Die Inhalte / Artikel aus Jahrgang 2 - 1955 - geparkt
Auf dieser Seite sind die Inhalte von allen einzelnen Ausgaben eines Jahrgangs von "Der Filmvorführer" aufgrund der Menge vorerst nur geparkt.
Die Artikel und Berichte werden später thematisch gezielt untergebracht und zusätzlich hier verlinkt, teilweise auch in unserem Tonband- und Hifi-Museum. Besonders triviale oder einfältige Tips und Tricks haben wir ganz bewußt ausgelassen.
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Die Titel-Seite von Heft 9/1955
"Moderne Verstärker-Anlage von Klangfilm"
Die untenstehende Aufnahme zeigt den Vorführraum des „City"-Theaters, Hamburg, mit Bauer-Projektoren und einer Klangfilm- Lichtton- und Stereophonie- Anlage für Vierkanal-Magnetton-Wiedergabe. Die Verstärker-Anlage zeigt den heute typischen Aufbau nach dem Baukastensystem.
Von links nach rechts: Klangfilm-EVRODYN-G- Gestellverstärker- Anlage, enthaltend zwei Verstärker-Einheiten für Lichtton-Wiedergabe als Kasteneinschübe; daneben: KlangfUm-Stereodyn-GS-2-Ergänzungsgestell, ebenfalls mit Einschüben und Klinkenfeld für Vierkanal-Magnetton-Wiedergabe; rechts daneben: Vierkanal-Vorverstärkergestell. Mit Hilfe eines solchen Ergänzungsgestells läßt sich eine vorhandene Lichtton-Verstärker-Anlage zu einer kombinierten Lichtton- und Vierkanal-Magnetton-Wiedergabe-Anlage ausbauen. Die Verstärker-Einsätze sind der leichteren Zugänglichkeit wegen in Drehrahmengestellen untergebracht. (Zu unserem Artikel: „Der Tonfilm - Aufbau der Verstärker- Anlage".) (Werkbild: Siemens-Klangfilm)
TONFILM-Technik (4)
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Aufbau einer Verstärker-Anlage
Jeder Verstärker, ganz gleich, für welchen Verwendungszweck er vorgesehen ist, besteht aus mindestens einer, meist aber mehreren Verstärkerstufen. Unter „Stufe" versteht man je eine Elektronenröhre mit den ihr zugehörigen Schaltelementen, wie sie in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben wurden. Die Gesamtheit der zu einer Ton-Wiedergabe-Apparatur gehörigen Verstärker nennt man eine
Verstärker-Anlage.
Ihrem Aufgabenbereich entsprechend unterscheidet man 3 Arten von Verstärkerstufen: Vor-, End- und Gleichrichterstufen. Dabei ist es gleichgültig, ob alle Verstärkerstufen in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht sind - wie es heute bei Tonfilm-Anlagen allgemein üblich ist - oder ob sie einzeln oder gruppenweise als Einheiten bestehen.
Maßgebend für den äußeren Aufbau ist in erster Linie die Größe der von der Verstärker-Anlage abzugebenden Sprechleistung (heute Sinusleistung benannt). Bei Verstärker-Anlagen großer Sprechleistung, wie sie in der Kinotechnik in Großtheatern oder bei Freilicht-Theatern bzw. Drive-in-Theatern (Auto-Kinos) erforderlich sind, wird z. B. eine solche Unterteilung vorgenommen, die außerdem den Vorteil hat, daß die einzelnen Verstärker-Einheiten als gegenseitige Reserve verwendet werden können.
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Die Vorstufe
Die Verstärker-Vorstufe hat die Aufgabe, die Eingangsspannung (Sprechwechselspannung), die von der Photozelle, vom Magnettonkopf, vom Tonabnehmer oder vom Mikrophon kommt, so zu verstärken, daß mit dieser verstärkten Wechselspannung eine Endröhre gesteuert werden kann, die ihrerseits wieder die Sprechleistung für den Lautsprecher abgibt.
Sie hat die weitere Aufgabe, durch eine frequenzunabhängige Verstärkung die in der Eingangsspannung vorhandenen linearen Verzerrungen (s. FV 8/1955) auszugleichen sowie zusätzlich notwendige Änderungen im Frequenzgang zu bewirken.
