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Nach dem Kriegsende 1945 wuchsen sie langsam wieder, die Zeitschriften und Werbeblättchen für Filme und Kinos .....

Das Neue Film-Programm
Illustrierte Film-Bühne
Illustrierter Film-Kurier

Der April 1945 ist im Nachhinein beinahe die Stunde Null eines ganzen Volkes, fast eines Kontinents. Zuviel war kaputt gegangen, nicht nur Sichtbares, auch Unsichtbares in den Menschen. Und neben dem täglich Leben begann die Aufarbeitung, wie es dazu kommen konnte. All das dauerte so seine Zeit. Die allermeisten Menschen konnten aber bestimmte Erziehungsmuster nicht einfach so ablegen. Es war das der Obrigkeit gehorchende Denken. Aber es gab da noch etwas im Unterbewußtsein.

Die Sehnsucht nach Freude und Genuß und Träumen war auch in den 12 Jahren Nazi Diktatur nicht verloren gegangen. In der schweren Zeit nach dem April 1945 gewannen auch die beiden christlichen Religionen wieder an Gewicht oder sie versuchten es jedenfalls.

Die zum Ende des Krieges 10 bis 18-jährigen hatten aber eine ganz andere Einstellung zu der Vergangenheit ihrer Eltern gefunden, denn es (das indoktrinierte Denken) hatte ja alles nicht funktiniert. Deutschland hatte den Krieg ja haushoch verloren und vor allem, Deutschland hatte zwischen 6 und 9 Millionen Menschen verloren.
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1946-1947 - Ein neues Denken zeichnete sich ab.

Die rechtzeitig emigrierten NS-Gegner kamen teilweise nach Deutschland zurück und brachten diese andere Denke mit. In Berlin waren das beim RIAS Berlin (RIAS = Runfunk im amerikanischen Sektor) die deutsch sprechenden deutschstämmigen Amerikaner, die den jungen Deutschen diese neue Denken schmackhaft machten.

Günter Bartosch (mein Zeitzeuge), Joachim Fuchsberger und Eric Ode waren mit dabei und das sind nur ein paar Beispiele, die ihr Leben lang mit den Religionen nichts mehr anfangen konnten. Ganz viel erzählt hatten auch Wolfgang Hasselbach und Michael Hausdörfer, beide hochintelligent und diesen Religionen sehr kritisch gegenüber eingestellt. Übrigens, in Hamburg waren das die deutsch sprechenden Offiziere aus dem Einflußbereich der Londoner BBC.
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Die beiden Konfessionen versuchten, wieder an Einfluß zu gewinnen.

Dazu ergibt die Recherche, daß beide Kirchen es über 20 Jahre meisterhaft verstanden hatten, ihre Beteiligung an der NS-Diktatur gepflegt zu verstecken oder zu verdrängen und unter den Tisch zu kehren.

In allen kulturellen Gremien waren sie auf einmal überproportional vertreten und versuchten immer wieder, ihre Ideologie einzubringen. Erst beim Kino in den Gremien der Freiwilligen Selbstkontrolle und der Filmbewertung, alle in Wiesbaden im Schloß, dann später beim Fernsehen und der Wahl der Intendanten, überall waren sie als Aufpasser über die zu wahrenden "Sitten" mit dabei.

Und dann kam Hildegard Knefs Film "Die Sünderin" (1951) und es gab Krieg. Nur wenig später kamen dann auch noch Uschi Glas und Anita Eckberg mit jeweils prallem Busen in die Kinos und lenkten das Interesse der gesamten Reste der männlichen Kirchenbesucher auf ganz andere Themen. "Das Schweigen" schlug dann dem Faß den Boden aus, soetwas mußte um jeden Preis verhindert werden.

Zu der Zeit hatten beide Konfessionen Ihre jeweils eigenen Filmzeitschriften etabliert („Filmdienst“ und „epd-Film“ ) und alle die Filme, die ihrer Ideologie entgegen standen, fürchterlich verteufelt. Das sei also Hexenwerk.
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Unser Vater brachte die Blättchen aus den Kinos mit, den „Filmdienst“ und den „epd-Film“ und natürlich das "Filmecho".

