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Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen

Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 17/1950 (1. Sept. Heft)
Das Editorial

Nr. 17/1950 - 5. JAHRGANG - CHEFREDAKTEUR CURT RINT

Deutsche Funkausstellung 1950
Technisch und wirtschaftlich erfolgreich

Von welcher Seite aus man auch die Düsseldorfer Funkausstellung anschaut - sie war ein Erfolg. Der Techniker fand viele, beinahe zu viele Neuheiten, der Wirtschaftler notierte höchste Umsätze, und alle jene, die an einer Werbung für den Rundfunk interessiert sind, betrachten die Meldung über fast 230.000 Besucher mit Wohlwollen.

Bleiben wir bei der angedeuteten Reihenfolge. Die Technik hatte viele Überraschungen auf Lager, die übrigens auch vom Ausland anerkannt worden sind. Der Ultrakurzwellenempfang konnte sich mit einer Selbstverständlichkeit durch­setzen, die einiges Erstaunen auslöste. Wer erinnert sich nicht der zweifelnden und manchmal ablehnenden Stimmen, die während dieses Frühjahrs und Sommers aus Kreisen von Industrie und Handel und nicht zuletzt der Hörerschaft den Sendegesellschaften manchmal unangenehm in den Ohren lagen. Störanfällige Sender, zu wenige Stationen, kein zweites oder ein schlechtes zweites Programm usw. ... es war eine triste Melodie. Aber die Industrie hielt klaren Kurs, und wir können als Ergebnis ihrer Anstrengungen buchen, daß der vierte Wellenbereich bereitsteht, soweit seitens der Technik etwas getan werden kann.

UKW - der 4. Wellenbereich

Nun wird es an den Sendegesell­schaften und nicht zuletzt am Hörer liegen, was er aus dem Gebotenen macht! Fast alle neuen Geräte können den vierten Wellenbereich aufnehmen, und Mitte 1951, wenn (hoffentlich) die rund 1,8 ... 2 Millionen aufgelegter Empfänger dieser Saison verkauft sind, werden, wir erneut Bilanz ziehen. Trotz­dem befindet sich UKW erst am Anfang der ersten Etappe seiner Entwicklung, denn von 7,9 Millionen Rundfunkteil­nehmern hat im Augenblick nur ein winziger Bruchteil eine Möglichkeit, FM gut zu hören. Viele wohnen noch immer außerhalb der Reichweite eines UKW-Senders - und die ( meisten benutzen „einen alten Schinken" als Empfänger, der höchstens durch Zusammenkoppeln mit einem Vorsetzer für drei Meter brauchbar wird.

Schall­aufnahme und -wiedergabe

Neben UKW beherrschte das interessante Gebiet der Schall­aufnahme und -wiedergabe das Feld. Optaphon, Tefifon, Langspielplatten mit 78 und 33 1/3 U/min, Diktiergeräte auf magnetischer Basis kontra Wirerecorder usw., so etwa lauteten die Schlagworte. Dieser Zweig der Technik ent­wickelt sich rasch weiter und steht im Begriff, seinen bisher nur bescheidenen Anteil am Kapitel „Rundfunk" kräftig zu erweitern. Das Vordringen der Schallplattenwechsler, Platten­spieler und Musiktruhen ist ein wichtiges Zeichen für die wachsende Beliebtheit aller Schallaufzeichnungs- und Wieder­gabegeräte.

Über das Fernsehen- hinter den Kulissen

Fernsehen wurde nicht gezeigt - aber um so mehr wurde darüber vor und hinter den Kulissen gesprochen. Es gab frucht­bare Debatten und heftige Angriffe gegen diesen und jenen. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß wir im kommenden Jahr den öffentlichen Start des Fernsehens erleben werden. Aber mit dem Start allein ist es nicht getan, im Gegenteil, Schnelligkeit und Stehvermögen über die Strecke sind wichtiger. Zu diesem Punkt wird in Zukunft viel zu sagen sein.

