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typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

Sowohl die Ampex wie die RCA MAZen waren "pflegebedürftig"

Wenn man den 4. oder 5. nachträglich ergänzten Wasserab- scheider sowie den nachträglich eingebauten Druckminderer in der Druckluftversorgung sieht, mit europäischen metrischen Anschlüssen, dann erkennt man, hier mußte heftigst nachgebessert werden.

Auch war der originale MAZ-Ton (bei Ampex wie auch bei RCA) auf bescheidenem Mittelwellen oder Schellack-Platten- Niveau und das gefiel den unsrigen Qualitätsfanatikern bei den "Anstalten" natürlich nicht.

Das IRT (Institut für Rundfunktechnik) musste ran - die ARD- "Anstalten" und später auch das ZDF hatten vereinbart, daß alle technischen Anschaffungen vom IRT beurteilt werden sollten - und die MAZen für ARD und ZDF wurden (anfänglich noch nicht) vor der Auslieferung mit anderen oder modifizierten Tonköpfen nachgerüstet. Um "wieviel" besser der Ton jetzt war, entzieht sich unseren Nachforschungen. Von den damaligen MAZ- Spezialisten ist (fast) niemand mehr da.
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Jede Menge "Nachbesserungen" in den beiden TR22 .....

Unsere beiden RCA TR22 wurden ursprünglich beim ZDF angeschafft. Am Anfang gab es ja nur AMPEX und RCA, von den Japanern war noch keine Spur, obwohl die mit riesigem Aufwand versuchten, schon recht früh die AMPEX Patente (und nicht nur die) zu umgehen. Ampex hatte Lieferschwierigkeiten. Auch die FESE in Darmstadt war erst 5 Jahre später (1967) mit ihrem RCA-"Clone" (das war diese BCM-40) auf dem europäischen Markt.

Wenn man sich mit aufmerksamen Augen Einschub für Einschub - und es gibt in der TR 22 ganz viele Einschübe - vornimmt, sieht man, an welchen Stellen Kondensatoren oder Schalter oder Drähte ausgetauscht oder umgelegt wurden. Auch nachgerüstete Platinchen mit ein oder zwei Transistoren sind zu finden. Am sichtbarsten wurde bei der Pneumatik nachgerüstet, denn dort schien es oft zu Fehlern zu kommen.
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Auch im Dauerbetrieb gab es Schwächen

Potentiometer fingen an zu "kratzen" (das sind Aussetzer im Einstellbereich) und das in Regelkreisen, die dann natürlich ausflippten und von 0 auf 100% und zurück sprangen, ehe der gewünschte eingestellte Wert erreicht wurde. Es waren nicht überall die "military grade" Qualitäten verbaut. Andere Draht-Potis wurden zu heiß, warum auch immer.

Taster und Schalter hatten auf einmal sogenannte Prell-Erscheinungen, wenn ein Taster das Signal kurz hintereinander 2 mal abschickt. Wieder andere Hightech-Taster und Schalter gingen plötzlich gar nicht mehr und mußten getauscht werden. Man sieht das an den seltsamen Lötstellen, die ja allermeist im Halbdunkel in hektischer Eile angefertigt wurden.

Tom hatte erzählt, daß speziell die Bedientasten des Laufwerks anfällig waren - obwohl dort edelste Qualität verbaut war - und auf einmal das Rückspulen nicht mehr gestartet werden konnte. Soetwas ist in einer aktuellen Sendung natürlich ganz schlimm, wenn der Redakteur anordnet, "nochmal von vorne, wir haben den Einstieg verpaßt" und der MAZ-Techniker konnte auf dieser Maschine nicht zurückspulen.

Ein Thema - auch damals schon - sind natürlich die große Anzahl von Elektrolyt- Kondensatoren in allen nur möglichen Signalwegen. Der ganze Schrank wurde zwar belüftet und gekühlt, doch auch dabei können Elektrolyte verdampfen oder austrocknen.
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Für uns Europäer besonders gewöhnungebedürftig - Zoll-Schrauben und Torx - was war den das ?

Daß die Amerikaner bei der Entwicklung von Hightech damals wie auch heute keine Rücksicht auf den Rest der Welt, also diese komischen "offshore"- Länder genommen hatten, war normal - zumal die ersten Ampex VR1000 Recorder 1958 quasi nach Europa entführt werden mußten.

Alles war in der US-Zoll-Technik, die Kreuzschlitz-Schrauben, die Inbus-Schrauben, die Maschinen-Sechskant-Schrauben, auch die für uns Europäer neuen Torx-Schrauben. Bei uns hier in Wiesbaden hatte ich bereits 1972 Kontakte zu jungen Amerikanern bei der US-Airforce und die besorgten mir aus den amerikanischen Quellen diese amerikanischen Werkzeuge, von den ich seit 40 Jahren sehr erfolgreich zehre.
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Die periodische Systempflege der Maschine

Die 3 dicken Motoren unten  im Bauch der TR22 hatten natürlich Luft-Filter, sowohl der Kompressor wie auch der Lüfter. Und die ganzen Wasserabscheider der Druckluft-Versorgung mußten auch periodisch überprüft werden.

Bei der Demontage einer solchen 60 Jahre alten Maschine sieht man exemplarisch, wo es dann doch gehapert hatte. Dieser Schrank wohnt bzw. steht zwar auf 4 kräftigen belastbaren Doppelrollen, doch die ganze Kiste wiegt an die 180 Kilo. Dieses schwer bewegliche Teil läßt man am besten an der Wand stehen, bis eben irgend etwas ausfällt und alle schreien. Denn solche Ausfälle kamen meist abends bei der Sendung vor, wenn die Bild- bzw. MAZ-Meßtechnik schon lange zuhause war.

Die Filter unserer Maschine sind mit Staubflusen dicht, ratzeputze dicht. Die hat in den letzten Betriebs- bzw. Lebensstunden keiner mehr gesäubert. Ich kann natürlich nicht mehr herausfinden, durch wieviele Hände von kleinen und kleinsten Video-Firmen solch ein 2" Recorder gegangen war, als er beim ZDF ausgmustert wurde.

Die ganzen alten 2" Bänder wurden bei den Anstalten und privaten Sendern und Firmen erst spät aus den Archiven geholt und mehr oder weniger qualifiziert bewertet und auf digitale Medien überspielt (oder entsorgt). Danach wurden diese Recorder nicht mehr gepflegt und erst mal in irgend einem Keller stehen gelassen.

Wir dürfen nicht vergessen, die Quadruplex-Kopfräder hatten nach den 150 garantierten Kopfstunden auch bei der "nur"-Wiedergabe deutliche Qualitätseinbußen, die mancher auftraggebende Sender so nicht mehr akzeptierte. Die Aufarbeitung solch eines Kopfrades bei Ampex oder RCA oder bei lizensierten Dienstleistern für die nächsten 150 Stunden kostete rund 6.000.- US Dollar, bis die 2" Zeit vorbei war und es keiner mehr gemacht hatte oder keiner mehr da war, der es überhaupt konnte.
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