Wir Kinder konnten mit den Kritiken dort in den ersten beiden Publikationen nichts anfangen. Alleine die scharzen Steifen über jedem Brustnippel und jeder Unterhose verwirrte uns und unsere Mutter wußte den beiden Buben keine für uns Kinder plausible Antwort zu geben.

Unsere Eltern waren aus bitterer Erfahrung weder politisch noch weltschaulich irgendwo eingebunden. Zu schwer schleppten beide die (für uns Kinder) unsichtbare Last der gründlich versauten Jugend mit sich rum. Beide Eltern waren Baujahr 1919 und es fehlten ihnen fast 8 Jahre ihres Lebens.

Und als dann doch raus kam, Anfang der 1970er Jahre, daß beide Kirchen und auch ein Teil der sogenannten etablierten Parteien in den 12 Jahren NS-Herschaft mitgemacht hatten, veränderte sich das Denken nochmals.

Unsere Mutter erzog uns kritisch, sehr kritisch. Das war zu oft ein Eigentor, denn die beiden pfiiffigen Sprößlinge verstanden es prächtig, die Mutter mit den eigenen Waffen zu schlagen. Und oft gingen ihr die Argumente aus, insbesondere bezüglich der verlogenen Moral der Kirchen.
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Die Enthüllungen aus der katholischen Kirche haben beide Elternteile nicht mehr erlebt.

Im Frühjahr 2021 mitten in der Corona Pandemie explodierte das Schweigen der katholischen Kirche über den Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen durch homosexuelle Priester und sonstige hochrangige Geistliche. Es hatte also nach 1945 geschlagene 75 Jahre gedauert, bis einige Kardinäle zugeben mußten, wie verlogen der ganze Laden ist.

Und das hat gewaltige Folgen :
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Die Kirchen hatten nie die glaubwürdige Kompetenz oder das Privileg, irgend jemandem etwas über Moral vorzuschreiben.

Dazu haben sie viel zu viele richtig schmutzige Flecken auf ihrer "Weste". Spanier und Portugiesen hatten in Mittelamerika unter Deckmäntelchen des Missionierens gewütet, um an das Gold ran zu kommen. Die italienischen Katoliken im Vatikan hatten gleich nach 1945 die sogenannte Rattenlinie eingerichtet, um verdiente Naziverbrecher vor dem Zugriff der US-Truppen nach Südamerika zu schleusen. Auch die evangelischen Kirchenfürsten hatten in den 12 Jahren NS-Diktatur mitgemacht und Panzer und Kanonen gesegnet. Und auf den Juden haben sie alle rumgehackt.
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aus www.deutschlandfunkkultur.de - Feb. 2017

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Zeitschrift „Filmdienst“ : Katholische Filmkritik vor dem Aus ?

Ein Beitrag vom 19.02.2017 - von Andreas Meier

Unabhängigkeit von der Filmindustrie – das machte die beiden kirchlichen Publikationen „epd-Film“ und „Filmdienst“ lange Zeit zu hoch angesehenen Medien der Filmkritik. Künftig soll der „Filmdienst“ nur noch im Internet erscheinen. Der Anfang vom Ende?
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Den sollten Sie sich ansehen - ‚Cinema Paradiso‘ aus 1988

„Vielleicht kennen Sie diesen Film ‚Cinema Paradiso‘. Da ist die Geschichte, wo der Pfarrer sich den Film vorher vorführen lässt und dann immer die heiklen Szenen, also Nacktszenen und schwierige Dinge rausschneiden lässt und dann erst den Film freigibt. Das ist eine Situation, wie es sie jetzt – abgesehen von diesem Pfarrer – immer weniger gibt.“

Stefan Förner, der Pressesprecher des Erzbistums Berlin, ist Mitglied der katholischen Filmkommission für Deutschland. An einem Beispiel zeigt er, wie sich der Umgang der großen Kirchen mit Filmen geändert hat: Der mit einem Oscar ausgezeichnete Film „Cinema Paradiso“ zeigt verschmitzt, wie in den 1930er-Jahren ein Priester in einem sizilianischen Dorf Kinofilme vor der Aufführung zensiert – recht realistisch für die damalige Zeit.
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Nach 1945 professionalisierte sich die kirchliche Filmkritik

