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Jetzt ist die Wiesbadener Kino-Hauptseite zu lang geworden und das wurde moniert, darum hier die Kinos der Vororte

Nach anfänglichem Stochern im NICHTS (außer in meinen Erinnerungen) kommen so nach und nach Informationen aus allen Ecken und Enden. Das ist sehr erfreulich, denn es gab bislang fast nichts Genaues über unsere Wiesbadener Kinos, weder gedruckt noch im Internet.

1941 - Kino im Krieg
1945 - Musik im Kino
Veröffentlicht unter der Zulassung der Nachrichtenkontrole der Millitärregierung.

Die Römer Lichtspiele und das Rex in Wiesbaden- Dotzheim

In Dotzheim gab es bereits die Römer Lichtspiele in der Römergasse 12. (Das Kino wurden seit 1937 von Karl Huthmann betrieben = das ist falsch.) Korrektur im Mai 2012 : Die Römerlichtspiele wurden 1937 von einem Herrn Bier gebaut und eröffnet. Herr Huthmann übernahm dieses Kino dann 1939, weil er als Sozialdemokrat (und "Roter") keinen Beruf ausüben durfte. Es war dennoch schon mutig, als es schon überall nach Krieg roch, ein Kino zu (bzw. einzu-) bauen und mit vollem Risiko zu pokern. Doch bis 1942 waren "wir Deutschen" ja noch auf der Gewinner-Straße. Erst mit der vertuschten bzw. geleugneten Kapitulation von Stalingrad im Januar 1943 und dann um den April 1943 in Nordafrika zog auch im Vorort Wiesbaden Dotzheim die harte Realität ein.

Der Kinosaal mit ca. 300 Plätzen war früher auch ein Tanz/Mehrzweck- Saal zu einer Gastwirtschaft gehörig und lag hinter einem großen Hoftor hinten im Hof in einer Art Hochpaterre. Man mußte eine große Stein- treppe hinauf, um zum Kassenhäuschen zu gelangen und dann nochmal ein paar Stufen mehr hinauf bis in den eigentlichen Kino-Saal. Im April 1945 kam auch hier das Aus. Die Römer Lichtspiele nahmen den Kinobetrieb bereits im Dezember 1945 wieder auf.

Mehr über den Neuanfang der Kinos in den Jahren 1945 und 1946 steht hier. 1946 übernahm Herr Huthmann dann die Parklichtspiele am Schloßpark in Biebrich für ein paar Jahre. Dann 1952 machte in Dotzheim in der Römergasse 7 das Rex als Konkurrenz zu Huthmanns Kino auf, war aber kurz danach (vorausgesagt und eingetroffen) am Ende (also eigentlich pleite) und wurde ebenfalls von Herrn Huthmann übernommen. Etwa 1958  bis 1960 war der gigantische Kino-Boom dann zuende und die meisten Kinos wurden umfunktioniert oder geschlossen bzw. abgerissen.

Als die Huthmanns dann 1957 auf dem Kohlheck
im Drosselweg 3 (Ecke Hasenspitz) auch noch das Roxy (im eigenen Garten) eröffneten, hatten die südlichen und westlichen Vororte Wiesbadens für einige Jahre mehr als 3 Kinos zur Auswahl.

Das Roxy im Drosselweg 3 / Hasenspitz 18 "auf dem Kohlheck"

zur Eröffnung 1957
Hier stand die Leinwand des Kinos - ist inzwischen umgebaut

Das Roxy kam erst 1957 - spät, eigentlich zu spät, als der Boom schon abgeflaut war. Zudem war der Ortsteil Kohlheck ein ganz kleiner "Vorort eines kleinen Vorortes" (!!) mit knapp 5.000 Einwohnern und weit vom Schuss. Dieses dritte Kino war eigentlich schon eine Art Hobby für Herrn Huthmann, der es (sich) auch quasi in seinem Vorgarten gebaut hatte, wie auch ein Ingenieur Namens Schulz mit seinem Mobilitäts-Museum in Altlussheim.

Der Saal mit den erstaunlichen 300 !! dicht gedrängten Sitzplätzen lag auf dem leicht abschüssigen Hang und (vom Bauamt vorgegeben) weitgehend unter der Erde. Der Fussboden war zur Bildwand hin ebenfalls leicht abschüssig und der Saal war recht einfach und schlicht, eben zum Filmgucken ausgelegt.

