Die Inhalte / Artikel aus Jahrgang 3 - 1956 - geparkt
Auf dieser Seite sind die Inhalte von allen einzelnen Ausgaben eines Jahrgangs von "Der Filmvorführer" aufgrund der Menge vorerst nur geparkt.
Die Artikel und Berichte werden später thematisch gezielt untergebracht und zusätzlich hier verlinkt, teilweise auch in unserem Tonband- und Hifi-Museum. Besonders triviale oder einfältige Tips und Tricks haben wir ganz bewußt ausgelassen.
.
Die Titel-Seite von Heft 10/1956
"Breitbild und Breitfilm"
Mit den neuen Filmverfahren, die im Laufe der letzten Jahre in den Lichtspieltheatern eingeführt wurden, ist der allgemeine Begriff des „Breitbildes" bekannt geworden. Hierunter versteht man die Projektion von 35mm-Filmen, deren Wiedergabeformat auf der Bildwand von dem bisher üblichen Seitenverhältnis von 1:1,37 (3:4 Normalfilm) abweicht. Man ist auf diese Weise dazu übergegangen, Normalfilme, die unter besonderen Aufnahmebedingungen hergestellt wurden, - leider aber auch „normale" Normalfilme - durch Abdecken des Filmbildfeldes oben und unten mit Hilfe besonderer Bildfenstermasken und durch Projektion mit kürzerer Brennweite als sogenannte „Breitwandfilme" vorzuführen.
Und man kennt die Cinemascope-, VistaVision- und Superscope- Projektion, die ebenfalls von einem 35mm-Positiv mit „komprimiertem" Inhalt ausgeht, und mit anamorphotischen Vorsätzen durchgeführt wird. Für die Herstellung dieser Kopien werden neuerdings Negative von 55mm bzw. 65mm Breite benutzt, um durch photographische Verkleinerung dieses Negativs Kopien mit fast kornlosem Material zu erhalten.
Der Erfolg, der mit diesen neuartigen Negativ-Positiv-Verfahren erzielt werden konnte, hat nun dazu geführt, auch Kopien in diesen breiten Formaten, sogenannte „Breitfilme" herzustellen, die auf Spezial-Projektoren wiedergegeben werden und meist mit sechs Magnettonspuren versehen sind.
Bisher sind der 55mm-Film der Centfox, ein 65mm-Film von MGM und der 70mm-Film nach dem Todd-AO-Verfahren bekannt geworden. Obwohl diese neuen Filmformate vorerst nur in USA, und auch z.T. vorläufig nur versuchsweise, angewendet werden, wird der Todd-AO-Film, dessen erste europäische Vorführung auf der diesjährigen photokina stattgefunden hat (s. die ausführliche Beschreibung im Inneren dieser Ausgabe), allmählich auch für Deutschland Interesse bekommen, da der Einbau entsprechender Anlagen in Aussicht genommen ist. - Die untenstehende Darstellung gibt einen Vergleich zwischen dem Todd-AO-Film (links), dem CinemaScope-Film (Mitte) und einem normalen Lichttonfilm (rechts).
Nachtrag bzw. Rückblick auf die photokina 1956
Mit einem Rekordbesuch von 196.000 Besuchern, das sind 20.000 mehr als bei der photokina 1954, wurde die diesjährige photokina abgeschlossen. Der Großteil der Besucher kam aus der Bundesrepublik, eine große Besucherzahl war darüber hinaus aus 29 europäischen Ländern, aus 12 Ländern Asiens, 10 afrikanischen Ländern, aus Australien und Neuseeland zu verzeichnen.
Damit wurde am besten die überragende internationale Bedeutung dieser einzigartigen technischen Leistungsschau auf den Gebieten der Photographie und Kinotechnik erwiesen. Dem kinotechnischen Teil der Ausstellung kam dabei zugute, daß er diesmal in einer großen Halle mit separatem Zugang untergebracht und dadurch die Möglichkeit gegeben war, die ausgestellten Maschinen und Geräte noch besser als früher zur Geltung zu bringen.