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg suchten die Kirchen inhaltliche Auseinandersetzung. Ihre Filmkritik wurde professionell. Pfarrerin Julia Helmke, Präsidentin der internationalen protestantischen Filmorganisation Interfilm berichtet:

„In den fünfziger Jahren, also nach dem Zweiten Weltkrieg, haben sich zwei evangelische Filmzeitschriften gegründet, die ersten Filmzeitschriften neben dem ‚Filmdienst‘ überhaupt, die unabhängig von der Filmwirtschaft versucht haben, Film ins Gespräch, in die Öffentlichkeit zu bringen – das war, auch wenn es gar nicht so bekannt war, weil sie auch nicht die große Auflage hatten, doch ein ganz wichtiger Schritt für unabhängige Filmkritik. Da haben viele bekannte, später auch Filmregisseure, damals noch Filmkritiker – die sich damit ihr Geld verdient haben wie Margarete von Trotha, Wim Wenders und viele andere – geschrieben. Und es gab eine Plattform der Begegnung, des Diskurses.“

Die Notsituation nach dem Krieg 1945 öffnete die Augen für die enge Beziehung der Filmkunst zur Religion: Filmgeschichten zeigen oft Grenzerfahrungen menschlichen Lebens. Sie erzählen von mitleidloser Gewalt, unendlich verliebten Menschen, Hoffenden und Ratlosen.
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Anfangs wurden die Kritiken in Schaukästen ausgehängt

Entscheidend ist die Unabhängigkeit der kirchlichen Filmzeitschriften in Deutschland von der Filmindustrie. Sie sprechen mit Regisseuren und Schauspielern, urteilen über sie. Sie vermitteln zwischen Filmwelten und Publikum. 1983 gingen beide evangelische Zeitschriften im „epd-Film“ auf.

Schon seit 1949 berichtet die katholische Zeitschrift „Filmdienst“ über alle neuen Kinofilme. Stefan Förner:

„Der ‚Filmdienst‘ hat ja nicht als Zeitschrift angefangen, sondern er war ganz nahe bei den ‚Graswurzeln‘, wenn man so will. Das war im Prinzip eine Wandzeitung, die in den Schaukästen ausgehängt wurde. Und das ist schon vom Verfahren her, glaub ich schon, das richtige. Man konnte im Prinzip nach der Kirche noch einmal kurz vorbei gucken: Was empfehlen die, welchen Film schlagen die vor? Da gab es so einen kleinen Nebeneffekt: Der Filmdienst hat auch in den frühen Zeiten die Kategorie gehabt ‚wir raten ab‘. Das hat dann dazu geführt, dass manche Leute gesagt haben: ‚Ja, wenn die Katholiken abraten, dann wollen wir den Film erst recht sehen‘.“
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In den 1950ern zogen die Kinobetreiber vor Gericht

Doch die Kirchen machen sich mit ihrer Filmkritik nicht nur beliebt. Anne Eberleins aus Lorch in Württemberg berichtete 1956, welchen Ärger ihr das Aushängen der Besprechungen eintrug:

„Ich hänge seit einigen Jahren die Kritiken des ‚Evangelischen Filmbeobachters‘ von den Filmen, die hier laufen, in Schaukasten. Was ich in den Jahren erlebt habe, ist nicht gerade sehr erfreulich (…) Wie ich von der Besitzerin des Kinos selbst erfuhr, kommen in die (...) schlecht beurteilten Filme sechzig Prozent weniger Leute als sonst. (…) Die Besitzerin (…) schreit – wenn sie mich trifft – mich auf offener Straße vor allen Leuten an: was mir denn einfiele, den und den Film so schlecht zu machen. Kürzlich drohte Frau M. sogar dem Pfarrer unserer Gemeinde, sie würde keine Kirchensteuer mehr zahlen, wenn wir weiterhin ihre Filme schlecht machen.“

Gegen den Protest von Kinobetreibern hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf aber bereits 1953 das Recht der kirchlichen Filmzeitschriften bestätigt, ihre Filmkritik öffentlich bekannt zu machen.

