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Das LINEPLEX -Aufzeichnungsverfahren (Feb. 1983)

von Heinz - Dieter Geise und Winfried Horstmann

Manuskript eines Vortrags, gehalten auf dem Technischen Symposium am 23.02.1983 anläßlich der Verabschiedung des Technischen Direktors H.P.Groll (gedruckt 11.1983)

Robert Bosch GmbH Geschäftsbereich Fernsehanlagen - BOSCH
Überarbeitet und publiziert von Gert Redlich im Nov. 2013

Das LINEPLEX-Aufzeichnungsverfahren und seine Anwendung in "EB"/"EAP" im QuarterCam System

Bild 1 - VHS und Beta im Vergleich zu Lineplex
Kamera und Recorder komplett
und hier in zwei Teilen

Mit den Recorder-Kameras stellt sich eine neue Geräte- generation für die Elektronische Berichterstattung (EB) und die Elektronische Außenproduktion (EAP) vor. Mit einer solchen Recorder-Kamera ist der Video-Kameramann jetzt endlich genau so mobil und flexibel wie sein Kollege vom Film. Er ist nicht länger über ein Kabel an eine unabhängige Magnetauf- zeichnungsanlage "gebunden".

Die beiden ersten bislang vorgestellten Recorder-Kameras verwenden als Aufzeichnungsträger semiprofessionelle 1/2"-Videokassetten, die im Konsumerbereich eingeführt sind: die VHS-Kassette bzw. die Beta-Kassette (Bild 1).

Unser Haus hat im vergangenen Jahr eine noch wesentlich kompaktere Recorder-Kamera vorgestellt. Als Aufzeichnungsträger benutzen wir die 1/4-Zoll- Video-Kompakt-Kassette. Die Wahl der Kassette und des zugehörigen Aufzeichnungsformats hat bei den Überlegungen, die in unserem Hause bei der Entwicklung der Recorder-Kamera angestellt wurden, eine zentrale Rolle gespielt. Das dokumentiert nicht zuletzt auch der Name, den wir unserer Recorder-Kamera gegeben haben: QuarterCam.

Im folgenden sollen zunächst diese Überlegungen, unsere Ziele und Entscheidungen, die zur Kamera in der heutigen Form führten, dargelegt werden. Das auf der 1/4-Zoll-Kassette realisierte Aufzeichnungsformat LINEPLEX wird dabei näher beschrieben. Daran anschließend werden die einzelnen Bausteine unseres umfassenden Geräteprogramms für die Aufnahme, Wiedergabe und Bearbeitung von EB- und EAP-Beiträgen vorgestellt.

Anmerkung: Es wurde in großer Mißerfolg

Sowohl die Entwicklung der Kamera KCF1 wie auch des Recorders KBF1 hinkten 1983 dem Zug der Zeit bereits bei der Entwicklung hinterher, wie man heute resumiert. Natürlich ist man hinterher immer schlauer als zur jeweils aktuellen Zeit, doch die warnenden Stimmen aus dem eigenen Haus wurden vom Direktor immer sehr harsch abgebügelt. Auch vertrauliche Informationen, was die Japaner gerade in der Pipeline hatten, wurden damals ("ganz oben") nicht ernst genommen. So wurde die QuarterCam/Lineplex Entwicklung ein sehr teurer Flop und kostete einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, der das Mutterhaus Bosch sehr "zum Nachdenken anregte". In 1985 wurde die Hälfte der Bosch Tochter Fernseh an Philips verkauft.

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1. Das LINEPLEX-Aufzeichnungsformat - Zielsetzung

Bild 2 gibt Aufschluß über unsere wesentlichen Zielsetzungen.

