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Philips »Kontakte« 55 / Februar 1982

Das war also das letzte der Kontakte Magazine aus Hamburg. Auch bei Philips wurde die wirtschaftliche Notbremse gezogen und alles auf den Prüfstand gestellt, auf das man verzichten konnte oder das man deutlich preiswerter haben konnte.

Bei BRAUN in Kronberg zum Beispiel wurde die ganze Hifi-Sparte "ausgegliedert" bzw. verkauft und als BEL umfirmiert, falls da etwas schief laufen sollte. tat es später auch. Bei Philips mußte in ganz anderen Größenordnungen gedacht werden, denn 300.000 Mitarbeiter gegenüber Grundig mit 30.000 und BRAUN mit 3.000 sind ganz andere Dimensionen.
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Jedenfalls ist die Nachfolge-Ausgabe "Kontakte Aktuell" ein ganz trauriges Beispiel von Einsparungen, die natürlich auch den Zustand der Firma abbilden, so sehr man sich auch anstrengt. Außerdem hatten die Philips Händler fast alle am eigenen Leib gespürt, wie heftig eine Rezession wirken kann, wenn wochenlang kein Kunde mehr zum Kaufen in den eigenen Laden kommt.
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Philips »Kontakte« 55 / Februar 1982
Inhalt :

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Elektronisches Wohnzimmer - Einen Blick in eine nicht allzuferne Zukunft vermittelt das bei Grüner + Jahr aufgebaute Wohnzimmer mit Philips Geräten aus dem Audio-und Videobereich. Seite 6
Allgemeines - kurz berichtet Im Blickpunkt
Diktiergeräte 590 und 660 Rufsystem dp 6000
Audio
D 2924 - der Spezialist für Reise und Wellenjagd 14
Ein Kofferradio mit viel Bedienungskomfort und technischen Finessen. 15
Integriertes elektronisches Fahrer-Informationssystem für Kraftfahrzeuge 30
Die Elektronik ermöglicht auch auf dem Automobilsektor neue Lösungen.
Video
Stereo-TV-Tuner V 5000 4 - „Stereonachrüstung" für Mono-Geräte.
Video 2000 machte das Rennen 5 - Klarer Sieger eines Vergleichstests wurde das europäische Recordersystem.
Elektronisches Wohnzimmer der Zukunft 6
Was ist Bigfon? 12 - Wie sich die Bundespost ein modernes Kommunikationsnetz vorstellt.
Video-Wächter 19 - Eine Schwarzweiß-Überwachungsanlage.
Ein dreidimensionales Experiment 26
Medienpartner Sonopress 28 - Ein Interview mit Dr. Uwe Swientek.
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Perspektiven für Philips 1982

Einem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienenen Gespräch mit Dr. W. Dekker, seit Anfang des Jahres neuer Vorstandsvorsitzender des Philips-Konzerns in Eindhoven, entnahmen wir die nachfolgenden Passagen:

„Der Philips-Konzern soll seine Marktbedeutung erhalten und weiter ausbauen, die Produktivität soll verstärkt, die Rentabilität verbessert, die Struktur den Markgegebenheiten angepaßt werden. Als „Realist" hofft Dekker, daß es trotz der gegenwärtig schlechten Konsumgüterkonjunktur vor allem in Europa auch im neuen Jahr 1982 weiter aufwärtsgeht. Die ersten Erfolge des 1980 begonnenen Umstrukturierungsprozesses bei Philips zeichnen sich bereits ab. Bei einem Umsatzzuwachs im Konzern von rund vier% und einem Nettogewinn wie 1980 konnte Philips 1981 vergleichsweise ordentlich abschneiden. 1982 wird zwar nicht wesentlich besser werden, aber auch nicht schlechter, prognostiziert er.

Zwar ist Philips nach wie vor der größte Hersteller von Fensehgeräten in der Welt. Aber man hat in Eindhoven eingesehen, daß vor allem die neuen Medien zukunftsträchig sind: Das Fernsehgerät wird, so meint Dekker, künftig immer mehr auch anderen Aufgaben dienen, nicht nur der Unterhaltung. Auch im Privathaushalt werde das Informationszentrum mit Bildschirm, Kleincomputer, Teletex, Kabelfernsehen, Fernkopierer und ähnlichem zunehmend Eingang finden.