Julia Helmke: „Es war doch ein Anliegen der evangelischen Kirche, dass mit einer Filmzeitschrift wie ‚epd-Film‘ ein Freiraum geschaffen wird, dass sich kundige Menschen in großer Weite mit dem Medium Film auseinandersetzen können – ohne irgend eine Form von missionarischer Vereinnahmung.“
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Seit 1963 gibt es einen einen Berlinale-Sonderpreis der Kirchen

Offenheit für verschiedene Urteile über Filme wurde für evangelische Filmkritiker bald eine Selbstverständlichkeit. So forderte Pfarrer Dr. Werner aus Stuttgart 1953:

„Hauptsache Nüchternheit! Wir haben das Evangelium (also die Bibel) verschieden verstanden, darum hielt einer von uns die Filme für gut, ein anderer für schlecht... Je kirchlicher ein Film ist, (...) um so miserabler ist der Film.“

Auf der Berlinale zeichnete ab 1963 eine Jury evangelischer Filmkritiker Filme aus. An ihrer Stelle vergibt seit 1992 eine ökumenische Jury mit evangelischen, katholischen und orthodoxen Juroren einen eigenen Preis. Dieser erste Sonderpreis der Berlinale ist, im Gegensatz zu den Bären-Auszeichnungen im Hauptwettbewerb, immer ausführlich begründet. Die Mitglieder der ökumenischen Jury sehen knapp 400 Filme. Denn sie zeichnen nicht nur Filme des Hauptwettbewerbs aus. Sie urteilen auch über Beiträge in den Sektionen „Panorama“ und „Forum des jungen Films“. Die Filmzeitschriften, „epd-Film“ und „Filmdienst“ spüren, dass mittlerweile auch viele andere Anbieter differenzierte Filmkritik liefern, es fehlen die Käufer.
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Stefan Förner vom Erzbistum Berlin:

„Es gibt sehr viel mehr Mitbewerber, die auch ein kompetentes, ein fundiertes, ein gutes, differenziertes Angebot an Filmgesprächen, an Gedanken zum Film, an Auseinandersetzungen, an Tagungen zu unterschiedlichen Themen, also auch ethische Themen im Film und so weiter machen.

Da wird es immer schwieriger, ein eigenes Profil zu haben. Es hat sich dann doch gezeigt, dass die Zahl derer, die so etwas lesen wollen, eine so umfangreiche, vollständige Information, nicht wirklich beliebig zu vermehren ist.“
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Sanfter Übergang zum Online-Angebot ?

Die katholische Bischofskonferenz zog Ende Januar die Konsequenz: Die zweiwöchentliche Zeitschrift „Filmdienst“ wird in ein Online-Angebot verwandelt.

Stefan Förner: „Man möchte einen behutsamen Übergang machen und nicht bei diesem Übergang quasi alle verlieren – also die, die es jetzt gedruckt lesen, verlieren und die anderen nicht erreichen, indem man dann ein online-Angebot macht, das keiner liest. Der ‚Filmdienst‘ hat den großen Vorteil, es gibt das ‚Lexikon des internationalen Films‘, darin enthalten tatsächlich alle Filme, die in der BRD und in der DDR ins Kino gekommen sind – mit einer Kurzkritik. Fachleute sagen, das ist mit das Verlässlichste, was es gibt, also die Daten, die Namen, die Jahre, die da angegeben sind. Das muss man nicht gegenchecken. Diesen Schatz wollen wir natürlich weiterführen, den wird es auch online geben.“

Aber aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Schatz des „Filmdienst“ auf einem Abstellgleis gelandet. Denn Hinweise aus kirchlichen Quelle deuten darauf hin, dass der Filmdienst ebenso wie andere gesamtkirchliche Projekte vom Verband der Diözesen Deutschlands einer Kategorie zugeschlagen wurde, die ein Auslaufen vorsieht. *
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  • Korrektur der Deutschlandfunk-Redaktion : Da der Titel „Zeitschrift Filmdienst: Kirchliche Filmkritik ist von der Abwicklung bedroht“ irreführend war, haben wir ihn zu „Zeitschrift ‚Filmdienst‘: Katholische Filmkritik vor dem Aus?“ aktualisiert. *Eine in der vorhergehenden Fassung geäußerte Spekulation über den Fortbestand von „epd-Film“ haben wir gelöscht, weil wir dafür keine ausreichenden Hinweise haben.

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