So kann z. B. bei der Lichttonwiedergabe das Photozellenkabel eine Benachteiligung der hohen Frequenzen, also einen „Höhenabfall", verursachen, was durch einen entsprechenden Frequenzgang der Vorstufe ausgeglichen werden muß. Das wird dadurch erreicht, daß in der Vorstufe die hohen Frequenzen bevorzugt verstärkt (und damit angehoben) werden.
Eine solche Maßnahme nennt man „Höhenanhebung". Bei Schallplatten- Wiedergabe muß andererseits die Vorstufe eine „Tiefenanhebung" besitzen, d. h. die tiefen Frequenzen müssen in der Vorstufe bevorzugt verstärkt werden, sofern nicht - wie bei den heutigen modernen Schallplatten - die tiefen Frequenzen einwandfrei von der Platte abgetastet werden können.
Die Beeinflussung des Frequenzganges des Vorverstärkers ist auch im allgemeinen erforderlich, um die Frequenzkurve dem Frequenzgang der zu verwendenden Lautsprecher-Kombinationen anpassen zu können. Zu diesem Zweck besitzen die Verstärker besondere Regeleinrichtungen zur Entzerrung der Höhen und Tiefen.
Bei kleinen Verstärkeranlagen wird diese Entzerrung nur in der ersten Vorstufe durchgeführt, während die folgenden Vorstufen frequenzunabhängig verstärken. Bei größeren Anlagen mit Licht- und Magnetton-Wiedergabe und Schallplatten-, Tonband- und Mikrophon-Anschluß werden getrennte Vorstufen benutzt, die meist, wie z. B. bei dem Klangfilm-Kassetten-Verstärker, in einem Gestell vereinigt sind.
Abb. 1. Prinzipielle Darstellung der „Tiefenanhebung". (Links von f)
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Tiefen- und Höhenanhebung im Detail erklärt - für Fachleute
Wie eine Tiefen- oder Höhenanhebung zustande kommt, zeigen die Abb. 1 und 2. Der in Abb. 1 dargestellte Spannungsteiler, bestehend aus dem rein Ohmschen Widerstand Ri und dem zusammengesetzten Widerstand R2 mit dem Widerstand r und dem Kondensator C, ist an eine Wechselspannung u von konstanter Größe aber verschiedener Frequenz gelegt. Die an den Punkten c-d abgenommene Spannung U2 ist dann von der jeweiligen Frequenz abhängig.
Für tiefe Frequenzen hat U2 die größten Werte, nimmt dann mit steigender Frequenz ab und erreicht bei f (s. Kurve) den kleinsten Wert, der weiter beibehalten wird, so daß die Kurve von da an fast gradlinig verläuft. Damit ist eine Tiefenanhebung erreicht.
Die Größe des Kondensators C muß dabei so gewählt werden, daß bei der Frequenz f der Widerstandswert so klein wird, daß er gegen den Widerstandswert r vernachlässigt werden kann. Für alle höheren Frequenzen als f ändert sich dann weder der Widerstand R2 noch die an ihm herrschende Spannung U2.
Für alle tieferen Frequenzen als f steigt der Widerstandswert des Kondensators C und damit auch R2 und U2. Die Größe der Anhebung und die Lage des Punktes f hängen vom Wert der Schaltelemente Ri, r und C ab.
Abb. 2 zeigt das Prinzip der Höhenanhebung. Hier besteht der Teil R2' des Spannungsteilers aus dem Widerstand r' und der Drosselspule Dr. Mit fallender Frequenz von V (nach links, Kurve Abb. 2) ist der Widerstandswert der Drossel klein und zu vernachlässigen. Daher ändert sich der Wert des Widerstandes R2' und die Spannung U2' nicht.
Mit steigender Frequenz von f an (nach rechts) wächst der Widerstandswert der Drossel und damit auch der Wert des Widerstandes R2' und die Spannung U2'. Damit ist die Höhenanhebung erreicht.
Den prinzipiellen Aufbau zweier Vorstufen eines Tonfilmverstärkers zeigt Abb. 3. Durch den Umschalter U kann wahlweise Mikrophon, Schallplatte oder Lichtton auf den Verstärker geschaltet werden. (Bei modernen Vorverstärkern ist eine weitere Umschaltung von Licht- auf Magnetton vorgesehen. Des leichteren Verständnisses wegen wurde diese einfache Schaltung zugrunde gelegt.) Für die Mikrophon-Übertragung ist keine Tiefenanhebung erforderlich.