Bild 2
  • Einsatz für EB und EAP
    - anstelle von 16mm Film
    - alternativ zu \" MAZ
  • 20 min Spieldauer
  • standardunabhängige Aufzeichnung
  • leichte, flexible Einheit (ca. 7 kg)

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1.1 Ziele

Einsatzbereiche einer Recorder-Kamera sollen die Elektronische Berichterstattung und auch die Elektronische Außenproduktion sein. Die Grenze zwischen "EB" und "EAP" ist sicherlich fließend. Die Hauptanwendung einer Recorder-Kamera wird im Bereich der Elektronischen Berichterstattung zu sehen sein. Hier ist an eine Ablösung des 16-mm-Films gedacht. Die integrierte Recorder-Kamera wird darüber hinaus sicherlich auch mehr als eine Alternative zur heutigen "EB"-Einheit sein, die in der Regel aus einer Kamera und einer 3/4-Zoll-Magnetaufzeichnungsanlage besteht. Mit dieser Zielsetzung werden bereits wesentliche Qualitätsparameter vorgegeben.

(Deutlich sei aber auch darauf hingewiesen, daß bei hochwertigen Außenproduktionen nach wie vor 1"- Aufzeichnungsanlagen im Einsatz sein werden.)

Stillschweigend vorausgesetzt wird, daß nur noch eine Kassette, nicht mehr eine Spulenlösung zukünftig bei den geplanten Applikationen verwendet wird. Die Aufzeichnungs-/Spieldauer einer solchen Kassette muß mindestens zwanzig Minuten betragen. Das ist die Forderung praktisch aller Anwender und muß natürlich auch unser Ziel sein.

Die Diskussionen über ein digitales Aufzeichnungsformat haben den Wunsch nach einem standardunabhängigen Aufzeichnungsformat geweckt. Bei der analogen Aufzeichnung für EB sind ähnliche Überlegungen anzustellen.
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Volumen und Gewicht einer tragbaren Videokamera haben heute die (Anmerkung: zur Zeit möglichen) Idealwerte praktisch erreicht. Das Gewicht liegt bei ca. sechs Kilogramm. Durch die Integration eines Recorders sollte sich das Gesamtgewicht einer voll funktionsfähigen Recorder-Kamera mit Objektiv und Batterie nicht wesentlich erhöhen. Unser Ziel: etwa sieben Kilogramm.

1.2 Entscheidungen

Diese gesteckten Ziele können unserer Meinung nach auf der Basis folgender Entscheidungen am besten erreicht werden :

  • Es wird die kleinste der im Konsumerbereich weltweit eingesetzten Videokassetten, die 1/4-Zoll-Video-Kompakt-Kassette, angewendet. Die Kassette bestimmt praktisch die Größe des Laufwerks. Je kleiner die Kassette ist, desto kleiner wird auch das Laufwerk sein. Nur ein kleines, leichtes Laufwerk ermöglicht die Realisierung einer kompakten Recorder-Kamera.
  • Die Entscheidung für die 1/4"-Kassette setzt voraus, daß es gelingt, auf dem schmalen Band und der geringen zur Verfügung stehenden Bandfläche eine Aufzeichnung von zwanzig Minuten Dauer mit entsprechend guter Qualität zu realisieren. Voraussetzung für den Einsatz dieser 1/4"-Kassette ist also ein Aufzeichnungsformat hoher Aufzeichnungsdichte.

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Unsere zweite wesentliche Entscheidung: Die Aufzeichnung des Video-Signals erfolgt nicht segmentiert. Dafür sprechen zwei Gründe: Bei einer nicht segmentierten Aufzeichnung ist ein Azimut-Aufzeichnungsverfahren möglich. Die Entscheidung für eine solche Spur-an-Spur-Aufzeichnung ohne Sicherheitsabstand zwischen den Spuren stellt einen ersten Beitrag dar, um eine hohe Aufzeichnungsdichte zu erlangen.

Die nicht segmentierte Aufzeichnung gibt ferner die Möglichkeit, Editinghilfen, wie Standbild und sichtbaren Suchlauf bei Geschwindigkeiten unter- und oberhalb der Normalgeschwindigkeit, einfach zu realisieren.

