandels viele Jahre mitgemacht haben und noch genau wissen, wie man es anstellen mußte, um beispielsweise die Krise der Jahre 31 und 32 lebend zu überstehen. Damals ging es genau so wie heute um Unter-Wasser-Schießen, Direktverkäufe u. ä.

Diese Händler haben erkannt, wie wichtig der gute Ruf eines Geschäftes ist - und es war doch so leicht, diesen in den Jahren zwischen Kriegsende und Währungsreform einzubüßen („Geht nicht zu dem, der ist ein Gauner, der repariert nur, wenn..." usw.).
-

Sich von den Ladenhütern trennen . . .

Sie sind aber auch kühle Geschäftsleute, die - im Gegensatz zum weniger erfahrenen Einzelhändler - die einstmals teuer eingekauften, inzwischen um viele Prozente im Preis ge­fallenen Geräte radikal herabsetzen. In der Tat: so viele können sich von ihren Ladenhütern nicht trennen und über­sehen dabei die alte Weisheit, daß der erste Schaden der geringste ist. Neue Geräte werden kommen.

Die Einkreiser dürften nicht auf einem Preis von DM 125,- bis 135,- stehen bleiben. Einige wenige Typen werden darunter liegen. Soweit Vierkreissuper ohne ZF-Verstärkung überhaupt noch Aussicht auf Absatz haben, müssen sie unter DM 200,- verkauft werden können, sonst geraten sie in die Klasse der einfach ausgestatteten Sechskreis/Vierröhren-Superhets, die dank weiterer Rationalisierung der Fabrikation und niedrigeren Röhrenpreisen (Rimlock-Röhren) bereits für DM 240,- bis 280,- geliefert werden und dabei leistungsmäßig um Klassen über dem Vierkreissuper liegen.

Es scheint wirklich nicht das richtige Verhältnis zu sein, wenn man vereinzelt noch in Radiogeschäften Einkreiser für DM 210,- direkt neben Kleinsuperhets für den gleichen Preis stehen sieht. Realistische Lagerbereinigung tut not, denn nichts verärgert den Kunden mehr, als wenn er glaubt, man versuche ihm ein älteres Gerät zum hohen Preis anzudrehen.
-

Über eine geschickte Reklame . . .

Jene zuversichtlich eingestellten Kaufleute sind aber auch vom Wert einer geschickten Reklame überzeugt, wie sie die Industrie und der Fachgroßhandel regelmäßig in den entsprechenden Zeitschriften vornehmen. Je schlechter die Umsätze sind, um so genauer und überlegter muß der Einsatz der Werbemittel sein. Es brauchen nicht immer groß aufgemachte Anzeigen veröffentlicht zu werden; kleine Streifenannoncen tun es genau so, wenn man nur den Grundsatz „Steter Tropfen höhlt den Stein" nicht außer acht läßt.

. . . mittels Kleinstanzeigen :

In einer mitteldeutschen Groß­stadt gab es vor dem Krieg einen Radiohändler, dessen Geschäft wenig günstig gelegen war und zudem nur zwei Schau­kästen an Stelle eines großen Fensters nach außen hatte. Dieser Mann wurde einer der bekanntesten Radiofachhändler der Stadt, weil er weit über zehn Jahre hindurch bei jeder nur möglichen Gelegenheit (und auch sonst) in die zwei Zei­tungen der Stadt eine wirklich nur kleine Anzeige einrücken ließ: „Radiokauf ist Vertrauenssache - Ing. XYZ., .. .str. 5" - nicht mehr! Zehn Jahre hindurch fand der Zeitungsleser alle vier oder fünf Tage diesen Satz - wenn er schließlich einen Apparat kaufen wollte, mußte er einfach zu dem ver­trauenswürdigen Ingenieur XYZ gehen. Zielbewußte Werbung heißt hämmern!

In Stuttgart hat eine fortschrittliche Tageszeitung begonnen, jeden Freitag eine Radiobeilage mit­zuliefern, in welcher die Programme aller westdeutschen Sender und der gut hörbaren Auslandsstationen zusammen mit populären Beiträgen über aktuelle radiotechnische Fragen, Kritiken der Sendungen von Radio Stuttgart usw. abgedruckt sind. Eine solche Beilage liegt, wie jede Programmzeitschrift, eine volle Woche auf, sie wird vorn Rundfunkhörer unzählige Male in die Hand genommen, ist daher ein Werbeträger erster Ordnung und für Anzeigen von Radiofachgeschäften bestens geeignet.

Verkaufen über Beratung und Vertreter ?

Manche Radiohändler beginnen wieder, Vertreter zum Besuch von Privatleuten einzusetzen. Das ist begrüßenswert, ver­pflichtet den Händler aber zu wirklich sorgfältiger Über­prüfung der beschäftigten Kräfte. Die bedauerliche Lage auf dem Arbeitsmarkt erzeugt ein großes Angebot, aber der Händler muß auf die absolute Zuverlässigkeit eines Mannes, der in seinem Namen auftritt, den größten Wert legen.

Auch in diesem Falle wissen die Älteren unter den Fachhändlern noch genau, welchen Kummer sie mit unzuverlässigen Ver­tretern hatten. Es gab finanzielle Verluste durch faule TZ-Kunden, deren Bonität vom Vertreter aus leicht verständ­lichen Gründen überschätzt wurde, und manchmal durch unterschlagene Anzahlungen - und schließlich bröckelte da­durch doch einiges vom guten Ruf der Firma ab.

Das Radiogeschäft war schon immer schwierig und wechsel­voll, es erfordert heute mehr denn je gute und anpassungs­fähige Kaufleute, die die technische Seite nicht überschätzen, die um einen guten und gepflegten Kundendienst wissen und die auch in der Lage sind, ihr Warensortiment mit passenden und lohnenden Artikeln nach der elektroakustischen und elektrotechnischen Seite hin zu erweitern.

Karl Tetzner


- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.