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Dieses kleine Heftchen kam zur IFA 1989 heraus

Dazu muss man wissen, daß das gesamte Eureka 95 HDTV Projekt weitgehend von der EU gefördert wurde. Also spielten die Kosten für Marketing, Messen und Ausstellungen nur eine geringe Rolle. Die beteiligten europäischen Regierungen wollten den publikumswirksamen Erfolg, beinahe koste es, was es wolle. Die jeweilige heimische Industrie brauchte eine Reihe von Produkten, die ihnen die Japaner nicht so einfach hätten abnehmen könnten. Wenn in den folgenden Artikeln immer nur von "Eureka" die Rede ist, es handelt sich dabei immer (nur) um Eureka 95, das HDTV Fernseh-Projekt Nr. 95 - von insgesamt 270 Eureka Projekten.

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Herbst 1989 - EUREKA zeigt den Weg in die Fernsehzukunft

Das 1985 gestartete EUREKA-Programm der europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Hochtechnologie und Forschung erlebt in diesem Jahr einen (vorläufigen) Höhepunkt: Unterstützt und gefördert von 17 Staaten zeigt EUREKA den Weg zum Fernsehen der Zukunft.

Auf der Internationalen Funkausstellung Berlin 1989 (25.8. bis 3.9.) wird das jetzt ausgereifte Projekt EU 95 als Initiative der europäischen Industrie, Sendeanstalten, Universitäten und Institutionen vorgestellt.

Das Direktorium

EUREKA 95 Directorate (von links nach rechts) Vice President Michel HARENG (Thomson), Dr. Dieter POHL (Bosch Fernseh), President Pieter W. BOEGELS (Philips), Secretary Hermann WESSELS (Philips), Keith FULLER (Philips) - übrigens: Der Fujinon Schriftzug an der Optik wurde entfernt

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Anmerkung in 2013 : Dr. Dieter Pohl von der BTS/Fese übernahm den deutschen Sitz im Direktorium von Eureka 95 von Prof. G. Bolle.

Dr. Dieter Pohl und Dr. Michael Hausdörfer waren die Köpfe der gesamten HDTV Entwicklung bei der BTS in Darmstadt. Von beiden habe ich in 2012 und in 2013 ganze Ordner voller Informationen und Zeitungsberichte über die damalige 1250/50 HDTV Entwicklung, das immerwährende "Hinundher" und die Querelen hinter den Kulissen erhalten.

Die "Partner" waren sich nämlich gar nicht immer einig. Zu viele Rivaliäten um Anteile am Gesamtprojekt und Gewichtung waren da mit im Spiel. Auch hatten sich einige "Partner" mit der Bereitstellung von interner Manpower und technischem Fachwissen leicht "verhoben". Von der (angeblich super tollen) französischen HDTV Kamera waren die Olympia-Macher bei den beiden webewirksamen Olympiaden zum Beispiel gar nicht begeistert.

Pieter Boegels erklärt


Mit einer Demonstration der lückenlosen Systemkette von der Studiotechnik über Produktions- und Übertragungs-einrichtungen bis zu Empfangsgeräten mit einem brillanten Bild wie im Kino und einem Ton in CD-Qualität präsentiert EUREKA unter der Federführung von BOSCH, PHILIPS und THOMSON in Berlin das sogenannte „hochauflösende Fernsehen" HDTV (High Definition TV).

Was wie eine technische „Revolution" anmutet, ist jedoch eine folgerichtige „Evolution", denn die europäische Lösung wird sich in verbraucherfreundlichen, systemverträglichen Entwicklungsschritten vollziehen. Das heißt: Der Verbraucher kann davon ausgehen, daß die technisch hervorragenden Fernsehgeräte von heute bereits zukunftssicher ausgestattet sind oder so nachgerüstet werden können, daß man mit ihnen auch die künftigen Programme empfangen kann.

Parallel zum traditionellen Gerätemarkt
wird es in Zukunft jedoch auch großformatige Breitwandfernseher im Bildschirmformat 16:9 (jetzt 4:3) mit einer Bildauflösung von 1250 Zeilen (jetzt 625) sowie entsprechende Projektionsfernseher geben. EUREKA wird in Berlin diese Weiterentwicklung zum perfekten Fernsehbild vorstellen. Neben der eigentlichen Bild- und Tonverbesserung werden diese Geräte ein größeres Blickfeld und die Wahlmöglichkeit zwischen acht Sprachen pro Programm realisieren.