Die dritte Entscheidung: Es werden die Komponenten eines Videosignals aufgezeichnet. Eine solche Aufzeichnung ist nur noch von der Zeilenzahl und der Bildwechselfrequenz abhängig. An dieser Stelle muß eine zusätzliche Festlegung erwähnt werden. Ein Verhältnis von 3:1 für die Bandbreiten von Luminanz zu Farbdifferenzsignalen wird für den geplanten Anwendungsbereich der Recorder-Kameras für voll ausreichend angesehen und angestrebt.

1.3 LINEPLEX-Aufzeichnungsformat

Bild 4 : Signal / Rauschverhältnis bei der Magnetaufzeichnung

Die Entscheidung für die 1/4"-Kompaktkassette ist möglich, wie erwähnt, mit der Realisierung eines AufZeichnungsformats hoher Dichte. Erste Maßnahmen zur Erzielung dieser Aufzeichnungsdichte sind eine nicht segmentierte Aufzeichnung und das Azimut-Aufzeichnungsverfahren. Welche weiteren Überlegungen in dieser Richtung wurden angestellt?

Bild 4 gibt Grundsätzliches bei der Magnetaufzeichnung wieder. Das Signal-Rausch-Verhältnis wird bei gegebenem Kopf-Band-System und vorgegebener Videobandbreite von der Relativgeschwindigkeit und der Spurbreite des Magnetkopfes bestimmt. Mit der doppelten Relativgeschwindigkeit kann beispielsweise ein Zugewinn von 6dB im Störabstand erreicht werden.

Eine Halbierung der Spurbreite führt zu einem um 3dB schlechteren Störabstand.
Anders ausgedrückt: Bei doppelter Relativgeschwindigkeit kann die Spurbreite auf ein Viertel reduziert werden, ohne Abstriche bei einem angestrebten guten Störabstand machen zu müssen.

Bild 5 : LINEPLEX Expansion und Kompression der Video-Signal Komponenten

Diese Abhängigkeiten und der lineare Zusammenhang von Relativgeschwindigkeit und aufgezeichneter Wellenlänge führen zu unserem Aufzeichnungsverfahren: Anstelle auf elektromechanischem Wege die Relativgeschwindigkeit zu erhöhen, setzen wir mit Hilfe einer Zeittransformation die aufzuzeichnende Frequenz herab. Dadurch wird die aufzuzeichnende minimale Wellenlänge erhöht, und mit verminderten Spurbreiten kann eine hohe Aufzeichnungsdichte realisiert werden.

Die prinzipiellen Vorgänge sind in Bild 5 angedeutet: im oberen Teil sind die Videosignalkomponenten von sechs Fernsehzeilen am Ausgang der Kamera dargestellt, die in die darunter gezeigten Zeilen überführt werden.

Das Luminanzsignal wird mit dem Faktor 1,5 transformiert, also expandiert. Man erhält so ein Signal von neun Zeilen Dauer. Die Farbdifferenzsignale R-Y und B-Y werden als gemeinsames Chrominanzsignal mit dem Faktor 0,5 transformiert, also mit dem Faktor 2 komprimiert. Die gewählten Transformationsfaktoren stehen im Verhältnis 3:1. Das Ergebnis sind gleiche Aufzeichnungsdichten für Luminanz und Chrominanz.

Aus sechs Videozeilen sind nach der Zeittransformation neun Luminanz- und drei Chrominanz-Zeilen geworden, zusammen also zwölf Zeilen, die natürlich in sechs Zeilen Realzeit aufgezeichnet werden müssen: also in zwei parallelen Spuren.

Bild 6 : LINEPLEX Verschachtelung der zeittransformierten Videosignal Komponenten

Die einzelnen transformierten Zeilen werden - in einer bestimmten Reihenfolge verschachtelt - den zwei parallelen Spuren zugeordnet (Bild 6). Die zeitliche Lage der Signale an den Videoaufzeichnungsköpfen (obere Bildhälfte) läßt zunächst noch nicht den Grund für die Verschachtelung erkennen.

Durch den mechanischen Versatz der zwei Aufzeichnungsköpfe ergibt sich auf dem Band die unten gezeigte Anordnung: Ähnliche Informationen sind in den beiden Spuren auf dem Band benachbart angeordnet. Das übersprechen wird hierdurch auf ein Minimum reduziert.

