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Eine 48 Seiten Prunk-Festschrift zur Eröffnung des umgebauten "Capitol" in Heidelberg am 7. August 1953

Die Gebäudeansicht des Capitol

von Gert Redlich im August 2013 - gefunden im Archiv meines Vaters Gerhard Redlich, der in allen diesen Kinos die Kino-Technik eingebaut hatte und bei der Eröffnung stets dabei war.
1945 übernahmen die Besatzungsverwaltungen der drei Westzonen die Kontrolle aller Versammlungsräume und damit auch der Kinos. Teilweise wurden die Kinos für deren Truppen sogar requiriert und erst viele Jahre später wieder frei gemacht. Das Capitol in Heidelberg wurde im Frühjahr 1953 wieder an den Eigentümer zurückgegeben und dann modernisiert.
Zur glanzvollen Neueröffnung im August ließen die beiden Pächter sich eine kleine Broschüre gestalten, eine Festschrift von 48 Seiten !!, denn es war für die Heidelberger ein bedeutender Festakt. Und so wurden Grußworte und Laudatien eingebunden, Prosagedichte und Rückblicke auf die Zeit davor - alles in allem lesenswert.
Diese Texte spiegeln den Zeitgeist von 1950-1953 wieder und auch die Wortwahl , so komisch sie für unsere Ohren auch sein mag. Es wird sehr oft "ich würde meinen" zu finden sein, auch die "aktuellesten" Filme würde es geben. Wir sehen nach 60 Jahren gepflegt darüber hinweg, ... lesen Sie einfach mal . . . .

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Erinnerung - ein Schwank von und mit Adele Sandrock

Es ist statistisch kaum feststellbar, in wie vielen Filmen und Filmszenen die unvergeßliche Adele Sandrock mit ihrer aus Pathos, strenger Oma-Würde und Selbstironie gewachsenen Komik die Menschheit zu erheitern wußte.

Fest steht: Sie war einzig. Und ist bis auf den Tag einzig und unersetzlich geblieben. Daß sie sich auch im "zivilen Leben" so manchen Scherz leistete, von dem man nicht wußte, ob er unfreiwillig oder sehr echt gespielt war, davon künden ergötzliche Anekdoten.

Hier eine der ergötzlichsten:
Adele, ansonsten gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht sehr gewogen, erscheint als Gast einer Hausfeier, die der Taufe des ersten Kindchens eines befreundeten, jungen Schauspieler-Ehepaares galt. Natürlich führt man sie zuerst einmal an die Wiege des rosigen Menschenwürmleins. Das hat sich, ziemlich temperamentvoll, frei gestrampelt und blickt aus Himmelslichtern von Augen auf die gravitätische Erscheinung Adele's. Adele beguckt sich das Menschlein, räuspert sich und murmelt gedankenvoll:
„Wenn ich mich recht erinnere, ist es ein Knäblein . . . ?"

Grußwort des Oberbürgermeisters

Heidelberger Schloß um 1620 von Th. Verhas nach einem Stich von Merian

Lange Jahre hat das Capitol-Theater die wichtige Funktion einer Stätte der Belehrung, Entspannung und guten Unterhaltung erfüllt. Die Stadtverwaltung begrüßt es aufrichtig, daß nach beendeter Beschlagnahme und Rückgabe des Hauses an seinen Besitzer und nach einer neuzeitlichen architektonischen und technischen Umwandlung das stattliche Lichtspieltheater in der Bergheimer Straße nunmehr wieder seine Pforten öffnet und damit dem Heidelberger Filmpublikum uneingeschränkt zur Verfügung steht.

Die Stadt Heidelberg wünscht der neuen Direktion des Capitol-Theaters bei ihrem Start mit den Werken der deutschen und ausländischen Filmproduktion einen vollen Erfolg.

Meinhaus / Oberbürgermeister
Heidelberg, den 21. Juli 1953
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Anmerkung:

Lesen Sie nochmal : . . . das Kino eine Stätte der "Belehrung, Entspannung und guten Unterhaltung". Für viele war 1953 das Denken der 12 Jahre NS-Zeit immer noch nicht vorbei. - Das Kino war eigentlich außerhalb der nationalsozialistischen Propaganda von 1933-1945 nie eine Stätte der Belehrung, eher der Vergnügungen und des Gaudi. Ob die Unterhaltung wirklich "gut" war ? Zumindest am Anfang war das Kino "halbseiden". Ab Ende der 20er Jahre gab es auch kulturell anspruchsvolle Filme.

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Grußwort der Betreiber

Das Capitol darf seine Gäste und Besucher empfangen und sie mit einem "Herzlich Willkommen" begrüßen.

In einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum ist das traditionelle Haus, als ein Fluchtziel aus dem Alltag, eine Heimstätte erholsamer, guter und künstlerischer Unterhaltung gedacht, wieder erstanden und neu geschenkt.
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Das "Capitol" in Heidelberg 1953

Freundliche und uneigennützige Förderer trugen dazu bei. Ihnen auch an dieser Stelle unseren aufrichtigen Dank aussprechen zu dürfen, mag uns vergönnt sein.
So fühlen wir uns besonders verpflichtet dem

  • Herrn US-Hodikommissar für Deutschland Prof. Dr. James B. Conant,
  • Herrn Zinn Garret, Chief Civilian Military Relations,
  • Herrn Oberbürgermeister Dr. Karl Neinhaus,
  • Herrn Professor Dr. Karl Freudenberg,
  • Herrn Professor Dr. Hermann Friedmann
  • sowie den Herren Redakteuren der Heidelberger Presse


und möchten ein beredtes Zeugnis dafür ablegen, wie sehr viel "Good-will", Verständnis und tätige Bereitschaft wir seitens dieser Herren finden durften und dankbar empfanden.
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Dr. Heribert Froechte, Dr. Karl Michel, Hans Ulbrich
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Grußwort Priv.-doz. Dr. D. Seckel

UNIVERSITÄT HEIDELBERG
SENATSKOMMISSION FÜR STUDIUM GENERALE Priv.-doz. Dr. D. Seckel

Der Film ist heute eine Lebensmacht, mit der sich auch die Wissenschaft von verschiedenen Gesichtspunkten her - dem soziologischen, dem ökonomischen, dem psychologisch - pädagogischen und dem ästhetischen vor allem - befassen muß, wenn sie das gesellschaftliche und kulturelle Leben als Ganzes verstehen und zu seiner Deutung und Gestaltung beitragen will.

Deshalb wurde es sehr begrüßt, daß der Filmclub Heidelberg bereit war, seine neue filmkundliche Arbeitsgemeinschaft in den Rahmen des Studiums Generale unserer Universität einzufügen. Filmkunde aber ist nur möglich durch verständnisvolle Mithilfe der Produzenten und der Filmtheater, und so entbieten wir heute dem neu eröffneten „Capitol", das sich an unseren Bestrebungen so freundlich interessiert zeigt, unsere herzlichen und dankbaren Grüße und wünschen ihm schöne Erfolge.

Unterschrift Seckel

Der Film - (Prosa von Professor Dr. H. Friedmann)

Ein Herz spielt falsch 1953
O.W.Fischer
Ruth Leuwerik
Günther Lüders und Gerturd Kückelmann

Wer hat den Film schon ergründet ? Wer vermag zu sagen, warum er kam und was aus ihm kommt? Wir sind die Treibenden: das heißt, daß er aus unserer eigenen menschlichen Natur hervorging. Aber auch die Zeit ist es, die da schreitet. Wir werden immer nachdenklicher, ob er wirklich nur eine Kleinigkeit sei im immer Bleibenden, ob er nicht vielmehr selbst ein Stück Bleibendes sei.

Der Film ist eine Etappe im Schreiten der Zeit. Man glaube nicht, daß er kein Ziel habe. Hat er doch einen Grund und Ursprung: den sehend - hörenden Menschen. Dieser sucht Aufschluß über sich selbst, im Ernst und im Spiel. Er hat ihn auf der Bühne gesucht in kündenden bedeutenden Gestalten, jetzt sucht er ihn in deutsamen Gesprächen und Lichtgebilden.