Was hier bemerkenswert war,
die langen Stuhlreihen gingen alle über fast die volle Saalbreite (es waren 300 Plätze in diesem Saal) und die waren nur von einem Gang auf der rechten Seite aus zu begehen. Es gab oben einen Eingang von der Kasse her und unten einen Ausgang (zur nächsten Straße zu). Ein so kleines Kino mit so vielen Sitzplätzen hätte man in der Stadt vermutlich nicht mehr genehmigt. Die Technik war auch gebraucht aus anderen Kinos übernommen worden und ob da jemals Cinemascope mit 4 Kanal Ton lief, das ist zu lange her.

Hier eine "aktuelle Meldung" aus einer uralten Zeitung :

In Kohlheck, einer 5.000 Einwohner zählenden Siedlung am Stadtrand Wiesbadens, hat Karl Huthmann sein drittes, für diese Gemeinde jedoch das erste Filmtheater, das 280 (?) Besucher fassende Roxy, eröffnet. Der von Architekt R. Herwegh, Wiesbaden, entworfene und ausgestattete Zuschauerraum liegt unter der Erde und zeigt mit seiner zartrosa Wandbespannung, dem grünen Vorhang und der aus bunten Rechtecken bestehenden Decke ein behagliches, intimes Aussehen.
Die Bestuhlung mit ihren roten Rückenlehnen lieferte die Fa. Kamphöner, Bielefeld; von der Fa. Fischer stammen die modernen Wandleuchten. Die Philips-Tonanlage installierte die Fa. Dammeyer, Frankfurt a. M. Zur technischen Ausrüstung des Theaters gehören ferner eine Cinemascope-Einrichtung, Breitwand und zwei Bauer-B5A-Maschinen.

Die "Lichtspiele" in Wiesb-Sonnenberg 1949

Auch im Vorort Sonnenberg gab es mal ein Kino. Offensicht- lich war ein Bedarf da, ob nun alleine zum Geldverdienen oder zur Freude der relativ wenigen Einwohner von Sonnenberg und Rambach.
Aus Bierstadt und Heßloch werden nur sehr wenige Filmfreunde dort den Berg hinunter gelaufen sein. So verliert sich nach 1952 die Spur der "Lichtspiele", aber bestimmt nicht wegen Überfüllung.

Rechts eine Kino-Anzeige
aus dem Wiesbadener Kurier vom 23. Sept. 1949.

Die "Filmbühne" heute in der Patrickstr. 34 in Bierstadt

Das Bierstadter Kino um 1960
Der Saal der Filmbühne, heute ein Getränkemarkt
Die alten Schaukästen des Kinos hängen noch
Kurier 23.Sept 1949
Die Anzeige der Vorort-Kinos

Auch die Filmbühne in Bierstadt oben fast an der Kreuzung zur Bundesstraße B455 (die Patrikstraße 34 ist die ehemalige Wiesbadener Straße 34) war ein typisches Vorstadt-Kino mit ca. 380 Plätzen in einem (vermutlich dafür umgebauten) ehemaligen Tanz-Saal einer Kneipe. Der Vorführraum war nur durch die Wohnung der Besitzer (Familie Hammer) hindurch zu erreichen und lag recht weit oben im 1.Stock. Der Eingangsbereich mit der Kasse war dennoch im Stil der damaligen Zeit entsprechend mit Marmor oder anderen glänzenden Steinplatten verkleidet, übrigens ähnlich den inzwischen restaurierten marmornen Kassenhäuschen des Wiesbadener Traumkinos Caligari. Vor der Familie Hammer war ein F. Ruffing als Inhaber benannt.

Dieser Vorraum existiert sogar heute noch in dem jetzigen Getränkemarkt. Im Saal gab es ganz hinten mindestens 4 wuchtige weiche Knutsch-Sofas, so wurden die nämlich genannt, in denen damals Pärchen (aber natürlich nur verheiratet !) Platz nehmen durften, jedenfalls offiziell. Auch in diesem Kino waren die ersten billigen (Kinder-) Reihen mit nackten Holzklappstühlen bestückt.