Askania, Bauer, Frieseke «Sc Hoepfner, Philips und Zeiss Ikon
Das Hauptgewicht des kinotechnischen Teils der photokina lag naturgemäß auf den Ständen unserer fünf Spezialfirmen (Askania, Bauer, Frieseke & Hoepfner, Philips und Zeiss Ikon) und dem imposanten Stand von Siemens-Klangfilm. Das Ausstellungsprogramm dieser Firmen wurde bereits in der September-Ausgabe 9/1956 des FV eingehend gewürdigt, so daß sich der nachstehende abschließende Bericht darauf beschränken kann, über die Neuerungen und Verbesserungen Aufschluß zu geben, die in FV 9/1956 nicht oder nur teilweise behandelt werden konnten.
Neben den zur Schau gestellten und z.T. im Betrieb gezeigten Fabrikationsprogrammen unserer einschlägigen Industrie, die im übrigen - mit einer Ausnahme (Bauer B14) - keine neuen Projektortypen auf den Markt gebracht hat, war der fachlich interessierte Besucher von drei Dingen beeindruckt, die der kinotechnischen Schau das Gepräge gegeben haben.
- Anmerkung : Wie auch in den Zeiss Ikon Heften "Bild und Ton" zu sehen, waren die Projektortechnik und die Peripherie im Jahr 1956 weitgehend ausgereizt. Bei der UFA Handel Frankfurt, dem Arbeitgeber des Vaters des Redakteurs Gert Redlich gingen die Umsätze merklich zurück.
.
Die Neuerungen
Das war einmal die erste Vorführung des Todd-AO-Verfahrens in Europa auf einer von Philips entwickelten Spezial-Apparatur, die Vervollkommnung der Fernseh-Abtastung vom laufenden Projektor im Filmtheater und die weitere Verbesserung der Xenonlampen -Projektionseinrichtungen.
Daneben waren natürlich eine Reihe weiterer interessanter Neuerungen festzustellen, über die nachstehend ebenfalls berichtet wird, soweit sie insbesondere den Vorführer und den Vorführbetrieb interessieren.
Hier geht es los mit dem Todd-AO-Verfahren und der Todd-AO-Technik :
Todd-AO-Verfahren
Das Verfahren, das für die Aufnahme einen 65mm breiten Film und für die Wiedergabe einen solchen von 70mm Breite benutzt, wurde von dem Amerikaner Michael Todd in Zusammenarbeit mit den Laboratorien der "American Optical Company" (AO) entwickelt.
Es erreicht Bildwandabmessungen, die dem Cinerama-Verfahren nahekommen, vermeidet aber die Nachteile dieses Verfahrens, die darin bestehen, daß 3 Projektoren und ein besonderer Tonprojektor mit entsprechendem Bedienungspersonal erforderlich sind und daß die Trennungslinien der drei nebeneinander projizierten Filme trotz technischer Vorkehrungen sichtbar bleiben.
Bei der Todd-AO-Kopie sind das breite Bild und die 6 Tonspuren auf einem Filmband vereinigt. Für die Vorführung der Todd-AO-Filme wurde von Philips bereits im Jahre 1954 eine Spezial-Apparatur entwickelt, deren Projektor nicht aus dem Umbau eines 35mm-Projektors hervorgegangen ist, sondern eine Neukonstruktion darstellt, die gleichzeitig - nach entsprechender Umstellung - auch die Vorführung von 35mm-Film gestattet.
Der 70mm breite Film stellt naturgemäß an das Getriebe eines solchen Projektors höhere Ansprüche als bei 35mm-Film. Die Bildfläche des Todd-AO-Films hat die Abmessungen von ca. 23 x 49mm; die Abmessungen des Projektorfensters sind 22 x 48,6mm.
Der Todd-AO- Film besitzt pro Bild fünf Perforationslöcher (Normalfilm vier) und wird mit einer Bildgeschwindigkeit von 30 Bildern/sec (Normalfilm 24) vorgeführt. Da mit der Verbreiterung des Films größere Massen bewegt werden müssen, mußten bei der Konstruktion des Trieb- und Schaltwerkes und der filmführenden Teile neue Wege beschritten werden.