Sind diese weniger lebendig? Nur so, wie das Werdende weniger fertig ist als das Gewordene. Die Menschheit blickt auf sie gebannter, als das Parkett von Königen es je auf die Helden und Halbgötter tat; sie ahnt, daß im flimmernden Spiel des Lichts und in dem aufgelockerten Gespräch mehr Weissagung für ihre schlichten menschlichen Strebungen liegen mag als ehedem in der moralischen Anstalt der Schaubühne.

Auch ist der Film keine Kapitulation vor dem Ernst und dem Besinnlichen. Er stellt keineswegs geringeren Anspruch an das Aufmerken und die Sinngebung.

"Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, ein kleines, kaum begonnenes Profil" - das soll um so mehr dazu anhalten, Zusammenhang und Ganzheit zu suchen. Mag sein, daß der leeren Momente nicht wenige sind - das wird dahin wirken, daß die fruchtbaren um so bewußter festgehalten werden.

Der Film mag die Welt dazu zwingen, Farbe zu bekennen. Der Film gehört der Kunst an, aber auch der Wirtschaft, und es mag schon sein, daß er zur Zeit hier mehr zuhause ist als dort. (So ganz anders war es auf der Bühne auch nicht.)

Jedenfalls saß dem niedrigeren Wollen das edlere immer noch als ein Pfahl im Fleisch. Hier nach dem Rechten zu sehn, wird - indes die Vielen auf berechtigte Unterhaltung aus sind - den Wenigen eine bedeutsame Aufgabe sein.

Der Film ist ein Erzeugnis der menschlichen Natur und sozialer Zeitmächte. Sollte er nicht auch auf Zeit und Gesellschaft läuternd zurückwirken? Selbst wenn wir vom Moralischen und Ästhetischen absehen - und es ist noch nicht der geringste Grund zur Annahme vorhanden, daß er sich nicht nach diesen Richtungen hin (oder gar von ihnen weg) entwickeln werde - enthüllt er sich als ein gewaltiger neuer Antrieb zum Lehrhaften, zur Bildung, zur Wissenschaft. Allenthalben kristallisiert sich - an vielen Hochschulen, und die Sorbonne ist darin vorbildlich - ein neues Studium: Filmwissenschaft. Der Bezüge zu Leben und Wissenschaft sind da gar zu viele, als daß es anders sein könnte.

So ist es auch bei uns in Heidelberg. Schon seit geraumer Zeit wächst der Heidelberger Filmclub immer bewußter und freudiger seiner zeitgenössischen Aufgabe zu. War aber sein Wachstum, und damit das seiner Aufgabe, dadurch unterbunden, daß ein ungünstiges Geschick unserer Stadt ihre größte Filmkunststätte jahrelang entzogen hatte, so ist jetzt endlich der Wandel eingetreten. Das „Capitol" ist frei, dank den Gemeinschaftsbemühungen in Bonn und Heidelberg, seitens amtlicher Stellen, unter der ständigen persönlichen Initiative von Dr. Heribert Froechte, dem Haupt der neuen Capitol-Gruppe, und seines Syndikus Dr. Karl Michel, der mir ein unentbehrlicher Mitarbeiter bei allen meinen planmäßigen Schritten während des letzten Jahres gewesen ist.

Der Mitgesellschafter, Herr Hans Ulbrich, hat ein Programm vorbereitet, das den Aufgaben des Films vollauf gerecht wird. Ich habe die Leiter des „Capitols" kennengelernt als Persönlichkeiten, denen wir in allen genannten Hinsichten das gute Wollen und das sichere Können wohl zutrauen dürfen.

Heidelberg, 15. Juli 1953
Professor Dr. Hermann Friedmann
1. Vorsitzender des Heidelberger Filmclubs

Kaum glaubliche Film-Historie (wir schreiben 1953 !)

Bitte, machen Sie einmal den Versuch: fragen Sie einen Ihnen als gut beschlagen bekannten Zeitgenossen, wie alt der Film eigentlich wäre. Er wird nicht lange überlegen und antworten, daß es der Film auf so, na, zirka 50 Jahre gebracht habe. Und wenn dieser Freund und Zeitgenosse sehr gut beschlagen ist, wird er Ihnen erklären, daß die Brüder Skladanowski am 1. November 1895 im „Wintergarten" zu Berlin mit ihrem „Bioscop" erste, öffentliche Filmvorführungen gaben, denen nicht viel später, nämlich am 28. Dezember des gleichen Jahres, die Brüder Lumiere mit Vorführungen in Paris folgten.

(Der strenge Historiker darf um der Gerechtigkeit willen vermerken, daß die Lumiere's allerdings bereits am 22. März 1895 in der Pariser „Gesellschaft zur Förderung der Nationalen Industrie" einen Film zur Aufführung gebracht hatten!)

60 Jahre alt. - Stimmt das?

Gut. Also der Film ist fast 60 Jahre alt. - Stimmt das? - Streng sachlich genommen, ja. - Genauer betrachtet: Nein.

Der Film, als erfüllter Wunschtraum der Menschheit, „eine neue Welt des Sehens zu erschließen und das Bild zum Erlebnis zu erhöhen", kann auf eine verblüffend lange und bis in fernste Zeiten zurückreichende Ahnenreihe zurückblicken. Kaum glaublich, aber es ist so!

In ägyptischen Königsgräbern entdeckte man Fresken, die in einzelnen, aufeinanderfolgenden Phasen den genauen Ablauf eines Ringkampfes darstellen.

Sie erinnern sich: Auch der Film setzt sich bekanntlich aus einer Reihe aufeinanderfolgender Bild-Phasen zusammen, die im gegebenen Ablauf dem Auge eine stete, fließende Bewegung vortäuschen.

Vor 4.500 Jahren also, mit diesen Fresken der alten Ägypter, ist eigentlich schon das Prinzip erkannt, auf dem das Wesen des Films als bewegtes Bild beruht. Dann gab es die Schattenspiele der finessenreichen alten Chinesen, im Mittelalter das Mysterium der „Camera obscura", und 1646 wird ein kleiner Kreis der gelehrten Welt von einer seltsamen Erfindung überrascht, die man dem Gründer des römischen Museo Kirchneriano, dem Jesuiten Athanasius Kirchner, zuschreibt: Die „Laterna magica"! In der Tat, diese „Laterna magica", an deren zauberischen Lichtbildern auch heute noch, im Zeitalter des tönenden, des farbigen, des plastischen Films, sich unsere Kinder erfreuen, ist über 300 Jahre alt!

Aber das ist noch nicht alles.

Die Ahnengalerie des Films

Der Blick zurück auf die Ahnengalerie des Films ist amüsant und lohnend genug, denn er nimmt zugleich auch ein Stück Entwicklungsgeschichte der Menschheit auf.

1793 zeigen die Brüder Enslein (merkwürdig, wie viele Brüder gemeinsam diese Entwicklung förderten!) erstmalig auf der Bühne ihres „Physikalischen Theaters" Projektionsbilder lebender Personen, die durch sinnreiche Spiegel-Effekte hervorgebracht wurden.

Fünf Jahre später, 1798, gruselt man sich, zugleich ergötzt, über „Geisterprojektionen", sogenannte „Phantasmagorien"... und 1829 wird - die ewige Duplizität der Ereignisse! - gleichzeitig in Wien und in Gent das "Lebensrad" erfunden.

Das "Lebensrad": Eine um ihre Mittelachse rotierende, an den Innenrändern mit einzelnen Bewegungsphasen bebilderte Trommel, die durch einen feststehenden, seitlichen Schlitz betrachtet wurde. Nun stelle man sich bitte vor: Man blickt durch den Sehschlitz, die Trommel wird gedreht - und die einzelnen Bilder gehen in ein einziges, bewegtes Bild ineinander über . . . Das ist genau der Vorgang der Filmvorführung.