EUREKA auf der Internationalen Funkausstellung Berlin 1989 — das ist nicht nur eine Technologie-Show der Superlative, das ist auch eine Dokumentation europäischer Einigkeit und gemeinsamer, innovativer Kraft.

EUREKA 95 IN MONTREUX 1989

Montreux - ehemals das weltweite Fernsemekka

Vom 17. bis 22. Juni 1989 fand das 16. Internationale Fernsehsymposium im Schweizer Montreux statt.

Themen, wie HDTV, Produktions-Systeme und analoge, digitale Aufzeichnungsverfahren wurden in Vorträgen erörtert.

Am 18. Juni öffnete die angeschlossene technische Ausstellung ihre Pforten. Auf ingesamt 18.000qm präsentierten 220 Hersteller aus aller Welt ihre neuesten Produkte.

Auf dem immer überfülltem EUREKA-95 Stand erlebten die Besucher den europäischen Weg zum hochauflösenden Fernsehen. Die überwiegende Anzahl der Besucher war von der exzellenten Bild- und Tonqualität des 1250/50 HDTV Systems beeindruckt. In Montreux zeigte sich deutlich, daß die europäische Initiative in Richtung der Etablierung eines selbständigen HDTV-Systems vorankommt.

Die einhellige Meinung in Gesprächen mit internationalen Experten war, daß es den Europäern gelungen ist, mit ihrer HDTV-Technik Maßstäbe zu setzen. Das spiegelte sich nicht zuletzt auf den Messeständen der beteiligten EUREKA Partizipanten wieder.
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THOMSON HDTV

Großes Interesse des Fachpublikums fand z.B. die erste HDTV Studiokamera PROSCAN mit progressiver Abtastung und 1250 Zeilen, die THOMSON vorstellte. Diese Studiokamera arbeitet mit einer diagonalen Filterung der Helligkeitssignale und einer Bitrate von 1.115. Gbits/s.

In Montreux zeigte THOMSON neben hochauflösenden Monitoren, Decodern und Receivern für die Aufzeichnung der HDTV-Signale, den „High Definition Scanner" TTV 2725. Dieses Gerät ermöglicht die Abtastung von Dias in HDTV-Qualität.

Philips HDTV

Philips zeigte neben Bauelementen für HDTV-Geräte eine neue Generation von hochauflösenden Aufnahmesensoren. Diese Sensoren NXA 1111, NXA 1143 arbeiten mit 450.000 Pixeln und sind für die Verwendung in HDTV-Cameras bestimmt.

Anmerkung : Mit den neuen hochauflösenden HDTV-Chips waren die Philips Ingenieure aus Breda der Welt wieder mal einen Schritt voraus (wie damals 1963 mit der Compact Cassette, 1983 mit der CD und 1964 mit der Plumbicon Röhre).

Doch teilen wollten sie den Ruhm auf keinen Fall. So kamen die Entwickler bei BTS in Darmstadt - obwohl BTS bereits zu 50% zu Philips gehörte - an diese Chips einfach nicht ran.

Es wurde indirekt gemauert, was das Zeug hielt. Breda (oder wer auch immer dort das Sagen hatte) wollte den Ruhm für die erste Chip basierende HDTV Kamera, die LDK 9000, alleine haben. Auch andere (lange verheimlichte) Rivalitäten zwischen den "Partnern" behinderten die HDTV Entwicklung erheblich.

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Rank Cintel

Mit URSA, einer Revolution in der elektronischen Filmabtastung, stellte Rank Cintel eine neue Generation von Filmabtastern vor. Das in Montreux der Öffentlichkeit präsentierte Modell lieferte die Bilder vom 35 mm Film, umgesetzt in HDTV 1250/50. Diese HDTV-Signale wurden über Glasfaser zu den angeschlossenen Monitoren im EUREKA-Stand geleitet.

BTS (Broadcast Television Systems = Bosch) HDTV

Die KCH 1000 noch mit Plumbicons
Der große BTS HDTV Mixer - doch was war TTV5645 ?

