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Über die Kinos in Frankfurt

Blick von der Zeil nach Westen
es gibt sie noch - Kino in 2014

von Gert Redlich im Nov. 2014 - Nach der langen Seite über die Kinos von Wiesbaden wurde ich inzwischen von mehreren auswärtigen Kinofreunden angesprochen, wo denn etwas über die Frankfurter Kinos zu finden sei. Bislang habe auch ich nichts besonders Aufregendes gefunden.

Doch so langsam kommt "Bewegung" in die Sache. Frankfurt hatte in der ersten Blütezeit der Kinos um 1930 schon 58 Lichtspielhäuser und in der zweiten Blütezeit um 1955/1960 herum sogar etwa 85 Lichtspielhäuser unterschiedlichster Größe. Obwohl mein Vater über seinen Arbeitgeber, die UFA, manches Kino dort kannte, war ich als kleiner Junge nur in einem einzigen Frankfurter Kino drinnen. Zur Blütezeit der Kinos hatte Frankfurt etwa 4 mal so viele Einwohner im Vergleich zu Wiesbaden mit 250.000 Bürgern.

Und mit der "Bewegung" fing es so an:

Besuch im "Mal Seh'n-Kino" in Frankfurt Nordend-West

Eigentlich liegt das "Mal-Seh'n" noch fast in der nördlichen Innenstadt ganz in der Nähe zum Öderweg, auf der Stadtkarte etwa 1km senkrecht nördlich vom Filmmuseum am Schaumainkai. Man kann dort hin laufen. Und dort war ich im November 2014 eingeladen zum 30-jährigen Jubiläum dieses besonderen Kinos. Ganz lustig ist die Persiflage des Namens des Cafes im Vorraum des Kinos :"Cafe Filmriss". Denn seit ein paar Monaten werden auch dort die Filme fast nur noch mit dem Beamer vorgeführt. Jetzt reißt der Film nicht mehr, eher platzt die Xenon-Lampe. Mehr steht bald auf einer eigenen Seite.
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Nov. 2014 - Eine Ausstellung im Frankfurter Film-Museum

Das Filmmuseum noch 2009 - das neue Foto aus 2014 kommt bald

Dort im "Mal Seh'n-Kino" lernte ich mehrere in der Frankfurter Kino-Szene bewanderte Damen und Herren kennen, die etwas dazu beitragen würden und wollten. Und so wurde ich zu einer Ausstellungseröffnung ins Frankfurter Film-Museum eingeladen.

Zwei Franzosen hatten über 10 Jahre lang in Amerika die ausgedienten Film-Paläste oder auch die Ruinen besucht und mit einer hochauflösenden analogen Kamera über 250 davon von innen fotografiert. Es sind beeindruckende Fotos der ehemaligen Pracht und auch der Gigantomanie auf dem amerikanischen Kontinent.

Fast alle alten amerikanischen Kinopaläste hatten mehr als 1.300 Kino-Sessel, teilweise bis zu 3.900 Sessel. Das bedeutet, deren kleinste Kinos waren so groß wie unsere größten Kinos hier in Deutschland. Wir hatten nach 1945 nur ganz wenige Kinos (vielleicht 2 Hände voll) mit mehr als 2.000 Plätzen.

Im Museum im 3. Stock hängen ab dem dem 26. Nov. 2014 bis etwa Mai 2015 (laut Ankündigung) 30 große beeindruckende Bilder von diesen ehemaligen amerikanischen Prachtbauten an den Wänden. Zeitgleich werden (geplant) ganztägig mehrere Filme über die Geschichte der alten und neuen Frankfurter Kinos gezeigt.

Es ist angekommen, das "Ambiente" machts . . . .

Vorträge imKino zur Eröffnung
Frau Claudia Dillmann begrüßt
der Kinosaal ohne Blitz fotografiert

In ihrem Begrüßungsvortrag im Museumskino - zur Eröffnung dieser Ausstellung - hat Frau Dillmann, die Direktorin des Museums, nicht nur alle Honoratioren, Sponsoren, Mitmacher und Gäste begrüßt, sondern auch das aus meiner Sicht ganz Wesentliche des Kinos herausgestellt :

Das Ambiente und das Ereignis des Kinobesuches an sich.

Mir hat es sehr gefallen, sie hat damit nämlich den Kern der Überlebensstrategie der Kinos und damit des Films formuliert.