Es würde die Absicht dieser hier nur kurz gedachten historischen Betrachtung vereiteln, wollte man nun alles akurat und bis auf den Tag der Wiedereröffnung des "Capitol" fortsetzen ... immerhin, halten wir noch einige Atempausen inne und erweisen wir diesen Männern unsere Beverenz:

Daguerre, der von 1839 an als der Vater der Photographie zu betrachten ist - Ottomar Anschütz, der im März 1887 im Preußischen Kultus-Ministerium seinen „Elektrischen Schnellseher" vorführt, der zu einer Sensation der Weltausstellung in Chicago werden sollte - Thomas Alva Edison, der große Zauberer . . . und dann eben die Lumiere's, die Skladanowski's und schließlich Oskar Messter, von dem man rühmen und erzählen könnte, daß es allein ein Buch füllt.

Oskar Messter - sein Wirken reicht noch bis in unsere Tage. 1896 erfindet er, als Sohn eines Optikers, eine Schaltung für Filmvorführungsgeräte, den sogenannten Malteserkreuz-Mechanismus. Im November des gleichen Jahres eröffnet er das erste Kunstlicht-Atelier, das erste deutsche Film-Atelier überhaupt, in der Berliner Friedrichstraße 94a und dreht, mit ganzen vier Bogenlampen zu je 50 Ampere, Filme wie „Der Kuß auf dem Maskenball", der 18 Meter lang war. (Der ganze Film!)

Gleichzeitig geht er unter die „Filmtheater-Besitzer". Und inseriert im „Berliner Lokal-Anzeiger":

1896 - Oskar Messter bewirbt sein Berliner Kinematograph mit einem Film in Farbe

Resume

Bitte, merken Sie etwas ? 1896 zeigt Messter bereits Farbfilme! Wenn es sich dabei freilich erst um kolorierte Filmbilder handelte. Aber - „auch in Naturfarben"! Und die „Phonographische Wiedergabe musikalischer und deklamatorischer Vorträge" Tonfilm-Nachtigall, ick hör' dir trappsen
...
Hat Ben Akiba nicht recht? Er hat. Es ist eben alles schon einmal dagewesen. Und nun lassen Sie sich bitte nicht mehr erzählen, der Film wäre „na, so zirka, 50 Jahre alt"!

Kleiner Sprachführer für angehende Filmatelier-Besucher
Das "ABC fürs Atelier"

beteiligte Handwerker/Firmen
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Abfahren
Geht ganz lohne Bahnsteig und Loko-motivgeräusehe vor sich und ist das Kommando des Regisseurs, nach dem die Aufnahmen beginnen und die Kamera bzw. das Filmband „abfahren" können.

Bekakeln
Kritische Würdigung a) der Finanzplanung eines Films, b) des Drehbuches, c) von Mitmenschen im allgemeinen, Anwesende ausgeschlossen.

Cerberus
Ältere Bezeichnung für den Atelier-Portier, im neueren Sprachgebrauch frei und schlicht nach Hans Albers jetzt „Otto" genannt.

Double
Anonymes Ebenbild des Stars, das im Bild zeitweise aufkreuzt, ohne daß das liebe Publikum eine Ahnung von der Stellvertretung hat.

Eiertanz
Meist in der Mehrzahl als „Eiertänze" gebraucht. Gleichbedeutend für danebengehende Gehversuche bibbernden Nachwuchses vor der Kamera.

Fixen
Soviel wie zaubern, insbesondere das des Standfotografen, der angeblich nie so schnell fertig wird, wie es Regie, Stab und - Ateliermiete er fordern.

Gag
Der blendende, der umwerfend witzige Einfall - dem schon Tutenchamon's Sänftenträger auf den Bart getreten ist ...

Häschen
Attraktive, kleine Komparsin, gewissermaßen zum Anbeißen hübsch. Was aber (leider) nicht gestattet ist.

Imitieren
Vortäuschen eines Glücksgefühls durch einen Schauspieler. Z. B.: Genießerisches Schlürfen aus einem Sektglas, das - mit kaltem Tee gefüllt ist.

Klamotte
Erheblich verstaubte Stoff- oder Machart im Film. Kann von beflissenen „alten Hasen" auf beinahe neu gebügelt werden.

Leierkasten
Gar nichts Musikalisches, sondern die in der Urzeit des Films im Handbetrieb betätigte Kamera.

Maskemachen
Alles, das mit der rollengemäß notwendigen äußeren Veränderung des Schauspielers zu tun hat. Besorgt der „Gesichtsgärtner".

Neger
Schwarze Tafel, auf der die Texte stehen, die nicht ganz sattel-, d. h. dialogfeste Akteure zu sprechen haben.

Ohkee
Bereits von Emil Jannings aus Hollywood importierter, der Völkerverständigung dienender und heute allgemein geläufiger Ausdruck - soviel wie "Geht in Ordnung!"

Pepp
Ebenfalls Importartikel. Gesetzt für Elan oder Drall oder Originalität, oder auch alles zusammen. Nicht sehr häufig.

Qualm
Im Atelier nicht immer ein Komplex für den Feuerwehrmann, sondern vielmehr der Zustand, den ein höchst erregter Star oder Regisseur erzeugen kann.

Rhabarber
Vom Theater übernommener Ausdruck für Volksgemurmel. Hat den Vorteil, in jeder Sprache gleich unverständlich zu klingen und muß deshalb nie synchronisiert werden.

Salat
Wenn die Kamera bockt, kann sich das negative Filmband verheddern und wirkt so in artiger Verschlingung wie grüner Salat.

Tausender
Nicht das, was bessere Herren früher einmal einen „braunen Lappen" nannten, sondern die Bezeichnung für einen 1000-Ampere-Scheinwerfer.

Umschmiß
Sprachlicher oder darstellerischer Schnitzer des Schauspielers, der die Aufnahme unmöglich macht. Hat ein Darsteller „geschmissen", muß er es häufig hinterher noch mal tun: Mittels etlicher Lagen in der Kantine.

Vorschuß
Kommentar überflüssig.

Wolke
„Das ist 'ne Wolke!" - Ausdruck der absoluten Hochachtung. Mögliche Steigerung, ebenfalls auf W ; „Das ist 'ne Wucht!"

X und Y
Bei aller Einfallskraft und Wortgewandtheit im Atelier bisher nicht unterzukriegen. Steht nur hier, um das Zeilen-Honorar des Autors hochzupäppeln.

Zucker
Im Ganzen: „Seinem Affen Zucker geben". Bewußtes (oder auch unbewußtes), übertriebenes Kokettieren eines Akteurs vor der Kamera mit seinen höchst persönlichen und charakteristischen Talenten.
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Anstelle einer »programmatischen Vorrede« ein
"Gespräch zu Dritt"

Dr. Froechte 1953

Es wäre ein gutes Wort darüber zu sagen, wie sehr angenehm es für einen, interviewbeflissenen Journalisten sein kann, das notwendig verbindliche, geschäftliche Gespräch nicht in der strengen Sachlichkeit eines Arbeitszimmers, eines Chefbüros, sondern - in der bürgerlichen Intimität einer kleinen Weinstube in Heidelberg führen zu können.

Durch das offene Fenster weht der Duft von Blüten, von Erde, von der Frische des nahen Neckar. Von dem milden Duft des Weines vor mir gar nicht zu reden ...

Kann man überhaupt hier von solchem entlegen scheinenden geschäftlichen Planungen und Realitäten wie Film und Filmwirtschaft und Eröffnung eines Filmtheaters sprechen ? Ich denke ja. Was zu beweisen wäre.

Dr. Froechte hatte bereits mehrere Kinos in Frankfurt

„Nun, meine Herren: Es ist mir natürlich nicht unbekannt, daß Sie schon seit Jahren in Frankfurt mehrere Filmtheater betreiben - den Anfang machte wohl der „Turmpalast", Herr Dr. Froechte ?" Dr. Froechte, in dessen Augen Kultur, Gescheitheit und Humor ihre Lichter setzen, sagt lächelnd: „Nun, nicht ganz, Verehrtester. Den Anfang machten unsere „Bieberbau-Lichtspiele" - das war schon 1947 . . . hier, fragen Sie meinen Partner, Herrn Ulbrich, buchstäblich aus Dreck und Trümmern haben wir diesen „Anfang" geschaffen, mit seinen eigenen Händen hat Herr Ulbrich Ziegel geputzt, gekarrt, hat Türen gesetzt und WCs montiert.

