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Über das Kino-Ambiente und die Beleuchtung der Kinos

Bei der ganzen Diskussion um den Auf- und Niedergang des Kinos werden mehere "Schuldige" ausgemacht und ein wesentlicher Aspekt wird einfach ignoriert oder übersehen - das Ambiente.

Warum gingen die Menschen ins Kino, warum 1920, 1930, 1940 und 1946 bis 1956 ? Der Kinobesuch - sehr oft paarweise - war ein gesellschaftliches Ereignis, das von den Anbietern - den Filmfirmen wie den Kinobetreibern - auch noch entsprechend hochgejubelt wurde. Und darum mußten sie auch etwas bieten. Das fing an mit den ersten UFA-Palästen und endete mit dem Abbau der ganz großen Kinos ab den 1960er Jahren. als (fast) keiner mehr kam.
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Das Licht, die Augen und das Gefühl

In einem Fachbuch aus 1942 haben wir es gefunden, das detaillierte Wissen um unsere Augen und über unsere durch Farben gesteuerte Gefühlswelt und die Einflüsse der Vorraum- und der Kino-Saal- Beleuchtung auf die Fähigkeit des Sehens - eine Klarstellung und Beratung für "Filmschaffende", meist der Kameramänner und Regisseure, aber auch für Inneneinrichter und Architekten.

Will ich also einen Kinobesuch attraktiv machen, - und das unabhängig vom Filmtitel - muß ich unter diesen Aspeken ein Ambiente anbieten bzw. erzeugen. und da spielt das gesamte Licht und die Auswahl der Farben eine bedeutende Rolle. Auf das Licht und die Farben im jeweiligen Film hat der Kinobetreiber fast keinen Einfluß. Aber auf die architektonische Gestaltung und die Technik hat er maßgeblichen Einfluß.
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Die Beleuchtung des Saales fließend aus- und ein-"schalten"

Ein historisher Saalverdunkler mit Stufen
hier der Stufenschalter

Diese "Erleuchtung" der Kinobetreiber ist uralt. Nachdem der Neuigkeiten-Effekt der "Laufenden Bilder" vorüber oder verpufft war, ging das mit dem "Licht aus" - "Film ab" nicht mehr. Auch am Ende des Films wurde damals das Licht einfach angeknipst und die Zuschauer / Besucher rieben sich verwundert die Augen.

Und so wurden bereits in den 1920er Jahren Wege und Methoden entwickelt - natürlich auf dem Stand der damaligen Elektro-Technik -, wie sich die elektrische Raum- oder Saal-Beleuchtung in Stufen oder sogar stufenlos von hell bis dunkel verändern kann. Das ging damals nur über Vorwiderstände mit gewaltigen Abmessungen und heftiger Hitze-Entwicklung.

Daß es absoluter Unsinn war, die überschüssige Spannung mit riesigen Hochlast- Widerständen in Wärme umzuwandeln, diese Widerstände fingen im unteren Helligkeitsbereich wirklich an zu glühen, war damals noch akzeptiert. Eine andere bessere Lösung gab es noch nicht.
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Damals neu - der Trick mit dem Trenntrafo

Die etwas modernere Technik des Stelltransformators (im Sprachgebrauch unglücklicherweise Regeltrafo genannt) mit 2 gtrennten Wicklungen war noch nicht reif.

Aber auch da wurden die ersten physikalischen Erkenntnisse benutzt, nämlich die Sekundärspannung eines Transformators (bei getrennten Wicklungen) über den variabel einstellbaren (zu öffnenden) Eisenkern / Magnetkreis zu verändern.

Ist - bei unserem historischen Muster - der Eisenkern geschlossen, wird die maximale elektrische Leistung übertragen, ist der Kern nur halb-offfen wird entsprechend weniger übertragen und ist der Kern ganz offen, kommt in der Sekundärspule nichts mehr an, die angeschlossenen Lampen sind dann dunkel.
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Natürlich ist dieser historische "Steller" etwas sehr mühsam zu bedienen, der massive Hebel geht richtig schwer. Doch es war die allererste Möglichkeit, eine Glühlampenbeleuchtung wirklich stufenlos von nahezu Dunkel (Schwach) auf Hell (Stark) und umgekeht zu verändern, einzustellen und sogar mitten drin - zum Beispiel auf halber Helligkeit - stehen zu lassen, ohne daß die Widerstände (wie weiter oben) glühen. Und das Teil war zwar sehr sehr schwer, aber dafür sehr klein und es glühte nichts. Beachten Sie - es war die Zeit des Nitrofilms, da war jedes "Glühen" auch nur in der Nähe der Film-Projektoren richtig gefährlich.
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Es ging natürlich Zug um Zug komfortabler

