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Was motviert mich, diese Seiten zu gestalten und zu füllen ?

von Gert Redlich im Juli 2020 - Es sind die nachmittäglichen Anrufe oder sogar die von ganz spät Abends, wenn sich jemand für die geschichtliche Aufbereitung aller möglichen Themen ganz persönlich bedanken möchte.

Einer diese Anrufe war vor Jahren ein ganz alter langjähriger Buchhalter der AEG aus Hannover, der mir über eine Stunde die Geschichten hinter den Kulissen der AEG Hauptverwaltung und deren Scheitern erzählt hatte. Das war natürlich hoch interessant.

So auch dieser Brief aus dem Juli 2020 - er kam sogar mit der Post.

Wiesbaden, den 26.07.2020

Lieber Herr Redlich,

ich gehe einfach einmal davon aus, dass Sie der Autor dieser herausragenden Dokumentation über die Wiesbadener Kinogeschichte sind. Als alter und gebürtiger Wiesbadener Jahrgang 1950, ist mir nicht nur all das bestens bekannt, sondern erfüllt mich auch mit Freude und ein wenig Wehmut. Denn so unendlich viele, abenteuerliche und schöne Erinnerungen verbinde ich mit dieser Zeit, die uns Kinder und Jugendliche so üppig für das Leben vorbereitet und geprägt hat. Mein Vater hatte als selbständiger Uhrmacher ein kleines Geschäft in der kleinen Schwalbacher Straße. Obwohl wir in bescheidenen Verhältnissen lebten, hat es uns an nichts gemangelt.

Meine Mutter musste nicht arbeiten und war immer für mich und meine Schwester da. Wir konnten tagsüber auf der Straße spielen, hatten viele Freunde und schier unendliche Abenteuer zu bestehen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft wir aus dem AKI-Kino geschmissen wurden. Denn 50 Pfennig gab es nur selten, aber wöchentlich wechselten die Zeichentrickfilme. Wir sind dann immer durch den Ausgang ins Kino geschlichen, in der Hoffnung, dass wir nicht bemerkt wurden.

Das „Olympia" war ein Matinee-Kino. Dort wurden wir gelegentlich am Sonntag früh hingeschickt, wenn unsere Eltern einmal ihre Ruhe haben wollten. Es kam aber vor, dass der Kinderfilm nicht rechtzeitig da war und so hat man einfach den regulären Streifen für den Nachmittag gezeigt. Meist schlechte B-Movies, oder Heimatschnulzen.

Ich habe übrigens beide Filme auf dieser gigantischen Leinwand in der ehemaligen Rhein-Main-Halle „Windjammer" und „Die sieben Weltwunder" als Kind gesehen und erinnere mich noch genau an die Achterbahnfahrt, die uns alle nicht mehr auf den Stühlen gehalten hat. Nach meiner Erinnerung wurden diese Filme in 70mm Todd-AO gedreht. So stand es zumindest auf der Ankündigung. Denn für damalige Zeiten war dies mit drei Kameras aufgenommene Spektakel eine echte Sensation!

Die meisten der von Ihnen beschriebenen Kinos habe ich in guter Erinnerung, zumal der Vater von einem Klassenkamerad Kartenabreißer im „City" war und uns manchmal umsonst reingelassen hat („An einem Freitag um halb zwölf" 1961 mit Peter van Eyck und Nadja Tiller).

Aber wie komme ich überhaupt darauf, mich mit dieser Thematik der Vergangenheit zu beschäftigen? In der Samstagsausgabe des Wiesbadener Kurier vom 25.07.2020, hat die Lokalredakteurin Frau Anderton auf Seite 17 einen Artikel „100 Jahre Kino in Wiesbaden" verfasst, der einfach nur oberflächlich recherchiert ist.

Das kommt davon, wenn junge Leute Erfahrungslücken mit Halbwissen vermitteln. Da habe ich mir gedacht, es muss zu diesem Thema doch noch mehr geben und bin auf Ihre Seite gestoßen. Frau Anderton scheint dies nicht gelungen zu sein. Und sind wir mal ehrlich, viel gebracht hätte das wohl auch nicht!

In diesem Sinne, es gibt sie noch, die Hüter der Erinnerungen um unsere Stadtgeschichte und das freut einem dann auch wieder umso mehr...

Gruß
PD

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