Bild 7 : Das LINEPLEX Kopfrad
Bild 8 : LINEPLEX Aufnahmeweg
Bild 9 : LINEPLEX Aufzeichnungsformat

Bild 7 zeigt das zugehörige Kopfrad. Die zwei Videoköpfe eines Kanals zeichnen ein Halbbild auf. Das zweite Halbbild wird durch ein zweites Kopfpaar aufgezeichnet. Pro Kanal ist ferner ein Löschkopf vorhanden.

Das Blockschaltbild des Aufnahmeweges ist in Bild 8 dargestellt. Die Signalkomponenten Luminanz und Chrominanz werden zunächst frequenzmoduliert, danach erfolgt die Zeittransformation.

Für die Transformation werden CCD-Analogschieberegister verwendet, vier Register für die Luminanz, zwei Register für die Chrominanz. Durch die Frequenzmodulation wirken sich Unterschiede im Übertragungsverhalten der CCD-Speicherketten nicht aus.

Das vollständige Spurbild des LINEPLEX-Aufzeichnungsformats zeigt Bild 9.

Es sind zwei aufgezeichnete Video-Halbbilder zu sehen. Neben der Aufzeichnung der Videosignalkomponenten werden noch zwei gleichwertige Tonsignale und ein kombiniertes Steuer- und Zeitcodesignal auf dem 1/4"-Band aufgezeichnet. Auf Ton und Zeitcode wird später näher eingegangen.

Unten im nächsten Abschnitt sind die wesentlichen Merkmale des LINEPLEX-Aufzeichnungsformats noch einmal kurz zusammengefaßt:

Vorteile des LINEPLEX-Aufzeichnungsformates


  • Zeittransformation
    + Aufzeichnung mit größerer Wellenlänge
    + Aufzeichnung mit geringeren Spurbreiten
    + Aufzeichnung mit gleicher Dichte für Y und C

  • „Spur" -Multiplex
    + Azimut -Aufzeichnung d.h. Spur-an-Spur-Aufzeichnung
    + minimales Übersprechen

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Bei gegebenem Störabstand ermöglicht die Zeittransformation eine höhere Speicherdichte, bedingt durch die Aufzeichnung größerer Wellenlängen und der damit zulässigen geringeren Spurbreite. Die gewählte Verschachtelung von transformierten Signalkomponenten mit ähnlichen Informationen in benachbarten Spuren führt zu einer Azimut-Aufzeichnung mit minimalem Übersprechen.

Es ist somit ein Aufzeichnungsverfahren gefunden worden, das sich durch eine sehr hohe Aufzeichnungsdichte auszeichnet und die Wahl einer kleinen Kassette für die Recorder-Kamera erlaubt - das LINEPLEX-Verfahren.

2. Bausteine eines EB-Gerätesystems

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2.1 QuarterCam (Das Konzept)

Bild 11

Die QuarterCam (Bild 11) ist das Herzstück eines umfassenden Geräte-Programms für die "Elektronische Berichterstattung" und die "Elektronische Außenproduktion".

Einige Zahlen sollen die Kompaktheit der Recorder-Kamera verdeutlichen: Das Gewicht für Kamera mit Sucher und Recorder (ohne Objektiv und Batterie) ist um mehr als zwei bzw. drei Kilogramm leichter als die vorgestellten Einheiten mit Halbzoll-Video-Kassetten.

Die entscheidenden Videoparameter des Recorders, nämlich die Bandbreite (3,6 MHz für die Luminanz, 1,2 MHz für die Chrominanz) und der Störabstand (46dB für die Luminanz und die Chrominanz) sind dabei vergleichbar mit den Konkurrenzprodukten.

Bild 12 : KBF 1 - der Ton-Weg

Über das aufgezeichnete Videosignal ist bereits ausführlich berichtet worden. Im folgenden wird näher auf die Möglichkeiten der Tonaufzeichnung eingegangen. Dazu eine wichtige Feststellung vorab: Unsere QuarterCam ist für den Kameramann als Bildgestalter konzipiert; die zusätzlichen Aufgaben, die im heutigen EB-Team ein Tontechniker erfüllt, sollen dem Kameramann nicht aufgebürdet werden.

