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Ein Einblick in die Profi- Netzteile für Kameras und Recorder

Grundsätzlich sind Netzteil und Netzteil nicht das Gleiche. Im Hifi-Museum stehen ganze Seiten über die Edel-Netzteile (Artikel 2 und Artikel 3 und noch viel mehr) in den Hifi-Anlagen, insbesondere in den Digital-Wandlern und den mehr oder weniger dicken analogen Endverstärkern.

Beim Profi-Fernsehen stehen andere Forderungen oder Gesichtspunkte im Vordergrund. Ganz ganz oben kommt die Zuverlässigkeit. Nichts ist schlimmer für ein Fernsehteam, wenn bei einem Interview mit einem Staatspräsidenten in einem Konfliktfall die Kamera versagt, weil ein Stecker wackelt oder eine Spannung zusammenbricht.
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Darum hier ein Einblick in die Netzteiltechnik der mobilen Geräte. Die allermeisten AÜ-Kameras (AÜ=Außen-Übertragung oder EB = Elektronische Berichterstattung), im Englischen auch EFP- und ENG- Technik benannt, werden mit 12 Volt Gleichspannung versorgt. Diese 12 Volt kommen heutzutage aus Li-Io Akkus. Früher gab es nur die NI-CAD Akkus mit deutlich geringerer Laufzeit. Und darum nahm man, wenn möglich ein Netzgerät mit. Doch die draußen "im Feld" verfügbaren Spannungen schwankten gewaltig, manchmal an einer 200m Verlängerungsleitung mit diversen Dreifachdosen aufgepeppt, kamen nur noch 180 Volt an. (Irgend ein Schlaumeier hatte bestimmt mal wieder seine 2000 Watt Lampe dort in die letzte Steckdose mit reingesteckt.)
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Die Netzteile lieferten fast alle 13,8 Volt

Das war allermeist auch die Leerlaufspannung von Blei-Autobatterien und den handelsüberlichen NICAD Akkus, wenn sie anfänglich noch voll geladen waren. Die Kameras regulierten das intern runter auf 12,0 Volt. Die Netzteile liefertan auch fast alle 13,8 Volt und hatten dabei eine Menge Reserven einkalkuliert. Also mit 180 Volt Wechselspannung aus dem Verlängerungskabel bzw. der Steckdose kamen immer noch zwischen 12,0 und 13.8 Volt Gleichspannung am Kamerakabel an.

Beim Fernsehen draußen geht es fast immer hektisch zu.

Ein moderneres Schalt-Netzteil nur für Studiobetrieb

Das bedeutet raus aus dem Auto, schnell aufbauen und wieder rein ins Auto. Damit benötigen alle Geräte eine absolut einfache Handhabung. Bei den Kameras sehen sie manchmal die lustigen weltraumtauglichen Transportkoffer mit gewaltigen Schaumstoffbacken. Da wird die Kamera reingeknallt, wenn der Kameramann sich geärgert hatte. Der Assistent sorgte für die Optiken, Stative und Netzteile und die Beleuchtung. Überall mußten massive Griffe dran sein. Weiterhin muste alles Wasser-, Regen- und "Pfützen"- fest sein, wenn man im Regen in einer Pfütze stehen mußte, weil kein Platz mehr da war. Alle Steckverbinder mußten eindeutig sein, also idiotensicher zu stecken und zu ver- und zu entriegeln sein. Ton war Ton, Licht war Licht und Bild war Bild.
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Noch ein nur bedingt AÜ-taugliches- 220V Netzteil Typ BOSCH T12-NG im Studio

Dieses uralte Trafo-Netzteil versorgt unsere historischen SONY Kameras mit 12 Volt und bis zu 7 Ampere Strom (laut Aufdruck). Das ist deutllich mehr, als die modernen EB-Kameras brauchen. Wir könnten sogar testweise zwei EB-Kameras dran hängen. Geprüft haben wir die an der Kamera angelieferte Spannung erst später.

Das schwarze ALU-Profi-Gehäuse ist Panzer und Kühlkörper gleichzeitig. Die beiden Profil-Halbschalen werden mit den beiden Deckeln massiv veschraubt und das hält. Eine XLR-Buchse ist zum Anschluß von einem 12 Volt Akku (als Notstrom-Puffer für Netzausfall) und eine XLR-Buchse zum Betrieb der "CAM"era bestimmt. Die 4-Pol XLR Stecker sind (gehen) nicht mit den Ton-Kabeln zu vertauschen und damit ist das idiotensicher.
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Drinnen brummt ein Schnittbandkern-Trafo

Der Trafo ist für 160 VA ausgelegt und kann 16 Volt Wechselspannung bei 10A Laststrom liefern. Das reicht für alle Anforderugen voll aus. Die ganz alten Röhren-Kameras brauchten diesen hohen Strom bzw. diese Leistung. Erst die neueren CCD-Chip basierten Kameras verbrauchten wesentlich weniger Leistung.