Der Widerstand Rm dient zur Anpassung für das Mikrophon. Die Widerstände Ri und r sowie der Kondensator C bilden den Spannungsteiler der Tiefenanhebung für Lichtton, während die Schaltelemente Ri', r' und C die Tiefenanhebung für Schallplattenwiedergabe bestimmen.
Die Saugspannung wird der Photozelle über den Widerstand RF zugeführt, wobei der Kondensator Cgi das Gitter der ersten Röhre gegen die positive Saugspannung „abblockt". (S. a. FV 5/1955.)
Über den Gitterwiderstand Pg1 wird dem Gitter der ersten Röhre die negative Gittervorspannung zugeführt, die in diesem Fall einer Gitterbatterie entnommen wird. Der positive Pol der Gitterbatterie (+) wird mit der Kathode der indirekt geheizten Röhre V1 verbunden.
Der Anodenwiderstand der Röhre V1 besteht aus einem Ohm'schen Widerstand Ra1 (s. Bild 3) und einer mit ihm in Serie geschalteten Drossel Dr. (S. a. Abb. 2.)
Abb. 2. Prinzipielle Darstellung der „Höhenanhebung". (Rechts von V)
Abb. 3. Schematisches Schaltbild der Vorstufen eines Tonfilmverstärkers
Für die zu übertragenden hohen Frequenzen wird daher der Anodenwiderstand und damit die Verstärkung ansteigen. Man hat es also hier mit einer Höhenanhebung zu tun.
Der Gitterkondensator Cg2 koppelt die zweite Röhrenstufe an die erste an und verhindert, daß die Anodengleichspannung der ersten Röhre an das Gitter der zweiten Röhre (V2) gelangt. Der Wechselstromwiderstand des Gitterkondensators muß für die tiefste noch zu übertragende Frequenz klein sein gegenüber dem Wert des Gitterwiderstandes Rg2, da sonst bei tiefen Frequenzen ein merkbarer Spannungsabfall und damit geringere Verstärkung entsteht. Das gilt übrigens auch für die Gitterkondensatoren Cg1 und Cg3.
Andererseits muß der Gitterwiderstand R2 wieder groß gegenüber dem Anodenwiderstand der Röhre V1 sein, damit er als Parallelwiderstand dessen Wert nicht wesentlich beeinflußt.
Die Gittervorspannung der zweiten Stufe wird dadurch erzeugt, daß der Anodenruhestrom I am Kathodenwiderstand Rk einen Spannungsabfall hervorruft, der als negative Gittervorspannung wirkt.
Der Kathodenkondensator Ck muß so groß sein, daß er für den Anodenwechselstrom i einen Kurzschluß darstellt, wodurch die Gittervorspannung am Widerstand Rk ausschließlich durch den Anodengleichstrom I erzeugt wird.
Die Kondensatoren Cs1 und Cs2 (s. Bild) bilden mit den Widerständen Rsl und Rs2 Siebglieder für die jeweiligen Anodengleichspannungen. In der zweiten Röhrenstufe fließt ein Strom I + i (Pfeil) durch die Röhre V2 über den Widerstand Ra2 bis zum Punkt II (s. Bild).
Hier teilt sich der Weg. Der Gleichstrom I kann nur über den Widerstand Rs2 die Anodenspannungsquelle und die Erdverbindung (gestrichelte Linie) nach Punkt III fließen, während der Anodenwechselstrom
i über den großen Kondensator Cs2 (mit kleinem Widerstand) direkt nach Punkt III gelangt.
Vom Punkt III geht der Wechselstrom i über den Kathodenkondensator, der Ruhestrom I über den Kathodenwiderstand zur Kathode zurück. Damit ist der Stromkreis I + i geschlossen. Wäre der Kondensator Cs2 nicht vorhanden, so müßte der Wechselstrom i den gleichen Weg wie der Gleichstrom I nehmen, wodurch Kopplungen von dieser Stufe auf eine andere zustande kommen könnten.