Dementsprechend sind die Schaltungen für die Tonaufnahme im Recorder ausgelegt (Bild 12). Zwei unabhängige Tonsignale können aufgezeichnet werden. Um trotz der schmalen Spurbreiten von 0,35mm einen ausreichend guten Tonstörabstand zu erhalten, wird serienmäßig ein Kompandersystem eingesetzt. Auf diese Weise wird ein Störabstand von besser 56dB erreicht. Der Eingangsverstärker eines Tonkanals erlaubt eine Anpassung an unterschiedliche Mikrofon- und Line-Pegel. Eine leistungsfähige Automatik begrenzt die Signale bei Übersteuerung.

Der Kameramann kann während der Aufnahme die Tonsignale überwachen. Eine Wiedergabe des aufgezeichneten Tons ist ebenfalls möglich, übrigens - und das ist nicht selbstverständlich - bei der KBF 1 kann das aufgezeichnete Luminanzsignal im Sucher wiedergegeben werden.

Bild 13 : KBF1 - Tonaufnahme
Bild 14 : KBF1 - EBU/SMTPE Time Code generator

Der Kameramann wird einfache Tonaufnahmen mit einem an der Kamera angebrachten Mikrofon ausführen (Bild 13). Hochwertige Tonaufnahmen werden sicherlich von einem Tontechniker ausgesteuert und entweder direkt über Kabel dem Recorder zugeführt oder aber über einen Sender und Empfänger drahtlos zum Recorder übertragen. Entsprechende Sende- und Empfangseinheiten werden in unserem Geräteprogramm angeboten - ermöglichen sie doch letztlich erst den unabhängigen Betrieb der Recorder-Kamera.

Ein EBU/SMPTE-Zeitcodegenerator ist serienmäßig in der Recorder-Kamera eingebaut. Das Blockschaltbild dieses Generators zeigt Bild 14. Zur Erinnerung: Eine gemeinsame Steuer-und Zeitcodespur ist - wie bereits ausgeführt - auf dem 1/4 -Zoll-Band vorhanden. Auf dieser Spur wird ein original EBü-/SMPTE-Zeitcode aufgezeichnet. Dieser Zeitcode liefert auch alle notwendigen Informationen für die Steuerung der Magnetaufzeichnung. Eine separate Steuerspur ist somit überflüssig geworden.

Der Zeitcode-Generator arbeitet entweder in der Betriebsart "elapsed time", also kontinuierliche Zählweise, oder in der Betriebsart "real time" mit einer aktuellen Uhrzeit als Zeitinformation. Die User Bits können ebenfalls gesetzt werden, beispielsweise zur Kennzeichnung von Kassetten.

Eine Synchronisation der Zeitcode-Generatoren von zwei Recorder-Kameras, bzw. die Synchronisation der Zeitcode-Generatoren einer Recorder-Kamera und einer separaten Tonaufnahmeeinheit kann durch kurzzeitiges Verbinden dieser beiden Zeitcode-Generatoren erfolgen. Dieser sogenannte zweistreifige Betrieb lehnt sich eng an heutige Arbeitsweisen von Filmteams an. Die gleiche Zeitinformation zur Kennzeichnung des Bild- und Tonmaterials erleichtert die Nachbearbeitung wesentlich.

2.2 KCF 1 (Kamera) und BCF 1 (Recorder)

Bild 15 : Kamera-Recorder FBAS System
Bild 16 : Studio-Recorder BCF 10

Unter einem anderen Gesichtspunkt sind die beiden im folgenden beschriebenen Geräte von Interesse. Trennt man Kamera- und Recorderteil an der mit einem Schnellverschluß ausgebildeten mechanischen und elektrischen Nahtstelle, so entstehen mit einer Coder-Anschlußeinheit für die Kamera bzw. einem Decoder-Adapter für den Recorder unabhängige Einheiten (Bild 15):

Die EB-Kamera KCF 1 und der l/4"-Recorder BCF 1, beide mit einer FBAS-Schnittstelle.