Herr Hans Ulbrich winkt schmunzelnd ab. Mit der schönen Selbstverständlichkeit des fixen (und zweifellos gern zupackenden) Berliners vom besten Schlag, meint er:
„Na ja doch. Haben wir doch damals alle gemacht. Oder ... fast alle. Es mußte ja sein. Es war ein schwerer, aber auch ein schöner Anfang."

Ein Rückblick auf die Kino-Entwicklung in Frankfurt vor 1953

Und Dr. Froechte:
1950 haben wir dann den „Turm-Palast" eröffnet - nicht zuletzt dank auch der Initiative unseres Freundes und Gesellschafters in Frankfurt, des bekannten Filmtheater-Fachmannes Siegfried Lubliner. Ein Jahr später 1951 übergaben wir den Frankfurter Filmfreunden unser „Rex", in der Friedrich-Ebert-Straße, und Ostern 1952 folgte unser Erstaufführungs-Theater auf der Zeil, das „Zeil-Filmtheater", das, man darf es wohl sagen, mit seiner originellen Architektur und seiner gediegen-modernen Aufmachung einiges Aufsehen erregte."

„Wenn ich richtig mitgekommen hin, meine Herren, das bedeutet also für jedes Jahr ein neues Frankfurter Filmtheater ... alle Achtung! Ich möchte sicher sein, daß Sie damit - die geistig-ästhetische und die wirtschaftliche Labilität der Nachkriegs Jahre mit einkalkuliert - zweifellos Erfahrungen sammeln konnten, die Ihnen für Ihr Heidelberger Vorhaben, das „Capitol", von Nutzen sein dürften."

Selbstverständlich ist auch etwas "Eigenlob" dabei

"Oh, bitte", meint der freundliche Doktor und wird sehr sachlich „ - diese Erfahrungen durchaus in Ehren. Aber hier liegen die Dinge doch etwas anders. Frankfurt: Das war ein notwendiger, ein organisch - zwingender Aufbau. In der Normalisierung der allgemeinen Verhältnisse konnte, natürlich bei sehr viel Fleiß, mit Mühe und filmischen Dispositionstalent, das filmfreundliche Publikum für diese neuen Theater interessiert und für sie allmählich erwärmt werden. Gute und beste Filme vorausgesetzt, wie immer, ging es dort mehr um die Lenkung eines offensichtlichen Bedürfnisses. Hier in Heidelberg stehen wir vor einer, ich möchte sagen, doch diffizileren Aufgabe.

Vergessen Sie bitte nicht, das „Capitol" hat eine Tradition im besten Sinne! Diese Tradition wurde seit acht Jahren, unterbrochen. Wir müssen es Ihnen auch noch einmal nachdrücklich zum Ausdruck bringen: Es erfüllt uns mit ehrlicher Freude, daß Herr Romahnyi, der Erbauer und Besitzer des „Capitol", uns, das Vertrauen schenkte und den Glauben in uns setzte, an diese Tradition anknüpfen und sie fortsetzen zu können.

Und das selbstverständlich nach den Erfordernissen des Tages, nach dem Stand des Films von heute und nach den Erwartungen sowohl der einheimischen Bevölkerung, als auch nach denen eines schließlich nicht minder anspruchsvollen, internationalen Gast-Publikums Heidelbergs.

Ich habe allen Respekt vor der Aufgeschlossenheit Heidelbergs für das Schöne, man spürt hier etwas von echten, musischen Neigungen - das alles verpflichtet! Das „Capitol" soll, selbstverständlich, nicht nur ein Erstaufführungstheater - es soll durchaus ein Uraufführungshaus für den guten, den internationalen Film sein!"

„Ausgezeichnet, Herr Doktor! Und, da wir eben schon mal von der berühmten „Bedürfnisfrage" sprachen: Wie steht es denn damit in Heidelberg?" „Verzeihen Sie - wir möchten meinen, das „Bedürfnis" ist gar keine Frage.

Das „Capitol" ist eine Tatsache seit 1927.

Es hat seine Freunde. Heidelberg, davon möchten wir überzeugt sein, wird die Tatsache des neuen „Capitol" mit herzlicher Befriedigung zur Kenntnis nehmen und sie auch entsprechend wahrnehmen.

Aber ich kann Ihnen auch mit einigen, hieb- und stichfesten Zahlen dienen.

Eine kleine Heidelberger Kion-Statistik von 1950 bis 1952

In den letzten drei Jahren, von 1950 bis 1952, blieb der Filmtheaterbestand Heidelbergs mit 12 Häusern absolut konstant. 1950 wurden in diesen 12 Häusern insgesamt 1.933.507 Besucher gezählt. 1951: 2.109.237 Besucher, was einer Steigerung entspricht von 9,1% - 1952: 2.213.274 Besucher, was einer weiteren Steigerung von 4,9 o/o entspricht!

Bei dem bisher gegebenen Sitzplatz-Angebot der Filmtheater - 3.797 - kommen auf 1.000 Einwohner 32,2 Sitzplätze. Und das ist relativ bescheiden, wenn Sie Vergleiche mit Städten derselben oder ähnlicher Einwohnerzahlen, etwas über 100.000, anstellen. So ergeben sich, für 1952 und ebenfalls auf je 1000 Einwohner gerechnet, 36,5 Sitzplätze in Freiburg, 39,8 in Wilhelmshaven, 42,7 in Regensburg, 44,8 in Darmstadt, 50,8 in Fürth, 58,8 in Mainz..."

Über die zukünftigen Kinoprogramme im Capitol

Hans-Ulbrich 1953

„Das ist recht interessant und auch überzeugend, Herr Dr. Froechte. Nun gestatten Sie mir bitte abschließend noch, etwas über Ihre Pläne hinsichtlich der zukünftigen Programmgestaltung des „Capitol" in Erfahrung zu bringen. Was werden Sie uns zeigen?" „Dazu wollen wir Herrn Ulbrich, als den dafür Verantwortlichen, hören."

„Programmgestaltung" meint Herr Ulbrich nachdenklich. „Sie sprechen ein großes Wort gelassen aus. Wissen Sie - ich bin eigentlich den großartigen Versprechungen abhold. Ein sehr erfahrener Filmmann hat einmal vor Jahren das Wort geprägt: „Durch Leistung zum Erfolg". Verstehen Sie, ich bin nicht auf Vorschuß-Lorbeeren aus ... Daß ich bemüht sein werde, unserem Publikum das erdenklich Beste zu bieten, liegt in einem selbstverständlichem Interesse.

Wir wollen gute Filme zeigen
und - wir wollen sie frisch und früh genug in Heidelberg zeigen. Durch unsere recht guten, ich kann wohl sagen, freundschaftlichen Beziehungen zu den maßgeblichen Verleihfirmen sind dazu die besten Voraussetzungen gegeben. Wir wollen dem deutschen Film einen schönen Platz einräumen und wir wollen dem guten Film des Auslandes genau das gleiche Gastrecht und die gleiche Chance geben. Der Film hat eine kosmopolitische, eine übernationale Bedeutung, wie alle wahre Kunst.

Ohne große Worte machen zu wollen:
Filmtheater-Führung ist Aufgabe und ist Verpflichtung. Im letzten gilt wohl auch hier das alte, gute Wort, das, ich glaube heute noch, über dem Eingang des Potsdamer Theaterchens steht: „Dem Vergnügen der Einwohner". Und das in einem schönen, vielleicht sogar edlem Sinn gemeint ..."

