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Kapitel 7, 8, 9, 10, 11 sowie die 3D Projektion

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Dieses kleine Handbuch der 35mm Kino- und Projektions- Technik aus 1953 ist 123 Seiten lang und beginnt mit der Einleitung und der Inhalts- Übersicht hier auf der einführenden Hauptseite.
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7. Störungen an den elektrischen Geräten und Apparaten

Der Betrieb des modernen Filmtheaters (wir sind immer noch in 1953) erfordert außer den Bildwerfern und Strom-versorgungseinrichtungen noch weitere elektrische Geräte und Apparate, deren Störanfälligkeit im folgenden untersucht werden soll.

Als eines der wichtigsten Geräte ist die Überblendungseinrichtung zu nennen, von der verschiedene Ausführungen existieren.

Es gibt solche, die an der Kabinenvorderwand befestigt sind - also unabhängig vom Bildwerfer -, und Geräte, die sich am Projektor befinden und oftmals einen Bestandteil des Bildwerfers bilden.

Die Überblendungseinrichtung soll Licht und Ton der auslaufenden Maschine ab- und der angelaufenen Maschine anschalten. Die Lichtüberblendung erfolgt mit Klappen im Strahlengang, die Tonüberblendung durch Schalten der Tonlampen oder der Verstärkereingänge.

Der Stangenüberblender

Der einfachste Uberblender ist der Stangenüberblender an der Kabinenvorderwand (Abb. 90). Auf einer Stange sitzen zwei Abdeckscheiben, die abwechselnd den Strahlengang freigeben. In jeder Endstellung wird zusätzlich ein Schalter betätigt, der die Tonlampe schaltet.

Eine verbesserte Überblendung außerhalb des Bildwerfers wurde durch eine Einrichtung geschaffen, die organisch an die Kabinenfenster angepaßt ist (Abb. 91).

Überblender, die sich am Projektor selbst befinden, benutzen zur Unterbrechung des Lichtstrahles meistens die schon vorhandene Lichtabdeckklappe des Projektors (Abb. 92).

Tonstörungen beim Überblenden

Treten beim Überblender Tonstörungen auf, so sind die Schalter zu untersuchen. Bei Tonlampenüberblendung werden immerhin 5A geschaltet, weswegen dazu gern Quecksilberschalter genommen werden. Bei mechanischen Schaltern sind die Kontakte zu säubern und die Federn wieder richtig zu biegen, damit genügend Kontakt druck entsteht.

Bei Quecksilber Schaltern ist nachzusehen, ob das Röhrchen nicht geplatzt und das Quecksilber noch blank ist. Werden nicht die Tonlampen, sondern die Verstärkereingänge überblendet, so ist die Belastung der Kontakte zwar nicht so groß. Dennoch kann zu geringer Kontaktdruck unangenehme Störungen hervorrufen. Versagt die Lichtüberblendung, so liegt im allgemeinen fehlerhaftes Arbeiten des Halterelais vor.

Auch hier wieder: Kontakte nachsehen, säubern und zurechtbiegen.

Bei der Vorführung den Überblenderhebel nicht durchreißen, sondern zügig - eher langsam - schalten, aber auch nicht zu langsam, da das auch zum Verschmoren der Kontakte beiträgt.

  • Anmerkung : Bei der ganz neuen Ernemann X war das bereits sehr komfortabel mit Relais im Schaltschrank im Hintergrund geschaltet.

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Das hier war teileise für die uralte Technik bestimmt

Die Anlasser der Bildwerfer müssen auch von Zeit zu Zeit nachgesehen werden. Hierbei Schmutz entfernen, Kontakte mit feinem Schmirgelleinen glätten. Wenn starke Schmorstellen vorhanden sind, Schlichtfeile nehmen oder Kontakte auswechseln und mit Kontaktfett leicht (!) einreiben.

  • Anmerkung : Bei den moderen Projektoren wurde die Drehstrom-Motoren mit einer sogenannten Stern-Dreieckschaltung über verzögerungsschaltungen gestartet und nicht mehr von Hand angekurbelt - wie bei der BAUER B8.


Bei dieser Gelegenheit gleich nachsehen, ob alle Anschlüsse noch genügend fest angezogen sind und sich nicht gelockert haben.

Die Schaltschütze und Relais im Bildwerfer- und Schaltraum sind in ähnlicher Weise zu säubern, zu glätten und gegebenenfalls einzufetten. Nachsehen, ob Staubschutzkappen vorhanden sind und diese dicht schließen. Sind die Kappen locker oder undicht, dann Gummi zwischenlegen und fest anziehen.