BTS (Broadcast Television Systems = Bosch) war mit einer Reihe von HDTV-Studiocameras vertreten, unter anderem die HDTV-Kamera KCH 1000. Ausgestattet mit 25mm Saticon- oder 30mm Plumbicon Aufnahmeröhren und einer Übertragungsbandbreite von 30Mhz.

Eingesetzt wurden diese Kameras nicht nur auf dem Messestand, es wurden Bilder aus dem sonnigen Montreux vom Außengelände aufgenommen und zu den Messeständen übertragen.

Eine Vielzahl von Monitoren, Mischpulte und sonstiges professionelles Zubehör prägte den BTS-Stand. BTS hatte unter mehreren Aufnahmegeräten in Montreux den HDTV-Video-Tape-Recorder BCH 1000 im Einsatz.

Dieses Gerät ermöglicht eine Aufnahmekapazität von 57 Min. für HDTV-Signale. Bandgeschwindigkeit, 661 mm/s und eine Auflösung im Helligkeitsbereich von 20 MHz.

Anmerkung : Die BTS/Fese HDTV Spezialisten im Labor der Produktentwicklung bei Professor Hausdörfer in Darmstadt stellten den wichtigsten Teil der ganzen HDTV Technik bereit, nämlich den Sternknoten der ganzen Systeme, also den zentralen HDTV- Bildmischer, sowie die ganzen dazu notwendigen Protokolle, mit denen sich die einzelnen Systeme verständigen mussten. Mehr dazu auf den nächsten Anmerkungen.

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Bildröhren von mehreren Herstellern

Die neue Generation von Monitorbildröhren mit einem Seitenverhältnis von 16:9 war auf dem 16. Internationalen TV Symposium in Montreux stark vertreten. Diese hochauflösenden Bildschirme demonstrierten eindrucksvoll die Wiedergabequalität von HDTV-Bildern.

Die größten in Montreux gezeigten hochauflösenden Bildröhren waren Röhren mit einer Bilddiagonale von 86cm. Darüber hinaus dominierten Projektionsgeräte, überwiegend in der „Rear-Projection Technik".

HDTV Ü-Wagen

Komplette Einrichtungen in HDTV 1250/50 Technik zeigten die auf dem Außengelände geparkten Übertragungswagen von SFP aus Frankreich, BTS aus Deutschland und NOS aus den Niederlanden.

Vom elektronischen Mischer auf digitaler Basis bis zum digitalen Aufzeichnungsverfahren der HDTV-Programme demonstrierten diese Fahrzeuge den hohen technischen Stand des europäischen HDTV Systems.

HDTV Objektive

Weltweit haben sich die Objektivhersteller schon länger auf die neue Generation von Studiokameras eingestellt. Für das Format 16:9 wurde eine große Palette von neu entwickelten Objektiven vorgestellt, die als Krönung einen Zoombereich bis zum Faktor 55 aufwiesen.

Anmerkung : Kein Wort davon, daß sich die Scheider Werke Bad Kreuznach aus dem HDTV Bereich bereits verabschiedet hatten und die Fese die erten Objektive von Fujinon einkaufen mußte.

Auch die Engländer von Rank Tailor Hobson hatten meines Wissens nach nichts mehr anzubieten. Die Franzosen von Angenieux / Paris mühten sich redlich, und waren lange die einzigen Alternative zu Fujinon. Von den anderen Japanern konnte keiner brauchbare HDTV-Objektive liefern.

Die Prospekte weltweit waren nämlich sehr "sehr geduldig". Das Spezial-Glas für ALLE Herteller kam nämlich ausschließlich von Schott aus Mainz und brauchte ca. 3 Jahre zum Abkühlen / 1 Grad pro Tag von etwa 1200 Grad abwärts - sagen die Experten.

Das war immer ein wackeliges Investment - im Millionenbereich - in die Zukunft.

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Eigenlob (mit Bedacht lesen)

Montreux hat deutlich gezeigt, daß die europäische Entwicklung auf der Produktionsseite riesige Schritte nach vorn vorgenommen hat.

EUREKA mit IFA-Konzept

Wie im EU95-Projektplan vorgesehen, findet auf der Internationalen Funkausstellung vom 25.8. bis 3.9.1989 in Berlin die letzte öffentliche Demonstration des EUREKA-Projekts vor der entscheidenden Sitzung des internationalen Normen-Gremiums CCIR statt. EUREKA wird in Berlin die europäische HDTV-Philosophie lückenlos bestätigen: von der Studio-Technik über Produktions- und Übertragungseinrichtungen bis zum Empfangsgerät.