„Ich verstehe Sie sehr gut, Herr Ulbrich." „Sehr wahrscheinlich werden wir bei besonderen Anlässen auch mit dem Besuch bekannter Filmdarsteller rechnen können. Wir ziehen weiter in Erwägung, die räumlich großzügigen Bühnen-Verhältnisse dadurch zu nützen, artistische Darbietungen oder sonst attraktive Schaunummern so oder so einzusetzen, aber bitte, das sind keine programmatische Vorhaben, sondern Planungen. Eventual-Möglichkeiten sein, die Nachfrage, das Interesse und die Erwartungen des Publikums sollen und werden letzten Endes darüber entscheiden.

Obenan steht der Film, der gute, der neue, natürlich auch nach den gegebenen Umständen, der plastische Film. Daß wir auch eine kleine Liebe für das aus dem Rahmen fallende, für das ungewöhnliche, meinetwegen auch experimentelle Filmwerk mitbringen, soll in sonntäglichen Matinee - Vorstellungen bewiesen werden. Denn, es hilft ja nichts: Wie oft ist es der kühne Versuch, das Experiment, das man mitmachen, das man herausstellen muß, um dem Ganzen, um der Voran-Entwicklung zu dienen!"

„Herr Ulbrich - ich freue mich, Sie so begeistert zu sehen!" „Mein sehr verehrter Herr! Glauben Sie nicht, daß man im Film und auch für das Filmtheater eine große Liebe, immer neuen Elan, immer neue Begeisterung mitbringen muß?!"

„Tja, meine Herren ... ich glaube wirklich, daß ein guter, frischer Wind in der Bergheimer Straße wehen wird! Darauf... darauf könnten wir trinken!"

Erinnerungen von E. Romahnyi (Eigentümer des Kinos)
"Wenn das Capitol erzählen könnte ......"

beteiligte Handwerker/Firmen

Heidelberg, so sagt man, steckt voller zaubrisch-märchenhafter Romantik. Es wäre also so verwunderlich nicht, wenn hier die Steine reden würden. (Und sie tun's - für den, der Ohren hat, zu hören!)

Und warum sollte, neben der würdiggewichtigen Stimme des Schlosses hoch über der Stadt, neben der wispernden Geschwätzigkeit der traulichen Straßen und Gassen, neben dem ehrsam-wehrsamen Geraune der Alten Brücke,
warum sollte daneben nicht auch ein wenn auch weit jüngeres Haus in der Bergheimer Straße, das „Capitol", ein bißchen mit erzählen dürfen?

Lauschen wir ihm doch einmal ...

„Fast schüchtern muß ich mich erst in diese, meine neue Welt zurück- und in ihr zurechtfinden ... nachdem ich nun aus einem (beinahe) Dornröschenschlaf erwacht bin ... Es hieß, ich sei wieder „frei" ... „it was a lucky strike"!

Was darauf kam, wollte mir ja nun nicht gleich so recht gefallen. Man dokterte an mir herum, bohrte, hämmerte, es mußte einiges geschluckt werden - nun, es schien doch keine schlechte Medizin, und wenn ich mich heute bei Licht betrachte, möchte ich meinen, der Verjüngungsprozeß ist mir doch ganz gut bekommen und ich kann mich in meinem neuen Gewand schon sehen lassen! Damals freilich . . .

Wie war das doch damals ...

Am 6. Oktober 1927 öffnete ich den guten Heidelbergern und auch den auswärtigen Besuchern meine Pforten, ach, alle umarmte ich herzlich, wir gefielen uns gegenseitig und - Heidelberg hatte sein erstes „Großkino"!

Das war noch in der Zeit des „stummen" Films! „Das tanzende Wien" hieß der erste, über meine jungfräuliche Leinwand laufende Film und die melodische Fülle eines guten, großen Orchesters untermalte stimmungsvoll diese beschwingte Mär.

Eine schöne und besondere Überraschung auch bot die Sphärenmusik der Konzertorgel. Damals hatte das Baby Film die Kinderschuhe schon längst ausgetreten.

Frühzeitig machte ich noch gute Bekanntschaft mit dem ewig strahlenden, ewig jungen, immer wieder betörenden Variete - lebendige Kunst im Scheinwerferlicht! Wenn die Musik spielt und sich gleich einer Kette sprühender Diamanten eine artistische Spitzenleistung an die andere reiht, dann schwingt im Raum eine Atmosphäre, die weltvergessen, die glücklich machen kann!

Eine Episode aus den 20er Jahren

Und aus dieser Zeit steigt eine kleine, hübsche Episode auf in meiner Erinnerung . . .

Einst fehlte einem Löwen-Star (bitte, also ein von Geburt echter Löwe!) eine Gastspiel-Anschlußwoche. Verlängern ? Na ja. Aber da mußte nachgeholfen werden. Das war die Idee: „Wie wäre es denn, Madame R., wenn sie zusammen mit Cäsar im Löwenkäfig - frühstücken würden!?" Tja ... nicht schlecht, nicht wahr - und eine Reklame ...! Also gut. Madame faßte sich ein Herz, eine gute Handvoll Fleischstücke und es ging an die Proben. Madame blieb ganz. Herr Cäsar gentlemanlike. Und die Reklame lief hoch an. Und siehe da - die Bombe kam zum Platzen, denn: Madame erhielt ein „privates" Auftrittsverbot. Nicht gerade ein Regiefehler, denn Cäsar blieb halt eine weitere Woche, die Gastspielwoche war gerettet, aber - immerhin ... Immerhin ist es natürlich keine schöne Vorstellung, eventuell mit-weg-gefrühstückt zu werden ...

Einmal, so erinnere ich mich, hieß est: „Capitol - jeder Besuch ein Fest!"

Erinnerungen sind etwas Schönes. Aber die neue Zukunft lockt. Und so wollen wir dieses alte, gute Wort für die neue Zukunft gelten lassen. Einverstanden?"

3D - DAS NEUE MEDIUM DES FILMS (1953 !!)

Etwas über Wesen und System des plastischen Films
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1912-Asta-Nielsen

Im Anfang war das Bild. Und es war „stumm". Aber das um die Wende unseres Jahrhunderts geschenkte, neue Phänomen des Sehens, der Film, wuchs innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer die Erde umspannenden Bedeutung und Mächt.

Im internationalen Wettbewerb legte Deutschland Zeugnisse seiner stummfilmischen Entwicklung vor, die Geschichte wurden und erinnerungswürdig sind:
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Erinnerungswürdig - Das „Cabinet des Dr. Caligari"

Vom „Cabinet des Dr. Caligari" (Lil Dagover, Veidt, Krauss) über Leni's „Wachsfigurenkabinett", Wegener's „Student von Prag" und „Golem" bis zu Lubitsch's» „Madame Dubarry", Lang's „Nibelungen", Murnau's „Faust" und den wohl bedeutendsten Janningsfilm der Stummfilm-Ära, „Der letzte Mann" - um hier nur die markantesten Aufzeichnungen dieser steilen Kurve deutlich zu machen.

Der erste Licht-Tonfilm im Juni 1929

Nach Messter's „Tonbildern", kurz vor dem ersten Weltkrieg - in denen übrigens Henny Porten die ersten Stufen zum Ruhm erklimmen sollte -, nach den von 1918 bis 1923 laufenden Arbeiten und Erfindungen Vogt's, Massolle's und Engel's (Triergon/Werk der Drei), deren erster, größerer Tonfilm im Lichtton-Verfahren, „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" im Berliner Filmtheater am Nollendorfplatz seine Uraufführung erlebt, schlägt des Tonfilms große Stunde am 3. Juni 1929.
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Mit dem amerikanischen Al-Jolson-Film „Singing Fool" (Der singende Narr) - mit dem noch heute munter fortlebenden Schlagerlied „Sonny boy" - bricht die erste „Revolution" des Films aus. Der stumme Film ist tot! Es lebe der tönende, der sprechende, der musizierende Film!

Und wie wurde getönt und musiziert ... Es gab, in diesen Anfangszeiten jedenfalls, kaum noch einen Seufzer, einen Laut, einen Ton, ein Tönchen, der oder das nicht aufgefangen und mit Fleiß produziert wurde.

Die Welt wurde trunken vom filmischen Ton. Mit der Uraufführung des Hans-Albers-Films „Die Nacht gehört uns", Regie Carl Froelich (Dezember 1929), war an dem Sieg des Tonfilms auch in Deutschland nicht mehr zu rütteln.