Bemerkenswert war, daß man dort die einzige sehr sehr teure mit Goldstaub beschichtete Leinwand Deutschlands hatte. Diese Leinwand konnte die mangelnde Lichtstärke der alten Ernemann VIIB Projektoren mit den (nur) 1000 Watt Bogenlampen (Verbesserung, es waren ältere Ernemann 5 mit 600 Watt Lampenhäusern) etwas ausgleichen, sonst hätte man bei dunklen Szenen fast gar nichts gesehen. Und es gab schon eine fast 8m breite Cinemascope Leinwand, jedoch ohne die moderne 4-Kanal Magnettontechnik. Der kleine Uniophon Einkanal-Verstärker (er hatte nur 3 Röhren) hatte nur 6 Watt !!!, und erstaunlicher Weise reichte das für diesen Saal aber aus.

Als wir Redlichs 1965 nach Bierstadt gezogen waren, war das Kino für ein paar Jahre noch einige Tage pro Woche und am Wochenende in Betrieb, wurde aber zunehmend weniger besucht und irgendwann war Schluß. Heute ist es ein Getränkemarkt.

Noch ein Kino in Bierstadt ?

In einer Liste fanden wir:
1937 Gloria-Lichtspiele, Wiesbaden-Bierstadt, Wiesbadener Str. 16 mit 150 Sitzplätzen, Inhaber Michael Feldmaier, Frankfurt a. M.

Ein Wanderkino im Grünen Wald in Nordenstadt um 1947-1951

Nach Zeitzeugenberichten gab es in Nordendstadt im Saal der damaligen Gaststätte "Grüner Wald" in der Junkernstraße allwöchentlich Filmvorführungen eines Wanderkinos. Der Veranstalter soll aus Hofheim gekommen sein. Die Gaststätte sowie der Saal von Heinrich Diefenbach wurde ab bereits vor Jahren abgerissen, um neuen Reihenhäusern Platz zu machen.

Die Drei Kronen Lichtspiele in Schierstein in der Wilhelmstr. 29 (heute Reichsapfelstraße 22)

Hier war damals das Kino drinnen.

Es war im Saal der Wirtschaft "zu den drei Kronen" damals in der Schiersteiner Wilhelmstr. 29, die heute Reichsapfelstr. 22 heißt. (Nach der Zusammenführung / Eingemeindung von Schierstein mit/nach Wiesbaden wurden alle Strassen, die es in der Innenstadt schon gab, in den jeweiligen Vororten umbenannt, so auch hier.)

Der Eingang ging rechts an der Gastwirtschaft vorbei in (bzw. durch) einem langen Tunnel (oder Torfahrt) nach hinten, dann eine Treppe rauf und dort war das recht große Kino mit ca. 400 Sitzplätzen (andere sprechen von 250) im ehemaligen Tanzsaal im ersten Stock. Der Saal stand damals schon auf Stelzen, darunter wurde die Kohle zum Heizen gelagert. Der Saal soll angeblich heute noch vorhanden sein. Man kann ihn von der Seitenstrasse aus sehen. Der Besitzer war damals Herr Theo Kreidel und im Vorführraum werkelten zwei Ernon IV Projektoren mit einem Elac Verstärker.

  • Übrigens trafen sich zur damalige Zeit die drei Herren Sandner (Biebrich), Kreidel (Schierstein) und Hammer (Bierstadt) zum monatlichen Kino-Stammtisch, um die brutalen Erpressungsversuche der Film-Verleiher zu besprechen. Kleine Kinos und Vorstadtkinos bekamen ja nur die abgelaufenen Schinken zur sogenannten Zweitverwertung. Nur hatten die Interessenten aus den Vororten diese Filme in den Innenstadtkinos längst gesehen und die Vorort-Kinos liefen mit diesen Filmen ins Leere bzw. in die Pleite.


Mehr über Schierstein un die damalige Zeit finden Sie auf dieser Sonderseite.