Der für die Verstärkung maßgebende Anodenwiderstand ist der Wechselstromwiderstand zwischen Anode und Kathode. Zwischen Punkt II und der Kathode ist praktisch kein Wechselstromwiderstand vorhanden, daher wirkt nur der Widerstand zwischen den Punkten I und II als Anodenwiderstand, während alle anderen Widerstände, die nur vom Gleichstrom J durchflossen werden, für die Verstärkung der Röhrenstufe ohne Bedeutung sind. Die Widerstände RI , RII und RIII dienen zur Unterteilung der Spannungsquelle. (Fortsetzung folgt) -Z-
Anmerkung : Sie müssen das nicht verstehen. Selbst Spezialisten habe da Verständnisprobleme.
Wirkung und Anwendung des Kondensators
Um den Einfluß des Kondensators auf eine Schaltung zu verstehen, muß man seine Wirkungsweise kennen.
Im Prinzip besteht jeder Kondensator aus zwei sich parallel gegenüberstehenden Metallplatten. Werden diese Platten an eine Gleichstromquelle, z. B. eine Klingelbatterie, angeschlossen, so herrscht an dem einen Pol der Spannungsquelle Elektronenmangel, an dem anderen Pol Elektronenüberschuß. Dieser Zustand teilt sich nun auch den beiden Platten mit.
Es werden also von der einen Platte Elektronen abgesaugt und der anderen Platte Elektronen zugeführt. Mit anderen Worten: Es fließt ein elektrischer Strom. Der Strom fließt aber nur so lange, bis der gewünschte Elektronenaustausch hergestellt ist.
Diesen Vorgang bezeichnet man als „Laden des Kondensators" und den dabei auftretenden Strom als den „Ladestrom".
Will man den Kondensator wieder entladen, trennt man ihn von der Stromquelle ab und verbindet die beiden Platten mit einem Widerstands-Draht (oder einer Glühbirne). Die Elektronen haben so die Möglichkeit, sich auszugleichen, und der alte Zustand ist wieder hergestellt.
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Die Funktion mit einer Wechselspannung
Wird an Stelle der Gleichspannung eine Wechselspannung an den Kondensator angelegt, so müssen die an diese Spannung angeschlossenen Kondensatorplatten diesen Wechsel zwangsläufig mitmachen.
Es herrscht also auf jeder Platte abwechselnd einmal Elektronenmangel und einmal Elektronenüberschuß. Die Elektronen werden im Rhythmus der Wechselspannung hin und her transportiert. Es fließt ein Wechselstrom.
Die Höhe dieses Wechselstromes ist einmal abhängig von der Frequenz der Wechselspannung und zum anderen von der Größe der Platten. Es leuchtet ein, daß mit steigender Frequenz die Elektronen öfter und mit größer werdenden Platten mehr Elektronen transportiert werden (können).
Die Zusammenfassung
Zusammenfassend kann also gesagt werden: Der Kondensator ist für Gleichstrom undurchlässig; oder, nach dem Ohm'schen Gesetz, der Kondensator hat für Gleichstrom einen unendlichen Widerstand und für Wechselstrom einen solchen Widerstand endlicher Größe.
Dieser Wechselstromwiderstand nimmt ab mit zunehmender Frequenz und größer werdenden Kondensatorplatten. Jeder Kondensator hat ein bestimmtes Fassungsvermögen, seine Kapazität.
Je größer die Kapazität des Kondensators ist, desto mehr Elektronen kann er auf seinen Platten unterbringen. Die Kapazität ist aber nicht nur von der Größe der Platten, sondern auch von deren Abstand und von dem dazwischen befindlichen Isoliermaterial (Anmerkung : dem Elektrolyt) abhängig.
Die Eigenschaft dieses Isoliermaterials wird als „Dielektrizitätskonstante" bezeichnet. Je höher dieser Wert ist, desto größer ist die Kapazität.
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Die Maßeinheit ist das "Farad"
Die Kapazität des Kondensators wird in Farad gemessen. Ein Kondensator hat die Kapazität von 1 Farad, wenn er durch 1A auf die Spannung 1V aufgeladen wird. Die Einheit Farad ist für den technischen Gebrauch zu groß.
Man unterteilt daher in Mikrofarad und Picofarad:
1nF = 10 hoch 6 Farad
1pF = 10 hoch 12 Farad
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Der Kondensator in der Kinotechnik
In der Kinotechnik findet der Kondensator ein großes Anwendungsgebiet. Wir finden ihn z. B. in Gleichrichterschaltungen als Lade- und "Sieb-" Kondensator, in Schaltungen zur Höhen- und Tiefenregelung, als Kopplungskondensator in Verstärkerstufen usw.