„Technicolor" - die höchste Stufe des FIlms ?

Fast gleichzeitig trieb Amerika, vorherrschend mit „Technicolor", die Realisierung des farbigen Films voran. In Deutschland erscheint 1931 ein reizender, im Ufa-Color-System entwickelter Kulturfilm, „Bunte Tierwelt".

Zehn Jahre später, am 21. Oktober 1941, startet die Ufa ihren ersten, großen, in insgesamt zweijähriger Arbeit gereiften und schließlich vollendeten Farbfilm „Frauen sind doch bessere Diplomaten" - mit Marika Rökk und Willy Fritsch.

Die letzte Stufe filmischer Entwicklung, schien erreicht.

Amerika wollte mehr - Amerika wollte 3D

Gab es noch eine weitere Möglichkeit? Die amerikanische Filmindustrie, doch irgendwie, sagen wir, irritiert durch den Einbruch des Fernsehens, holte tief Luft und sagte „Ja".

Und ließ 1953 den Schlachtruf „3D!" erschallen.

Also eine dritte „Revolution" des Films ? Die Wogen schlugen jedenfalls hoch. Auch wir vernahmen den Wogenprall, wenn auch sanfter vielleicht. Thema und Tatsache des dreidimensionalen, des plastischen Films sind inzwischen auch in Deutschland zur lebhaft erörterten Aktualität geworden.

Fach- und Tageszeitungen setzten sich mit diesem neuen Medium auseinander. Auf den zweifellos interessierten und überraschten Mitmenschen stürzen Begriffe ein, die ihn fast den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen lassen. „Dreidimensional" - „Raumfilm" - „Cinerama" - „Natural-Vision" - „Stereoscop-Film"... so raunt es mystisch durcheinander und das Ganze erscheint so wenig - „plastisch" wie nur möglich.

Ein paar einfache Erklärungen

Nun, versuchen wir einmal, die Dinge auf ihren Ursprung zurückzuführen und die Begriffe ein wenig zu klären. (Bleiben Sie ruhig dabei, schöne Leserin, verehrter Leser - wir wollen Sie deshalb nicht mit tiefgründig technischen Lektionen schrecken!) Der Mensch, gepriesen sei die Natur, hat zwei Augen. Daß jedes Auge für sich den bestimmten Seh-Eindruck irgend eines Objektes aufnimmt, kann man sehr hübsch kontrollieren, wenn man eine beliebige! Sache, also eine Vase, das Telefon o. ä. rasch wechselnd mit dem linken und mit dem rechten Auge einzeln fixiert.

Es wird dabei ganz klar „ersichtlich", daß die beiden „Aufnahmen" der Augen geringfügig voneinander abweichen. Die Verschmelzung, das Ineinanderübergehen beider an sich voneinander abweichender Seh-Eindrücke im beidäugigen Sehen erst gibt die klare, die plastische, die räumliche Vorstellung. Mit diesem natürlichen Vorgang, sinngemäß auf eine Bildvorführung durch den Film übertragen gedacht, ist man dem ganzen Geheimnis der plastischen Wirkung schon auf der Spur.

Es galt also, zwei entsprechend geringfügig voneinander getrennte Bildeindrücke des gleichen Objektes zu geben, die in der gleichzeitigen Vorführung den Augen jedoch getrennt vermittelt werden müssen. Das geschieht durch die Benutzung einer Polarisationsbrille, um die man freilich - sieht man von denkbaren, aber höchst komplizierten, kostspieligen und noch nicht unbedingt praxisreifen optischtechnischen Hilfsgeräten ab - nicht gut herumkommt.

Zusammengefasst kommt etwas dies raus (Herbst 1953 !)

Befreien wir uns nun von der verwirrenden Vielfalt der Bezeichnungen der einzelnen, letztlich identischen Vorführungsverfahren, so bleiben

1. Das (echte) Raumfilm-Verfahren als „Natural-Vision" (Amerikanisch) - „Triopticon" (Englisch) und „Raumfilm-System Zeiss Ikon" (Deutsch) und

2. das Panorama-Verfahren - wie z. B. „Cinerama" - dessen Wirkung im Tatsächlichen nur eine (allerdings verblüffende) Illusion darstellt und das im streng technischen Sinn nicht eigentlich als „Dreidimensionaler Film" bezeichnet werden kann.

Zu diesem Thema:
In der ganzen Welt existierte bis vor kurzem nur ein einziges Theater, das Broadway-Theatre in New York, welches Cinerama-Vorführungen zeigte und zeigen konnte.

Inzwischen wurden in Detroit, mit einem Kostenaufwand von 40.000, und in Hollywood mit 100.000 Dollar (!) spezielle Cinerama-Theater errichtet.

Hier ist es eine neuartige, ähnlich eines Rundhorizontes gekrümmte und jalousiestreifige Bildwand in der Größe von ca. 16 x 8 Metern, auf die gleichzeitig über drei Projektor-Maschinen mit drei synchron laufenden Filmbändern projiziert wird. Sechs Lautsprecher-Systeme für Stereo-Ton, deren Ausstrahlungen nach besonderen Prinzipien gesteuert sind, verhelfen mit zu einer Gesamtwirkung, mit der sich der Zuschauer förmlich in das Geschehen der filmischen Szenerie, also in die ablaufende Handlung selbst, hineinversetzt fühlt.

Im Ganzen: Eine kühne, eine sehr amerikanische und schon höchst attraktive Angelegenheit, die sich aber, und nicht allein der hohen Kosten wegen, kaum, oder höchstens in Jahren in nur wenige Großstädte des alten Europa verpflanzen ließe. Eventuell.

„Natural-Vision" (1953)

Der plastische Film im Effekt: „Natural-Vision" als auch „Triopticon" nehmen die beiden notwendigen Bildeindrücke mit zwei synchron gekoppelten Kameras und also auf zwei Bändern auf = Zweiband-System. Die Wiedergabe erfolgt ebenfalls getrennt, also mit zwei Filmen über normale und übliche, doch mit Polarisationsfilter versehene Projektionsmaschinen, die selbstverständlich ebenfalls für den Synchron-Ablauf mechanisch oder elektrisch gekoppelt sind.
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Das „Raumfilm-Verfahren Zeiss Ikon" (1953)

Das „Raumfilm-Verfahren Zeiss Ikon" geht (nach bereits im Jahre 1936 zu Aufnahmen der Berliner Olympiade verwendeten Apparatur für Zweiband-System) noch einen guten Schritt weiter und stellt sich als Einband-System dar. Dieses Verfahren beruht darauf, daß die beiden erforderlichen Bildeindrücke auf einem, normalgroßen Filmband aufgenommen und auch über einen normalen Projektor vorgeführt werden. Beide Bilder sind in der Aufnahme um 90° gedreht und erfordern in der Wiedergabe den Vorsatz eines Spezial-Stereo-Objektives für Polarisation um 90° Drehung.

Das alles mag noch immer kompliziert klingen, aber - über die Wirkung selbst wird man sich beim plastischen Film auch im „Capitol" überzeugen können, das natürlich auch für diese, heute an ein modernes Filmtheater zu stellenden Anforderungen gerüstet ist!

Die Schmunzelpause :

Napolitano macht einen Vorschlag :
Auf dem berühmten Film-Festival in Cannes zeigte im April dieses Jahres der italienische Regisseur Napolitano seinen im nahezu unbekannten Südamerika aufgenommenen Kulturfilm "Magia Verde". Und schwärmte dabei von den seltsamen Indianern dieser grandiosen, unendlichen Savannen, Wilde von einer erstaunlichen Güte, voller Lächeln und Sanftmut, denen so etwas wie Rohheit oder Haß durchaus unbekannt sei. Jean Cocteau, der Präsident der Filmfestspiele, Dichter, Denker, Maler und nie um ein Bonmot verlegen, sagte darauf artig:
„Es wäre doch ausgezeichnet, wenn diese Wilden einige Missionare zu uns schicken würden . . ."