Der Philips DP 70
Die gleichzeitige Verwendungsmöglichkeit dieses Philips-Projektors, der die Bezeichnung DP70 führt, für die Wiedergabe von 35mm breiten Filmen wurde dadurch gelöst, daß der kräftige Antriebsmotor (Synchronmotor) über ein umschaltbares Getriebe arbeitet.
Die verwendeten Zahnrollen haben einen äußeren Zahnkranz von 20 Zähnen bei der Schaltrolle und von 30 Zähnen für die übrigen Rollen für den 70mm-Film; die inneren Zahnkränze, entsprechend der kleineren Zahl von Perforationslöchern bei 35mm-Film, 16 bzw. 24 Zähne für schmale Perforation und daher einen kleineren Durchmesser, so daß der Durchmesser-Unterschied genügt, um den breiten Film frei von den inneren Zahnkränzen laufen zu lassen.
Das Malteserkreuz ist wie bei Normalfilm-Projektoren vierteilig, besteht aber aus einer Aluminium-Legierung, die nach einem von Philips entwickelten Verfahren bis zu einer ausreichenden Tiefe gehärtet und zugleich antimagnetisch ist.
Bild : Philips-Universal-Projektor DP 70 zur wahlweisen Projektion von 70 mm breiten Todd-AO-Filmen und 35 mm bleuen Normal- und Cinema-Scope-Filmen
.
Die 70mm Filmführung
Ein besonderes Problem war die einwandfreie Führung des 70mm breiten Films an der Filmbahn. Um eine sichere Filmführung und guten Bildstand zu erreichen und Verwölbungen zu vermeiden, wurde die Filmbahn der DP70 in der Laufrichtung gekrümmt, wobei die Enden der Filmbahn zum Objektiv hin vorgebogen sind. An Stelle der Filmkufen werden dünne Stahlblechfedern benutzt, die auf einer Scharnierplatte befestigt sind.
Der Federdruck ist justierbar. Die Filmbahn für 35mm-Film ist in der gleichen Weise aufgebaut. Als Umlaufblende wird bei der DP70 eine einflügelige Konusblende mit großem Durchmesser verwendet, die bei 30 Bildern/sec mit 3.600 UpM, bei 24 Bildern mit 2.880 UpM läuft.
Der große Blendendurchmesser und die hohe Umlaufgeschwindigkeit dieser Konstruktion gewährleisten den kleinsten Unterbrechungswinkel und einen hohen lichttechnischen Wirkungsgrad. Die Projektion des großen Filmbildes erfordert hohe Lichtströme, die mit entsprechender Wärmestrahlung verbunden sind.
Daher wird die Scharnierplatte, die die Andruckfedern trägt, mit Wasser gekühlt. Zusätzlich wird der Film, um Verwölbungen zu vermeiden, durch die als Ventilator konstruierte Umlaufblende gekühlt. Der Objektivhalter ist so konstruiert, daß die Bildschärfe bequem eingestellt werden kann und daß Objektive mit hoher Lichtstärke benutzt werden können.
Bild : Filmführung des DP 70-Projektors für Lichtton-und Magnetton-Wiedergabe. Magnetton-Abtastkopf herausgenommen
Filmbahn-Einlage des DP 70 für 70 mm breiten Film (Werkfotos: Philips)
Das Magnetton- und das Lichtton-Abtastgerät
Das Magnetton- und das Lichtton-Abtastgerät bilden je eine Einheit für sich. Der kombinierte Abtastkopf des Magnettongerätes besitzt 6 hochliegende Köpfe für den Todd-AO-Film und in der Mitte vier tiefer liegende Köpfe für Vierkanal-Magnetton mit einer Anschlußbuchsenleiste, so daß eine Auswechselung des Kopfes beim Übergang von der einen zur anderen Abtastart nicht erforderlich ist.
Wegen der höheren Endgeschwindigkeit des 70mm-Films müssen die Filmspulen - bei gleicher Laufzeit im Vergleich zum 35mm-Film - größer sein. Der normalen 600m-Spule für 35mm-Film mit ca. 22 Minuten Laufzeit entspricht beim DP70-Projektor eine 950m-Spule.
Da sich das Gewicht gegenüber dem Normalfilm mehr als verdoppelt, müssen Lagerung und Antrieb der Spulenachsen kräftiger sein. Die Auf-und Abwickeltrommel ist mit einer einstellbaren Reibungskupplung versehen.