  • Anmerkung : Unter einem Schaltschütz versteht man ganz dicke robuste Hochlast-Relais, insbesondere für die sehr hohen Ströme der Bogenlampen.


Bei dieser Gelegenheit gleichzeitig die Schalttafel und Einrichtungon für die Notbeleuchtung (sowie Panik- und Sonderbeleuchtung) nachsehen. Anschlüsse an Batterie, Schalttafel, Relais, Gleichrichter, Stromkreisen usw. fest anziehen. Sicherungen prüfen, Kontakte pflegen.

Kabinenfenster, Saalverdunkler, Vorhangzug usw.

In den Haltemagneten für die Kabinenfenster hat sich oft auch Schmutz angesammelt, der zu entfernen ist. Falls diese einen eigenen kleinen Gleichrichter besitzen, wird auch dieser gesäubert.

Beim Saalverdunkler (Abb. 93) Motor, Kontakte, Gleitschienen säubern und nötigenfalls fetten.

Dasselbe gilt für den Vorhangzug (Abb. 94). Hier die Laufrollen und Schienen nicht vergessen zu säubern. Bei diesen Kontrollen ist immer zu beachten, daß für rein mechanische Elemente wie Rollen, Laufschienen, Gelenke, Scharniere usw. feines Öl, Spezialöl der Herstellerfirmen, Nähmaschinenöl oder Vaseline genommen wird.

Für Bauteile, die den elektrischen Strom leiten und übertragen - z.B. Kontakte, Stromschienen mit darauf befindlichen Schiebern, also überall "da, wo" (igitt) der Strom nicht durch eine feste Verbindung, sondern durch eine bewegliche Verbindung geleitet wird -, verwendet man Kontaktfett. Dieses ist ein Spezialfett, das stromleitend ist, im Gegensatz zu den normalen Ölen und Fetten mit sehr hohen Isolationswerten.

Normale Fette und Öle wie auch Kontaktfett müssen aber säurefrei sein, um Korrosionen zu vermeiden. Für den Kollektor der Elektromotoren darf Kontaktfett nicht genommen werden, da es die Lamellen verschmiert und die Isolation dazwischen herabsetzt.

Zur Pflege des Kollektors genügt eine ganz dünne Schicht eines Spezialmittels, das von Zeit zu Zeit mit Hilfe eines sauberen Putzlappens vorsichtig auf den laufenden Kollektor aufgebracht wird.

Kapitel 8

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8. Störungen an den Einrichtungen des Bildwerferraumes

Ist im Vorführraum Dunst und Rauch der Bogenlampen zu bemerken oder beschlagen die Lampenhäuser innen sehr, dann ist die Lüftung der Vorführkabine nicht in Ordnung. In besonderem Maße gilt dies für den Abzug der Bogenlampen.

Die Durchmesser der von den Bogenlampen abgehenden Abzugsrohre sind im allgemeinen bestimmt durch die Anschlußstutzen der Lampenhäuser und betragen meist 120mm. Die günstigste Wirkung erzielt man, wenn jedes Lampenhaus seinen eigenen ins Freie führenden Abzug besitzt.

Ist ein Sammelrohr unvermeidlich, so muß dieses je nach der Anzahl der einmündenden Einzelrohre größer sein. Den Querschnitt dieses Sammelrohrs erhält man, indem man die Querschnitte der einzelnen Rohre addiert (nicht die Durchmesser).

Sind z.B. zwei Abzugsrohre mit 120mm Durchmesser vorhanden, so besitzt jedes einen Querschnitt von 113cm2. Das Sammelrohr benötigt dann einen Querschnitt von 226cm2, was einem Durchmesser von 170mm entspricht.

Auf den Strömungswiderstand der Abzugsrohre achten

Die Einmündungsstellen und die gesamte Rohrverlegung sollen möglichst wenig Strömungswiderstand besitzen (Abb. 95). Bei langen Rohrwegen genügt der Zug oft nicht, besonders wenn die Rohre wenig Steigung besitzen, sondern fast horizontal verlaufen. Die Abgase können dann aus dem Lampenhaus nicht heraus, sondern schlagen sich im Inneren nieder und dringen auch in den Vorführraum.

Beschlagene Spiegel sind rasch, d. h. sobald sie abgekühlt sind, zu säubern, da sonst der Lichtverlust zu groß ist. Man muß bedenken, daß besonders bei Beck-Betrieb recht starke Dämpfe entstehen (Abb. 06).