Die Leitung des Hauses gestattet sich vorzustellen:

„Mannschaft" klingt vielleicht heroischer, als es beabsichtigt ist, und außerdem, wenn genau durchgezählt wird, dürfte sich sehr wahrscheinlich ein starkes Übergewicht des schöneren Geschlechtes feststellen ... Immerhin - lassen wir hier einmal alle diese Männlein und Weiblein des Hauses vor Ihnen, verehrter „Capitol"-Gast, paradieren, die für Sie da sind, die Ihnen, als für Ihr Wohl und für Ihre Annehmlichkeit bereit, dienlich sein möchten. Und das nach Kräften, Können und - in aller Liebenswürdigkeit!

Der Theaterleiter

Bitte, der verantwortliche Theaterleiter: Helmut Schugk.
Er ist der „diensthabende Vertreter" der Hausherren, darf Sie begrüßen, sorgt für den glatten Verlauf des Programmes und der Theater-Organisation, ist die Instanz für Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit, regelt Personalfragen, bittet um Ihre Wünsche und (es könnte ja vorkommen !) Beschwerden und versucht sich auf jeden Fall in der schweren Kunst, es „allen recht zu machen". Herr Schugk hat ein paar gute Jahre moderner Filmtheater-Praxis hinter sich und wir möchten meinen, er steht seinen Mann. Wenn er steht, ist er kaum zu übersehen: er bringt Lebensgröße 1,83m mit.

Die Vorführer

Die unbedingt wichtigsten Mannen nach dem Theaterleiter bekommt man seltsamerweise im allgemeinen nie zu Gesicht - aber ohne sie können wir überhaupt nicht anfangen - es sind dies die Männer in der Projektions-Kabine: Herr Friedrich Seiler als 1. Vorführer, von Anbeginn dabei, d. h. in alter Treue seit 1927 dem „Capitol" verbunden und nun wieder mit seinem reifen technischen Können zur Stelle - und Herr Alfons Mattern, der ebenfalls als Vorführer und Filmtheater-Techniker über schöne Erfahrungen und eine gute Praxis verfügt.

Die Assistenten des Theaterleiters

Hier die „Männer in der Uniform", der Gäste Betreuer, des Hauses Gardisten, des Theaterleiters rechte und linke Hand: Herr Robert Wiedmaier und Herr Josef Laier. Ehe Sie ihnen jedoch ein kleines Stückchen Ihrer Eintrittskarte überlassen - das gehört zur freundlichen Tätigkeit dieser Mannen - werden Sie diese Karte an der Kasse lösen, und dazu wiederum werden Ihnen die Damen Walli Bischof oder Ernestine Urbach als des Hauses Kassiererinnen verhelfen. Da beide flink, nett und gewissenhaft sind, vertraute man ihnen diese wichtigen Positionen an. Selbstverständlich darf man auch ihr einnehmendes Wesen rühmen ...

Die Platzanweiserinnen

Und endlich - die „Damen mit der Blendlaterne", die flotten Helferinnen durch Hell und Dunkel, die ein witziger Journalist einmal „Glühwürmchen" getauft hat: Die Platzanweiserinnen. Teils im Parkett, teils im 1. oder 2. Rang werden sie „Posten beziehen", die Damen Hannelore Stadel, Elisabeth Fischer, Ingeborg Onderka, Liesel Wiedmaier und Anneliese Ehrenpforth. Sie füllen ihren Platz aus, um Ihren Platz zu füllen. An der Garderobe schließlich finden Sie Fräulein Susanne Huppert, das nicht nur die guten Hüte in gute Hut nimmt, und wem es gelüstet, kleine, rasche Einkäufe in süßen Sachen zu tätigen, bitte, lassen Sie sich dabei von Fräulein Charlotte Wiesner beraten!

Womit Ihnen und Ihrer Huld empfohlen sein darf: „Die Capitol - Mannschaft"!

Bequem sollen Sie es haben

Die Zeit liegt nach gar nicht so sehr weit zurück, in der man die Herkunft des „Kinos" von der Jahrmarktswiese, vom Rummelplatz leicht nachweisen konnte. Wir wollen uns dieser Herkunft gar nicht schämen. Da gab es die kleinen Laden-Kinos, zumeist schmale, engbrüstige Lokalitäten, deren ganzer Komfort aus unbarmherzig harten Holzstuhlreihen, meist arg mitgenommenen Kokosläufern und einem entfesselt prunkhaften Klavier bestand. Dieses aber war elektrisch. Und wenn es hoch kam, gab es sogar „den" Ventilator. Mancher aus der älteren Generation wird sich noch daran erinnern. Vielleicht ... vielleicht sogar mit einer kleinen, verschämten Liebe.

Damals ging man „ins Kino nebenan". Inzwischen hat sich einiges geändert. Wir wollen gar nicht damit kokettieren, wie herrlich weit wir es gebracht haben. Aber es ist doch recht reizvoll, Vergleiche anzustellen, und vor allem, einmal festzuhalten, in welchem Ausmaß das moderne Filmtheater bestrebt ist, seinen Besuchern Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten zu bieten, die mit dazu helfen sollen, daß aus eben diesen Besuchern des Hauses Freunde des Hauses werden.

Gewiß wird man zuerst nach dem Programm, nach dem Film fragen. Aber die Umwelt, Haus und Raum, die „Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt" - das alles spielt keine geringe Rolle. Man möchte als Filmbesucher spüren, daß man als gern gesehener Gast empfangen und gewürdigt wird, daß Mittel und Menschen vorhanden sind, die auf die Fürsorge dieses Gastes eingestellt sind, daß Einrichtungen gegeben sind, die eben einzig der Betreuung und dem Wohl des Gastes dienen.

In diesem Bewußtsein, geht man auch nicht nur „heute Abend mal ins Kino", sondern dann steckt schon eine kleine Vorfreude in einem, eine angenehme Vorstimmung - die leise freudige Erwartung auf einen „Filmbesuch im „Capitol".

Das „Capitol" darf mit einigen Einrichtungen bekannt machen, die als Voraussetzungen dafür gedacht sind.

Der Karten-Vorverkauf

Eine wesentliche Bedeutung dürfte dem Karten-Vorverkauf zukommen:

Eintrittskarten können jeweils bereits drei Tage im Voraus bestellt bzw. gelöst werden. Direkt an der Theaterkasse, täglich ab 11 Uhr, und in üblicher Geschäftszeit an der „Capitol"-Vorverkaufskasse im Zigarrenhaus Grimm am Bismarckplatz. Telefonische Kartenbestellungen werden unter der Rufnummer des „Capitol", 2284, entgegengenommen. Für die Abendvorstellungen werden ausschließlich numerierte Karten verausgabt, die u. U. genau bestimmte Plätze - siehe die Bestuhlungspläne der Seiten 37, 39, 41 - reserviert halten.

Wer es verschmäht, den Gang zum „Capitol" per pedes apostulorum zu machen, der erreicht es mit der Straßenbahn mit der Linie 1, la, 10, 11, 12 und OEG, und wer mit dem Wagen, dem Motorrad oder Motorroller erscheint, findet nur ein paar Häuser weiter, genauer, Bergheimer Straße 69 - vor dem Versorgungsamt - einen schönen Parkplatz zur Versorgung seines Gefährtes.

Die "aktuellsten" Ansprüche . . . . .

Das gab es also damals 1953 schon, das mit den unmöglichen Steigerungsformen.
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Wie man im „Capitol" sieht (und hört!) - nun, wir wollen Sie nicht mit der Aufzählung aller möglichen Maschinen und Apparaturen langweilen, fest steht, daß unsere technischen Einrichtungen selbstverständlich den "aktuellsten" (!) Ansprüchen genügen und daß Licht und Ton erstklassig „kommen"!

Sie sollen aber wissen, wie man im „Capitol" sitzt. Erstens einmal wurden durch bauliche Verbesserungen, besonders in den Rängen, Vorkehrungen getroffen, daß von allen Plätzen eine beste Sicht gewährleistet ist.