Für die Tonwiedergabe wurde ein kombinierter Verstärkersatz in Form eines Doppelgestells entwickelt, das für 6-Kanal- und 4-Kanal-Magnetton und für Lichtton umschaltbar ist. Die Bedienung des Gestells erfolgt mittels Druckknöpfen von einem kleinen Schrank aus, der zwischen den Projektoren angebracht wird.
Bild : Magnettonkopf mit 6 hochliegenden Kernen für Todd-AO-Film und 4 tiefer liegenden Kernen für CinemaScope-Film. Davor Anschlußbuchsenleiste (Werkfoto: Philips)
.
Die Vorführungen auf der photokina
Die mit großem Beifall auf der photokina durchgeführten Vorführungen erfolgten mit einem Projektor DP 70 mit einer amerikanischen „Peerless-Lampe" (rotierende Positiv-Kohle, 180A) auf eine gekrümmte Bildwand (Mechanische Weberei) von 16m Breite.
Da die Krümmung der Wand in der Mitte ca. 4m beträgt, war die wirksame Breite etwa 14,20m, bei einer Bildwandhöhe von 7,20m (Seitenverhältnis 1:2). Die Projektionsentfernung betrug 23,40m.
Für die Projektion wunde ein Spezialobjektiv der "American Optical Company" für den großen Projektionsbildwinkel benutzt. Für die Tonwiedergabe waren fünf Lautsprechergruppen hinter der Bildwand und sechs Effektlautsprecher an der Decke des Zuschauerraumes angeordnet.
Der überwältigende szenische Effekt, der mit denn Todd-AO-Verfahren erzielbar ist, wird durch die starke Krümmung der Bildwand und durch die sechskanalige Tonwiedergabe, nicht zuletzt aber auch durch eine raffinierte Aufnahmetechnik erreicht, wie die Probestreifen zeigten, die im provisorischen Ausstellungs-Kino der photokina vorgeführt wurden.
Es ist nicht beabsichtigt, das Todd-AO-Verfahren generell in den Lichtspieltheatern einzuführen. Das verbietet schon der hohe technische Aufwand und die damit verbundenen Kosten, obwohl die DP-70-Projektoren auch für die Vorführung von 35mm-Filmen verwendet und dadurch besser ausgenutzt werden können als eine Cinerama-Anlage.
Der Einbau von Anlagen für das Todd-AO-System wird sich auf einige wenige Großtheater mit entsprechenden Abmessungen beschränken. In Deutschland ist nach Angaben von Philips zunächst der Einbau von Anlagen in je ein Theater in Hamburg und München geplant, die etwa Mitte Januar 1957 in Betrieb genommen werden.
Mit weiteren Theatern in westdeutschen Großstädten laufen z. Z. Verhandlungen. Der erste abendfüllende Todd-AO-Film („Oklahoma"), aus dem auch in Köln Ausschnitte gezeigt wurden, läuft in Amerika z. Z. in etwa 30 Theatern. Ein zweiter Todd-AO-Film wird im Oktober startbereit sein. Die Arbeit an einem dritten Todd-AO-Film haben begonnen.
weiter mit den photokina Neuheiten
.
Fernseh-Abtastung vom Filmprojektor
Auf der Deutschen Industrie-Messe 1956 in Hannover wurde erstmalig von Frieseke & Hoepfner eine Apparatur zur fernselhmäßigen Abtastung und Übertragung von Filmen gezeigt.
- Anmerkung : Das ist nun leider völlig falsch. Die Robert Bosch Fernseh GmbH in Darmstadt hatte bereits Filmabtaster auf BAUER Maschinen für die deutschen Fernsehanstalten.
Eine solche Einrichtung, die seinerzeit für einen italienischen Passagier-Dampfer entwickelt wurde, um die im Bordkino vorgeführten Filme auch an anderen Stellen des Dampfers zur gleichen Zeit zeigen zu können, hatte das Interesse weiterer Fachkreise erregt, so daß man sich entschloß, das Verfahren auch für andere Anwendungsgebiete weiter auszubauen.
