Neue Tonwiedergabe-Verfahren (ist das ein neuer Teil ?)
Der im Jahre 1928/29 eingeführte Tonfilm wurde ständig hinsichtlich Bild und Ton verbessert. Aufnahme, Entwicklungsprozeß und Kopieren brachten vielfältige Aufgaben, so daß eine Steigerung der Bild- und Töngüte nur schrittweise gelang.
Meilensteine der filmtechnischen Entwicklung waren verbesserte photographische Emulsionen, Entwicklung neuer Schriftarten für den Tonstreifen, angepaßte Kopierbedingungen und Vervollkommnung der Wiedergabegeräte.
Hierdurch konnte der Lichttonfilm im Laufe der Jahre zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Nur wenige Besucher der Lichtspielhäuser sind sich der Fortschritte bewußt, weil die Verbesserungen ganz allmählich vor sich gingen.
Einen weiteren beträchtlichen Auftrieb verursachte die Einführung des Farbfilms, die wiederum zahlreiche Aufgaben mit sich brachte. Letzthin gab die Konkurrenz des Fernsehens in den USA den Anstoß, inzwischen entwickelte verbesserte Verfahren in die Praxis einzuführen, die durch die erforderlichen Aufwendungen für die Lichtspielhäuser bis dahin noch nicht verwendet wurden. Besonders bedeutsam sind die Verbesserungen des Tones durch Anwendung des Magnettones bei der Theaterkopie und durch die Entwicklung der stereophonischen Aufnahme und Wiedergabe.
In den letzten Jahren hatte die Magnettontechnik so große Fortschritte gemacht, daß heute im Aufnahmeatelier bis zum Lichtton-Negativ beinahe nur mit Magnetton gearbeitet wird.
Die Anwendung des Magnettones bei der Theaterkopie brachte weitere klangliche Verbesserungen, da die magnetische Tonaufzeichnung hinsichtlich der Verzerrungsfreiheit, Bandbreite und Dynamik überlegen ist. Die Entwicklung des stereophonischen Tones wird in Deutschland bereits seit etwa 20 Jahren betrieben, so daß dieser technisch bereits bei Kriegsausbruch in der Praxis hätte angewendet werden können.
Für Stereo sind mindestens zwei Tonkanäle erforderlich
Zur echten stereophonischen Übertragung sind mindestens zwei Tonkanäle erforderlich, um einen räumlichen Klangeindruck zu erhalten. Dabei müssen von den Aufnahme-Mikrophonen über die Tonträger bis zu den Wiedergabe-Lautsprechern getrennte Kanäle benutzt werden.
Die Darstellung (1a) zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer bis dahin ausschließlich verwendeten einkanaligen Lichtton-Anlage, während (1b) das Schema einer Magnetton-Anlage mit drei Kanälen und einem Effektkanal erkennen läßt (Conemascope-Technik).
Bereits die Einführung des Magnettones an Stelle des Lichttones bringt eine Verbesserung der Wiedergabegüte; noch größer ist jedoch der Qualitätsgewinn durch Anwendung der Stereophonie, weil die Natürlichkeit des Tones dabei so sehr erhöht wird, daß der Unterschied zwischen dem Originalklang und der elektroakustischen Übertragung nur ganz gering ist.
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- Anmerkung : Eine sehr unglückliche Vermischung im Sprachgebrauch der Begriffe - zwischen der räumlichen Wiedergabe und der Klangqualität. Denn Stereo hat mit der Klang- oder Ton-Qualität nichts zu tun.
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Beim CinemaScope-Verfahren wird das Bild hinsichtlich der Größe, des Bildwinkels und Kontrastes verbessert, die Breitwand-Leinwand angewendet und außerdem durch Anwendung des Magnettones und der Stereophonie für den Ton eine wesentliche Qualitätssteigerung erzielt.
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Die Erklärung des Perspecta-Sound-Systems
Üblich sind drei Tonkanäle und ein zusätzlicher vierter Kanal für besondere akustische Effekte (1b). Der Filmstreifen trägt also vier Magnettonspuren. Beim Perspecta-Sound-System, das neuerdings von einigen amerikanischen Produktionsgesellschaften angewendet wird, werden einer Einspur-Tonaufzeichnung drei Steuerfrequenzen von 30, 35 und 40 Hz beigemischt.
Diese Steuerfrequenzen sind in der Amplitude veränderbar und steuern ein Regelgerät, das den Ton auf drei Verstärker- und Lautsprechergruppen verteilt. Die grundsätzliche Anordnung des Perspecta-Verfahrens zeigt Abb. lc.
Erreicht wird damit, daß der Ort der hörbaren Schallquelle so gelegt wird, daß er mit dem Ort der im Bild sichtbaren Schallquelle übereinstimmt; es wird also ein Richtungshören, aber keine echte Stereophonie erzielt.
Zur Wiedergabe wird ein besonderes Regelgerät in Form des sogenannten Integrators benutzt, wodurch die Intensität der drei Lautsprecher gesteuert wird. Mit Rücksicht auf die genannten drei Steuerfrequenzen wird die untere Grenzfrequenz auf etwa 70 Hz verlegt, so daß die besonders tiefen Töne nicht mit übertragen werden können.
Die neuen Tonverfahren stellen an die Güte der Einzelgeräte hohe Forderungen. In der jetzigen Übergangszeit laufen zunächst mehrere Verfahren nebeneinander, so daß es zweckmäßig erscheint, die Geräte so zu konstruieren, daß Ergänzungen und Erweiterungen leicht durchgeführt werden können.
Das Aufbausystem der Klangfilm trägt allen Möglichkeiten Rechnung. Die Verwendung von einsteckbaren Kassetten für Vorverstärker hat sich gut bewährt. Die Zusammenfassung der Vorverstärker zu einem raumsparenden Verstärkergestell ist in der rechten Hälfte von Abb. 2 gezeigt, während auf der linken Hälfte dieser Abbildung die konstruktive Lösung für die Leistungsverstärker ersichtlich ist.
Dieses Verstärkergestell enthält bereits die volle Verdrahtung für vier Tonkanäle; es kann jedoch je nach dem vorgesehenen Tonverfahren zuerst auch mit weniger als vier Verstärkern ausgerüstet werden. Bei nachträglicher Erweiterung können dann weitere Verstärker ohne Schwierigkeit eingebaut werden. E. Tsch.
Abb. 1a.
Abb. 1b. Magnetton-Dreikanal und zusätzlicher Effektkanal
Abb. 1c. PERSPECTA-Verfahren
Klangfilm-Verstärkergeslelle. Links: Hauptverstärker, rechts: Vorverstärker
(Werkbild: Siemens)
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