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Lobeshymnen oder Legenden oder die Wahrheit ?

Hans Groll war öfter ein Gesprächsthema bei den Treffen im Haus von Professor Hausdörfer. Viele dieser Gespräche hatte ich aufgezeichnet, weil die Menge der Informationen sonst nicht zu merken war.

Diese nachfolgende Laudatio von Herrn Professor Schönfelder ist - fast ebenso wie die von Walter Bruch - rosarot angemalt oder sagen wir - aufgehübscht.

Denn auch der Entwickler einiger der fortschrittlichen Technologien der Fernseh Heinrich Zahn hätte die Laudatio "etwas herber" formuliert.

Heinrich Zahn kam als Ing. grad. 1956 zur Fernseh und Michael Hausdörfer kam bereits promoviert in Halbleitertechnik 1967 zur Fernseh. Insbesondere mit Herrn Groll stand Herr Hausdörfer immer wieder auf Kriegsfuß. Herr Groll wollte von "digital" oder Digitalisierung nur wenig wissen, wie übrigens die anderen alten Herren aus der Geschäftsleitung auch nicht..

Neben einer sehr erfolgreichen Entscheidung, diesen in USA gesehenen Scanner der Arvin/Echo Video-Bandmaschine in Darmstadt nachentwickeln zu lassen und als BCN 40 und 50 auf den Markt zu bringen, gab es mehrere teure Fehlentscheidungen wie die französische KCI Kamera mit BOSCh Aufkleber zu vertreiben, von der kein Stück verkauft worden war und den CCD Halbleiterchip von RCA, der nie den Weg in eine Bosch Kamera gefunden hatte.
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H. R. Groll 60 Jahre

Nur wenige Persönlichkeiten sind es, die die Weil mit ihren Fähigkeiten und Aktivitäten verändern. Dies gilt auch für unsere Fernsehtechnik, deren Weiterentwicklung ein H. R. Groll in den letzten 32 Jahren mit Ideen, Energie und Tatkraft entscheidend beeinflußt hat.

Wer in dieser fernsehtechnischen Welt zu Hause ist, der kennt sie alle, diese seine (??) Produkte:

  • Die Studio-Farbfernsehkamera "KCU",
  • die erste tragbare Reportagekamera "KCN"
  • oder - sein jüngster stolzer Sproß -
  • die Recorderkamera "KBF".


Wer erinnert sich nicht, daß er - wie ein Löwe kämpfend und eindringlich die Vorteile international vertretend - die Einführung des "BCN"-Magnelbandformates erreichte, zweifellos seine größte Leistung.

Natürlich gelang das alles nur durch die Unterstüzung, die Erfindungsgabe und den Fleiß seiner Mitarbeiter, die solch überzeugende Produkte erst entstehen lassen konnten.

Aber wie bei so vielen erfolgreichen Industrieprodukten, ist da immer ein Motor im Hintergrund, der die Dinge antreibt, ein Mann, der seine Ingenieure begeistern kann.
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  • Anmerkung : Prof. Hausdörfer war ein ganz entschiedener Gegner der KBF Kamera und des Lineplex Recoders, die ja immer noch durchgängig anlog konzipiert waren.

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"Häuptling Laute Stimme"

Bei der Fernseh war das in den letzten Jahren Hans Groll, ein Mensch mit ungewöhnlicher Tatkraft und Energie, ein Frankfurter, dem stets das Herz auf der Zunge lag.

Man wußte bei ihm immer, wo man dran war, nie machte er aus seiner Meinung einen Hehl. Sollte es aber mal etwas Unangenehmes sein, das er seinen Mitarbeitern zu sagen hatte - ja "Häuptling Laute Stimme", so nannte man ihn zuweilen, konnte schon ganz schön "grollen" -, schnell war es wieder vergessen.