Es wurde dabei u.a. daran gedacht, im Vorraum von Lichtspieltheatern dem wartenden Publikum Ausschnitte aus dem laufenden Film oder auch Vorspannfilme von kommenden Filmen zu zeigen bzw. eine zusätzliche Dia - Werbung durchzuführen.
- Anmerkung : Das wurde recht schnell wieder beendet, es war zu teuer und fand viel zu wenig Interesse der Besucher.
.
Das Zeiss-Ikon-Telekino
Zur Erreichung dieses Zweckes wurde nunmehr von Zeiss Ikon eine Einrichtung unter der Bezeichnung „Zeiss-Ikon-Telekino- und Teledia-Anlage" mit erweitertem Anwendunigsbereich geschaffen, die auf der photokina erstmalig in Betrieb vorgeführt wurde.
Diese Anlage, die in verschiedenen Ausführungen hergestellt wird, dient zur fernsehmäßigen Übertragung von Filmbildern aus dem jeweils im Projektor laufenden Film und von Dia-Vorlagen. Die Anlage kann entweder für einen Projektor oder für eine pausenlose Vorführung für zwei Projektoren ausgeführt werden.
Hierbei wird hinter dem Projekitionsobiektiv aus dem Strahlengang mit Hilfe eines kleinen Spiegels Licht zu einer Fernsehkamera abgelenkt und von da elektrisch (im „Kurzschluß-Vertfahren", d.h. über Coaxial-Draht-Verbindunig) auf eine beliebige Zahl von Fernsehempfängern übertragen, die an beliebigen Stellen aufgestellt werden können.
Für die zusätzliche Dia-Abtastung wird eine kleine Dia-Einrichtung angebracht, mit der es möglich ist, über die Fernseh-Anlage Dia-Übertragungen auf die Fernsehempfänger (Filmankündigungen, Bekanntmachungen usw.) durchzuführen.
Mit Hilfe von zwei Ablenkspiegeln und einer optischen Mischeinrichtung ist es schließlich möglich, von beiden Projektoren den Lichtstrahl zu einer Fernsehkamera zu lenken und eine pausenlose Überblendung, wie bei der Kinovorführunig, durchzuführen. Da inzwischen auch Siemens-Klangfilm in Zusammenarbeit mit Bauer eine Anlage zur Fernseh-Filmabtastung im Lichtspieltheater entwickelt hatte, bei der ebenso wie bei den Apparaturen von Frieseke & Hoepfner und Zeiss Ikon das „Grundig-Fernauge" benutzt wird, kann damit gerechnet werden, daß solche Anlagen in absehbarer Zeit in den deutschen Lichtspieltheatern auftauchen werden.
.
Xenon-Lampen für Kinoprojektion
Die Verwendung von Xenon-Lampen für die Kinoprojektion hat verschiedene Vorteile, die im besonderen darin liegen, daß diese tageslichtähnliche Lichtquelle sehr konstant ist, daß die Lampen nach einmaliger Justierung keine Nachregelung erfordern, daß eine stets gleichbleibende gute Bildausleuchtung gewährleistet ist, die Bedienung sehr einfach ist, kein Spiegelverschleiß wie bei Kolhlebogentlampen durch Kupfer- und Kohlespritzer auftreten kann und daß der Betrieb wirtschaftlicher ist als mit HI-Kohlen gleicher Leistung.
Die anfangs von OSRAM hergestellte und erstmalig in der Zeiss-Ikon-Xenon-Lampe IKOSOL II Xe verwendete Lampe XBO 1001 mit einer Leistung von 1.000 Watt war ein erster Schritt auf diesem Wege. Wegen ihrer verhältnismäßig geringen Lichtlelstung war sie jedoch in ihrem Anwendungsbereich sehr beschränkt.
Erst mit der fabrikationsmäßig vervollkommneten Xenon-Lampe XBO 2001 mit 2.000 Watt Leistung konnten Projektionseinrichtungen geschaffen werden, die eine weitgehende Verwendung dieser Beleuchtungsquelle auch in mittleren und großen Theatern ermöglicht. Dieser Erkenntnis folgend wurde von Zeiss Ikon eine neue Xenon-Lampe IKOSOL II Xe/2000 geschaffen, bei der die XBO 2001 benutzt wird.