Die Wirkung eines Ladekondensators kann man sich ähnlich der einer Batterie vorstellen, die in der Zeit, da die Gleichrichterröhre Strom liefert, sich auflädt und während der Sperrperiode die aufgeladene Elektrizitätsmenge wieder abgibt. Der so entstandene Gleichstrom enthält immer noch einen zu großen Wechselstromanteil.
Dieser muß mit Hilfe einer sogenanten "Sieb-"drossel und eines "Sieb-"kondensators herausgesiebt werden. Der Wechselstromwiderstand des Kondensators ist gegenüber dem der Drossel sehr klein, so daß der Wechselstromanteil nach Null abfließen kann und am Verbraucher ein fast reiner - also nicht mehr pulsierender - Gleichstrom "entsteht" (Anmerkung : schlecht formuliert - besser : ein reiner Gleichstrom angeliefert wird).
Die Frequenzabhängigkeit des Kondensators macht man sich auch bei der Regelung des Frequenzganges eines Verstärkers zunutze. Wir finden hier den Kondensator in Hoch- und Tiefpässen und im Zuge von Gegenkopplungsschaltungen zur Anhebung bzw. Abschwächung bestimmter Frequenzgebiete. Als Kopplungskondensator in Verstärkerstufen hat er die Aufgabe, die Anodenspannung der Vorröhre vom Gitter der nachfolgenden Röhre fernzuhalten.
Hier macht sich die Frequenzabhängigkeit des Kondensatorwiderstandes nachteilig bemerkbar. Um einen Spannungsabfall nach den Tiefen hin zu vermeiden, muß der Wechselstromwiderstand des Kondensators klein gegenüber dem Gitterableitwiderstand der Röhre sein.
Mit den oben angeführten Beispielen ist die Anwendung des Kondensators noch längst nicht erschöpft. Wir finden ihn außer in der Verstärkertechnik noch in zahlreichen anderen Gebieten, z. B. in der Starkstromtechnik und in der Rundfunktechnik. - G. E. W.
Die Herstellung von optischem Glas
Die ersten photographischen Aufnahmen wurden mit der Camera obscura, der einfachen Lochkamera hergestellt, bei der an Stelle einer Optik ein feines Loch in das Kameragehäuse eingestanzt war.
Diese Lochkamera konnte natürlich nur eine minimale Lichtstärke aufweisen. Mit der Entwicklung empfindlicherer Aufnahmematerialien vollzog sich auch die Entwicklung photographischer Objektive.
Bald stellte man fest, daß geeignete Glassorten, in besondere Linsenform gebracht, nicht nur eine Bündelung der Lichtstrahlen ermöglichten, sondern auch zur Abbildung eines Gegenstandes benutzt werden konnten, indem die Wellen des Lichts durch Systeme von optischen Gläsern hindurchgeleitet wurden.
Nach wissenschaftlichen Forschungen wurde festgestellt, daß bereits im Jahre 100 v. Chr. optische Geräte vorhanden waren, mit denen Bilder oder Gegenstände projiziert werden konnten. Die Kunst der Glasherstellung liegt damit Jahrtausende zurück. Obwohl das Zeitalter der wissenschaftlichen Glasschmelzkunst erst mit den Forschungen Dr. Otto Schott's eingeleitet wurde, hat man es bis heute nicht vermocht, dem eigenwilligen Werkstoff Glas alle Geheimnisse zu entringen.
Glas und Glas ist zweierlei
Glas kann ein natürlicher Bestandteil vulkanischer Schmelzen (Laven) sein, die bei rascher Abkühlung erstarrt sind. Derartige Gläser können wegen ihrer unreinen Beschaffenheit nicht als optische Gläser Verwendung finden.
Künstlich hergestellt ist Glas eine erstarrte Schmelze von Silikatgemischen. Natürliches wie auch künstliches Glas sind anorganischer Herkunft und weisen eine amorphe Struktur auf. Kieselsand (Kieselsäure), Kalkstein (Kalzium) und Soda (Natrium) sind wesentliche Bestandteile einer Glasschmelze, die unter Temperaturen von 1.400°C und mehr miteinander verschmolzen werden.
Jeder dieser Grundstoffe ist ganz oder teilweise durch einen anderen ersetzbar, wodurch willkürliche Veränderungen der Glasqualität und seiner Eigenschaften erzielt werden können.