Das Park Theater um 1965

Das Park-Theater in Biebrich am Schloßpark 61

Das Park Theater in Biebrich "Am Schloßpark" 61 wurde 1946 von dem Dotzheimer Kinobesitzer Karl Huthmann wieder in Betrieb genommen. Mehrere Plakate und Eröffnungshandzettel nach 1945 finden Sie auf unseren anderen Seiten. Es muß bereits einige Jahre vor Kriegsbeginn als "Park-Lichtspiele" gebaut oder umgebaut worden sein. Mehr ist zur Zeit nicht zu finden.
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  • Anmerkung : Mit etwas Glück haben wir in 2019 von dem Enkel von Edy Dengel - Frank Dengel - die uralten historischen Unterlagen bekommen, in denen mehrfach auf die Park-Lichtspiele von 1916 hingewiesen wird. Dort hatte Edy Dengel seine Uraufführung seines "Schloß des Schreckens" im Juli 1920.

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Auch wann es dann in Park-Theater umbenannt wurde (vermutlich nach 1945), ist unklar. Bei den Huthmann Unterlagen war nichts über den Einbau neuer Technik zu finden. Es müssen also die Vorkriegs-Projektoren samt der anderen alten Licht- und Tontechnik vorhanden gewesen sein. Herr Huthmann hatte dieses Kino nach wenigen Jahren wieder abgegeben (oder verkauft). Einer der letzten Betreiber (evtl. bis Kriegsende 1945) war ein Herr Willy Däsem.

Der uralte Schaukasten hängt noch . . .
Vom Kino zum Fitnesstudio . . .

Der Regina Palast - Dyckerhoffstraße 3 in Biebrich

Regina-Palast-Biebrich 1955
Regina-Palast-Biebrich-2010

Der Regina Palast - Dyckerhoffstraße 3 - Ecke "Straße der Republik 19" in Biebrich an der Galathea-Anlage wurde bereits vor 1942 bzw. im Krieg angefangen, wurde aber noch im Rohbau (er war erst halbfertig) in den Biebricher Bombennächten ziemlich zerstört und erst viel viel später nach 1950 wieder zu einem funktionierenden Kino aufgebaut und ausgestattet.

Die Inhaber waren damals Otto Eiling u. Willy Däsem. Das Kino hatte ursprünglich 680 Plätze und wurde mit zwei Bauer B8 Projektoren und einer Klangfilm-Europa-Klarton Anlage betrieben. Bemerkenswert ist auch hier die große Bühne von 10m x 4m x 7m.

Eigentlich waren drei solch große Kinos (das Adler hatte 530 Plätze) für Biebrich auch solch ein unrentables Überangebot an Kinoplätzen wie in der Innenstadt von Wiesbaden und in vielen anderen Städten auch. Heute sind alle 3 Kinos nicht mehr in Betrieb. Mehr Informationen erhalten Sie vielleicht vom Biebricher Heimatverein.

Die Adler-Lichtspiele in Biebrich fast am Rheinufer

heutige Ansicht des Kinosaales

Die Adler Lichtspiele (die waren wirklich im heutigen Adolfsgäßchen - damalige Postanschrift Rheingaustr. 170) in Biebrich (oder war es in der ehemaligen Biebricher Rheinstr. 24 - ganz dicht am Rheinufer) wurden nach dem Krieg etwa Anfang 1949 von Max Adler aus einer vorherigen Turnhalle (andere Quellen sprechen von einem ehemaligen "Bellevue"-Saal) zu einem Kino mit erstaunlichen 530 Plätzen umgebaut. Die Karte zur Eröffnungs-Einladung steht weiter unten.

Es gab übrigens damals schon mehrere Kinos in Biebrich. - Max Adler kam aus dem von den Russen besetzten Voigtland/Sachsen "per Republikflucht" über West-Berlin nach Wiesbaden. Dort waren seine 12 oder 13 Kinos im Raum Ölsnitz von den Russen enteignet (also in einen VEB überführt) worden. Er verstarb im Jan. 1953 an einem Gallenleiden, das vermutlich von dem Russen-Prozeß und der mehrwöchigen Haft sowie der nachfolgenden Enteignung herrührte.

Um 1953/1955 haben dann sein Neffe Hans Sandner mit Frau Susanne Sandner den Kino-Betrieb übernommen. Mein Vater betreute privat die von der UFA neu installierten recht modernen Philips FP6 Projektoren (anfänglich waren es vermutlich Askania Projektoren ?) und die alte seltene Lorenz Tonanlage, weil wir hier in Wiesbaden wohnten. Bei einem späteren Umbau um 1967 wurden die Sitzplätze auf etwa 360 reduziert, Holzstühle waren unverkäuflich geworden.

