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Der Bildwerferraum oder "die Kammer des Schreckens" ?

von Gert Redlich im Aug. 2017 - Im sogenannten Vorführraum regierte der Film-Vorführer. In der Regel war er in einem zweiwöchigen Kurs samt Prüfung zum Vorführer ausgebildet und damit mit Vorführschein ein Fachmann seiner Zunft.

Er bediente nicht nur die beiden Kino-Maschinen und die Kohle-Bogenlampen und den DIA-Projektor und die Pausenmusik, sondern auch das Licht im Saal und die Vorhänge und die gesamte Elektrik samt der Außenbeleuchtung und die Notstromanlage und die Lüftung samt Heizung und manchmal noch mehr.

Weiterhin war der Vorführraum sehr oft auch das Aushängeschild des Kinobesitzers, denn er brauchte gute motivierte und verlässliche Mitarbeiter und keinen Hallotris, die (nur) auch mal einen Film vorführten (wenn sie Lust hatten).
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Ein ZEISS IKON Werbefoto 1952
Hier ein UFA Messestand 1954

Ein idealer Vorführraum - auf der Messe - getürkt natürlich

Hier sehen Sie, wie sich die Kino-Einrichter von Zeiss-Ikon in 1951 solch einen Vorführraum vorstellten und den auch 1952 auf der Fotokina in Köln auf dem Zeiss Ikon Messestand präsentierten.

Die beiden Projektoren waren die funkel nagel neuen Ernemann 10 Kinomaschinen - noch mit Kohlebogenlampen, das modernste, das es damals zu kaufen gab.

Die Feuerschutzfenster zum imaginären Zuschauersaal waren auf die Spanplattenmessewand nur aufgeschraubt.

Und hier sehen Sie wie die Kino-Profis von der UFA-Handel den Messestand dekorierten. Dumm nur, daß die sensiblen Schallplatten auf dem Fußboden standen.

Roland Schütz hält das "Arkaden am Ring" in Schuss

Hier in Wiesbaden haben wir noch ein "Musterkino", eigentlich das größte verbliebene Kino in Wiesbaden mit einer 18m breiten Bildwand.

Und im unter der Decke hängenden Vorführraum stehen sie noch, die beiden imposanten BAUER U2 Projektoren. Das war damals das Allerfeinste an Technik, das man kaufen konnte, denn die U2 konnten 70mm Filme abspielen mitsamt dem 6 Kanal Magnetton.

Und sie funktionieren heute noch.


Sowohl die Teile für alle Varianten von 35mm Filmen sind nach wie vor verfügbar, also alle Bildfenster und Masken und Bobbies und Spulen sowie die Adapter für die 70mm Spulen. Auch die Optiken für diese verschiednen Formate werden (noch) gehütet.


Doch neben dran steht seit mehreren Jahren der 6,5 Kilowatt Kinoton Beamer, der alle Varianten von digitalen Filmen randscharf projiziert und die Bildwand perfekt ausleuchtet - bis in die kleinsten Ecken.

Und die inzwischen eingebaute computergesteuerte Steuerelektronik samt Fernsteuerung läßt sich von den anderen Vorführräumen der Konzernkinos mit betreuen. Damit werden der Vorhang und das Licht gleich mit gesteuert.


All die ehemals zu bedienenden Knöpfe und Schalter sind Makulatur geworden
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mit Besuchern aus Wiesbaden

"Wie im Kino" - im Filmmuseum Romboy Nähe Bonn

Nach dem Niedergang des Kinofilms wurde gespart, was das Zeug hielt. Die Eingangsbereiche, die Kinosäle, die Technikräume und Vorführräume verlodderten.

Die Vorführer der alten Schule starben aus, wenige damals Jüngere traten in deren begeisterte Fußstapfen und bemühten sich aus Passion, die alten Geräte und die Technik und das gesamte Kino samt Saal in Schuss und sauber zu halten.

Und natürlich - die kleinen privaten Museen bauten das alles mit Liebe und Herzblut wieder zusammen, das nach dem Niedergang in den großen Kinos entsorgt worden war.

Hier in Blick in Manfred Romboys Kino (16 privat eingeladene Freunde haben dort Platz) im eigenen Kino-Keller, vom Feinsten. Da geht das Herz auf.


Es gibt noch weitere - noch viel kleinere Privat-Kinos - wie dieses hier mit 4 Sitzplätzen. Dort stehen auch 2 uralte BAUER B8 35mm Kinomaschinen - aber mit Bogenlampen und Röhrenverstärkern und Röhrengleichrichtern samt Haptik und Nostalgie-Gefühl.
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Andere Kinos stehen seit 25 Jahren leer

Das Kino dort im Siegerland steht seit 25 leer, einfach nur zugeschlossen, weil keiner mehr kam bzw. es waren zu wenige, um mindestens den Strom und das Personal zu bezahlen.

Dieser uralte BAUER Projektor war natürlich schon lange nicht mehr in Betrieb und wurde im Kinokeller über 50 Jahre aufgehoben und zum Fotografieren hervor geholt und hier abgestellt.

Im Vorführraum stehen zwei - damals vor über 50 Jahren ganz neue - Ernemann 9 Projektoren mit Xenonlampen, Cinemascope und Lichtton. Eigentlich nur abstauben, einschalten und los "ginge" es, wenn es noch 35mm Filme gäbe.
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Es gibt Kinos, die spielen wirklich noch, aber wie . . . .

Hier sieht man die Kombination von modernster Technik, der Beamer links ist ein modernes Teil - neben einer uralten einzelnen 35mm Bauer Kinomaschine aus den 1950er Jahren. Die einzelnen Filmrollen wurden hintereinander zusammen geklebt und von einem großen Teller in den Projektor gezogen, darum nur noch ein Projektor.

Das alleine findet man noch öfter.

Nur - schaun Sie mal auf das Drumherum. Dort ist seit 40 Jahren nichts mehr gestrichen worden oder irgendwie so angenehm bzw. freundlich hergerichtet, daß ein hart gesottener geduldiger Vorführer es dort länger als 10 Minuten ausgehalten hätte. Auch der Notebook als Steuer-PC für den Beamer samt der "voll" professionellen Tonanlage sieht aus wie kurz vor dem Abflug.

Das Umfeld ist alles verrottet und vergammelt und die Beamertechnik ist nur provisorisch vor einem der Feuerschutzfenster aufgestellt, als wolle "man" jede Minute aus diesem Keller flüchten können.

Der ehemals sehr schöne Kino-Saal sieht fast genauso verrottet und verdreckt aus, jedenfalls, wenn man mit Blitz fotografiert und es auf einmal richtig hell ist.
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Andere Vorführräume wurden regelrecht ausgeplündert


Als der Kinobetrieb in den 1980er Jahren eingestellt wurde und das Objekt über Jahre leer steht und dann noch öfter die neuen Besitzer da rein schaun, was eventuell "noch (raus) zu holen" wäre, dann bleibt für den Kinofan kein Auge trocken.


Das hier war mal einer der größten und weiträumigsten Vorführräume mit 2 Ernemann X (10) mit 4-Kanal Magnettonausrüstung und einem Klangfilm 4 x 35 Watt pro Kanal Verstärker, die es in Rhein-Main gab.


So gut wie nichts ist davon übrig geblieben. Also einfach einschalten und loslegen ist nicht mehr.


. . . . . über die Kinos in Wiesbaden
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