Schnittbandkern-Trafos sind leichter und effizienter als die Standard Trafos, dafür sind sie um einiges teurer.
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Die (analoge) Spannungregelung wohnt auf der Rückseite

Die Spannungsregelung stammt aus den Anfängen der Linear-Regelung. Zwei Leistungstransistoren regulieren die Ausgangsspannung und die Wärme wird auf dem Kühlkörper der Rückseite des Gerätes abgeführt.

Wird der maximale Strom benötigt, werden mehr als 30 Watt Verlustleistung über die Kühlfläche angegeben. Nicht nur wegen des Gewichtes ist man bei den Fernsehfirmen so schnell es ging auf Schaltnetzteile übergewechselt. Bei der FESE dauerte es leider sehr lange.

Ein anderes analoges Beispiel der uralten BOSCH-"Fernseh" - die Geräte-Type "X-NL-9"

Das Netzteil für einen frühen mobilen Videorecorder, die berühmte Fese/BTS BCN 21 Maschine mit den 1" Bändern. Dieser Recoder brauchte schon etwas viel Strom und er lief auch nur wenige Minuten mit der kleinen Bandspule und der Kamera noch ran.

Die Fese Kameras hatten noch dii Plumbicon-Röhren und das verlangte nach etwas mehr Strom als bei den späteren Chip-Kameras. Dieses Netzteil kann bei den 13,8 Volt Gleichspannung bis zu 10 Ampere liefern.
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Die alte Lade-Elektronik ist deutlich aufwendiger

Die Stabilisierung der Ausgangsspannung sowie die Ladestrom-Regelung sind sehr aufwendig konzipiert. Man wußte damals schon von dem Memory-Effekt, der beim Überladen die Akkus langsam kaputt macht.

Auch hier sind Front- und Rückseite massive ALU-Platten. Das mittlere Profilgehäuse ist als Vierkant Profil ausgelegt und besteht nicht aus zwei Halbschalen. Dazu sind die Wände erstaunlich dick und robust.


Leider ist hier ein ganz normaler Trafo untergebracht und damit ist das Netzteil extrem schwer. Das hätte nicht sein müssen.

Das Gehäuse ist unten wirklich "dicht"

Beide deckel haben Silikon-Dichtlippen ud schließt dicht ab. Die Schrauben sind massiv, der Anpressdruck ist enorm, da kommt kein Wasser rein, nich tvon oben und nicht, wenn es bis zu Hälfte im Wasser steht.
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Eine Besonderheit, Modul-Stecktechnik

Der Trafo sitzt unten im Gehäuse, (= tiefer Schwerpunkt) und die Elektronik ist steckbar im oberen Teil.

Damit man das auch bei Nacht und Nebel auswechslen und stecken "könnte", ist die 3. untere Platine mit den Steckkontakten "schwimmend" gelagert und wird erst zum Schluß mit dem ALU-Rahmen verschraubt.
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Leider : ein wieder typischer Spezialstecker muß her

Das haben wir in Deutschland schon öfter so gemacht. Ein ingenieurmäßig genialer Stecker floppt am Weltmarkt.

Unsere sattsam bekannten 3-Pol DIN und 5-Pol DIN Stecker im Audiobereich wären heute nahezu unbekannt, hätte nicht IBM vor vielen vielen Jahren die Tastatur des allerersten IBM PC damit ausgestattet und so Deutschlands "Ehre" gerettet.

Dieser Stecker hier ist zwar 6-polig und verriegelbar, doch diesen Stecker hatte niemand. Es war eine Sonderbauform aus dem Military Bereich, sehr sehr gut, sehr teuer, sehr zuverlässig und ..... sehr selten.
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Der Trafo ist immer unter Spannung

Und das zeigt ein Lämpchen auf der Unterseite und natürlich auch auf der Oberseite an. Die Sicherung ist innen drinnen und sollte nur vom Fachmann getauscht werden, denn der muß erst mal den Fehler lokalisieren.

Weiterhin kann das Netzteil nur eine Netz-Spannung, ist also nicht mal schnell umschaltbar. Soetwas ist heute nicht mehr zeitgemäß. Auch das Gewicht ist leider abschreckend.
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Wenn wir jetzt noch das BCN21 Versorgungskabel bekämen .........
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