Notfalls muß dann, wenn der natürliche Auftrieb nicht genügt, ein Ventilator den nötigen Sog schaffen. Eine kleine Type genügt, Motorleistung etwa 50W.

Empfehlenswert ist es, an den Enden der Rohre drehbare Windhauben aufzusetzen. Diese müssen sich leicht drehen und sich automatisch zur Windrichtung stellen. Dadurch können die Abgase leicht abziehen und werden nicht in das Lampenhaus gedrückt.

Keinesfalls darf eine Lüftung des Vorführraumes dadurch erfolgen, daß die Tür geöffnet wird. Die Tür des Bildwerferraumes muß vielmehr während der Vorstellung geschlossen bleiben!

Die Lüftung ist nur mit Hilfe der Fenster oder entsprechenden Ventilationseinrichtungen zulässig. Man prüfe daher, ob sich das Überdruckfenster noch leicht öffnet. Man kann es durch Zuwerfen der Tür prüfen. Es muß sich durch die entstehende Druckwelle öffnen.

Wenn der Lichtbogen flackert . . .

Brennt der Lichtbogen unruhig, so kann zu starker Zug die Ursache sein. Man kann diesen durch eine Drosselklappe regulieren, die moderne Bogenlampen am Abzugsstutzen besitzen (Abb. 97).

Rauch und Staub tragen auch dazu bei, daß die Kabinenfensterscheiben beschmutzen und dadurch viel Licht verschlucken.

Leichten Staub entfernt man mit einem weichen Pinsel (beide Seiten säubern!). Festsitzender Schmutz und besonders Abdrücke von Ölfingern erfordern Lösungsmittel.

Die Schieber des Filmschrankes

Die Schieber des Filmschrankes sollen durch ihr eigenes Gewicht herunterfallen und das betreffende Fach abschließen. Die Holzteile pflegen manchmal zu quellen und dadurch zu klemmen.

Die Umrolleinrichtung soll sich mindestens 1,50m vom Bildfenster entfernt befinden. Prüfen, ob sich inzwischen in dem Vorführraum durch Umbauten nichts geändert hat. Auch die Flasche mit Filmkitt gleich nachsehen! Mehr als 30g dürfen nicht im Bildwerferraum sein.

Haben die zur Beleuchtung dienenden Glühlampen noch die vorgeschriebene Überfangglocke oder Draht schutzkorb?

Alle Einrichtungsgegenstände des Bildwerferraumes, auch die später noch hinzugekommenen oder aus dem Privatbesitz des Vorführers stammenden, sind nur so weit zulässig, als sie zum Betrieb unbedingt erforderlich sind und aus schwer entflammbaren Stoffen bestehen.

Kapitel 9

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9. Störungen bei 3-D-Vorführungen

Von den echten 3-D- Systemen sind gegenwärtig folgende Hauptarten technisch entwickelt:

  1. das Anaglyphen-Verfahren (bei Metroscopix verwendet),
  2. das Zweibandverfahren mit polarisiertem Licht (bei Naturalvision, Paravision, Verivision, Trioptikon verwendet) und
  3. das Einbandverfahren mit polarisiertem Licht (Zeiss-Ikon - wird gegenwärtig bei Boehner verwendet).

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3D (1) Das Anaglyphen-Verfahren

Beim Anaglyphen-Verfahren werden die zwei Bilder in Komplementärfarben projiziert und durch farbige Brillen - linkes Auge grün, rechtes Auge rot - betrachtet.

Die beiden Farbauszüge befinden sich gemeinsam auf dem normalen 35mm-Film. Es handelt sich also auch um ein „Einbandverfahren".

Die Projektion erfolgt wie bei gewöhnlichem Flachfilm. Veränderungen der Apparatur sind, außer Steigerung des Lichtstromes, nicht nötig. Auch wird kein metallisierter Bildschirm gefordert.

Es ist das einfachste, aber auch primitivste 3-D-Verfahren. Sein Nachteil besteht darin, daß der Faktor „Farbe" schon belegt ist, man also keine Farb-Sterofilme herstellen kann.

Hinzu kommen nachteilige Erscheinungen bei der Betrachtung durch einen „Wettstreit" beider Farben, was zur Ermüdung bzw. Augen- oder Kopfschmerzen der Zuschauer führen kann (Abb. 98).

