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Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen

Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

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vergilbtes und brüchiges Papier

Die "Funkschau" war 1946 die ziemlich erste Fachzeitschrift fürs Radio.

Neben der konkurrierenden Funk-Technik aus Berlin -  die erschien nämlich erst im Dezember 1946 - gab es die Funkschau zuerst. Der Stuttgarter Verlag Angerer bzw. dessen Chefredakteur Werner Diefenbach hatte(n) vermutlich die besseren Kontakte zu den Amerikanern, die die Papier-Hoheit besaßen. Es gab ja fast nichts, auch keine Druckerfarbe.

Und bunt durfte (oder konnte) auch nicht ohne Genehmigung der amerikanischen Militärbehörden gedruckt werden. Sowohl die HÖRZU als auch der Spiegel und die FAZ waren bis über 1950 hinaus schwarz weiß oder maximal einfarbig.

Um so erstaunlicher ist (war) es, daß die Funkschau relativ schnell an Boden gewonnen hatte. Und ab 1948 wurden sogar 24 (dünne) Ausgaben gedruckt.
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Die Funkschau 1946-01 - Juni

Funkschau Juni 1946-01 - Editorial

"Funktechnik im Aufbau"

Fünf Sendegruppen mit 20 Rundfunksendern / Einzelteillieferungen für Handel und Industrie / Rundfunkgeräte vorerst für die Besatzungsmächte / Gesteigerte Reparaturtätigkeit
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Wie auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens brachte der allgemeine Zusammenbruch im Mai vorigen Jahres (1945) auch für den Sektor der Funktechnik verhängnisvolle Auswirkungen. Das einst bezüglich Sendeleistung und Senderzahl beachtliche Sendernetz des „Großdeutschen Rundfunks" war schließlich auf einen kleinen Ortssender (Flensburg) zusammengeschrumpft. Da alle Nachrichtenverbindungen ausfielen,
wurde selbst dieser kleinste „Propagandastützpunkt" zum Schweigen verurteilt. Auch die Funkindustrie war am Ende dieses verhängnisvollen Krieges nicht mehr lebensfähig.

Mehr oder weniger zerstörten Betrieben ohne Fachkräfte, ohne leistungsfähige Fabrikationseinrichtungen und ohne ausreichendes Material fehlten die wichtigsten Grundlagen jeder Produktionstätigkeit.

Im Zuge der allgemeinen Vernichtungsaktionen, die von „Repräsentanten der letzten Befehlgewalt" durchgeführt wurden, gingen noch im letzten Augenblick große Mengen wertvollsten Einzelteilmaterials sinnlos verloren.

In einer ebenso unglücklichen Lage befanden sich Handel und Handwerk. Schon die Ausführung einfachster Reparaturen scheiterte vielfach am Fehlen geeigneter Ersatzteile, ganz abgesehen von den vielen Betrieben, die als Folge der Kriegsereignisse Werkstatträume und sämtliche Einrichtungen verlieren mußten und zunächst keine Möglichkeit hatten, auf dem so wichtigen Gebiete der Instandsetzung tätig zu sein.

Maßgebende Fachleute sind sich darüber im klaren, daß eine derart ungünstige Lage von heute auf morgen nicht grundlegend geändert werden kann. Selbst bei größten Anstrengungen aller beteiligten Kreise wird man mit einem langvierigen Aufbauprozeß zu rechnen haben. Trotz allem dürfen wir in der bisherigen Phase des Wiederaufbaues beachtenswerte Erfolge verzeichnen.

Neue Sendegruppen

Unter vielen technischen Schwierigkeiten ist während der letzten Monate (des Jahres 1946) in den einzelnen Zonen wieder ein Rundfunknetz ins Leben gerufen worden. Es untersteht den Nachrichten-Kontrollorganisationen der Besatzungsmächte und bedient sich im allgemeinen der bisher vorhandenen Sendeeinrichtungen. So verbreiten in der amerikanischen Zone die Sender des „Süddeutschen Rundfunks" (München-Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt/Main) jeweils ein regionales Programm, so daß man von einem Länderrundfunk sprechen darf. Ähnliches gilt für die übrigen Zonen. Im russischen Sektor übertragen ferner zwei Kurzwellensender im 49m- und 31m- Band vorwiegend das (Ost-) Berliner Programm.

Insgesamt bestehen gegenwärtig fünf verschiedene Sendegruppen mit 20 Rundfunksendern, zu denen noch die 100kW-Großsender der britischen und amerikanischen Armeen hinzukommen. Der rasche Aufbau der Sendernetze innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit darf als bemerkenswerte Leistung anerkannt werden, da in vielen Fällen nicht nur die Sendeanlagen außerhalb der Großstädte, sondern auch die Kabelwege und insbesondere die Aufnahmeräume in den Funkhäusern erheblich beschädigt waren.