Der Erfolg des Videorecorders spreche ebenfalls eine deutliche Sprache. Dies alles aber erfordere einen großen Aufwand an Forschung und Entwicklung. Dekker verhehlt jedoch nicht, daß das Jahr 1982 nochmals Opfer fordern werde. Für 1980 hat der Konzern 800 Millionen Gulden für die Umstrukturierung aufgewendet, und für 1981 sei es „nochmals eine große Summe gewesen", erklärt der Präsident.

Auch in den kommenden drei bis vier Jahren werde der Prozeß weitergehen, mit dem vor allem Überkapazitäten in einigen Bereichen abgebaut und zukunftsträchtige Produktionen ausgebaut werden sollen.

Im Zuge der Umstrukturierung sind bei Philips alle Maßnahmen ohne Rücksicht auf enge nationale Grenzen getroffen worden. Philips ist heute in drei große Hauptbereiche aufgegliedert: Europa, Amerika und Fernost.

Amerika sei für Philips in erster Linie für die technische Entwicklung wichtig, sagt Dekker, Europa hinke hier in der Regel drei bis vier Jahre hinter Amerika her. Auch das Geschäft mit dem Ostblock werde ausgeweitet; es war lange Zeit zugunsten anderer Märkte vernachlässigt worden. Anfang 1982 wird Philips in Moskau ein eigenes Büro eröffnen; seit 1981 ist man in Jugoslawien mit einer Niederlassung vertreten.

Der neue Philips-Chef sieht in der Flexibilität des Konzerns eine der Hauptstärken im eher noch schärferen Konkurrenzkampf. Das müsse auch für die nationalen Gesellschaften der Gruppe gelten; die Neuformierung der deutschen Philips-Unternehmen deutet darauf schon hin. Das kurzfristige Ziel sei jedenfalls, die Rentabilität zu verbessern. Philips wolle sich aber vor allem auf die angestammten Gebiete konzentrieren und hier weiterhin eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt spielen".
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  • Anmerkung : In dem Interview bestätigt auch der oberste Philips Chef, daß die Jahre 1980 und 1981 absolut katastrophal waren und Philips sich ganz gewaltig anstrengen müßte, seine Marktstellung (gegen die Japaner) zu verteidigen.

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Zum Titelbild:

Blick in den 5000 Personen fassenden Saal 1 des Internationalen Congress Centrums (ICC) in Berlin. Philips lieferte für dieses imposante Bauwerk neben umfangreichen Audio- und Videoanlagen auch Tausende von Leuchtstoff- und Glühlampen aus dem Vertriebsprogramm des Unternehmensbereiches Licht und Anlagen zusammen mit entsprechenden Leuchten aus dem Novalux-Programm.
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Februar 1982 - KURZ BERICHTET - Wenn Köpfe rollen ...
Wechsel in der Philips Geschäftsführung

In ihren Sitzungen am 14. Januar 1982 haben die Aufsichtsräte der Allgemeinen Deutschen Philips Industrie GmbH (Alldephi) und der Philips GmbH, beide Hamburg, einige personelle Änderungen in den Geschäftsführungen dieser Unternehmen beschlossen bzw. zur Kenntnis genommen. Karl-Heinz Busacker, 51, ist zum 1. Februar 1982 zum Geschäftsführer der Alldephi und der Philips GmbH bestellt worden. Busacker ist Nachfolger von Jan van Leeuwen, 60, der nach Erreichen des Pensionsalters zum gleichen Zeitpunkt in den Ruhestand tritt.

Van Leeuwen war in der Alldephi Geschäftsführung seit 1. Oktober 1974 für Finanzen und Administration zuständig. Dieter Bonow, 47, seit Mitte 1980 Geschäftsführer der Philips GmbH, ist zum 1. Juli 1982 auch zum Geschäftsführer der Alldephi sowie zum Arbeitsdirektor der Alldephi und der Philips GmbH bestellt worden. Er wird Nachfolger von J. Möllers, 64, der bis zum Zeitpunkt seiner Pensionierung zum ordentlichen Geschäftsführer der Alldephi bestellt worden ist.

Ebenfalls zum 1. Juli 1982 hat der Aufsichtsrat Dr. Gert Lorenz, 52, bisher Geschäftsführer der Philips GmbH und Leiter des Valvo Unternehmensbereichs Bauelemente und seit Jahresbeginn Vorsitzender des Vorstandes der Philips Kommunikations Industrie AG, Nürnberg, gleichzeitig zum Geschäftsführer der Alldephi bestellt. Die Geschäftsführung der deutschen Philips Holding wird damit auf fünf Mitglieder erweitert werden, die künftig als Vorstand fungieren.