3D (2) Das Zweibandverfahren

Beim Zweibandverfahren werden zwei Filme - Links- und Rechtsfilm - gleichzeitig projiziert. Das bedeutet einen erhöhten technischen Aufwand gegenüber dem Flachfilm. Man benötigt außer dem metallisierten Schirm entsprechende Bogenlampen und Gleichrichter, die dauernde Belastung mit erhöhter Stromstärke vertragen.

Arbeitet man mit 600m Spulen, wie in Deutschland vorgeschrieben, so muß man mehrere Pausen machen. Es scheint aber, daß sich der 1200m Betrieb durchsetzen wird, um die Pausenzahl zu verringern, und daß auch mit einer Lockerung der Vorschriften, besonders infolge zunehmender Verwendung von Sicherheitsfilm, zu rechnen ist.

Der pausenlose Betrieb mit erhöhter Stromstärke bedeutet auch stärkere Belastung für den Projektor, so daß auf gute Kühlung - möglichst Wasser zusätzlich zur Luftkühlung - zu achten ist, will man Schäden am Getriebe wie am Film vermeiden (Abb. 99).

Absolute Synchronisation beider Projektoren

Beim Zweibandverfahren müssen die beiden Bildwerfer absolut synchron laufen. Auch der Anlaß Vorgang für beide Projektoren muß synchronisiert sein, da die Filme sonst während des Anlassens „auseinanderlaufen".

Bereits Versetzung der Filme gegeneinander um ein Bild kann den Stereoeffekt stören, sobald es sich um Szenen mit schnellen Bewegungsvorgängen handelt.

Die Synchronisierung ist also wegen des Anlaß Vorganges nötig, auch wenn man schon als Antriebsmotoren Synchronmotoren verwendet. Sie kann mit „mechanischen" oder „elektrischen" Wellen geschehen.

Im ersteren Falle sind die zwei Bildwerfer durch eine starre, aber biegsame Welle verbunden, welche direkt oder über Ketten am Getriebe des Projektors angreift.

Die elektrische Welle besteht aus zwei zusätzlichen Drehstrom- Schleifringläufer- Motoren, jeder an einem Bildwerfer, deren Anker durch eine besondere Schaltung miteinander verbunden sind.

Das „Durchschlagen" beim Zweibandverfahren

Sieht man beim Zweibandverfahren die beiden Bilder trotz aufgesetzter Brille getrennt, d.h. doppelte Konturen wie beim Betrachten ohne Brille, so bezeichnet man das als „Durchschlagen".

Das kann folgende Ursachen haben:

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  • 1. Die Polafilter im Strahlengang stimmen nicht mit der Schwingungsrichtung der Brillen überein. Sie müssen dann so lange gedreht werden, bis diese Übereinstimmung erzielt ist. Voraussetzung ist natürlich, daß der Kopf gerade gehalten wird, sonst stimmen die Schwingungsrichtungen nicht.
  • 2. Die Polafilter haben ihre polarisierende Wirkung teilweise oder ganz verloren, d. h., sie ergeben auch durch Drehen nicht die richtige Schwingungslage. Diese Erscheinung ist meist auf zu hohe Hitzebelastung der Filter zurückzuführen. Man vermeide es also, den vollen Lichtstrahl durch die Filter zu schicken, wenn kein Film eingelegt ist, der ja einen großen Teil der Strahlung zurückhält. Zweckmäßigerweise kühlt man außerdem die Filter, indem man sie mit Luft anbläst. Zerstörung des Filters ist an einer Ausbleichung dort, wo der Lichtstrahl das Filter passiert, zu erkennen. Den sich am Filter ansetzenden Staub entferne man täglich. Fingerabdrücke und Ölspuren müssen vermieden bzw. mit einem guten Lösungsmittel entfernt werden (Spiritus, Tetrachlorkohlenstoff).
  • 3. Brillen mit falsch angebrachten Folien. Bei horizontaler Kopfstellung muß die Schwingungsrichtung beider Brillenfolien mit derjenigen der Polafolien des Strahlen-ganges übereinstimmen. Ein Fehler der Brillenfolien kann außerdem darin liegen, daß auch Licht der zu unterdrückenden Schwingungsrichtung durchgelassen wird.
    Man kann das leicht prüfen, indem man diese Brillen mit einwandfreien vergleicht. Hält man die gute und die zu prüfende Brille im gleichen Sinne übereinander, so darf fast kein Helligkeitsverlust eintreten, und der Helligkeitseindruck muß für beide Augen gleich sein.
    Hält man beide Brillen entgegengesetzt aneinander, so darf fast kein Licht mehr durchkommen.
  • 4. Es tritt eine Depolarisation des polarisierten Lichtes durch die Glasscheiben der Kabinenfenster ein. Dies ist dann der Fall, wenn die Scheiben Spannungen im Glas besitzen. Zur Prüfung auf diesen Fehler entfernt man (versuchsweise) die Glasscheiben. Das geschieht mit beiden Scheiben im Projektionsstrahlgang und evtl. auch mit den Scheiben, durch die hindurch das Schirmbild beobachtet wird. Auch durch zu festes Anziehen der Befestigungseinrichtungen kann im sonst spannungsfreien Glas eine schädliche Spannung entstehen.
  • 5. Die Metallisierung des Bildschirmes ist ungenügend, so daß eine Depolarisation eintritt. - Im Laufe der Zeit setzt sich Staub auf dem Schirm ab. Dadurch wird nicht nur der allgemeine Lichtverlust größer, sondern es tritt auch teilweise Depolarisation ein. Der Schirm muß also von Zeit zu Zeit entstaubt werden.