Hans R. Groll gehört eben zu der liebenswerten Sorte von Cholerikern. Na, und so ein wenig autoritäre Züge hatte sein Führungsstil schon, das müßte wohl so sein, um mit einer solch großen Schar von Individualisten, wie sie Entwicklungsingenieure nun einmal sind, diese großartigen Leistungen der letzten Jahre zu vollbringen.
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  • Anmerkung : Laut Herrn Hausdörfer hätte eine ruhige weniger cholerische "Hand" wesentlich weniger Porzellan zerschlagen als dieser "grollende" Führungsstil. Die Zeit für "Wehrmachtstöne" in der Chefetage waren seit 20 Jahren vorbei. Viele der hochkarätigen Entwickler hatten nach irgend einem belanglosen Anschiss irgendwann innerlich gekündigt.

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Rückblick und Vita

Wie hat ein so überaus erfolgreiches Leben für die Fernseh - so freundschaftlich-vertraulich nennen Insider den Geschäftsbereich Fernsehanlagen von Bosch - nun eigentlich begonnen?

Abitur in Frankfurt (1941), Wehrdienst als Luftwaftenleutnant (1941 bis 1945) und Studium der Nachrichtentechnik an der TH Darmstadt (1946 bis 1950) prägten ihn als jungen Mann.

Er blieb seiner Studienstadt treu und wurde 1950 bei Bosch-Fernseh am "Alten Bahnhof 6" in Darmstadt Assistent der Entwicklungsleitung bei Dr. Mulert und Herrn Rudert.

Aber schon 1952 begann man ihn als Nachwuchsmann für Führungsaufgaben systematisch aufzubauen. Die Basisarbeit sollte er im Prüffeld kennenlernen, entschied Dr. Möller, seinerzeit Geschäftsführer der Fernseh und sein langjähriger Förderer. Über den Gruppenleiter Prüffeld (1952), Leiter der Endprüfung (1955), Leiter des Prüffeldes (1958) kletterte er die Erfolgsleiter unaufhaltsam aufwärts.

Als das Farbfernsehen vor der Tür stand, versprach man sich von dem zielstrebigen Arbeiter mit dem ungewöhnlichen Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen die praxisgerechte Entwicklung der in Kürze benötigten Farbanlagen.

Mehr als übertroffen wurde diese Erwartung bei seinen weiteren Stationen als Leiter der Studiogeräte-Entwicklung (1965), als Nachfolger von Herrn Rudert in der Entwicklungsleitung (1971) und schließlich als Geschäftsführer Entwicklung (1972).

Nie vergessen hat er in all diesen erfolgreichen Jahren, dem FKTG-Vorstand und vielen anderen Fachgremien mit seinem erfahrenen Rat zur Verfügung zu stehen. Ganz besonders am Herzen lagen ihm auch die Kontakte zu Hochschulinstituten. wobei er den gemeinsamen Projekten seinen tatkräftigen Stil aufprägte. Manch erfolgreiche Idee wurde so in einer temperamentvoll wissenschaftlich-technischen Diskussion geboren.

Mit 60 Jahren wird ein Bosch-Geschäftsführer von seinen Pflichten entbunden, so will es das eiserne Gesetz des Hauses. Hans Groll wird aber seine 32jährige Erfahrung als eine der bekanntesten Persönlichkeiten unserer modernen Fernsehtechnik seiner geliebten Fernseh auch weiterhin zur Verfügung stellen.

Der am 15. Dezember 1982 gefeierte 60. Geburtstag sowie das Verabschiedungskolloquium am 23. Februar 1983 leiten damit zu einem neuen Lebensabschnitt über. Wie wir unseren Herrn Groll kennen, werden das bestimmt keine Pensionärsjahre werden. Aber die zukünftige Beratertätigkeit läßt ihm sicher den mehr als verdienten Spielraum, nach Jahren großer beruflicher Belastungen etwas zurückzuschalten.

Prof. Dr.-Ing. H. Schönfelder

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