Der Aufsichtsrat der Philips GmbH hat zur Kenntnis genommen, daß Dr. Lüder Beeken, 57, von 1968-1974 Vorsitzender der Geschäftsführung der damaligen Deutschen Philips GmbH und seither Geschäftsführer der Philips GmbH, zum 1. Februar 1982 wegen unterschiedlicher Auffassungen in geschäftspolitischen Fragen in gegenseitigem Einvernehmen aus dem Unternehmen ausscheidet.
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  • Anmerkung : Aufgrund anderer uns zugänglicher Informationen ist hier anzumerken, daß das Drängen der Holländer auf mehr Umsatz und/oder mehr Stückzahlen in West-Deutschland in einem "absolut toten Markt" laut Dr.Lüder Beeken einfach nicht machbar sei bzw. war. Die Abfindung war aber erklecklich.

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Februar 1982 - KURZ BERICHTET - weitere Köpfe ....

Philips Unterhaltungselektronik mit verstärkter Vertriebsgruppe
Mit einer Verstärkung seiner Vertriebsgruppe in der Hauptniederlassung in Hamburg schließt der Unternehmensbereich Unterhaltungselektronik der Philips GmbH eine Anzahl struktureller und organisatorischer Veränderungen ab, die Mitte 1981 mit der Zusammenführung der Audio- und Video-Aktivitäten in einem Unternehmensbereich Unterhaltungselektronik unter der Leitung von Hanns-Dieter Horn begannen.

Im Rahmen dieser Maßnahmen, die darauf abzielen, im Vertriebsbereich schneller und direkter zu operieren, wurden neben den Marktbereichen zum 1. Januar 1982 zentrale Vertriebsleitungen etabliert, die auf Vertriebswege bzw. Kundenstrukturen ausgerichtet sind. Unter der Leitung von G. von der Heyde, verantwortlich für den Gesamtvertrieb, hat A. Herrmann die Ver-triebsleitung Einzelhandel übernommen. R. Ludwig wurde Vertriebsleiter für den Großhandel und K. Kleinschmidt wurde die Vertriebsleitung für den Bereich Autoradio übertragen. Leiter der Werbung für den Unternehmensbereich Unterhaltungselektronik ist seit Jahresbeginn G. Schröer.

Mit Wirkung vom 1. Januar 1982
wird die bisherige Vertriebsniederlassung SÜD in zwei Niederlassungen aufgeteilt, und zwar in die Niederlassung München mit dem angeschlossenen Verkaufsbüro Nürnberg und in die Niederlassung Stuttgart mit dem angeschlossenen Verkaufsbüro Freiburg. Als Leiter der Niederlassung München wird Ralf Stadler und als Leiter der Niederlassung Stuttgart Karl-Ernst Hasenberg eingesetzt.

KURZ BERICHTET
Neuer Werksleiter in Aachen

Am 1. Oktober 1981 erhielt das Glühlampenwerk Aachen der Philips GmbH einen neuen Werksleiter. Der bisherige Leiter Ir. A. J. van Liere, Direktor der Philips GmbH, wird aus der deutschen Philips Organisation ausscheiden, um künftig als technischer Geschäftsführer für Philips-Aktivitäten in Mexiko verantwortlich zu sein. Sein Nachfolger wird Ir. Marius van der Vlies. Ir. Marius van der Vlies wurde am 11. Mai 1933 in Hardinxsveld (Niederlande) geboren. Nach seiner Schulzeit und seinem Maschinenbau-Studium kam er 1956 zu Philips.

Zunächst war er als Fabrikationsassistent im Lampenbereich tätig, um 1959 als Leiter einer Fabrikation nach Norwegen zu gehen. Es folgten Stationen in den Niederlanden, Belgien, Griechenland, Indonesien, Frankreich, Malaysia und Indien. Zuletzt war er rund sechs Jahre als Werksleiter in Australien tätig. Seit dem 1. Januar 1980 war van der Vlies wieder in den Niederlanden, wo er bis zu seinem Amtsantritt in Aachen das Glühlampenwerk in Terneuzen leitete.

KURZ BERICHTET
"Vereinbarung" über die neue 8mm Video-Cassette

Philips, der größte europäische Hersteller von Unterhaltungselektronik, und führende japanische Hersteller haben in gemeinsamen Gesprächen die technischen Parameter für eine neue, kleinere Video-Cassette festgelegt.