    Auch wenn kein „Durchschlagen" der Bilder eintritt, kann eine Störung der Raumwahrnehmung eintreten, was auf folgende Ursachen zurückzuführen ist:

  • 6. Die Filme sind - wie schon erwähnt - gegeneinander versetzt. Bereits Versetzung um ein Bild kann stören. Ursache: Entweder falsch eingelegter Film oder nicht synchroner Anlauf oder aber Fehlen eines Stückes in einem der Filme. Es ist daher sehr wichtig, daß beim Reißen eines Filmes beide Filme stets auf gleiche Länge gebracht werden. Entweder also Schwarzfilm für das entfernte Stück einkleben - dadurch wird natürlich für dieses Stück die Stereowirkung nicht eintreten, da nur der andere Film während dieser kurzen Zeit projiziert wird -, oder den anderen Film an derselben Stelle um das gleiche Stück kürzen wie den beschädigten Film.
  • 7. Die Zentrierung der beiden Bildwerfer stimmt nicht. Die Achsen ihrer Projektionsstrahlen müssen sich auf dem Schirm treffen. Diese Bedingung sollte zwar schon für Flachfilmvorführungen beachtet werden, ist aber bei 3-D-Filmen sehr wichtig.
  • 8. Die Brennweiten beider Objektive müssen gleich sein. Man verlasse sich nicht nur auf die Angabe der Brennweite, sondern prüfe den Unterschied. Die Abweichungen sind manchmal erheblich, und man erhält dann auf dem Schirm zwei verschieden große Bilder, was den Raumeindruck sehr stört. Obwohl genaue Werte noch nicht vorliegen, kann man annehmen, daß die Abweichung 1% keinesfalls überschreiten darf.
  • 9. Mangelhafter Bildstand ist beim Zweibandverfahren besonders kritisch, weil dann die beiden Bilder besonders unruhig werden und Höhenfehler auftreten, die die Augen nicht meistern. Nur in den seltensten Fällen wird das Tanzen der Bilder auf dem Schirm gleichsinnig erfolgen, meist werden sich diese völlig unregelmäßig gegenseitig bewegen. Wenn eine Prüfung der Bildwerfer mit Rasterfilm einwandfreie Ergebnisse zeigt, sind sicher die beiden 3-D-Filme nicht in Ordnung.
  • 10. Der Lichtstrom beider Strahlengänge soll gleich sein. Wenn auch geringe Unterschiede (10%) nicht stören, so sind die häufig anzutreffenden Differenzen der Lichtleistung beider Bildwerfer beim Zweibandverfahren sehr störend. Es ist also zu raten, die Beleuchtungsstärken auf dem Schirm zu messen, die Amperemeter nachzueichen und während des Betriebes die Bogenlampen sorgfältig zu bedienen. Letzteres ist auch wichtig, um Farbunterschiede des Bogenlichtes zu vermeiden. Wenn ein Bildwerfer rötliches und der andere blanweißes Licht liefert, muß die Stereowirkung leiden. Ebenfalls sollen beide Kopien auf gleiche Dichte hergestellt sein.

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3D (3) Das Einbandverfahren

Beim Einbandverfahren befinden sich das Links- und Rechtsbild auf einem Film. Der Aufwand wird dadurch geringer, der Lichtbedarf jedoch noch größer. Allerdings fallen auch viele Fehlermöglichkeiten des Zweibandverfahrens fort, besonders die zweite Gruppe, während die fünf Ursachen für das „Durchschlagen" bestehenbleiben.