Eigentlich durfte mein Vater die Wiesbadener Kinos nicht betreuen, denn es gab da in der UFA Handel Bezirks-Zentrale in Frankfurt Zuständigkeits-Querelen. Auch Cinemascope gab es in diesem Kino erstmal nicht bzw. erst sehr viel später und dann auch nur mit 1-Kanal Lichtton. Wann das Kino endgültig geschlossen wurde, ist zur Zeit nicht bekannt. Es soll 1980 gewesen sein.
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1949 - Die Einladungskarten zur Eröffnung des neuen Kinos

Der alte Max Adler lebte noch
und Vater Redlich wurde eingeladen
am 19.Nov.1949


Übrigens,
bei der Eröffnung im Nov. 1949 war ich, Gert Redlich, natürlich noch nicht mit dabei, ich war ja gerade mal 5 Monate alt. Aber die ganze Familie, unsere Eltern, Vater und Mutter, mein Bruder und ich wohnten bereits in Wiesbaden.

Unser Verhältnis zu Sandners war sehr familiär
und wir waren - auch Jahre danach - mehrfach dort zu Gast. Als kleiner 6 oder 8-jähriger Steppke hat der Autor noch in Erinnerung, daß dort in der Wohnung von Sandners ein recht großer grauer oder weißer Pudel mit einer etwas kleineren schwarzen Katze (oder einem Kater) auf dem Rücken bzw. Buckel herum lief und der Pudel sich das auch gefallen ließ.

War der Kater (oder die Katze) aber nicht da, bekam fast jeder unvorsichtige Besucher erst mal in die Fersen gebissen oder gezwackt (und fand das wiederum gar nicht mehr lustig.) Dieses kuriose Pärchen ist unvergesslich geblieben. Später (1980) war dann ein Herr Kandeler Chef des Hauses.

Ehemals gab es weitere Kinos in Biebrich

Ist das das ehemalige "Café van Riggelen" in Nummer 78
Wer hat noch weitere Infos ?

(1) ab 1917 Union-Lichtspiel-Theater
ab 1920 Union-Theater in der Wilhelmsanlage 1 - seit 1915 mit 150 Plätzen Inhaber Willy Däscn, Mainz,
und

(2) ab 1917 Electro-Biograph-Theater
ab 1920 Elektro-Biograph in der Rathausstr. 43 mit 180 Plätzen, Inhaber Paul Schleimer

(3) In den Unterlagen über den Biebricher Filmpionier Edy Dengel (Edwin Georg Dengel) findet sich ein Bericht über sein erstes Kino, das Monopol-Theater in der Biebricher Weihergasse.
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(4) Weiterhin ist eine Postkarte aus Biebrich aufgetaucht, in der ein Kino (Lichtspiel-Theater) in der Rathausstrasse (74-76-) 78 vermutlich im Gebäude des ehemaligen "Café van Riggelen" (2016 geschlossen) zu erkennen ist.
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Das alte "Kino" am Bahnhof Waldstrasse . . .

Dieses "Kino" (bzw. diese Kinos) gab es nur etwa ab 1947 bis etwa 1958. Denn es waren sogenannte "Wanderkinos" - die Vorstellungen fanden in verfügbaren Sälen und Hallen statt, vor allem auf dem Land. Der Autor, damals noch ein kleiner Bub mit 6 bis 8 Jahren, erinnert sich nur noch an den Chef, Paul Krummschmitt. Herr Krummschmitt tingelte mit seinem (Wander-) "Kino" hier durch die Gegend (also durch den Taunus und das Wiesbadener Hinterland) und zumindest seine Technik war aus "Kriegstrümmern" zusammengestückelt. Wobei "Kriegstrümmer" die Umschreibung für uralte (transportable) Vorkriegs-Technik auf unterstem technischen Niveau war.