Das geschieht durch:

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  • die Vorstellung des 1250/50 HDTV-Studio-Equipments in einem originalen HDTV-Studio, in dem europäische Sendeanstalten produzieren.
  • die Demonstration des HD-MAC-Über-tragungssystems über Kabel, Glasfaser, Satellit und elektronische Medien.
  • die Beweisführung der nahtlosen Kette von der HDTV-Produktion bis zum Empfang beim Konsumenten auf einem Bildschirm im Verhältnis 16:9, mit einem Bild in Kinoqualität und einer Ton-Übertragung in CD-Qualität sowie von Surround sound (Raumklang).

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Demonstration of the HDTV Programms in the EUREKA Hall in Montreux. - Unten drunter: Expert discussion in Montreux. From left to right; J. Oberheide - THOMSON, K. Schmidt - BTS, H. A. Vaanholt - PHILIPS and Professor Karl Tetzner - Funkschau.

Die EUREKA-Stand auf der IFA wird über eine Eingangs- zone in der neuen Halle 22 zu erreichen sein. Die Hallenfläche von rund 1.400qm (Eingangszone: ca. 250qm) ist zweigeteilt: in ein HDTV-Studio mit einer Studio-Bühne und einem Zuschauerraum, vom dem aus jedermann live an HDTV-Produktionen teilnehmen kann und in eine fachbezogene Demonstrationszone für HDTV und HD-MAC.

Einer Initiative des NDR folgend, hat EUREKA die europäischen Sendeanstalten eingeladen, live im EUREKA-Studio in Berlin zu produzieren. Produziert werden sollen :
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  • Musikprogramme durch NDR (Deutschland)
  • Eine Dokumentation durch VARA (Niederlande)
  • Eine Show durch SFP (Frankreich)
  • Eine Oper durch ORF (Österreich) und
  • ein Gulbenkian Ballett durch RTP (Portugal)

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Bereits vor Messebeginn arbeiten die Sendeanstalten RAI (Italien), NDR/BMFT (Deutschland), BBC (Großbritannien) und NOB (Niederlande) an HDTV-Produktionen unter Einsatz spezieller HDTV-Übertragungswagen. Die Ergebnisse werden in Berlin zu sehen sein.

In der fachbezogenen Demonstrationsszene sind zwei in sich geschlossene Theater geplant. Eins für die eindrucksvolle HDTV-Produktion und das andere für die Präsentation des HD-MAC-Systems. Informationen jeder Art findet der Fachbesucher in einer großzügig mit Display-Inseln und Monitoren gestalteten Zone, auf der er auch qualifizierte Gesprächspartner zum EUREKA-Projekt trifft.
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Hier riecht es stark nach Eigenlob für Erfolge,

Es war einmal . . . . .

vergangene Erfolge, . . . . . die aber lange zurückliegen, sehr lange.

Die GFU hat hier eine Selbstdarstellungs-Anzeige gestaltet, die leider der Vergangenheit angehört und nichts mehr mit den Entwicklungen der 1990er Jahre gemein hat.

Hier der Text der Anzeige :
Die Geschichte der Unterhaltungselektronik wurde und wird maßgeblich in Europa geschrieben. Viele der europäischen Pionierleistungen wurden erstmalig auf den Funkausstelungen gezeigt. Vom Magnetophon bis zur CD waren das stets spektakuläre Prasentationen.

1989 folgt ein weiterer historischer Schritt: EUREKA HDTV prasentiert auf der IFA die Fernsehzukunft.

Informationen über historische Daten der Unterhaltungselektronik und das Fernsehen der Zukunft vermitteln zwei Faltblätter, die kostenlos zu erhalten sind von der Gesellschaft fur Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) mbH, BorchersstraBe 6A. 3000 Hannover

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Anmerkung : Es wird mit keinem Wort erwähnt, daß die Japaner in der Fernsehtechnik (und nicht nur dort) wieder mal 3 Schritte voraus waren mit ihrem MUSE HDTV und die EU fast um jeden Preis aufholen wollte. Soweit ist das alles ja korrekt. Nur, es so hinzustellen, als ob die Japaner und Amerikaner damit aufgehört hätten, weiter zu entwickeln und auf die Europäer warten würden, ist natürlich Humbug. Es dauerte nur ganz wenige Jahre, um zu erkennen: Das war nicht die erhoffte Fernsehzukunft. Dieser Weg führte nämlich in die falsche Richtung.