Das sind in Stichworten:
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  • 1. Schwingungsrichtung der "Polafilter" stimmt nicht mit der der Brillen überein.
  • 2. Die Polafilter haben ihre polarisierende Wirkung verloren.
  • 3. Brillen haben falsch angebrachte Folien oder die Folien sind schlecht.
  • 4. Depolarisation durch die Glasscheiben der Kabinenfenster.
  • 5. Depolarisierung durch schlechte Bildschirme.


Die angeführten Fehlermöglichkeiten, 6 bis 10, die den Raumeindruck stören können, fallen beim Einband verfahren - bis auf Punkt 7 - fort.

Die Zentrierung der zwei Bildwerfer gilt hier sinngemäß für die Zentrierung der beiden Bilder. Diese muß natürlich auch durchgeführt werden. Die Spezialoptiken (Sterikon) besitzen zu diesem Zweck Justiervorrichtungen (Abb. 100).

Noch einmal sei daraufhingewiesen, daß für Ein- wie Zweiband verfahren die Belastung der Projektoren, Bogenlampen und Gleichrichter wesentlich größer ist als beim Flachfllm. Man muß also vor allem für entsprechende Dimensionierung und Kühlung sorgen.

Kapitel 10

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10. Regelmäßige Maßnahmen des Vorführers

In den bisherigen Anweisungen wurden Störungen beschrieben und Maßnahmen zu ihrer Beseitigung vorgeschlagen.

Wenn auch manche Störung unvorhergesehen auftritt, so lassen sich doch viele durch vorbeugende Maßnahmen vermeiden. Jeder Vorführer sollte das bedenken. Er erspart sich damit viel Ärger und Schaden.

Diese vorbeugenden Maßnahmen bestehen hauptsächlich in regelmäßiger Kontrolle und Pflege. Da nicht alle Maßnahmen im gleichen Turnus nötig sind, soll die folgende Übersicht dem Vorführer und Kinotechniker einen Anhalt für diese Arbeit geben.

Dabei sei gleich vorausgeschickt, daß alle Pflegemaßnahmen von der Anzahl der Betriebsstunden abhängen, so daß Angaben wie wöchentlich, monatlich usw. nur Sinn haben, wenn man die Betriebsstunden kennt. Manche Theater haben täglich vier Vorstellungen und mehr, andere spielen nur an einigen Tagen der Woche.

Pro Woche oft 23 Vorstellungen zu je zwei Stunden

Im Durchschnitt kann man wohl annehmen, daß die Mehrzahl der Theater täglich drei Vorstellungen hat, sonnabends und sonntags vier. Das sind wöchentlich 23 Vorstellungen zu je zwei Stunden.

Da die Vorführungen fast ausnahmslos mit zwei Bildwerfern erfolgen, kommen auf jeden Projektor wöchentlich 23 Stunden bzw. monatlich rund 100 Betriebsstunden. In der folgenden Übersicht, die nach Betriebsstunden aufgestellt ist, gelten die in Klammern angegebenen Zeiträume für solche Kinos, welche die eben genannte Zahl der Vorstellungen durchführen.

Daneben gibt es noch Maßnahmen, die nicht von Betriebsstunden abhängen, sondern nach jedem Akt oder nach jeder Vorstellung durchgeführt werden müssen.

