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Die Xenon Lampe löste Anfang der 1950er Jahre die Lichtbogenlampe ab.

eine 2KW Xenonlampe (im Bauer Projektor) 1955
eine Xenonlampe in einer Ernemann 9

Der Betrieb eines Filmprojektors mit einer (Kohle-) Bogenlampe mit der Notwendigkeit des konstanten Nachregelns des Zentrums des Lichtbogens war mühselig. Alle mir damals geläufigen Automatismen mit elektrischen Stellmotoren und per Potentiometer gesteuerten Geschwindigkeitsreglern hatten nie richtig funktioniert. (Es war halt die damalige Technik). Jedenfalls mußte der gewissenhafte Vorführer dauernd nach seinem Kontrollbild schielen und die Kohlestäbe nachregeln.

Dann kam 1953 die (damals) hypermoderne "Erleuchtung", ich glaube von OSRAM. Eine Neuentwicklung auf der Basis des Edelgases Xenon erlaubte das Erzeugen einer enorm hellen punktförmigen Lichtquelle in einem kleinen Glaskolben. Und da die Kinobesuche rückläufig waren, gab es endlich wieder etwas zu modernisieren und auch zu bewerben. "Wir haben jetzt XENON-Licht." Daß es da auch ein paar unliebsame Randbedingungen gab, wurde erstmal akzeptiert. (Ein Vergleich aus der Hifi-Ton-Technik mit den völlig anderen Bose 901 Lautsprechern von 1971 bietet sich an.)

Die Vorteile einer sich optisch und physikalisch (fast) nicht verändernden Lichtquelle, die einmal korrekt justiert war, waren phenomenal. Und man konnte eine Kohlebogenlampe sogar zu einer Xenonlampe umrüsten. Damit waren auch die Kosten zu einer Zeit im Griff, als das Kino von den Besucherzahlen steil bergab in die Verlustzone rutschte.

Nach den ersten Xenon Lampen 1953 wurde weiter entwickelt

ein ausgebrannter 6 Kilowatt Kolben

Die ersten Xenon Lampen waren bei weitem nicht perfekt, sie implodierten, wenn sie einen kalten Luftzug erwischten und rissen das ganze Lampenhaus mit auf den Müll. Auch stimmte anfänglich die Farbtemperatur noch nicht. Aber daran wurde gearbeitet und auch verbessert.

Die Hersteller von Projektionsoptiken waren auch im Zugzwang, denn der Lichtpunkt war endlich etwas kleiner als bei der Kohlebogenlampe. Die Vorführer mussten sich an eine andere Zündtechnik gewöhnen, die aber dann über nahzu 17 bis 20 Minuten (= 1 Film-Rolle) ein konstantes gleichmäßig helles Licht produzierte. Natürlich verschlissen diese Xenon-Kolben auch, sie wurden langsam schwarz und die eine Elektrode brannte ab. So "kostete" einmal Zünden eine Menge Stunden an Lebensdauer, bis die Lichthelligkeit so weit herab gesunken war, daß das Bild auf der Leinwand unakzeptabel wurde.

Nach 1,6 und 2KW und 4KW kam 6KW und dann 15KW

ein 1,6 KW Kolben
ein 6 KW Kolben
ein 15KW Kolben

Für eine gute Cinemascope Vorführung in einem normalen Kino mit einer 10m breiten Bildwand (wie dem Caligari in Wiesbaden) reichte eine Lichtleistung von 2KW einigermaßen aus. Beim 70mm Film (im Arkaden am Ring in Wiesbaden) wurden dann 4KW und 6,5 KW Xenon-Kolben gebraucht, um die 18m breite Leinwand richtig hell und gleichmäßig auszuleuchten.

Für die Dome-Kinos mit einer 360 Grad Riesenprojektion von 36m Bildbreite waren dann selbst die 6KW Kolben immer noch zu schwach, sodaß dort richtige "Kaventzmänner" mit 15KW betrieben werden. Das beeindruckende Ergebnis kann man dann im IMAX Kino im Technikmuseum in Speyer bewundern.

Nicht nur, daß der gesamte Riesen-Projektor fast nur für die Lüftung optimiert werden mußte, das 70mm Filmführungsteil wird mit Wasser gekühlt und die Xenon-Lampe mit Pressluft.

Und wehe, wenn sie losgelassen würde, sie explodiert / implodiert und die Brocken sind nahzu tödlich, die da rumfliegen.

Unser ausgebranntes 6KW Muster ist in einem ganz speziellen Kunststoff- Transportgehäuse untergebracht, auch und obwohl sie ja ausgbrannt ist. Mir wurde dringend angeraten, ja keine Experimente zu machen, es ginge alles rasend schnell, wenn der Kolben implodiert.
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Es gibt immer noch "Unwissende", die damit spielen .......

Der Fotograf spielt mit dem vollen Risiko, seine Hand zu verlieren

Von einem privaten Kino-Museum in Norwegen sind uns in 2021 mehrere Bilder gemailt worden, unter anderen auch dieses hier. Der Mensch, der diesen Xenon Kolben so in der Hand hält, hat seinen Arm anscheinend schon abgeschrieben. Die Explosion eines solchen Xenon-Kolbens wirkt wie eine Handgranate aus dem 2. Weltkrieg und Hand und Unterarm sind dann ganz schnell ab. In einem Frankfurter Kino ist bei der Explosion eines 2KW Kolbens das gesamte Lampenhaus abgesprengt worden. Der Filmvorführer war gerade auf dem stillen Örtchen und hatte außer dem gewaltigen Knall nichts abbekommen.
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Hier noch ein Blick auf den 15 KiloWatt IMAX-Projektor

Vorab, also bevor Sie zu der IMAX Seite wechseln, dieser 15 KW Projektor ist für 70mm querlaufenden Film entwickelt worden und es gibt davon weltweit nur 80 bis 90 Stück.

Heute werden fast alle mittelgroßen Video-Beamer mit 6KW Xenon Lampen betrieben.

Nicht nur der Xenon Kolben wird gut geschützt.

Von Anfang an wurde ein "Xenon Kolben" jeder Baugröße mit seiner obligatorischen Schutzhülle in den jeweiligen Projektor eingesetzt und erst, wenn die Verschlüsse veriegelt waren, wurde diese Hülle entnommen. Der oder die Techniker haben heute bei den großen 6kW und 15kW Kolben richtige Schutzanzüge - wie die ersten Mondfahrer - an.

War der Kolben ausgebrannt oder bereits zu dunkel gefärbt, wurde um den alten kalten Kolben erst die Schutzhülle angebracht (herumgeklappt) und dann die Verriegelung gelöst. Dann erst sollte bzw. durfte der verbrauchte Kolben entnommen werden.

Im Bild unten sieht man durch die Schutzummantelung hindurch, daß dieser 6KW Kolben schon sehr sehr dunkel, also bereits fast schwarz, geworden ist und für die vernünftige lichtstarke Projektion nicht mehr geeignet ist.
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Die Sicherheits-Schutzhülle ist eminent wichtig und muß immer - sowohl beim Ein- und Ausbau wie auch beim Transport um den Kolben herum geschlossen sein.

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