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Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 15/1950 (1. Aug. Heft)
Das Editorial

Nr. 15/1950 - 5. JAHRGANG - CHEFREDAKTEUR CURT RINT

Gedanken zur Funkausstellung 1950

von Dr. phil. WERNER HENSEL, Leiter der Pressestelle der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Rundfunk-Wirtschaft:

Die Deutsche Funkausstellung 1950 in Düsseldorf . . .

bedeutet für die deutsche Funkindustrie nicht nur wie es auch in den Vorkriegs Jahren der Fall war eine erneute Anregung des Interesses an Rundfunkgeräten bei den breiten Schichten des Publikums, sie ist auch nicht nur der willkommene Anlaß zu einem engeren Kontakt zwischen Industrie und Handel und damit eine ausgesprochene Fachmesse, sie ist vielmehr ein umfassender Rechenschaftsbericht der Funkindustrie darüber, wie dieser wichtige Zweig unseres gewerblichen Lebens nach Überwindung der Krisenjahre den Wiederaufbau bewältigt hat.

Wir sind stolz darauf, aus Anlaß dieser ersten Funkausstellung nach dem Krieg feststellen zu können, daß gerade die Rundfunkindustrie bezüglich des Erfolges bei der Lösung ihrer Auf­gaben offensichtlich in die erste Reihe einzuordnen ist.

Endlich ist der internationale Stand einwandfrei wieder er­reicht und damit die durch den Krieg geschaffene Lücke überwunden worden. Im gesamten Ausland ist heute der alt­bewährte gute Ruf deutscher Rundfunkgeräte wieder auf­gelebt und fast selbstverständlich geworden, als wenn es keine Unterbrechung gegeben hätte.

Die neue Ultra-Kurz­welle

Zusätzlich aber ist ein für den Rundfunk völlig neues Gebiet, man möchte sagen geradezu spielend, in kürzester Zeit bewältigt worden: die neue Ultra-Kurz­welle. Wie lange ist es erst her, daß die Ultra-Kurzwelle von Technikern und Fachschriftstellern überhaupt in den Bereich der Überlegungen gezogen wurde. Die Industrie hat sich damals und vom technischen Standpunkt aus mit Recht gegen eine vorzeitige Propagierung einer unfertigen Sache gesträubt. Gleichzeitig hat sie aber alles getan, um diese Technik, die der beste Ausweg für die bedrängte deutsche Wellenlage zu sein schien, zu fördern.

In dem für technische Neuerungen unwahrscheinlich geringen Zeitraum von 1 bis 1 1/2 Jahren hat die Industrie eine solche Vielzahl von Möglich­keiten zur Lösung dieses neuen technischen Problems bis zur Reihenfertigung geschaffen, daß uns nicht bange zu sein braucht, daß die günstigste und damit allgemein gültige Lösung, auch nach Stabilisierung der Senderseite, sehr schnell gefunden wird.

Auf der Deutschen Funkausstellung 1950 wer­den Entwicklungen für den UKW-Rundfunkempfang gezeigt, die diesen Wellenbereich bei den preiswerteren Typen bereits mit einem Mehrpreis von etwa DM 20,- bei hochwertigen Typen (unter Berücksichtigung der heute erkennbaren Qualitäts­ansprüche) mit etwa DM 60,- als selbstverständlichen Be­standteil eines vollkommenen Rundfunkgerätes eingliedern; genau so wie es etwa 1938 zur Selbstverständlichkeit wurde, daß bessere Geräte einen Kurzwellenteil haben, gleichgültig, ob der Käufer, der im Augenblick des Erwerbs unabdingbar den Kurzwellenbereich verlangte, ihn später auch benutzt hat. Für die geringe Inanspruchnahme des Kurzwellenbereiches ist dann nachträglich die verständliche Erklärung allgemein laut ge­worden, daß Kurzwelle schwer einzustellen und praktisch nie fadingfrei zu empfangen ist.

Löst UKW die KW ab ?

Erst jetzt ? und auch das wieder als Ergebnis der fortgeschrittenen Technik der Nach­kriegsjahre ist man zur Spreizung der Kurzwelle und bei hochwertigen Empfängern zur zusätzlichen Vorröhre gekommen, die auch die Kurzwelle den anderen Wellen gegen­über gleichwertig macht.