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  • a) Nach jedem Akt:
    Kufen säubern - Filmbahneinlagen säubern - Gummidrückrollen abheben, um Druckflächen zu vermeiden.
  • b) Nach Schluß der Vorstellung oder zeitig vor Beginn:
    Zahnrollen säubern - Laufrollen säubern - sonstige Teile der Filmführung säubern - Feuerschutztrommeln und -kanäle säubern - Andrückgabeln auf doppelten Filmabstand prüfen - alle Achsen von mitlaufenden Rollen schwach einölen - Holzkufen abends in Öl legen - Spiegel der Bogenlampe säubern - Objektiv säubern - Projektionsscheibe des Kabinenfensters säubern- Not- und Sonderbeleuchtung kontrollieren - defekte Glühlampen auswechseln - Vorführraum fegen.
  • c) Nach 25 Betriebsstunden = wöchentlicher Putztag:
    Lampenhaus säubern, evtl. Spindeln schwach einfetten - Bogenlampenschalter säubern und einfetten - Dia-Apparat säubern - Kohlenrestekasten entleeren - Projektorkopf säubern und einfetten - Auf-wickelfriktion prüfen - Tonlampe nachsehen, ob sie nicht schon zu schwarz ist und daher mit Ausfall zu rechnen ist - Tonoptik säubern - Ölstand prüfen - Anschlüsse der Kabel nachziehen - Kontakte (Lampe, Motor, Schütze usw.) säubern, evtl. glätten und schwach fetten - Verstärkerröhren prüfen - Verstärker entstauben - Saalregler reinigen, Kontakte fetten - Maschinen mit 1000-Hz-Film auf gleiche Lautstärke einstellen.
    Sind die Maschinen sehr unterschiedlich, dann gleich die Photozellen prüfen und die Zelle erneuern, die sich stärker verändert hat, da mit deren Ausfall zu rechnen ist - Schleife aus Rohfilm hundertmal durchlaufen lassen und prüfen, ob Film oder Perforation beschädigt wurden (Lupe!) - Säurestand der Notlichtbatterie prüfen - Kühlgebläse säubern und ölen - Vorhangzug säubern und fetten - Saal ver dunkler säubern und fetten - Plattenspieler säubern, Kaderbestand prüfen - Filmabfälle vernichten - Umroller säubern und ölen - Klebepresse säubern, Filmkitt nachfüllen - Prüfung der Sicherheitseinrichtungen: Kabinenfenster, Brandschleife, Gefahrenschalter, Protektor, Notlicht, Sonderbeleuchtung - Vorführraum bohnern, Wände (besonders am Heizkörper) abstauben.
  • d) Nach 100 Betriebsstunden = monatlich:
    Sämtliche Kollektoren säubern und, wenn stark abgenutzt, neue Kohlen einsetzen (Umformer, Nachschubmotor lisw.) - Gleitlager der Motoren ölen - Gleichrichter entstauben, Anschlüsse nachziehen - Niederschläge aus dem Rauchabzug der Bogenlampen entfernen - Wasserwechsel im Feuchtluftgefäß - Aufwickelfriktion, Bremsscheibe ölen - mit 10.000Hz-Film Spaltbild prüfen - Wanddurchbrüche der Kabinenfenster entstauben - Auf wickelfriktion säubern und ölen.
  • e) Nach 300 Betriebsstunden = vierteljährlich:
    Ölwechsel des Projektors, sofern von Lieferfirma nicht anders vorgeschrieben - Ölfilter reinigen - Kontrolle der Luft- und Wasserzuführungen - Lautsprecher säubern - Bildschirm säubern. Zum Ölwechsel ist noch zu bemerken, daß das alte Öl völlig ablaufen muß, ehe man das neue einfüllt (Maltesergetriebe schwenken!) Am besten spült man nach der Entleerung den Projektor mit einer kleinen Menge des neuen Öles aus, ehe man dieses dazugibt. War das alte Öl sehr verschmutzt, so daß das Projektorinnere durch das Nachspülen nicht sauber wird, ist die Verwendung von Lösungsmitteln nicht zu umgehen. Man setzt diesen aber einen Schuß guten Öles bei. Anschließend ölt man jede Lagerstelle einzeln, füllt die vorgeschriebene Menge Öl ein und dreht den Projektor langsam von Hand, um zu vermeiden, daß trockene Lagerstellen fressen. Dann den Bildwerfer außen von Ölresten säubern.
  • f) Nach 1200 Betriebsstunden = jährlich:
    Sämtliche mit dem Film in Berührung kommenden Teile auf Verschleiß prüfen - Kugellager der Motoren fetten (nicht zu viel Fett hineinpressen, da sonst das Kugellager zu warm wird) - Malteserkreuzgetriebe auf Bildstand und Geräusch prüfen - äußere Getriebeteile des Bildwerfers auf Verschleiß prüfen (Lagerluft!) - Aufwickelfriktion, evtl. Bremsscheibe erneuern - Lampe gründlich säubern und verbrauchte Teile erneuern, Bildschirm waschen (nicht für alle Fabrikate zulässig!).

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Nachsatz zum Pflegeplan

Diese Übersicht kann nicht vollständig sein, da die verschiedenen Typen und Fabrikate von Bildwerfern nicht gleiche Merkmale aufweisen. Immer ist aber die Beachtung der Vorschriften der Lieferfirma wichtig. Sie sollten die Grundlage für die regelmäßigen Maßnahmen bilden. Ein guter Vorführer wird sich danach sein eigenes Rezept aufstellen.