Die Messlatte für den Erfolg

Die Umsätze auf der Funkausstellung bezeichneten wir soeben als „höchste" und wollten damit sagen, daß fast alle Fabriken zumindest bis Jahresende ausverkauft sind. Groß- und Einzel­handel deckten sich bis zur Grenze des Möglichen ein, zumal die niedrigen Preise förmlich zum „Einsteigen" riefen. Allent­halben wurden Zweifel am Bestand des Preisgefüges laut, man sprach von erneuter Steigerung der wichtigsten Rohstoff­preise, von einer möglichen Knappheit (?) und was dergleichen mehr ist. Schließlich trat kurz vor Ausstellungsende das Erwartete ein: die erste Firma verkündete bescheidene 5.- D-Mark als Preiserhöhung für ein Modell. Vielleicht sind inzwischen weitere Firmen diesem Beispiel gefolgt. Unsere Zweifel an der Richtigkeit der Preispolitik, die wir in Heft 16/1950 an dieser Stelle äußerten, waren also keineswegs un­begründet.

Andererseits waren die Firmen in einer gewissen Zwangslage: 1950/51 sollen fast 2 Millionen Geräte die Bänder verlassen und sich einen Käufer suchen ... und seit Mitte dieses Jahres sind alle Einfuhrhemmungen für Rund­funkempfänger aufgehoben (mit Ausnahme von USA-Geräten). Wie wird sich das Publikum als Käufer dazu verhalten ? Sollte eine ernsthafte Flucht in die Sachwerte eintreten (was bei der verhältnismäßig geringen Geldflüssigkeit nicht recht verständlich wäre), so steht Radio nicht an letzter Stelle. Jedenfalls berichtet der Einzelhandel zur Zeit von beachtlichen Umsätzen, die jedoch nicht ohne kräftige TZ-Spritze laufen - Bargeschäfte sind nach wie vor in der Minderzahl.

Löst Düsseldorf jetzt Berlin ab ?

Düsseldorf gab sich große Mühe, die Treuhänderschaft über die Funkausstellung für Berlin zur Zufriedenheit auszuüben. So lange man am Gedanken einer Funkausstellung a la Berlin festhält und sie nicht in Berlin abhalten kann, wird Düssel­dorf der richtige Platz sein. Allerdings muß im kommenden Jahr mehr Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Die Ausländer werden Stände verlangen, und das Fernsehen soll einen würdigen Rahmen bekommen.

Wie immer auf den Funkausstellungen, war es fast unmög­lich, einen Empfänger wirklich eingehend zu prüfen, denn der hohe örtliche Störspiegel erlaubte kaum den Empfang des Langenberger Senders auf Mittelwellen. Ob diese seit Jahr­zehnten unentwegt vorgebrachten Klagen einmal verstummen können? Diesmal war es ganz schlimm, denn die Leucht­röhren auf den Ständen verseuchten alle Hallen. UKW blieb als einziger Ausweg, zumal der Ausstellungssender mit 250 Watt Leistung eine mehr als ausreichende Feldstärke erzeugte. Rohde & Schwarz ließ seinen ausgestellten UKW-Sender zeitweilig ebenfalls arbeiten, hinzu kam der UKW-Sender Langenberg, drei Stationen also, die leider alle drei das gleiche Programm brachten.

Diese erste Funkausstellung nach dem Kriege bildete auch zugleich die erste und durchaus überzeugende Demonstration der technischen Weiterentwicklung nach dem Kriege. Unser Wunsch für 1951 aber lautet: zeigt das Fernsehen und prä­sentiert, was wir auf dem Gebiet der Elektronik außer Rund­funk, UKW und Schallaufzeichnung noch können. Meßgeräte und elektronische Spezialanlagen glänzten leider durch Ab­wesenheit; nur wenige Firmen stellten Meßinstrumente aus.

Karl Tetzner

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