  • Anmerkung : Solch ein Unsinn. SONY kam mit der 8mm Video 8 Kassette mit ganz neuen und leichten Camcordern nahezu alleine auf den Welt-Markt und alle anderen - insbesondere die Europäer, die überhaupt nicht gefragt wurden - wurden in diesem ebenfalls stagnierenden Markt vom Leidensdruck getrieben, dort schmollend oder grollend mitzuziehen.

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Nach Meinung der Gesprächspartner Philips, Hitachi, JVC, Matsushita und Sony ist diese neue Video-Cassette mit 8mm breitem Band besonders für die Verwendung in sogenannten Kamera-Recordern geeignet. Derartige Geräte können nach Meinung der Experten frühestens in etwa zwei Jahren verfügbar sein.

  • Anmerkung : Der Begriff "Gesprächspartner" suggeriert da ein Mitspracherecht oder Ähnliches. Dem war aber ganz bestimmt nicht so, denn dann hätten zuerst mal die Amerikaner mit einem erheblich größeren Markt dabei sein wollen oder müssen.


Unter Zugrundelegung dieser technischen Daten eröffnet die 8mm- Video-Cassette neue Möglichkeiten, um wirklich leichtgewichtige und kompakt aufgebaute, netzunabhängige und tragbare Video- Aufzeichnungsgeräte zu entwickeln.

Dadurch erfahren die gegenwärtig üblichen stationären Heim-Video-Recorder eine wesentliche Erweiterung ihres Aktionsradius: die „im Freien" mit den neuen Kamera-Recordern gemachten Aufzeichnungen können leicht auf die Heimgeräte überspielt werden.

Philips und die übrigen Firmen der oben genannten "Gesprächsrunde" sind bereit, auch mit weiteren Herstellern von Video-Recordern, Kameras und Magnetbändern Gespräche über die neue Video-Cassette fortzusetzen und zu vertiefen. Die Cassettenabmessungen sind voraussichtlich 9 x 6 x 1,4 cm, die Spieldauer beträgt eine Stunde.
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  • Anmerkung : Auch das ist alles Unsinn. Nach japanischen Informationen war SONY bei der 8mm Video-Kassette die treibende Kraft und der originäre Lizenzgeber. Philips hatte da überhaupt nichts zu melden.

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KURZ BERICHTET
Hüthig Verlag übernimmt Philips Fachbücher

Die Philips GmbH, Hamburg, hat zum 1. Januar 1982 ihre Fachbuch-Verlagsaktivitäten auf den Dr. Alfred Hüthig Verlag GmbH, Heidelberg, übertragen.

  • Anmerkung : So zeigt sich indirekt, daß auch die große Philips unbedingt sparen mußte. Andere Firmen habe ihre Hauszeitschriften drastisch reduziert und auch die Weiterbildung fremd vergeben, weil es einfach zu teuer geworden war. Man nannte das, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren.


Die von Philips Mitarbeitern verfaßten Buchtitel werden künftig vom Lektorat über die Produktion bis hin zum Vertrieb über den deutschen Buchhandel im Rahmen einer eigenständigen Philips Fachbuchreihe vom Haus Hüthig verlegerisch betreut.

So verbindet sich das technisch wissenschaftliche Autoren-Potential eines großen Elektronik-Unternehmens mit den spezifischen Fähigkeiten eines Verlagsunternehmens, das Elektrotechnik und Elektronik als traditionelle Schwerpunkte der Publizität im Buch- und Zeitschriftenprogramm pflegt.

Der vom Markting verfaßte "blablabla" Spruch geht also so :

  • Für Philips liegt die Übertragung des erfolgreichen Fachbuch- Programms auf den Hüthig Verlag auf der konsequent fortgeführten Linie der Unternehmensstrategie, die auf die Konzentration der Kräfte auf die eigenen Kerngebiete ausgerichtet ist.

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KURZ BERICHTET
Neue Gesellschaft: Philips Kommunikations Industrie AG.

Am 1. Januar 1982 hat die neugegründete Philips Kommunikations Industrie AG. mit Sitz in Nürberg ihre Geschäfte aufgenommen.

Sie besteht aus den drei Unternehmensbereichen Feiten & Guilleaume (F&G) Nachrichtenkabel und -anlagen, TEKADE Fernmeldeanlagen sowie Philips Data Systems. Der Vorstand des neuen Unternehmens setzt sich wie folgt zusammen: Dr. Gert Lorenz (Vorsitzender), Dr. Michael Hoffmann (Stellvertreter) Philips Data Systems, Dr. Jürgen Peter Starke (F & G Nachrichtenkabel und -anlagen) Hermann Grosser (TEKADE Fernmeldeanlagen), Adolf Brockhoff (Personal), Rainer v. Geldern (Finanzen-Betriebswirtschaft), Dr. Carl-Friedrich Schuh (Sonderaufgaben). Nähere Informationen bringen wir auf Seite 32 dieser Ausgabe.