Als 8-jährigem fiel mir damals schon auf,
daß da erstmalig zwei (transportable) 35mm Kino-Projektoren verschiedener Hersteller abwechselnd die Rollen von ein- und demselben Film zeigten. Auch sonst war alles "handmade", würden wir heute sagen. Halt, der Vorhang in der Biebricher Bahnhofs-Halle ging elektrisch, das weiß ich noch. Paul Krummschmitt war ein kleiner dicker gemütlicher Mensch, ein liebes immer freundliches Allround-Talent und (durch die Zeit bedingt) geschäftlich sehr "flexibel" und "wendig".
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Die traurige Wahrheit im reichen fast unzerstörten Wiesbaden

Paul Krummschmitt wohnte in einem kleinen Gartenhaus in dieser armseligen Laubenkolonie unterhalb der Bahnlinie (der inzwischn stillgelegten einspurigen Taunusbahn von Wiesb. Hauptbahnhof über Wiesb. Biebrich nach Dotzheim und dann nach Bad Schwalbach) im sogenannten Distrikt Loh.

Das war damals eine sehr sehr arme (und teilweise verrufene) Gegend, in der sich die - fast überall (bei den ansässigen Wiesbadenern) nicht willkommenen "unerwünschten" - Vertriebenen, also die vertriebenen Landsleute aus dem Osten, ansiedeln "konnten" und mussten (und "durften", aber bitte nur geduldet).

Denn im "Ländche" um und in der nahezu unzerstörten Stadt Wiesbaden selbst waren sie selten gelitten, so auch in Wiesbaden. (Ich habe das von fast einem Dutzend der inzwischen altgewordenen Neu-Wiesbadenern gehört bzw. mir "sagen lassen müssen".  Sie wären damals fast so wenig gelitten gewesen wie die in 2016 bis 2019 eingereisten Flüchtlinge. - Auch "die Redlichs" kamen 1949 mit 2 Kindern und mit nur 2 armseligen Koffern aus Ost-Berlin bzw. aus dem Süd-Harz nach Wiesbaden und hatten erstmal nichts außer ihren Träumen.

Und im Garten der Krummschmitts gab es eine wunderschöne riesige ("kleine") Ritterburg mit vielen Türmen, Wassergräben, Zugbrücken und Vorhöfen - ganz liebevoll aus kleinen Steinen gemauert, vom Maßstab ähnlich den LEGO Plastik-Baukästen. Das faszinierte uns Kinder damals sehr, fast wie die ersten Märklin Modelleisenbahnen, die unsere Eltern uns nicht kaufen konnten. Und so bekam ich viel mit, wenn das "Kino" wieder auf Wanderschaft gehen mußte und mein Vater vorher noch schnell das Notdürftigste preiswert reparierte.

Später lief ich von der Innenstadt manchmal zu Fuß die lange Schiersteiner Strasse entlang dort zu den Gärten im "Distrikt Loh" und so erinnere mich an die vielen bunten Filmplakate in den Schaukästen des "Lili" Kinos in der Schiersteiner 68.

Das Silva in der Schiersteiner Straße 68 ist schon lange weg.

In Erinnerung ist mir auch noch ein Kino mit Namen "Silva" auf der Höhe der Schiersteiner Straße 68, also ziemlich oben auf dem Berg fast gegenüber dem ehemaligen Eingang zu der amerikanischen "Camp Lindsey" Kaserne. Und da drinnen (vermutlich im Keller unten drunter) gab es zu den 300 Plätzen oben auch ein zweites kleineres Kino Namens "Lili-Theater im Silva" mit etwa 200 Plätzen unten.

In dem Saal (und den Nebenräumen) war später nach 1962 der (nur den ganz alten Wiesbadenern bekannte) Lebensmittelgroßhandel Münstermann drinnen (ein Vorläufer der späteren METRO Philosophie). Die Legende erzählt, daß Herr Münstermann seinen Reichtum mit einr Vielzahl von "Damen" durchgebracht haben soll und er selbst dann ein unrühmliches Ende fand.

Dann residierte dort ab 1974 der Hifi-Vertrieb Michael Giessen (Mitbegründer der Hifi-Profis / OHM F und PILOT Lautsprecher Vertrieb), bis die recht große Halle irgendwann nach 1976 abgerissen wurde, einem Neubau weichen musste und die Firma Tepppich Diez einzog. Heute ist dort ein bekanntes großes weisse Ware - Waschmaschinen- Kaufhaus drinnen.