Kamera KCF 1 und Recorder BCF 1 können in heutigen EB-Einheiten in Verbindung mit bereits vorhandenen Aufzeichnungsgeräten bzw. Kameras eingesetzt werden.

2.3 Wiedergabe und Bearbeitung

Für die Wiedergabe und die Bearbeitung der aufgezeichneten Beiträge im Studio stehen zwei Einheiten zur Verfügung. Bild 16 zeigt den Studio-Recorder BCF 10.
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Studio-Recorder BCF 10
Bild 17 : Wiedergabeweg
Bild 18 : Bearbeitung im Studio oder vor Ort

2.3.1 Studio-Recorder BCF 10

Die Einheit wird zunächst für die Wiedergabe der bespielten Kassetten eingesetzt. Bild 17 zeigt den Wiedergabeweg für ein LINEPLEX-Signal. Die Rücktransformation erfolgt invers zu den Aufnahmeverfahren.

Erwähnenswert ist an dieser Stelle besonders, daß über die Taktsteuerung der CCD-Schieberegister mit verhältnismäßig einfachen Mitteln eine Zeitfehlerkorrektur der aufgezeichneten Signale erfolgen kann.

Im folgenden Bild 18 sind die wesentlichen Funktionen des Recorder-Bausteins BCF 10 aufgeführt. Inverse Zeittransformation , Zeitfehlerkorrektur und Drop-out-Kompensation sowie die Codierung der Videosignal - Komponenten ermöglichen die Wiedergabe.

Die Studioeinheit ist für die Aufzeichnung von FBAS-Signalen konzipiert, und mit zwei Recordern kann eine einfache Bearbeitungseinheit gebildet werden. Das l/4"-Bandformat wird innerhalb der Nachbearbeitung beibehalten. In diesem Fall werden Video-Signal-Komponenten vom Slave zum Master überspielt.

In Verbindung mit einem externen Editing-System ist eine komfortablere Nachbearbeitung möglich, beispielsweise die Bearbeitung einer Takesequenz. Mit entsprechenden Interface-Einheiten können auch 3/4"- Magnetaufzeichnungsanlagen und 1"- Magnetaufzeichnungsanlagen in solche Schnittsysteme eingebunden werden.

2.3.2 Field Editor BCF 20

Bild 19 : Die Systemeinheit BCF 20 mit einem angedockten Recorder

Neben diesem Recorder BCF 10 wird eine zweite Einheit für die Wiedergabe und die Bearbeitung angeboten, die auf den ersten Blick zunächst eigenwillig anmutet: der Field Editor BCF 20 (Bild 19).

Ein Wiedergabe-Prozessor kann bis zu zwei Recorderlaufwerke aufnehmen, wie sie an der Recorder-Kamera angeschlossen sind. Mit Hilfe eines Recorder-Laufwerkes und des Wiedergabe-Prozessors können Wiedergabe und Aufzeichnungen vorgenommen werden. Zwei Laufwerke und das in der Wiedergabeelektronik eingebaute kleine Editing-System erlauben eine Bearbeitung. Eine solche Einheit wird vor allen Dingen von einem EB-Team bevorzugt werden, das auch vor Ort eine Nachbearbeitung vornehmen will. Ein komfortableres externes Editing-System kann auch hier wieder angeschlossen werden.

2.4 Details von der KCF1 Kamera

Bild 20 : Plumbicon Röhren im Vergleich

Ein Bericht über eine Recorder-Kamera wäre unvollständig, wenn nicht auch zur Kamera selbst ein paar wesentliche Bemerkungen gemacht würden. Auch hier war es das Ziel, eine deutliche Volumen- und Gewichtsreduzierung zu erreichen, ohne Qualitätsabstriche vornehmen zu müssen.