Als ich vor genau 5 Jahren im November 2009 zur Kehraus- party in dieses Filmmuseum eingeladen war (es war ein gewaltiger Umbau angekündigt), wurde ich zwischendurch gefragt, ob mir das "alte" Museum gefallen hätte.

Ich versuchte damals, mich rethorisch geschickt aus der "Affäre der Wahrheit" zu ziehen und konnte es aber doch nicht vermeiden, daß es bemerkt wurde. Bohrenden Fragen mußte ich mich geschlagen geben, was denn bislang fehlte.

Es war (damals bereits) eigentlich alles da, von Plakaten, Postern und Kostümen über die dicken 35mm Kameras, die Scheinwerfer und die 70mm Projektionstechnik und die Manuskripte und Storyboards und natürlich die Filmrollen, - aber eines fehlte. Aus meiner Sicht kam dieses Ambiente eines Kinobesuches zu kurz oder nicht richtig raus. Denn alles andere an Technik und Programmen (DVDs) hatte "man" bereits Zuhause, sogar 7+1 Dolby Surround mit 8 x 150 Watt in 24 Quadratmetern.

Doch Zuhause wollte nie so richtig ein Ambiente aufkommen. Da fehlte etwas und das machte das Kino. Frau Dillman hat es ganz deutlich und prägnant beim Namen genannt und zumindest das kleine halboffene Kino im 3. Stock mit dem alten rappelnden Bauer B5 Filmprojektor im Glaskasten, das spiegelt das Kino-Ambiente wieder.
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Professor Semmelroth und die Frankfurter Kinos

Professor Semmelroth

Der Frankfurter Kulturdezernent Professor Semmelroth ergänzte die Begrüßung von Frau Dillmann und leitete dann geschickt vom Thema der Bilder-Ausstellung der verfallenen amerikanischen Kinopaläste über auf die ebenfalls während dieser Ausstellung gezeigte Frankfurter Kino-Historie, die durchaus beeindruckend war und ist.

Dazu wird es bald eigene Seiten geben. Hier sind sie: Frankfurt hatte mal sehr viele Kinos gehabt.
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Ein Kino um 1895

Wiesbaden als "alte Kaiserstadt" (der Kaiser war sogar 2 mal da) rühmte sich damit, bereits im Oktober 1896 eine erste Vorführung mit dem Edison Apparat zu verzeichnen. Doch anscheinend war das in 1896 in allen größeren Städten so. Während es in Wiesbaden um 1930 bereits ca. 20 Kinos gab, sollen es im damals fast doppelt so großen Frankfurt bereits 58 gewesen sein.

über die Kinos in FrRankfurt
1956 - der Höhepunkt der Kino- besuche in Deutschland (West) und Berlin (West).

Nach dem 2. Weltkrieg wuchs Frankfurt dann viel schneller und als Wiesbaden so um 1960 um die 26 Kinos hatte, hatte Frankfurt bereits 85 Lichtspielhäuser. Natürlich sagen diese Zahlen nur in etwa etwas darüber aus, wieviele Kinoplätze (Polster-Sessel oder Holz-Klappstühle) insgesamt vorhanden waren, es war auf jeden Fall überall ein gefährliches Überangebot.

Eine aus meiner Sicht nicht ganz korrekte Interpretation des Kinosterbens
am Anfang der 1960er Jahre betrifft den rethorischen Bezug auf das aufkommende Fernsehen. Wir vom Fernsehmuseum haben sorgfältig recherchiert, auch in den damals publizierten Zahlen der Kinoverbände und der Filmwirtschaft, daß das Kinosterben so ziemlich 1957/1958 los ging. Und zu der Zeit war die Anzahl der Fernsehgeräte absolut marginal. Und das Fernsehprogamm war damals noch viel schlimmer.

Ernsthafte glaubwürdige Unterlagen und Aufzeichnungen, die also nicht von der Klientel bzw. aus der Zielgruppe der Berichte kam, sind die - nahezu geheimen - beinahe in der Versenkung verschwundenen Gazetten von Dr. Wagenführ ab 1950 im Wochenrhythmus mit Schreibmaschiene live aufgehoben.
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Mehr Geschichten und Infos kommen noch.

Es ist erstaunlich, wie schnell es geht. So nach und nach treffen immer mehr Telefonate von Zeitzeugen ein, die etwas zu den Kinos beitragen können.

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