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Der Vinten Kopf - warum ist er etwas Besonderes ?

Bill Vinten ca. 1930 beim Dreh in Schottland

Wie auf den Seiten vorher bereits dargestellt, es gab schon gute und brauchbare Schwenk-Neigeköpfe bei den Filmemachern und auch beim Fernsehen. Doch mit dem Einsetzen der Farbfernsehtechnik bekamen die Kameras (wieder) ein exorbitantes Gewicht von ca. 95 Kilo und mehr, das man zuletzt bei den allerersten amerikanischen schwarz-weiß Fernseh-Kameras hatte.

Aus technischer Sicht konnte das Problem ganz einfach gelöst werden. Man blockierte einfach die Neigemöglichkeit auf plus minus 5 Grad und auch das Schwenken war bei ca. 300 Grad beendet. Das finden Sie übrigens sehr oft heute noch bei bestimmten angloamerikanischen Herstellern, daß einfach die Spezifikationen (aus-) gebremst werden, wenn die (deren) Technik es (angeblich oder tatsächlich) nicht her gibt (oder es entweder zu teuer geworden wäre oder nicht mehr nachzurüsten geht).
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Doch damit konnte und wollte Bill Vinten nicht leben.

Die Vinten Company baute bereits in den 30er Jahren edle Filmkameras und dazu auch Stative. Es gibt ein Buch über diese Firma aus 1993, vor allem über den Ingenieur Bill (= William) Vinten und seine Erfolgsgeschichte als Weltmarktführer.

Laut Vinten hatte sich erst so ab 1956 genügend Leidensdruck bei der Bedienung angestaut, wiel die Kameras immer dicker und schwerer wurden. Vor allen die ersten richtigen Fernsehkameras ab 1950 brachten 80 und mehr Kilo auf die Beine und das alte (pan & tilt) Konzept funktionierte nicht mehr.

 

Die ersten Neigeköpfe für die BBC 1950 waren aus Bill Vinten's Sicht unzureichend und Vinten baute neue Köpfe mit starken Rückstellfedern, die die schweren Kameras ausbalancieren sollten. Der Vinten MKII Kopf war dann bereits in der Lage, die Kamera bis ca. 35 Grad zu heben und zu neigen. Doch auch das reichte Bill Vinten nicht, das Federsystem war für Ihn technologisch unzureichend.
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Die Welterfolge, ein MK III und ein MK VII

Das physikalische Grundkonzept mit Federn war also nicht perfekt. Von der Uni her wußte er noch, nur wenn ein Objekt ohne räumliche Verschiebung des Massen-Mittelpunktes (center of gravity = des Schwerpunktes) rauf oder runter geneigt werden konnte, dann war es problemlos und fließend zu beherrschen.

 

Die Auflage-Platform der Kamera bekam Kugellager und lief beim Neigen in beiden Richtungen auf einem asymmetrischen kurvenförmigen Weg. Die Kamera ließ sich jetzt mühelos von plus 50 Grad bis minus 50 Grad neigen und blieb dabei an jeder beliebigen Stelle stehen, ganz ohne jede Federkraft, nur durch die Stbilisierung des Schwerpunktes, einfach genial.

Es gab auch damals schon intelligente Wettbewerber

Wie Bill Vinten freudig vermerkte, kam für ihn der eigentliche Durchbruch, als er seine Konstruktion der BBC vorstellte und die damals große und mächtige Firma Marconi deren eigenes "Pan and Tilt Head" Projekt sofort stoppte. Marconi hatte nämlich noch an einem System mit Torsionsfedern gearbeitet.

Die Kameraleute erkannten dieses physikalisch geniale und zudem auch noch verschleißfreie Konzept des Vinten Kopfes als den Durchbruch "an sich" bei der Bedienung von Fernsehkameras, und dann natürlich in Verbindung mit einer Vinten-Pumpe.

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So in etwa funktioniert es im Inneren des Kopfes

Der Neigekopf muß durch innere Technik dafür sorgen, daß sich beim Neigen rauf oder runter der Schwerpunk des gesamten Gebildes (in Bezug auf die Neigeachse des Kopfes) nicht verändert.

 

Dabei ist der Radius des Neigekopfes von der Drehachse über die Auflageplatte (der typischen Keilplatte) der Kamera bis zum Kamera-Schwerpunkt das Maß der Dinge. Auf unseren Bildern haben wir die Kamera erst mal weggelassen.
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in der Waagrechten
ganz steil nach unten
ganz steil nach oben

Von der Seite gesehen sieht es etwa so aus:

 

 

Bild 1: Der Neigekopf ist in der "waagrecht" Position, also ganz unten und in der Mitte der Korrekturschiene.

 

 

 

 

 

 

 

 



Bild 2: Die Kamera sieht nach unten, die Auflageplatte wird etwa 5cm oder mehr nach oben gedrückt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 3: Die Kamera sieht nach oben und die Auflageplatte wird wieder etwa 5cm oder mehr nach oben gedrückt, jedoch auf der anderen Seite des Profiles.

Oberteil ganz hinten
Oberteil ganz vorne

Den Schwerpunkt justieren

Der Hersteller des Kamerakopfes bzw. der Kombination von Kopf und Optik weiß natürlich, wo der Schwerpunkt seines Gerätes liegt und wie er sich in Abhängigkeit des jeweiligen Objektives verändert. Das ist wiederum von Hersteller zu Hersteller (Schneider, Taylor-Hobson. Angineux, Fujinon, Canon usw.) verschieden.

Die große Keilplatte unter dem Kamerakopf ist dort in verschiedenen Positionen fest verschraubbar und in etwa auf den ungefähren Schwerpunkt aller verfügbaren Optiken ausgerichtet.

Der Vinten Kopf ermöglicht dazu noch einmal eine Feinjustage von etwa 3cm in montiertem Zustand. Da die Optiken vom Gewicht sehr ähnlich (schwer) sind, ist auch diese "Feinheit" am Ende Gold wert. So kann je nach Bedarf eine Optik ausgetauscht werden und der Neige-Kopf nachgestellt werden, ohne daß sich Bedienbarkeit des Neige-Systems wesentlich ändert.
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Die Vinten-Unterlagen sind bereits im Anrollen (15 dicke DIN A4 Ordner sind bereits angerollt) und wir werden dann diese interessante Technik weiter vertiefen.
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Sind bereits da, es geht los.
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