VIDEOTECHNIK 1982
Elektronisches Wohnzimmer der Zukunft

Wenn man das „Elektronische Wohnzimmer der Zukunft" betritt, sieht und merkt man kaum etwas von der Technik. Tarnung ist hier alles, denn auch morgen möchte man ja in so einem Zimmer in erster Linie wohnen. Die perfekte elektronische Ausrüstung gehört selbstverständlich dazu, doch man will sie zwar stets zur Hand, aber nicht ständig vor Augen haben.

Aus diesen Überlegungen heraus kam das Hamburger Verlagshaus Grüner + Jahr zu einer bemerkenswerten Lösung:

Die Familie wird nicht von der Technik erdrückt - das Familienleben bleibt in aller Gemütlichkeit erhalten. Was eigentlich nur für einen besonderen Anlaß gedacht war, erwies sich inzwischen als großer Knüller: Das „Wohnzimmer der Zukunft" findet so großes Interesse, daß es im obersten Stockwerk des Hochhauses direkt an der Außenalster bis auf weiteres stehen bleiben soll. Es ist mit den neuesten Philips-Geräten komplett ausgerüstet.

Eine Tagung zum Ende Oktober 1982

Satellitenfernsehen, Kabelfernseheri, Bildschirmtext, Videotext - immer ist der Fernsehempfänger dabei. Jahr um Jahr entwickelt er sich mehr zum Kommunikationsinstrument für den Jedermann-Gebrauch. Deshalb stellte die Wissenschaftliche Gesellschaft für Marketing und Unternehmungsführung e.V., Münster, Ende Oktober ihre 2. Arbeitstagung unter das Thema „Neue Medien - Situation und Stand der Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland".

Diese Veranstaltung fand bei Grüner + Jahr in Hamburg statt. Die Redaktion Schöner Wohnen konzipierte und realisierte aus diesem Anlaß das „Wohnzimmer der Zukunft". Besser als alle Erklärungen und Prospekte zeigt dieses Zimmer, wie der Bürger die neuen Medien in seine Wohnwelt einbeziehen kann.

Bei den Vorbereitungen wurde vor allem die Frage berücksichtigt: Was erwarten die Konsumenten? Weil es heute oftmals schon Schwierigkeiten bereitet, die Geräte unterzubringen, und wohl kaum jemand ein besonderes Medienzimmer besitzt, mußte das Wohnzimmer neu konzipiert werden.

Geräte hinter der Wand

Auf den ersten - und auch auf den zweiten - Blick sieht es wie ein ganz normales, modernes Wohnzimmer aus: mit Sitzecke, Sesseln, Tisch, einer Regalwand mit Büchern und so weiter. Aber eben diese Wand ist der entscheidene Teil.

Hinter den einzelnen Elementen, die sich nach beiden Seiten schieben lassen, verbergen sich Großbildschirm, Fernsehgerät (Monitor), Bildplattenspieler, Video-Cassetten- Recorder sowie die Audio-Anlage mit Plattenspieler, Tuner, Verstärker und Cassettendeck. An beiden Seiten befinden sich - ebenso unauffällig - die Lautsprecher.

Wenn nun gerade nicht über den großen oder kleinen Bildschirm ferngesehen werden soll, kann man die Elemente wieder zur Mitte schieben - die Technik ist verschwunden.

An sie erinnert allenfalls noch die auf dem dreieckigen Tisch liegende Fernbedienung, mit der alle wesentlichen Funktionen der Geräte gesteuert werden können. Unter diesem Tisch ist übrigens der Großbildschirm-Projektor versteckt.

Wie kam man zu dieser Lösung?

Der Verlag hatte einen Innenarchitekten beauftragt, der sich die „Tarnwand" inzwischen patentieren ließ. Ein namhafter Möbelhersteller will die Wand in gängigen Breiten und Höhen in Serie produzieren.

Auf dem Wohnzimmertisch steht ein Spiele-Computer, der bei Nichtgebrauch natürlich ebenso hinter der Wand abgestellt werden kann. Zur Ausstattung des „Wohnzimmers der Zukunft" gehört auch eine Video-Kamera, die in diesem Fall zwischen den großen Blättern eines hohen Gewächses plaziert war, und außerdem ein Stereo-Radio-Recorder, der aber auch seinen Platz in der Küche bekommen könnte.