Um eine sehr gute Bildqualität zu erzielen, wird natürlich ein RGB-Farbsystem - also eine Drei-Röhren-Lösung - realisiert. Es wird die (Anmerkung: Philips/Valvo) 1/2"-Plumbicon-Röhre 80XQ eingesetzt. Diese Röhre bietet gegenüber 2/3"-Röhren zwei wesentliche Vorteile.

  • 1. Das Gewicht ist um den Faktor 4 geringer. Bild 20 zeigt eine 1/2"- Röhre und eine 2/3"-Röhre jeweils mit Ablenksystem im Vergleich.
  • 2. Die Leistungsaufnahme ist aufgrund der elektrostatischen Fokussierung der Röhre um den Faktor 3 geringer.


Andere wichtige Parameter der 1/2"-Röhre und der 2/3"-Röhre sind vergleichbar. Dies gilt besonders hinsichtlich der Bildschärfe und der Empfindlichkeit, letzteres ein ganz wesentlicher Punkt für EB-Kameras.

Bild 21 : eine alte Verstärkereinheit im Vergleich zum Chip
Bild 22 : Platinen mit moderneen SMB Bauteilen
Bild 23 : Die neue Kamera im Detail

Die wohl gravierendste Maßnahme zur Volumenreduzierung ist die Integration von fünf verschiedenen Kamera-Baugruppen als LSI-Schaltkreise. Vorverstärker, Verstärker, Taktgeber und zwei Schaltkreise zur Steuerung von Kamerafunktionen (wie beispielsweise Weißabgleich) sind als integrierte bipolare bzw. CMOS-Schaltkreise in der Kamera eingesetzt.

Das Bild 21 vermittelt einen Eindruck über die Volumina einst und heute. Es zeigt eine Verstärkereinheit (ein Kanal) der KCU und den Videoverstärker-Baustein (ebenfalls ein Kanal) der Recorder-Kamera. Die Leistungsmerkmale beider Verstärker sind miteinander vergleichbar.

Eine dritte Maßnahme zur Volumenreduzierung soll noch erwähnt werden. In der Recorder-Kamera werden Leiterplatten mit Miniaturbauelementen eingesetzt, sowohl in der Kamera als auch im Recorder (Bild 22).

Die letzten Bilder unterstreichen sicherlich eindrucksvoll, daß konsequent das Ziel verfolgt wurde, eine wirklich kompakte und leistungsfähige Recorderkamera zu entwickeln (Bild 23).

Das Resume (der Entwickler)

Neue Wege in der Leiterplattentechnologie, die Integration von Funktionsgruppen, die Wahl einer leistungsfähigen Röhre und last but not least die Entwicklung des LINEPLEX-Aufzeichnungsformats in Verbindung mit der kleinen l/4"-Kassette haben eine Recorder-Kamera entstehen lassen, die sich anschickt, die heute eingesetzten Geräte für die Elektronische Berichterstattung abzulösen. Zusätzliche Geräte, die eine Verarbeitung der aufgezeichneten Signale vor Ort und im Studio ermöglichen, stehen zur Verfügung. Mit diesem umfassenden System kann ein neuer Abschnitt in der Berichterstattung beginnen.

Geschäftsbereich Fernsehanlagen Robert-Bosch-Straße 7 • D-6100 Darmstadt ( Fed. Rep. of Germany - Television Systems Division Telefon (06151) 808-1 • Telex 0419256

Kommentar

Wie so oft ist der Promotion-Text und das Papier sehr geduldig. Mehrere negative Erlebnisse zeigten den Weg ins "Aus" an. Eine große deutsche Sende-"anstalt" schickte die 4 Erstlieferungen nach kurzen 2 Wochen zurück, man möge erst mal seine Schulaufgaben machen, ehe man solch unfertiges "Zeug" ausliefere. (Original-Zitat eines pensionierten ehemals daran Beteiligten).

Nach Moskau durften die bestellten aber "unfertigen" Geräte erst gar nicht ausgeliefert werden. Zu groß wäre der Imageschaden geworden. Das war für die Entwickler genauso frustrierend wie für die Vertriebler, die zu der Zeit um 1984 schon fast keine herausragenden Produkte mehr hatten.

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