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Europäisches Programm über die Landesgrenzen hinaus

Vor etwa einem Jahr tauchte dieses Wort zum erstenmal auf. Es besteht aus Europa und Television, die zu Eurovision zusammengezogen wurden. Diese Bezeichnung wird angewendet für den Programmaustausch unter den europäischen Fernsehgesellschaften, also für Sendungen, die von einer Fernsehorganisation durchgeführt und von einigen oder allen anderen übernommen und gleichzeitig verbreitet werden.

Die Postverwaltungen haben zunächst natürlich dafür Sorge tragen müssen, daß die einzelnen Fernsehsender miteinander verbunden wurden. Eine ganze Kette von Dezimeter-Strecken durchzieht bereits unsern Kontinent: von Schottland über London, Paris, Brüssel, quer durch Holland und Deutschland mit einem (zur Zeit allerdings stillgelegten) Anschluß nach Dänemark, weiter durch die Schweiz bis nach Italien mit der Endstation Rom. Aus allen genannten Ländern können also Programme gesendet werden, die alle genannten Staaten übernehmen können.

In-die-weite-Ferne-Sehen

Wir wollen uns hier nicht mit den technischen, organisatorischen oder finanziellen Voraussetzungen befassen, die notwendig sind, um die Eurovisions-Programme zu ermöglichen. Es ist entscheidend, daß sich die westeuropäischen Länder, soweit sie bereits einen Fernsehdienst betreiben, zu solchen gemeinsamen Sendungen zusammengefunden haben.

Sie bekunden damit den Willen, den Begriff Fernsehen durch das In-die-weite-Ferne-Sehen Wahrheit werden zu lassen. Durch den Blick über die Grenzen hinaus auf das Geschehen in einem anderen Lande mit dem Ziel, ein wirkliches „Bild" vom weiteren oder engeren Nachbarn zu vermitteln. Der Hörrundfunk hat auf diesem Gebiet schon seit Jahrzehnten wertvollste Vorarbeit geleistet; es ist jetzt Aufgabe des Fernsehens, das „akustische Portrait" durch das eindrucksstarke Bild zu vollenden.

Wir sind erst am Anfang

Natürlich werden sich nicht alle Stoffe für eine Übertragung anbieten. Selbstverständlich interessieren die großen internationalen Sportereignisse - wir erinnern nur an die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaften aus der Schweiz -, selbstverständlich werden die Übertragungen großer aktueller Ereignisse, bedeutender Festspiele usw. immer besonders aufmerksame, wenn nicht begeisterte Zuschauer finden.

Darüber hinaus bieten sich aber auch viele „alltägliche" Stoffe an, die das Fernsehen an seine Teilnehmer herantragen muß. Es zeigt sich dabei, daß dem deutenden und klärenden Wort eine außerordentliche Bedeutung zukommt: Volksbräuche, Landschaftsbilder, Besuche historischer Stätten sind für die ausländischen Zuschauer selbst bei größter Vielfalt der Bilder doch unverständlich, wenn nicht in der Sprache jedes angeschlossenen Landes ein Kommentar gegeben wird.

Die Eurovision Dezember-Vorschau 1954

Wir stehen erst am Beginn der Eurovision, die allerdings heute schon höchst vielversprechende Ansätze gezeigt hat. Wie sehen solche Programme aus? Die kommenden Monate werden uns beispielsweise die Ankunft des St. Nikolaus in Amsterdam zeigen (20. 11.1954), eine Kinderstunde aus London (27.11.1954), ein Pferderennen aus Mailand (28. 11.1954), Sportfreunde werden die Begegnung der Fußballmannschaften von Italien und Argentinien sehen können (5.12.1954), oder das Eishokey-Treffen zwischen der Schweiz und der Sowjetunion (19.12.1954); Weihnachtslieder klingen diesmal in Cambridge auf und werden am 23.12.1954 über den Kontinent verbreitet, während am 24.12.1954 eine Mitternachtsmesse aus Notre Dame in Paris den Weihnachtsabend beschließt.

Und wer in der Sylvester nacht lange aufbleibt (wer tut es nicht?) kann ab 0 Uhr 20 noch an einem Bunten Abend aus Mailand teilnehmen.

Das ist ein Programm, das in seiner Vielseitigkeit interessant ist; dabei haben wir nur eine Auswahl der Sendungen bis zum Jahresende genannt. Hier liegen die großen Aufgaben, in Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Ländern nicht nur ein Bild Europas zu gestalten, sondern in ihm auch dem Gedanken Europa überzeugenden Inhalt zu geben.

W.R.


Aus der FUNKSCHAU 1965, Heft 12

Eurovision

Am 10. Juni 1954 wurde die Eurovision, eine Gründung der Union der europäischen Rundfunkanstalten (UER), eröffnet. In wenigen Jahren wurde ein riesiges Übertragungsnetz für den Programmaustausch geschaffen. 1962, acht Jahre nach Beginn, verbanden bereits 11.700 km Koaxialkabel und mehr als 60.000 km Richtfunkstrecken insgesamt 22 Fernsehdienste mit mehr als 1300 Sendestationen in 18 europäischen Ländern.

Die Eurovisions-Sendezeiten haben sich seit 1958 mehr als verdreifacht (Bild). Daraus läßt sich abschätzen, welchen Umfang die internationale Zusammenarbeit zwischen UER, Rundfunkanstalten und Postverwaltungen angenommen hat.

Für eine Eurovisions-Übertragung muß eine ganze Reihe von Leitungswegen bereitgestellt werden:

1 Bildleitung, je 1 Tonleitung für jede Sprache der beteiligten Länder, 1 Leitung für den sogenannten Internationalen Ton (z. B. Geräusche einer übertragenen Sportveranstaltung) und zahlreiche Meldeleitungen.

Dieses
Netz muß vom Koordinationszentrum in Brüssel in Zusammenarbeit mit den Fernmeldeverwaltungen und Rundfunkorganisationen - häufig sehr kurzfristig - zusammengeschaltet werden. R. S.
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