Die gleiche Lampentype wird bei der neuen Bauer-Xenonlampe BL9X und bei der entsprechenden Neukonstruktion von Frieseke & Hoepfner verwendet.
Xenon - Eine andere Lichtausbreitung
Die Xenon-Lampe hat bekanntlich eine andere Lichtausbreitung als der Kohlebogen mit dem einseitig stehenden Krater, da der leuchtende Teil der Xenon-Lampe ringförmig ist und nach allen Seiten gleichmäßig strahlt.
Um das abgestrahlte Licht der Xenonlampe wirtschaftlich ausnutzen zu können, müssen daher optische Hilfsmittel verwendet werden. Diese bestehen bei der Bauer BL9X aus einem Hauptspiegel von 356mm und 180° Lichtaufnahmewinkel und einem Hilfsspiegel von 100mm mit dem gleichen Lichtaufnahmewinkel.
Für erhöhte Lichtansprüche kann zusätzlich noch ein Linsensystem, bestehend aus zwei thorischen Linsen mit gegenseitig gekreuzten Zylinderflächen benutzt werden. Durch die Anordnung der Spiegel wird das in einem Winkel von 360° abgestrahlte Licht fast vollkommen erfaßt und ergibt bei der Projektion eine reinweiße, über die ganze Bildwandfläche gleichmäßige Lichtfarbe.
Der maximale Lampenstrom der XBO 2001 beträgt 70A. Zur Verlängerung der Lebensdauer der Lampe wird jedoch mit einer mittleren Belastung von 60A gearbeitet und erst bei allmählicher Schwärzung des Kolbens die Stromstärke bis auf 70A erhöht, um während der ganzen Lebensdauer der Lampe eine konstante Lichtleistung zu erzielen. Da das Zünden der Xenon-Lampe sich im Lautsprecher durch ein Knacken anzeigt, wird von Bauer empfohlen, die für die Projektion jeweils nicht benutzte Lampe auf Ruhestrom einzustellen, während Zeiss Ikon schaltungstechnische Möglichkeiten geschaffen hat, daß die Xenon-Lampen auch während der Vorführung ohne Störung der Tonanlage gezündet werden können (s. a. FV 9/1956).
Das von Frieseke & Hoepfner entwickelte System verwendet eine von den bisher bekannten Konstruktionen abweichende Anordnung, indem oberhalb der senkrecht untergebrachten Xenon-Lampe (XBO 2001) ein weit umfassender Parabolspiegel vorgesehen ist, der das ringförmig ausgestrahlte Licht auffängt und in Form eines parallelen Strahlenbündels nach unten auf einen schräg gestellten Spiegel lenkt, von wo es über einen großen Kondensor zum Bildfenster gebündelt wird.
Dieser schräg gestellte Spiegel ist ein sog. „Interferenzspiegel", der die Eigenschaft hat, die sichtbaren Lichtstrahlen zu reflektieren und die (unsichtbaren) Wärmestrahlen durchzulassen. Auf diese Weise wird eine sehr wirksame Wärmeausfilterung erreicht und schädliche Wärme von den filmführenden Teilen und vom Filmmaterial abgehalten.
Bilder
Anordnung zur Fernseh-Abtastung vom laufenden Film und von Dias bei der „Zeiss Ikon-Telekino-und Teledia-Anlage11. Rechts das Grundig-Fernauge (Werkfoto: Zeiss Ikon)
Dr.-Ing. Jotzoff, der Chefkonstrukteur von Frieseke & Hoepfner, erläutert Interessenten die neue FH-Xenon-Lampe (Foto: L. Bartosch)
Die Bauer-B L 8 G, eine Sonderausführung der Bauer BL-8-Lampe mit Projektionsglühlampe (Werkfoto: Bauer)
.