Die Glasherstellung
Die erhitzte, glühende Glasflüssigkeit besteht aus einem Gemenge, das je nach den verlangten optischen Eigenschaften aus einer unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung besteht. Kalium statt Natrium bewirkt, daß es schwerer schmelzbar ist, ein Zusatz von Bleioxyden verleiht Farbstreuungsvermögen (Kristallglas, Flintglas). Phosphorsäure statt Kieselsäure ergibt ultraviolett-durchlässige Phosphatgläser, während der Zusatz von Metalloxyden Färbungen des Glases erzielen läßt.
So ergibt z. B. Kobalt blaue, kolloidales Gold rubinrote, Eisen braunrote, Chrom grüne und Mangan violette Glasfärbungen, die zur Herstellung von Filtergläsern für die verschiedenen photographischen Zwecke verwendet werden.
Durch die Beimischung großer Mengen von Karbonaten und Nitraten führt der Glassatz Stoffe mit, die während der Schmelze bei hohen Temperaturen in Form von Gasen frei werden und blasenförmig im Glasfuß treiben.
Ziel einer Glasschmelze ist möglichst reines, blasenfreies Glas; es wird erreicht durch den Zusatz von sogenannten Läutermitteln, die für den Auftrieb dieser Blasen sorgen. Bei normalen Gläsern ist dieses Verfahren im allgemeinen erfolgreich.
Extrem hochwertige optische Gläser lassen sich jedoch auch heute noch nicht völlig blasenfrei herstellen. Nachdem das glühende Glasgemenge in flüssiger Form aus dem Schmelzhafen ausgegossen und in eine entsprechende Blockform gebracht ist, erfolgt ein langwieriger, sich auf mehrere Wochen erstreckender Abkühlungsprozeß, wobei eine gesteuerte Kühlung in elektrisch beheizten Öfen den genau berechneten Abkühlungskurven entsprechend durchgeführt werden muß.
Die Fehlerscheinungen (Blasen, Schlieren, Spannungen) führen dazu, daß allgemein nur 1/2 bis 1/4 jeder Glasschmelze verwendbar ist. Bei extrem hochwertigen optischen Gläsern, die unter Verwendung seltener Erden hergestellt werden, ist der Ertrag an brauchbarem Glas noch geringer, obwohl hier kleine Bläschen die optische Leistung des Glases nicht beeinträchtigen und u. U. mitverwendet werden.
Die Weiterverarbeitung
Nachdem der Glasblock einer Schmelze nach Wochen (Anmerkung : bei Schott in Mainz sind es etwa 1°C pro Tag) abgekühlt ist, erfolgt die Zerteilung durch Metallsägen, die mit Diamantstaub besetzt sind. In kleinere Platten und Blöcke zerlegt, wird nun das optische Glas von Fachleuten kritisch untersucht und die verwertbaren Stücke ausgewählt.
Diese kommen nun nach paßgerechter Beschneidung zur weiteren Bearbeitung auf die Linsenschleifmaschine, die in langwieriger Arbeit mit Schmirgelschleifmittel jedem aufgekitteten Glasblock die endgültige Linsenform gibt. -dbs-
Laudatio : 50 Jahre Kino-Bauer (Sept. 1955)
Die Firma Eugen Bauer GmbH., Stuttgart-Untertürkheim, begeht in diesen Tagen die Feier ihres 50jährigen Firmenjubiläums. Sie kann damit auf ein halbes Jahrhundert erfolgreicher Arbeit auf dem Gebiet der Kinotechnik zurückblicken und gehört zu den wenigen Firmen, die bei der Entwicklung der Kinematographie von Anfang an dabei waren und an führender Stelle den Weg zu dem heutigen hohen Stand der Kinotechnik mitgingen.
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Die Anfänge in 1905
Im Jahre 1905 gründete Eugen Bauer eine Firma, die sich zunächst mit der Reparatur und Herstellung feinmechanischer und elektrotechnischer Geräte beschäftigte, bis im Jahre 1907 der Inhaber des ersten Stuttgarter Kinos eine Vorführmaschine der Firma Pathe-Freres zur Instandsetzung brachte.
Herr Bauer fand an dieser Arbeit Freude; sie stellte etwas Neues dar und versprach - wie sich später herausstellte - lohnend zu werden, um so mehr, als es damals in Deutschland nur wenige Firmen gab, die „Kinematographien" herstellten.