Zweitens dürfte es angenehm sein, zu hören, daß das Haus durchgehend eine neue Bestuhlung erhielt : Alle Plätze sind unterschiedslos ebenso stabile wie bequeme Hochpolster-Sitze und wir dürfen (nach ergiebigen Proben) versichern: Es sitzt sich prima!

Das "Treffbuch"

Ehe Sie sich jedoch schon setzen, bitte: Vielleicht haben Sie noch eine Verabredung, vielleicht erwarten Sie als Arzt, als Geschäftsmann eine wichtige Benachrichtigung - dann tragen Sie sich vorher mit entsprechenden Angaben in unser Treffbuch ein, das im Foyer ausgelegt ist und in diesem Sinn allen unseren Besuchern zur Verfügung steht. Es ist nicht mehr als selbstverständlich, daß der „Capitol"-Besucher auch vom Haus aus Nachrichten in die Welt geben kann: Im Foyer steht ein Münzfernsprecher zur allgemeinen Nutzung und Benutzung!

Unser Süßwaren-Verkaufsstand

Schauen wir uns weiter rasch noch im Foyer um! Sehr oft ist man geneigt, a) sich selbst, b) als männliches Wesen seiner zweifellos reizenden Begleiterin eine kleine, süße Knabberei zu schenken - gute Ehemänner können dabei höchste Tugenden entwickeln! Unser Süßwaren-Verkaufsstand dürfte eine Auswahl bieten, die solchen auch noch so verschiedenen Neigungen entgegenkommt. Natürlich findet man in allen Vorräumen des Theaters, also auch in den Rängen, bequeme Garderobe-Ablagen - es ist immer mißlich, mit einem vom Regen gesegneten Mantel im Theater zu sitzen, oder den Hut, den neuen, während der Vorstellung zwei Stunden lang - in den Händen zu drehen.

Die Klima-Anlage

Eine bestimmte technische Einrichtung dürfen wir aber doch noch erwähnen. - Das neue „Capitol" ist mit einer großen, modernen Klima-Anlage ausgestattet, die nicht nur für die denkbar beste Be- und Entlüftung sorgt, sondern auch die gleichmäßig angenehme Temperatur im Theater regelt. Sollte es „draußen" auch noch so knackend kalt sein - im „Capitol" ist es stets anheimelnd warm. Und wenn auf den Straßen der Asphalt in der Sonnenhitze kochen sollte - das „Capitol" wird so lind kühl sein, daß es eine Wohltat ist!

Die berühmte Walker-Orgel

Vielen Heidelbergern wird es bekannt sein, daß im „Capitol" eine große, einmal berühmte Walker-Orgel existiert. Ihre Stimme wird nun wieder rein und schön und stark aufklingen, sei es im heiteren oder dramatischen Präludium, sei es als liebenswürdige Zwischenmusik. Hier soll mit Begeisterung und feiner Musikalität musiziert werden - zur Freude der Besucher, wie wir hoffen.

Und ist dann Orgelklang verweht, ist der Film zu Ende, der Vorhang gefallen, hat man Leid und Lust der Helden und Heldinnen des filmischen Spiels erfahren und erlebt und melden sich allmählich auch wieder begreifliche, irdische Gelüste - dann, verehrter „Capitol"-Besucher, runden Sie die Stunde ab mit einem freundlichen Mal - hinein - schaun in die „Capitol-Stube" nebenan! Bei einem frischen Bier oder bei einem Glas Wein, bei einem mehr oder weniger herzhaften Magentrost aus der bekannt guten Küche werden Sie im Abschluß zu der schönen Erkenntnis kommen:

Man fühlt sich wohl - im „Capitol"!


Einen Überblick über die geplanten Filme in 1953

Aus der sorgsam zusammengestellten Abschluß-Liste unserer Programme dürfen wir bereits diese Filme nennen, die, hier beliebig und ohne Rangordnung oder Erscheinungstermin genannt, unsere kommenden Spielpläne darstellen werden.
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  1. Don Camillos Rückkehr
    Der mit fröhlicher Spannung erwartete zweite Teil von „Don Camillo und Peppone" mit Fernandel • Gino Cervi - Regie: Julien Duvivier • Produktion: Rizzoli/Francinex • Verleih: Allianz film
  2. Sauerbruch
    Ein Film um den großen deutschen Arzt nach seinen Memoiren mit O. E. Hasse • Heidemarie Hatheyer Produktion: Corona-Film • Verleih: Schorchtfilm
  3. Salome
    Einer der kostbarsten Filme der Weltproduktion mit Rita Hayworth • Stewart Granger - Regie: William Dieterle • Ein Columbia-Film in Farben
  4. Hollandmädel
    Ein heiterer Farbfilm um eine bezaubernde Liebesgeschichte mit Sonja Ziemann • Gunnar Möller - Regie: J. A. Hübler-Kahla • Produktion: CCC • Verleih: Herzog-Film
  5. Die Frauenärztin
    Weg und Schicksal einer Frau von Heute, mit Luise Ullrich Regie: Paul Verhoeven • Produktion: Fama/F.A.Mainz-Film Verleih: Europa-Film
  6. El Hakim
    John Knittels von Millionen gelesener Roman als Großfilm!
    In der Hauptrolle voraussichtlich O. W. Fischer
    Regie: Rudolf Jugert • Produktion: Roxy • Verleih: Schorchtfilm
  7. Hokuspokus
    Nach „Dr. Hiob Prätorius" und „Montevideo" eine neue, „ergoetzliche" Überraschung - mit Curt Goetz • Valerie v. Martens
    Regie: Kurt Hoffmann • Produktion: Domnick • Verleih: Herzog-Film
  8. Fanfaren der Ehe
    Des Erfolgssehlagers „Fanfaren der Liebe" zweiter Teil! mit Dieter Borsche • Georg Thomalla
    Regie: Hans Grimm • Produktion: NDF -Verleih: Schorchtfilm
  9. Frühling in Rom
    Die Geschichte einer Ehe - heiter und ernst betrachtet mit Ingrid Bergman - Regie: Roberto Rossellini • Produktion: Sveva/Junior • Verleih: Herzog-Film
  10. Meines Vaters Pferde
    Ein zweiteiliger Film nach dem erfolgreichen Roman von Clemens Laar mit einer großen, deutschen Besetzung
    Regie: Gerhard Lamprecht • Produktion: Stapenhorst / Carlton Verleih: Neuer Filmverleih
  11. Königliche Hoheit
    Ein großer Farbfilm nach dem berühmten Roman von Thomas Mann mit Dieter Borsche
    Regie: Harald Braun • Produktion: Filmaufbau • Verleih: Schorchtfilm
  12. Hans Christian Andersen und die Tänzerin
    Ein Farbfilm um Leben und Liebe des großen dänischen Dichters mit Danny Kaye - Produktion: Samuel Goldwyn • Verleih: RKO-Film

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und die „Capitol"-Matinee!

Es ist unsere Absicht, aus der Fülle der Erscheinungen des internationalen Filmangebotes auch jene Schöpfungen zur Aufführung zu erwählen, die durch ihre Eigenart oder auch ihre Eigenwilligkeit vielleicht nicht immer im Tagesprogramm zu zeigen möglich sind, die aber das besondere Interesse des anspruchsvollen, des gerade das Ungewöhnliche bevorzugenden Filmfreundes verdienen.

Das soll sowohl für den Spielfilm als auch für den ausländischen Film in seiner Originalfassung und für den großen Kulturfilm Geltung haben. So dürfen wir hoffen, daß die zu Beginn des Herbstes zum Anlauf kommenden, sonntäglichen „Capitol"-Matineen ihre eigene Note und ihre große Freundesschar finden mögen! Selbstverständlich soll auch an die Jugend gedacht sein: überlegt bestimmte, für die Jugend geeignete und von der Jugend erwartete Filme - darunter ebenso der amüsante Walt-Disney-Film wie der gute, deutsche Märchenfilm - werden in jeweiligen Sondervorstellungen zur Aufführung kommen.
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Dennoch gab es auch ein paar andere Gedanken

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