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GLOSSAR

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  • CCIR: Comite Consultatif International des Radiocommunications (Internationales Normen-Gremium)
  • HDTV: High Definition TV (Hochauflösendes Fernsehen)
  • 1250/50: Verdoppelung der Bild-Zeilen von 625 auf 1250/Bildwechselfrequenz + 50 Hz
  • MAC: Multiplex Analog Component (Basisband-Übertragung für bessere Bild-und Tonqualität)
  • HD-MAC: High Definition MAC-Übertra-gungsstandard für HDTV
  • EUREKA: Europäisches Programm für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Hochtechnologie-Forschung, gegründet 1986 durch eine Initiative der europäischen Industrie, Sendeanstalten, Universitäten und Institutionen, unterstützt und gefördert durch 17 europäische Staaten.
  • EU95: EUREKA-Projekt-Bezeichnung für die Entwicklung und Standardisierung des europäischen HDTV-Konzepts

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Warum macht man das?

Pieter Boegels war der Koordinator und Promoter für 1250 HDTV

Man muß gar nicht soweit zurückdenken. Wer 1957 zu den (bis dahin lediglich) 1 Million Fernsehteilnehmern in der Bundesrepublik gehörte, durfte sich beinahe noch zu den „Pionieren" des „neuen" Mediums rechnen. Er besaß eine kleinformatige Flimmerkiste mit fast rundem Guckloch und konnte von zwei Programmen für wenige Stunden am Tag — aus heutiger Sicht — technisch völlig unzulängliche, von vielen Störungen begleitete schwarz/weiß Bilder empfangen.

Von den Fernsehteilnehmern 1967 — 10 Jahre später — war derjenige ein „Pionier", der es sich leistete, in Farbe fernzusehen.

Der Fernsehteilnehmer der 90er Jahre wird eine ähnliche Pionierrolle spielen, wenn er über ein Großbildgerät mit dem Seitenverhältnis 16:9 (heute 4:3) mit 1250 Zeilen-Zerlegung (heute 625) ein phantastisch klares Bild und einen Ton in höchster Präzision (CD-Qualität) genießt.

Zwischen diesen drei Stufen liegt eine nahtlose und folgerichtige Weiterentwicklung in vielen kleinen Schritten. Das Fernsehen wurde und wird immer besser, klarer, schöner, technicch perfekter, optisch reizvoller.

Neben der erheblichen Verbesserung der Qualität von Bild und Ton wird das hochauflösende Fernsehen auch eine neue Qualität des Sehens mit sich bringen. Das vom Kino vertraute Cinemascope-Format kommt dem natürlichen Gesichtsfeld des Menschen entgegen. Man kann den Blick in der Szenerie geradezu wandern lassen, wird damit in das Geschehen mit einbezogen und kommt vom passiven Zuschauen zum Gefühl aktiven Erlebens — zur „Telepräsenz".

Auch diese allmähliche Weiterentwicklung wird — wie alle Entwicklungsschritte zuvor — evolutionär sein. Wer es will, kann diese Evolution in vernünftigen Zeitabständen mitvollziehen und sich die entsprechenden Geräte jeweils nach neuestem Standard anschaffen. Wer hingegen auf den Fortschritt verzichtet, der kann (vorausgesetzt sein Altgerät tut's noch) heute noch mit der Flimmerkiste von vorgestern fernsehen, und er wird morgen noch die Programme mit dem Gerät von heute sehen und hören können. Das verdankt er einer vorausschauenden Geräteindustrie, die alle Entwicklungsstufen verbraucherfreundlich verwirklichte und stets darauf bedacht war und ist, daß technischer Fortschritt „kompatibel" bleibt.

Die evolutionären Schritte zu HDTV

„Professionelle Anwender und Konsumenten haben viele unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche. Aber eines ist Ihnen gemeinsam — der Wunsch, HDTV auf einem evolutionären Weg zu erreichen. Niemand möchte all das wegwerfen, was er heute hat und bei Null wieder neu beginnen. Einen revolutionären neuen Standard können wir nicht gebrauchen!