XENON - Neue Bildbreite bis zu 11,5m bei Cinemascope
Bei allen drei Ausführungen, die auf der photokina gezeigt wurden, ist das Zündgerät im Lampenhaus untergebracht, so daß die Bedienung einer Projektionseinrichtung mit Xenon-Lampe wesentlich einfacher ist, als die einer Spiegelbogenlampe. Mit der Entwicklung dieser neuartigen Projektionslichtquelle ist die Anwendung der Xenon-Lampe nicht mehr wie bisher auf das kleine Theater beschränkt, da es nunmehr möglich ist, mit Xenon-Lampen und entsprechenden optischen Einrichtungen Bildbreiten bis zu etwa 8m bei Normalfilm und 11,5m bei Cinemascope- Projektion zufriedenstellend und gleichbleibend hell auszuleuchten.
Sonstige Neuerungen
Außer den bereits in der Vorschau auf die photokina 1956 in FV 9/1956 aufgeführten kinotechnischen Neuerungen und Verbesserungen vorhandener Konstruktionen waren noch eine Reihe weiterer Neuerungen zu verzeichnen, über die nachstehend zusammenfassend kurz berichtet werden soll.
Das für den Askania-Projektor AP XII verwendete Dia-Ansatzlampenhaus ist eine Konstruktion der Fa. KIWE Rudolph Bergfelder, Köln, die auch getrennte Dia Projektoren mit schattenfreier Überblendung liefert. Die Einrichtungen besitzen Doppel-Kondensoren aus Hartglas, wobei die hintere Linse, d. h. die der Winkel-Bogenlampe zugekehrte, gefedert befestigt ist und sich zum Reinigen bequem herausnehmen läßt. Auf ein besonderes Merkmal des AP-XII-Projektors, die herausnehmbare Filmtüre, die ein gutes Sauberhalten der Filmführung ermöglicht, sei in diesem Zusammenhang nochmals besonders hingewiesen.
Die ausführliche Beschreibung der Neuerungen von Bauer in FV 9/1956 ist noch mit einem Hinweis auf zwei weitere Neuerungen zu ergänzen: Zusatz-Einrichtungen für Breitwand-Dia-Vorführung und Projektions-Einrichtung mit Glühlicht. Für die Vorführung von Breitwand-Dias, für die allmählich in den Lichtspieltheatern Interesse besteht (s. a. FV 8/1956), wurden von Bauer Zusatzteile entwickelt, die für vorhandene Bauer-Diaprojektoren und Anbau-Diageräte verwendet werden können.
Da für die Breitwand-Diaprojektion bekanntlich Objektive der halben Brennweite im Wechsel mit Objektiven für die bisherige Dia-Projektion benutzt werden, wurde eine neue Stütze für die Objektivhaltestange und eine Blende, die die beiden Objektiv-Führungsstangen an der Vorderseite miteinander verbindet, entwickelt.
Außerdem werden für die verschiebbare Trägerplatte Stellringe geliefert, mit denen auf den Führungsstangen zwei Endstellungen markiert werden können, so daß der Vorführer nach der normalen Dia-Vorführung lediglich die Objektiv-Trägerplatte bis zum Anschlag zurückschieben muß, um den richtigen Abstand des Objektivs vom Breitwand-Dia zu erhalten.
Für die Vorführung von Breitwand-Dias nach dem System der Fa. S-Reklame, München, wurde für die kombinierte Vorführung eine Vorsatzlinse entwickelt, welche die Brennweite des Normalobjektivs um die Hälfte verkürzt, so daß man bei dieser Einrichtung mit einem Objektiv für beide Projektionsarten auskommt.
Bild : Schematische Darstellung des Strahlenganges der FH-Xenon-Lampe (Zeichnung v. Verf.1
Kleine Kinos, kleine Räume, in Filmateliers usw ....
Für Filmvorführungen in kleinen Räumen, in Filmateliers, in Kopieranstalten, beim Rundfunk, Fernsehen und auch für die Probevorführung von Filmen in Lichtspieltheatern wurde von Bauer eine Sonderausführung der BL8-Spiegellampe mit Projektions-Glühlampe unter der Bezeichnung BL8G geschaffen.
Als Lichtquelle kann wahlweise eine 500W-, 750W- oder 1000W-Röhrenlampe verwendet werden. Zur besseren Lichtausnutzung wird zusätzlich zu dem asphärischen Hohlspiegel von 300mm ein Rückspiegel benutzt, der das nach vorn abgestrahlte Licht auf den Hohlspiegel zurückwirft.