Kapitel 11

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11. Werkzeuge und Hilfsmittel des Vorführers

Soll der Vorführer die ihm anvertrauten Anlagen in Ordnung halten, so ist eine Anzahl von Werkzeugen und Vorrichtungen unentbehrlich.

Da Spezialwerkzeuge von den Herstellern der Bildwerfer gleich mitgeliefert werden (sind sie noch alle vorhanden?), soll hier nur der Allgemein-Werkzeuge gedacht werden, soweit sie für den Vorführraum in Betracht kommen.

Es sind etwa die folgenden:

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  1. 1 Satz Triebschraubenzieher (0,5-2 mm) -
  2. 1 Satz Schraubenzieher (3-10 mm) -
  3. 1 Satz Mutternschlüssel -
  4. 1 verstellbarer Mutternschlüssel -
  5. 1 Flachzange -
  6. 1 Rundzange -
  7. 1 Kombizange (isoliert) -
  8. 1 Brennerzange -
  9. 1 Beißzange -
  10. 1 Seitenschneider -
  11. 1 Feilkloben -
  12. 1 Flachmeißel -
  13. 1 Körner - 1 Satz Feilen -
  14. 1 Hammer, 100 g -
  15. 1 Hammer, 250 g -
  16. 1 Holzhammer (bzw. Kunststoff) -
  17. 1 Kabelmesser -
  18. 1 Satz Durchschläge - div. Stücken Rundmessing (zum Vorhalten) -
  19. 1 Ölkanne -
  20. 1 kleiner Pinsel (weich) -
  21. 1 großer Pinsel (weich) -
  22. 1 langstielige Bürste - div. Putzlappen -
  23. 1 Zollstock -
  24. 1 Schublehre -
  25. 1 Abzieher für Maltesertrommel (Abb. 101) -
  26. 1 Stahlfilm (Abb. 102) -
  27. 1 Frequenzfilm 1000 10000 Hz -
  28. 1 elektrisches Universalmeßinstrument -
  29. 1 Lötkolben mit Lötzeug.

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Ganz besonders ist darauf zu achten, daß die wichtigsten Ersatzteile vorrätig sind, damit sie bei Störungen sofort einzusetzen sind. Zu diesen gehören:

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  1. 1 Tonlampe -
  2. 1 Pilotlampe -
  3. 1 Satz Sicherungen (grob und fein) -
  4. 1 Photozelle (bzw. je eine Rot- und Blauzelle) -
  5. 1 Schaltrolle -
  6. 1 Transportrolle -
  7. 1 Satz Laufrollen -
  8. 1 Satz Kufen -
  9. 1 Satz Kufenfedern -
  10. 1 Filmbahneinlage - Samt-streifen dazu - Kitt dazu -
  11. 1 Satz Verstärkerröhren -
  12. 1 Sortiment Grammophonnadeln (oder 1 Dauernadel) -
  13. 1 Paar Motorkohlen (Projektor, Nachschub) -
  14. 1 Friktionsscheibe.

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Nachsatz als letzter Abschnitt in diesem Büchlein

Dazu kommen noch allgemeine Betriebsmittel wie Filmkitt, Projektoröl, Kugellager fett, Kollektor-Reinigungsmittel (Kollektol), Schmiermittel für Lampengetriebe, Petroleum, Benzin usw.

Der Besitz dieser Werkzeuge und Hilfsmittel verpflichtet jedoch! Liederliche Aufbewahrung schadet nicht nur diesen z.T. recht wertvollen Gerätschaften, sondern führt auch dazu, daß sie nicht zu finden sind, wenn man sie braucht.

Jeder Vorführer sollte sich einen Werkzeugkasten (Abb. 103) halten und flüssige Betriebsmittel nicht etwa in Bierflaschen aufbewahren (Abb. 104). Die Lagerung der Ersatzteile sollte besonders übersichtlich und griffbereit sein (Abb. 105).

Vor Störungen ist niemand sicher. Ein Vorführer oder Techniker aber, der seinen Beruf beherrscht, seine Maschinen pflegt und regelmäßig kontrolliert, dessen Werkzeug komplett ist und dessen Ersatzteile griffbereit liegen, wird sich in den meisten Fällen zu helfen wissen und die Störung rasch beheben.

Daran erkennt man ihn als Fachmann, und darin unterscheidet er sich vom „Filmeinleger", der hilflos jeder Schwierigkeit gegenübersteht. Beherrschung aller technischen Situationen, Pflege der Anlagen und Schonung des Films, das ist Aufgabe und Ziel eines guten Vorführers. In diesem Sinne: Gut Licht und gut Ton!

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