Unsere Antwort auf diesen Wunsch ist der evolutionäre Weg zu HDTV. Im Übertragungsbereich beginnt er mit der Ausstrahlung des D2-MAC oder D-MAC Standards über die neuen Rundfunksatelliten. Diese bieten dem Betrachter bereits bessere Bilder, digitalen HiFi-Ton und die Wahlmöglichkeit verschiedener Sprachen.

Die Kosten

Die Kosten für den Konsumenten sind gering, er muß lediglich eine kleine Satellitenantenne und einen Tuner zusätzlich zu seinem vorhandenen Fernsehgerät kaufen. Er kann natürlich auch einen neuen Fernsehempfänger mit integriertem MAC-Decoder kaufen.

Der nächste Schritt wird ein MAC-Empfänger mit dem neuen Bildschirmformat
16:9 sein. Alle Besitzer eines MAC-Emp-fängers mit 4:3 Bildformat werden natürlich auch in der Lage sein, diese Programme zu empfangen — MAC ist vorwärts und rückwärts kompatibel!

Im letzten Schritt werden wir das Hochauflösende Fernsehen einführen, wobei wir den HD-MAC Standard mit 1250 Zeilen benutzen. Entscheidend dabei ist, daß diese HD-MAC-Sendungen auch mit einem MAC-Empfänger empfangen und mit MAC-Format wiedergegeben werden können."

Pieter W. Boegels, Präsident EUREKA EU 95
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Europa stellt sich der HDTV-Herausforderung

Sowohl den Audiovisions-Professionals, als auch dem Fernsehpublikum kann Europa nun ein völlig neues Fernseh-Erlebnis bieten: das in Europa entwickelte und in Europa hergestellte hochauflösende Fernsehen (High Definition TV, abgekürzt HDTV).

Dubrovnik, Brighton und nunmehr Berlin markieren wichtige Meilensteine in der Entwicklung des europäischen HDTV- Systems. Es basiert auf 1250 Zeilen und 50 Halbbildern pro Sekunde und ist damit kompatibel mit der bisherigen Fernsehnorm.
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Dennoch handelt es sich um ein erheblich fortschrittlicheres System als das derzeit verwendete. Dieser europäische Standard steht im Gegensatz zum revolutionären japanischen Vorschlag, der ein HDTV-System mit 1125 Zeilen und einer Bildfrequenz von 60 Hz vorsieht — ein System, das mit der bisherigen Fernsehnorm nicht kompatibel ist.
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HDTV soll für alle da sein

Es ist auch nicht ausschließlich eine Programmfrage, obwohl die durch die hohe Auflösung möglichen neuen Techniken den Produzenten von Fernsehprogrammen, Filmen und audiovisueller Software neue, interessante Produktionsfirmen eröffnen werden.

HDTV ist auch nicht allein eine den Konsumenten berührende Frage, obwohl von der Öffentlichkeit allein die verbesserte Darstellung entsprechend Kinoqualität für das Bild und CD-Qualität für den Ton an sich bereits als revolutionär eingestuft wird.

Der HDTV-Normvorschlag ist somit sehr komplex und hat viele Aspekte. Es ist nicht nur ein Vorschlag, der Geräte, Programme und Anwender betrifft — er hat auch in zunehmendem Maße eine kulturelle und politische Bedeutung.

Es wird allgemein anerkannt, daß das Fernsehen kulturelle Werte beeinflussen kann, und dieser Einfluß wird durch die hohe Aufösung noch verstärkt.

HDTV für alle 12 Staaten der EU

Es sollte nicht vergessen werden, daß die EG ein Zusammenschluß aus 12 Staaten mit unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen ist. Fernsehen, und insbesondere HDTV, bietet die Möglichkeit, dies reiche kulturelle Erbe durch einen gemeinsamen Zugriff auf die kulturellen Beiträge zu verstärken.

Das politische Interesse am HDTV-Vorschlag wird durch die Tatsache gestützt, daß die Staats- und Regierungschefs der EG diesem Vorschlag bei ihrem Treffen in Rhodos im vergangenen Dezember und beim Madrider Gipfel im Juni eine hohe Priorität eingeräumt haben.