Die verbrannten Wicklungen sieht man ganz deutlich

Die Filmvorführer waren mit der damaligen Lichtbogenlampen-Technik - sagen wir mal - ausgelastet. Diese Projektionslampen mussten fortlaufend nachgestellt werden. Viel zu oft war keine Zeit, die restliche Technik mit Blick auf das Ambiente zu bedienen. Noch viel viel später war mir 1986 in einem Kino in Carson City in Nevada negativ aufgefallen, plötzlich ging das Licht aus und der damals brandneue Film "Top Gun" startete und direkt am Ende, klick, ging das Licht volle Pulle wieder an. Sie kannten es nicht besser.

Für die großen Paläste der UFA konstruierten deutsche Ingenieure den ersten mit einem Motor gesteuerten Saalverdunkler. Es war ein komplexes und teures Teil mit einem langen Spindelantrieb und Relaissteuerung und einer großen langen Keramik- oder Ton-Röhre, auf der etwa 1000 Windungen "Konstantan-Draht" aufgewickelt waren. Der Motor schob über seine lange Spindel den Abgriff (mit dem Schleifer) von einer Seite dieses gewickelten Draht-Widerstandes zur anderen Seite und natürlich auch wieder zurück. Sogenannte Endschalter erkannten Anfang und Ende des Schiebeweges.

Pfiffige Vorfüher hatten aber die Ambitionen, zwischen Vorfilm und Hauptfilm der Eisverkäuferin etwas Licht zu gönnen und den motorischen Saalverdunkler kurz vor "ganz Dunkel" anzuhalten. Und genau dort fingen die Windungen an zu glühen und zu verbrotzeln (siehe Foto). Die Vorführer hatten das nicht verstanden, daß das so nicht gehen konnte oder durfte.
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Der Motor-Antrieb
Der Abgriff mit dem Schleifer

Und es ging noch besser und sicherer

Mit diesen Schwächen konfrontiert gingen die Kinotechnik- Entwickler von dem reinen Drahtwiderstand weg zu dem sogenannten Autotrafo. Das ist ein spezieller Transformatior mit nur einer Spule und diversen Abgriffen oder einer längeren Schleifbahn auf der länglichen Wicklung, auf der ein Schleifer ebenfalls über einen Spindelantrieb hin und her gefahren wird.

Der Vortel diese Konstruktion war und ist, daß nur ganz wenig Verlustleistung in Wärme umgesetzt wird.

Den Weg des Schleifers kann man jetzt an jeder beliebigen Stelle unterbrechen und nichts verbrotzelt wie bei dem Schiebewiderstand oben drüber.

Der Nachteil dieses Saalreglers war, er war deutlich schwerer wegen des Eisenkerns anstelle der Keramikröhre und er war deutlich teurer und unter höherer Last fíng er an zu brummen.
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Noch ein Blick auf die Steuerung

Damals mussten alle Funktionen wie Hell - Dunkel- und - Halt - über eine primitive Logik mit mehreren Relais realisiert werden.

Dazu kam die Bedienug des Hauptvorhangs und der seitlichen schwarzen Abdeckungen der großen Bildwand für die verschiedenen Film-Bildbreiten.

Auch gab es eine Bühnenbeleuchtung für besondere Ereignisse, bei denen auf der Bühne vor der Bildwand Vorträge oder Laudatien verlesen wurden.

In größeren Kinos waren das dann mit der Vorhang- und Abluft-Steuerung auf einmal 15 Taster.
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Heutzutage lächeln wir über diesen Aufwand.

Wie ich mich selbst davon überzeugen konnte, sind (nach heutigen Maßstäben) sogar in großen Kinos ganz simple elekronische Dimmer im Vorführraum an der Wand. Die Verlustleistung ist inzwischen nahezu Null und man kann mit einer leichten Drehung den ganzen Saal runter und wieder hell fahren.

Auf dem Bild sieht man den Dimmer in der Mitte zwischen den Projektionsfenstern und den verdreckten Schalter für die vordere Vorhangbeleuchtung unter dem Zettel.

Dieses völlig vergammelte Wiesbadener Kino wude in 2017 von amtswegen still gelegt.

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