Das Kino der FBW im Biebricher Schloss

Im Schloss in Biebrich "wohnt" die Filmbewertungsstelle (FBW) seit 1952. Anfänglich war sie im Mittelteil des Schlosses untergebracht und inzwischen ist sie im 2.Stock im rechten Seitenfügel (vom Rhein aus gesehen) mit einem ganz tollen Kino auch mit etwa 100 Sitzplätzen.

Es gab damals noch ein zweites Kino im Biebricher Schloss

Das war das Kino der FSK, der "Freiwiligen Selbst-Kontrolle" der Filmwirtschaft. Das war damals kein öffentliches Kino, es war nämlich der Abnahme-Raum für die Juroren, die einem Film den begehrten Freistempel "jugendfei" oder aber "erst ab 18 Jahren" vergeben konnten. Dieses kleine schmale Kino hatte damals 1949 bereits etwas ganz Besonderes. Die beiden neuen Ernemann VII B Projektoren (sogar aus Dresden aus dem Ossiland) waren auf einer großen drehbaren Platform aufgestellt und man hätte in den Biebricher Schlosspark auf eine Freiluft Bildwand projizieren können.

Man hätte . . . . , es gab aber keine einzige Freiluft Vorstellung, die Zeit war nicht danach. Mehr über diese frühe Nachkriegs-Kino-Technik aus dem Archiv des Vaters des Autors.

Nachtrag aus Okt. 2017

Guten Tag,
Sie haben da ja eine ganz tolle Seite aufgebaut. Ich hätte da eine Frage an Sie.

Meine ... und ich haben uns jetzt schon mehrmals über ein Kino in Biebrich unterhalten, in dem wir früher oft waren, und das von zwei Straßen aus Zugang hatte. Zum einen über die Rathaustraße, und zum anderen über die August-Laut-Straße. Und zwar jeweils dort, wo sich jetzt der Zugang zum Katharinenstift befindet. In der Rathausstraße würde sich das Kino also irgendwo zwischen Hausnummer 60 und 72 befunden haben. Der damalige von dort Zugang läge ungefähr bei der Hausnummer 62. Anfang bis Mitte der 60er Jahre wurde ich da immer in die Kindervorstellung am Sonntag Morgen von einer meiner ......... mitgenommen.

Wir kommen aber nicht mehr auf den Namen des Kinos. Jetzt haben Sie das "Union" unter Rathausstraße 112 Ecke August Laus Straße aufgeführt. Im Grunde kann es sich da doch nur um die August Laut Str. handeln? Kann es sich da um einen Fehler ihrerseits handeln, oder kann es sich da sogar um zwei verschiedene Kinos handeln?

Vielleicht können Sie uns ja weiterhelfen?
Mit freundlichen Grüßen

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Guten Tag,
zuerst einmal danke für die zugesandten Informationen. Als alter Biebricher kann ich Ihnen jetzt sagen, dass der folgende Eintrag auf Ihrer Seite ...

Union (ehemals Wilhelm-Anlage 1) - heute August Laus Str. Ecke Rathausstr.152

... nicht korrekt ist. Zuerst ging ich davon aus, dass das von mir gesuchte Kino, dass Union ist. Die Infos auf Google Maps, und die Adressangaben auf Ihrer Seite hatten mich dann aber erst einmal irritiert.

Inzwischen kann ich Ihnen aber sagen, dass die Rathausstraße nur bis zur Hausnummer 94 reicht, und dort auch die heutige und damalige Anlage endete. Die August Laus Straße gibt es auch nicht. Dafür existiert die August Laut Straße. Dass Kino meiner Erinnerung befand sich auch mehr oder weniger an der Ecke Rathausstraße/August Laut Straße. Wobei das Kino in der Rathausstraße (danke an Google Maps) die Hausnummern 68 bis 70 eingenommen haben muss. Das Eckhaus Nummer 72 gehörte nicht mehr zu dem Komplex. Da es aber auch einen Zugang von der August Laut Straße gab, ist die Angabe Rathausstraße/Ecke August Laut Straße durchaus zutreffend.

Ob die jetzige Robert-Krekel Anlage (ehemals Wilhelm-Anlage) damals noch etwas weiter die Straße runter reichte, kann ich Ihnen aber nicht sagen. Heute endet sie jedenfalls auf Höhe der August Laut Straße.

Grüße
NZ

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