Beginnende Radiofabrikation

Während verschiedene Einzelteilfirmen, vor allem in der amerikanischen und französischen Zone, unter Verwendung noch vorhandener Rohstoffe oder bereits in beschränktem Umfang anlaufender Rohstofflieferungen mit bekannten Erzeugnissen aufwarten können, befindet sich die Geräteindustrie, vor allem aus Gründen der Einzelteilknappheit, in einer wesentlich schwierigeren Lage.

Um überhaupt mit einem Fabrikationsprogramm starten zu können, begannen verschiedene Firmen, insbesondere in der russischen Zone, vor längerer Zeit mit der Herstellung einfacher Detektorempfänger für Kopfhörerbetrieb und gingen nach Klärung der Röhrenfrage zum Bau einfacher Geradeausgeräte unter Verwendung kommerzieller Röhren über. Natürlich handelt es sich auch hier um eine Übergangslösung.

Verschiedene Firmen planen die Entwicklung und Fabrikation eines Vierröhren-Superhets, wobei allerdings die spätere Herstellung vorerst in erster Linie für die Besatzungsmächte gedacht ist.

Hochbetrieb in Reparaturwerkstätten

Die Lage in den Reparaturwerkstätten ist einerseits durch Mangel an Ersatzteilen gekennzeichnet, wobei im Augenblick die Röhrenfrage das unangenehmste Problem darstellt, andererseits durch eine immer stärker auftretende Überlastung der leistungsfähigen Reparaturbetriebe.

Da in allernächster Zeit größere Lieferungen an Rundfunkgeräten noch nicht erwartet werden dürfen, wird die Anzahl reparaturbedürftiger Geräte weiterhin ansteigen. In vielen Fällen konnte zahlreichen Reparaturwerkstätten durch Lieferung von Kondensatoren, Widerständen, Schaltern, Potentiometern usw. wesentlich geholfen werden.

Auch in der heutigen Zeit sieht sich der Rundfunk-Instandsetzer wieder vor die Aufgabe gestellt, die Leistungsfähigkeit seines Betriebes möglichst zu steigern. Man kann zwar mit einem Vielfachinstrument allein rund die Hälfte aller Fehler in Rundfunkgeräten feststellen, doch ist es vorteilhafter, verschiedene Meß- und Prüfgeräte zu verwenden, die es ermöglichen, den Fehler in erheblich kürzerer Zeit zu finden.

Reparieren verlangt sehr viel Findigkeit und Fingerspitzengefühl. Es gibt auf diesem Spezialgebiet wahre Künstler, die in harter Arbeit Meister ihres Fachs geworden sind und besonders in der „FUNKSCHAU" zu Wort kommen sollen.

Werner W. Diefenbach.

Zum Geleit !

Wir (von der Rredaktion) sind glücklich, nach mehr als einjähriger Pause (letzte Ausgabe etwa Januar 1945) unseren Lesern das erste Heft der FUNKSCHAU vorlegen zu können. Mit den Sorgen und Nöten des Funkpraktikers eng vertraut, wird es unsere Aufgabe sein, durch sorgfältig ausgewählte Beiträge erster Fachleute den Funktechnikern der Industrie, des Handels und des Handwerks tatkräftige Unterstützung zu bieten.

Daneben kommt unser Leserdienst durch Erteilung von Auskünften, Vermittlung von Tauschangeboten und anderem mehr weitgehend den Wünschen des Funktechnikers entgegen. Wir bleiben nach Kräften bemüht, der heute so schwierigen funktechnischen Aufbauarbeit im Zusammenwirken aller beteiligten Kreise neue Wege zu zeigen und der täglichen Arbeit der Ingenieure und Praktiker beratend zur Seite zu stehen.

Unser besonderer Dank gilt den Herren Mr. Reichmann und Lt. Kelherer von der "Publication Section" Stuttgart, die durch Erteilung der Lizenz das Erscheinen der FUNKSCHAU ermöglicht haben. Wir sind uns der wichtigen Aufgabe bewußt, die heute im Zeitpunkt des allgemeinen Wiederaufbaues eine funktechnische Fachzeitschrift zu erfüllen hat und danken für das große Vertrauen, das uns von selten der Militärregierung entgegen gebracht wird.

VERLAG UND SCHRIFTLEITUNG

Die Funkschau 1946-02 - Juli

Die Funkschau 1946-03 - August

Die Funkschau 1946-04 - September

Die Funkschau 1946-05 - Oktober

Die Funkschau 1946-06 - November

Die Funkschau 1946-07 - Dezember

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