Noch im gleichen Jahr begann Eugen Bauer mit der Konstruktion seines ersten Projektors, und bereits 1908 wurden die damals bestehenden zwei Stuttgarter Kinos mit den ersten Bauer-Maschinen ausgerüstet.
Dank ihrer Stabilität und guten Ausführung fanden die Bauer-Kinomaschinen bald bei den Kinobesitzern der weiteren Umgebung, später auch in Süddeutschland und den angrenzenden Ländern einen guten Absatz.
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Damals völlig neu : die Aufwickelspule
Der Bauer-Projektor von 1907 hatte als erster eine Aufwickelspule, während bis dahin der durch den Projektor gelaufene Film in einem Korb aufgefangen wurde!
Es gab auch zu dieser Zeit noch keinen Vorführschein und keine Prüfung. Die technische Ausbildung erhielt der Vorführer vom Hersteller der Kinomaschine, so daß Eugen Bauer nicht nur Konstrukteur und Hersteller von Kinomaschinen war, sondern auch Lehrmeister der ersten Vorführer.
Bei den damaligen Vorführungen war nicht nur der Vorführer mit der Bedienung der Maschine und der Lichtquelle beschäftigt, die aus einem Kalklichtbrenner bestand; auch der Theaterbesitzer hatte seine "Beschäftigung", da damals die Filme durch einen Sprecher „erklärt" oder durch einen Pianisten musikalisch untermalt wurden. Er mußte also den „synchronen" Ablauf zwischen Bild, Erklärer und Musik überwachen, was nicht immer ganz einfach war.
1910 entstand dann ein weiterer Bauer-Projektor mit elektrischem Antrieb - (die vorhergehenden Modelle wurden mit der Hand betrieben) - und elektrischer Bogenlampe sowie mit Feuerschutztrommeln, eine Ausführung, die schon Ansprüche an Leistung und Sicherheit erfüllen konnte.
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1914 der Bauer-Projektor mit Metallfuß
1914 enstand ein weiterer Bauer-Projektor mit gekapselten Getriebeteilen und festem Metallfuß mit neigbarer Tischplatte. Auch ein Anbau-Dia-Gerät war vorhanden, so daß dieses Modell in vielen Teilen schon den heute üblichen Vorführmaschinen glich.
Der Umsatz der Projektoren war im ständigen Steigen begriffen und die Lieferung erstreckte sich auf das damalige Reichsgebiet, und sogar ins Ausland konnten Maschinen exportiert werden.
1919 der erste Stahlprojektor Bauer M5
1919 wurde durch den heutigen Entwicklungsleiter, Herrn Wacker, der erste Stahlprojektor Bauer M5 geschaffen. Damit wurde an Stelle von Messing erstmalig Stahl für die Laufwerke der Bauer-Maschinen verwendet.
Ein Beweis für die Stabilität dieser Maschinen ist die Tatsache, daß heute noch zahlreiche Maschinen dieses Typs zufriedenstellend laufen.
1925 - die ersten spiegelbildlichen Projektoren
1925 brachte Bauer den ersten Links-Projektor heraus, der für kleine Vorführräume bestimmt war, in denen er zusammen mit einem Rechtsprojektor zu einer „Einmann-Einrichtung" verbunden wurde und in den damals überwiegend kleinen Vorführräumen erst eine ordnungsgemäße Vorführung ermöglichte.
Im gleichen Jahr wurde übrigens erstmalig auf einer Kino-Photo-Ausstellung in Berlin mit einem Bauer-M5 Projektor bei 35A Reinkohlenlicht eine Großprojektion auf eine Bildwand von fast 100qm Fläche (!) durchgeführt.
1928 - Verlegung auf das Werkgelände in Untertürkheim
Die Weiterentwicklung und Vergrößerung der Firma führte im Jahre 1928 zur Verlegung auf das heutige Werkgelände in Untertürkheim. Der Tonfilm brachte auch für die Firma Bauer neue Aufgaben. Für den Nadeltonfilm, als Vorläufer des Lichttonfilms, wurde von Bauer eines der ersten „Nadeltongeräte" für Schallplatten- Abtastung geschaffen.