Blickt man in die andere Ecke des Wohnzimmers, sieht man im sogenannten Arbeitsbereich in einem Regal ein Stereo-Farbportable mit Rundfunk- und Cassettenteil sowie auf einem Tisch den Philips Mikrocomputer P2000 mit Drucker und Monitor. Hier kann man über Bildschirmtext mit der Außenwelt kommunizieren, seine Bankgeschäfte abwickeln, Reiseangebote einholen, im Versandhauskatalog blättern oder die neueste Nachrichten-Blitzmeldung abrufen, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.

Angst vor der Technik nehmen

Das „Wohnzimmer der Zukunft" fand inzwischen - ohne daß es bisher publiziert wurde - großes Interesse. Es vergeht kaum ein Tag, an dem keine Besuchergruppe zu Gast ist. Häufig ist dann von Hemmungen vor der komplizierten Technik zu hören. So hat dieses Modell denn auch die Aufgabe, den Menschen die Angst vor der Technik zu nehmen.

Die im Verlag Grüner + Jahr erscheinende Zeitschrift "Schöner Wohnen" wird in einem HiFi-Video-Journal der Ausgabe März 1982 das „Elektronische Wohnzimmer der Zukunft" mit den Philips-Geräten vorstellen und ausführlich berichten.
Richard H. Siefken

Bilder:
Die Geräte sind hinter einer Regelwand verborgen und kommen erst zum Vorschein, wenn die einzelnen Elemente zur Seite geschoben werden.

Die Geräte des Audioteils sind im linken Wandbereich untergebracht.

Als Mittelpunkt der Medienwand dominiert der Projektions-Bildschirm mit Abmessungen von 125 x 96 cm, was einer Bildschirmdiagonale von 152 cm entspricht: Fernsehen im Großformat.

Blick auf den Videoteil der Anlage (rechts von Projektionsschirm)

In der „Arbeitsecke" des elektronischen Wohnzimmers ist die Bildschirmtextanlage mit Mikrocomputer P 2000 und Farbmonitor untergebracht.

Zur Ausstattung gehört auch ein Bildplattenspieler „Laser Vision"

Fernsehunterhaltung kann man auch hausgemacht genießen: Videocassetten und Bildplatten sind zwei Möglichkeiten, der Philips Spielcomputer G 7000 eine reizvolle dritte.

Unter dem Couchtisch ist der TV-Großbildschirm-Projektor versteckt.
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Philips »Kontakte« 55 / Februar 1982
"Was ist BIGPON?"

Zitieren wir zunächst die Deutsche Bundespost:

„Von der Buschtrommel zum hohen technischen Standard unseres heutigen Telekommunikationssystems war ein weiter Weg. Nun gilt es, den nächsten Schritt zu tun, wollen wir das Informationsbedürfnis des Menschen in Zukunft noch befriedigen können: Nachrichtenübertragung mit lichtleitenden Glasfasern. Hierfür entwickelt die Deutsche Bundespost -gemeinsam mit der nachrichtentechnischen Industrie - Geräte und Technologien, welche es ermöglichen sollen, die Glasfaser-Technik zu nutzen für die Bereiche

• Fernsprechen
• Daten/Text/Faksimile
• Bildfernsprechen (5MHz, TV)
• Fernsehen und Hörfunk.

Mitte der 80er Jahre werden Forschung und Planung so weit gediehen sein,
daß die Deutsche Bundespost ein weltweit vorbildliches Angebot von Nutzungsmöglichkeiten des Telekommunikationssystems der Zukunft präsentieren kann."
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Erste Versuche mit Glasfasernetzen

Die Deutsche Bundespost setzt heute bereits Glasfasersysteme in ihrem Fernmeldenetz ein. So können z.B. 165 im Bezirk Berlin-Wilmersdorf wohnende Telefonteilnehmer von sich behaupten, daß sie zu den ersten gehören, die ein »digitales Telefon« besitzen. 142 telefonieren über Glasfaser und 23 über die herkömmliche Kupferleitung.

Für zwei Systemversuche der Deutschen Bundespost im Ortsnetz Berlin hat die zur neugebildeten Philips Kommunikations Industrie AG gehörende Firma Tekade, Nürnberg, ein digitales Telefonsystem entwickelt, das sowohl im vorhandenen Kupferadernetz als auch in künftigen Glasfasernetzen eingesetzt werden kann.