Die Industrie hat zur Förderung des UKW-Gedankens sehr schnell erste Übergangslösungen in Form von Zusatzgeräten geschaffen. Sie lagen bisher etwa in Preislagen zwischen DM 35,- und DM 300.-. Preisdifferenzen also, wie sie fast zwischen billigstem Einkreiser und teuerstem Spitzengerät heute noch möglich sind. Diese Lösungen waren verständlicherweise abgestellt auf den Bedarf, der aus den Reihen von fast 8 Millionen Rundfunkhörern im Bundesgebiet im Augen­blick des Beginns der UKW-Sendungen zu erwarten gewesen war. Als wesentliche Neuerung der Funkausstellung 1950 ist jedoch in den Annalen der Rundfunkgeschichte zu vermerken, daß erstmalig in Europa Geräte mit vier Wellenbereichen er­scheinen: Lang, Mittel, Kurz, Ultra-Kurz.

Und es wird nicht lange dauern, dann wird mindestens in Deutschland der UKW-Bereich im Rundfunkgerät genau so zur Selbstverständlich­keit werden, wie es der KW-Bereich geworden ist. Wenn auch gewisse Kinderkrankheiten auf diesem Gebiet unvermeidbar sein werden: interessant ist, daß schon heute das west­europäische Ausland, das sich bisher mit der Ultra-Kurzwelle kaum beschäftigt hat, aufzuhorchen beginnt.

Die Preise sind am Rutschen

Die stärkste Beachtung dürfte jedoch die Deutsche Funk­ausstellung 1950 wegen der erstaunlichen Preisentwicklungen finden. Die Röhrenfabrikanten haben sich, nach Beendigung der Wiederaufbauarbeiten zu der lange erwarteten Preis­senkung entschlossen, wodurch für diesen preisentscheidenden Baustein im Rundfunkgerät das Eis gebrochen wurde. Darüber hinaus aber sind in fast überscharfer Erkenntnis der in- und ausländischen Konkurrenzverhältnisse für Rundfunkgeräte Preissenkungen eingetreten, die in Anbetracht der Entwicklung der Rohstoffpreislage des Weltmarktes dem Fachmann Zweifel aufkommen lassen, ob dieser kühne Schritt durch­zuhalten sein wird.

Bereits Vorkriegs-Preisniveau erreicht

Zunächst jedenfalls können wir erfreut feststellen, daß die Rundfunk-Industrie wahrscheinlich als einzige das Vorkriegs-Preisniveau in den entscheidenden Typen bereits unterschritten hat, während das durchschnittliche Preisniveau aller Rohstoffe und Verbrauchsgüter noch weit darüber hegt. Der im Jahre 1948 von der britischen Militärregierung allein zugelassene und befohlene Sechskreis -Vierröhren - Standard-Super, dessen Preis von der zuständigen niedersächsischen Preisbehörde mehr als gründlich überprüft wurde, kostete, bei einem um mehr als 20% geringeren Händlerrabatt, DM 475,-. Geräte dieser Art in zum Teil erheblich besserer Ausführung zeigt die Deutsche Funkausstellung 1950 in zahlreichen Modellen in der Preislage unter DM 200,-.

Dieses Preisbeispiel darf als Symbol der Preisgestaltung der deutschen Rundfunk-Industrie im Jahre 1950 gewertet werden. Alle anderen Preise mengen­mäßig interessanter Typen gruppieren sich um dieses Preis­fundament. Das Magische Auge ist zusätzlich mit etwa DM 20,-, das Holzgehäuse je nach Ausführung mit DM 30,- bis 40,-, der UKW-Teil entsprechend seiner Abart mit DM 20,- ..... bis 60,- ....., die gespreizte Kurzwelle mit DM 10,- ........ usw. zusätzlich bewertet. Diese Betrachtung gilt für all die für die weitere Verbreitung bestimmten Rundfunkgeräte, die sich im Preis bis zu DM 300,- bewegen.

Darfs etwas Luxus sein ?

Darüber hinaus ist natürlich für jede Spielart, sei es der Röhrentechnik oder der des Luxus für verwöhnte An­sprüche, alles offen. Wir hören mit Freude, daß führende Firmen auch in der Fertigung von Spitzensupern den An­schluß an die Vorkriegstradition wiedergefunden haben. Es wurde uns kürzlich erzählt, daß es in Entwicklungsstücken bereits Empfänger mit 149 !! Röhren geben soll. Nun, so etwas wird auf unserer Funkausstellung nicht zu sehen sein, aber Geräte mit 10 bis 15 Röhren, zwei Lautsprechern und nahezu 20 Kreisen einschließlich, des UKW-Teils zu einem für den anspruchsvollen Haushalt immer noch erschwingbaren Preis werden, wie wir sehen und hören können.

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