1954 gab es ein neues spezielles Blättchcn - "Der Filmvorführer"
Sept. 2025 - von Gert Redlich - Die Glanzzeit des deutschen und auch des europäischen Kinos begann erst ein paar Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs (das war im April 1945) und "alle" sprangen auf den lukrativen Zug auf.
Es gab beinahe 10 unterschiedliche (deutsche) "Film-Blättchen" - und dazu fast zu jedem Film ein eigenes Werbe-Blättchen - mit den populistischen Werbesprüchen eines jeden auch noch so trivial blöden Heimatschmökers und es gab mehrere Firmenpublikationen der Kinogeräte-Hersteller über die in diesen Firmen jeweils aktuelle Film-Technik sowie die neuen Entwicklungen.
Die Kino-Besitzer bzw. die Kino-Betreiber wurden umworben, möglichst das Neueste an Technik anzuschaffen bzw. "zu kaufen".
Vergessen wurde dabei offensichtlich der angelich so wichtige Mann im Vorführraum, der "Spezialist", der für den Betrieb des Kinos sorgte.
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Im Januar 1954 wurde das "korrigiert" ......
Es gab da nämlich - sogar in 1953 immer noch - ein paar "Problemchen" mit dem extrem leicht entflammbaren Nitrozellulose-Film, der bis dahin immer noch (oder viel zu oft) in den Kinos gespielt wurde.
Jeder Vorführer musste daher eine (Art von) Ausbildung machen und eine Prüfung ablegen, wie es teilweise heute noch in 2025 (aber in anderen Branchen) der Fall ist. Aus heutiger Sicht (2025) war diese Prüfung fast schon trivial einfach - im Vergleich zu dem Wissen um unsere heutige PC Technik und die Betriebssysteme und Anwendungsprogramme. Insbesondere Deutschland war und ist ja ein Prüfungsland.
Was lag da näher, als für diese "wichtigen" Leute auch noch eine spezielle Zeitung- ein Blättchen - zu machen. Dabei spielte es keine Rolle, daß es ab 1920 !! schon an die 20 ausführliche Handbücher für Filmvorführer gab, die auch allgemein verbreitet waren.
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Es gab aber doch nur genau 10 Jahrgänge, dann war Schluß !
In dieser damals neuen Monats-Zeitschrift wurde dem Filmvorführer - und das waren in der Regel ungelernte bzw. angelernte Kräfte aus allen Branchen und eben keine Diplom-Ingenieure - hier noch einmal das aktuelle Wissen angedient oder neu vermittelt, ein Wissen, das er ja sowieso in den Sshulungen und Lehrgängen und zur Prüfung hätte haben müssen oder sollen.
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Bemerkenswert für uns heute ist jedoch, wie hier (teilweise) komplexe Vorgänge auf leicht lesbarem Niveau - dem Niveau der allermeisten Vorführer entsprechend - gut erklärt dargelegt wurden. Und das im Gegensatz zur FKT-Zeitschrift, in der das Niveau deutlich höher und damit teilweise zu hoch angesetzt war. Das alleine macht für mich Sinn, dieses Wissen von damals heute nocheinmal zu veröffentlichen.
Die Jahre ab 1950 brachten - jedenfalls für das Kino und siene Mitarbeiter - umfangreiche neue technische Entwicklungen und auch neue Erkenntnisse mit sich. Der Verstärkerbau und die Lautsprechertechnik machten große Sprünge. Auch kamen die Transistoren in immer mehr Geräten zum Einsatz und auch bei der Projektions-Optik tat sich viel.
Eine der größten Neuerungen kam 1953 aus den USA, der Cinemascope-Film mit der 4-Kanal Magnetton-Technik. Fast zeitgleich wurde die neue Xenon-Lampe marktreif entwickelt und in der Kinoprojektion eingesetzt. Später zum Ende der 1950er Jahre kam der Stereoplattenspieler auf den Markt. All das sollte oder mußte auch der altgediente Filmvorführer neu dazu lernen.
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Doch zwischen den Zeilen stand verklausuliert die draußen im Feld sichtbare Wahrheit, wie es um die Kinos stand.....
So schnell, wie der enorme Aufschwung gekommen war, so schnell (eigentlich fast noch schneller) flaute er auch wieder ab. -
Bereite 1956 war dieser Hype vorbei und die Kinos auf dem Land liefen nicht mehr, in den grösseren Städten nur noch leidlich. Die Hersteller der Kinotechnik überboten sich mit der Automatisierung des Filmvorführbetriebs, was doch bedeutete, den Filmvorführer könnte man einsparen.
Das alles stand zwischen den Zeilen, wenn man genau hinschaun wollte. Und dann ab 1962 ging es brachialgewaltig abwärts. Auch der 70mm Film konnte es nicht mehr retten, das Kino als Goldesel war auf einmal "out". - Alles das entnehmen wir diesem 8 Seiten - Monats-Blättchen - "Der Filmvorführer".
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Diese Begrüßung lesen sie im ersten Heft - Januar 1954:
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Sehr geehrter Filmvorführer !
Die Sorge um konkurrenzfähige Filmvorführer hat den WirtSchaftsverband der Filmtheater, Baden-Württemberg veranlaßt, das heute vorliegende Fachblatt „Der Filmvorführer" herauszugeben. Die technische Entwicklung und die zu erwartende Konkurrenz durch das Fernsehen machen es unbedingt erforderlich, dass ein Filmvorführer, der als erster Mitarbeiter im Filmtheater wirkt und anzusprechen ist, über alle technischen Neuerungen und Erkenntnisse ausführlich und umfassend informiert wird.
Ein neu auftretendes Projektionsverfahren darf für einen verantwortungsbewußten Filmvorführer kein Buch mit sieben Siegeln sein! Wir wollen Ihnen helfen Ihre technischen Kenntnisse zu erweitern und beabsichtigen mit unserem Organ „Der Filmvorführer" alle Probleme dieses wichtigen Berufszweiges der Filmbranche anzuschneiden.
Ihr Chef erwartet mit Recht von einem ausgebildeten und geprüften Filmvorführer aufgeschlossenes Interesse für alle technischen Neuerungen und wird sicher bereit sein, Ihre Verbesserungsvorschläge sorgfältig zu prüfen. Ihr Fachblatt wird Ihnen wertvolle Anregungen geben können, denn es stehen uns ausgezeichnete Fachkräfte der Kinotechnik und Filmwirtschaft zur Verfügung, die uns ihre Mitarbeit an dem vorliegenden Fachblatt „Der Filmvorführer" zugesagt haben.
Eine weitere Aufgabe dieses Fachblattes wird es sein, alte bewährte Filmvorführer zu Wort kommen zu lassen, die ihre oft jahrzehntelange Erfahrung dem Filmvorführer-Nachwuchs gern vermitteln werden.
Selbstverständlich ist uns auch jede Anregung willkommen und wie Sie selbst aus Ihrer eigenen Praxis wissen werden, ist es für einen Filmvorführer unerläßlich, mit der ständig fortschreitenden Entwicklung in lebendigem Kontakt zu stehen. In diesem Sinne hoffen wir eine bisher bestehende Lücke im Berufsleben der Filmvorführer auszufüllen und werden Ihnen jederzeit helfend und beratend zur Seite stehen.
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