Anläßlich der Funkausstellung stellte Tekade gemeinsam mit Felten & Guilleaume, die das Glasfasernetz verlegte, ihre Systeme der Öffentlichkeit vor.

12 Kilometer Strecke mit 34-Mbit/s-Lichtwellenleiter

Ein weiteres von Tekade entwickeltes und installiertes Projek: Bayerns erste Glasfaser-Fernkabelstrecke zwischen Nürnberg und Schwabach. Über zwei hauchdünne Leitungen aus Glas können gleichzeitig bis zu 480 Telefongespräche übertragen werden. Auf der 12,1 Kilometer langen Strecke wird ein 34-Mbit/s-Lichtwellenleiter-Übertragungssystem von Tekade verwendet. Auch dieses zukunftweisende Projekt ist darauf angelegt, im praktischen Einsatz die Zuverlässigkeit der neuen Technologie im Netz der Deutschen Bundespost zu erproben.

Obwohl die Glasfaser kaum dicker als ein Menschenhaar ist, ist sie enorm »breitbandig«. Das heißt: über die Glasfaser lassen sich viele digitale Dienste mit sehr hohen Bitraten gleichzeitig und unabhängig voneinander übertragen. Im Gegensatz zum Kupfer kann die Glasfaser auch nicht durch irgendwelche elektrischen Störfelder beeinflußt werden.

Die zur Zeit vorstellbare Grenze der Übertragungskapazität heutiger Glasfasern liegt in der Größenordnung von 1 Million Gesprächen gleichzeitig. Abhängig von bestimmten Systemparametern - bedeutsam sind insbesondere der Aufbau der Glasfaser, die Struktur der optischen Sender und die verwendeten Lichtwellenlängen - können allerdings z.Z. nur Übertragungskapazitäten realisiert werden, die weit unterhalb dieser Grenze liegen.

Bild
Technik der Zukunft wurde in der Halle 10 auf der Funkausstellung gezeigt: hier im Bild die BIGFON-Demonstration in der „Wohnecke" mit Philips TV-Gerät und Videorecorder.

IM BLICKPUNKT
Rückblende auf die Funkausstellung 1981

Die Erwartungen wurden weit übertroffen - das war der allgemeine Tenor bei den Ausstellern der Internationalen Funkausstellung Berlin 1981.

  • Anmerkung : Wieder diese immerwährende pauschale unglaubwürdige Einschätzung des angeblichen Publikums-Tenors. Es wäre ja glaubwürdig, wenn es nicht von jeder Messe-Leitung nach jedem Ende einer Messe nahzu wortgleichlautend dahergeplappert würde, immer und immer wieder.


Das große Interesse an dieser Weltmesse der Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationselektronik belegen die 417.641 zahlenden Besucher. Insgesamt kamen rund 175.000 auswärtige Besucher, davon 20.000 Gäste aus dem Ausland.

Das ergibt im Vergleich zu 1979 eine Steigerung um rund ein Viertel. Auch bei den Fachbesuchern konnte in diesem Jahr ein wesentlich größeres Interesse festgestellt werden.

Während 1979 rund 42.000 zahlende Besucher aus der Fachwelt (Handel, Handwerk, Wissenschaft, Forschung, Technik und Medien) registriert wurden, kamen diesmal rund 55.000 Fachleute.

Auf dieser größten Präsentation der Unterhaltungselektronik zeigten 332 Direktaussteller und 212 zusätzlich vertretene Firmen Produkte aus 27 Ländern.

Im Internationalen Pressezentrum wurden 2.300 Journalisten aus 42 Ländern (1979: 1.400 Journalisten aus 37 Ländern) registriert. Die Gesamtsendezeit (Hörfunk und Fernsehen) von ARD und ZDF während der Funkausstellung betrug 210 Stunden.

Tenor der Philips-Pressekonferenz am Tag vor der Eröffnung der Funkausstellung: „Wir haben genug Innovationskraft, Kreativität und Ressourcen, um die Entwicklung auf diesem Markt voranzutreiben und technologisch entscheidend zu beeinflussen."

  • Anmerkung : Das war natürlich eine große Selbstüberschätzung, da die Japaner nur noch gelächelt hatten. Sie hatten die Marktführerschaft schon seit ein paar Jahren übernommen. Übrigens hatte Max Grundig auch mal solch einen Spruch losgelassen.

