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Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen

Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

Januar 1955 - 3D Raumklang - Das muß es sein

Neugierig richtete das RADIO-MAGAZIN an alle Rundfunk- gerätefabriken die Frage nach der Aufnahme des 3D- (4R-, TS-) Systems durch das Publikum und nach der Meinung der Hersteller über die Zukunft des neuen Tonabstrahlverfahrens. Ende November lagen alle Antworten vor. Sie zeigten ein einheitliches Bild, das zusammen mit weiteren Informationen aus Groß- und Einzelhandel etwa folgende Linie erkennen läßt:

Kein Fabrikant wagt es, in der Preisklasse über 300 DM Empfänger ohne 3D herauszubringen; einige Modelle unter dieser Preisgrenze waren Erfolge.

3-D-Modelle setzten sich anfangs nicht so rasch wie erwartet durch, weil die unverkauften Normaltypen beim Einzelhandel standen und nur zum Teil vom Hersteller umgetauscht wurden. Erst nachdem die große Publikumswerbung der Industrie die Öffentlichkeit neugierig gemacht hatte, gab es keine Hindernisse mehr. Der Mehrpreis der 3D-Modelle gegenüber den gleichwertigen Normalausführungen war in den höheren Preisklassen unwichtig; in den unteren Preisklassen blieb er jedoch nicht ohne Einfluß. Gewisse regionale Unterschiede fielen auf: in Baden, Bayern, Niedersachsen und Bremen zögerte das konservative Publikum stärker als im aufgeschlossenen Rheinland.

Bis Ende November verkaufte die Industrie im Durchschnitt der Gesamtfertigung etwa 75% 3D-Empfänger. Bei einigen Firmen lag das Verhältnis beider Kategorien bei 1:3, bei anderen bei 1:6.

Man wird 1955 aus dieser Entwicklung die Konsequenzen zu ziehen haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir im Neuheitenprogramm 1955/56 ab 280 bis 300 DM Bruttopreis nur noch Empfänger mit einem vom „Normalen" abweichenden Klangabstrahlsystem finden. Die „Normalempfänger" werden sich demgemäß auf die untersten Preisklassen beschränken, zumal sie zum Teil sowieso in Räumen betrieben werden, die die Klangverbesserung durch 3D wenig hervortreten lassen (kleine Küchen, ganz einfache, kleine Wohnräume). Es ist ja unbestritten, daß die klanglichen Vorzüge des 3D-Verfahrens von der Raumakustik entweder gemindert oder unterstrichen werden können. - Eine Parallelproduktion von Normal- und 3D-Typen gleicher Ausstattung verbietet sich von selbst; zum Glück ist die Entscheidung leicht, denn, wie gesagt: über 300 DM nur noch mit 3D. Dabei soll die Diskussion über Wert oder Unwert des ganzen Verfahrens nicht erneut angefacht werden - seine Majestät der Kunde hat sich dafür entschieden ...

Nun gut — also 1955 praktisch nur noch 3D. Inzwischen bemühen sich die Techniker sehr um die Weiterentwicklung des Verfahrens. Die Seitenlautsprecher haben das äußere Bild des Empfängers leider nicht schöner gemacht, so daß bessere Lösungen zu erarbeiten sind. Solange die Rundfunksender noch keine Stereophonie anbieten — und das wird sobald wohl nicht der Fall sein — bedeutet 3D doch nur „3-Diskant", wie es einmal hintergründig genannt wurde, d. h. eine gute Verteilung der hohen Tonfrequenzen. Der Empfänger soll annähernd als Kugelstrahler arbeiten. Zur Erfüllung dieser Forderung gibt es aber noch andere Möglichkeiten als die seitliche Abstrahlung. Eine davon demonstriert Graetz mit 4R. Kaiser, Philips und Siemens zeigen drei andere. Weitere sind u.W. in Vorbereitung. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, daß sich das Aussehen der Empfänger durch eine der bekannten oder noch zu entwickelnden Lautsprecheranordnungen wesentlich ändert - soweit die Konstrukteure Einfälle haben und die Verkaufsleiter Mut zur neuen Form beweisen.

Das würde die Umgestaltung der Empfängergehäuse (und ihrer Farbe), wie sie seit 18 Monaten behutsam im Gange ist, unterstützen. Auch von anderer Seite wird die Form der Rundfunkgeräte beeinflußt werden. Die Skala sollte dem wichtigsten Wellenbereich — UKW — mehr Raum als bisher gewähren, obwohl sich noch keine, feste Vorstellung über eine passende Beschriftung dieses Bereichs gebildet hat. Aber das ist wirklich eine schwierige Frage.

Die Mittelwellen, deren Bedeutung als Folge der katastrophalen Verhältnisse zurückgeht, wird vielleicht in einiger Zeit nicht mehr den beherrschenden Raum auf der Skala einnehmen. Irgendwie ist es nicht ungefährlich, wenn der Käufer einen großen Empfänger mit 60 und noch mehr Sendernamen erwirbt — und dann feststellen muß, daß er doch nur ganz wenige Stationen einwandfrei aufnehmen kann. „Die vielen MW-Sendernamen sind ein unrealistisches Versprechen" wurde kürzlich auf einer norddeutschen Händlerversammlung gesagt; das mag überspitzt klingen — aber das berühmte Körnchen Wahrheit liegt darin verborgen.

Vielleicht werden noch mehr Empfänger ohne Kurzwellenteil herauskommen. Die Diskussion über die Berechtigung dieses Wellenbereichs im Rundfunkempfänger ist im vollen Gange — siehe das „Streitgespräch" in dieser Nummer und die Ausführungen auf der nächsten Seite. K. T.


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