Mit dieser Beleuchtungs-Einrichtung können bei 100 Lx Beleuchtungsstärke Bildbreiten bis zu 4m ausgeleuchtet werden. Für die Ausleuchtung kleinerer Bildflächen wird ein Regelwiderstand für die Glühlampe vorgesehen.
Neues von Klangfilm
Dem ausführlichen Bericht über das Ausstellungs- und Fabrikations - Programm von Klangfilm ist noch nachzutragen, daß auf der photokina erstmalig ein neuartiges elektroakustisches Bauelement, die „akustische Linse", gezeigt wurde. Durch diese Vorrichtung wird die Möglichkeit ausgenutzt, den Schall durch Einfügen von Wegstrecken abweichender Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Wellenzug zu sammeln oder zu zerstreuen.
Es wird also ein Vorgang in das elektroakustische Gebiet übertragen, wie er bei optischen und elektromagnetischen Linsen angewendet wird.
Die „akustische Linse" ist in diesem Fall eine Zerstreuungslinse, mit der der seitliche Streuwinkel von Lautsprechern vergrößert werden kann, indem zum Rande der Lautsprecher-Öffnung hin eine Laufzeit-verzögerung eingeschaltet wird. Das wird dadurch erreicht, daß der Schall durch schräge Schlitze geführt wird, deren Länge nach der Seite hin zunimmt. Hierdurch ergibt sich eine Vergrößerung des seitlichen Schallstreuungswinkels und eine gleichmäßigere Beschallung des ganzen Zuschauerraumes. Die akustische Linse ist insbesondere für Konus-Lautsprecher vorgesehen, sie kann aber auch für die Hochton - Systeme der EURODYN-Lautsprecher -Kombination mit Erfolg verwendet werden.
.
Die letzten Reste an Informationen
Das Fabrikationsprogramm der Firma Badischer Normteile- und Apparatebau (BNA) F. W. Hehlinger, Lahr/Schwarz-wald, die ebenfalls in Halle VIII der Photokina vertreten war, umfaßt elektro-automatische Vorhangzugwinden für alle vorkommenden Verwendungszwecke und Schaltarten und Blenden- Zugmaschinen mit Einknopf-Bedienung sowie Notbeleuchtungs- Schaltgeräte mit und ohne Batterie-Ladeeinrichtung und Notbeleuchtungs- Zubehör.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß auch die Lieferfirmen für Kinobestuhlung Neuerungen zeigten, so u. a. die Fa. Schröder und Henzelmann, Bad Oeynhausen, einen einbeinigen Stuhl mit neuartig geformter Sitzfläche und Rückenlehne „CORTINA", der sehr raumsparend ist und viel Fußfreiheit bietet, und die Firma Gustav Wegener, Berlin, eine ähnliche Konstruktion mit drehbarem Sitz. Die Firma Fischer/Oeftingen, bekannt als Europas größte Spezialfabrik für Kinoleuchten, zeigte verschiedene neue Modelle von Wandleuchten, u. a. eine Leuchte „Lebendes Licht" und „Ilse", die nach der Chefin des Gloria-Film-Verleih benannt ist.
Überblickt man zusammenfassend die vorstehenden Ausführungen und die in der Vorschau auf die Photokina in FV 9/1956 bereits gemeldeten Neuerungen, so kann festgestellt werden, daß die diesjährige Photokina in bisher nicht erreichtem Maße eine Übersicht über den film- und kinotechnischen Entwicklungsstand gegeben und die Bedeutung der Kinotechnik auch in wirtschaftlicher Beziehung, insbesondere für den Export, erneut unter Beweis gestellt hat. -Z-
- Anmerkung : Eine leider beschönigende Fehleinschätzung von 1956 : Es zeigte sich hingegen ganz deutlich, daß alles an Technik rund um den 35mm Film fertig entwickelt war und ist und deshalb kaum Neuerungen gezeigt wurden, weil sie auch schon nicht mehr verkäuflich waren.
Ab 1956 wurden nur noch wenige Kinos neu erstellt und auch die Ersatzbeschaffung von Technik - bis auf die Xenon-Lampe - brach ein. Ab Ende 1956 ging es rapide abwärts.
.