Der 1930 einsetzende Lichttonfilm führte zur Konstruktion der ersten Bauer-Lichttongeräte und zur Entwicklung des Tonfilm-Projektors Bauer M7 mit gekapseltem Gehäuse für alle Getriebeteile, ölumlaufschmierung und Vierdüsenluftkühlung in der Filmtüre und in der Filmbahn, die auch heute noch ein Konstruktionsmerkmal der Bauer-Projektoren bildet.
1930 - die Bauer Tonfilm-Koffer-Projektoren
1934-1936 entstanden weitere Konstruktionen: Standard 7 und Standard 5 mit Hinterblende. Anschließend brachte Bauer 1936 den Projektor Super 7 heraus, der vollkommen gekapselt war, also einen vollkommen geschlossenen Filmweg hatte, wie er heute noch viel im Ausland vorgeschrieben ist, und u.a. auch schon einen Schleifenbildner hatte.
Für die Anfang der 1930er Jahre aufkommenden Tonfilm - Wanderkinos wurde von Bauer der Tonfilm-Koffer-Projektor Sonolux I mit Röhrenlampe geschaffen, dem später eine leichtere und handlichere Ausführung Sono1ux II folgte, die heute noch in vielen Wander-Unternehmen zufriedenstellend im Gebrauch ist.
Von 1936-1939 entstanden dann die sog. „Bauer-B-Typen", und zwar: Bauer B5, B6 und B8. Als moderne Lichtquelle wurde die Bauer HI 75 entwickelt, der vor einiger Zeit die Höchstleistungslampe HI 110 folgte, die Lichtleistungen für alle heute vorkommenden Bildgrößen ermöglicht, wie es gerade die letzte Zeit (Waldbühne, Locarno, Drive-in Theater, Pretoria) bewiesen hat.
Für besondere Verwendungszwecke in den Filmstudios wurden u. a. Zweiband- Projektoren entwickelt.
Erster Bauer-Projektor aus dem Jahr 1907 mit Kalklicht als Lichtquelle (Archivbiltf: Bauer)
Bauer B 12-Projektor mit Lichtton- und Klangfilm-Vierspur-Magnettongerät (Werkbild: Bauer)
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Dann neu : Die Bosch Fernseh-Filmabtaster
Ferner entstanden in Zusammenarbeit mit der Fernseh GmbH., Darmstadt, die ebenfalls eine Tochtergesellschaft von Bosch ist, Fernseh-Filmabtastgeräte für 35mm und 16mm Film.
Die steigende Bedeutung des Schmalfilms führte zur Entwicklung von 16- und 8mm-Schmalfilm- Geräten für Wissenschaft, Unterricht und Werbung, sowie für den gewerblichen Vorführbetrieb.
Die hierfür entwickelten Tonfilmgeräte sind unter den Bezeichnungen Selecton II W (für Wanderbetrieb), Selecton II O (ortsfest) und Pantason bekannt geworden.
Auch auf dem 8mm-Gebiet entstanden beachtliche Konstruktionen, wie z. B. die Kassetten-Kamera Bauer 8. In diese Zeit fällt auch die Verbindung mit der Klangfilm-Abteilung von Siemens & Halske, die im Zuge der Weiterentwicklung zu der bewährten (Achtung : Eigenlob) „Bauer-Klangfilm - Kombination" führte.
1950-1952 - der Bauer B12 Projektor
1950-1952 entstand als vorläufig modernster Projektor der Bauer-Fabrikation der Bauer B12, der als erster Bauer-Projektor mit der lichttechnisch bewährten Kegelblende ausgerüstet wurde und für große Theater und für Breitwand-Projektion eine steigende Verwendung findet.
Das erweiterte Produktionsprogramm machte eine Vergrößerung der Fabrikations- und Entwicklungswerkstätten erforderlich, die ihren Niederschlag in Erweiterungsbauten fanden, die 1954 begonnen und in den letzten Wochen (in 1955) beendet wurden, so daß nunmehr eine um 1.300 qm vergrößerte Fertigungsfläche zur Verfügung steht.
Mit dem Abschluß dieser Bauarbeiten konnte die Belegschaft der Eugen Bauer G.m.b.H. auf über 500 Arbeiter und Angestellte vergrößert werden. Der Leitspruch der Bauer-Fabrikate: „Klar das Bild, rein der Ton, das ist Bauer-Präzision" wird auch den kommenden Entwicklungen das Gepräge geben und damit dem Namen Bauer weiter seine Weltgeltung erhalten. -Z-