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Der Filmprojektor war das unsichtbare Kernstück eines Kinos

Bildwerfer- oder Vorfuehrraum

Die meisten Besucher hatte es nie gekümmert, wie das Bild auf die "Leinwand" kam und wo der Ton herkam.

War es unscharf, wurde gepfiffen und der Vorführer wurde wach, war es zu laut, wurde auch gebrüllt und war es zu leise, wurde erst recht laut gemeckert.

Doch für einen jungen Bub von 15 Jahren und auch schon viel viel früher als 7jähriger war es ein Phänomen, wie aus diesem kleinen (35mm) Bildchen auf dem Filmstreifen solch ein großes Bild "gezaubert" wurde.

Die 16mm Projektion in der Schule hatte ja eine erheblich kleinere Bildwand und war mit Sicherheit nicht beeindruckend.
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Die Vielfalt der Filmformate war begrenzt

hier kommt noch etwas

In den Kinos gab es ein paar wenige deutsche Highlights

Hier in Deutschland war ja nach dem 2.Weltkrieg so gut wie alles an Fabriken kaputt und natürlich waren auch sehr sehr viele Kinos im Bombenhagel ausgebrannt oder eingestürzt. Fernsehen gab es überhaupt noch nicht und auch sonst waren die Angebote zum Träumen sehr begrenzt. Die Kinos nahmen daher in einem ganz kurzen aber heftigen Zeitraum einen rasanten Aufschwung, doch woher so schnell die notwendige Technik nehmen ?

Es gab da in den drei Westzonen die Firma Eugen Bauer Stuttgart und die Firma Zeiss Ikon Kiel, die sich so um 1948 /49 wieder aufgerappelt hatten. Und dann gab es in der russisch besetzten Zone die Reste der Dresdner Zeiss Ikon Mannen aus der Produktion, die dort (aber ohne Entwickler) einen neuen Anfang versuchten. Auch von der Firma Klangfilm und von Siemens waren im Westen und in Berlin Mitarbeiter dabei, wieder neu anzufangen.

Vor dem Krieg gab es eigentlich nur einen deutschen 35mm Projektor, der Geschichte geschrieben hatte (außer dem genialen Mechau Projektor) , die Ernemann VIIB.

Die Ernemann VIIB

Dieser deutsche 35mm Projektor wurde zu einer Legende, denn er konnte bereits vor dem Krieg enorme Projektionsabstände überwinden und dennoch ein sauber ausgeleuchtetes Bild projizieren. Die Mechanik und auch die Optiken kamen von Zeiss aus Dresden und das war feinste Sahne. Diese Ernemann VIIB Kinomaschine wurde nach dem Krieg in Dresden in der sogenannten Ostzone wieder aufgelegt (produziert) und eine Zeit lang recht erfolgreich vor allem in den Westen Deutschlands verkauft, nämlich genau bis 1952, als der Inhaber und Chefkonstrukteur Ernemann seine neue Kinomaschine "Ernemann X" fertig hatte. Dann wars schlagartig aus mit der 7B, zumindest im kapitalistischen Westen.
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Die Ernemann X ab 1952

Die Ernemann X war eine völlige Neukonstruktion mit all der Erfahrung aus den Köpfen der Entwickler oder des Entwicklers. Die Bedienung war kinderrleicht und die Technik der Mechanik war für damalige Zeiten herausragend. Die gesamten Getriebe liefen in einem geschlossenen Gehäuse in einem Ölbad mit eigener Ölpumpe. Die Bogenlampe war mechanisch und optisch auf einem Ausleger optimal angebracht und der Gußfuß war extrem standfest. Alle Kabel liefen unterirdisch im Fußboden und so konnte man den Vorführraum sogar sauber halten. Das alles hatte sein Gewicht mit über 200 Kilo.

Dieser Projektor war damals 1952 schon modular gebaut, als wenn man das mit dem Cinemascope Magnetton-Aufsatz von 1954 bereits gahnt hätte. An dieser Maschine machte das Vorführen (mir zumindest) richtig Spaß.
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Die Bauer B8

Eine zweite - technologisch anähernd gleichwertige, wenn auch ein paar Jahre ältere - Maschine war der BAUER Projektor B8 aus Stuttgart. War die Ernemann X bereits in einem grauen Kräusellack verkleidet, war die Bauer B8 immer noch kohlrabenschwarz wie zu Vorkriegszeiten. Auch die Bedienung war, hatte man an einer Ernemann X das Vorführen gelernt, etwas "sehr" gewöhungsbedürftig.

Die Bauer- Motoren hatten damals noch Anlaufprobleme mit der doch recht hohen Last, die sie treiben mussten. Das wurde über eine sogenante Stern-Dreieckschaltung gelöst. Den ersten Anlauf mußte der Vorführer dazu mit einer Handkurbel "anleiern". Bei der Ernemann X wurde das intern mit dicken Relais, man spricht da von "Schaltschützen", gemacht. Wie gesagt, bei der Bauer B8 Maschine mußte der Vorführer das mit einem dicken Hebel von Hand machen, es war (für mich noch) etwas primitiv.

Von der optischen Leistung war die Bauer B8 der Ernemann X zumindest gleichwertig oder manchmal sogar überlegen, was den Bildstand bei ausgeleierten Filmen anging. Der Zuschauer hat von den ganzen Problemen so gut wie nichts mitbekommen. Auch von der deutlich höheren Geräuschkulisse der Bauer B8 kam nichts durch die Panzerglasfenster nach draußen in den Kino-Saal.
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Und natürlich gab es jede Menge uralter Kino-Maschinen

Bei uns in Wiesbaden gab es noch jede Menge uralter Projektionsapparate aus Vorkriegszeiten, angefangen von einer Ernmann IV, V und VI sowie sogenannte Koffermaschinen aus ehemals transprotablen Kinos. Auch von der Firma Eugen Bauer liefen in kleinen Vorstadtkinos noch einige ältere Modelle. Die Maschinen von Frieske und Hoepfner aus Erlangen hatte sich nie zu uns verirrt.
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Einer der wenigen Wettbewerber war Philips

Mindestens zwei der Filmtheater in Wiesbaden hatten Philips Projektoren und Einrichtungen. Der Philips Vertrieb war ab 1950 genauso aktiv wie der von Bauer und wie die UFA Handel in Frankfurt mit den ZEISS IKON Maschinen.

Irgendwo tauchte auch mal ein italienisches Fabrikat auf und auch ein Franzose, doch das war sehr selten.

Damals bei uns völlig unbekannt - amerikanische Projektoren

Bis etwa 1990 waren amerikanische Militärkinos für uns Deutsche tabu, wir durften da nicht rein, schon gar nicht, um die Technik im Vorführraum zu bewundern.

Erst in 2010 hatte ich die Möglichkeit, einmal einen amerikanischen Vorfürraum zu besichtigen - und ihn auch fotografieren zu dürfen. Inzwischen steht dort auch ein großer Kino-Beamer und die alten 35mm Zeiten sind auch dort vorbei - endgültig vorbei.
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