Maßnahmen der Gemeinschaft und Initiativen der Kommission sind darauf ausgerichtet, einen Rahmen zur Unterstützung, Verstärkung und Bereicherung von Initiativen der Industrie und der Mitgliedsstaaten zu bilden.

Das EUREKA 95 Projekt wurde 1986 gegründet

Durch die 1986 erfolgte Gründung des HDTV-Forum seitens der Kommission wurde das Projekt EUREKA 95 weiter gestärkt. Ziel war es, Rundfunkanstalten, die Filmindustrie, Repräsentanten der jeweiligen Verwaltungen und der EBU, als auch die Industrie an einen gemeinsamen Tisch zu bringen.

Eines der Hauptziele 1986er Normdirektive der EG zur Satellitenübertragung (die die Verwendung des MAC-Systems [Multiplexed Analogue Component] beschreibt) war die Schaffung eines weiterentwickelbaren Weges in Richtung auf hohe Auflösung.

Das MAC-System [Multiplexed Analogue Component]

Die europäische MAC/PACKET-Norm basiert auf fortgeschrittener Technologie, die mehrere Tonkanäle, hochqualitative Bild-und Tonübertragung, die Möglichkeit der Verschlüsselung und ein erheblich vergrößertes Bildformat zuläßt (Seitenverhältnis 16:9 im Gegensatz zum bisherigen Seitenverhältnis 4:3).

MAC verfügt über den technologischen Spielraum zur Weiterentwicklung auf HD-MAC (hochauflösende Norm) und, damit zusammenhängend, einem breitformatigen, kinomäßigen Bild mit Stereoton. Effiziente Ausnutzung der in diesem System verfügbaren Energie lassen es insbesondere für Satelitenübertragung als ideal erscheinen.

Das MAC-System wurde letztes Jahr mit dem Start der Satelliten TDF1 und TV-SAT2 eingeführt. Vorgesehen ist noch der BSB-Start. Die Signale dieser Satelliten können sowohl mit MAC-Geräten als auch mit bestehenden PAL/SECAM-Anlagen in Verbindung mit einem Konverter empfangen werden. Das System stellt keine Kompatibilitätsprobleme.

Eigentlich sind es 3 Firmen, die die Arbeit stemmen

HDTV-Technologieforschung, wie sie insbesondere von PHILIPS, THOMPSON und BOSCH-Fernseh betrieben wird, wird auch durch die Rahmenprogramme der Forschungsvorhaben RACE und ESPRIT der EG gestützt, in denen komplexere Grundlagenforschung betrieben wird.

Zusätzlich zu diesem mittel- und langfristigen Projekten unterstützt das RACE-Pro-gramm auch ein Projekt zur „experimentellen HDTV-Nutzung". Im Rahmen dieses Projektes werden HDTV-Studioanlagen entwickelt, die dann professionellen Anwendern zur Verfügung gestellt werden, um HDTV-Programme herzustellen.

Gedanken zu EEIG (European Economic Interest Group for HDTV)

Um einen organisatorischen Rahmen beim Erfahrungsaustausch bei der Verwendung von HDTV-Produktionsmöglichkeiten zu schaffen, schlägt die europäische Industrie mit Unterstützung der EG vor, die EEIG (European Economic Interest Group for HDTV) ins Leben zu rufen. Diese Organisation stellt sicher, daß ein gemeinsamer Gerätepool geschaffen wird und zu günstigen Bedingungen Fernsehproduzenten und Filmschaffenden in der gesamten EG zur Verfügung gestellt wird.

Durch die EEIG kann der Produktionsbereich Erfahrungen mit der neuen Technik sammeln. Die Hersteller erhalten wichtige Anregungen aus dem Produktionsbereich, und für die nachfolgende, kommerzielle Auswertung können die richtigen Ausgangsbedingungen geschaffen werden. Dabei muß die erfolgreiche Kommerzialisierung von HDTV das Hauptziel sein. Forschung und Entwicklung, sowie das Normungsverfahren sind bereits weit fortgeschritten. Die derzeitige Herausforderung besteht in der aktuellen Einführung von HDTV-Fernsehen selbst, und dabei ist die hauptsächliche Forderung die Schaffung einer gemeinsamen, europaweiten Strategie zur HDTV-Einführung.

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