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Die Videotechnik stand im Vordergrund

Im Vordergrund des geschäftlichen Interesses stand - wie erwartet - der Video-Bereich mit seinen Artikelgruppen Videorecorder, Videokamera samt Zubehör sowie der zugehörigen Software, der bespielten und unbespielten Videocassette.

Auch die neuen Bildplattensysteme wurden in weitergreifende Vertriebsüberlegungen einbezogen. Wie unsere Bilder aus dem Philips-Pavillon zeigen, stand das hier erstmals öffentlich präsentierte Bildplattensystem „Laser Vision" ständig im Blickpunkt der Besucher.

Zu ihnen gehörte auch Berlins Regierender Bürgermeister Richard von Weizsäcker, der sich über dieses neue Medium ausführlich informieren ließ, mit dessen Markteinführung etwa ab Ende 1982 zu rechnen sein wird.

Das spezielle Interesse des Fachhandels und auch des Publikums an einer erst am Anfang ihrer Marktdurchsetzung stehenden Produkt- und Geschäftssparte kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Fernsehempfänger Hauptumsatzträger der Branche geblieben ist.

Die abgeschlossene Funkausstellung belegt es: Zweikanal- bzw. Stereo-Fernsehton, Bildschirmtext, Videotext und natürlich auch der wachsende Videobereich geben - vereint mit einer soliden Technik - dem Fernsehgerät erneuten Auftrieb im Markt.

Angesichts der auf der Funkausstellung vorgeführten neuen Medienentwicklungen - neben der Bildplatte z.B. auch die Mini-Schallplatte, das Satellitenfernsehen und BIGFON (Breitbandiges Integriertes Glasfaser-Fernmeldeortsnetz) - wird auch die weitere Branchenzukunft günstig beurteilt.

Der Eduard-Rhein-Preis 1980

Der Eduard-Rhein-Preis 1980 wurde von seinem Stifter (rechts im Bild) auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin unter anderem an Dipl.-Ing. Lodewijk F. Ottens (Philips, Niederlande) und Dr. Toshitada Doi (Sony, Japan) verliehen. Diese Würdigung wurde ihnen zuteil für die Weiterentwicklung digitaler Aufzeichnungstechniken, die zum neuen Schallplatten-System »Compact Disc Digital Audio« führten.

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1982 - Ein stolzer Rekord:
200 Millionen Radios wurden verkauft

In diesen Tagen konnte Philips ein ungewöhnliches Ereignis in seinem Audiobereich registrieren: Mit nunmehr 200 Millionen verkaufter Radios wurde weltweit ein bislang in der Unterhaltungselektronik einmaliger Rekord aufgestellt.

Man begann 1927 mit der Produktion und brauchte fünf Jahre bis zur ersten Million sowie weitere 39 Jahre, um die 100-Millionen-Marke zu erreichen.

Von 1971 bis heute hat es dann nur noch rund 10 Jahre gedauert, die nächsten 100 Millionen Radios zu bauen und zu verkaufen.

Zwar wurden bei Philips schon seit 1918 verschiedene Typen von Radioröhren hergestellt, aber die eigentliche Gerätefertigung setzte erst neun Jahre später ein. Wie man das Produkt schon damals richtig „ins Bild" zu setzen versuchte, zeigt das Foto oben rechts. Lautsprecher und Empfangsteil waren bei diesem Gerät noch getrennt.

Wenig später brachte Philips die erste integrierte Lösung (Mitte links), die man als den Beginn einer Entwicklung zu immer benutzerfreundlicheren und technisch ausgefeilteren Rundfunkempfängern ansehen darf. Zu den Höhepunkten dieser Art zählen z. B. der Drucktasten-Großsuper D 63 (Ende der 1930er Jahre) und die „Capella", eine AM-FM-Kombination mit Phonoteil Anfang der 1950er Jahre (Bilder oben).

Was aus diesem Gerätetyp, den man noch im eigentlichen Sinn als „Radio" bezeichnen kann, heute geworden ist, zeigt das nebenstehende Bild. Es macht sowohl den technologischen als auch den formgestalterischen Fortschritt deutlich, der in ähnlicher Weise auch bei den tragbaren Radiogeräten zu verzeichnen ist.

Bilder
HiFi-System 516 aus der heutigen Philips-Produktion.
Aus der ersten Produktion: Philips „Paladin".
Erster eingebauter Lautsprecher.
„Aachen-Super" D 63 mit Sender-Drucktasten.
„Capella" mit UKW-Empfangsteil.

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